NS Otto Hahn / DAOH
Fotos (je 1): Funkschau, Hans-Jürgen Körner, DK1MW und Marianne Busch, Berne - 

Das Fracht- und Kernenergie- Forschungsschiff „Otto Hahn“ der GKSS in Hamburg war 1968 zur Erforschung des nuklearen Antriebs in Fahrt gesetzt worden. Für das Übermitteln von Meßdaten, Protokollen usw. eignete sich in besonderer Weise ein neues Ver- fahren im Seefunkdienst: Das Funkfernschreiben. Die Seefunkstelle der „Otto Hahn“/DAOH wurde deshalb mit einer Siemens-ARQ- Anlage ausgerüstet. Die DEBEG stellte auch „Norddeich Radio“ eine derartige Anlage für den Versuchsbetrieb mit der „Otto Hahn“ zur Verfügung. Der Versuch stand leider unter dem Aspekt, das international nicht anerkannte Siemens-ARQ- Verfahren zu gegebener Zeit durch ein anderes System ersetzen zu müssen. 1971 wurde das SITOR-System von Philips an Bord der DAOH installiert.
Zur links abgebildeten Station: Grob verallgemeinert steht auf dem Foto die Farbe Grün für Geräte aus der Zeit 1955 - 1966 und die Farbe Grau fuer Geräte aus der Zeit ab 1967 oder besser: für SSB-Technik! Die Geräte: Unter der Stationsuhr mit den grünen und roten Segmenten für die Seenotpausen sitzt der Telegrafie-Alarmzeichen- geber Debeg AT 612. Rechts neben der Uhr hängt das Ladegerät für die Notbatterie, unter der Lampe auf dem Schreibtisch steht ein Allwellenempfänger Siemens E 566, der wegen der farbigen Skala auch "Papageienkasten" genannt wird. Rechts daneben der Hauptsender ST 1200 C von Standard Elektric Radio fuer die Bereiche Mittel-, Grenz- und Kurzwelle und die Betriebsarten A1, A2, A3 sowie SSB in den Sendearten A3J, A3A und A3H. Im Gestell rechts daneben sind lediglich oben der Antennenumschalter und darunter der Notsender Telefunken S-527 zu erkennen.
Der Funkoffizier bedient mit der linken Hand den Allwellenempfänger Siemens E 311.  Auf dem Empfänger steht das Telegrafie- Empfangstastgerät (FSE 30), ein Zubehör zum E 311, welches das oben erwähnte Funkfernschreiben ermöglichte. Die rechte Hand des Funkers liegt auf der Junker-Morsetaste. Im Gehäuse links unten am Bildrand steckt vermutlich ein Autoalarm- Empfänger Lo 672.
Die "Otto Hahn" / DAOH wurde 1963-68 als Bau-Nr. 1103 in Kiel von den Howaldtswerken Deutsche Werft AG für das GKSS-Forschungs- zentrum Geesthacht GmbH gebaut. Es handelte sich um ein Forschungsschiff, man wollte damit Erfahrungen mit Nuklearschiffsantrieben sammeln. Sie hatte einen Druckwasserreaktor, im Sekundärkreislauf wurde der Dampf für den Antrieb der konventionellen Turbine erzeugt.
Schiffsdaten: Erzfrachter mit 16870 BRT, 7257 NRT, Länge: 172,05 m, Breite: 23,40 m, Leistung der Antriebsturbine: 7355 kW, Geschwindigkeit: max 18 Knoten.
Verbleib: 1982 wurde die "Otto Hahn" zu einem Diesel-betriebenen Containerschiff umgebaut. Dabei wurde das Schiff in drei Teile aufgetrennt - so war die nukleare "Abrüstung" schon vom Bau her vorgesehen - der mittlere Teil mit dem Reaktor entfernt und durch einen Dieselmotor ersetzt. 1983: MS "Trophy", 1983: "Norasia Susan", 1985: "Norasia Helga", "Carmen", 1989: "Hua Kang He", "Anais", "Tal", 2006: "Madre" (Liberia / Eigner: Alon Maritime Corp./Griechenland). Im Januar 2010 wurde das Schiff als "Madre" zum Abbruch nach Alang (Indien) verkauft. Angeblich wurde die Abwrackwerft nicht über die nukleare Vergangenheit des Schiffes informiert.
Bildnachweis:

Bild 1  Quelle: Funkschau (1964)
Bild 2  Urheber gem. § 7 Urh G: Hans-Jürgen Körner, DK1MW  (Mit freundl. Genehmigung 2006)
Bild 3  Urheber gem. § 7 Urh G: Marianne Busch, Berne  (Mit freundl. Genehmigung 1980)
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