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Abb.
1:
Seefunkstelle MS „Rhin" / HBDS
Der Funkoffizier hatte eine komplette Funkanlage (MW/GW/KW/UKW) der französischen
Firma Le Matériel Téléfonique (LMT) zur Verfügung.
Das Original dieser Funkanlage stammt von Mackay-Marine. Oben links im
Sendergestell befindet sich der Kurzwellensender (zwei Röhren 811
parallel leisten 100 Watt max), rechts daneben der MW-Hauptsender (100
Watt, ebenfalls zwei Röhren 811), noch weiter rechts der Antennen-
Wahlschalter und darunter der Autoalarm-RX. Ganz rechts oben steckt der
Notsender. Im unteren Bereich befinden sich Haupt- und Notempfänger
sowie Bedienungselemente der Anlage. Auf dem Tisch ist eine Schreibmaschine
HERMES 3000, eine JUNKERS-Morsetaste wie auch
eine Schlackertaste VIBROPLEX (alles Eigentum des Funkers) und das Funktagebuch
zu erkennen. Rechts im Foto steht ein Grenzwellen-Telefon, das aus dem
Sender Lorenz S 509 und dem Grenzwellenempfänger
darüber besteht.
Der eigentliche Schwachpunkt der Anlage war der nicht eichbare Haupt-Rx links neben der Schreibmaschine. Beim Bau des Schiffes 1961 boten praktisch alle renommierten Firmen, die Funkanlagen für Hochseeschiffe installierten, technisch hochstehende Empfänger an. Um Küstenfunkstellen mit laufenden Roundslips zu finden, konnte der unstabile Rx knapp genügen. So genannte stumme Stationen oder Funkstellen anderer Schiffe hingegen mussten mit endlosen „pse QSV long" aufgefordert werden, sich bemerkbar zu machen. |
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Ein
weiterer Schwachpunkt waren die beiden Reusenantennen, die zwischen dem
Signalmast und den beiden Masten am Mittelaufbau achterseitig direkt über
dem Schornstein hingen. Nach ein paar Monaten waren die Kupferdrähte
durch die Abgase so zerfressen, dass der Berichterstatter zusammen mit
Bootsmann und Elektriker eine neue Antennenanlage bauen musste.
Abb. 2: Seefunkstelle MS „Rhin" / HBDS Die links neben der Klimaanlage im Hintergrund stehende Schreibmaschine mit großem Wagen und einer in Westeuropa nicht bekannten Tastatur (evtl. polnisch) stand dem Chef Steward, den Nautikern und dem Funker zur Verfügung und war nicht zu gebrauchen, so dass sich der Berichterstatter entschloss, eine eigene HERMES 3000 anzuschaffen, was zur Folge hatte, dass von nun an ein täglicher Kampf um des Funkers persönliche Schreibmaschine entbrannte. So gewöhnte sich dieser daran, Wetterberichte wieder von Hand niederzuschreiben. |
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Abb.
3: MS "Rhin" / HBDS auf der Reede vor Santos anlässlich
einer Bootsübung im Frühsommer 1963
Abb. 4, 5, 6 und 7 MS "Rhin" / HBDS in Santos an der Pier beim Laden von 10100 t Kaffee für Nord-Europa Das eigene Ladegeschirr und ein Hafenkran wurden gleichzeitig eingesetzt. In Bild 6 erkennt man zwischen Signal- bzw. Radarmast über dem Schornstein schwach eine der Reusenantenne. Das Kühlschiff "Rhin" / HBDS war hier als normaler Stückgutfrachter eingesetzt, trug die Schornsteinmarke von "Louis Dreyfus & Cie" und fuhr in Charter für die DDG Hansa in Bremen (Kaffeefahrt) |
MS
„Rhin" / HBDS wurde als Bau-Nr. B54/23 von Louis Dreyfus & Cie., Dunkerque,
bei der Stocznia Gdanska im. Lenina, Gdansk, in Auftrag gegeben (Stapellauf
07.01.1961). Noch während des Baus wurde die Einheit an die Bernina
Hochsee-Schiffahrts A.G., Chur, verkauft. Fertigstellung am 30.09.1961.
Heimathafen Basel. Übergabe an Eigner am 02.11.1961. Register-Nummer:
066. Die Bereederung erfolgte durch die Suisse-Outremer S.A. de Gérance
et d' Affrètement Maritimes, Genève. Rufzeichen HBDS. Das
nur zwei Monate früher in Dienst gestellte MS „Rhône“
/ HBDO war ein baugleiches Schwesterschiff der "Rhin".
Die Schiffsdaten: BRT/GT: 7.969, NRT/NT: 4.419, DWT: 10.157, Länge: 153,70 Meter, Breite: 19,49 Meter, Tiefgang: 8,36 Meter, Passengers: 12, Crew: 40. Maschinentyp: 6-Zyl. 6RD60 Gebr. Sulzer, Winterthur/Schweiz, Leistung: 7.800 PS, Geschwindigkeit: 14.5 kn (bei der Beförderung von Kühlprodukten konnte die Geschwindigkeit entsprechend erhöht werden), Propeller:1. Das Schiff, konzipiert als Reefer, diente auch zum Transport von Stückgut. Spezielle Tanks erlaubten die Verschiffung von Süßölen. |
Für
die damalige Zeit fiel das Seefahrzeug durch eine besondere Außenästhetik
sehr positiv auf. Der Innenausbau wurde zweckmäßig und entsprechend
einfach gehalten. Die Hauptmaschine wie auch der Hilfsbetrieb und die Kühlaggregate
(Schweizer Produkte) zeichneten sich durch eine besonders hohe Betriebssicherheit
aus. Im Oktober 1966 wurde HBDS im Schiffsregister als „Luchon" mit Heimathafen
Rouen und ab März 1980 als „Paramount" mit Heimathafen Panama geführt.
Im November 1983 wurde die ehemalige "Rhin" / HBDS verschrottet.
Bildnachweis: Alle Fotos (7) Urheber gem. §7 Urh.G: Jakob Rösti, CH (Mit freundl. Genehmigung 2006 und 2011) |