TS New York  /  DJNY
Abbildungen: Telefunken (3), und Hapag-Lloyd AG (1) 

Oben rechts:  Die Sendeanlage des Turbinenschiffes "New York" / DJNY war bei der Indienststellung des Schiffes im März 1927 mit einem 0,75- KW-Röhrensender CP-IV. (CP ist eine Abkürzung für den Schiffsnamen "Cap Polonio", auf diesem Schiff wurde der CP-I 1921 erstmals eingesetzt!) Der 2-stufige CP-IV arbeitete in den Bereichen 100 - 177 kHz und 375 - 500 kHz, er war als eigenerregter Telegrafie- und Telefoniesender konstruiert. Telefonie war jedoch nur mit bis zu 400 Watt möglich. Die Sender-Endstufe - im Foto oben rechts - hatte eine Schwingungsröhre RS 47 (rechts) und zwei Gleichrichterröhren RG 46. In seiner Bauform erinnert die Anlage an den ARS 78, der sich ebenfalls mehreren Baugruppen zusammensetzte.  Auf dem Tisch unter den Baugruppen des Senders steht das grosse Mikrofon.
Oben links:  Der Arbeitsplatz des "Funkbeamten" - das war die damalige Bezeichnung des Funkoffiziers - zeigt vor den Fenstern des grossen Lautsprecher, der dazu gehörende Empfänger steht davor, ist aber nicht zu identifizieren (evtl. Lorenz ERU ??). Ganz rechts im Bild steht wieder der bereits oben erwähnte CP IV. Links in der Ecke steht ein Löschfunkensender, der hier als Notsender eingesetzt wurde. 
Die 3 Stationsfotos zeigen sicher den Zustand bei der Indienststellung des Schiffes, denn sie wurden erstmals 1928 in der Festschrift "25 Jahre Telefunken" veröffentlicht. Die Ausrüstung der Station dürfte sich aber während der weiter unten erwähnten Werft-Liegezeiten 1930 und 1934 bei Blohm und Voss in Hamburg geändert haben - ähnlich wie die des Schwesterschiffes "Hamburg" / DHJZ.
Neben den hier abgebildeten Funkgeräten sind zwei der Rettungsboote mit einem Löschfunkensender für die Wellen 300 (1000 kHz), 450 (666 kHz) und 600 m (500 kHz) mit einer Reichweite von 30 sm ausgerüstet. 
Ab Januar 1930 nimmt die „New York“ mit einem Kurzwellensender S 215s von Telefunken an der Versuchsreihe "Sprechfunk mit Fahrgastschiffen auf Kurzwelle" von Norddeich Radio teil. Ab 1. April 1932 führt Norddeich Radio den Kurzwellen-Telefoniedienst, mit drei Gebührenzonen zu 12, 36 und 72 Mark für die ersten 3 Minuten, fest ein. Im März 1930 wird die "New York" ausserdem mit einer Grenzwellen-Funksprechanlage für den Bereich 160 bis 190 m (1,58 bis 1,85 MHz) ausgerüstet.
Links:  Schalttafel und Telegramm-Annahme der Funkstation
Die "New York" / DJNY war 1926 von der Hamburger Werft Blom & Voss für die HAPAG gebaut worden und mit 21455 BRT vermessen. Das kombinierte Fracht- und Fahrgastschiff war für den Nordatlantikdienst der Reederei gedacht und lief am 13. März 1927 von Cuxhaven zu seiner Probefahrt in die Nordsee aus, am 1. April 1927 ging die "New York" ebenfalls von Cuxhaven aus auf die Jungfernreise nach New York. 
Das neue Schiff war nach der "Deutschland" / DJNB, der "Albert Ballin" / DHAO (ab 1935 "Hansa" / DHAO) und der "Hamburg" / DHJZ das vierte Schiff der "Albert-Ballin-Klasse" der HAPAG.
Die neue "New York" war 194 Meter lang, für den Antrieb sorgten zwei Sätze Getriebeturbinen und zwei Doppel-Zylinderkessel mit 2x 250 m2 Heizfläche. Diese Anlage brachte ca. 15000 PS auf zwei Schrauben, das Schiff lief damit 16 Knoten. Zur Dämpfung der Rollbewegungen waren Schlingertanks eingebaut, nicht zu letzt deshalb waren das Schiff bei den Passagieren sehr beliebt. 
1929/30 wurde bei allen vier Schiffen die komplette komplette Maschinenanlage durch eine leistungsfähigere Turbinenanlage ersetzt und die beiden Schornsteine durch niedrigere ersetzt. Die neue Anstrieb leistete ca. 28000 PS. Die "New York" lief damit jetzt 19 Knoten, die Strecke von Cherbourgh nach New York wurde dadurch um rund 36 Stunden "kürzer". 
Interessant in diesem Zusammenhang: Die ausgebauten acht Turbinenanlagen (je zwei Anlagen aus vier Schiffen) wurden für 8 Neubauten der HAPAG wieder-verwendet, und zwar in der "Stassfurt", "Neumark", "Bitterfeld", "Nordmark", "Kurmark", "Uckermark" und den beiden Kombischiffe "Tacoma" und "Vancouver". Bei "Stassfurt" und "Bitterfeld" wurde die Kesselanlage von Öl- auf Kohlebetrieb umgerüstet, da im Fahrtgebiet dieser Schiffe (Australien) Kohle der weitaus preiswerteste Brennstoff war.
Nach Versuchen bei der Hamburger Schiffbau-Versuchsanstalt entschloss sich die Reederei 1933 zu einem neuerlichen Umbau. Als letztes der vier o.g. Schiffe wurde die "New York" zwischen dem 24. März und dem 30 Mai 1934 durch ein neues Vorschiff mit Wulstbug um gut 12 Meter verlängert. Der Umbau war sorgfältig geplant: Das neue Vorschiffe war vorgefertigt worden und konnten so in kürzester Zeit montiert werden. Auch diese Baumassnahme zeigte den geplanten Erfolg. Bei gleichem Brennstoffverbrauch lief das jetzt mit 22337 BRT vermessene Schiff (plus 882 BRT) auf Grund der nun wesenlich günstigeren Strömungsverhältnisse 21,5 Knoten. 
Oben:   Hier liegt TS "New York" im Ausbauzustand von nach 1934 im Hafen von Cerbourgh   Am 18. und 19. Dezember 1934 assistiert die "New York" beim Seenotfall des norwegischen Dampfers "Sisto" auf ca. 50N 22W. Die "New York" kann bei Nordweststurm Stärke 9 nach Ölablassen zusammen mit dem Dampfer "Aurania" die 16-köpfige Besatzung des Norwegers bergen. 
Im Dezember 1941 wurde die "New York" an die Deutsche Amerika-Linie übergeben und als Wohnschiff der Kriegsmarine in Kiel stationiert, wo sie im April 1945 - wenige Tage vor Kriegsende - bei einem Bombenangriff versenkt wurde. Das Schiff wurde nach dem Krieg gehoben, 1949 durch den Nord-Ostsee-Kanal nach England geschleppt und dort zur Verschrottung versteigert. Auktionserlös: 800 000 DM.
Bildnachweis:

Bild 1, Bild 2 und Bild 3  Quelle: Telefunken in "25 Jahre Telefunken 1903-1928" (1928) Bild 183/Seite 213, Bild 184/Seite 214 und Bild 185/Seite 215
..........(Mit freundl. Genehmigung des DTM Berlin am 12-Feb-10)
Bild 4   Quelle: Firmenarchiv Hapag-Lloyd AG  in Festschrift  "Mein Feld ist die Welt - 150 Jahre Hapag-Loyd" / 1997 / Seite 301
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Version: 18-Mar-10 / Rev.: 22-May-11 / HBu