Fischdampfer Karlsruhe / DFLN
Foto (1): Hans Wölbing DE4HWL  - 

Links:  Teile der Funkstation des Fischdampfers "Karlsruhe" / DFLN
Eindeutig zu erkennen ist im rechten oberen Bereich des Fotos der Mittel- und Grenz- wellensender Lorenz  Lo200 KL 37, der auch als Lorenz S 41183 geführt wurde. Bei Debeg hiess der durchstimmbare Sender S 417H, die Funker nannten ihn  wegen der beiden Wellenbereiche auch Sender "Kurz - Lang". Der Sender kann in den Sendearten A1 (tonlose Telegrafie), A2 (tönende Telegrafie) und A3 (Sprachübertragung mit beiden Seitenbändern) betrieben werden und leistet max. 200 Watt. 
Unter dem Sender hängt die Stationsuhr, hier noch ohne Segmente für Seenotpausen. Links oben im Bild sieht man noch zwei Sicherungs- reihen der Schalttafel. In der Station befinden sich ausser dem hier abgebildeten Sender ein Empfänger Siemens E 66a  und ein Empfänger für Grenzwelle (Selbstbau des Funkoffiziers).
Auf der Brücke stehen ein Peilempfänger Telefunken E 374N mit der dazu gehörenden Rahmenpeilanlage und ein privater Rundfunk- empfänger von der Firma "Südfunk-Apparatebau" in Stuttgart. Dieser Rundfunkempfänger hatte ein so genanntes "Tropenband", das den Seefunk-Grenzwellenbereich mit einschloss. Die Debeg verkaufte diese Geräte oft an Fischdampfer-Kapitäne und installierte sie im Kartenhaus oder auf der Brücke. Auch Ehefrauen von Seeleuten hatten diese Dinger zu Hause in der Küche - vielleicht erfuhr man im "Tropenband" ja Neues vom schwimmenden Arbeitsplatz des Ehemannes und konnte sich so rechtzeitig auf dessen Rückkehr einrichten.
Unten:  Der Fischdampfer "Karlsruhe" / DFLN wurde 1950 mit der Baunummer 694 auf der Seebeckwerft in Bremerhaven für die Bremerhavener Reederei Nordsee gebaut und mit der Fischereinummer NC 384 in Fahrt gebracht. Das Schiff war mit 554,48 BRT und 226 NRT vermessen, 56,17 Meter lang und 8,74 Meter breit. Für den Antrieb und die Höchstgeschwindigkeit von 11,8 Knoten sorgte eine mit Kohle befeuerte Dreifach-Expansionsmaschine mit Abdampfturbine von 830 PS. Die Besatzung des Schiffes bestand aus 23 Personen.
Im Juli 1956 fuhr die "Karlsruhe" / DFLN als einer der ersten deutschen Fischdampfer über den Atlantik und um Kap Farvel (Südspitze Grönlands) herum nach Westgrönland. Die Gewässer um Kap Farvel gelten wegen der Stürmen und wegen des Treibeises als besonders gefährlich. Daher wurde zu dieser Reise ein RADAR-Gerät vom Typ Pathfinder eingebaut, das aber den rauen Betriebsbedingungen auf einem Fischdampfer zunächst nicht gewachsen war. Funkoffizier Hans Wölbing berichtet: "Nach drei Tagen auf See gab der Apparat seinen Geist auf. Bevor wir Kap Farvel erreichten, gelang es mir aber, den Kasten wieder zum Laufen zum bringen. . . . . . ."
Hans Wölbing berichtet weiter: "Während dieser Reisen wurde auf meine Mithilfe ganz besonders Wert gelegt. Zum Funkpeilen musste ich auf die im Nordatlantik stationierten Wetterschiffe und die Sendungen von Küstenfunkstellen zurückgreifen. Das hat gut geklappt. Zudem kamen Aufgaben auf mich zu, die in den bislang befahrenen Seegebieten nicht notwendig waren, z. B. die Eiswarnsendungen der kanadischen Küstenfunkstelle Halifax Radio / CFH und die spezielle Wetterkarten-Analyse von Portishead Radio / GKA. Das waren Zifferngruppen, die verschlüsselt Markierungspunkte von Druckgebilden, Isobaren und Fronten enthielten. Mit den Angaben konnte ich auf eigens dafür vorgedruckten Meteo-Karten die Punkte vermerken und die Verbindungslinien einzeichnen. Anhand dieser Wetterkarten legte der Kapitän den Kurs über den Atlantik so fest, dass das Schiff möglichst wenig Wind und Wetter von vorn bekommen würde." 
Als besonderes "Ereignis" im Leben der "Karlsruhe / DFLN" ist eine Kollision mit Feuerschiff "Elbe 1" am 25. Januar 1962 vermerkt. Dabei wurde der Bugspriet von "Elbe 1" beschädigt. Für das Feuerschiff ein fast "normaler" Vorgang: In seiner 40jährigen Dienstzeit wurde es bei Nebel oder schlechtem Wetter mehr als 50 Mal gerammt!  Der Fischdampfer "Karlsruhe" wurde 1968 ausser Dienst gestellt und abgewrackt.
Bildnachweis:

Foto (1) Quelle: Sammlung Hans Wölbing, DE4HWL  (Mit freundl. Genehmigung 2007)
Schiffsfoto (1) wegen unklarer Nutzungsrechte entfernt (20-Sep-09) 
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Version: 19-Apr-08 / Rev.: 20-Sep-09 / 21-May-11 / HBu