Röhrensender Telefunken ARS 78
Abbildungen: Wolfgang Thelen (1) und H. Thurn (2)  -© Heinrich Busch, Hambergen

Die vier Gehäuse des 1-KW-Röhrensenders ARS 78 von 1917 (auch: 1-KW-U-Boot-Sender)
Ab 1917 baute Telefunken diesen mit 1 kW-Antennenleistung für damalige Verhältnisse recht starken Röhrensender. Er war für den Einsatz auf U-Booten gedacht, die vor der Atlantikküste der USA operierten. Von dort reichten die bis dahin eingesetzen Tonfunkensender und auch die schon verwendeten Röhrensender geringerer Leistung (150 bis 500 Watt) nicht für eine ständige sichere Funkverbindung nach Deutschland. Die Abkürzung ARS steht für "Allgemeiner Röhren-Sender". Der ARS 78 wurde, seiner Verwendung nach, auch "1-KW-U-Boot-Sender" oder "1-KW-Röhrensender" genannt.
Der Sender arbeitete ohne Zwischenkreis und war in 4 Holzgehäusen untergebracht. Im Foto oben steht links das "Röhrengerät", in dem zwei Röhren RS18 parallel arbeiten. Ausserdem ist hier die Gleichrichterröhre untergebracht. Das zweite Gehäuse (v.l.) ist das "Hochfrequenzgerät"[¹], er wurde auch als "Anodenspulenkasten"[²] bezeichnet, was mehr auf seine Funktion hindeutet. Der "Kasten" enthält Anodenspule, Gitterkondensator und Gitterdrossel. Die beiden Gehäuse rechts sind je eine Antennenverlängerung mit Antennenvariometer und Stufenspule.
Schaltung von Maschinenkreis, Gleichrichter
und Senderöhren
Schaltung des HF-Kreises
Der Sender wurde mit Variometer und Verlängerungsspule nach einer Eichkurve abgestimmt. Die Werte für Anoden- und Gitterkopplung ergaben sich aus einer zweiten Eichkurve. Nach dem Einschalten des Senders musste mit einem "Wellenmesser" kontrolliert werden, ob die gewünsche Frequenz vorhanden ist. Kleine Abweichungen wurden mit dem Antennenvariometer ausgeglichen.[¹]Der ARS 78 wurde, je nach Einsatzgebiet, für unterschiedliche Frequenzbereiche zwischen 100 kHz und 750 kHz (3000 bis 400 Meter) hergestellt.[²] 
Der ARS 78 wurde anscheinend 1917/18 in grösseren Stückzahlen produziert, und nach dem Krieg auch anderweitig verwendet. Im Herbst 1919 z.B. wurde - und deshalb gehört der Sender in diese Sammlung - ein Gerät von der Marine an Norddeich Radio übergeben und dort im Sommer 1920 mit einem Telefonie-Zusatz ausgerüstet. Vom 6. Oktober 1920 an wurde mit ihm der Wetterfunk funkmündlich verbreitet. Mit diesem 1-KW-Röhrensender konnte Norddeich Radio auch Verbindung mit den Schiffen der Hochseefischerei halten. Der Telefonie-sender brachte grosse Erleichterung im Verkehr zwischen den Reedern und ihren Schiffen.
Ab 1921 baute die DEBEG auch auf Handelsschiffen die ersten Röhrensender ein. Die "Cap Polonio" der Reederei Hamburg Süd z.B. sendete mit dem Telefunkensender CP I auf Langwelle 146,3 kHz (2050 Meter), Norddeich Radio mit dem ARS 78 auf 166,6 kHz (1800 Meter). Im Mai 1922 gelangen Telegrafieverbindungen zwischen Norddeich Radio und der "Cap Polonio", als sie sich in 6000 km Entfernung 200 Meilen südlich der Kap Verdischen Inseln befand. Die Telefoniesendungen von Norddeich Radio konnte die "Cap Polonio" nur bis etwa Höhe Dieppe aufnehmen.[³]

Quellenangaben:
[¹] H. Thurn: "Das drahtlose Telegrafieren und Fernsprechen mit Hilfe von Kathodenröhren" (1920), Seiten 63 - 73
[²] Fritz Trenkle: "Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945", Band 1 "Die ersten 40 Jahre", Seiten 109 + 174
[³] Festschrift "50 Jahre Norddeich Radio" (1957) Seiten 23 - 25
Bildnachweis:

Bild 1  Urheber gem. §7 Urh.G.: Wolfgang Thelen  (Mit freundl. Genehmigung 2006)
Bild 2 und Bild 3 Quelle: H.Thurn in "Das drahtlose Telegrafieren und Fernsprechen mit Hilfe von Kathodenröhren" (1920 / Abb. 57 Seite 65 und Abb. 58 Seite 66)
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Version: 08-Dec-06 / Rev.: 26-May-10 / 11-Apr-15 / HBu