Europa (4) / DDQH
Fotos: Joachim Paul, DJ7WL (8) und W. Schifferdecker (1)   - 

Urheber: Joachim Paul, DJ7WL
Funkstation MS "Europa" / DDQH, Ausbauzustand Frühjahr 1979
Das obere Foto zeigt einen der Funkarbeitsplätze. Im rechten Bereich steht oben ein Empfänger Siemens E 566, darunter das Autoalarmgerät AA 204 (Debeg 7230). Vorn rechts im Bild einer Überleiteinrichtung in Bord-Telefonnetz (phone patch). Unterhalb der Stationsuhr hängt ein Bediengerät für das Seefunk-UKW SEM 57 von SEL, darunter der dazu gehörende Telefonhörer und links daneben die Überleiteinrichtung für das UKW. Im linken Bildbereich an der Wand befindet sich die Bedieneinheit für die Satelliten-Funkanlage  "Sesacom" (Hersteller: Siemens (Sender, Empfänger) und Dornier (Antennenanlage) / Baujahr: 1978/79) zu sehen, darunter auf dem Tisch steht die dazu gehörende Fernschreibmaschine Siemens T1000.
Urheber: Joachim Paul, DJ7WL
Abbildung 2 zeigt einen zweiten Funkarbeitsplatz. Links stehen übereinander zwei SSB-Empfänger Siemens E 311, rechts daneben ein weiterer E 566 und auf diesem ein Wetterfax-Empfänger Teletron TE 704A. Rechts daneben der Wetterkartenschreiber, darunter ein Tonbandgerät und hinten in der Ecke eine weitere Überleiteinrichtung.
Urheber: Joachim Paul, DJ7WL
Quelle: Sammlung W. Schifferdecker
Das Foto oben links zeigt die Sendeanlage der "Europa" / DDQH. In den beiden Gestellen rechts und links stehen jeweils ein 1KW-Allwellensender ST1200B (Standard Radio&Telefon AB Schweden). Oben die Treiber- und Endstufe (4 Röhren 4cx250B) mit 1 KW Leistung fuer MW, GW und KW in den Betriebsarten SSB, A1 und A2. In diesem Einschub befinden sich auch die Bedienungselemente zur Abstimmung von Antenne und Endstufe sowie der Bandschalter. Darunter der bequarzte Synthesizer mit 59 internen plus einem von aussen zugänglichen Steckplatz für Quarze ("Quarzgrab"). Ganz unten die Stromversorgungen für Hoch- und Niederspannungen. Im mitteleren Gestell befindet sich oben der Sendeantennen-Wahlschalter, darunter als Not-/Reserve- Sender ein Telefunken S 527. Dieser 2-stufige Sender ist in der Steuerstufe mit 1 Röhre PL 81, im Modulator mit 1 x EL 803 und 2 x EL 34 und in der Endstufe mit 1 Röhre EL 152 bestückt und kann auf die Sendearten A1 und A2 (Modulationsfrequenz 550 Hz bei Notbetrieb / 800 Hz bei Hauptbetrieb) geschaltet werden. Unter dem Notsender sitzt ein Steckfeld für die Auswahl von Empfangsantennen. Ganz unten: eine kleine Schalttafel für die Haupt- und Notstrom- Versorgung sowie das Ladegerät für die Notbatterie. 
Das Foto oben links (Abbildung 4 / (Zustand 1976) zeigt den gleichen Arbeitsplatz wie das Foto ganz oben, das den Zustand von 1979 darstellt. Lediglich das Rufzeichenschild, die Stationsuhr und das UKW-Gerät sind am gleichen Platz. Der E 566 steht hier noch an der linken Seite, der Autoalarmempfänger AA 204 ist noch nicht vorhanden. 
Notwendig wurde der Umbau im Frühjahr 1979 dadaurch, dass die Fernschreibmaschine und die Bedieneinheit für neu eingebaute Satelliten-Funkanlage (System Siemens / Dornier) im Funkraum untergebracht werden mussten - siehe Foto ganz oben. 
Das offen stehende "Fenster" ist eine Durchreiche, die von den Passagieren bei der Telegrammaufgabe benutzt wurde.
Im jeweils vordersten Rettungsboot an jeder Seite der MS "Europa" befand sich eine fest eingebaute Rettungsbootstation vom Typ Marconi "Salvare". Diese Stationen konnten auf Mittel- und Kurzwelle senden und empfangen. Die hierfür benutzten Rufzeichen waren DDQH53 und DDQH54. Die Ziffern 53 und 54 als Anhang zum Rufzeichen DDQH zeigten der Empfangsseite, dass die Sendung aus einer festen Rettungsbootstation der "Europa" kommt und - ob 53 oder 54 - zu welcher Seite des Schiffes das Rettungsboot gehört.  
1979 wurde MS "Europa" DDQH  mit einer Satelliten-Funkstation ausgerüstet. Die dazu gehörende Antenne steckt in dem Radom, das im Foto links oben am Schornstein zu sehen ist.
Das Schiff wurde 1952/53 von der Werft NV Koninklijke Maats. De Schelde in Vlissingen mit der Baunr. 273 für die Svenska Amerika Linjen als "Kungsholm" gebaut und in Dienst gestellt. Die Daten des Schiffes: 21514 BRT, 4200 tdw, Länge: 182,9 m, Breite: 23,5 m. Zwei Dieselmotoren mit je 8 Zylindern brachten 18300 PS auf die beiden Schrauben des Schiffes, das damit eine Reisegeschwindigkeit von 19 Knoten erreichte. Im Herbst 1965 kaufte der Norddeutsche Lloyd das Schiff und stellte es im Januar 1966 als vierte Trägerin des Namens "Europa" in Dienst. Das Schiff hatte Einrichtungen für bis zu 843 Passagiere und eine Besatzung von 418 Personen. Ab 1972 wurde die "Europa" / DDQH nicht mehr im Liniendienst zwischen Europa und den USA sondern nur noch für Kreuzfahrten eingesetzt. 
1981 wurde die "Europa" durch einen Neubau gleichen Namens ("Europa" / DLAL) ersetzt und verkauft. Als "Columbus C" wurde die "alte Europa" von der panamesichen Reederei Costa Armatori SpA weiter für Kreuzfahrten eingesetzt. Im Juli 1984 trieb das Schiff bei Sturm im spanischen Hafen Cadiz gegen eine Mole und sank an der Pier. 1985 wurde es in Barcelona abgewrackt.

Bildnachweis:
Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 5, Bild 6, Bild 7, Bild 8 und Bild 9  Urheber gem. §7 Urh.G.: Joachim Paul, DJ7WL (Mit freundl. Genehmigung 2007)
Bild 4 Quelle: Sammlung Wilhelm Schifferdecker (Mit freundl. Genehmigung 2007)

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Version 13-Feb-07 / Rev.: 09-Sep-09 / 17-May-11 / HBu