DS "Preussisch Holland" / DBIT
Fotos (4): Alfred Försterling  - 

Das Foto oben zeigt den Funkarbeitsplatz des Dampfschiffs "Preussisch Holland" / DBIT im Zustand von 1943. Das zivile Handelsschiff war mit einem DEBEG-Funker (Alfred Försterling) besetzt und hauptsächlich in der Ostsee in Fahrt. Rechts an der Wand hängt ein Mittelwellensender S 356 S. Das Gerät wurde ab 1936 von Telefunken gebaut, arbeitet zwischen 316 und 513 kHz in den Betriebsarten A1 oder A2 und leistet 200 W. Unter dem Fenster befindet sich die Stationsuhr mit den rot gekennzeichneten Sektoren für die Seenotpausen auf 500 kHz zwischen den Minuten 15 und 18 sowie zwischen 45 und 48. Links daneben ein Lautsprecher für den Empfänger E 381 ("Brotkiste"), der links am Arbeitsplatz steht. Der Lautsprecher erlaubte Funkwache ohne Köpfhörer. Das war angenehm, weil Empfangs-Störungen, z.B. Krachen, Rauschen, nicht unmittelbar aufs Trommelfell einwirkten. Darüber an der Wand ist eine Schalttafel und ganz links oben erkennt man die kardanische Aufhängung für die Petroleumlampe als Notbeleuchtung.
Auf dem Foto unten links wird eine bei Ladungsarbeiten beschädigte Antenne repariert, unten rechts wird bei schönem Wetter auf dem Batteriekasten vor der Funkstation eine "ruhige Kugel" geschoben. Der Lautsprecher hängt im Fenster. 
Die spätere "Preussisch Holland" wurde im September 1908 von der Werft Nordseewerke A.G. in Emden als Bau-Nr. 37 mit dem Namen "Wilhelm Hemsoth" an die Hamburger Reederei Wilh. Hemsoth übergeben. Das neue Schiff war mit 1974 BRT / 1188 NRT vermessen, 82,65 Meter lang und 12 Meter breit. Für den Antrieb sorgte eine Dampfmaschine (Hersteller: Eiderwerft A.G., Tönning) von sage und schreibe 192 PS, das Schiff lief damit 9 Knoten. Bei Kriegsausbruch 1914 lag das Schiff in Libau im heutigen Lettland, das damals zum russischen Reich gehörte. Es wurde von den Russen als Prise genommen und - beladen mit Steinen - in der Hafeneinfahrt als Blockade auf Grund gelegt. Nach der Eroberung der Stadt durch die deutsche Armee wurde es gehoben, instand gesetzt und wieder in Fahrt gebracht. 1920 ging das Schiff als "Penteifi" an eine englische Reederei. Von 1925 bis 1941 fuhr es als "Kuldiga" / YLAB für die Latvia-Belgian Line in Riga unter lettischer Flagge, wurde nach der deutschen Besetzung von Libau 1941 ein zweites Mal in seiner Geschichte als Prise genommen und 1942 der Fa.Seeberg in Stettin zur Bereederung ausgehändigt. Neuer Name: "Preussisch Holland" / DBIT. Aus dieser Zeit stammen die Abbildungen der Funkstation weiter oben in diesem Aufsatz. Der Dampfer erhielt rund um den Schiffsrumpf dicke elektrische Gleichstromkabel zur Neutralisierung des eigenen Magnetfeldes als Schutz gegen Magnetminen. Man sprach offiziell von "kompensieren". Da die alterschwache Dampfmaschine die benötigte elektrische Energie nicht liefern konnte, wurde dafür extra ein Dieselaggregat eingebaut. Englische Flieger warfen häufig solche Minen in die deutschen Gewässer. 
Nach undurchsichtigen Besitzerwechseln in der Nachkriegszeit landete das Schiff 1947 wieder bei den Vorkriegseignern in Libau und erhielt erneut den Namen "Kuldiga". Die weitere Geschichte: 1954 bis 1956 als "Beltyne" für die Beltyne Shipping Co. Ltd. (Newcastle), 1956 zunächst als "Zannis" unter panamaischer, dann bis 1959 als “Jano” unter  äthiopischer Flagge (Heimathafen: Massawa am Roten Meer) in Fahrt. Nach einer Strandung vor Port Sudan wird das Schiff am 22. August 1959 nach Hongkong verkauft, von wo 1960 der Abbruch des knapp 52 Jahre alten Schiffes, dessen Geschichte von den Wirren zweier Weltkriege geprägt ist, gemeldet wird. 
Bildnachweis:

Alle Fotos (4)  Urheber gem.§7 Urh.G.: Alfred Försterling  (Mit freundl. Genehmigung 17-Nov-11)
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Version: 22-Nov-11 / Rev.: 28-Nov-11 / HBu