TS France / FNRR
Fotos: J. Zimmerman (1), C.R.M. (5), CSF (1) und DanMS (1)  - 

Die Ft-Station der "France" / FNRR lag etwas achterlich der Kommandobrück an der Backbordseite des Schiffes und war mit 11 mal 6,5 Metern grosszügig bemessen. Bild 1 (1961) und Bild 2 (1964) zeigen die nach achtern gerichtete Ansicht der Station. In Bild 2 sieht man rechts auch den Arbeitsplatz des Stationsleiters. 
Ganz hinten befinden sich - in die Wand eingelassen - von links nach rechts folgende Sender:
1.) Der GW-/KW-Telefoniesender CP 410 leistete auf Kurzwelle (Sendeteil FCQ 6 F) max.
400 Watt, das  Sendeteil für Grenzwelle (FNQ 1 F) war mit 8 Quarzen bestückt und leistete 100 Watt. Dieser Sender wurde vom Bedienfeld aus ferngesteuert.
2.) Der Kurzwellen-Telegrafiesender EC/100 leistet 1 KW und arbeitet auf je einer Anruf- und zwei Arbeitsfrequenzen in den Seefunkbändern 4, 6, 8, 12, 16 und 22 MHz. 
3.) Der Mittelwellensender EM 100 mit einer Antennenleistung von 1200 Watt hatte tagsüber eine Reichweite von  von gut 500 Meilen.
4.) Der Not-/Reservesender Typ PSP/1 wird aus einer Batterie betrieben und leistet 45 Watt. Zu diesem Sender gehört als Notempfänger ein  RSH 3 für den Frequenzbereich 350 - 600 kHz, ein Alarmzeichentastgerät und das Batterie-Ladegerät.
An den Funkarbeitsplätzen vor der Senderwand befinden sich 3 Universalempfänger RUT/5 (TELECO). Diese Doppelsuper decken den Frequenzbereich zwischen 75 kHz und 30 MHz in den Betriebsarten A1 und A2 ab. Sie sind mit einem Servosucher ausgestattet, der einen schnellen Frequenzwechsel erlaubt. Ein weiterer Empfänger (RS/550) arbeitet zwischen 2 und 30 MHz in A1, A2, A3 und F4.
Da die Sender von den Arbeitplätzen aus nicht ohne zeitraubende Wanderung zum Sender und zurück abzustimmen waren, stand vermutlich ein dritter Funkoffizier als "Tuner" zwischen Senderwand und Arbeitsplätzen - siehe Bild 1 -, wo er auf Zuruf in Aktion trat.
Bild 3 und Bild 4 zeigen eine besondere Funkeinrichtung der "France" / FNRR. Über den Funkdienst "INTER-OCEAN" waren die Küstenfunkstellen St.Lys Radio / FFL oder "New York Radio" / FOO ständig für das Schiff hörbereit. Aus den 260 Kabinen der 1.Klasse und aus 7 im Schiff verteilten Telefonzellen können die Passagiere sich über eine Vermittlung im Zahlmeisterbüro jederzeit zu einem Landteilnehmer durchstellen lassen. Der im Hintergrund von Bild 3 stehende Sender RB 520 arbeitet für diesen Dienst in 5 für den Seefunk reservierten Kurzwellenbändern (nicht auf 6 MHz) in den Betriebsarten A3, A2, SSB und ISB und leistet bis zu 520 Watt. Bis zu 20 Frequenzen (4 pro Kurzwellenband) können geschaltet werden, bei ISB-Betrieb können zwei Gespräche gleichzeitig geführt werden. Im Vordergrund des Fotos ist der 500 kHz-Arbeitsplatz der "France" abgebildet. Die beiden Operator in Bild 4 - mit Blickrichtung zum Vorschiff - beobachten die Qualität der über "INTER-OCEAN" abgewickelten Gespräche. In der Konsole ganz links steckt oben eine Gruppe von 5 Empfängern RT 545 (je 1 Empfänger pro Kurzwellenband), weiter unten Vorkreise, Bandschalter und Stromversorgung.
Bild 5:  Im Kartenraum hinter der Kommandobrücke des Schiffes stand ein zusätzlicher Grenzwellensender mit einem einfachen Empfänger. Im Sender steckten 8 Quarze, er leistete 90 Watt und war für den Telefoniebetrieb (A3) mit Hafenbehörden und Schiffen in der Nähe gedacht. Mit dem Gerät konnte aber auch in den Betriebsarten A1 und A2 telegrafiert werden.
Die "France" / FNRR verfügte auch über Seefunk-UKW. Bild 6 zeigt einen Funkoffizier am Bedienteil des 28-Kanal-Gerätes MF 921 M. Bis 1967 war ein Kanalabstand  von 50 kHz gebräuchlich - daher 28 Kanäle. Nach 1967 waren 25 kHz vorgeschrieben.
Bild 7 zeigt den Faximile- und Fernschreibraum. Hier wurden mit je einem Empfänger RT 531 Fotos und Fernschreibsendungen (RTTY) verschiedener Nachrichtenagenturen für die täglich erscheinende Bordzeitung empfangen.
Fünf Langdraht-Sendeantennen sind vom Funkraum ausgehend über dem vorderen Drittel des Schiffes angebracht, zwei weitere für Mittelwelle sind seitlich zwischen den Schornsteinen befestigt. Sieben Langdraht-Empfangsantennen und drei 8 Meter lange Peitschenantennen (für FAX und FS-Empfang) befinden etwa 200 Meter von den Sendeantennen entfernt am Achterschiff.
Die "France" / FNRR - das Foto oben zeigt sie im Februar 1974 auf ihrer letzten Weltreise unter diesem Namen am Ocean Terminal in Kowloon / Hong Kong liegend -  wurde 1960 auf der Werft Chantiers de l’Atlantique in Saint Nazaire gebaut. Das Schiff war 315,5 Meter lang, 33,7 Meter breit und damals mit 66348 BRT vermessen. Acht Kessel versorgten vier Getriebeturbinen. Die Turbinen wirkten mit einer Leistung von 175 000 PS auf vier Propeller, das Schiff erreichte damit eine Reisegeschwindigkeit von 31 Knoten - die maximale Geschwindigkeit betrug gut 35 Knoten. Mehr als 2000 Passagiere wurden von rund 1200 Besatzungsmitgliedern betreut. Die "France" bot einen enormen Luxus, sie wurde mit der „Queen Mary“ und der „Queen Elizabeth“ der britischen Reederei Cunard in einem Atemzug genannt und galt als "Schwimmendes Versailles". 
Doch in den 70er Jahren waren die Zeiten für solchen Schiffe vorbei: Die Brennstoffpreise stiegen ins Unermessliche, die Luftfahrt übernahm immer mehr der Passagiere. Noch 1973 machte das Schiff mit 1200 Passagieren - jeder zahlte nach heutiger Währung zwischen 10000 und 30000 Euro - die "teuerste Seereise aller Zeiten". Es waren 1,5 to Kaviar an Bord und es wurden durchschnittlich 600 to Heizöl pro Tag verbrannt - die Tonne zu 100 US-$. Für eine Distanz von 960 Metern verbrauchte die "France" eine Tonne des teuren Stoffes. Im gleichen Jahr erwirtschaftete sie ein Minus von 70 Mio. Francs, allein von Januar bis September 1974 betrug das Minus schon 100 Mio. Mit diesen Zahlen war der Luxusliner gleichzeitig der Stolz und der Kopfschmerz Frankreichs und der Reederei.
Als die "France" am 11. September 1974 von ihrer letzten Reise aus New York in Le Havre ankam, wurde sie von der Besatzung "übernommen" und in der Fahrrinne vor Le Havre an Anker gelegt. An Bord bildete sich ein "Schattenkabinett" unter Vorsitz des Stewards Marcel Raulin, sechs "Minister" waren für den Bordbetrieb zuständig. Die Gewerkschaften unterstützten den "Streik" und es gab grosse Sympathie in der Bevölkerung. Michel Sardou sang: "Ne m'appelez plus jamais France . . ." (Nennt mich nie wieder "France"  . . .). Es kam auch zu einem Generalstreik in der französischen Handelsschifffahrt. Reederei und Regierung liessen sich jedoch durch die Meuterei der 965 Seeleute nicht beeinflussen und versuchten die Besatzung auszuhungern. Lediglich Gewerkschaftsvertreter durften an und von Bord. Am 10. Oktober lief die "France" in Le Havre ein und wurde am 23. Oktober offiziell ausser Dienst gestellt. Für einige Jahre lag sie arbeitslos in Le Havre und drohte zu verrotten. 1977 wurde sie für 22 Millionen US-$ an einen arabischen Millionär verkauft. Als dessen Pläne für ein Hotelschiff in Daytona Beach fehl schlugen, ging die "France" 1979 für 18 Millionen Dollar an den norwegischen Kreuzfahrtreeder Klosters. Im August 1979 wurde sie noch in Le Havre in "Norway" umbenannt - neues Rufzeichen: LITA - und verliess dann den Hafen in Richtung Bremerhaven wo die ex "France" für rund 100 Millionen Dollar 10 Monate lang umgebaut wurde.
Technischer Support:

Tks to Ragnar Sivertsen, Norwegen, der 1979/80 in Bremerhaven einen grossen Teil der hier beschriebenen Funkstation durch neuere Anlagen ersetzte
Bildnachweis

Bilder 1, 4, 5, 6 und 7  Quelle: R.Sivertsen / Prospekt der Compagnie Radio-Maritime C.R.M. "Télécommunications et Radionavigation à bord du FRANCE"
Bild 2 Urheber gem.§7 Urh.G: John Zimmerman, Foto an Bord der "Norway", abfotografiert 2005 von Heinrich Busch mit freundl. Genehmigung des Kapitäns
Bild 3 Quelle: R.Sivertsen / "télonde" 1961 numéro 4, Seite 8 - Hrsg.: Compagnie Générale de Télégraphie sans Fil, Paris C.S.F
Bild 8 Urheber gem.$7 Urh.G.: DanMS  Quelle: Wikipedia  (DanMS erlaubt jedermann die Verwendung ohne Bedingungen / Das Foto ist weltweit "gemeinfrei")
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Version: 24-Jan-11 / Rev.: 17-May-11 / HBu