Gefunden . . . in alten Telefunken-Zeitungen (I)

Rettung aus Seenot:
Wir wie einem Bericht des Funkbeamten an Bord des untergegangenen Dampfers „Casablanca“ entnehmen, wurde dieser am 22. Juni 1930 um 06:35 GMT durch den englischen Dampfer „Henry Stanley“ gerammt. Durch die Wucht des Zusammenstosses zersprang die Porzellan-Durchführung der Antenne, sodass die Niederführung losriss und Schiffsschluss eintrat. Nachdem die Antenne wieder behelfsmässig verbunden war, arbeitete der Beamte zunächst etwa 10 Minuten mit dem Röhrensender und sandte damit erste SOS-Rufe aus. Als dann die Lichtmaschine des Schiffes infolge Eindringens von Seewasser unbrauchbar war, wurde der Notsender eingeschaltet und Verkehr mit den Küstenfunkstellen Quessant und Niton hergestellt. Während der nächsten zwei Stunden unterhielt die „Casablanca“ noch einen weiteren Telegrammverkehr mit Schiffen; dann musste das schwer beschädigte Schiff verlassen werden. Die Funkstelle hat bis zum letzten Augenblick tadellos gearbeitet. (Quelle: Telefunken Zeitung No. 55 / Oktober 1930)
Dampfer „Targis“:

Am 18. Juli 1930 ging der N.D.L.-Dampfer „Targis“ in der Nähe der Azoren infolge Selbstentzündung der Salpeter-Ladung unter. Der Funkbeamte sandte gleich nach den ersten Explosionen das SOS aus, das von mehreren Schiffen, u.a. M/S „Rangitata“, S/S „Certalis“ und S/S „Santa Aurora“ beantwortet wurde. Als das Feuer auch auf Brücke und Funkstation übergriff, verliess der Beamte mit der Schiffsleitung den brennenden Dampfer. Die Besatzung und Passagiere der „Targis“ wurden von der inzwischen herbeigeeilten „Rangitada“ ohne Verluste an Menschenleben übernommen. (Quelle: Telefunken Zeitung No. 55 / Oktober 1930)
Der Dampfer "TARGIS" wurde 1915 bei der Werft Frerichs in Einswarden gebaut. Das Schiff war mit 5952 BRT vermessen, die Dampfmaschine leistete 3200 PS und brachte das Schiff auf eine Geschwindigkeit von 11,5 Knoten. Die "TARGIS" hatte Einrichtungen für bis zu 12 Passagieren. 1925 wurde sie bei der Tecklenborg werft umgebaut und erlitt 1930 den oben geschilderten Totalverlust durch Feuer.
Funkverkehr zwischen Ozeandampfer und fahrendem D-Zug:

Am 18. August 1930 um 8 Uhr abends (20:00 MEZ) wurde eine funktelephonische Verbindung zwischen dem in der Nordsee fahrenden Schnelldampfer „Columbus“ des Norddeutschen Lloyd und dem D-Zug Hamburg – Berlin hergestellt. Der Schnelldampfer befand sich kurz vor der Station Wittenberge, Dampfer „Columbus“ war in unmittelbarer Nähe des Terschelling-Feuerschiffes. Die Anmeldung erfolgte vom D-Zug. Der Teilnehmer an Bord des Schnelldampfers war über die Güte der Verbindung sehr befriedigt. (Quelle: Telefunken Zeitung No. 55 / Oktober 1930)
Bereits 1914 fand auf der Schichau Werft in Danzig die Kiellegung des Schiffes statt, für das zunächst der Name "Hindenburg" vorgesehen war. Nach Kriegsausbruch 1914 wurde der Bau bis 1920 eingestellt. 1922 gab es einen missglückten Stapellauf: Das jetzt "Columbus" genannte Schiff musste neu aufgepallt werden. Die Jungfernfahrt Bremerhaven - New York fand im April 1924 statt. Das NDL-Schiff war 236 m lang, 25,33 breit. Zwei 3-fach Expansionsmaschinen leisteten 32000 PS. Max. Geschwindigkeit: 19 Knoten. Ende der 20er Jahre wurde eine Dampfturbinenanlage von 49000 PS eingebaut, jetzt war das Schiff 21 Knoten schnell. Die beiden Schornsteine (Foto oben) wurden 1929 erheblich verkürzt, um das Schiff im Aussehen an die "Bremen" und "Europa" anzupassen. Die "Columbus" konnte 478 Kajüt-, 644 Touristenklasse- und 602  III.-Klasse-Passagiere aufnehmen. Nach Kriegsaubruch 1939 ging die "Columbus" bei Cape Henry (Ostküste USA) durch Selbstversenkung verloren.
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Version: 17-Sep-02 / HBu