Norddeich Radio / DAN (Herbst 1995)
Sendestelle Osterloog
Fotos (3) und Bericht: © Hans-Joachim Brandt, DJ1ZB

Norddeich Radio, Sendestelle Osterloog im Herbst 1995
Links der ehemalige selbststrahlende, 133 m hohe  Rohrmast für Mittelwellen-Rundfunk, der hier auf 500 kHz in Betrieb war. Vier 65 m hohe Stahlgittermasten standen ebenfalls für die Abstrahlung von Mittelwellenfrequenzen zur Verfügung. Für Kurzwelle waren vier Horizontaldipole, neun 22 m hohe Breitband-Reusenantennen und vier drehbare logarithmisch-periodische Antennen installiert, letztere vornehmlich für Kurzwellentelefonie und Funkfernschreiben. Eine Besonderheit waren drei 40 m hohe Rohrmasten, die über eine Weiche unabhängig voneinander zwei verschiedene Grenzwellenfrequenzen abstrahlen konnten. Drei der erwähnten 22-m-Reusen waren ebenfalls für Grenzwelle nutzbar. Im Betriebsgebäude standen insgesamt 14 Sender, dazu standen der Betriebszentrale Utlandshörn noch die Sender in Sahlenburg und Elmshorn zur Verfügung. Die  Satellitenantennen auf dem Bild deuten bereits eine neue Verwendung der Sendestelle nach dem Schließen von Norddeich Radio an.
Zur Geschichte der Sendestelle Osterloog:  Der Bau des Groß-Rundfunksenders Osterloog begann 1939 und war zunächst eine der Hauptfunkstelle Norddeich unterstellte Anlage. Wie damals üblich, wurden die Leistungsstufen des 100-kW-Senders in offener Bauweise ausgeführt. Mit diesem Sender, der sich als "Rundfunksender Bremen" meldete, sollte auf Wunsch des Reichspropagandaministeriums ganz Nordwesteuropa mit Sendungen aus Deutschland versorgt werden. Im Mai 1945 besetzten britische Truppen Norddeich Radio. Der Sender Osterloog wurde zunächst britischer Soldatensender (BFN) und verbreitete bald danach viele Jahre lang das deutschsprachige Programm der BBC auf 658 kHz, auch nach dem Übergang in den Besitz des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) im Jahre 1948. Mitte der fünfziger Jahre wurde Osterloog auch für erste Sendungen der Deutschen Welle mit benutzt. 1964 kaufte die deutsche Bundespost das etwa 23 Hektar große Gelände für den Aufbau einer neuen Sendestelle zurück und erwarb noch 35 Hektar Gelände hinzu. Für Norddeich Radio bot die Übernahme der Sendestelle Osterloog mehr Platz für Sender und Antennen und darüber hinaus den Vorteil einer größeren Entfernung zwischen Sende- und Empfangsstelle, zur Entlastung der eigenen Empfänger. Im November 1970 war der Ausbau für den Küstenfunkdienst beendet, und der letzte Sender in Norddeich konnte abgeschaltet werden.
(aus der Broschüre 75 Jahre Norddeich Radio; die Einzelheiten mit der offenen Bauweise und den Anfängen der Deutschen Welle sind von mir, da ich bereits 1956 Osterloog besucht hatte. Damals las ich zum ersten Male den Namen Rohde&Schwarz, ohne zu ahnen, daß ich drei Jahre später bei dieser Firma meine Laufbahn in der Industrie beginnen würde. Als Junge war Osterloog für mich mein Leib- und Magen-Sender, da er mit dem Detektorempfänger in Husum bestens zu hören war. Daher weiß ich auch noch die Frequenz)
Alte Sendestelle Norddeich Radio als Campingplatz im Herbst 1995
Bis auf diese Gebäude ist von der alten Sendestelle nichts erhalten geblieben. Alle Masten sind demontiert.

Bildnachweis:
Alle Fotos (3)  Urheber gem. §7 Urh.G.: hans-Joachim Brandt, Dj1ZB  (Mit freundl. Genehmigung 2005)
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