Telefunken E 104
Fotos: E. Ramm (1), W. Thelen (1) und H.-J. Körner (2)   -  und Hans-Jürgen Körner

Links:   Kurzwellenempfänger E104 von Telefunken
Von  Anfang der 50er bis in die 60er Jahre produzierte Telefunken dieses Schwergewicht unter den Kurzwellen-Empfängern. Als Einschubgerät (ohne Gehäuse) mit den ungewöhnlichen Abmessungen 520x406x500 mm bringt er es auf knappe 70 kg. 
In 18 Teilbereichen deckt der E 104 das Band von 1,1 bis 30,1 MHz in den Betriebsarten A1 und A2/A3 ab. Die 1. ZF liegt - abhängig vom eingestellten Frequenzbereich - zwischen 1,1 und 6,1 MHz. Die 2. ZF beträgt 525 kHz, hier wird auch der um ± 3 kHz regelbare BFO zugeschaltet. In den Bereichen 1 bis 3 (unterhalb 5,95 MHz) arbeitet der E 104 als Einfachsuper. 
Die Ablesegenauigkeit der 380 mm breiten Trommelskala ist - mit Hilfe einer Skalenlupe - besser als ± 2 kHz über das gesamte Band. Im Abstand von 1 MHz stellt das Gerät Eichsignale zur Verfügung. 
Als Bandbreite können 12, 6, 3, 1, 0.5 oder 0.2 kHz geschaltet werden.
Der E 104 arbeitet mit 24 Röhren: 6 x EF85, 6x EF80, 4 x ECC81, 3 x EAA91, 3 x EL84 und je 1 x ECH81,  ECH42, und EL41. Der Betriebszustand der wichtigsten Röhren kann jederzeit mit Hilfe eines Umschalters und des eingebauten Messgerätes überprüft werden. Alle Bedienungselemente und die Buchsenpaare für 2 Kopfhörer befinden sich an der Frontseite. Die Feinabstimmung erfolgt in zwei wählbaren Geschwindigkeiten. Der Empfänger hat keinen eingebauten Lautsprecher, an der Rückseite des E 104 sind der Antennen- anschluss, ein 600-Ohm-Ausgang und ein NF-Anschluss (2 Watt/5 Ohm) angebracht. Für die Stromversorgung werden wahlweise 110/125/150/220/240 V~ benötigt.
Der E 104 wurde vorrangig für feste Funkverbindungen bei Presse-, Telefon- und Wetterdiensten eingesetzt. Bei mobilen Seefunkstellen war Empfänger kaum zu finden, bei deutschen Küstenfunkstellen gab man dem äusserlich ähnlichen EK 07 von Rohde & Schwarz den Vorzug. Vermutlich, weil dessen Frequenzbereich die Seenot- und Anruffrequenz 500 kHz gerade noch mit einschloss. 
Oben:   Blockschaltbild des Kurzwellenempfängers E 104 von Telefunken Die im Text angegebenen technischen Daten änderten sich während der mehr als 10jährigen Produktion und bei den mindestens 3 verschiedenen Gerätetypen mehrfach. Die ursprüngliche Version von 1952 hatte die Bezeichnung E 104 Kw/4, deckte das gleiche Band in nur 17 Teilbereichen ab und arbeitete mit nur 23 Röhren. Das Foto von Eddi Ramm (ganz oben) zeigt einen E 104 Kw/8, das Blockschaltbild bezieht sich auf den Typ E 104 Kw/10.

Über einen besonderen Anwendungsfall für den E 104 berichtet Hans-Jürgen Körner DK1MW:

Edelmanns pickende Henne
Der Empfänger E104 war - ebenso wie sein Pendant für den Langwellenbereich, der E108 - bekannt für seine sehr stabile und zuverlässige Mechanik. Der spielfreie, leichtgängige Skalenantrieb erfolgte recht aufwendig über verspannte Zahnräder. Beide Empfänger eigneten sich hervorragend für einen elektromechanischen Antrieb der Frequenzabstimmung, damals eine Voraussetzung für den Einsatz in automatischen Einrichtungen zur Überwachung und Registrierung der Belegung des Funkfrequenzspektrums.

Die Funktionsweise ist im Prinzip einfach. Ein kleiner Elektromotor betätigt über ein Untersetzungsgetriebe und eine kardanische Welle die Empfängerabstimmung. Synchron dazu wird ein Schreibstift langsam über ein wachsbeschichtetes Papier geführt. Bei eingeschaltetem Überlagerer und ausgeschalteter automatischer Empfängerregelung wird das am 600-Ohm-Ausgang des Empfängers anstehende NF-Signal über ein schmalbandiges 1-kHz-Filter einer Auswerteschaltung zugeführt, die den Schreibstift steuert. Sobald ein HF-Signal erfasst wird, „pickt“ der Stift auf das beschichtete Papier, wodurch an dieser Stelle die rote Farbe des Trägerpapiers zum Vorschein kommt. Am Ende des Überlaufs, also bei Erreichen der eingestellten oberen Frequenzgrenze, wird der Empfänger im Schnelllauf auf die Startfrequenz zurückgesetzt und das Papier um einen kleinen Betrag weitertransportiert. Danach beginnt das Spiel von vorne. Man erhält so eine dauerhafte Aufzeichnung der Belegung im gewählten Frequenzbereich.
Neben Frequenz und Dauer kann aus dem Schriftbild sogar auf die Art der Aussendung geschlossen werden. Während ein unmodulierter Träger als Strich abgebildet wird, sind es bei einer F1-Fernschreibaussendung zwei parallel laufende Striche entsprechend der beiden Umtastfrequenzen. Jede Sendeart hat ihr eigenes Schreibmuster.
Viele Jahre waren Frequenzbandregistrieranlagen dieser Art in zivilen und militärischen Stellen zu finden. Dank ihrer Robustheit taten sie klaglos Jahr für Jahr rund um die Uhr ihren Dienst. Ab Ende der siebziger Jahre wurde der Frequenzbandschreiber FBS-56 mehr und mehr durch neuere, elektrostatisch oder nach dem Tintenstrahlprinzip arbeitende Schreiber abgelöst. Die Steuerung der neuen Empfängergeneration erfolgte dann auch nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch.

Frequenzbandregistrieranlage bestehend aus Frequenzbandschreiber Typ „Edelmann FBS-56“ und Empfänger E 104. 

Der Frequenzbandschreiber steuert mechanisch über eine kardanische Welle die Frequenzabstimmung des E104. Stiftwalzen transportieren das beschichtete und an den Rändern perforierte Papier – im Foto mit roter Unterseite – nach jedem Überlauf des Schreibstiftes um einen kleinen Betrag nach vorne (Richtung Tischkante). Dort wird es in einer muldenförmigen Schale wieder aufgerollt. Der Schreibstift befindet sich gerade auf der linken Papierseite und damit an der unteren Bereichsgrenze des zu überstreichenden Frequenzbereichs. Über die rechts daneben sichtbaren drei Reiter werden auf der y-Achse Frequenzmarken gesetzt. Jede volle Stunde wird durch einen über die gesamte Breite des Papiers laufenden Strich markiert (x-Achse). Das rechts außerhalb des Schreibers angeflanschte Getriebe wird beim Einrichten der Anlage abgenommen und durch Wahl entsprechender Zahnräder in seiner Untersetzung so eingestellt, dass der zu erfassende Frequenzbereich auf der gesamten Breite des Registrierpapiers abgebildet wird. Aufgrund der Arbeitsweise wurde dieser Frequenzbandschreiber in Anlehnung an den Namen der Herstellerfirma auch scherzweise „Edelmanns pickende Henne“ genannt.
Diese Aufzeichnung stammt bereits von einem moderneren Schreiber. Das Darstellungsprinzip ist aber das Gleiche wie beim FBS-56. Die nachträglich von Hand beschriftete Aufnahme zeigt den Frequenzbereich von 15.400 kHz bis 15.410 kHz. Bis ca. 14.30 UTC war die Frequenz (Strich etwas oberhalb der Frequenzmarke 15.405 kHz) störungsfrei. Pünktlich zu Sendebeginn der Deutschen Welle (Pfeil) um 15 UTC wird die Aussendung durch einen breitbandigen Störsender (JAM) zugedeckt. Von der Nutzaussendung ist danach praktisch nichts mehr zu erkennen.
P.S.: Vielen Dank und 73 an Hans-Jürgen Körner DK1MW  für diesen ufb Bericht
Bildnachweis:

Bild 1  Urheber gem. §7 Urh.G.: Edmund (Eddi) Ramm, DK3UZ  (Mit freundl. Genehmigung 2008)
Bild 2  Quelle Sammlung Hans-Jürgen Körner, DK1MW  (Mit freund. Genehmigung 2008)
Bild 4  Urheber gem. §7  Urh.G.:  Hans-Jürgen Körner, DK1MW  (Mit freundl. Genehmigung 2008)
Bild 3  Quelle Sammlung Wolfgang Thelen, Berlin  (Mit freundl. Genehmigung 2007)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 22-Feb-08 / Rev.: 01-Mar-08 / 27-Jan-10 / HBu