Kiel Radio / DAO - Ein Rückblick
Abschrift: R. Marschner  Quelle/Datum  unbekannt!

Notrufe, Nachrichten und Warnungen
Funker von „Kiel Radio“ arbeiten rund um die Uhr / mehr Sicherheit für Seeleute.
Im Juli Monatsrekord an Funkgesprächen / Manchmal hilft die Morselampe

„Securite, Securite, Securite – an alle Schiffe, an alle Schiffe, an alle Schiffe – hier ist „Kiel Radio“, „Kiel Radio“, „Kiel Radio!“ Wenn dieser Ruf durch den Äther geht, dann ist dem Sprecher die größte Aufmerksamkeit aller Schiffe in der westlichen Ostsee gewiß. Denn was nun kommt, das geht sie mit Sicherheit an: „Sturmwarnung von heute zehn Uhr MGZ. Sturmgefahr für westliche und mittlere Ostsee, Nordost Stärke 7-8“. Statt der Sturmwarnung kann es eine Minenwarnung sein oder die Mitteilung, daß eine wichtige Leuchttonne verloschen ist.

„Kiel Radio“ liegt direkt am Steilufer der Kieler Förde bei Schilksee. Es ist eine der zehn deutschen Küstenfunkstellen und betreibt den internationalen Seefunkdienst. Darunter versteht man offiziell den „Nachrichtenaustausch mit und zwischen Seeschiffen.“ „Kiel Radio dient „der Erhöhung der Sicherheit des menschlichen Lebens auf See“, wie es in der Übersicht der Deutschen Bundespost heißt. Die Funker der Küstenfunkstellen beobachten ohne Unterbrechung 24 Stunden am Tag die Not- und Anruffrequenzen im Telegrafie- und Sprechfunk, sie wickeln bei Seenotfällen in ihrem Bereich den Notverkehr ab, sie vermitteln ärztliche Ratschläge und verbreiten Wetterberichte, Eisberichte, nautische Nachrichten. Sie geben Zeitzeichen und Wetterwarnungen, Nebelwarnungen, nautische Warnnachrichten und schließlich die sogenannten CQ-Nachrichten „An Alle“.

Neben dieser der Sicherheit dienenden Aufgaben vermitteln die Küstenfunkstellen Funktelegramme und Funkgespräche. Im vergangenen Juli hatte „Kiel Radio 7 366 solcher Gespräche abgewickelt – der bisherige Monatsrekord. Die Zahl der vermittelten Telegramme liegt niedriger. Sie erreichte „nur“ etwa 2 500. Sollte das Besatzungsmitglied eines Schiffes das dringende Bedürfnis spüren, ein Telegramm nach San Francisco zu schicken, dann dauert es normalerweise einige Sekunden, bis der Text über Satellitenfunk von „Kiel Radio“ durchgegeben ist.

In jüngster Zeit erfreut sich eine spezielle Einrichtung besonderer Beliebtheit: Der sogenannte einseitige Sprechfunkverkehr hat immer mehr Teilnehmer gewonnen. Hier handelt es sich meist um kleine Schiffe und Yachten, die nur eine Empfangsanlage, aber keinen Sender an Bord haben. Für sie wird ein Telegramm dreimal verlesen, abends und morgens nach dem Seewetterbericht und dann noch einmal am Nachmittag im Anschluß an die nautischen Warnnachrichten. So kann auch der „Freizeitkapitän“ sich seine herzlichen Geburtstagswünsche mitten in der westlichen Ostsee schicken lassen oder aber auch die Bitte, sofort nach Hause zu kommen, weil die Schwiegermutter oder der Betrieb es erfordert.

Es sind im wahrsten Sinne des Wortes „erfahrene Funker“, die hier bei „Kiel Radio“ ihre Aufgabe erfüllen. Die meisten sind ehemalige Funkoffiziere, die lange zur See gefahren sind. Unter anderem sitzt jetzt auch ein ehemaliger Erster Funkoffizier der „Hamburg“ vor seinen Geräten bei „Kiel Radio“ und hilft von dort aus seinen ehemaligen Kollegen auf See.
Aber selbst der beste Mitarbeiter bei „Kiel Radio“ kann keine Verbindung mit einem Schiff herstellen, dessen Funker gerade schläft oder sonstwie nicht auf seinem Posten ist. Kommt solch ein Schiff in Sichtweite von „Kiel Radio“, dann erinnert man sich dort eines uralten Signalmittels: Im Turmzimmer steht eine alte Morselampe. Damit wird das betreffende Schiff solange angeblinkt, bis sich der Funker dann doch endlich meldet, um sein Telegramm per Funk entgegenzunehmen.

"Kiel Radio“/DAO
Empfangsfunkstelle in Schilksee

Einige Daten:
28.02.1991  „Kiel Radio“ stellt den Morsebetrieb ein

Der Abschied von „Kiel Radio“:
Ankündigung und Aussendung auf 500 kHz

midnight special horror
cq cq cq de dao dao dao gm =
kiel radio/dao on 500 khz is closing down for ever. But stations staying alive as long as being in our mind. Thanks to all for good cooperation all the years since 1946 =
good luck, good bye +

31.12.1994  Die Betriebszentrale von „Kiel Radio“ in Schilksee und die Sendefunkstelle in Scharnhagen werden abgeschaltet.


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Version 20-oct-99 / HBu