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Die drei freistehenden Masten hatten eine Höhe von 120 m und sind 1928 erbaut worden. Ursprünglich waren vier Masten von je 150 m Höhe geplant. Drei von ihnen waren im Jahre 1925 fertiggestellt, aber von einem starken Nordoststurm innerhalb einer halben Stunde umgelegt worden. Nach Augenzeugenberichten waren die stürzenden Masten von einer Feuergarbe glühender Nieten umgeben. Trotzdem wurde niemand verletzt, und die Masten sind glücklicherweise so gefallen, daß die Gebäude und die kleineren Masten verschont geblieben sind. Das Bild der demolierten Sendestation ging damals durch die Presse. Um den Funkbetrieb weiterzuführen, hat man dann aus den Teilen für den vierten Mast zunächst provisorisch zwei Masten von 70 m Höhe gebaut, bis die neuen Masten benutzbar waren. Bereits 1960 wurden die vier alten Masten von 1906 abgebrochen. Das konnte man sich wohl erlauben, denn bereits 1958 hatte Norddeich Radio den Mittel- und Grenzwellen-Funkverkehr von Elbe-Weser-Radio, DAC, übernommen, und die Mittel- und Grenzwellensender der ehemaligen Sendestelle Sahlenburg bei Cuxhaven konnten von Utlandshörn aus getastet bzw besprochen werden. Elbe-Weser-Radio arbeitete nur noch im UKW-Seefunkbereich 156-174 MHz zur Versorgung des Mündungsgebietes von Elbe und Weser. In manchen Fällen benutzte Norddeich Radio für den Kurzwellenfunk zu jener Zeit auch schon Sender der Überseefunkstelle Elmshorn bei Hamburg, die über Postleitungen ferngetastet wurden. Die sich damals schon andeutende Entlastung des festen Überseefunks durch Transatlantik- Telefoniekabel und Nachrichtensatelliten machte eine solche Nutzung sinnvoll. Dies wurde später intensiviert. |
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links: Zwei Kurzwellensender der Fa. Rohde & Schwarz,
eingerichtet für schnellen Frequenzwechsel für den Telefonieverkehr
auf Kurzwelle. Dies war ein Erfordernis der Zeit. Früher waren Telefoniegespräche
auf Kurzwelle selten und mußten per Morsetelegrafie angemeldet werden.
Später wurden auch spezielle Anruffrequenzen für Kurzwellentelefonie
eingeführt, vor allem nach dem Übergang von der Amplitudenmodulation
auf die effektivere Einseitenbandmodulation.
oben rechts: Der Sendersaal zu Weihnachten 1959. |
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links: Alter 10-kW-Kurzwellensender für Morsebetrieb
aus dem Jahre 1930. Die Aussendung konnte auch von weitem anhand einer
großen Glimmlampe kontrolliert werden, die durch die Frontplatte
ragte und im Rhythmus der Morsezeichen blinkte. Die Steuerstufe dieses
Senders war ursprünglich freischwingend. Zur Verbesserung der Frequenzkonstanz
wurden später Quarzoszillatoren im seitlichen Anbau links, von Streben
gestützt, nachgerüstet. Der Sender war innen begehbar, durch
die Tür hinter dem Quarzanbau. Das war auch im Betriebsablauf notwendig.
Denn das Kühlwasser für die Gegentakt-Enstufe floß zunächst
durch die eine Röhrenanode, dann durch die Tankkreisspule für
tiefe Frequenzen und dann weiter durch die zweite Röhrenanode ab.
So einen Flüssigkeitsweg mit HF-Funktion konnte man nicht umschalten.
Zum Senden auf 16 MHz mußte daher im Innern von Hand parallel zur
vorhandenen eine weitere Tankkreisspule gesteckt werden, um die Gesamtinduktivität
zu verringern.
Die Sendestelle Norddeich war seit langem für den Betrieb wassergekühlter Sender eingerichtet. Dadurch herrschte im Sendersaal eine angenehme Ruhe. Zudem wurde das zum Kühlen der unter Hochspannung arbeitenden Röhren notwendige (nichtleitende) destillierte Wasser in einem Wärmetauscher wieder abgekühlt, und das dabei erwärmte und in einem Kühlturm außen abgekühlte Gebrauchswasser stand den Beschäftigten in den Waschräumen zur Verfügung. Diese Stille im Sendesaal wurde leider in den 50iger Jahren durch neue Sender mit luftgekühlten Leistungsröhren beeinträchtigt. Diese waren für den Aufbau des UKW-Rundfunks für die Installierung von Sendern auf hohen Bergen entwickelt worden, wo Wasser nicht verfügbar war. Das unvermeidliche Brausen der luftgekühlten Sender war damals trotz aller Maßnahmen zur Geräuschdämmung allen Senderwächtern ein Dorn im Auge. Erst nach der Entwicklung siedegekühlter Endröhren für große Rundfunksender und der dazugehörigen, ebenfalls siedegekühlten Treiberröhren waren auch für die im Küstenfunkdienst üblichen Sendeleistungen wieder moderne wassergekühlte Röhren greifbar. Aber da war die Zeit für den Küsten- und Seefunkdienst schon fast abgelaufen . . . oben rechts: "Verschiebebahnhof" in der Mitte der Senderhalle. Hier konnte, soweit das sinnvoll war, jeder Sender auf jede Antenne geschaltet werden. Bildnachweis: Alle Fotos (5) Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Joachim Brandt, DJ1ZB (Mit freundl. Genehmigung 2005) |