Der Untergang des Dampfers Dresden / DOSL
Quellen: Ludwig Amann, Rolf Marschner DL9CM  -  Zusammenstellung: Heinrich Busch, Berne

Foto oben:  Die zum Stapellauf bereite "Zeppelin" auf dem Helgen des "Bremer Vulkan"  Die "Zeppelin" gehörte 1914 zu den größten vom Bremer Vulkan erbauten Passagierschiffen, wurde noch vom Namensgeber, dem 75jährigen Grafen Zeppelin, getauft und lief unter Blitz und Donner in strömendem Regen während eines Gewitters vom Stapel. Das Doppelschraubenschiff war 167 Meter lang, 20,42 Meter breit, hatte eine Tragfähigkeit von 11700 t, war mit 14167 BRT vermessen und lief mit der 9500 PS starken Maschine 15,5 Knoten. Im Januar 1915 wurde sie an den Norddeutschen Lloyd abgeliefert. Nach dem Krieg wurde die "Zeppelin" an England übergeben, machte unter diesem Namen einige Reisen als Truppentransporter für die US-Navy und kam 1920 als "Ormuz" in den Besitz der Orient Steam Navigation Co. Ltd in London. Im April 1927 wurde das Schiff vom Norddeutschen Lloyd in Bremen zurück gekauft, nach einigen Umbauten  in "Dresden" umbenannt und auf dem Nord-Atlantik eingesetzt.
1934 war die "Dresden" eines der ersten Schiffe, das an die NS-Organisation KdF ("Kraft durch Freude") für Urlaubsfahrten mit deutschen Arbeitnehmern und NS-Parteibonzen verchartert wurde. Die letzte Fahrt führte nach Norwegen und sollte fünf Tage dauern. 
Foto oben:   Dampfer "Dresden" ex "Zeppelin", ex "Ormuz" im Outfit von nach 1927
Die Ereignisse am 20. und 21. Juni 1934 werden in der "Telefunken Zeitung" Nr. 68 vom Oktober 1934 so beschrieben:
Am 20. Juni wurde der Dampfer „Dresden“/DOSL, der sich mit etwa 1000 Fahrgästen an Bord auf einer Nordlandreise befand, um 18:17 Uhr GMT plötzlich durch einen heftigen Stoß erschüttert, sodass sich das Schiff kurze Zeit später nach Backbord überlegte. Auf Anordnung der Schiffsleitung wurden bereits um 18:30 Uhr SOS-Signale ausgesandt, die von der nächsten Küstenfunkstelle „Utsira Radio“ aufgenommen und an alle in Reichweite befindlichen Schiffe mit der Positionsangabe der „Dresden“ weitergegeben wurden. In den nächsten drei Stunden eilten mehrere Schiffe zu Hilfe, während die Seefunkstelle ständig Verbindung mit „Utsira Radio“ und „Norddeich Radio“ aufrecht erhielt. Um 01:45 Uhr morgens gab der Kapitän den letzten fünf Mitgliedern der Besatzung, unter denen sich pflichtgemäß der erste Funkoffizier befand, den Befehl, an Land zu gehen. Am gleichen Morgen um 08:00 Uhr kenterte das Schiff und versank in den Fluten. Während des ganzen Unglücksfalles hat die Funkanlage der „Dresden“ bis zum Schluss einwandfrei gearbeitet, sodass der Norddeutsche Lloyd folgende Worte der Anerkennung über die Abwicklung des Notverkehrs an die Debeg richtete:
„Der 1. Funkoffizier Schnitker sowie der 2. Funkoffizier Jaburg und der 3. Funkoffizier Rudloff haben während der Rettungsaktion die Funkstation besetzt gehalten und den Funkdienst in einer vorbildlichen Weise geführt. Herr Schnitker hielt die Station bis zum Verlassen des Schiffes besetzt. Es gereicht dem Norddeutschen Lloyd zur Freude, der Debeg dieses mitteilen zu können und gleichzeitig zu berichten, dass auch der recht komplizierte und umfangreiche Dienst auf dem Dampfer „Stuttgart“, der als Hilfsschiff nach Norwegen geschickt wurde, vollkommen reibungslos und einwandfrei abgewickelt wurde.“
Die Debeg nahm die vorbildliche Pflichterfüllung ihrer Funkoffiziere zum Anlass, ihnen ihre besondere Anerkennung auszusprechen.
Was war geschehen? Am 20. Juni 1934 um 18:17 Uhr GMT hatte die "Dresden" einen Abstand von etwa 400 m vom Seezeichen Aresgrunnen. Die Sicht ist schlecht und die Gewässer mit ihren Unterwasserfelsen tückisch. Auf der Position 59-12,1N  005-19,1E lief die "Dresden" vor der Insel Karmøy auf Grund und hatte sofort starke Schlagseite. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden geborgen, die meisten durch den norwegischen Dampfer "Kong Haakon". Am 21. Juni kenterte die "Dresden"/DOSL und versank in die geringe Tiefe von 6 bis 10 Metern. Im August 1934 wurde das Wrack verschrottet.
Quellennachweis:

Festschrift "150 Jahre Schiffbau in Vegesack"  Herausgegeben 1955 vom Bremer Vulkan, Schiffbau und Maschinenfabrik, Bremen-Vegesack
"Telefunken Zeitung" Nr.68, erschienen im Oktober 1934
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Version: 22-Nov-08 / HBu