Die Einführung des Gregorianischen Kalenders
 Quellen: NDR4, DLR, Weser-Kurier Bremen  -   

Der im Jahre 46 v. Christus von Julius Caesar eingeführte und nach ihm benannte "Julianische" Kalender legte ein Jahr mit der Länge von 365 Tagen und 6 Stunden fest. Um die 6 Stunden auszugleichen wurde in jedem vierten Jahr ein "Schalttag" eingeführt und an den Monat Februar, der mit 28 Tagen festgelegt war, angehängt. Der Frühlingsanfang (Frühlingsäquinoktium oder Frühlingstagundnachtgleiche) lag bei Einführung des Kalenders auf dem 24. März. Da nun ein Jahr aber um 11 Minuten und 14 Sekunden länger ist als 365 Tage und 6 Stunden ergab sich eine Verschiebung, die sich alle 129 Jahre zu einem Tag addierte. Zur Zeit des Konzils zu Nikäa im Jahre 325 n. Chr. fiel das Frühlingsäquinoktium schon auf den 21. März.
Im Jahre 1474 beauftrage Papst Sixtus IV den Astronomen und Mathematiker Regiomontanus mit der Verbesserung des Kalenders. Der plötzliche Tod des Gelehrten ließ diesen Auftrag aber wieder in Vergessenheit geraten.
Erst gut 100 Jahre später berief Papst Gregor XIII eine Kommission ein, die sich erneut mit dieser Aufgabe befassen sollte. Mitglieder waren der Bamberger Mathematiker Clavius, der Italiener Ignatio Danti und der Spanier Petrus Ciaconius. 
Da seit Einführung des julianischen Kalenders 13 x 129 Jahre vergangen waren, fällt die Frühlingstagundnachtgleiche in diesem Jahr schon auf den 11. März. 1582 läßt Papst Gregor XIII daher in einem Erlaß den neuen bis heute gültigen Gregorianischen Kalender verkünden. Der Gregorianische Kalender ergänzt die julianische Regelung der Schalttage so, dass in den durch 100 teilbaren Jahren dann keine Tage eingeschaltet werden, wenn die Hunderterzahl nicht durch vier teilbar ist. Laut päpstlicher Anordnung folgt auf den 4. Oktober unmittelbar der 15. Oktober – 10 Tage werden einfach übersprungen. Damit fällt der Frühlingsanfang seit 1583 wieder auf den 21. März.
Aber der Vatikan hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die unumschränkte Macht. Die Reformation stiftete Unruhe in Europa. Nur die katholischen Länder richten sich nach dem neuen Kalender.
Das Deckblatt des päpstlichen Erlasses
Italien, Spanien und Portugal folgen sofort dem Willen des Papstes, Frankreich zieht 2 Monate später nach, ebenso die katholischen Niederlande. So fällt im flämischen, katholisch geführten Brügge 1582 Weihnachten aus. Auf den 21. Dezember folgt unmittelbar der 1. Januar um die 10 Tage einzuholen, die der alte Kalender falsch ging. Im 1700 Kilometer entfernten litauischen Vilnius herrscht derweil noch die alte Zeit 
Nicht nur die Protestanten, auch die orthodoxen Kirchen Osteuropas verweigern sich dem neuen Kalender des römischen Papstes bis ins 20. Jahrhundert hinein. Immerhin, nach einer dringlichen Ermahnung des Papstes übernehmen 1583 einige katholische Städte in Deutschland den neuen Kalender. Ebenso Bayern, Österreich, Böhmen und Mähren, die katholischen Kantone der Schweiz und vier Jahre später Ungarn und Polen.
Im katholischen Köln gilt der Gregorianische Kalender natürlich sofort. Auch wenn er für das Volk keine Rolle spielt. Nur ein paar Kirchenfeste und Heiligentage ändern sich, ansonsten braucht man die Zeitrechnung wenig. 
Papst Gregor XIII.
Ausschnitt aus dem "Neuen Kölner Kalender"
Für Schreibstuben und Kanzleien wird ein "Neuer Kölner Kalender" herausgegeben. Angegeben sind Schaltjahre und Daten für Ostern nach neuer und alter Zeitrechnung. Die Festlegung des Osterfestes ist wichtig und kompliziert. Sie zieht die Festlegung anderer beweglicher Feiertage des Jahres nach sich und die Berechnung ist kompliziert, weil durch das Zusammenspiel von Sonne- und Mondjahren Werte wie "Goldene Zahl", "Mondzirkel", julianische und gregorianische "Epakten" und "Ostergrenze" berücksichtigt werden müssen. Das oben schon erwähnte Konzil von Nikäa legte fest, dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsäquinoktium gefeiert wird. Fällt dieser Vollmond auf einen Sonntag, so ist Ostern am nächsten Sonntag.
Händler, Bankiers und Bürokraten brauchten einen Kalender am nötigsten. Ihr Leben ist bestimmt durch Liefertermine, Zinsberechnungen und sonstige Fristen. Auf dem Lande dagegen läuft die Zeit niemandem davon, einmal am Tag läutet die Kirchenglocke – um die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Dafür reicht die Sonnenuhr.
Ohnehin ist das Chaos in der Christenwelt noch groß, trotz Kalenderreform. Die Heiligen haben je nach Land verschiedene Feiertage, und in England beginnt das neue Jahr immer erst am 25. März. Die Zeit wird noch bestimmt vom Rhythmus der Arbeiten auf dem Feld: sähen, warten, ernten.
Die deutsche Reformation kämpft besonders erbittert gegen die neue Zeitrechnung aus dem Vatikan. Sie sei Teufelswerk und Papst Gregor XIII, der römische Antichrist, gleiche einem geifernden Wolf der die christliche Schafherde angreift.
So wird Deutschland zweigeteilt und gleicht einem Flickenteppich. Hier die neue, da die alte Zeit. Ein kompliziertes Leben. Zum Beispiel auf einer Fahrt vom katholischen Regensburg ins protestantische Nürnberg, kaum eine Tagesreise entfernt. Wer Regensburg am 3. Januar verläßt kommt in Nürnberg 10 Tage früher an - im alten Jahr noch und kann Weihnachten gleich ein zweites Mal feiern.
Für die Händler ist das ein Unding! Welche Lieferfrist soll gelten, wie die Zinsen berechnen? Sie brauchen einen einheitlichen christlichen Kalender. Aber erst 1700, 118 Jahre nach dem päpstlichen Erlaß, gibt die deutsche Reformation den Widerstand auf und übernimmt den "verbesserten" Kalender. Im protestantischen Deutschland folgt auf den 18. Februar 1700 gleich der 1. März. In England gehen die Uhren aber immer noch anders. Die anglikanische Kirche nimmt sich weitere 52 Jahre Zeit, den neuen Kalender einzuführen. Schweden folgt der neuen Zeitrechnung 1753, einige Kantone der Schweiz erst 1798, Russland sogar erst nach der Revolution 1917. Das ist der Grund dafür, dass die "Oktober"-Revolution erst im November gefeiert wurde. Am längsten sträuben sich die orthodoxen Kirchen gegen den Lauf der Zeiten. Erst 1923 übernahmen auch sie den Gregorianischen Kalender.
In Frankreich gab es 1793 mit der Einführung des "Republikanischen Kalenders" sogar einen "Rückschlag".  Das Jahr wurde in zwölf Monate mit je 30 Tagen aufgeteilt, diese wiederum in zehntägige Zeitabschnitte, die als décades (Dekaden) bezeichnet wurden. Der letzte Tag jeder Dekade wurde zu einem Ruhetag erklärt. Die am Ende des Jahres übrig bleibenden Tage (im gregorianischen Kalender der 17. bis 21. September) wurden zu Nationalfeiertagen bestimmt. Das erste Jahr unter dem neuen System wurde An I („Jahr I"), das zweite  An II, usw., genannt. Jeder Jahreszeit wurden drei Monate zugeordnet, die Herbstmonate erhielten die Namen Vendémiaire („Monat der Weinlese"), Brumaire („Monat des Nebels") und Frimaire („Monat des Frostes") die Wintermonate Nivôse („Monat des Schnees"), Pluviôse („Monat des Regens") und Ventôse („Monat des Windes") die Frühlingsmonate Germinal („Monat der Saat"), Floréal („Monat der Blüten") und Prairial („Monat der Wiesen") und die Sommermonate Messidor („Monat der Ernte") Thermidor („Monat der Hitze") und Fructidor („Monat der Früchte"). Napoleon ließ 1805 den republikanischen Kalender wieder abschaffen.
Ganz einheitlich ist die christliche Kalenderwelt allerdings auch heute noch nicht. Die orthodoxen Mönche auf dem Berg Athos folgen noch immer der Zeitrechnung von Julius Cäsar. Ihr Abstand zu uns beträgt mittlerweile zwei Wochen.
Zur Seefunk-Homepage
Version: 10-Jan-00 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu