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Die
"Albert Ballin"wurde 1922/23 von der Hamburger Werft Blohm & Voss gebaut.
Die zeitgemässe Funkanlage war von der DEBEG konzipiert worden und
wurde mit Geräten der Firma Telefunken zusammengestellt.
Das linke Foto zeigt unübersehbar die Schalttafel der Station, auf dem Tisch stehen die Empfangsgeräte: Mitten im Bild ein 2-Kreis-Detektorempfänger E5c, der ab 1908 von Telefunken gebaut wurde. Der Empfangsbereich des E-5c lag zwischen 100 und 1500 kHz. Rechts daneben steht - ganz unscheinbar - der erste im Seefunk verwendete deutsche Röhrenempfänger, der E266 von Telefunken (gebaut ab 1921 / 1 Röhre RE 11). Über dem E 266 hängt ein NF-Verstärker EV 285 (zwei Röhren). Das rechte Foto zeigt links einen Löschfunkensender TK 05 von Telefunken mit dem Antennenkoppler darüber an der Wand. Der TK 05 ist Bestandteil der Notfunkanlage der "Albert Ballin" / DHAO und arbeitet in der Betriebsart B1 (Telegrafie mit gedämpften Wellen). Rechts neben der Tür steht der ab 1922 gebaute erste deutsche Röhrensender für den zivilen Seefunk. Der einstufige Sender CP 1 - so benannt nach den Anfangsbuchstaben der "Cap Polonio", auf dem das erste Exemplar dieses Sendertyps eingebaut worden war - leistete 1 KW und war in dieser Ausführung nur für die Frequenz 2100 m (143 kHz) konzipiert, als Sendeart war lediglich unmodulierte Telegrafie (A1) möglich. Der im Foto gut erkennbare Röhrenträger enthält zwei Gleichrichterröhren RG 46 und eine Senderöhre RS 47. |
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Die
"Albert Ballin" lief am 16. Dezember 1922 bei Blohm & Voss in Hamburg
vom Stapel und wurde am 5. Juli 1923 an die Reederei übergeben. Sie
war mit 20815 BRT vermessen, 191,2 Meter lang und 22,2 Meter breit. Die
"Albert Ballin" war das Typschiff für drei weitere kombinierten Fracht-
und Fahrgastschiffe, die die HAPAG bis 1927 bei Blohm & Voss bauen
liess: TS "Deutschland" / DJNB, TS "Hamburg"
/ DHJZ und TS "New York" / DJNY. Die "Albert
Ballin" hatte vier Masten, zwei Schrauben, lief 16 Knoten konnte 1650 Passagiere
aufnehmen und wurde im Nordatlantikdienst der Reederei eingesetzt. Die
schwarz-weiss-roten Ringe im Schornstein (Jargon: "Ringelsocken") wurden
1927 wie für alle Schiffe der HAPAG auch auf der "Albert Ballin" eingeführt.
Während einer Werftzeit 1930 bekam sie - wie auch die Schwesterschiffe
- eine neue Maschinenanlage mit 26000 PS, die Schornsteine wurden gekürzt.
Das Schiff lief jetzt 19 Knoten. 1933 wurde ein neuer Bug angebaut und
das Schiff wurde um etwa 15 Meter auf eine Gesamtlänge von 206 Metern
verlängert. Diese strömungstechnische Massnahme erhöhte
- bei gleicher Maschinenleistung - die Geschwindigkeit auf 21,5 Knoten.
Neu für die damalige Zeit: Das neue Vorschiff war vorgefertigt und
konnte so in kürzester Zeit montiert werden. Die beiden Schornsteine
wurden während dieser Werftzeit wieder verlängert, vermutlich
hatten die kürzeren Schornsteine zu Geruchsbelästigungen bei
den Passagieren geführt. 1935 erfolgte die oben bereits erwähnte
Umbennenung des Schiffes auf den Namen "Hansa" / DHAO, auch unter diesem
Namen wurde das Schiff bis zum Sommer 1939 ausschliesslich in der Nordatlantikfahrt
eingesetzt. Den 2. Weltkrieg verbrachte die "Hansa" als Wohnschiff
für die Marine in Gotenhafen (heute Gdynia) und sollte im Frühjhar
1945 auf der Ostsee bei den Evakuierungsmassnahmen der Marine für
die deutsche Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Am 6. März 1945
lief sie vor Warnemünde auf eine Mine, während eines Schleppversuches
in Richtung Warnemünde versank die "Hansa" ex "Albert Ballin" jedoch
in den Fluten der Ostsee.
Im Dezember 1949 wurde das Wrack gehoben und zunächst nach Warnemünde geschleppt, dann ab 1950 in Antwerpen repariert und umgebaut. Dieser Massnahme fiel ein Schornstein zum Opfer, auch zwei der ursprünglich vier Masten wurden entfernt, die neue Vermessung ergab 23000 BRT. Erst 1955 kam das jetzt grösste Passagierschiff der sowjetischen Pazifik-Flotte als "Sovetskij Sojus" zunächst auf der Route zwischen Wladiwostok und Kamschatka, später auch nach anderen ostasiatischen Häfen wieder in Fahrt.Im Dezember 1980 wurde das jetzt 58 Jahre alte Schiff ausser Dienst gestellt und 1981 abgebrochen. Bildnachweis: Bild 1 und Bild 2 Quelle: Sammlung H.-G. Korth / Telefunken (Mit freundl. Genehmigung des Rechteinhabers: Deutsches Technik Museum, Berlin / 12-Feb-10) Bild 3 Quelle: Archiv der HAPAG in "Archiv für das Post- und Fernmeldewesen" Nr. 3 1966, Seite 319 unten (Urheber dort nicht genannt) Briefmarke: Deutsche Bundespost (1957) Foto: H. Busch (Zwei Werte aus Größe, Seitenverhältnis, Farbe und Kontrast entsprechen nicht dem Original) |