Elbe-Weser Radio / DAC
Ein geschichtlicher Rückblick von Rolf Marschner, DL9CM

Erstaunlicherweise wurde die erste Initiative zur Anwendung der Funkwellen in Deutschland für den Seefunkdienst nicht von der Post, sondern vom "Norddeutschen Lloyd" ergriffen. Er kaufte zwei Marconistationen und installierte sie auf dem Feuerschiff "Borkum Riff" und in dem Leuchtturm auf der Insel Borkum. Schiffe, die das Feuerschiff passierten, hatten somit die Möglichkeit, ihr Passieren der Reederei zu melden und auch andere Nachrichten als "Semaphortelegramme" über das Feuerschiff zu leiten. Diese Telegramme waren 1875 auf der Telegraphenkonferenz in St. Petersburg eingeführt worden. Es war ein optischer Nachrichtenaustausch mit Signalstellen, die an das Telegraphennetz angeschlossen waren. Die Gebühren wurden beim Empfänger eingezogen. In Richtung Land-See vermittelte man ebenfalls Telegramme, diese lagerten so lange bei der Semaphorstelle, bis sich das Schiff meldete.
Die ersten Schiffe, die über Telegraphie (Morse) ihre Telegramme an das Feuerschiff sendeten, waren die Fahrgastschiffe "Kaiser Wilhelm der Grosse" und "Kronprinz Wilhelm". Da es diesen Schiffen aber nicht gelang, von der Wesermündung aus das Feuerschiff zu erreichen, eröffnete der "Norddeutsche Lloyd" eine weitere Küstenfunkstelle in der Wartehalle in Bremerhaven. Eingerichtet wurde diese Funkstelle von Adolf Slaby und Graf Arco. Diese private Küstenfunkstelle wurde über die Jahre immer auf dem neuesten technischen Stand gehalten und hat bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs bestanden. "LL" war das Rufzeichen dieser Funkstelle. Die "HAPAG" hatte bereits 1901 eine Küstenfunkstelle in Duhnen bei Cuxhaven errichtet und auf ihrem Schnelldampfer "Deutschland" eine Funkstation eingebaut die ebenfalls von der Slaby-Arco-Gruppe stammte. Die Funkgeräte waren den Marconi-Geräten weit überlegen, schon im Oktober 1901 konnte eine Distanz von 120 km überbrückt werden.
Obwohl die Slaby-Geräte eine grössere Leistungsfähigkeit besassen, baute die "HAPAG" auf ihren Schiffen Marconi-Funkstationen ein, denn auf den Fahrten über den Atlantik konnte man, wenn überhaupt, nur mit anderen Marconistationen verkehren. Das lag am sogenannten "Marconi-Monopol". "Lloyds London" hatte weltweit seine optischen Signalstellen in Küstenfunkstellen umgewandelt und sich vertraglich festgelegt, nur Marconi-Geräte einzusetzen.
Marconi hatte bereits 1896 über eine kommerzielle Nutzung der Telegraphie nachgedacht, fast gleichzeitig begannen die Professoren Slaby in Berlin und Braun in Strassburg ebenfalls auf diesem Gebiet zu arbeiten. Prof. Braun hat dann 1898 im Auftrage des Schokoladenherstellers Stollwerck aus Köln und des Reedereikaufmanns Georg Wilhelm Bargmann der "Hamburg-Manila-Linie" an der Entwicklung eines Funksenders und seiner Erprobung über grössere Entfernungen gearbeitet. Sein Assistent war der spätere Prof. Jonathan Zenneck. Man begann im April 1899 mit einem Sender am Leuchtturm an der "Alten Liebe" in Cuxhaven, der Empfänger stand auf der Kugelbake und wurde, hatte er ein Zeichen registriert, immer ein Stück weiter verlegt. Im Juni hatte man bereits die Entfernung bis zur Insel Neuwerk überbrückt. Beteiligt an diesen Versuchen war auch das Bäderschiff "Silvana", auf dem eine Sendeanlage eingebaut war. Der Empfänger stand auf der Kugelbake. Am 25. September 1900 gab es die erste Funkverbindung zwischen Helgoland und Cuxhaven. Am 29. Oktober strandete bei einem heftigen Sturm der Viermaster "H. Bischoff" auf dem "Grossen Vogelsand", das Feuerschiff "Elbe 2", das ebenfalls schon mit einer Telegraphie-Funkanlage ausgerüstet worden war, rief drahtlos Hilfe herbei.
Im April 1904 wurde in Cuxhaven eine Marinefunkstation in Betrieb genommen, untergebracht war sie im hamburgischen Staatsschuppen an der "Alten Liebe". Sie lag ganz in der Nähe des Telegraphen- und Postamtes 2, und obwohl sie als Marinestation in Betrieb genommen wurde, vermittelte sie auch Telegramme für die Öffentlichkeit. Wichtigster Verkehrspartner war das Feuerschiff "Elbe 1", Der Hamburger Senat hatte dieses Schiff mit einer Funkanlage ausgerüstet.
Die Funkensender waren noch schlecht abstimmbar und sehr breitbandig, das heisst, sie waren mit Empfängern, die in der Nähe standen, über das gesamte Band zu hören. Es durfte daher immer nur eine Funkstelle arbeiten. Ab 1910 arbeiteten auf der Marinestation auch Postbeamte und im April 1912 wurde sie von der Deutschen Reichspost übernommen. Dieses Datum ist das Traditionsdatum der Küstenfunkstelle "Elbe-Weser Radio". Da es noch keine öffentliche Stromversorgung gab, wurden die Sender aus Batterien gespeist, die mit einem Generator, aus Benzinmotoren angetrieben, aufgeladen wurden. Drei Holzmasten aus Pitchpine-Holstangen dienten als Antennenträger, der höchste von ihnen, 42 m,  wurde von der Marine gleichzeitig als Signalmast benutzt.
Am 30. März 1905 wurde die erste "Vorschrift über den Gebrauch der Funkentelegraphie im öffentlichen Verkehr" vom Reichspostamt herausgebracht. Hierin wurden die Begriffe "Schiffsstation", Küstenstation", und Funkentelegramme definiert. Eine Telegraphenordnung des Deuschen Reiches band die Betriebsabwicklung an den "Internationalen Telegraphenvertrag" und es erschien die erste Rufeichenliste der Küstenstationen und Handelsschiffe.

Rufzeichen aus dieser Zeit
Für Öffentliche Funkstellen:
Cuxhaven: KCX
Helgoland: KHG
Borkum Leuchtturm: KBM
Feuerschiff "Borkumriff": FBR

Für beschränkt öffentliche Funkstellen:
Bremerhavener Lloydhalle: KBH
Feuerschiff "Elbe 1": FEF
Feuerschiff "Weser": FWF

Für Schiffsfunkstationen:
"Deutschland" DDL
"Moltke" DDM
"Blücher"  DDB
"König Albert" DKA
"Meteor" DMR
"Cap Ortegal" DCO
"Cap Blanco" DCB
"Kaiser Wilhelm der Grosse" DKW
"Kronprinz Wilhelm" DKP
"Kaiser Wilhelm II" DKM

1925 wurde verstärkt auch in der Hochseefischerei Seefunk betrieben, 1908 hatte man bereits drei Cuxhavener Fischdampfer mit Funkstationen ausgerüstet, der Nutzen war aber nicht sehr gross, denn es konnten nur ganz kleine Antennen aufgespannt werden, die daher keinen grossen Wirkungsgrad hatten. 1925 gab es die ersten Röhrenempfänger und es wurden Reichweiten von 100 sm am Tage erzielt, die sich in der Nacht um ein Vielfaches erhöhten.
Die Funkstellen in dieser Zeit benutzen für das Senden und Empfangen nur eine Antenne. Hatte man gesendet und wollte empfangen musste ein grosser Schalter umgelegt werden. Diese Unbequemlichkeit konnte nur durch eine Trennung der Sende- und Empfangsanlagen abgeschafft werden. 
Nach dem Ersten Weltkrieg forderten die Bremer Reeder aber auch andere Wirtschaftskreise eine öffentliche Küstenfunkstelle an der Wesermündung. Am 30. Oktober 1925 errichtete die Postverwaltung daher die Küstenfunkstelle "Bremerhaven Radio". Die Empfangsfunkstelle befand sich im Telegraphenamt in der Schifferstrasse, die Sendestelle in der Nähe des Bahnhofs Wulsdorf. Antennenträger waren drei 35 m hohe Eisengittertürme. Als Rufzeichen wurde das von der "Lloyd-Funkstelle" bis dahin benutzte "KBH" übernommen, die Lloydfunkstelle bekam das neue Rufzeichen "KBX".
Mit Einführung des öffentlichen Rundfunks in Cuxhaven im Jahre 1924 musste die Küstenfunkstelle "Cuxhaven Radio" umgestaltet werden. Es wurde eine neue Sendestelle in Sahlenburg errichtet. Die Empfangsfunkstelle musste 1930 aufgrund der sich verschlechternden Empfangsergebnisse in einem Gartenpavillon nach Duhnen verlegt werden. Dieser Notbehelf wurde 1931 durch eine neue Empfangsfunkstelle in Berensch überwunden.
Mit dem Umzug nach Berensch änderte sich auch der Name der Küstenfunkstelle. Aus der Funkstelle "Cuxhaven Radio" war "Elbe-Weser Radio" geworden.
Die Küstenfunkstelle "Bremerhaven Radio" wurde geschlossen, da man Dank der Röhrentechnik jetzt ohne Schwierigkeiten die Flussmündungen der Elbe und Weser von Cuxhaven aus versorgen konnte.
Es war eine Zeit, in der man in Berensch Menschen traf, die noch nie eine Eisenbahn benutzt hatten. Die neue Küstenfunkstelle mit ihren 30 m hohen Masten wurde im Dorf nur "Die Funk" genannt und wenn die Heuernte verregnete oder es während der Rübenpflanzung zu trocken war, gab man "Die Funk" die Schuld.
"Elbe-Weser Radio" war Tag und Nacht mit zwei Beamten besetzt. Für die Mittelwelle lag ihr Verkehrsbereich zwischen dem Feuerschiff "Norderney" im Westen und der Ostseeküste im Osten. Von hier ab begann der Verkehrsbereich von "Rügen Radio", dessen Bau übrigens genau so geplant war wie der von "Elbe Weser Radio" Im Grenzwellenbereich gab es keine Grenzen, hier wurde der Verkehr so abgewickelt, wie es technisch möglich war. Als der Sprechfunk eingeführt wurde hatte man eigentlich an einen Flussmündungsverkehr gedacht, d.h. man hatte Verkehr mit Bäderschiffen, Fahrzeugen der Seezeichenverwaltung und Schiffen die zwischen Wangerooge und Norderney verkehrten. Als einer der ersten Heringslogger wurde der "Adler" aus Bremerhaven mit einem Funksprechgerät ausgerüstet, ihm gelang es, von den Shetlandinseln ein Gespräch über "Elbe-Weser Radio" zu führen. Es war für alle eine grosse Überraschung, denn so etwas hatte man zu der Zeit von den Sprechfunksendern nicht erwartet. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die Funkausrüstung auf den Loggern dürftig, sie verfügten aber alle über einen Funkempfänger, mit dem sie den Hochseefunk abhören konnten, der von "Norddeich Radio" im Einseitigen Dienst ausgestrahlt wurde. Zuerst auf Langwelle, später dann auf der Grenzwelle. 
Der Grenzwellenverkehr hat das Nachrichtenwesen der Hochseefischerei völlig neu gestaltet. Nachdem man die Vorteile dieser Frequenz erkannte, wurden auf den Fischdampfern die Mittelwellen- nach und nach durch Grenzwellenanlagen ersetzt. Für Mittelwelle waren die Antennen auf den Fischdampfern zu klein und zu kurz, hatten zu wenig Kapazität für die tieferen Frequenzen. Auf Grenzwelle war auf den kleinen Fischdampfern die Abstrahlung besser zu lösen, das führte vor allem während der Dunkelheit zu wesentlich grösseren Reichweiten. 
Mit "Elbe-Weser Radio" entstand ein Nachrichtennetz, dessen Gebiet von der deutschen Nordseeküste bis ins Weisse Meer, der Barentssee über Spitzbergen und Jan Mayen bis Island und Gröndland reichte. Grossen Nutzen hieraus zog auch die Deutsche Seewarte, die Fischdampfer übermittelten ihre Wetterbeobachtungen durch "Seeobse", sie ergänzten damit das dürftige Netz der Beobachtungsstationen im Nordmeer und um Island, der Wetterküche Westeuropas.
Internationale Anruffrequenz war übrigens 1650 kHz. In Deutschland wurde auf der Grenzwelle Sprechfunk und auch Telegraphie betrieben, nur "Wick Radio" verkehrte von Nordschottland aus ebenfalls in Telegraphie mit den Fischdampfern. Mit Einführung der Grenzwelle wurde bei "Elbe-Weser Radio" auch ein "Funkärztlicher Beratungsdienst eingeführt.

Seefunkdienst im Zweiten Weltkrieg
Mit Beginn des Krieges wurde der öffentliche Funkverkehr eingestellt. "Elbe-Weser Radio" blieb aber weiter in Betrieb. Grossen Auftrieb erlebte der Seenotverkehr, dessen Träger die "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" in Bremen war. Im Rahmen dieses Seenotdienstes blieb ein gegenseitiger Austausch der Seenotmeldungen mit den englischen Funkstellen bis zum Ende des Krieges üblich. Seenotmeldungen, die mit der Einleitung "CQ" (an alle) von "Elbe-Weser Radio" ausgestrahlt wurden, bestätigte "Cullercoats Radio" mit der Einleitung "following received from". In gleicher Weise verfuhr "Elbe-Weser Radio".
Nach dem Kriege, am 18. Juni 1946, wurde die Küstenfunkstelle "Kiel Radio" eröffnet. Sie übernahm die Aufgaben im Ostseeraum. Im Mai 1948 durfte "Norddeich Radio" den Betrieb auf Kurzwellen wieder aufnehmen. Der Verkehr war sehr gering, erste Teilnehmer waren die US-Nachschubschiffe die auf der Fahrt nach Bremerhaven waren, mit denen vorher hauptsächlich nachts "Elbe-Weser Radio" über grosse Entfernungen auf Mittelwelle verkehrt hatte. Im Grenzwellenbereich entstand zwischen "Norddeich Radio" und "Elbe-Weser Radio" eine echte Konkurrenz. "Norddeich Radio" hatte den Vorteil, stärkere Sender einsetzen zu können, diese wurden von den Seefunkstellen bevorzugt, da sie zu der Zeit noch keine trennscharfen Empfänger hatten. "Elbe-Weser Radio" dagegen hatte langjährige traditionelle Beziehungen zu den Fischdampferfunkern und zu ihren Reedern.

Wetterfunkdienst
Am 15. August 1947 richtete das Deutsche Hydrographische Institut einen eigenen Seewarndienst über "Elbe-Weser Radio" ein. Bis 1948 hatte die Küstenfunkstelle den Auftrag alle von den Nachbarküstenfunkstellen "Scheveningen Radio" und "Blaavand Radio" ausgestrahlten Meldungen aufzunehmen und an den Seewarndienst weiterzuleiten. Žhnlich verfuhr "Kiel Radio" an der Ostseeküste, sie nahm die Meldungen von "Lyngby Radio" auf. Schon im Juni 1945 - wenige Wochen nach der Kapitulation - hatte "Elbe-Weser Radio" den Auftrag erhalten, regelmässig einen Wetterbericht in englischer Sprache zu senden. Als 1946 das Meteorologische Amt in Hamburg eröffnet wurde, erhielten "Kiel Radio" und "Elbe-Weser Radio" den Auftrag zweimal täglich einen Wetterbericht im Interesse der Sicherheit in englischer Sprache zu senden.

Zeitzeichendienst
Da die Kenntnis des Chronometerstandes für die astronomische Navigation unentbehrlich ist, und nach dem Kriege nicht alle Seefunkstellen ein Zeitzeichen ausländischer Funkstellen auf "Längstwellen" aufnehmen konnten, strahlte "Elbe-Weser Radio" ab dem 8. Dezember 1945 das Zeitzeichen der britischen Funkstelle "Rugby Radio" aus. 1950 wurde diese Aussendung eingestellt, dafür sendeten "Kiel Radio" und "Norddeich Radio" auf Grenzwelle ein Zeitzeichen des Deutschen Hydrographischen Instituts aus, das zusätzlich bei "Norddeich Radio" über zwei Kurzwellenfrequenzen für die weltweite Benutzung verbreitet wurde.

Nebelwarndienst
Ab 1. September 1954 verbreitete "Elbe-Weser Radio" auch Nebelnachrichten, wenn die Sichtweite beim Feuerschiff "Elbe 1", in Cuxhaven, Stadersand, Brunsbüttelkoog und Hamburg geringer als 1 500 m wurde. 1955 wurde dieser Dienst auf die Wesermündung erweitert. 1958 wurde dieser Dienst von "Norddeich Radio" übernommen.

Peilfunkdienst
Ende 1945 ordnete die britische Kontrollmission den Aufbau eines Peilnetzes an, das mit der Funkstelle "Elbe-Weser Radio" verknüpft werden sollte. Als Orte für Peilfunkstellen wurde die Insel Norderney, St. Peter Ording und die Insel Neuwerk bestimmt. Sechs ehemalige Marine-Peilfunker wurden eingestellt, man wollte die Peilfunkstellen ununterbrochen mit zwei Kräften besetzen. Untereinander waren diese Peilfunkstellen mit "Elbe-Weser Radio" durch unmittelbare Fernsprechleitungen verbunden. Der Peilbereich wurde im Norden durch die Breite 54ø 20' N und durch die Länge 04ø 30' E begrenzt. Schnell erreichte dieses Netz eine hohe Betriebsgüte. Zu Beginn wurden Mercator-Projektions-Karten verwendet, da auf diesen Karten die Funkwellen aber nicht gradlinig übertragen werden können, verwendete man für grössere Entfernungen eine Loxodrombeschickung, diese war sehr zeitraubend. Später wurden gnonomische Karten verwendet, auf diesen erscheinen die Ausbreitungswege der Funkwellen geradlinig.
Der Betrieb der Peilfunkstelle auf der Insel Neuwerk wurde zu einer grossen Belastung. Besonders im Winter, wenn es Eis auf der Nordsee gab, konnte man nur unter erschwerten Bedingungen Nachschub zur Insel bringen. Es hat bei diesen Fahrten auch Tote gegeben. Nur ganz langsam konnte der englischen "Radio Section" abgerungen werden, die Peilfunkstelle auf der Insel zu schliessen und durch eine neue Station auf dem Festland zu ersetzen. Neuer Standort wurde die "Holter Höhe" bei Altenwalde. Das neue Peilnetz wurde recht häufig benutzt, ab 1950 jedoch wurden aber immer weniger Peilungen angefordert, da auf den Seeschiffen modernere Navigationsmittel installiert wurden. Für die Schiffssicherheit erlangte es aber eine grosse Bedeutung. Einen Nachteil hatte das Peilnetz allerdings, es konnte nur auf der Mittelwelle betrieben werden. Von all den Schiffen, die nach dem Schiffsicherheitsvertrag von 1948 nur mit einer Grenzwellenanlage ausgerüstet waren, konnte es nicht genutzt werden. Man baute daher 1952 im Pferdemoor nördlich von Altenwalde eine neue Peilstation auf dem Fundament eines ehemaligen Marinepeilers auf. Es war ein Adcocksystem, benannt nach dem englischen Erfinder. Peilfrequenz war 410 kHz. Das Peilnetz blieb betriebswirtschaftlich gesehen ein grosser Unkonstenfaktor, es konnte nur durch viel Personalaufwand betrieben werden. Man stellte daraufhin die Anlage zu einer Sichtfunkpeilanlage um, die eine Peilanzeige durch einen Strich oder eine flache Elipse auf einem Bildschirm lieferte. Anfang 1950 war diese Umstellung vollzogen. Das Personal konnte drastisch verringert werden. Entbehrlich wurde dadurch auch der Beruf des Peilfunkers, denn jetzt wurde das Ergebnis nur noch abgelesen. Von "Elbe-Weser Radio" aus wurden nur noch Kontrollpeilungen, angeforderte Peilungen und Peilungen im Seenotfall durchgeführt. Im Juni 1963 brannte die Peilhütte des Adcockpeilers bei Altenwalde ab, die Ursache konnte nie ermittelt werden.
Schon 1956 waren Überlegungen laut geworden, die Küstenfunkstelle "Elbe-Weser Radio" zu schliessen und den Betrieb von "Norddeich Radio" aus durchzuführen. Wissenschaftliche Mitarbeiter des Funkamtes Hamburg führten im November und Dezember Ausbreitungs- und Feldstärkemessungen durch. Da "Norddeich Radio" aber zu der Zeit selbst in einem Behelfsstadium arbeitete, es wurden gerade neue Arbeitsplätze aufgebaut, wurde dieses Vorhaben verschoben. 1957 im September wurde ein mehrtägiger Versuchsbetrieb von "Norddeich Radio" aus durchgeführt, der Schwierigkeiten im Funkverkehrs auf den Grenzwellen erkennen liess. Zwischenzeitlich hatte "Norddeich Radio" auch eine Senderfernbedienung nach Sahlenburg erhalten. Im Juni 1958 waren aber alle Voraussetzungen geschaffen worden, und der Betrieb wurde nach Utlandshörn verlagert. In Schiffahrtskreisen wurde diese Massnahme nur negativ beurteilt.
Das Betriebspersonal wurde bei "Elbe-Weser Radio" von 16 auf acht Kräfte reduziert.
UKW-Seefunkdienst
In der "Vollzugsordnung für den Funkdienst Atlantic City 1947" gab es nur dürftige Hinweise für die Verwendung des Frequenzbereiches von 152 bis 172 MHz für den Seefunkdienst. Für die Region 1, Europa/Afrika, war Frequenzmodulation vorgesehen. Im Dezember 1949 wurde bei "Elbe-Weser Radio" eine UKW-Versuchsanlage aufgebaut, die ausgezeichnete Ergebnisse im Verkehr mit den Seezeichenfahrzeugen und dem Feuerschiff "Elbe 1" ergab. Die Anlagen brachten eine Qualität, die man bisher nur aus dem Ortsverkehr kannte. 1951 begann in Hamburg und Cuxhaven der Hafenfunkdienst auf Ultrakurzwelle, gleichzeitig begann der Küstenfunkdienst an der Unterelbe und bei "Elbe-Weserradio". Aus diesem Dienst hat sich später dann der auch der Landfunkdienst entwickelt. Im Jahre 1957 wurde mit dem "Regionalen Abkommen über den internationalen Sprech-Seefunkdienst auf Ultrakurzwellen" von Den Haag die Grundlage für den überregionalen UKW-Seefunk geschaffen. Im CCIR (Internationaler beratender Funkausschuss der Internationalen Fernmeldeunion) war eine intensive Vorarbeit geleistet worden. Dieses Abkommen wurde dann später Bestandteil der "Vollzugsordnung für den Funkdienst Genf 1959".
1958 wurden bei "Norddeich Radio", "Elbe-Weser Radio" und "Kiel Radio" die ersten Anlagen für den UKW-Seefunkdienst in Betrieb genommen. Der Aufbau dieses Dienstes an der Elbe und Weser wurde zur neuen Betriebsaufgabe von "Elbe-Weser Radio". Wegen der beschränkten Reichweite der UKW-Geräte mussten mehr Küstenfunkstellen betrieben werden, in Hamburg entstand eine dieser neuen Küstenfunkstellen, ab 1961 wurde sie aber an "Elbe-Weser Radio" angeschlossen. Mit "Bremen Radio" - fernbedient von "Elbe-Weser Radio" wurde die Versorgung an der Wesermündung 1962 abgeschlossen. 1963 folgte "Nordfriesland Radio", das zunächst in Bordelum bei Bredstedt untergebracht war, später dann aber auf die Insel Sylt verlegt wurde. Es folgte "Eiderstedt Radio" in Garding für die Versorgung der Eidermündung. Alle diese Stationen wurden von "Elbe-Weser Radio" aus fernbedient.
An der Ostseeküste verhielt es sich ähnlich, hier wurden von "Kiel Radio" aus "Flensburg Radio" und "Lübeck Radio" fernbedient. Als eine neue Richtunkstrecke aus dem Bremer Raum nach Schleswig-Holstein geplant wurde, lag es nahe, "Elbe-Weser Radio" mit einzubeziehen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Küstenfunkstelle immer noch in Baracken bei Altenwalde untergebracht. 

Da man auch die Insel Helgoland mit einplanen wollte, und man dafür einen neuen Antennenträger brauchte, lag es nahe ein neues Betriebsgebäude zu errichten. Auf der "Holter Höhe" fand man einen geeigneten Standort. Im April 1961 - 15 Jahre nach Einzug in Altenwalde - konnte ein bescheidenes neues Gebäude bezogen werden. Anfang 1997 wurden sämtliche UKW-Küstenfunkstellen im Nord- und Ostseebereich von "Norddeich Radio" aus fernbedient, dieser Frequenzbereich war nach Schliessung der Telegrafie und der Telefonie auf KW, GW und MW übriggeblieben. Ende 1998 wurden sämtliche UKW-Küstenfunkstellen der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" übergeben, sie übernimmt den UKW-Seenot- und Sicherheitsfunkdienst an der Nord- und Ostsee. Ansprechpartner ist die Seenot-Küstenfunkstelle "Bremen Rescue Center", Funkbezeichnung "Bremen Rescue". Hier endet der terrestrische Seefunkdienst in Deutschland.

Links:  Elbe-Weser Radio / DAC auf der Holter Höhe

Anmerkung:
Mit Recht kann man behaupten, dass die Stadt Cuxhaven die Wiege des deutschen Seefunks, und Professor Jonathan Zenneck sein grösster Pionier ist. Ihm zu Ehren wurde 1956 an der Kugelbake ein Gedenkstein aufgestellt, an dessen Enthüllung Prof. Zenneck, 85-jährig persönlich teilnahm. 
Mit der Zeit verwitterte dieser Gedenkstein jedoch so stark, so dass man daran dachte, einen neuen Gedenkstein aufzustellen. Da die Stadt Cuxhaven jedoch kein Geld zur Verfügung stellen konnte, griff der Seelotse a.D. und Kap Hornier Gerold Müller tief in die Tasche und schenkte der Stadt Cuxhaven einen neuen Gedenkstein. Der Cuxhavener Steinmetz von Minden war von Gerold Müller beauftragt worden, diesen Stein herzustellen. 1992 wurde das neue Denkmal enthüllt, Helmut Bellmer, selbst 45 Jahre im Seefunk tätig, davon 15 Jahre als Leiter der Küstenfunkstelle "Elbe-Weser Radio" hielt die Rede. Er erinnerte daran, dass Prof. Zenneck mit seinen Versuchen die Grundlage für den deutschen Seefunk legte, und damit den Seeleuten die furchtbare Einsamkeit auf See nahm. Helmut Bellmer dankte dem Spender im Namen des "Maritimen Forums" der Stadt. Der alte Gedenkstein wird im Schiffahrtsmuseum der Stadt Cuxhaven aufbewahrt.
Prof. Jonathan Zenneck starb am 8. April 1959 in München.

Rechts:  Der Gedenkstein von 1956

Unten:  Drei Ansichten des neuen Gedenksteins von 1992 
Der neue Stein wurde an gleicher Stelle in der Nähe der Kugelbake errichtet, unter der 1899 in einer Holzhütte die Empfangsanlage eingerichtet war.
Beide Steine tragen die gleiche Inschrift


Quellen:
Hans Lehmann:  Internationaler Seefunkdienst - Die Entwicklung im Elbe-Weser-Raum - Ein Beitrag zur Heimatkunde
Fritz Deiters, DJ4BP:  Die Küstenfunkstellen - von "Norddeich Radio" bis "Rügen Radio"
Heinz Frömming, Norden:  "Norddeich Radio" 1907 bis 1982 - Fünfundsiebzig Jahre internationaler Seefunkdienst
Mitteilungen für Seefunkstellen Heft 1/1997 
Helmut Bellmer: Aus Bericht und Rede "Neues Denkmal aufgestellt" (1992)

Bildnachweis:
Abb.1  und Abb. 2 Quelle: Sammlung Helmut "Commodore" Bellmer  († 2008 / Mit freundl. Genehmigung 1998)
Abb.3, Abb.4 und Abb.5  Urheber gem.§7 Urh.G.: Marianne Busch, Berne  (Mit freundl.Genehmigung 2004)

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Version: 20-oct-99 / Rev.: 14-Aug-11 / HBu