MS Mieke Legenhausen / DDSE
Fotos: Peter Busse (3) und Enno von der Lage (1)  - 

  "Mieke Legenhausen" / DDSE war eigentlich ein "Postdampfer". Viele sog. "Postfunker"  - spätere Mitarbeiter bei den Funkstellen der Deutschen Bundespost - sammelten auf diesem Schiff und in der hier abgebildeten Station ihre "Seefunk-Erfahrungen". 
Das Foto links (1964) zeigt einen Teil des Funkarbeitsplatzes und vermittelt einen Eindruck von der Enge, in der der Funkoffizier arbeiten musste.
Im rechten Teil des Gerätegestells steht unten das Autoalarmgerät Lo 572 von Lorenz. Es verbreitete schon durch das nie endende laute Geklappere seiner Relais das Gefühl eines "ständigen Alarmzustandes". Darüber sitzen, rechts neben der Ablage für den Telefonhörer, ein Tastleitungs- und NF-Verteiler, ganz rechts der Alarmzeichengeber AT 512. Oberhalb davon: Ein Kurzwellensender Lorenz S 540 mit jeweils einer Anruf- und zwei Arbeitsfrequenzen in den Seefunkbereichen von 4 bis 16 MHz. Ganz oben sieht man noch einen Teil des Senders Lorenz S 509 für Telegrafie und Telefonie im Grenzwellenbereich. 
Im Bereich vor dem Funkoffizier steht unten die Schalttafel der Station, in dem Einschub befindet sich auch das Ladegerät für die Notbatterien. Darüber - lediglich als Notempfänger zugelassen - ein DEBEG E 555. Ausser für den Sprechfunkdienst auf Grenzwelle (1,6 - 4 MHz) bietet der Überlagerungsempfänger (ZF: 555 kHz) die Möglichkeit, die Lang-, Mittel- und Kurzwelle in den Betriebsarten A1, A2 und A3 abzuhören. Der Kalender darüber ist am Notsender Telefunken S 527 angebracht. Dieser Telegrafiesender arbeitet wahlweise am Schiffsnetz oder - via Umformer - an der Notbatterie und kann auf 500 kHz und alle im Mittelwellenbereich für den beweglichen Seefunkdienst vorgesehene Arbeitsfrequenzen geschaltet werden. Ganz oben in diesem Stapel erkennt man noch den Wahlschalter für die Sendeantennen.
Unterhalb der Schalttafel steht auf dem Tisch eine Morsetaste von Junker, rechts auf dem Tisch die sicherlich private Schreibmaschine.
Auf dem Foto nicht zu sehen ist der Hauptempfänger der Station: Ein E 566 von Siemens für die Frequenzbereiche 14 - 21 kHz und 85 - 30300 kHz. Der Empfänger befindet sich links neben dem Operator. Auch der Hauptsender ist nicht zu sehen, standardmässig rüstete die DEBEG diesen Stationstyp mit einem S 519 von Telefunken aus.
Das Frachtschiff "Mieke Legenhausen" / DDSE wurde 1959 von der Seebeckwerft der A.G. Weser in Bremerhaven als Baunummer 860 für die Bremer Reederei Carl Meentzen gebaut. Das 88,9 Meter lange 2-Luken-Schiff mit 3 Aufbaudecks war mit 2393 BRT vermessen, wurde im Dienst zwischen Nord-Europa und dem Mittelmeer eingesetzt und machte 1960 zumindest eine Reise über den Nordatlantik nach den Großen Seen Nordamerikas. 
Die Schiffsglocke am Ankerspill
Rettungsring in der Stb.-Brückennock
Nach der 100. Reise der "Mieke Legenhausen" am 8. Oktober 1963 verfasste der 2.Offizier des Schiffes, Erich Busau, diese Statistik:
Quote   MS „Mieke Legenhausen“ im Zahlenspiegel von 100 Reisen
Die 100. Reise endete am 8. Oktober 1963 in Rouen / Frankreich mit einer Gesamtfahrzeit von 4 Jahren, 2 Monaten und 3 Tagen seit der Indienststellung des Schiffes. Das Schiff hat bis dahin 263 Häfen bedient, 17 davon in Deutschland (6,5 %). Von den schifffahrttreibenden Nationen wurden insgesamt 30 Länder und Inseln auf drei Kontinenten bedient. Das Schiff legte bei 100 Reisen 199.920 Seemeilen zurück, das entspricht einer 9,255maligen Umrundung der Erde. Es wurden 213.778 to Fracht befördert, wovon 10.689 Eisenbahnwaggons á 20 to beladen werden könnten oder 356 Güterzüge mit je 30 Waggons. 
Von 1537 Tagen - 19 Stunden - 04 Minuten wurden 716 Tage - 06 Stunden - 18 Minuten (46,49 %) auf See verbracht und 821 Tage -12 Stunden - 46 Minuten (53,51 %) für Liegezeiten im Hafen und auf Reede. 48 Tage wurden bei Werftarbeiten verbracht (ca 3,1 %). 2 Jahre – 8 Monate – 27 Tage befand sich das Schiff in Zeitcharter. Die D-Geschwindigkeit bei 100 Reisen beträgt 12,70 Knoten. Nach dem Verhältnis zwischen Seemeilen und Frachträumen wurden für 1 Seemeile 1,07 to Fracht befördert.
Die 100 Millionste Schraubenumdrehung wurde am 3.10.1962 um 20.39 Uhr abgelesen. Bei Ende der 100. Reise waren es 131 815 450 Umdrehungen. Dabei wurden während der Seereisen 234 903 Seemeilen zurückgelegt und ca. 6300 to Brennstoff verbraucht - etwa 31,5 kg pro Seemeile und 29,4 kg pro Ladetonne. Unquote 
Foto oben:  MS "Mieke Legenhausen" / DDSE in Casablanca   Ab 1969 fuhr das Schiff als "St. Maria", ab 1975 als "Circle Pioneer", ab 1982 als "Bin Sabha 20" und ab 1984 als "Al Reafa 1". Den weiteren Verbleib des Schiffes konnte ich nicht ausmachen.

Bildnachweis:
Bild 1, Bild 2 und Bild 3  Urheber gem.§7 Urh.G.: Peter Busse, Elsfleth  (Mit freundl.Genehmigung Januar 2011)
Bild 4: Urheber gem.§7 Urh.G.: Enno von der Lage, Norden  (Mit freundl. Genehmigung Januar 2011)
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Version: 22-Jan-11 / Rev.: 22-May-11 / HBu