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Historisches
rund um die Telegraphie
Seefunktechnik
der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt
von Hans-Georg Korth
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5. Januar: Auf dem Feuerschiff Gabelsbach in der Kieler Bucht wird eine erste Unterwasser-Glocken-Anlage endgültig in Betrieb genommen. 18. Januar: L. de Forest in Amerika und der österreichische Physiker Robert Lieben erfinden unabhängig voneinander die Dreielektrodenröhre (Triode). Robert von Lieben erhält das Kaiserliche Patent 179 807 am 3. (andere Quelle: 4.) März 1906 auf die Erfindung einer Verstärkerröhre, die er "Glühkathoden-Relais" nennt und de Forest ein amerikanisches Patent (836 070) am 18. Januar (andere Quelle: 26. Juni, Patent Nr. 1427/08) 1906. Dabei soll sich de Forest über die Anordnung des Gitters im Unklaren gewesen sein. Wohl weil in den ersten Röhren die Anode und das Gitter aus Platten bestehen, und der Elektronenstrom so zeitweise die Glashülle und nicht die Anode erreicht. In einem Patent 1907 nennt er die dritte Elektrode „Gitter“ (grid) und beantragt auch ein englisches Patent („Three Electrode Valve“, britisches Patent 1427 von 1908) dafür. 18. Januar: Poulsen-Patent für seinen Funktelephon-Sender (siehe 27. Sept. 1904). 27. Januar: Die Marconi-Gesellschaft hat mit der Inbetriebnahme der Küstenfunkstelle Seagate/Coney Island einen Schlusspunkt in der Kette der Stationen gesetzt, mit denen die aus New York auslaufende Schiffe noch über 60 bis 70 Stunden arbeiten können. Seagate bekam eine 46 m hohe Antenne. Einlaufende Dampfer arbeiten umgekehrt, nämlich mit Cap Race/Neufundland, Sable Island, Siasconsett, Sagaponak, Babylon und Seagate. 8. Februar: Die Marconi Co. lässt sich den „Marconi Compass“ – eine Peileinrichtung mit dem britischen Patent Nr. 3127 schützen. Februar: Die kanadische Regierung gibt bekannt, dass an der Ostküste 10 Küstenfunkstellen mit hoher und drei mit niedriger Spannung arbeiten. Sie haben 35.700 bzw. 21.000 M je Station gekostet. Die Kosten für eine Marconi-Funkanlage auf einem Regierungsschiff beziffert man auf ca. 6.500 M je Schiff. 3. März: Robert von Lieben meldet ein deutsches Patent auf eine Glühkathodenröhre mit Verstärkerwirkung an. März: Der mit einer Marconistation ausgerüstete Schnelldampfer "Deutschland" / DDL meldet auf der Reise von Genua nach New York, dass er fast ununterbrochen Verbindung mit den Marconistationen Cap Cod (USA) und Poldhu/HH (England) gehabt hat. April: Eine erste Station Norddeichradio wird betriebsfertig gemeldet, die Abnahme aber abgelehnt, weil die Leistungen nicht den vertraglichen Bedingungen entsprechen. Über zwei Sender hat man vergeblich versucht, eine Funkverbindung mit dem Kreuzer „München“ herzustellen. 14. April 1906: Das neue Hotel Belmont in New York wird das erste Hotel der Welt sein, das für die Vermittlung von Funktelegrammen der Gäste eine eigene Funkstation installiert. Dazu wird auf dem Dach des 100 m hohen Wolkenkratzers eine 45 m hohe Antenne montiert. 5. Mai: Der englische Cunard D. „Campania“ meldet auf seiner Rückfahrt von New York, dass er von Poldhu auf 3.760 km Funkmeldungen aufnehmen konnte und ab 2.960 km in beiden Richtungen Nachrichten ausgetauscht hat. 25. Mai: In Cullercoats an der Nordostküste Englands wird eine Küstenfunkstelle errichtet, deren Reichweite 320 km betragen soll. Sie wird nach dem System de Forest arbeiten. Im November 1906 wird ein Poulsen-Empfänger installiert und im Frühjahr 1907 kommt noch ein Poulsen-Sender dazu. Damit ist Cullercoats die einzige Küstenfunkstelle auf der Welt mit einer Poulsen- und einer de Forest- Anlage. Man arbeitet meistens auf der Normalwelle 600 m. 26. Mai: Weltpostvertrag von Rom. Mai: Die italienische Regierung erlässt Bestimmungen für den funkentelegraphischen Verkehr, die in den „Nachrichten für Seefahrer“ veröffentlicht werden. Diese gelten – wegen des Marconi-Monopols – nur für Schiffe und Stationen mit Marconi-Apparaten. Folgende Stationen der Marine sind z.Zt. auch für den privaten Handelsverkehr geöffnet: Kap Mele, Palmaria, Campo alle Serre, Ponza, Asinara, Kap Sperone, Monte San Guiliano (Trapani), Fort Spuria, Cozzo Spadoro, Santa Maria di Leuca, Vieste, Monte Capuccini und Venedig (Arsenal). Obwohl die Reichweite teilweise mit 70 sm angegeben wird, darf Funkverkehr erst ab 45 sm aufgenommen werden, dann sind sofort Abstand, Position usw. anzugeben. Schiffe in Seenot senden CQD, bei Störungen wird das Wort in offener Sprache oder mit den Morsezeichen VS (...-...) gegeben. Mai: Die Telefunken GmbH errichtet in Nauen eine Versuchsfunkstelle mit einem Knallfunkensender (10 kW). Dieser soll nach einem Bericht eine Funkenlänge von 100 cm gehabt haben. Mit den ersten 100-m-Masten erreicht man eine Funkentfernung von 3.600 km, später werden dann 11.000 km gemeldet. 1. Juni: Die Niederlande erlassen Bestimmungen für die Übermittlung von Funkmeldungen von Schiffen (Standortmeldungen, Ein- und Auslaufmeldungen sowie Notzeichen) an Interessenten im Inland. Als Gebühr wird vorläufig festgesetzt: Küstentaxe 1 Gulden ( 1 M. 70 Pf.) und 50 Cents ( = 85 Pf) für kurze Telegramme. 8. Juni: Erste Vorführung der Braunschen Röhre als Bildschreiber für die elektrische Übertragung von Fernsehbildern mit der Nipkow-Scheibe. Max Diekmann, ein Assistent von Prof. F. Braun, erhält darauf des DRP 190 102. Juni: Bei den weltweiten Manövern der britischen Flotte arbeiten die Marinefunkstationen Sydney, Singapore, Colombo, Kap der guten Hoffnung, Aden, Malta, Gibraltar, Portsmouth und Halifax mit dem Oberkommando in Whitehall als Befehlsübermittlungsstationen zufriedenstellend zusammen. Juni: Während des Erdbebens in San Francisco sind auch die Funkeinrichtungen schwer zerstört worden. Vor dem Zusammenbruch konnte man noch das Kriegsschiff “Chicago“, welches sich bei San Diego befand, über Funk informieren. Es dampfte sofort als Hilfsschiff in die zerstörte Stadt und arbeitet als Relay-Station mit der Funkstelle des Weißen Hauses in Washington. Das Verkehrsaufkommen wird mit ca. 1.000 Funktelegrammen in zwei Wochen angegeben. Juni: In den Publikationen tauchen Handelsschiffe auf, die neben einer Marconi- auch eine Telefunken-Station an Bord haben. Grund: Die von Marconi wegen Patentverletzung angestrengten Prozesse ziehen sich immer länger hin. Juni: Im kgl. geodätischen Institut Potsdam (Prof. Dr. Albrecht) werden Versuche angestellt, Zeitsignale für Kriegs- und Handelsschiffe auszusenden. 4. Juli: Erstes Patent auf die Verwendung einer Drei-Elektroden-Röhre als Rückkopplungsschaltung zur Schwingungserzeugung (Fessenden DRP 207 329). Fast gleichzeitig lassen sich Franklin (Marconi) mit dem britischen Patent 13 636 vom 12. Juli und Meißner mit dem Telefunken-Patent 290 256 vom 16. Juli Hochfrequenz-Rückkopplungsschaltungen zum Empfang elektrischer Schwingungen patentieren. Später beschreibt Franklin als erster die Dämpfungsreduktion des rückgekoppelten Audions. 13. Juli: Die englische Regierung hat eine Liste der Funkanlagen veröffentlicht, welche nach dem Wireless Telegraph Act von 1904 genehmigungspflichtig sind. Sie besteht im wesentlichen aus des Marconi-Stationen Poldhu (für große Entfernungen) und den kleineren Stationen Caister, Niton, Lizard, Rosslare, Crookhaven, Holyhead, North Foreland, Haven, Withersea und nennt auch zahlreiche Schiffsstationen. 31. Juli: Ende der
zunächst vorgesehenen Gültigkeitsdauer des „Wireless Telegraphy
Act“ London, 1904. Nach einer Mitteilung des General Postmaster hat sich
das Gesetz bewährt, sodaß es in neuer Fassung bis zum Dezember
1909 gültig bleibt. Als Ziel wurde mit dem Gesetz erreicht,
dass
Juli: Telefunken garantiert bei der Lieferung von Funk-Telegrafie-Stationen an die österreichische Marine Reichweiten von 300 km und Störungsfreiheit für drei Wellen der großen und eine Welle der kleinen Antenne, wenn die Distanz der korrespondierenden Schiffe zwischen 5 und 150 km beträgt und das störende Schiff mindestens 1/15 der Distanz von dem empfangenden Schiff entfernt ist. Dabei sollte die Wellenlänge des Störers, wie sich bei den Versuchen herausstellt, um ca. 20 Prozent von der des anderen Schiffes abweichen. August: Nachdem sich die Telefunken-Stationen auf den D. „Cap Ortegal“ und „Cap Blanco“ bewährt haben, hat die Hamburg-Süd jetzt auch die „Cap Villano“ mit einer Telefunken-Anlage ausgerüstet. September: Auf dem Naturforscherkongress in Stuttgart stellt Professor Wien seine Entdeckung der Stoßwellenerregung vor. Telefunken reagiert sofort, baut im Labor das Experiment nach, macht Versuche mit kleineren Funkenstrecken und bereitet eine Patentanmeldung vor. Vor Prof. Wien hatten schon Thomsen, M. Child, Fleming, W. Duddell, J. S. Stone, V Poulsen, Nikola Tesla, Koepsel, Eisenstein, Campos, Q. Majorana und R.A. Fessenden auf diesem Gebiet gearbeitet. 8. September: Telefunken lässt sich mit dem britischen Patent 19 794 einen thermischen Detektor schützen, bei dem eine Kombination Kupfer-Aluminium (oder Platin) unter erhitztem Schutzgas und einstellbarem Druck als Hochfrequenz-Gleichrichter arbeitet. Eine ähnliche Anordnung (mit Quecksilber) lässt sich Lee de Forest in den USA schützen. Die Poulsen Company nimmt ein Patent (DRP 178.867) auf den „Tikker“ oder „Ticker“. Das ist kein Gleichrichter, sondern ein sehr schnell oszillierender Schaltkontakt, der bei eintreffenden Hf-Signalen einen hörbaren Ton in einem Telefonhörer erzeugt. Das Grundprinzip war schon 1901 durch Tesla mit dem britischen Patent 11 293 geschützt worden. 26. September: Im
Amtsblatt 56/1906 veröffentlicht die Reichspost das Stationsverzeichnis
aller mit einer Funkeinrichtung für den öffentlichen Dienst ausgerüsteten
Land- und Schiffsstationen mit ihren Funkrufzeichen:
September 1906: In Genf tagt die Vereinigung für internationales Recht und verabschiedet 10 Leitsätze, die sich mit der drahtlosen Telegraphie in Kriegs- und Friedenszeiten sowie den Rechten neutraler Staaten befassen. (ETZ 43/06) September 1906: Nach einer Aufstellung der US Marine beträgt die Anzahl der Küstenfunkstellen in Belgien 1, in Dänemark 4, in Deutschland 13, in Frankreich 6, in Großbritannien/Irland 43, in den Niederlanden 8, in Spanien 4, in Portugal 1, in Gibraltar 2, in Italien 18, in Malta 1, in Montenegro 1, in Norwegen 1, in Österreich/Ungarn 2, in Rumänien 2, in Russland 8, in Schweden 3, in der Türkei 6, in Argentinien 5, in Brasilien 5, in Kanada 5, in Chile 1 in Costa Rica 1, in Mexiko 2, in Panama 2, in Uruguay 1, in den USA 88, in Trinidad 1, in Tobago 2, in Birma 1, in Hong Kong 1, in China 5 in Hawaii 6, in Japan 2 in Niederländisch-Ostindien 5, im asiatischen Russland 1, in Ägypten 2, in Marokko 2, in Mozambique 2 und in Tripolis 1. Dazu kommen noch ca. 250 Schiff-Stationen. 30. September David Sarnoff beginnt seine Tätigkeit bei der Marconi Gesellschaft in New York. 3. Oktober bis 3 November:
Zweite
Internationale Funkkonferenz in Berlin (auch manchmal als "Telefunken-Konferenz"
bezeichnet). Diese Konferenz sollte schon 1904 stattfinden, die Verzögerung
entstand durch den russisch-japanischen Krieg. Eröffnet wird
die Konferenz, zu der Kaiser Wilhelm II eingeladen hatte, im Berliner
Reichstag durch Reinhold Kraetke.
11. und 12. Oktober: Die Teilnehmer der Berliner Konferenz besuchen Bremen und Bremerhaven (D. "Kronprinz Wilhelm"). 18. Oktober: Auf Einladung von Telefunken besichtigen die Teilnehmer der Internationalen Funkkonferenz die Großstation Nauen. Dabei führt Telefunken seine neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der ungedämpften Wellen vor. Zur Zeit der Konferenz gibt es auf der Welt 400 Küstenfunkstellen und 250 mit Funk ausgerüstete Schiffe (v. Weiher) Oktober: Der mit einer Telefunken-Station ausgerüstete Dampfer "Bremen" hat auf der Ausreise nach New York bis zu einer Entfernung von 2.500 km täglich das einstündige "Zeitungstelegramm" von Nauen klar empfangen. Gleichzeitig mit der „Bremen“ wird der NDL-Dampfer „Großer Kurfürst“ mit einer (Telefunken-) Funkanlage ausgerüstet. Oktober: In einer Aufstellung in der "Hansa" steht, dass Marconi 69 Küstenfunkstellen betreibt. Davon sind 2 in Deutschland, 25 in England und 5 in den Vereinigten Staaten. Telefunken meldet 107 ausgerüstete Stationen, davon 26 in Deutschland, 1 in Deutsch-Ostafrika, 2 in Österreich-Ungarn, 26 in den Vereinigten Staaten. Die amerikanische Gesellschaf de Forest hat 41 Stationen ausgerüstet, davon 34 in den USA, 2 in England und 5 in Frankreich. Daneben gibt es aber noch eine Anzahl kleinerer Gesellschaften, die auch See- und Küstenfunkstellen ausgerüstet haben. Die Zahl der Küstenfunkstellen auf der Erde wird mit 217 gemeldet, die Anzahl der mit Funk ausgerüsteten Handelsschiffe wird in dieser Publikation nicht genannt. Marconi gibt an, dass die Gesellschaft seit 1904 bereits 40 englische Kriegsschiffe ausgerüstet hat. In einer anderen Aufstellung wird die Zahl der Funkstationen weltweit mit ca. 1.500 angegeben, davon sind ca. 250 Küstenfunkstellen, 250 Stationen auf Handelsschiffen und 900 auf Kriegsschiffen. Der größte Teil dieser Stationen befindet sich im Bereich Nordsee, Englischer Kanal und Nordatlantik. Oktober: Im Telefunken Konzern wird eine Abteilung „Internationaler Telefunkenbetrieb“ gegründet, die sich – ähnlich wie die entsprechende Marconi-Abteilung – mit dem Betrieb der Schiffsanlagen befassen soll. Im Folgejahr betreut die neue Abteilung lediglich acht Bordstationen auf Schiffen. 1910 werden es 41 sein. Oktober: Seibt stellt einen Wellenmesser mit drei Messbereichen und aufsetzbaren Spulen für Wellen über 6.000 m mit Summer, Detektor, Tikker und Glühlampe vor. 25. Oktober: Der Berliner Physiker Ernst Ruhmer (1878-1913) telephoniert mit Hilfe von Lichtbogen (Duddell-Schaltung) und Detektor über 3 km weit (v Weiher). 25. Oktober: Lee de Forest meldet ein Patent (US Patent Nr. 879 532 von 1907) an, in dem er die „Verstärkung schwacher elektrischer Ströme“ beschreibt. Es schützt die Einführung einer dritten Elektrode in eine Glühkathoden-Röhre für diese Schaltung. Der erhoffte Auftrag einer US Telefongesellschaft, die einen Niederfrequenzverstärker sucht, bleibt aber aus. 3. November 1906: Abschluss
des ersten internationalen "Funkentelegraphenvertrages". (Convention Radiotélégraphique
Internationale) und Ausführungsübereinkunft, der am 1.Juni 1908
in Kraft treten soll. Zweck des Vertrages ist es, durch Zusammenfassung
der verschiedenen Verträge und Bestimmungen einzelner Länder
ein internationales (Funk)-Fernmelderecht zu schaffen und zu verhindern,
dass das neue Verkehrsmittel durch Privatgesellschaften willkürlich
ausgebeutet und zum Schaden der Allgemeinheit in der Entwicklung gebremst
wird.
Dieser Vertrag bestimmt im
Artikel III: Küsten- und Bordstationen sind ohne Unterschied des von
ihnen benutzten Ft-Systems zum wechselseitigem Austausch der Funkmeldungen
verpflichtet. . Der Artikel IX sagt: Funkstationen sind verpflichtet, Anrufe
von Schiffen in Seenot mit unbedingtem Vorrecht anzunehmen, zu beantworten
und ihnen gebührend Folge zu geben. Über den Nachrichtenaustausch
zwischen Bordstationen unterschiedlicher Systeme kann keine Einigkeit erzielt
werden. Ein entsprechender Antrag der USA wird von England und Italien
abgelehnt. Das darauf beschlossene Zusatzabkommen wird von Deutschland,
den USA, Argentinien, Österreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien,
Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland, Monaco, Norwegen,
den Niederlanden, Rumänien, Russland, Schweden, der Türkei und
Uruguay unterschrieben, England, Italien, Portugal, Japan, Mexiko und Persien
unterschreiben nicht. (Anm.: Da die Reichweite der Bordstationen mit Knallfunkensendern
nur einige hundert Kilometer beträgt, ist eine schnelle Übermittlung
von Funktelegrammen nur über eine Kette von Schiffen möglich,
die das gleiche System verwenden. Weil fast alle Nordatlantik-Schiffe Marconi-Anlagen
an Bord haben, wird der Vertrag in diesem Punkt als ein Sieg Marconis und
seiner Monopol-Bestrebungen angesehen).Für den Austausch von Funkmeldungen
zwischen Küsten- und Bordstationen sagt das Schlussprotokoll, dass
die Vertragsstationen das Recht haben eine Küstenstation von der Interkommunikationspflicht
auszunehmen, jedoch nur unter der Bedingung, dass an Stelle der auszunehmenden
Station eine andere, den Bedürfnissen des allgemeinen Verkehrs genügende
Station für uneingeschränkten Nachrichtenaustausch bereitgestellt
wird. Während 18 Staaten auch diesen Passus unterschreiben, schließen
sich England, Italien, Griechenland und Portugal wegen des Vertragsverhältnisses
zu Marconi aus, behalten sich aber vor, später zu ratifizieren. Die
nächste Konferenz wird für das Jahr 1911 festgelegt, findet dann
aber auf Wunsch der britischen Regierung erst im Juni 1912 statt. Der Vertrag
enthält auch die Anweisung, eine Liste passender Abkürzungen
für den Seefunk zu erstellen.
November: Auch vor dem Inkrafttreten des Internationalen Funkentelegraphenvertrages vom 3. November 1906 haben zahlreiche Länder sich schon mit der Frage des Telegraphenrechts der drahtlosen Telegraphie befasst. Dabei wurden und werden die Funkanlagen den bereits vorhandenen Telegraphenanlagen gleichgesetzt. Dabei ist nach Thurn ein Telegraph jegliche Vorrichtung, die eine Nachrichtenbeförderung dadurch ermöglicht, dass der an einem Ort zum sinnlichen Ausdruck gebrachte Gedanke an einem entfernten Orte wahrnehmbar wieder erzeugt wird, ohne dass der Transport eines Gegenstandes mit der Nachricht erfolgt. November: Der Kristalldetektor wird eingeführt und löst den Morseschreiber und die Schloemilch Zelle als Empfangsanzeige ab. Die Schwierigkeiten mit dem Fritter zeigten sich schon beim Braun-Sender. Er (der Fritter) kann nämlich durch die Klingel nur ca. 20 mal pro Sekunde erschüttert werden, die Funken springen jedoch ca. 100-mal pro Sekunde über. Mit dem Detektor kann man die 100 Hz des Braun/Marconi-Senders gut und die die 1.000 Hz des Wien-Senders besonders gut hören. An die Stelle Schreibempfangs mit Morseschreiber tritt deshalb zunehmend Hörempfang. Die Erfindung gelingt Braun, der erste Grundlagen dazu schon 1901 beschrieb. Als Material wird Pyrit (Schwefelkies, auch Katzengold genannt), Silizium, Molybdän und Karborund genannt. Gleichzeitig wird der Kontakt- oder Kristalldetektor 1906 durch Dunwoody und Pickard erfunden. Als Nachteil stellt sich heraus, dass hohe Schiffsantennen (die wechselweise zum Senden und zum Empfang verwendet werden) bei atmosphärischen Störungen sehr hohe Spannungen aufnehmen. Das führt zur Zerstörung von Kondensatoren und Kristalldetektoren. Hierbei erweist sich der Karborund – Detektor als widerstandsfähiger als die übrigen Materialien. Detektorempfänger werden auch als Primärempfänger bezeichnet. Der Name erklärt sich so: In der Antennenleitung liegt der durch Variometer oder später durch Drehkondensator abgestimmte (Primär-) Schwingkreis. Im Sekundärkreis (durch den Kristalldetektor stark bedämpft) liegen dann nur der Detektor und der mit einem Block- oder Siebkondensator überbrückte Kopfhörer. November: Die Großfunkstelle Nauen nimmt den Probebetrieb mit dem 100-m-Mast auf. Reichweite mit dem Knallfunkensender 3 600 km. Besichtigung durch Kaiser Wilhelm II am 7. November. Endgültige Inbetriebnahme am 15. Dezember. und Verbindungen mit Seefunkstellen im Atlantik auf Langwelle, z.B. Reichweiten bis Tenerife (3.600 km).. Die Funkstelle arbeitet mit einem Knallfunken-Sender mit Wechselstrom 150 kV und 360 Leydener Flaschen. Nachteil dieser Kondensatoren ist das große Volumen. Als Vorteil wird aber die hohe Durchschlagsfestigkeit und die kleinen dielektrischen Verluste betont. November: Die
C. Lorenz AG, jetzt unter der Leitung von Robert Held (1862-1924), gründet
eine Abteilung für drahtlose Telegrafie. Man baut mit einem Lizenzvertrag
mit der Amalgamated Rdo. Telegraph Co (USA) Lichtbogensender. Damit hat
die Firma die Rechte für Deutschland und Österreich-Ungarn erworben,
Poulsen-Lichtbogensender zur Erzeugung ungedämpfter Hochfrequenzschwingungen
zu fertigen und zu vertreiben. Die neue Abteilung wird bald zu einem Schwerpunkt
in der Lorenz AG. In diesem Zweig werden jetzt und später Wissenschaftler
wie W. Hahnemann, Rein, Pungs, Harbich, Schelle, Nesper und R. Goldschmid
arbeiten.
November: Präsident Roosevelt wird auf seiner Panama- und Puerto Rico-Reise auf dem Kriegsschiff „Louisiana“ einen Stab von Telegraphisten mitnehmen und hofft, seine Regierungsgeschäfte durch ständige Verbindung mit der neu errichteten Funkstelle im Washington aufrecht erhalten zu können. November: In der Funkstation Broadway 42, New York/NY arbeitet die erste Funkerin Amerikas, Miss Anna Nevins. Die amerikanische Marine löst die Brieftauben Abteilung auf und beginnt die Umstellung auf Telegrafiefunk. November: Die Küstenfunkstelle Poldhu (GB) sendet Presseberichte an Marconi – Fahrgastschiffe. Im gleichen Jahr geht Cullercoats Radio/GCC in Betrieb. Die Station wird von 1909 bis 1912 durch die Poulsen Company aus Dänemark betrieben. Vor der Öffnung der Station Cullercoats experimentierte dort und in Hartland Point der Amerikaner de Forest. November: Prof. Albrecht führt in Potsdam das erste drahtlose Zeitzeichen ein. Dezember Die amerikanische Firma De Forest Co. (Vizepräsident Lee de Forest) steht wegen mehrerer Patentverletzungen vor Gericht. Marconi klagt wegen Verletzung seines Jigger (HF-Transformator) Patents, Telefunken wegen Verwendung der Braunschen Senderanordnung, Fessenden wegen der Kopie seines Elektrolyt-Detektors. November: Marconi und Lloyds in London schließen einen Vertrag, der das Marconi-Monopol auf Stationen der British Admiralty und von Lloyds sichert und dafür alle Schiffsdaten an die Lloyds Zentrale weiterleitet. Das Geschäft mit der Funktelegrafie bleibt bei Marconi. Später werden aufgrund des Telegraphy Wireless Act die Stationen unter staatliche Kontrolle gebracht und die Lizenz nur an Marconi vergeben. 6. Dezember Nach einer Meldung in der Zeitschrift „The Electrician“ ((58/06) hat Poulsen mit seiner 1 kW (Lichtbogen)-Station eine Verbindung von Kopenhagen nach Newcastle on Tyne aufgebaut. Sein Sender mit Kupfer-Kohle-Elektroden hat eine Antenne mit der Masthöhe von 30 m und die Entfernung wird mit 900 km angegeben. Wegen der unklaren Patentlage werden aber keine näheren Angaben gemacht. Seine amerikanischen Patente hat er für 2 Mio. Mark an Armstrong und Bojesesn verkauft. 4. Dezember: Der amerikanische General H. H. Dunwoody lässt sich mit britischem und amerikanischem Patent einen Kristalldetektor schützen Zur gleichen Zeit arbeiten F. Braun in Deutschland und W Torikata und E. Yokohama in Japan ebenfalls an diesem neuen Detektortyp. Auch E. von Lepel erhält ein Patent auf seinen „compressed dialectic detector“. 11. Dezember: Fessenden überbrückt bei einer Vorführung für einen Kreis von Wissenschaftlern funktelefonisch die Strecke Brant Rock nach Plymouth/Mass/USA (200 Meilen) mit seiner Hochfrequenzmaschine. Dabei beginnt und endet die Telefonverbindung über einen gewöhnlichen amerikanischen Anschluß sozusagen von Haus zu Haus. Ein Bericht darüber erscheint in dem „American Telephone Journal“. Seine Hochfrequenzmaschine vom „Mordey“-Typ kann jetzt 50 kHz senden, 360 Polpaare rotieren mit 139/s, die Ausgangsspannung beträgt 63 V und die Leistung 300 Watt. Im Folgejahr wiederholt er diese Übermittlung über 320 km mit drahtloser Telephonie von Brant Rock nach Jamaica/Long Island-New York mit einer eigens dafür gebauten Hochfrequenzmaschine. Später wird der 200 kHz-Maschinensender 2 kW leisten. Dezember: Prof. M. Wien veröffentlicht in der Physikalischen Zeitschrift die Erscheinung der Löscherregung. 18. Dezember: Auf der Vereinsversammlung des Elektrotechnischen Vereins berichtet der Vorsitzende, der Unterstaatssekretär Sydow, von einer Vorführung, die am 14. Dezember in den Geschäftsräumen der Fa. Telefunken stattfand. Dort wurde demonstriert, dass mit einer Lichtbogen Anlage funktelefonisch willkürliche Zahlen, Musik und Sprache übertragen wurden. Die Übertragung geschah von Nauen nach Berlin (40 km) wund war ein voller Erfolg (ETZ 52/06) Dezember: Marconi erhält den Auftrag, im astronomischen Observatorium des Vatikans eine Funkstation zu errichten (ETZ 50/06). 24. Dezember: Erste Radio Aussendung mit Sprache und Musik durch die amerikanische Küstenfunkstelle Bryant Rock/Mass. (andere Quelle: Brant Rock) für den Bordempfang. Abgestrahlt werden eine Violinversion von Gounods "O Holy Night", Gospelgesang sowie Weihnachtsgrüße durch den Initiator Fessenden. Die Sendung wird von Schiffen bis zu einer Entfernung von 100 Meilen gehört. Dezember: Dem Reeder Adolph Woermann wird folgendes Statement zur Einführung der drahtlosen Telegraphie auf seinen Schiffen zugeschrieben: „Ich gebe keine 50.000 Mark pro Jahr aus, damit sich meine Kapitäne auf See gegenseitig „Guten Morgen“ sagen können“. Dezember: Nach einer Aufstellung im „Archiv für Post und Telegraphie“ gibt es zur Zeit weltweit 220 Küstenstationen (nach Systemen: 99 Telefunken, 74 Marconi, 7 Fessenden, 37 de Forest und 3 Lodge-Muirhead). Die 113 Stationen auf Handelsschiffen verteilen sich wie folgt: 13 Telefunken, 76 Marconi, 8 Fessenden, 16 de Forest und keine Station nach dem System Lodge-Muirhead. Für deutsche und fremde Kriegsschiffe hat Telefunken bisher 309 Stationen geliefert. Dezember: Italien meldet eine Verdopplung der Anzahl von (Funk-) Telegrammen gegen das Vorjahr. Insgesamt wurden im abgelaufenen Jahr von den Küstenstationen 1.230 Telegramme mit 21.003 Wörtern abgegeben und 2.698 Telegramme mit 45.557 Wörtern aufgenommen. Den größten Anteil daran hatten die Küstenstationen Ponza, Capo Sperone und Forte Spuria wegen ihrer günstigen Lage zu den Dampfschifflinien. Ponza und Capo Sperone sollen durch die neuen Stationen Neapel und Cagliari ersetzt werden. Die Station San Cataldo (Bari), die bisher für die Rechnung von Marconi arbeitete, ist vom italienischen Staat gekauft worden. Neben den öffentlichen Stationen gibt es in an Italiens Küsten noch 13 Stationen, die der Marineverwaltung gehören. Dezember: Der
Jahreswechsel 1906-1907 gilt als die Zeit der Erfindung des tönenden
Löschfunkensenders von Prof. Wien (er lehrt zu dieser Zeit in Danzig)
mit mehrzelliger Funkenstrecke durch Telefunken. Dieser Sender vermeidet
durch Teilung der Funkenstrecke die Wiederzündung des zwischen den
Elektroden befindlichen Plasmas und sendet schwach gedämpfte Wellen
aus. Um das Zusammenfritten der Funkenstrecken (kleiner Abstand) zu verhindern,
kann man die Anzahl der Serienstrecken erhöhen. Damit verteilt sich
die Gesamtleistung und durch (gesteckte) Kurzschlüsse kann man die
Leistung verändern. Er gestattet andere Funkenzahlen als die der Knallfunkensender,
die (freischwingend) zwischen 50 und 150 Hz liegen, nämlich ungefähr
1000 Hz . Der Generator liefert 500 Hz, die durch Halbwellen-Zündung
des Senders einen 1000 Hz-Ton im Empfänger bewirken. Dazu kommt noch
eine Resonanz der Kopfhörermembran, die man bei 1 kHz ansiedelt, was
eine gewisse Verstärkerwirkung darstellt. Dieser Ton ist besser
hörbar als das Marconi - Knacken bei ca. 50 Hz (Knallfunkensender
lassen nur eine geringe Tastgeschwindigkeit - ca. Tempo 50 - zu). Der Abstand
jeder der (z.B. 8 - 12) hintereinander geschalteten Löschfunkenstrecken
ist ca. 0,1 mm. Außerdem wird die (geringere) Wärme der Funkenstrecken
(Material Kupfer und/oder Silber, oft silberplattiertes Kupfer) über
Kühlrippen besser abgeführt. Der Abstand der Funkenstrecke wird
durch einen Glimmerring von ca. 0,3 mm bestimmt, der neben der Isolation
noch die Aufgabe hat, die Funkenstrecke von der Umgebungsluft zu trennen,
d.h. er begrenzt die Funkenstrecke nach außen. Bei einem B-Sender
ergeben ca. 40 Impulse einen Morsepunkt und ca. 200 Impulse einen Morsestrich.
Dieser Sender beseitigt den Hauptnachteil des Braun- und des Marconi -
Senders, die Zweiwelligkeit und erzeugt einwellige Schwingungen. Die Zahl
der Funkenfolgen wird gesteigert und der Wirkungsgrad wird erhöht
(von ca. 16 auf max. 75 %). Wirkungsweise: Die Funkenstrecke muss schnell
nichtleitend gemacht werden, dann kann keine Energie mehr in den Primärkreis
zurückfließen (Stoßerregung) und die in sehr kurzer Zeit
in den Antennenkreis induzierte Schwingung wird nur noch schwach gedämpft.
Der Funke besteht praktisch nur während der allerersten Hochfrequenzschwingungen
und nicht - wie beim Knallfunkensender - während der ganzen Periode
des abklingenden Wellenzuges. Die Kopplung zum Antennenkreis kann bis auf
20 % steigen. Nachteil: Wenn die zweite Funkenentladung einsetzt, bevor
die erste auf unter 37 % abgeklungen ist, wird durch das Hineinlaufen der
zweiten Schwingung in die erste ein unsauberer Ton erzeugt und der Wirkungsgrad
sinkt. Diese Partialfunken kann man als krächzende Nebengeräusche
beim Abstimmvorgang hören. Das Prinzip der Stoßerregung kann
so beschrieben werden, dass die vom Primärkreis im Sekundärkreis
(Antenne) angeregten Schwingungen von längerer Dauer als die des Primärkreises
sind. Durch Unterbrechung des Primärkreises(schnell abklingende Funken)
vermag das Sekundärsystem nicht mehr auf den Primärkreis zurückwirken
und die in der Antenne gespeicherte Energie klingt allmählich ab.
Außerdem wächst die umgesetzte Energie durch die bis auf 2.000/s
steigerbaren Funkenzahlen.
31, Dezember: Nach einer Mitteilung von Marconi (ETZ 8/07) haben die mit Funkanlagen ihrer Firma ausgerüsteten Schiffe im abgelaufenen Jahr insgesamt 1.261.000 Wörter gesendet und empfangen. Im Vorjahr waren es nur 783.950 Wörter. Dezember: In der (deutschen)
Presse wird das abgelaufenen Jahr besonders durch die drei Tatsachen: Einführung
des Kristalldetektors, Beginn das Aufbaus von Nauen und der Einführung
der Schirmantenne gefeiert.
Neu auf dem Büchertisch 1906 “Aetheric or Wireless Telegraphy” erscheint bei Biggs and Sons, London und der Autor ist R. G. Blaine. Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012) Version: 09-Sep-12 / HBu |
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von Hans-Georg Korth
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1. Januar: Beginn der Tätigkeit der Seekasse, die zur Zeit der Gründung Invaliden-, Witwen- und Waisenkasse heißt. Damit wird 5 Jahre vor der RVO Gründung eine allgemeine Hinterbliebenenrente der Seeleute und ihrer Hinterbliebenen eingeführt. Januar: Telefunken nimmt ein erstes Patent auf ein allgemeines Verfahren zur Stoßerregung Januar: In einer Übersicht werden für Nordamerika 49 Küstenfunkstellen gemeldet (USA Westküste: 27, USA Ostküste 10 und Kanada 12), darunter: Navy Boston/PG, Nantucket/PI, Navy New York/PT, Naval New Orleans/RO, Colon/SL, Cape Race/CE, Sable Island/SD und Point Loma (Calif)/TM. Am 20. Januar wird in Hamburg Manfred von Ardenne geboren. Als Autodidakt wird er zum bedeutenden Hochfrequenz-Physiker. 1923 erhält er - im 16. Lebensjahr - sein erstes Patent auf ein "Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion für drahtlose Telegrafie". Er entwickelt 1926 mit S. Loewe eine NF-Mehrfachröhre und baut später Fernsehübertragungs- (1930) und medizinische Geräte. Nach einer Forschertätigkeit in der Sowjetunion (1945-1955) wirkt er in Dresden u.a. auf dem Gebiet der Krebs-Therapie. 20. Januar: Der Dampfer "Preston" strandet 170 Meilen vor Puerto Rico. Nach dem Seenotruf werden alle Personen gerettet. 24. Januar: Telefunken meldet, dass die Gesellschaft auf Kuba acht Küstenfunkstellen liefern und in Betrieb nehmen wird. Die Reichweite soll zwischen 300 und 1.500 km liegen. 29. Januar.: Der amerikanische Physiker Lee de Forest lässt sich die Verstärkerröhre mit US Patent 879 532 schützen. Er hat diese Erfindung aber schon 1906 gemacht und seine Erfindung veröffentlicht. Beschrieben wird eine Röhre mit Gitter (Zickzack- Steuerelektrode) zur Gleichrichtung von Hochfrequenz (andere Quelle: Gitter-Audion-Röhre, ohne jedoch die Dichtemodulation zu kennen und zu erwähnen). L. de Forest will aber schon die Verstärkerwirkung erkannt haben, was später bestritten wird (für die Triode hat v. Lieben seit 1906 ein Patent). Er nennt das Bauteil "Audione" und erhält am 23 Januar 1908 das DRP 217 073. Nach anfänglichen Erfolgen der de Forest-Röhre wird sie zunehmend durch den Kristalldetektor ersetzt, der den Vorteil hat, keine Hilfsspannung zu benötigen. Auch bei den frühen Telefunken-Knallfunken-Stationen wurden schon Kristalldetektoren eingesetzt, allerdings nur, um den Sender genau abzustimmen. Danach wurde durch einen Schalter der Kohärer zum Schreibempfang eingeschaltet. Januar: Die vier Schnelldampfer „Kronprinzessin Cecilie“, „Kaiser Wilhelm II“, „Kronprinz Wilhelm“ und „Kaiser Wilhelm der Große“ erhalten eine Marconi Anlage des Typs „Long Distance“ Schon am 26. Januar meldet :"Kaiser Wilhelm II" eine funktelegrafische Verbindung mit dem Cunard Liner "Coronia" über 1.200 Seemeilen. Januar: Das englische Unterhaus setzt eine Kommission ein, die prüfen soll, ob Großbritannien dem Internationalen Vertrag zur Regelung der drahtlosen Telegraphie jetzt beitreten kann. Im Juli wird dann gemeldet, dass sich der Ausschuss mit 5 gegen 4 Stimmen für die Annahme ausgesprochen hat. Januar 1907: Nach einer Statistik von Eskine-Murray (ETZ 4/08) gibt es zur Zeit 1.550 Stationen für drahtlose Telegraphie. Davon sind 195 öffentliche Land- und Küstenfunkstellen, 170 Handelsschiffs-Stationen, 150 Stationen auf Leuchtschiffen, 670 Marinestationen, 55 fahrbare Militärstationen und 310 Versuchsanlagen. Fragt man nach dem verwendeten System, so geben die Autoren an: Telefunken 41 %, Marconi 20 %, de Forest 6 %, Lodge-Muirhead 3 %, Fessenden 3 % und andere 27 %. An den Landstationen ist Marconi mit 32 % und an den Stationen auf Handelsschiffen zu 56 % beteiligt. 29. Januar: A. Muirhead erhält das britische Patent 2283 für eine Verbesserung des Disc-Kohärers. Er ersetzt die rotierende Scheibe durch eine dünne Nadel und bewegt dafür die Isolierflüssigkeit (Öl oder Glyzerin). 14. Januar: R.A. Fessenden erhält das britische Patent Nr 28.412 „Directional Wireless“, einem Funkpeilverfahren, bei dem waagerechte Antennen von einem zentralen Mast gespannt arbeiten und mit einem Rundumschalter eingeschaltet werden können. 23. Februar: Norddeichradio
ist nach Verbesserung der Anlage (Erhöhung und bessere Isolierung
der Antennenmasten) nach zweijähriger Bauzeit erneut betriebsfertig.
Ausbreitungsversuche im März mit dem Kreuzer "Vineta".: Kleiner Sender
(Fehler! Textmarke nicht definiert. = 300 m) Reichweite 300 km, großer
Sender (Fehler! Textmarke nicht definiert. = 2000 m) Reichweite 1200 bis
1500 km für Schreib- und 1200 bis 1500 km für Hörempfang.
Am 1. Mai nimmt Norddeichradio/KND den Funkverkehr mit Marineschiffen und
am 1. Juni den öffentlichen Funkverkehr auf, nachdem die Station am
30. April durch die Kaiserliche Reichspost abgenommen wird. Im Zentralblatt
für das Deutsche Reich wird auf Seite 233 bekannt gegeben: „In Norddeich
ist eine Küstenstation für Funkentelegraphie mit unbeschränktem
öffentlichen Verkehr eröffnet worden. Die Station hat ununterbrochenen
Tages- und Nachtdienst.“
März: Telefunken erhält ein Patent auf das allgemeine Verfahren der Stoßerregung nach Professor Wien (System „tönende Funken“). Das Prinzip dieses patentgeschützten Senders ist zu diesem Zeitpunkt nicht neu. Schon 1893 hatten Elihu Thomsen und Nikola Tesla, 1898 Oliver Lodge, 1899 Reginald Fessenden 1904 Jonathan Zenneck mit Anordnungen zur Stoßerregung gearbeitet. Wien hat dieses Prinzip aber nicht nur wissenschaftlich exakt erklärt sondern nach seinen Vorarbeiten kann Telefunken einen Löschfunkensender (System „tönende Funken“) bauen, der eine neue Ära der Schiffssender einläutet und noch bis zum weltweiten Verbot der B-Wellen (1965) als Notsender Verwendung findet. März: Erste Experimente, um eine Verbindung zu einem Flugzeug oder Luftschiff aufzunehmen. März: K. Vreeland benutzt zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen eine Quecksilber-Dampf-Lampe mit einer Quecksilber-Kathode und zwei Anoden. Die Frequenz hängt von der Beschaltung der Anoden ab, die bei dieser Anordnung abwechselnd Strom führen. (ETZ 12/07) März: In den USA demonstriert R. Fessenden mit einem Maschinensender zu einem als Empfänger dienenden Dampfer über 16 km eine Funk – Fernsprech – Übertragung. Die Frequenz beträgt ca. 60 bis 80 kHz und die Entfernung ist 16 km (ETZ 13/07). 7. und 10. April: In Italien werden Versuche mit einer Poulsen-Funk-Fernsprech-Anordnung über 4 km (Rom-Monte Mario) durchgeführt. 10. April: Der Dampfer "Arapahoe" (Clyde Line) verliert die Schraube bei Cap Henlopen. Zwei Schiffe reagieren auf den telegrafischen Notruf und schleppen den Havaristen ab. Das gleiche Schiff gerät am 11. August 1907 erneut in Seenot und wieder wird Beistand mit Hilfe der Funkanlage herbeigeholt. Am 25. September 1909 wird die "Arapahoe" Notraketen des D. "Zeeberg" sehen, sendet mit der Funkanlage Notsignale und sorgt für Hilfe. 11. April Marconi
erhält sein britisches Patent (das amerikanische folgt im nächsten
Jahr) auf seinen „high speed rotating disc discharger“, mit dem er schon
im Vorjahr Wellen großer Leistung erzeugt hat. Eine drehbare isolierte
Scheibe rotiert dabei zwischen zwei feststehenden Scheiben. Eine Entladung
findet abhängig von der Drehzahl der Drehscheibe statt (rotierende
Stoßerregung), und er erreicht damit eine gute Einwelligkeit
der Aussendung. Durch kleine Stifte auf der rotierenden Scheibe kann die
Aussendung dieses Senders von Empfängern mit Kristalldetektoren aufgenommen
werden. Marconi stellt in der Folge verschiedene Variationen seines Unterbrecher-Senders
vor, so kann eine Version auch mit Wechselspannung betrieben werden, eine
andere Version hat kleine Erhebungen auf der rotierenden Scheibe und kann
so die Hochfrequenz unterbrechen und für Kristalldetektoren lesbar
machen. Eine spätere Version heißt „Synchronous Disc Discharger
, weil die rotierende Scheibe synchron mit einer Welle des Niederfrequenzgenerators
läuft. Mit dieser Anordnung kann Marconi Sender bis 300 kW bauen und
1918 gelingt ihm damit die Verbindung England-Australien (right round the
world).
19. April: Das dänische „Gesetz über die drahtlose Telegraphie“ regelt die Errichtung und das Betreiben von Funkanlagen an Land und auf See bzw. in Häfen. Das Gesetz sieht Strafen bis 400 Kronen vor und gilt auch für Island (Thurn) April: Die italienische Telegraphenverwaltung baut für 90.000 Lire drei Funkstationen nach dem System Marconi in Neapel, Palermo und Cagliari. April: Im Haushalts-Voranschlag des Reiches ist der Posten von Mk 5.000 für die Einrichtung einer Zeitsignalaussendung der Großfunkstelle Norddeich enthalten. April: Der Außen- und Verkehrsminister Chinas hat Bestimmungen erlassen, wonach Telegraphenbeamte, die den Inhalt geheimer amtlicher Telegramme verraten, mit dem Tode durch Enthauptung bestraft werden. Für den Verrat des Inhalts gewöhnlicher amtlicher Telegramme wird eine Gefängnisstrafe von 10 Jahren angedroht. (ETZ 16/07). 1. Mai: Norddeichradio nimmt den Funkdienst mit Schiffen der kaiserlichen Marine auf, nach dem die Station am Vortage durch die kaiserliche Reichspost die Betriebsgenehmigung erhalten hatte. Vorausgegangen waren erfolgreiche Funktests mit Funkverbindungen zum Kreuzer „Vineta“. (D. Brand) Mai: Der Detektor hat jetzt eine Empfindlichkeit von U >= 250 mV. Mit der Einführung dieses Bauteils verschwindet die beim Fritterempfang noch vielfach eingesetzte Glocke, die den Empfang von Morsezeichen (aber auch atmosphärischer Störungen) anzeigt. Detektoren werden aus verschiedensten Materialien gebaut und erprobt. So wird von Zinnstein, Eisenkies, Pyrit, Bleiglanz, Jamesonit, Bournomit, Freieslebenit, Tellurblei und anderen Materialien berichtet. Dabei sind auch der Kontaktdruck und das Kontaktmaterial besonders wichtig. Harte Kristalle wie Silizium Karbourund arbeiten mit hartem Stahl oder Phosphorbronze, weiche Kristalle (z.B. Bleiglanz, Molybdänglanz) sind mit weichen Metallen wie Gold, Silber oder Platin effektiv. Der Kontaktwiderstand wird mit ca. 1-2 k? angegeben. Dieser Widerstand steigt bei losem Druck (Verbesserung der Empfindlichkeit) auf 10 k ? an. 8. Mai: Der Dampfer "Prinz August Wilhelm" strandet bei Middle Ground (Kingston/Jamaica). Durch Funk werden alle Personen gerettet. Mai: Aufstellung einer ersten Funkerkompanie im deutschen Heer. Neben akustischen, optischen und drahtgebundenen Meldungen erfolgt jetzt auch die Befehlsübermittlung mittels drahtloser Wellen. 23. Mai: Die Fessenden Gesellschaft hat nach einem Bericht in der ETZ bisher für Patente und Versuche rund 1,8 Mio. M gezahlt und nur 85.000 M eingenommen. An diesem Ergebnis sind besonders die zum Teil sehr hohen Patentgebühren einzelner Staaten schuld. 24. Mai: Prof. Fleming hält vor der Royal Institution of Great Britain einen Vortrag über die Neuerungen auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie. Dieser ist im „Electrician“ (59/1907) abgedruckt und wird in der ETZ 5/08 besprochen. Themen: Wellenmessgeräte, Wellenerzeugung mit Funken und Lichtbogen. Detektoren (elektrolytische, Ventilröhren), gerichtete Aussendung und Empfang von Funkwellen (von den Anfängen 1903 (Prof. Braun) bis heute). Mai: In der Presse
wird berichtet, dass Marconi in Clifden (Westküste Irland) eine neue
transatlantische Station als Ersatz oder Ergänzung der Poldhu-Station
bauen lässt. Sie soll für 300 kW zugeführte Leistung ausgelegt
werden. Neuartige Generatoren sollen Spannungen von 20.000 V zur Verfügung
stellen, die entweder die Sender direkt oder in große Akkumulatoren
speisen. Bei einer Betriebszeit von 16 Stunden pro Tag und zeitweise reduzierter
Leistung kann die Anlage auch mal nur aus den Akkus gespeist werden. Anders
als bei den Sendern in Poldhu (Spannungs- und Frequenzerhöhung mit
zwei Funkenstrecken) wird hier die Sendefrequenz 200 kHz – und später
45 kHz (6.666 m) direkt mit einer Funkenstrecke erzeugt. Die Antenne wird
eine umgekehrte L-Antenne oder „bent-antenna“ – wie Marconi sie sich durch
Patent (1905) hat schützen lassen, wobei die Länge der parallelen
Luftleiter mit einer Meile angegeben wird. Dazu kommt ein ausgedehntes
Erdkabelnetz, welches mit für die Richtcharakteristik sorgt. Neue
Kondensatortypen und eine rotierendes Unterbrechersystem mit rotierenden
Bällen, welches durch das Patent 25.383 von 1903 geschützt war,
vervollständigen die Installation. In der Folge wird er durch den
rotieren 3-Scheiben-Unterbrecher nach Marconi ersetzt.
Mai: Aus Australien wird bekannt, dass die dortige Regierung ein Angebot Marconis, die gesamten Funkstellen des Kontinents zu übernehmen und weiter auszubauen, abgelehnt hat. Mai: Der Dampfer „Tagus“ ist das erste mit einer de Forest Funkanlage ausgerüstete Schiff und meldet gute Funkkontakte zur Station Hartland Point. Mai : Auf Vorschlag der französischen Akademie der Wissenschaften prüft zur Zeit eine Kommission, ob ein Sender auf dem Pico de Teide in Tenerife, welcher Zeitsignale ausstrahlen würde, auf dem größten Teil der befahrenen Weltmeere hörbar sein würde. 1. Juni: Im Amtsblatt Nr. 35 des Reichs-Postamts wird veröffentlicht, dass drei neue Stationen für den öffentlichen Funkdienst zugelassen sind. Es handelt sich um die Küstenfunkstelle „Norddeich“ mit dem Rufzeichen KND und die Handelsdampfer „König Friedrich August", Rufzeichen DKF sowie den Kohlendampfer „Helene Blumenfeld“ mit dem Rufzeichen DHB. 13. Juni 1907: Nach einem Bericht in der „Electrical World“ (49/07) gibt es bei der Marine in Washington zunehmend Ärger mit unbefugt (aber legal, da es in den USA keine einschränkenden Gesetze und Vorschriften für den Funkbereich gibt) errichteten und betriebenen Funkstationen. So wird von einem jungen Amateur berichtet, der Funktelegramme mit dem Absender entfernter Stationen oder Kriegsschiffe sendet und von der Polizei wegen Fehlens entsprechender Strafvorschriften nicht belangt werden kann. 1. Juli: Nach einer Pressemitteilung haben zur Zeit 32 deutsche Handelsschiffe eine Funkstation an Bord. 26. Juli: Norddeichradio beginnt mit der Aussendung von Tagesnachrichten des Wolffschen Telegraphenbüros Berlin für die Schifffahrt. (Andere Quelle: Sendung erst ab 1909) Juli: Fessenden meldet in den USA einen neuen Reichweitenrekord seines Telephonie-Senders. Er überbrückt die Strecke von 200 Meilen auf Long Island (Jamaica/LI) bei Tageslicht. In einem Brief sagt er ca. 425 Meilen für Schiffstationen mit einer 40 m hohen Antenne voraus Juli: Die jährliche Mietgebühr für einen Unterwasser-Hörapparat richtet sich nach der Größe des Schiffes. Sie beträgt z.B. für ein 8.000 BRT großes Fahrgastschiff 3.360 Mk/Jahr und für ein Frachtschiff unter 1.000 BRT nur Mk 420/Jahr. Hersteller und Ausleiher der Geräte: Submarine Signal Company. Die Hamburg-Amerika-Linie hat 14 und der Norddeutsche Lloyd 13 Schiffe damit ausgerüstet. Die Schiffe können Feuerschiffe und Landmarken damit aus Entfernungen von 3-9 Seemeilen hören und peilen. Juli: Erste praktische Erprobung einer Funk-Fernsprech-Übertragung nach dem System de Forest bei einer Segelregatta auf dem Eriesee. Die Entfernung ist 6,5 km. Zur gleichen Zeit erhält er ein amerikanisches Patent (841.387) auf die Erfindung der Drei-Elektroden -Röhre mit einem Gitter. Juli: Marconi wird für den Physik-Nobel-Preis vorgeschlagen. In diesem Jahr erhält er ein Patent (British Patent 12960/07, ausgestellt auf die Marconi Co und C.S. Franklin) ) auf einen Abstimmsatz, den „multiple tuner“, der Wellenlängen zwischen 89 und 2.600 Metern genau einstellen kann. Es handelt sich um einen abstimmbaren Parallelschwingkreis zwischen dem Antennen- und dem Empfängerschwingkreis. August: An Bord der "Kaiserin Auguste Victoria" werden versuchsweise Wettermeldungen von Schiffen gesammelt, Wetterkarten gezeichnet und über die Marconistation Clifden und die Funkstation Cape Cod (kostenfrei) übermittelt. Dabei werden Entfernungen bis 3.000 km einwandfrei überbrückt. 20. August: Egbert
von Lepel (Oberingenieur bei Telefunken) erhält ein Patent auf
eine Funkenstrecke zwischen ebenen Metallplatten, die einen Abstand von
0,5 mm haben . Die ringförmige Papierisolation zwischen den (polierten)
Platten erweist sich aber als Nachteil und wird später durch einen
Glimmerring ersetzt. Damit kann der Plattenabstand auf 0,2 mm verringert
werden. Eine eingefräste Nut am Rand der Funkenstrecke bewirkt, dass
der Funkenübergang nicht mehr am Rand. sondern gleichmäßig
über die Plattenoberfläche geschieht. Die erste Version war mit
wassergekühlter Kupfer- und davon isolierter Messingplatte versehen.
Die Funkenstrecke kann mit Gleich- oder Wechselstrom mit einer Spannung
von 500 Volt betrieben werden, wobei die Gleichstromversion durch einen
zusätzlichen Oszillator noch „tönend“ gemacht werden kann. Wenn
man mit diesem Oszillator gut vertraut ist, kann man sogar einfache Melodien
spielen. Blake erwähnt, dass er damit „God save the King“ und andere
Lieder gehört hat.
31. August: Der Passagierdampfer "Cap Arcona" (10.000 BRT) macht Probefahrten und erprobt u. a. die neue Telefunken-Anlage. August: In Japan geht die Küstenfunkstelle Choshiu mit einer Entfernungsangabe von 160 km in Betrieb. August: Wick Radio wird als Küstenfunkstelle eröffnet. Das Rufzeichen GKR erscheint erst 1920. Die Station wird wichtig für die Fischerei bis Grönland und Neufundland. Cullercoats Radio und Clifden (bei Knockroe/Irland) bekommen einen 25 kW-Poulsen-Sender. In Australien sind Küstenfunkstellen in Sydney und Freemantle im Bau und aus Bombay wird gemeldet, dass eine erste Küstenfunkstelle demnächst in Betrieb gehen soll. August: W. Hahnemann
(C. Lorenz AG) stellt seinen Universal Wellenmesser mit Ölkondensator
und auswechselbaren Spulen vor. Das Gerät hat Summererregung, Hitzdrahtinstrument
und Heliumröhre als Anzeige. Neben diesem Gerät wird auch er
„Große Wellenmesser“ von Telefunken bekannt. Von der gleichen Firma
gibt es noch den „Kleinen Wellenmesser. Aber auch andere Firmen bauen Geräte,
mit denen die Wellenlänge der Aussendungen eines Senders genau bestimmt
werden kann.
August: In einem Aufsatz in der „Electrical World“ (50/07) stellen Bellini und Tosi ihre Peilantennen in Dreiecksform vor. Sie nennen sie „geschlossenen Oszillatorkreis“ und ihre Ähnlichkeit mit der Braun-Anordnung von 1902/1903 wird in der Fachwelt lebhaft diskutiert. Die Peilrahmen sind in Dreieckform aufrecht angeordnet und eine Suchspule ist drehbar in der rechteckigen Anordnung der Peilspulen im Empfänger platziert. E.Bellini und A. Tosi erhalten Patentschutz durch die britischen Patente: 211.299 „directional wireless“ vom 25. Sept. 1907 und Nr. 4801 „directed wireless“ vom März 1908. 1907: In diesem Jahr erfindet v. Bronk den Thermodetektor und erhält dafür das DRP 216.559 „für eine Anordnung aus zwei sich punktförmig berührenden Leitern, die in der thermo-elektrischen Spannungsreihe möglichst weit voneinander entfernt sind. September: Während der Beschießung von Casablanca setzt Frankreich erfolgreich die Station Eiffelturm zur Nachrichtenübermittlung an den französischen Kreuzer „Gloire“ ein. September: R.A. Fessenden löst das Problem der tageszeit-abhängigen Dämpfung von Funkwellen dadurch, dass er als Nachtwelle 200 kHz (Reichweite 3.200 bis 6.500 km) und als Tageswelle 81,7 kHz (Reichweite 2.700 km) benutzt (ETZ 38/07). 9. Oktober: Die k.u.k. (österreichische) Marine bekommt eine eigene Telegrafen-Abteilung. Aus dem Text: „Seine kaiserliche und königlich Apostolische Majestät haben mit der Allerhöchsten Entschließung vom 9. Oktober 1907 allergnädigst geruht, für den Telegraphendienst eine eigene .... Spezialität ..... 184 Mann ....“ 1907: In diesem Jahr erwirbt die C. Lorenz AG in Berlin die Lichtbogen-Patente von Poulsen und Feddersen. 1907: Die preußischen Telegraphen-Bataillone erhalten als vierte Kompanie eine Funkentelegraphen-Abteilung. Auch die bayerischen, sächsischen und württembergischen Truppen werden durch Funkerabteilungen verstärkt. Ab 10. Oktober beobachtet Norddeichradio ohne Unterbrechung bis zur Schließung der Mittelwellenbeobachtung auch durch beide Weltkriege hindurch die Seenotfrequenz 500 kHz (600 m). Schiffe in der großen und kleinen Fahrt haben zumeist Sender mit den Wellen 300, 450 und 600 m an Bord. Oktober: Fessenden
und Alexanderson führen die Hochfrequenzmaschine im Betrieb vor. Mit
einem Maschinensender wird erstmals eine 320 km Sprechfunkverbindung (Brent
Rock/Massachusetts nach Jamaica/Long Island/NY) hergestellt. (81 kHz, 1
kW).
Am 18. Oktober überträgt die von dem Ingenieur Enwistle errichtete Funkstation Clifden die erste Funkpresse nach Nordamerika 19. Oktober: Clifton und Glace Bay werden in beschränktem Umfang für den öffentlichen Funkverkehr freigegeben. In den ersten drei Monaten werden nach Marconi-Angaben 100.000 Worte über den Atlantik gesendet. Wobei die Kunden wegen zahlreicher Verzögerungen nicht immer glücklich über diese Verbindung sind. 25. Oktober: de Forest lässt sich mit dem US Patent 841 387 die Wirkung der Triode (Audion Röhre) als Verstärker schützen. November: Zahlreiche US-Kriegsschiffe werden mit Funk-Fernsprech-Anlagen für kleine Entfernungen nach dem System de Forest ausgerüstet. Zu diesem Zweck werden bei de Forest 27 Anlagen im Gesamtwert von 147.000 M bestellt. 15. November: Die erste von Marconi in Amerika gebaute Funkstation Siasconset ist durch ein Feuer vernichtet worden. Der Schaden wird auf ca. 30.000 M geschätzt. November: Die englische Postverwaltung meldet, dass im abgelaufenen Betriebsjahr 15.853 inländische und 1.140 ausländische Funktelegramme bearbeitet worden sind. Die Zahlen des Vorjahres betrugen 11.094 bzw. 558 (ETZ 45/07) 17. Dezember: In Netherhall zu Largs in der Grafschaft Ayrshire (Schottland) stirbt im Alter von 83 Jahren Lord Kelvin, der früher William Thompson hieß und ab 1892 zum Baron Kelvin of Largs geadelt wurde. Zwischen 1856 und 1899 war er Professor für theoretische Physik in Glasgow. Im Jahr 1848 führt er die Kelvin-Skala als Wärmeeinheit ein, die ab 1968 als gesetzliche Einheit der Temperatur gilt. Er hatte maßgeblichen Anteil an den ersten Versuchen, funktionsfähige Unterwasserkabel zwischen England und Amerika zu installieren (1857 , 1858 ). Die Kabelschiffe Niagara und Agamemnon und 1865/66 Great Eastern gehören in diese Periode. 1858 verbesserte er das Gauß’sche Spiegelgalvanometer und hatte 1883 bereits 262 Abhandlungen unter seinem Namen veröffentlicht, darunter die Sammlungen mathematischer Anhandlungen. Zu seinen Erfindungen zählten u.a. das Thomson-Tiefseelot, eine Gezeiten-Rechenmaschine und der Kelvin-Trocken-Kompass. Bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten stand er in Kontakt mit Faraday, Maxwell, Joule, Helmholz und Stokes. 1890 wird er Präsident der Royal Society. Dezember: Obwohl bis heute fast ausschließlich Fahrgastschiffe mit Funk ausgerüstet werden, meldet Lloyds, dass in diesem Jahr die ersten Öltanker, nämlich die „Iroquoi“ und die „Navahoe“ der Anglo American Oil Co. eine solche Anlage an Bord haben. Dezember: Französische Kriegsschiffe melden Funkkontakte über 840 km untereinander und solche mit der Station Eiffelturm über 900 km. Dezember: Ein Teil der US-amerikanischen Flotte beginnt eine Weltreise unter Admiral Evans und erprobt bei Hampton Rds/Va die neue Lichtbogen Telefonie Station von de Forest. Vorausgegangen waren Reichweitenversuche auf Schlachtschiffen, Torpedobootszerstörern und Hilfskreuzern. In einem Bericht heißt es u.a.: „Die Geräte arbeiten sehr zufriedenstellend, wenn sie von kundiger Hand bedient werden.“. Die Reichweite wird maximal 40 Meilen angegeben, wobei die Marine-Forderung nur 5 Meilen beträgt. Dezember: In den Vereinigten Staaten arbeiten fünf Gesellschaften auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie, welche 117 Landstationen unterhalten. Die Zahl der Funktelegramme wird mit 154.614 für das letzte Abrechnungsjahr angegeben. 15. Dezember: Aus Kanada verlautet, dass folgende mit Shoemaker-Anlagen ausgerüstete Küstenfunkstellen an der British Columbia Küste 24-stündigen Dienst für alle Systeme anbieten: Victoria, Burrard Inlet, Cape Lazo, Pachena Point, Estevan Point und Hole. Die Reichweite beträgt 230 km und anzuwenden ist die Normalwellenlänge oder die 300 m Welle. An der US Küste sind folgende Stationen der Pacific Wireless Telegraph Co. betriebsbereit: Santa Catalina Island, San Pedro, Los Angeles, Fort Casey, Port Townsend, San Juan Island, Seattle (Washington), Victoria (BC) und Chicgo (ILL). Dezember: In Australien wird ein Netz von Küstenfunkstationen eingerichtet, zunächst sollen 5 Stationen gebaut werden. 21. Dezember (andere Quelle: 15. November): Telefunken gelingt eine drahtlose Funk-Telephonie-Verbindung über 75 km von Berlin nach Rheinsberg. Das Experiment wird mit einem Lichtbogensender mit einer Hochfrequenzlampe nach Prof. H.T. Simon durchgeführt, nachdem die Verhandlungen mit Poulsen über die deutschen Patentrechte des Lichtbogenverfahrens nicht zum Ziel geführt haben. Graf Arco soll danach den verantwortlichen Entwicklungsingenieur angewiesen haben „von solch brotlosen Experimenten Abstand zu nehmen, da Telefunken Wichtigeres zu tun habe, als derartige „Telephonspielerei“. Bei der öffentlichen Vorstellung seines neuen Systems „tönende Funken“ demonstriert Telefunken, dass mit einem 8 kW Sender mit Reichweiten von 2.000 km eine dreimal so große Entfernung überbrückt werden kann, wie mit einem Knallfunkensender gleicher Leistung. 1907 beginnt Telefunken mit dem Bau einer Serie von Empfängern, die unter dem Begriff „MUZE“ bekannt werden. Das ist die Abkürzung von Marine-Universal-Zellen-Empfänger und die Zahl dahinter ist dann das Konstruktionsjahr. Mit Zelle ist der Kristalldetektor gemeint und der Frequenzbereich liegt z.B. zwischen 20 und 750 kHz. Dezember: Die aus ca. 1.000 Fahrzeugen bestehende Flotte der Großen Seen hat im abgelaufenen Jahr 70.000 Funktelegramme aufgenommen bzw. abgegeben. Die beiden ersten Landstationen in Detroit und Cleveland wurden im Laufe des Jahres durch die Stationen Port Huron, Buffalo und Toledo ergänzt. Alle Küstenfunkstellen arbeiten nach dem System Clark. Dezember: Für einen Reichweitenversuch erhält der auf der Ausreise befindliche Dampfer „Cap Blanco“ tägliche Funkmeldungen von Nauen. Das letzte Telegramm erreicht den Dampfer in Tenerife (3.700 km). Neu auf dem Büchertisch 1907 (Luxusausgabe Mk 6,50). Dr. H. Barkhausen ist der Autor des Buches „Das Problem der Schwingungserzeugung“, welches bei H. Hirzel, Leipzig erscheint. „Die elektrische Wellentelegraphie“ Einführung in die Theorie und Praxis (Verfasser: O. Ahrend) erscheint bei Vieweg, Braunschweig. Das 169-seitige Werk kostet 6 (gebunden 7) Mark. Das „Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie“ erscheint in zwei Heften. Verschiene Autoren behandeln darin die Kapitel: Gerichtete drahtlose Telegraphie, ungedämpfte Schwingungen, Entwicklung der Telegraphie, gekoppelte Schwingkreise, Detektoren, Messung der Wellenlänge usw. Bei Fr. Vieweg und Sohn, Braunschweig erscheint: „Die Telegraphie ohne Draht“ von Augusto Righi. „Die drahtlose Telegraphie und Telephonie nach Geschichte, Wesen und Bedeutung für Militär, Verkehr und Schule“ von Gustav Partheil, Oberlehrer in Dessau, in 2. Auflage im Verlag Gerdes und Hödel, Beerlin. Es kostet 4 Mark und als Luxusausgabe 6 M 50 Pf. Im Verlag G. Reimer (Berlin) erscheint das „Handbuch für die deutsche Handelsmarine“. Das Buch kostet 9 Mark. Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012) Version: 09-Sep-12 / HBu |
Historisches
rund um die Telegraphie
Seefunktechnik
der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt
von Hans-Georg Korth
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1. Januar: Das Reichsmarineamt gibt Richtlinien zum Signalverkehr zwischen Kriegs- und Handelsschiffen unter deutscher Flagge heraus. Telefunken liefert erste Marine-Empfänger. Es handelt sich um alte Fritter-Empfänger, die für den Detektor-Empfang umgerüstet sind. 7. Januar: Antrag im Reichstag, um das "Gesetz über das Telegraphenwesen im Deutschen Reich" vom 6. April 1892 dem Internationalen Telegraphenvertrag von 1906 anzupassen (Genehmigungspflicht). Aus der Tagespresse: Während bis 1908 Knall- oder Knarrfunkensender und Morseschreiber Verwendung fanden, wird jetzt Hör- statt Schreibempfang eingeführt. Dazu verwendet man den Marconi - Detektor, den Schlömichen elektrolytischen Detektor oder den Kristall – Detektor. Die Diskussion auf der Senderseite kreist um die Frage: Erzeugt man drahtlose Energie am effektivsten durch den Dynamo, mit Funken oder per Lichtbogen? Januar: Marconi meldet, dass die Gesellschaft insgesamt 107 Schiffe mit Funkanlagen ausgerüstet hat, davon 26 mit Apparaten für weitere Entfernungen. Beispiele (in Klammern: Anlagen für Weitverkehr): Cunard 14 (8), Hamburg-Amerika-Linie 12 (6), Norddeutscher Lloyd 5 (4). 23. Januar: Lee de Forest in New York bekommt ein deutsches Patent auf seine Glühkathodenröhre (DRP 217.073 vom 23. Jan. 1908). 24. Januar: Spanien erklärt die Funkentelegraphie zum Staatsmonopol. Dabei steht der Handelsmarine die Wahl des Funksystems frei (Thurn). 3. Februar: Clifden und Glace Bay werden für den öffentlichen Funkverkehr zwischen Großbritannien und Kanada freigegeben. Die Transatlantik Funkverbindung hat nach Marconi-Angaben ca. 5.000 bis 6.000 Worte pro Tag übermittelt. Ein großer Teil der Meldungen waren Presse-Funk-Telegramme. 20. Februar: In Russland werden funktelegraphische Anlagen unter staatliche Oberaufsicht gestellt. Vier Jahre später (6. Juni 1912) werden diese Vorschriften noch einmal ergänzt bzw. angepasst (Thurn). 2. März: Geburtstag des „Vaters des PAL-Fernsehens“, Walter Bruch. 7. März: Im Reichstag wird das (abgeänderte) "Telegraphengesetz vom 6. April 1892 mit einer Anweisung für den Funkentelegraphendienst" (Reichsgesetzblatt Nr. 13, S 79) beschlossen. Das Gesetz wird am 21. März im RGBl Nr 13 „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen .....verordnen im Namen des Reichs....“ veröffentlicht. Es regelt u.a. die Genehmigungspflicht für Seefunkanlagen. Der § 3 erhält einen Absatz 2: Elektrische Telegraphenanlangen, welche ohne metallische Verbindungsleitungen Nachrichten vermitteln, dürfen nur mit Genehmigung des Reichs errichtet und betrieben werden. Neu sind danach die § 3a „Auf deutschen Fahrzeugen für Seefahrt oder Binnenschifffahrt dürfen Telegraphenanlagen, welche nicht ausschließlich zum Verkehr innerhalb des Fahrzeugs bestimmt sind, nur mit Genehmigung des Reichs errichtet und betrieben werden“ sowie § 3b „Der Reichskanzler trifft Anordnungen über den Betrieb von Telegraphenanlagen auf fremden Fahrzeugen für Seefahrt oder Binnenschifffahrt, welche sich in deutschen Hoheitsgewässern aufhalten.“. Damit werden alle Ausnahmen vom Telegrafenhoheitsrecht des Reiches auf dem Gebiet der Funkentelegrafie beseitigt. 13. März: Marconi hält vor der Royal Institution einen Vortrag über seinen rotierenden Löschfunkensender (high speed rotating disc discharger). Zu dieser Zeit arbeiten auf dem Gebiet der einfachen Löschfunkenstrecke, der Löschfunken-Serien-Strecke und der rotierenden Funkenstrecke zahlreiche Wissenschaftler, Tüftler und Erfinder: M. Child, J.S. Stone, W. Duddell, Koepsel, Campos, Eisenstein, Q. Majorana, R.A. Fessenden, M. Wien, Fleming, Richardson, Koehler, N. Tesla, W. Dublier, W. Peukert, J.A. Fleming, E.L. Chaffee, B. Washington, Ditcham, de Forest, W. Torikata, E. Yokohama, Jackson, Eccles, Makower, W. Dubilier, B. Thime, P.R. Coursey, O. Scheller, Poulsen, S.G. Brown, Schwerin, Colin, Jeance, C. Fischer, E. Rühmer, Dubilier, Cooper, Hewitt, T. Simon, M. Reich, B. Liebowitz, Vreeland, Ferrie u.a. März: In Deutschland sind neben Norddeich noch weitere 10 drahtlose "Funkspruchstationen" in Betrieb, darunter Helgoland, Elbe I FS, Cuxhaven, Weser FS usw. Die Gesamtzahl aller Funkstellen der Welt wird Ende des Jahres die Zahl 500 erreichen. März: In der Südatlantikfahrt wird Klage geführt, dass Brasilien - anders als Argentinien und Uruguay - immer noch keine Küstenfunkstelle betreibt. Die Hamburg-Süd beabsichtigt, neben "Cap Frio" (Telefunken 1 kW), "Cap Ortegal" und "Cap Vilano" alle anderen Fahrgastschiffe in der Südatlantikfahrt mit Funkanlagen auszurüsten. 28. März: Mit dem Amtsblatt 25/1908 werden drei neue Seefunkstellen genannt und zwar: Cap Frio/DCF, Cap Roca/DCR und Cap Verde/DCE. Weiter wird bekannt gegeben, dass die Küstenstation in Arkona im öffentlichen Verkehr die Welle 600 m benutzt. März: Poulsen berichtet von einer regelmäßigen Funk-Fernsprech-Verbindung zwischen Lyngby und Esbjerg (270 km). Die Esbjerg- Station wird mit 6 kW primärer Energie angegeben. März: Reichweiten-Meldungen. Der mit einer Poulsen-Anlage ausgerüstete dänische D. „United States“ berichtet von einem Funkkontakt mit Cullercoats über 2.200 km. Ein mit einer Telefunken-Anlage ausgerüstetes amerikanisches Kriegsschiff berichtet von einer Funkverbindung über 2.400 km und am 10. März meldet der ebenfalls mit einer Telefunken-Anlage bestückte D. „Cap Arkona“ von einer 1.400 km Verbindung mit Scheveningen, bei der 5 fehlerfreie Telegramme ausgetauscht wurden. Von der Dampferstation wird berichtet: Funkenlänge 15 mm, Erregerkapazität 288 Siemens-Flaschen-Kondensatoren, Gesamt-Kapazität ca. 14.500 cm. März: Nach einer von der Reichspost zusammengestellten Liste gibt es 174 Küstenfunkstellen für den öffentlichen Funkverkehr in der Welt. Davon sind 67 in Europa, 92 in Amerika, 3 in Afrika, 5 in Asien und 7 in Australien. Nach dem System Marconi arbeiten 72, nach dem deutschen Telefunken-System 55 und nach dem System de Forest 13. April: Zwei Meldungen aus der ETZ 16/08: In Britisch-Indien werden erstmals weibliche Telegraphisten eingestellt und ausgebildet.. Das Anfangsgehalt von 28 M steigt später auf ca. 42 bis 126 M/Monat. Die zweite Meldung besagt, dass von den 1.200 Telegraphisten, die im amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt waren, noch ca. 200 in teilweise sehr bedürftigen Verhältnissen ohne ausreichende Rente leben. 30. April: Marconi gibt bekannt, dass man die Stationen Poldhu und Cap Cod aufrüsten will und so mit den vier Stationen Poldhu-Cap Cod und Clifden und Glace Bay in der Lage sein wird, 20 Worte in der Minute über 12 Stunden pro Tag zu senden. Das würde zu einer Einnahme von 150.000 Pfund (nach heutigem Wert 7,75 Mio Pfund Sterling) führen. Mitte Juni soll mit den Arbeiten begonnen werden und – um New York besser anbinden zu können, soll auch dort eine kleine Empfangsstation errichtet werden. (Marconi-Review) 4. Mai bis 11. Juni:
In Lissabon tagt die Internationale Telegraphenkonferenz. Eine Ausführungsübereinkunft
zum Internationalen Telegraphenvertrag St. Petersburg 1975 wird beschlossen
und in Deutschland im Amtsblatt des Reichspostamtes 1909 S. 133 veröffentlicht.
Es handelt sich um eine Konvention zur Revision des Weltfunkvertrages.
Aus dem Inhalt:
Mai: Marconi verwendet jetzt eine Sendeeinrichtung, bei der eine große Metallscheibe zwischen zwei senkrecht dazu drehenden Scheiben angeordnet ist. Die Frequenz ist ca. 200 kHz und die Entladungen finden zwischen der Haupt- und den Nebenscheiben statt. Mai: Nachdem die Beschwerden über donnerartige Geräusche aus der Senderbaracke am Eiffelturm und damit die Möglichkeit, den Telegrammverkehr in der Nähe mitzulesen, zugenommen haben, plant man jetzt eine Verbesserung und will die Sendestation unterirdisch unterbringen. 25. Mai: In Madison (Wiconsin/USA) wird John Bardeen, einer der drei Erfinder des Transistors, geboren. 27. Mai 1908: Für den am 1. Juli in Kraft tretenden Vertrag von Berlin (1906) werden vom k. u. k. Handelsministerium Richtlinien herausgegeben. Dazu gehört die Pflicht zu wechselseitigem Funkverkehr mit Stationen aller Systeme. Eine Bestimmung besagt, dass alle Funktelegraphisten die österreichische Staatsbürgerschaft haben und ein gültige Funkzeugnis mit sich führen müssen. Ferner wird u.a. der neue internationale Notruf SOS offiziell als Notsignal vorgeschrieben. Für die Kriegsschiffe gelten Sonderregelungen („Radioverkehrsregeln der k. u. k. Kriegsmarine“). 2. Juni: In Berlin eröffnet der deutsche Kaiser die Deutsche Schiffbau Ausstellung, welche einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Schiffbauindustrie zeigt. Der Kaiser steuert seine Sammlung silberner Schiffsmodelle bei. Ein großer Teil der Ausstellung ist der Elektrotechnik gewidmet. Lorenz und Telefunken zeigen ihre neuen Funk-Telefon-Anlagen für Schiffe mit dem Lichtbogen-Sender. Neu ist auch der Drehplattenkondensator von Lorenz. Dazu kommt ein Lichtbogensender von Poulsen und ein neues Variometer. Auch der Drei-Wellen-Schaltapparat mit einer Empfangsantenne ist neu bei Lorenz. 29. Juni: In Österreich-Ungarn werden die o.e. erwähnten „Radioverkehrsregeln der k. und k. Kriegsmarine“ genehmigt. Auch in dieser Verordnung wird u.a. der neue internationale Notruf SOS offiziell als Notsignal vorgeschrieben. Juni: Die Reichspost führt mit den Fischdampfern „Senator Holthusen“ und „Senator Refard“ von der Cuxhavener Hochsee Fischerei Funkversuche durch. Diese scheitern an den unzureichenden Reichweiten der Bordanlagen. Juni: Nachdem sich sowohl Marconi als auch Fessenden gegen einen Beitritt der USA zum Internationalen Funkentelegraphenvertrag (Berlin 1906) ausgesprochen haben, beschließt der zuständige Senatsausschuß, zunächst gar nichts zu tun. Dagegen will Großbritannien dem Vertrag am 1. Juli beitreten (ETZ 24/08) 1. Juli: Der Berliner
Funkvertrag (Internationaler Funkentelegraphenvertrag vom 3. November 1906
– Convention Radiotelegraphique International) wird im Reichs-Gesetzblatt
Nr. 38/1908 S 411 in der französischen Originalfassung und der deutschen
Übersetzung veröffentlicht und tritt in Kraft. Er besteht aus
dem Vertrag, dem Zusatzabkommen, dem Schlussprotokoll und der Ausführungsübereinkunft
zum Internationalen Funkentelegraphenvertrag sowie einem Vordruck für
ein Verzeichnis der Funkstationen mit ihren Hauptdaten (mit ihren „Verhältnissen“).
Siehe auch Nov. 1906.
1. Juli: Belgien erklärt die Funkentelegraphie durch ein Gesetz (Loi sur la telegraphie sans fil et la telephonie sans fil par les radiations electriques....) zum Staatsmonopol. (Thurn) Juli: Die Deutsche Reichspost erlässt eine Abänderung der Telegraphenordnung vom 16. Juni 1904 und veröffentlicht sie im Amtsblatt Nr. 38. Sie enthält alle wichtigen Bestimmungen für Funktelegramme (Funkentelegramme). Dazu gehören: Die richtige Adresse (Name Schiff, Küstenfunkstelle), Bestimmungen über Telegramme (vorausbezahlte Antwort, telegraphische Postanweisungen, Vergleichung dringende Telegramme usw.), die Gebühren (Bordgebühr 35 Pfennig für das Wort, mindestens 3,50 Mark für das Telegramm, Küstengebühr 15 Pfennig das Wort, mindestens 1,50 Mark für das Telegramm, Landtelegrafengebühr in der jeweils geltenden Höhe der deutschen Inlandgebühr, diese Gebühren gelten bis zum Jahre 1920), sowie Bestimmungen über die Gebührenerstattung. Die Reichspost prüft die Bordtelegraphisten vor ihrem Einsatz und stellt Funkzeugnisse aus. 1. Juli: Als erste norwegische Küstenfunkstelle wird Sövägen Radio eröffnet. 1. Juli: Das vom internationalen Büro in Genf herausgegebene Verzeichnis der FT Stationen soll jeden Schiff mitgegeben werden. Für deutsche Schiff gibt es dazu die „Anweisung für den Funkentelegraphendienst“. Juli: Die Telefunken-Station im Telegrafenamt Emden geht in Betrieb: Aufgabe: Weiterleitung aller Funktelegramme der "Riesenfunkstation" Norddeich, mit der sie in ständiger Verbindung steht. In diesem Telegrafenamt werden auch fortan "alle Beamten, die eine Funkstation auf einem Ozeandampfer bedienen, nach einer neuen Ordnung eine Prüfung abzulegen haben." (Hören, Geben, Bedienung der Apparate, Bestimmungen des internationalen Funkspruchverkehrs). Erster Prüfer ist der Telegrapheninspektor Dreisbach. Juli: In einem Bericht vom 12. Juli 1908 (es geht um die Geheimhaltung in einem möglichen Kriegsfall der k.u.k. Marine und die Unterstellung der Handelsschiffe unter das Kommando der Kriegsmarine) werden die Schiffe mit Marconi-Funkanlagen besonders genannt. Danach haben derzeit folgende Schiffe der Vereinigten Österreichischen Schifffahrtsgesellschaft (vorher Austro-Americana) und des Österreichischen Lloyd Marconi-Anlagen und -Funkbeamte an Bord: „Alice“, „Marta Washington“, „Argentinia“, „Oceania“, „Laura“ und „Thalia“. 16. Juli: Im Reichgesetzblatt Nr. 43 S 476 erscheint die "Bekanntmachung über Schiffstelegraphie". Darin wird bis auf weiteres genehmigt, für die Vermittlung von Nachrichten Anlagen zu errichten und betreiben, die mit Flaggen, Semaphoren, Kunstfeuern Lichtanlagen sowie durch Unterwasserschallsignale betrieben werden. Juli: Der amerikanischen Regierung in Washington gelingt keine Telegrafieverbindung zu ihrem Parlamentspräsidenten, der auf einem Schiff in der Karibik unterwegs ist. Grund: Die Küstenfunkstelle Key West hat einen anderen Betreiber als die Schiffsstation, welche die Annahme ablehnt. Juli: Übertragung einer Funkpresse von Poldhu und von Cap Cod (USA). Die Aufnahme an Bord erfolgt in einem besonders lärmgeschützten Raum der Schiffe. Erste Ergebnisse wurden als Schwindel angezweifelt. August: Bei Manövern bei Kobe wird auf japanischen Kriegsschiffen eine Telefonie-Anlage nach dem Teishinsho-System mit gutem Erfolg eingesetzt und erprobt. August: Die von der Schweizer Kriegsverwaltung betriebenen drei Funkstationen (auf dem Rigi, dem St. Gotthard und bei St. Moritz) berichten, dass sie wiederholt Telegramme von weit entfernten Schiffen und Stationen aufgenommen haben, während sie umgekehrt Schwierigkeiten bei der Verbindungsaufnahme mit der Schweizer Nachbarstation hatten. August: Die Firma Telefunken stellt der kaiserlichen Heeresverwaltung zwei komplette Sender nach dem System „tönende Funken“ (Wiensches Stoßerregungssystem) für Versuchszwecke zur Verfügung. Vorausgegangen war, dass Heer und Marine bei Lorenz als dem deutschen Patentnehmer der dänischen Firma Poulsen immer mehr Lichtbogensender angeschafft hat. September 1908: Die komplette funktechnische Ausrüstung der Küstenfunkstelle Pola wird von Siemens und Halske (Wien) geliefert. Der Preis beträgt 143.140 Kronen einschließlich der Montage. Zum Lieferumfang gehören u.a. 250 Leydener Flaschen und ein 95 m (andere Quelle 80 m) hoher Stahlgittermast. Die Hochspannung beträgt 120 bis 150 kV. Die Lieferfirma erhält eine Option auf die Lieferung zweier weiterer Landstationen, die in Sebenico und Cataro errichtet werden sollen. September 1908: An Bord der „Kaiserin Auguste Victoria“ stellt der Direktor des Aachener Meteorologischen Observatoriums Versuche an, mit den täglich erreichbaren Wettermeldungen Wetterkarten zu zeichnen. Dabei kann er Wetterberichte von Amerika über 1.300 und von Europa über 2.300 km aufnehmen und verwerten. September: In Belgien eröffnet die Küstenfunkstelle Nieuport ihren Dienst für den öffentlichen Funkverkehr und in Großbritannien werden die Küstengebühren der Marconi Funkstellen auf 6 Pence (51 Pfg.) festgelegt. September: Die Compagnie Francaise sans fil erhält von der spanischen Regierung den Auftrag, 24 Küstenfunkstellen zu errichten. Die ersten Stationen sollen in Cadiz, in Barcelona, in Vigo und auf den Kanaren errichtet werden. Es soll das Telefunken System Verwendung finden. Später wird gemeldet, dass als erste Stationen Almeria und Melilla (300, 600, 900 und 1.200 m) sowie Chamarin (350, 500 und 1.050 m) und Guadalajara (nur 600 m) in Betrieb gehen. Als Antennenhöhe wird genannt: Almeria 58 m, Melilla 51 m, Chamarin 51 m und Guadalajara 27 m. 24. September: Das Reichs-Postamt gibt ein Verzeichnis der deutschen Küstenfunkstellen heraus. Darin wird Norddeich mit einer Reichweite von 500 – 600 km aufgeführt. Die übrigen 10 Küstenfunkstellen haben eine Reichweite von 200 – 300 km. 6. Oktober: Rudolf Grötsch erwirbt nach seiner Marconi-Ausbildung und Fahrzeit das erste Seefunkzeugnis Deutschlands. Es wird im Archiv des Deutschen Museums in München aufbewahrt. 1925 übernimmt R. Grötsch die Leitung der DEBEG Funkschule in Berlin. Er verstirbt im 80. Lebensjahr am 25. August 1968 in Bremerhaven. 18. Oktober: Der Dampfer "Moltke" (Marconistation) meldet eine gute Verbindung mit Scheveningen über 1.000 Seemeilen aus dem Mittelmeer. Oktober: Mit seiner Versuchsanlage auf dem Eiffelturm hat de Forest Telegramme nach Glace Bay (Nova Scotia, Amerika) im Tastfunk übermittelt. Seine funktelefonischen Aussendungen werden in einigen hundert Kilometern gehört. Es wird geplant, die Leistung auf 30 kW zu erhöhen. Im Anschluss an die französischen Versuche reist de Forest nach London, um der britischen Regierung Funk-Telefon- Apparate mit einer Reichweite von ca. 120 km anzubieten. Später wird gemeldet, dass bei den Vorführungen 90 km bei guter Verständigung überbrückt werden. Oktober: Marconi meldet für das abgelaufene Berichtsjahr, dass seine Funkstellen 1.725 ausländische und 20.067 inländische Funktelegramme (Vorjahr 1.140 bzw. 15.583) übermittelt haben. Im Dezember berichtet die Gesellschaft, dass über die Nordatlantik- Verbindung jetzt täglich ca. 5.000 Worte übermittelt werden. Man hofft, diese Leistung in Kürze auf 30.000 Wds/Tag steigern zu können. Oktober 1908: L. H. Walter stellt seinen neuen Tantal Wellendetektor vor, bei dem eine feine Tantalspitze auf einer Quecksilber- oberfläche aufgesetzt wird. Die Widerstandsänderung wird mit 1.200 bis 1.800 auf 250 – 80 angegeben. Der Strom beträgt 50 bis 100 A. Oktober 1908:
10 deutsche Fahrgastschiffe arbeiten mit dem Telefunken-System. Die "Cap
Blanco" der Hamburg- Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft
erhält den ersten Löschfunkensender von Telefunken, später
folgen "Kleist" und zwei Woermann-Schiffe. Mit diesen Sendern werden allgemein
größere Reichweiten gemeldet. Das ergibt sich, weil der klare
1.000 Hertz-Ton sich noch gut vom Hintergrundrauschen und den atmosphärischen
Störungen abhebt, wenn die Knack-Geräusche des Knallfunkensenders
schon nicht mehr wahrgenommen werden können. Weiterhin kann ein Löschfunkensender
mit verschiedenen Funkenfolgen betrieben werden. Dies ermöglicht eine
akustische Selektion, d.h. ein geübter Funker kann bei der gleichzeitigen
Aussendung von mehreren Funkstellen auf den zwei Wellenlängen
(300 und 600 m) seine Gegenfunkstelle an der Tonhöhe identifizieren
und die Morsezeichen richtig aufnehmen.
1908: In diesem Jahr erfolgte die Internationale Einführung des Seenotrufes SOS. Dazu wird die erste Aussendung eines CQD Rufes durch ein amerikanisches Schiff gemeldet (SS Santa Rosa vor Kalifornien) Oktober 1908: Die erste öffentliche deutsche Fernsprech-Vermittlungsstelle wird in Hildesheim in Betrieb genommen. Oktober 1908: Bei der Marokko-Expedition der französischen Streitkräfte wird der Funkverkehr über die Station Eiffelturm abgewickelt. Die vor der Küste stationierten Kriegsschiffe übermitteln die Nachrichten drahtlos an die Landtruppen weiter. Oktober 1908: Telefunken baut auf "Admiral von Tirpitz" (Linie Shanghai - Tsingtau) eine Funkstation mit dem Rufzeichen TP ein, um die Funktelegrafie im ostasiatischen Raum zu beleben. Das Marine-Linienschiff "Deutschland" hat bis Vigo gute Verbindung mit Kiel. An Bord ist ein 4-kW-Poulsen-Sender. Oktober In Amerika wird die Wortgebühr für Übersee Funktelegramme mit 15 Cent je Wort festgelegt. Oktober Die kaiserlich deutsche Marine lässt sich von den Vorzügen des Hörempfangs mit einem Detektor überzeugen und erlaubt neben dem Schreibempfang mit dem Kohärer auch die Höraufnahme mit dem Detektor. 17. November: In Bernburg – Saale wird Leo Brand geboren, welcher später die Empfänger Ulm und Köln bauen wird. 26. November: Nach
einer Meldung im „Electrical Review“ hat der D. „North Western“ auf 2.100
km mit der Küstenfunkstelle
5. Dezember: Das Deutsche Reich tritt auch für seine sämtlichen Schutzgebiete dem Internationalen Funkentelegraphenvertrag vom Nov. 1906 bei (RGBl Nr 59/1908) 8. Dezember: Der japanische Physiker Wichi Torikata arbeitet auf dem Gebiet der mineralischen Detektoren und führt Untersuchungen mit mehr als 200 Stoffen durch, um ihre Detektorwirkung zu prüfen. Für seinen „Kosiki“ - Detektor erhält er ein japanisches Patent (15 345). Ein weiteres Patent erhält er für den „Tantalum-Detector“ (15238). Dezember: In Göttingen entsteht eine Versuchsstation, welche Reichweiten – Versuche mit dem auslaufenden Kriegsschiff „Vineta“ durchführen will. Vorversuche mit Norddeich werden zur Zeit erfolgreich durchgeführt. Dezember: Diplomatische Verwicklungen werden aus dem Mittelmeerraum gemeldet. Die im adriatischen Meer übende Flotte Österreich – Ungarns stört mit ihrem Funkverkehr erheblich die Funkverbindung zwischen Bari (Italien) und Antivari (Montenegro). Dezember: Das Internationale Bureau des Welttelegraphenvereins in Bern teilt mit, dass die Zahl der gemeldeten Funkentelegraphen- stationen in der Welt 508 beträgt, davon sind 92 Küsten- und 416 Bordstationen. Für den öffentlichen Funkverkehr sind davon 52 Küsten- und 157 Bordstationen verfügbar. Der Rest ist sind amtliche, private oder Versuchsstationen. Den größten Anteil an den Funkstellen hat Großbritannien mit 32 Küsten- und 227 Bordstationen. Dezember: Marconi gibt bekannt, dass Funk sehr wohl eine Alternative zum Nachrichtenaustausch über Kabelleitungen darstellt. Marconi allein verfügt über 600 Patente und besitzt ca. 500 Funkstationen und stellt damit einen Großteil der drahtlosen Nachrichtenübermittlung sicher. (Marconi Review). Dezember: Die österreichische Handelsmarine ist zum größten Teil in den drei Häfen/Regionen Triest (214 Schiffe, 4.393 Mann), Istrien (620 Schiffe, 2.063 Mann) und Dalmatien (796 Schiffe, 2.037 Mann) beheimatet. Dezember: Telefunken erhält Patente auf eine neue Art der Funkenstrecke, bei der die Funkenstrecken und die Kühlkörper zu einer Einheit verschmolzen sind. ( deutsche Patente 27.164, 27.483 und 28.198). Diese Form der Funkenstrecke wird mit einigen Verbesserungen der Isolierschichten bis zum Ende der Löschfunken Bauweise verwendet. Die Anordnung wird sofort in Deutschland und in England (the Telefunken quenched spark gap, british Patent 64 24 of 1909) im nächsten Jahr patent-geschützt. Wenn der isolierende Ring 0,1 mm dick ist, rechnet man mit 600 V pro Plattenpaar. Aufbau: Silberbeschichtete Kupferscheiben werden durch Mica-Ringe isoliert Dezember: Bis heute
hat die im Jahre 1903 gegründete Telefunken Gesellschaft insgesamt
834 Funkstationen weltweit ausgeliefert. Darunter sind 234 Landstationen,
421 Kriegs- und 81 Handelsschiff-Stationen.
Dezember: Nach einer Aufstellung in der ETZ sind in den Hauptschifffahrtsländern 508 Stationen für drahtlose Telegrafie in Betrieb, davon sind 92 Küsten-. Und 416 Bordstationen. Küstenfunkstellen gibt es in: Großbritannien 32, Italien 16, Deutschland 15 und Russland 13. Spanien und Japan haben je 4, die Niederlande 3 und Norwegen 2. Die Anzahl der Bordstationen beträgt in Großbritannien 227, in Deutschland 122, in den Niederlanden 25 und in Belgien, Italien und Japan je 10. 1908: Was sonst
noch geschah:
1908 wird als das Einführungsjahr der Flachspule in der Hochfrequenztechnik genannt. Neue Geräte 1908 Sender: 0,2 LK: 200 Watt, 500 - 1 000 kHz, Reichweite 300 km 1,5 TK: 1,5 kW, 500 - 1 000 kHz, Reichweite 700 km 2,5 TK: 2,5 kW, 188 - 500 kHz, Reichweite 1 000 km 5 TK: 5 kW, 250 - 500 kHz, Reichweite 1 800 km Empfänger: E 5, 100 kHz bis 1,5 MHz, Einkreis-Detektorempfänger, auch als Pultgerät lieferbar. E 5 c: Zweikreis-Detektor-Empfänger Der „universale Hörempfänger“ E 5 ist ein Detektorempfänger mit Drehkondensator, 6 Spulen, Kopplungsklappspule, einem oder zwei Kontaktdetektoren und einem Telefonhörer mit dem Blockkondensator. Neu auf dem Büchertisch 1908 „Die deutsche Post- und Telegraphengesetzgebung“ von Dr. P.D. Fischer erscheint in 6. Auflage bei der Verlagsbuchhandlung J. Guttentag und kostet 4 Mark. In dieser Ausgabe wird erstmals auf den Funkentelegraphenvertrag eingegangen. Das Buch „Drahtlose Telephonie“ von E. Ruhmer erscheint im Selbstverlag, Berlin und kostet 6 M. Ein Buch aus der Schweiz: „Die drahtlose Telegraphie im internen und im Völkerrecht“. Der Autor ist Dr. F. Meili, der Verlag ist Orell/Füssli in Zürich und der Preis ist 4,50 M. Bei Hirzel in Leipzig erscheint die zweite Auflage des Buches „Telegraphie und Telephonie“ von J. Noebels, A. Schluckebier und O. Jentsch. Es kostet 30 M. Das Buch „Telegraphie und Telephonie“ von F. Hamacher kostet 1,25 M und erscheint bei Quelle und Meyer in Leipzig. In den „Proceedings of the Royal Institution“ erscheint der Artikel „High Speed Rotary Disc Discharger“ von G. Marconi. Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012) Version: 09-Sep-12 / HBu |
Historisches
rund um die Telegraphie
Seefunktechnik
der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt
von Hans-Georg Korth
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1. Januar: In der Handelsflotte des Deutschen Reiches fahren 72.462 Personen zur See. Januar: An der Devon-Küste in Großbritannien wird die Station Bolt Head eröffnet. Die mit dem Marconi-System arbeitende Küstenfunkstelle hat 200.000 M gekostet, besitzt einen 60 m-Mast und eine Reichweite von 450 km. 23. Januar: Kollision "Republic" (White Star Liner, GB, ca. 15 000 BRT, 440 Fahrgäste) mit dem italienischen Dampfer "Florida" (830 Auswanderer mit dem Ziel New York) 20 sm südwestlich von Nantucket Feuerschiff. Jack Binns, der einzige Funker der "Republic", sendet ohne Anweisung CQD, die "Florida" hat keine Funkausrüstung. Die amerikanische Küstenfunkstelle Siaconset (Nantucket) wiederholt die CQD-Meldung der "Republic", die von den Schiffen "Lucania", "New York", „Lorraine“, "Gresham" und "Seneca" beantwortet wird. Die Fahrgäste der "Republic" werden zunächst auf die "Florida", dann alle 1650 (andere Quelle: 1700 bzw. 1500) Fahrgäste und Besatzungsmitglieder auf die "Baltic", die den Notruf direkt aufgenommen hatte und die Havaristen im Nebel gefunden hat, evakuiert. Das war ein zweimaliges Ausbooten ohne Verlust von Menschenleben. Die "Republic" sinkt 39 Stunden nach der Kollision. Der Kapitän der "Baltic " berichtet später über den Wert der Unterwasser-Schallanlage bei der 12-stündigen Suche nach dem Havaristen und der Ansteuerung Ambrose Feuerschiff in dichtem Nebel. Der Havarist hatte keine Unterwasserschallanlage an Bord und konnte nicht in Zielfahrt angesteuert werden, aber Feuerschiff und Suchschiffe konnten damit im dichten Nebel navigieren. Jack Binns wird in New York, in Liverpool und in seiner Heimatstadt Petersborough als ein Held gefeiert und erhält von Marconi eine goldene Uhr. 2. Februar: Der deutsche Dampfer "Kronprinzessin Cäcilie" meldet eine Funkverbindung mit seiner Marconi-Long Distance Anlage mit der "Caronia" über 837 Seemeilen. Auch die „George Washington“ bekommt jetzt solch eine Anlage. Für die Schiffe „Prinz Friedrich Wilhelm“, die „Berlin“ und die Schiffe der „Barbarossa“-, „König Albert“- und „Rhein“- Klasse wird eine Marconi „Short Distance“ Funkanlage angemietet. 8. Februar (andere Quelle: 1. März): Der Pressedienst von Norddeichradio wird gebührenpflichtig. Kosten pro Schiff und Reise 200 Mark. (Anm: Der Durchschnittsverdienst eines deutschen Arbeitnehmers liegt 1909 bei 82 Mark monatlich). Zweimal täglich werden gesendet: 100 (andere Quelle 200) Worte, später 400 Wörter. Der Text wird von der Wolffschen Presseagentur zusammengestellt. Sendegeschwindigkeit ist Tempo 50 und die Sendezeit: 7.00 und 23.00 Uhr auf der Welle 2.000 m. Zunächst werden 10 teilnehmende Schiffe registriert. 16. Februar: Als Folge des "Republic"-Unterganges wird im US-Kongress eine Vorlage eingebracht, die vorsieht, dass alle Ozeandampfer mit Fahrgästen eine Funkanlage haben müssen, wenn sie amerikanische Häfen anlaufen. Die Zustimmung des Repräsentantenhauses fehlt noch. In Deutschland bestellt der Norddeutsche Lloyd 9 Funkanlagen bei Marconi (Companie sans fil Brüssel) für die Fahrgastschiffe. Damit haben alle großen deutschen Schifffahrtsgesellschaften Marconi-Anlagen an Bord. Ausnahme sind die "Kap (Cap)"-Dampfer der Hamburg-Süd. Februar: Die Handelsflotte Österreich/Ungarns besteht z. Zt. aus 146 Schiffen (320.218 NRT) in großer Fahrt. Davon sind 65 Schiffe beim Österreichischen Lloyd und 32 bei der Austro Americana registriert. Im gleichen Jahr wird der Funkentelegraphendienst der Kriegsmarine des Kaiserreiches neu organisiert und dem Inspekteur des Torpedowesens in Wien unterstellt. Februar: In der Nähe von Kopenhagen wird eine Küstenfunkstelle demnächst ihren Dienst aufnehmen . Die Reichweite wird mit 300 km angegeben. Februar: In der Presse wird vom Telegraphisten-Krampf berichtet. So treten nach einem Bericht folgende Fehler auf: R wird zu O, O zu G, J zu P, H zu IE usw. Dr. Sinclair diagnostiziert die Krankheit als Beschäftigungsneurose und beklagt, dass die Berufskrankheit besonders die tüchtigsten, d.h. die am „angestrengtesten“ arbeitenden Funker befällt, während die normal arbeitenden Telegraphisten weniger gefährdet sind. 1. Februar bis 30. April und 1. August bis 30. September: Erster Großversuch, meteorologischen Schiffsbeobachtung zu einer besseren Wettervorhersage für den Atlantik zu nutzen, wird mit deutschen und englischen Handelsschiffen durchgeführt. Der Versuch wird wegen der geringen Reichweite der Schiffsstationen als nicht erfolgreich gewertet, weil die Beobachtungsdaten zu spät bei den Meteorologen ankommen. Das Beobachtungsgebiet liegt zwischen 10 und 30 Grad westlicher Länge und zwischen 40 und 60 Grad nördlicher Breite. Neben 49 englischen Dampfern beteiligen sich 23 Schiffe der HAPAG und des Norddeutschen Lloyd März: Die Reichstelegraphenverwaltung richtet einen Zeitsignaldienst ein, der zunächst nur für die Kriegsmarine bestimmt ist. März: Wer als Funktelegraphist in der deutschen Marine seinen Dienst beendet hat, soll sich nach einer Meldung in der ETZ als Telegraphist in die Reserverolle eintragen lassen. Er soll aber auf jeden Fall auf dem Funkgebiet weiter arbeiten und möglichst sein Funkpatent für die Handelsmarine anstreben. 1. April: Bis zum heutigen Tage sind 410 Stationen für Kriegs- und 31 Stationen für Handelsschiffe von Telefunken geliefert worden. Die Gesamtzahl der in Betrieb befindlichen Funkstationen beträgt ca. 1.600. In dieser Zahl sind ca. je 700 Stationen von Telefunken und von Marconi enthalten. 1. April: In der Lloyds List steht, dass die Orient Steam Navigation Co (London) ihre Schiffe mit Funktelegrafie ausrüsten will, weil das Commonwealth Government an den Küsten Australiens Funkstellen einrichten wird und die Schiffe dieser Linie die neuen Verbindungen von Anfang an nutzen möchte. April: Die amerikanischen Schiffs-Funkentelegraphisten wollen eine Berufsvereinigung (Trade Union) bilden, in der sich ca. 700 Berufsfunker zusammenschließen sollen. Mai: Nach einer Aufstellung in der ETZ hat von den 16 deutschen Küstenfunkstellen Norddeich eine Reichweite von 3.000 km, die Reichweite der übrigen Stationen wird mit 65 bis 250 km angegeben. Zur Zeit sind 80 Kriegsschiffe Deutschlands mit Telefunken- Stationen ausgerüstet. Mai 1909: Die mit Funk ausgerüstete kaiserliche Yacht „Hohenzollern“ beteiligt sich auf der Fahrt vom österreichischen Kriegshafen Pola nach Kiel an der Messung der Ausbreitungsbedingungen der neuen Küstenfunkstelle Pola. Sie meldet, dass sie die Küstenfunkstelle während der ganzen Reise gehört hat. Gute Verbindungen werden auch mit Norddeich und Nauen gemeldet. Juni: Von den Fahrgastschiffen, die den Nordatlantik befahren, gehören 19 der Hamburg-Amerika-Linie, 17 dem Norddeutscher Lloyd, 14 der Cunard Line, 12 der White Star Line. Der Österreichische Lloyd hat ein Fahrgastschiff mit Telegrafiefunk auf dem Nordatlantik und die Reederei Austro Americano hat 6 Schiffe mit Telegrafiefunk ausgerüstet. 27. Mai: Im Zentralblatt für das Deutsche Reich wird auf Seite 230 eine „Abänderung der Telegraphenordnung vom 16. Juni 1904“ veröffentlicht und in Kraft gesetzt. Sie enthält die Änderungen, die in die neue Telegraphenordnung (siehe September 1909) einfließen werden. Juni: Telefunken berichtet von einem neuen System "Tönende Funken" des Grafen Arco. Vorteile: Kleinere Apparate, bei Anruf ertönt eine Glocke, "damit muss der Telegraphist nicht dauernd das Ohr am Hörrohr haben". Hiermit soll die Anlage auch für kleinere Schiffe ohne Telegrafenbeamten geeignet sein. Nachteil: Einer der Nautiker muss ein Funkpatent haben. 10. Juni: Seenotfall "Slavonia" (299 Fahrgäste, 1902 als "Yamuna" gebaut, Cunard Line) Strandung in dichtem Nebel 2 Meilen bei Largento Point im Westteil der Insel Flores/Azoren auf der Reise New York - Triest. Auf der Insel ist keine Telegraphenstation und so wird der über lange Zeit (eine Meldung sagt 12 Stunden) der Seenotruf nur von Schiffen gehört. Nach der telegrafischen Notmeldung steuern 2 Schiffe ("Princess Irene" (Norddeutscher Lloyd Bremen, Entfernung 280 km) und "Batavia") die Unglücksstelle an und retten Fahrgäste und Teile der Besatzung, insgesamt 410 Personen. Eine Restbesatzung bleibt an Bord und wird nach Flores gebracht, als das Schiff sinkt. Das Cunard Schiff war erst 1904 in Dienst gestellt worden. Nach einer Rundfunkmeldung soll dies der erste Seenotfall gewesen sein, der nur das neue Notzeichen SOS verwendet hat. Andere Quellen nennen als erste SOS-Aussendung den Seenotfall "Araphoe" im August 1909. Als Ursache für die Strandung der „Slavonia“ wird der Wunsch der Fahrgäste, die Inseln der Azoren aus der Nähe zu betrachten, genannt, dem der Kapitän auf wohl etwas unvorsichtige Weise nachgekommen ist. Juli: Die Cuxhavener Hochseefischerei AG, die bereits zwei ihrer Fischdampfer mit Funkanlagen ausgerüstet hat, berichtet, dass die Masten – um die Reichweite zu erhöhen – um eine Stange erhöht worden sind. Die zunächst eingebauten Schreibapparate konnten durch die Praxis, die Morsezeichen direkt abzuhören, ebenfalls mit dem Vorteil einer größeren Reichweite, ausgebaut werden. Jedoch stieß die Morse - Ausbildung der Besatzungsangehörigen (Kapitäne und Steuerleute) zunächst auf einige Schwierigkeiten. Juli: Norddeichradio erhält zwei Telefunken-Sender für tönende Löschfunken und einen Lorenz Sender für ungedämpfte Schwingungen. Juli: In Washington/DC soll eine Funkstation mit einer Reichweite von ca. 5.400 km errichtet werden. Das Telefunken Angebot liegt bei 709.190 Mark. Marconi gibt ein Angebot für 1.047.039 Mark (bessere Ausführung 1.516.595 Mark) ab. Weitere Angebote liegen teils darüber, teils darunter. Juli: Die britische (später auch die irische) Postverwaltung übernimmt eine Reihe von Küstenfunkstellen von Marconi. So z.B Crookhaven (Rufzeichen GCS) als Folge des Parliament Act (1909). Die Station wird später Valentiaradio/EJK. Die Küstenfunkstelle Malin Head, erst GMH, danach EJM wird später gegründet. Die Übernahme aller anderen britischen Küstenfunkstellen und der mit Funk ausgerüsteten Signalstationen von Lloyds (London) wird noch in diesem Jahr vollzogen. Die Stationen Poldhu (Cornwall) und Clifden (Irland) bleiben bei Marconi. Die Übernahme hing wesentlich von der Stellungnahme von Lloyds (London) ab, weil die Versicherung mit 300.000 Mark an Marconi beteiligt ist. Für die von der britischen Regierung übernommenen Küstenfunkstellen gilt ausdrücklich: Sie müssen mit Funkstellen jeden Systems arbeiten. Viele ausländische Regierungen folgen dem britischen Beispiel und übernehmen die von Privatfirmen betriebenen Küstenfunkstellen. Juli: In einem schweren Sturm sinkt vor der Südostküste Afrikas der 10.000-t Dampfer „Waratah“ der Blue Anchor Line. Es wird von 200 Toten berichtet. Das Schiff hatte keine Telegrafiefunkanlage. In diesem Zusammenhang werden wieder Forderungen laut, Küstenfunkstellen an der Südküste Afrikas zu errichten. In Kapstadt soll demnächst eine Marconi Station in Betrieb gehen. Juli: Vancouver Radio / VAI geht - zunächst nur mit einem Operator - in Point Gray in Betrieb. Juli: Es gibt 1.500 kommerzielle Funkstellen auf der Welt. Juli: Nach einer Meldung in der ETZ soll eine neue Marconi-Küstenfunkstelle in Bulgarien 96.000 Mark kosten. Juli: Lorenz stellt den neuen Tikker-Zwischenkreis Empfänger MATZ/I für 300 bis 10.000 m vor. Der Tikker geht auf eine Erfindung von Tesla (1901) und P. O. Pedersen (1906) zurück und wird vornehmlich von der Fa. Poulsen vermarktet. Der Tikker selbst ist ein Kontakt, der durch die Entladungszeit eines 10 nF Kondensators öffnet und schließt. Diese Anordnung ist robust aber weniger empfindlich als ein Kristalldetektor. 11. August: Erster SOS-Ruf eines amerikanischen Schiffes. Funkoffizier T.D. Haubner sendet das neue Notzeichen, als das SS "Aeraphoe" bei Diamond Shoals die Schraube verliert. Der Ruf wird durch Hatteras Radio/HA quittiert. Als zwei Monate später die "Iroquois" SOS funkt, ist T.D. Haubner der erste Amerikaner, der das SOS als Absender und als aufnehmende Funkstelle benutzt. 11. August: Telefunken schreibt an alle deutschen Navigationsschulen und bietet unentgeltliche Kurse für Navigationslehrer und -Schüler an, um die Telegrafiestationen bedienen zu können. 12. August: Im Zentralblatt
für das Deutsche Reich 1909 S. 753 wird die „Anweisung für den
Funktelegraphendienst von 1908“ veröffentlicht, die am 1. September
in Kraft tritt. Im § 3 wird die Verpflichtung zum „funkentelegraphischen
Verkehr“ unabhängig vom System festgeschrieben. Der § 4 beschreibt
den Inhalt des vom „Internationalen Bureau der Telegraphenverwaltungen“
(Bern) herausgegebene Verzeichnis der Funkstationen. Darin sind die
Rufzeichen noch 3-stellig. Das Seenotzeichen SOS (...---...) wird im Abschnitt
VI (§ 6, 7 und 8) beschrieben und die § 9 bis 15 befassen sich
mit den Funktelegrammen. Darin wird u.a. die Bordgebühr mit 35 Pf
und die Küstengebühr mit 15 Pf pro Wort (Mindestgebühr für
10 Worte) geregelt. Im Abschnitt IX „Technische Einrichtung der Funkentelegraphenstationen
werden die beiden Wellenlängen 300 und 600 m festgeschrieben, wobei
die 300 m die Normalwelle ist. Andere Wellenlängen dürfen benutzt
werden, ein Sperrbereich von 600 bis 1.600 m wird jedoch festgeschrieben.
Für genehmigte Bordstationen gilt ua. (§ 18 und 19), dass die
Morsegeschwindigkeit nicht kleiner als 12 WpM sein sollte und die aufgenommene
Leistung ca. 1 kW beträgt. Kein Telegraphist darf eine Station ohne
Zeugnis bedienen. Es gibt nur ein Zeugnis. In der Prüfung ist nachzuweisen:
21. August: Ein Brand zerstört die Marconi-Station Glace Bay (Nova Scotia) teilweise. Die Stationen Cape Cod/Mass. übernimmt den transatlantischen Verkehr. 26. August: Der Dampfer "Ohio" der Alaska Steamship Co auf der Reise von Seattle/Wash. nach Valdez kollidiert bei Steep Point mit einem Felsen. Das Schiff sinkt in 30 Minuten. Der Funker Eccles sendet Notsignale und die Schiffe "Humboldt" und "Rupert City" können 200 Personen retten. Unter den 5 Vermissten des Seenotfalls ist der Funker Eccles. August: Die Zeppelin GmbH und Telefunken starten eine Versuchsreihe mit Funkanlagen an Bord der Starrkörper Luftschiffe. Dabei werden Reichweiten von 500 km gemeldet. August: Der Amerikaner Greenleaf W. Pickard erfindet einen Kristall-Detektor und nennt ihn „Perikon“. Diesen Namen lässt er sich als Handelsname mit der 70 587 Marke schützen. Der Detektor besteht aus einer Messing-Silizium-Verbindung und wird durch das US Patent 886 154 geschützt. Später vertreibt er auch andere Detektoren unter dem Markennamen „Perikon“. 1. September: Die öffentliche Küstenstation für Funktelegraphie in Marienleuchte wird am heutigen Tage geschlossen. Das steht im Zentralblatt für das Deutsche Reich 57/09 10. September: Der Dampfer "Eleonore Woermann" verlässt Hamburg, um mit der Funkstation Reichweitenversuche in Afrika zu machen. Nauen (30 kW) wird bis ca. 3000 (tags) und 4600 km (nachts) gehört, aber schon vor Kamerun ist keine Verbindung mehr möglich. Hintergrund: Deutschland möchte von (vorwiegend englischen) Kabelverbindungen unabhängig werden. September: Die 20 kanadischen Küstenfunkstellen waren im Vorjahr gut ausgelastet. So wurden 1908 13.549 Privattelegramme von und zu Schiffen, 13.526 Telegramme im Marinefunkverkehr und 38.532 Telegramme für Regierungsdampfer und Leuchtfeuerstationen abgefertigt. September: Eine Küstenfunkstelle mit einer Reichweite von 500 km ist in Willemstad (Curacao) errichtet und in Betrieb gegangen. Die Wortgebühr wird mit 4 Cent angegeben. Für die Zustellung eines Telegramms werden zusätzlich 10 bzw. 20 Cent (Land/Schiff) erhoben. 1. Oktober: Der tönende Löschfunkensender nach Prof. Wien setzt sich durch. Telefunken hat bis heute für 19 Handelschiffe Aufträge erhalten. Als erster deutscher Dampfer wird der Südamerikafahrer „Cap Blanco“ noch in diesem Monat mit einer neuen Telefunkenanlage „tönender Funken“ mit einer Primärenergie von 2 kW ausgerüstet. Das Schiff meldet von der Reise eine gute Funkverbindung mit dem D. „Corcovado" (normale Telefunken-Station) über 2.440 km. Weiter wird berichtet, dass ein Funkverkehr zwischen Cap Blanco bei Tenerife mit St Marie de la Mer über 2.250 km von der Station Helgoland (3.300 km) vollständig aufgenommen worden ist. Gleichzeitig erfolgt auf den Telefunken-Schiffen die Einführung des vom Schiffsnetz unabhängigen Notsenders. Auf den Fahrgastschiffen wird diese Anlage zusätzlich an die auf dem oberen Deck befindliche Notstromversorgung angeschlossen. Damit ist ein Betrieb vom Schiffsnetz, vom Notgenerator und von der Ersatzstromquelle (Akkumulator) möglich. Oktober: Das Flaggschiff der Cunard Linie, die 32.000 tons große und 240 m lange „Mauretania“ gewinnt das blaue Band des Nordatlantik. Oktober: Branly wird Ritter der Ehrenlegion. In der Verleihungsurkunde heißt es (nicht ganz richtig) ...."weil er die Grundlagen der drahtlosen Telegraphie erfand..." November: Im Nautischen Verein Hamburg hält Hr. Ulderup einen Vortrag "Die drahtlose Telegraphie im navigatorischen Betriebe", der im Wortlaut in der "Hansa" abgedruckt wird. Er plädiert für den Wegfall der Funkmonopole, weitgehende Ausrüstung mit Funk, Ausbildung der Schiffsoffiziere, Reserveantennen, Notsender, Notstrom-Anlage und Wettermeldungen von und zum Schiff. Auf die Veröffentlichung gehen zahlreiche Leserbriefe von Nautikern mit Zustimmung und Ablehnung ein. November: Nauen erzielt mit einem tönenden Löschfunkensender eine Reichweite von 4.600 (andere Quelle: 5.000 km) mit einer Antennenleistung von 30 (andere Quelle: 35) kW. November: Colin und Jeance, zwei französische Marineoffiziere, überbrücken 51 km mit drahtloser Telephonie zwischen dem Eiffelturm und Melum. Dabei verwenden sie – wie auch bei den Versuchen mit Marineschiffen – einen Lichtbogen-Sender mit einer Kohlenwasserstoff-Atmosphäre. Die positive Elektrode besteht aus Kupfer und die negative aus Kohle. Die Anzahl der Flammenbögen kann nach gewünschter Leistung erhöht oder vermindert werden. Die Kupferanode wird gekühlt und der dünne Kohlestift kann von außen eingestellt werden. Da die Kohlenstoffteilchen der verdampfenden Schutzgasfüllung sich an der Kohleelektrode niederschlagen, wird die Abnutzung des Stiftes klein gehalten. So kann man 6 bis 8 Stunden ohne Unterbrechung arbeiten. Die Mikrofone (mit Schalltrichter) sind für einen „Stromfluss“ von 800 mA ausgelegt und über einen Transformator an den Sender geschaltet. Bei Versuchen auf See werden Reichweiten von 160 km für geübte Hörer und 120 km für Personen mit mittlerer Gehörfähigkeit genannt. Zunächst wird das Mittelmeergeschwader mit den neuen Telefonie - Stationen aufgerüstet. November: Ein Teil der amerikanischen Kriegsflotte befindet sich auf einer Weltreise. Dabei werden auch die Funkanlagen getestet und Reichweiten bis zu 1.000 sm erzielt. November: Der US-Truppentransporter „Blueford“ meldet, dass er im Stillen Ozean ein Telegramm über eine Entfernung von 6.000 km richtig aufgenommen hat. November: F.A. Collins stellt in den USA eine Schaltungsanordnung für die drahtlose Telefonie vor, die nach den Vorschlägen von Rathenau und Strecker mit einem Lichtbogen im Sender und im Empfänger arbeitet. 20. November: Festvortrag von Graf Arco anlässlich der Verleihung der Siemens-Stefan-Medaille an Prof. Dr. E. Warburg im Elektrotechnischen Verein. Er demonstriert die Tonaussendung der neuen Wien-Löschfunken-Sender mit verschiedenen (einem Wecker entnommenen , und mit verschiedenen Geschwindigkeiten sich drehenden) Zahnrädern, gegen die er eine Visitenkarte hält. Im Hauptteil erläutert er die Funktion der neuen 8 kV Station für tönende Funken. Diese hat eine Induktorspannung von 20 kV und eine variable Hochspannungs-Eisendrossel zur Korrektor der Resonanzlage (der Ton kann in mehreren Oktaven eingestellt werden). Der Sender hat eine 12 teilige luftgekühlte Serien-Funkenstrecke mit einem Ventilator. Das Kopplungsvariometer ist mit einer Gradskala versehen. Ein Hitzedrahtinstrument zeigt den Antennenstrom an. Als Frequenzbereich nennt er 300 bis 2.500 m kontinuierlich. Der Sender hat einen Wirkungsgrad von 72,5 %. Passend zu der tönenden Aussendung hat Telefunken einen neuen Ton-Resonanz-Verstärker (mit 3 Resonanzrelais mit der Resonanzfrequenz 1.000 Hz) und einen Schallgeber, das ist ein akustischer Resonator mit ausziehbarer Röhre. Der Tonverstärker erlaubt die Wieder-Einführung des Morseschreibers (als Dokumentation der aufgenommenen Morsezeichen), der mit dem Kohärer schon seit einiger Zeit aus dem Funkwesen verschwunden war (ETZ 20/1910). November: Bordtelegraphisten berichten, dass sie einige Küstenfunkstellen schon am Ton der Aussendung bestimmen können, ohne das Rufzeichen zu hören. So wird die Station Eiffelturm als schnarrend, Nauen als dumpf, Malta als trompetenartig und Cypern als flötend empfunden. November: Koebenhavn Radio/GRA geht als erste dänische Küstenfunkstelle für den Bereich Ostsee in Betrieb. Das Rufzeichen wird später in OXA geändert. 7. Dezember: Leo Hendrik Baekeland, ein belgischer Chemiker (1863 – 1944) erhält ein erstes US Patent (942 699) auf den von ihm entwickelten Werkstoff „Bakelit“, der bald als Isolationsstoff seinen Siegeszug in der Elektroindustrie antritt. Schon ein Jahr später läuft die Produktion industriemäßig an (F. Erkner, Berlin u.a.) 12. Dezember: Die „Bestimmungen über den Betrieb von Telegraphenanlagen auf fremden Schiffen in deutschen Hoheitsgewässern“ vom 12. Dezember 1909 erscheinen im Reichsgesetzblatt S. 977. Darin wird fremden Kriegs- und Handelsschiffen der Gebrauch der Funkanlagen generell gestattet, wenn u.a. Kriegsschiffe den Funkverkehr der kaiserlichen Marine und der öffentlichen Küstenfunkstellen nicht stören und Handelsschiffe für den Gebrauch der Funkanlagen im Hafen eine schriftliche Genehmigung des zuständigen Reichs-Postamtes vorher einholen. Wird dagegen verstoßen, können Anlagen eingezogen bzw. stillgelegt werden. Die Anordnung wird später ergänzt durch Bestimmungen vom 14. Dez. 1913. Dezember: Der britische Generalpostmeister gibt bekannt, dass alle Telegrafenstationen des Vereinigten Königreiches Telegramme an Schiffe annehmen, wenn diese eine der in der Bekanntmachung genannten Küstenfunkstellen im Telegrammkopf enthalten. In der Aufstellung werden auch die deutschen Stationen Borkum-Leuchtturm, Cuxhaven, Helgoland und Norddeich genannt. Hintergrund: Die englische Postverwaltung kauft von Marconi Küstenfunkstellen und gibt diese dann für den allgemeinen Verkehr gemäß Weltpostvertrag frei. 9. Dezember: Guglielmo
Marconi (35) erhält den Physik - Nobel Preis zusammen mit F. Braun
(59) zu gleichen Teilen: "In recognition of their contribution to the development
of wireless telegraphy".
11. Dezember: Ferdinand
Braun beschreibt in seinem Festvortrag mit dem Titel: "Elektrische Schwingungen
und drahtlose Telegraphie" seine Vision von einem funkenlosen Sender, von
dem er schon 1900 sagte, dass der „Funke, welcher die Wellen erzeugt, er
verzehrt sie auch wieder, wie Saturn seine eigenen Kinder“. So vermerkt
er mit Befriedigung, dass die Löschfunken von Wien, die Quecksilberfunkenstrecke
von Rendahl und die Arbeiten Graf Arcos zu den tönenden Funken führen
und damit der richtige Weg zum endlich funkenlosen Sender aufgezeigt ist.
Den Hauptteil seines Vortrages widmet er der Arbeit am gekoppelten Antennenkreis
und der Vermeidung der dämpfenden Rückwirkung der Energie, die
doch abgestrahlt werden soll. Er beschreibt ausführlich die Wirkung
der engen und losen Kopplung und der Zweiwelligkeit. Auch seine Arbeiten,
die zur Konstruktion eines handlichen Wellenmessers führen und die
mit den Detektoren sind Teil seines Vortrages. Ein weiterer Punkt ist der
Richtwirkung geneigter Antennen und der Mehrfachantennen, die er mit phasenverschobener
Sendeenergie versorgt, gewidmet. Zum Schluss referiert er über polarisisierte
Wellen (horizontal, vertikal und zirkular) in der Optik und der Hochfrequenztechnik.
Dezember: In Paris beginnt General Ferrie mit der Eiffelturm-Station die Versuche, ein regelmäßiges Zeitzeichen für Schiffe auszusenden. Auch in Amerika beginnt eine Marinestation mit den gleichen Versuchen (G.G. Blake) Dezember: In einer Telefunken-Veröffentlichung heißt es, dass immer mehr Schiffe, die das östliche Mittelmeer befahren, sich für das System Telefunken entscheiden, weil bei den Landstationen dort das System Marconi in der Minderzahl ist. Nach Telefunken Angaben kann erst durch die Einführung des Löschfunken-Senders das Marconi Monopol bei der Handelsmarine teilweise gebrochen werden. Dezember: Um mehr Kunden für die Telegrammübermittlung Kontinent - Amerika zu gewinnen, setzt Marconi die Gebühr für Telegramme auf dem Funkweg auf die halbe Wortgebühr der für eine Kabelübermittlung zu zahlenden Taxe. Technische Probleme, atmosphärische Störungen und tageszeitliche Einrüche sind die Nachteile dieser Übermittlung, die aber vom Kapitaleinsatz dem Kabel deutlich überlegen sind. Nach einer Veröffentlichung kostet ein neues Atlantikkabel ca. 20 Millionen Mark. Dezember: Als erstes Schiff der Flotte des Norddeutschen Lloyd erhält der Dampfer „Kleist“ eine Funkanlage des Systems Telefunken. Auf seiner ersten Reise meldet er mit seiner 2 kW Anlage folgende Weitverbindungen: Von Norderney bis Algier 1970 km, von Holland nach Sizilien 1820 km, von Gibraltar nach North Foreland 1920 km und von Alexandrien nach Marseille 2490 km. Anfang des nächsten Jahres werden auch die übrigen Schiffe der Feldherrenklasse und die Dampfer „Prinz Eitel Friedrich“, „Prinz Ludwig“ und die „Bremen“ mit Funkanlagen des deutschen Telefunken-Systems ausgerüstet. Die Kleist hätte – da sie in der Nähe der Havarieposition ( ca. 50 sm ) war – leicht die 150 Fahrgäste und die Besatzung des Dampfers „General Chancy“ retten können, der ohne Funkausrüstung im Sturm spurlos unterging und verschwand. Dezember: Die spanische Regierung wird die Küstenfunkstellen in Cadiz, Vigo, Barcelona, der Balearen und der Kanaren (Sta Cruz/Tenerife Radio ist bereits fertig) nach dem französischen System Bethenod errichten. Dezember: Der Bericht
des Internationalen Bureaus des Welttelegraphenvereins erscheint in der
12. Ausgabe und kostet 4 frcs 40 cts. In ihm sind die 111.000 Telegraphenanstalten
der Welt aufgelistet. Für den Funkbereich gibt es einen besonderen
Jahresbericht. In ihm steht u.a., dass die Zahl der Staaten, die dem Berliner
Funkentelegraphenvertrag beigetreten sind, sich von 28 auf 33 erhöht
hat.. Darunter sind u.a. Österreich, Portugal, Russland und Persien.
Die Gesamtzahl der Funkentelegraphenstationen wird mit 755 (gegen 508 im
Vorjahr) angegeben. . Davon sind 136 Küsten- und 619 Bordstationen
(Vorjahr 92/416). Bei den Küstenstationen sind 72 für den öffentlichen,
27 für den amtlichen, 2 für den privaten und 9 für den besonderen
Nachrichtenaustausch eingerichtet. 25 Stationen sind nur zur Aufnahme
und Abgabe von Notzeichen vorgesehen. Bei den Bordstationen sind
234 für den öffentlichen, 372 für den amtlichen, 3 für
den privaten und 9 für den besonderen Funkdienst vorgesehen, Eine
Station wird als Versuchsstation gemeldet..
Dezember: In
der Amtliche Liste der deutschen Seeschiffe sind zahlreiche Schiffe mit
einer Funkanlage und/oder einer Unterwasser-Schall-Anlage aufgeführt.
Hier als Auszug die Liste der Schiffe mit einer Funkanlage, dem Heimathafen
Bremen und dem Unterscheidungssignal:
31. Dezember 1909: Im Zeitraum vom 1. April 1909 bis heute sind über englische Küstenfunkstellen 34.496 Funktelegramme abgefertigt worden. Aus den Küsten- und Landgebühren flossen der Staatskasse davon 44.700 M zu. Weiter meldet Marconi aus Großbritannien, dass aufgrund der beiden Ereignisse, bei denen die Telegraphie eine Schlüsselrolle gespielt hat, nämlich der Untergang der „Republic“ vor Nantucket und die erfolgreiche Jagd nach dem Mörder Dr. Crippen, die Zahl der Schiffe mit (Marconi)-Telegraphiefunk an Bord von 143 auf 250 gestiegen ist. Neu auf dem Büchertisch 1909 Das Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie wird vom Verlag Johann A Barth in Leipzig vom S. Hirzel Verlag in Leipzig übernommen. Für einen Bezugspreis von 20 M werden in Zukunft 6 Hefte pro Jahr erscheinen, vorher gab es jährlich 4 Ausgaben. Im Verlag Franz Vahlen, Berlin erscheint das Buch "Radiotelegraphie und Völkerrecht" von Dr. G. Schneeli. Als 7. Band der Reihe „Telegraphen- und Fernsprechtechnik in Einzeldarstellungen“ erscheint bei Fr. Vieweg und Sohn, Braunschweig das Buch „Theoretische Telegraphie“ von Prof. Dr. F. Breisig. Es kostet 19 Mark. Version: 08-Sep-12 / HBu |