Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth

Jahrgang 1900

1. Januar: Die Reichsstatistik zählt 3.173 Schiffe mit ca. 2,4 Mio. BRT und 44.872 Besatzungsmitgliedern zur deutschen Handelsflotte. 

22. Januar: Im 69. Lebensjahr stirbt in London David Edward Hughes, der 1855 den ersten brauchbaren Typendruck-Telegraphen baute, 1878 das Kohlenkörner-Mikrofon erfand und 1891 mit seinem Detektor elektromagnetische Wellen nachwies. 

26. Januar: Prof. Braun erhält das britische Patent Nr. 1862 für die Anordnung „geschlossener Schwingkreis und induktiv angekoppelte Antenne“. 

Januar: Die Kanalfähren der South Eastern und Chatham Eisenbahn erhalten durch Marconis Firma, die Wireless Telegraph and Signal Co., je einen Marconi Telegraphenapparat eingebaut. Dazu wird in Dover eine Sendestation mit einem hohen Mast aufgestellt. 

Januar 1900: Zu Beginn dieses Jahres fasst Marconi den Plan, eine transatlantische Funkverbindung aufzubauen. Erste Berechnungen ergeben, dass das Projekt ca. 50.000 Pfund Sterling (nach heutigem Wert ca. 2,75 Mio. Pfund St.) kosten würde. Nach langen Verhandlungen überzeugt Marconi seine Direktoren, dass der Plan realisierbar ist und angepackt werden soll. Zur Zeit wird über die vorhandenen Seekabel mit einer Geschwindigkeit von 25 WpM telegraphiert. Man rechnet, dass über alle betriebsbereiten Kabel ca. 600 Wörter per Minute über den Atlantik gesendet werden. 

Januar 1900: Um die Jahrhundertwende werden von vielen Wissenschaftlern Experimente mit drahtlosen Wellen nach der Angabe von Heinrich Hertz durchgeführt. Wichtigste Experimentatoren sind Marconi in England. In Deutschland arbeiten Slaby, Arco, Braun und Zenneck, in den USA de Forest und in Russland Popoff. u.a. Während Marconi die Funkenstrecke direkt zwischen Antenne und Erde schaltet, wählt Braun eine Anordnung, welche die Funkenstrecke über einen Serienschwingkreis induktiv an die Antennenspule koppelt (Antennentransformator, an dessen Sekundärspule Antenne und Erde geschaltet ist). Denn der Hauptnachteil des Marconi-Senders sind die sehr stark gedämpften Wellen. Aufeinanderfolgende Funkenentladungen übermittelten Signale nicht auf einer, sondern auf einer Vielzahl von Frequenzen. Um dem Nachteil, dass atmosphärische Störungen den Empfang beeinträchtigen, zu begegnen, ersetzt Marconi die Langdrahtantenne zeitweise durch einen vertikalen Zylinder (Höhe 7 m Durchmesser 1,5 m) mit einem geerdeten Innenzylinder. Zwischen 1900 und 1901 verbessert Marconi seine Anlagen durch Einbau von Schwingkreisen und schaltet abstimmbare Selbstinduktionsspulen in die Antennenleitung. In Deutschland untersucht Dr. J. Zenneck verschiedene Antennenformen und stellt fest, dass einige davon eine Richtwirkung haben. In der Marconi-Co. mehren sich die Stimmen, die das Problem der Selektivität (das Oliver Lodge schon im vorigen Jahrhundert als sehr vorrangig betrachtet hat) von Empfängern und der genaueren Aussendung bestimmter Wellenlängen für die kommerzielle Nutzung in Angriff zu nehmen.
Von Bredow, auf dessen Initiative später die Gründung der DEBEG zurückgehen wird, beschreibt den Stand der Technik – wie man in der Telefunken Zeitung nachlesen kann – so: „Fritter: Der für alles empfindliche Fritter, nur nicht für die ankommenden Wellen; das hoch empfindliche Relais, das die Eigenschaft hatte, sich immer selbsttätig zu verstellen; und schließlich der Morseschreiber – das war eine geradezu teuflische Kombination.“

18. Februar: Die erste deutsche Küstenfunkstelle wird mit einer Marconi-Anlage in Borkum in Betrieb genommen

Februar: Die vier Schiffe des britischen Kanalgeschwaders sollen nach einer Mitteilung der britischen Admiralität mit Marconi- Funkanlagen ausgerüstet werden. Dabei soll getestet werden, ob noch mehr Einheiten der Flotte diese Anlagen an Bord nehmen sollen. Zur Zeit werden die Offiziere und Unteroffiziere in der Bedienung der Geräte  unterwiesen. 

28. Februar: Das deutsche Fahrgastschiff "Kaiser Wilhelm der Große" (Norddeutscher Lloyd, Bremen, 14.000 BRT, 28.000 PS, 22 sm/h, 1.520 Pass., Besatzung: 500) erhält als erstes deutsches Handelsschiff eine Marconi-Funkanlage mit einem Knallfunkensender und einem Fritter-Empfänger. Der Einbau erfolgt durch Marconis Assistent G. Kemp. Die englische Firma setzt als Gebühr für ein Marconigram fest: Erste 10 Worte kosten 12 Shilling 6 Pence, jedes weitere Wort 9 Pence. Wichtige Mitteilungen für den Kapitän heißen MSG (Master Service Gram). Beim Passieren von Borkum Feuerschiff übermittelt der Kapitän seine erste Depesche: "2 uhr 7 min. passieren borkum leuchtschiff in entfernung von einer halben meile. marconis apparate arbeiten tadellos. erste verbindung wurde 35 sm vor borkum hergestellt. an bord alles wohl". Die Reichweite der Station wird mit 35 sm (andere Quelle: 120 km) angegeben. 

Februar:  Als Ergänzung für eine in Birma vorgeführte Marconi-Anlage schlägt ein Oberst Temple ein Netz von Stationen auf den Adamanen und Nicobaren vor, welche die Schifffahrt u.a. im Golf von Bengalen vor den gefürchteten Wirbelstürmen warnen sollen. 

17. März: Das britische Kriegsschiff HMS "Thetis" wird als erste in eine Kriegshandlung verwickelte Einheit (Transvaal-Krieg, Blockade neutraler Häfen) mit einer Marconi-Funkanlage ausgerüstet. Es handelt sich um eine von vier für die Landtruppen im Burenkrieg beschafften Anlagen. Diese konnten wegen Schwierigkeiten beim Antennenbau (und evtl. Stromversorgung??) an Land nicht in Betrieb genommen werden und sollen nun auf Schiffen vor der Küste ihren Dienst tun. Die anderen drei Anlagen arbeiten dann ab April zufriedenstellend auf den Schiffen HMS "Forte", HMS "Magnicienne" und HMS "Racoon". 

25. April: Die Marconi Gesellschaft wird umbenannt: Neuer Name seit Februar: "Marconi's Wireless Telegraph Company Ltd." Als Unterabteilung wird die Marconi Communication Co vorgestellt. Zweck: Vermietung von Funkanlagen (Küsten- und Seefunkstellen) und Bedienungspersonal. Erste Aufträge: Funkanlagen  zur Verbindung mit Feuerschiffen und einer 30-Meilen Funklinie über den Kanal. Gleichzeitig erhalten die  Marconi Funkstellen die Order, alle Verbindungen mit Funkstellen anderer Systeme abzulehnen. Ausnahme: Notfälle. 

26. April: Marconi erhält das Britische Patent 7777 (Four Sevens Patent) für seinen abstimmbaren Koppelkreis (tuned coupled circuits). Es ähnelt  einem Patent, das sich Prof. Lodge schon 1897 sicherte und in dem er die Abstimmung der Sende- und Empfangsantenne beschreibt. Das 7777-Patent wird in den USA durch das US Patent 763 772 (eingereicht 10. November 1900, ausgestellt 28. Juni 1904)  geschützt. Später, im Jahre 1943 wird das Marconi-Patent jedoch für ungültig und das originale Lodge-Patent (US Nr. 609 154) für gültig erklärt. Marconi erweitert diese Idee und stimmt auch noch die Sende- und Empfangsschwingkreise ab. Nach diesem Patent sind Funkaussendungen mit großer Sendeenergie auf verschiedenen Frequenzen möglich. Marconi schreibt in der Patentschrift von offenen und geschlossenen Schwingkreisen und sagt u.a. „I am able to secure a perfect tuning of the apparatus at a transmitting station and at one or more number of receiving stations“. In Deutschland bemängelt Braun, dass dieses Patent Teile seines Patentes 1862 vom 26. Januar enthält und Prof. Lodge beginnt einen Rechtsstreit mit Marconi. Sein Patent von 1897 bleibt der „Pferdefuß“ des Marconi-Patents bis 1911, als Marconi Lodge die Rechte abkauft. 

15. Mai (andere Quelle: 17. Mai): Offizielle Inbetriebnahme der ersten deutschen Funkentelegraphenanlage für den allgemeinen Verkehr zwischen der See-Telegraphenanstalt Borkum Leuchtturm und dem Leuchtfeuerschiff Borkum-Riff über eine Entfernung von 35 km. Anlass war eine Eingabe des Norddeutschen Lloyd in Bremen, die auf die Notwendigkeit einer Meldestelle für große Dampfschiffe zwischen Vlissingen und dem Leuchtturm Roter Sand hingewiesen hatte. Die nach dem Marconi-System arbeitenden Stationen werden von der Firma Wireless Telegraph and Signal Company London eingebaut und übergeben. Diese Stationen haben schon einen Antennentransformator im Sender, den Marconi "jigger" nennt  Später wird die Station auf dem Feuerschiff als "Seetelegraphenstation" der Reichspost geführt und an das Schiffsmeldenetz über Emden angeschlossen. Um die Reichweite zu erhöhen, montiert man auf dem 38 m hohen Mittelmast noch eine 10 m Stange. Diese war in einem Schneesturm im Februar gebrochen, der Schaden kann nach einem Bericht erst im April behoben werden, als das Wetter eine Reparatur erlaubt. Es ist die erste öffentliche Funkstelle für den Verkehr mit Schiffen in See in Deutschland. (Norddeichradio wird 1905 bis 1907 gebaut). Zu diesem Zeitpunkt gibt es weltweit bereits 16 Küstenstationen für den öffentlichen Funkverkehr. Diese Zahl ergibt sich, weil man nach dem Internationales Telegraphenvertrag von 1906 auch die Funkstationen, die sich auf vor der Küste verankerten Schiffen befinden, als Küstenfunkstelle rechnet. 

21. Mai: Der Dampfer "Lake Champlain" (Beaver Line) erhält als erstes Schiff der britischen Handelsmarine eine Marconi-Funkanlage. Als Operator fährt F.S. Stacey mit, der vorher auf der „Princesse Celementine“ Dienst tat. Er tauscht viele Meldungen mit den Stationen Holyhead und Rosslare aus, bis das Schiff aus deren Reichweite kommt. Auf der Rückreise im Juni erfährt er von Crookhaven über Funk, dass die „Lucania“ ebenfalls eine Station an Bord hat. 

Mai: Parallel zu den Marconi-Kontakten lässt der Norddeutsche Lloyd in Bremerhaven Versuche mit einer Schaefer-Funkanlage  durchführen. Dazu wird im Kaiserhafen ein 64 m hoher Mast aufgestellt. Von hier will man Verbindungen zu den Leuchttürmen Rotersand, Borkum und dem Feuerschiff Borkumriff aufbauen. Der Dampfer „Seeadler“ wird dabei als schwimmende Einheit eingesetzt. Über die Ergebnisse wird in der ETZ nichts berichtet. Dafür berichtet die Zeitschrift von einem verbessertem Empfänger des Systems Schaefer und einem Fritter nach Tomasin mit Kohlepulver. 

4. Juli: Marconi erhält den Auftrag, 32 Funkstationen (26 Schiffs- und 6 Landstationen) für eine Summe von je 100 Pfund Sterling/Jahr (insgesamt also jährlich 3.200 Pfund pro Jahr für die nächsten 14 Jahre) an die Admiralität zu liefern. Zum Auftrag gehören Installation und Service für die Anlagen sowie die Aus- und Fortbildung des Personals. Dieser Auftrag führt später zu Unstimmigkeiten, wird im Juli 1902 noch einmal revidiert, hilft aber Marconi zunächst aus dem finanziellen Tief. (Marconi Review). Bei Marconi löst der Auftrag nicht nur Freude aus. Man weiß, dass die Marine, wenn sie einmal die Geräte und die Kenntnisse über die Funktionen hat, sehr bald eigene Geräte entwickeln wird. Und in der Tat wird eine der Stationen sofort zur Ediswan Co. geschickt, um Kopien anzufertigen. Später wird bekannt, dass die Marine auf diese Weise ca. 50 Anlagen in Betrieb hat, für die an Marconi keine Abgaben zu zahlen sind. Ein späterer Plan, in Deutschland Braun-Anlagen zu kaufen, wird auf Einspruch von Kapitän Jackson nicht weiter verfolgt. Marconi hat sicher gewusst oder geahnt, dass das Marine-Geschäft so enden wird. Jetzt will man gar keine Anlagen mehr verkaufen,  und Küsten- und Schiffstationen nur noch selbst besitzen und gegen Gebühr zur Verfügung stellen. (Aitken)

24. Juli: Die Station Borkum Leuchtturm meldet eine Verbindung mit dem D „Kaiser Wilhelm der Große“ über 92 km. 

Juli: In der Zeitschrift "Hansa" wird von den drahtlosen Telegrafieversuchen des Straßburger Professor Braun berichtet. Entfernungen von ca. 35 km werden mit "Gestängehöhen" von 12-15 m (Kugelbake), 30 m (Feuerschiffe) und 29 m (Lotsenstation) gemeldet. 

Juli: Marconi, begleitet von seinem Managing Director Major Samuel Flood-Page und R.N. Vywyan, einem seiner Ingenieure, besuchen Cornwall, um eine geeignete Stelle für die erste Überseefunkstelle auf der Ostseite des Atlantiks zu finden. Man wird bei Poldhu fündig und mietet ein Stück Land. Die Stelle der Marconi-Funkstation  ist heute Weideland im Besitz des National Trust. Hier steht ein Obelisk mit Gedenktafeln, die an die historische Stätte erinnern.

August: Für die Verwendung im Feldzug von China werden in Berlin fahrbare Stromerzeugungsanlagen gefertigt. Die dazugehörigen Funkanlagen des Systems Slaby Arco der AEG sind mit Antennen ausgerüstet, welche mit Gasballons aufgerichtet werden. 

1. September: Indienststellung des deutschen Atlantikkabels Borkum-Horta-New York. Damit verfügt auch das deutsche Reich über ein eigenes Atlantikkabel. 

September: Die britische Royal Navy erhält die ersten 7 von insgesamt 32 bestellten Funkanlagen des Systems Marconi (Stückpreis 196 engl. Pfund). Die Patentgebühren von 100 Pfund werden nach langen Verhandlungen (Marconi, Navy, Post Office und Schatzamt) anerkannt. Ein Marconi-Operator kann für 3 Pfund pro Woche bei freier Station ausgeliehen werden. Daneben hat die englische Marine noch 19 Funkanlagen, welche nach den Unterlagen von Capt. Jackson selbst gebaut und (nicht ganz zufriedenstellend) arbeiten, in Betrieb. 

Am 24. September stellt die Telebraun eine Funkverbindung von Cuxhaven (Kugelbake) nach Helgoland (63 km) der Öffentlichkeit vor. Prof. Braun befindet sich in der Sendestation Helgoland und Dr. Zenneck (mit hohen Reichspostbeamten) in der Empfangsstation Cuxhaven. Braun sendet "zum heutigen feste - der wuensche beste - trinkt nicht zu viel bei doelle - sonst werdet ihr voelle". Dieses und andere Telegramme werden fehlerfrei übermittelt. Kurz danach (im Januar 1901) überrascht Marconi die Fachwelt mit einer Funkstrecke von 297 km . 

Oktober: In Poldhu beginnen die Aufbauarbeiten nach Plänen von Prof. Fleming. Ein 32 PS Petroleum-Motor wird mit einem 32 kW-Generator gekoppelt. In einem Kreis von 200 ft (60 m) werden 20 Masten aufgestellt, die eine Höhe von je 50 m haben und die Antennenkonstruktion, eine umgekehrte Kegelantenne (inverted wire cone), tragen. 

Oktober: Prof. Slaby lässt sich eine Schaltung patentieren, die eine gewisse Selektivität des Empfängers bewirkt. Es handelt sich um einen Viertel-Wellen-Draht zwischen Antenne und Kohärer. 

Am 3. November (andere Quelle: 2.)  Nachdem Marconi seine Funkanlagen der belgischen Regierung und dem Königspaar erfolgreich vorgeführt hat, kann er im November die erste belgische (Marconi-) Funkstelle in La Panne errichten und betreiben. Der Standpunkt wird ab  1918 nach Oostende verlegt. Zur gleichen Zeit führt  als erstes belgisches Schiff die SS „Princesse Clementine“, die im Kanalverkehr (Dover Ostende) eingesetzt, ist mit ihrer Marconi-Funkanlage erste Funkkontakte mit der neuen belgischen Station durch. 

4. Oktober: Marconi beweist mit einem Test, dass er das Problem der abgestimmten Antenne und der Selektivität jetzt voll beherrscht. An einer Antenne auf der Insel Wight senden zwei Sender gleichzeitig und an der Antenne in der Station Dorset empfangen zwei Empfänger diese Meldungen ohne Probleme.

16. November: In einem Vortrag im Naturwissenschaftlichen Verein in Straßburg erläutert Prof. Braun seine „Energieschaltung“ (Kopplung beliebig vieler Schwingungskreise). Er stellt dabei die Kopplung der Antenne als seine Erfindung besonders heraus. Im Vortrag vergleicht er die Cuxhaven-Versuche (Silvana Masthöhe 15 m, Kugelbake mit 29 m Antennenhöhe, Telegrammaustausch auf 29 km und Zeichenaufnahme auf 50 km) mit den Marconi-Versuchen, bei dem unter fast identischen Bedingungen nur 11 bzw. 13,7 km erreicht wurden (Herbst 1899). Auch die Vergleiche Kugelbake Feuerschiff Elbe I mit den Marconi-Anlagen Borkum – Borkumriff zeige die Überlegenheit der Braun-Anlage. 

22. Oktober: Seenotfall Viermastbark "H. Bischoff". Strandung auf dem Großen Vogelsand. Nach den Erinnerungen von J. Zenneck wird die Strandung durch Funk vom Feuerschiff Elbe II gemeldet und Hilfe angefordert. 8 Besatzungsmitglieder des Salpeter-Seglers und 4 vom Feuerschiff kommen ums Leben. Im Seeamtsspruch wird die Funktelegrafie nicht erwähnt. 

November: Die Marconi-Funkstelle des Feuerschiffes Borkumriff meldet nach erfolgreichem Betrieb Störungen durch Korrosion und heftige Bewegungen des Feuerschiffes. Ein Beamter des zuständigen Telegrafenamtes ist mit dem Regierungsdampfer unterwegs, um die Schäden zu untersuchen. Es soll eine Reserveanlage installiert werden. 

22. Dezember: Professor Slaby hält in Berlin einen Vortrag mit Demonstrationen. Unter den Zuhörern sind auch der deutsche Kaiser und viele hohe Beamte des Reiches. Höhepunkt ist die gleichzeitige Aufnahme zweier Telegramme auf den Wellen 140 und 600 m, die zu gleicher Zeit vom Kabelwerk Schöneweide (andere Quelle: Oberspree)  (14 km) und von der TH Charlottenburg (4 km) gesendet werden. Breiten Raum nimmt auch die Frage der Wellenmessung ein. Slaby verwendet einen Wellenmesser aus zwei Stäben mit einer Leuchtplatte und geeichten Abgriffen. Das Problem des Viertelwellenstrahlers löst Slaby durch eine Antennenverlängerungsspule, die er Multiplikator nennt. Der Text des Vortrages wird später in der ETZ (Heft 2/1901) abgedruckt. 

Dezember: Telefon-Selbstanschluss auch in Deutschland: Das erste Versuchsamt mit 400 Teilnehmern wird in Berlin in Betrieb genommen. 

Dezember:  Marconis Bemühungen, auch an die Marine anderer Länder als Großbritannien Funkanlagen zu verkaufen, sind wenig erfolgreich. Während die japanische Marine 5 Anlagen gekauft hat, haben französische und amerikanische Kriegsschiffe noch keine Funkausrüstung. Die deutsche Marine will Anlagen nach dem System Slaby/Arco beschaffen. 

Dezember: In Budapest findet eine Telegrafenkonferenz statt. 

Dezember: In Berlin wird die AEG-Slaby-Arco-Gruppe gebildet, bei Telebraun steigt Schuckert aus und Siemens und Halske ein. Neuer Name: Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Prof. Braun und Siemens & Halske mbH, Berlin. 

Dezember: O. Heaviside erläutert seine Theorie über die Zusammensetzung der Atmosphäre. Zur gleichen Zeit schlägt Blondell vor, der Amplitude der ausgesandten Welle eine Tonfrequenz aufzuzwingen (Amplitudenmodulation).

Dezember: Professor Dr. John Ambrose (später Sir Ambrose)  Fleming wird erster technischer Berater der Marconi Co. Diesen Posten wird er die nächsten 30 Jahre bekleiden und er gibt dafür seine Professur an der Universität in London auf. (Marconi Review). Nach Aitken war er vorher Angestellter der Edison Electric Light Company of London, wo er auf dem Gebiet der Hochspannung arbeitete. Zur gleichen Zeit tritt auch R. N. Vyvyan in die Dienste Marconis. 


Neu auf dem Büchertisch 1900
„Die drahtlose Telegraphie“ von Ing. Adolf Prasch, k.u.k. Regierungsrat und Eisenbahnoberinspektor a.D. erscheinen als Band 4 und 5 der Sammlung elektrotechnischer Vorträge im Verlag Ferdinand Enke. Die Einzelausgabe kostet 2 Mark 40 Pf. 

Richard Kerr ist der Autor des Buches „Wireless Telegraphy“, das bei Seeley & Co. erscheint. 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 08-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1901

1. Januar: Die Bark "Medora" (andere Quelle: Medaro) läuft bei der Rathel-Bank auf Grund. Der Seenotfall gilt als die erste CQD-Alarmierung. Der mit einer drahtlosen Anlage ausgerüstete Postdampfer "Princess Clementine" kann über Funk Schlepper-Hilfe herbeiholen. Am 19. Januar gerät die "Princess Clementine" selbst in Seenot (Strandung bei Mariakerke) und setzt einen Notruf ab, der von Ostende aufgenommen wird. 

7. Januar: Marconi erhält die englischen Patente 409, 410 und 411, welche (nach Angaben von Telebraun) ebenfalls Teile des Braun-Sender-Patent enthalten. Siemens erwägt später, deswegen zu klagen. 

1. Februar: Die Marconi (Übersee) Station in Poldhu wird als betriebsbereit für erste Ausbreitungsversuche gemeldet. Als gutes Omen wird betrachtet, dass die Station Lizard am 23. Januar Signale von Niton über die Rekordentfernung von 186 Meilen (298 km) empfangen hat. 

5. Februar: In Großbritannien wird eine verbesserte Jackson-Schiffs-Funkanlage vorgestellt. Die englische Marine bestellt 52 Geräte. Die Verbesserungen: Verlustärmere Isolatoren, neu konzipierte Antennenkoppler und neue Kohärer. 

1. März: Auf Hawaii wird zwischen den 5 Hauptinseln ein öffentlicher Draht-Telegrafie-Dienst eingerichtet. 

10. März: Geburtstag von Fritz Gutzmann, welcher später den 1.000 kW-Längstwellensender mit seiner Antennenanlage für die deutsche Marine bauen wird. 

15. März: Wiederaufnahme der im November beendeten Brieftauben-Versuche auf französischen Postdampfern. Der bisherige Rekord liegt bei 324 sm. 

März: Marconi, begleitet von R.N. Vyvyan, der bis dahin in Poldhu gearbeitet hatte, reist über Boston  nach Cap Cod. Dort will er die West-Station für den Trans-Atlantik-Funkverkehr (firmenintern „the big thing“) installieren. Zusammen mit Ed Cook, einem Wrackuntersucher und seinem Pferdefuhrwerk findet er den Ort für die Funkstelle. Das ist eine 40 m über Meeresnull liegende Klippe in der Nähe von South Wellfleet. In der Nähe befindet sich ein Landeplatz für schweres Gerät aber das örtliche Hotel muss mit Nahrung und Wein per Zug zusätzlich ausgerüstet werden. Vyvyan wiederholt noch einmal seine Bedenken bezüglich der Stabilität der riesigen Antennenanlage, welche ein Duplikat der Poldhu-Anlage (siehe Oktober 1900) werden soll, seine Argumente werden aber wieder ignoriert. (Marconi Review) 

April 1901: Die AEG baut auf dem Schnelldampfer „Deutschland“ eine Station nach  Slaby/Arco ein. Nach einem Bericht des Grafen Arco (ETZ 1902 S 88) ist der auf dem Promenadendeck befindliche Stationsraum außerordentlich klein (1x1,5 m). Installiert wird ein Induktor mit 50 cm Funkenlänge, Wechselstromspeisung 25 Hz 5 bis 20 A. Die Antenne, eine 12-adrige gummiisolierte Litze, wird am Hintermast nur bei Betrieb aufgezogen und kann bis 32 m über Deck wirken. Normalerweise ist sie aufgerollt und weggestaut. Aufwendig ist die Dämpfung des Empfangsapparates mit Filz und Gummi gegen die Funkenentladungen des Senders. Auf der ersten Reise der „Deutschland“ werden gute Verbindungen bzw. Empfangsergebnisse mit den Braun-Stationen auf Helgoland und in Cuxhaven, den   Marconi-Stationen auf  Borkum und der Isle of Wight sowie dem Nantucket Feuerschiff (75 km) gemeldet. 

24. Mai 1901: Vortrag Marconis in der London Society of Arts über die Verbesserungen seines Systems. Es geht wohl um die abstimmbaren Zylinderantennen, auf die er ein Patent hält. Das sind zwei ineinander schiebbare Zylinder (h = 7 m, d = 150 cm), welche auch später auf Fahrzeugen (klappbar wie ein Binnenschiff-Schornstein) montiert werden. 

Mai: In Straßburg untersucht F. Braun verschiedene Materialien, um brauchbare Detektoren zu erhalten. 

Mai: Prof. Fleming baut seinen neuen Sender mit mehreren abgestimmten Schwingkreisen in Poldhu. Er enthält drei Transformatoren und zwei Funkenstrecken zwischen Generator und Antenne. Die Funkenstrecken zusammen mit den Transformator/Kondensator- Kreisen  erhöhen jeweils die Sendefrequenz und die Spannung. Gespeist wird der Sender durch einen  25 kW – 2.000 Volt 50 Hz Generator, der Sender liefert an der Antenne 20.000 Volt und eine Frequenz von ca. 800 kHz. Neu sind also die Speisung durch den Generator (bisher Induktorspule und Unterbrecher) und die abgestimmten Kreise mit Transformation. Getastet wird der Sender durch Überbrücken einer Drosselspule mit der Morsetaste. Dadurch war nur ein schwerfälliges (ponderous affair) und langsames Morsen möglich. Das Problem mit dem neuen Sender (so Aitken) ist immer noch die Reichweite. Die Versuche später auf der „Philadelphia“ ergeben eine Tagesreichweite von 700 Meilen, was später zu Zweifeln an der Tagesaufnahme der Morse „s“ auf der anderen Seite des Atlantik führt. 

6. Juni: In einem Aufsatz in der ETZ (1901 S 469) beschreibt Prof. Dr. F. Braun „Einige Sendervarianten für drahtlose Telegraphie“. Er geht dabei auf die Themen: Vorteile erdloser Schaltung, induktive Erregung, direkte Sendererregung, Resonanzkreise in der Antennenanordnung usw. ein. 

11. Juni: Marconi erhält das US Patent 676.332 „Employment of Double Emitters and Antennae“, welches er am 23. Februar beantragt hat. Es beschreibt darin die konzentrischen Zylinderantennen (h = 7 m d = 1,5 m), die er auch in verkleinerter Form und umklappbar für Automobile verwendet. 

26. Juni: Fessenden erhält das US Patent 706 743 für die Aufnahme und die Niederschrift empfangener Funksignale auf Fotopapier. Wenige Tage später (1. Juli) erhält er das US Patent  706 746 für seinen „Wave Chute“, eine Art abgestimmte Antennenverlängerungs- spule 

Juli: Gründung der Braun-Siemens-Gesellschaft in Berlin

Juli: In England wird die Lodge-Muirhead-Gesellschaft mit einem Stammkapital von 50.000 engl. Pfund gegründet. Davon gehören 36.000 Pfund Oliver Lodge, aber nicht als Bareinlage, sondern als Firmenanteil aufgrund seiner in die Firma eingebrachten Patente. Die beiden anderen Gesellschafter sind die Brüder Alexander und Henry Muirhead. (Aitken) 

Juli: Die Funkstation Crookhaven in der Grafschaft Cork meldet, dass sie Meldungen von Poldhu über eine Entfernung von 224 Meilen (360 km) aufnehmen kann. Zu dieser Zeit ist die Riesenantenne in Poldhu noch gar nicht ganz fertig. 

10. August: Der Schnelldampfer "Lucania" (Cunard Line) soll als erste Schiffstation mit der neuen (und auf Kosten des New York Herald installierten) Marconi-Funkstation auf dem Nantucket Feuerschiff kommunizieren. Daneben gibt es noch eine Marconi Station in Siaconset auf Nantucket Island, die ebenfalls vom New York Herald bezahlt wird. So können Schiffsankünfte und -Passagen immer schnell in die Zeitungsredaktion kommen. In den nächsten Monaten (August-September) rüstet Cunard auch die Dampfer „Carmania“, „Umbria“ und „Etruria“ mit Marconi Funkstationen aus. 

16. August: Die Marconi „Nantucket Wireless Station“ wird für den öffentlichen Funkverkehr geöffnet (Marconigraph 8-1911)

17. September: In einem Sturm weht die Poldhu-Antennenkonstruktion (20 Masten im Kreis 200 Fuß) von Marconi um. Unter der Leitung von George Kemp und Prof. Fleming wird in 10 Tagen eine provisorische 2-Masten-Antenne aufgebaut. Diese Antenne ist ein Netz von 50 Drähten und zwei 49 m hohen Masten, der Ausspannradius beträgt 61 m. Damit können die Testsendungen zunächst fortgesetzt werden. Außerdem wird die Sendeleistung von 200 W auf 20 kW (andere Quelle: 15 kW) gesteigert, die Aufladung der Kondensatoren geschieht mittels Transformatoren. Genau neun Tage später, am 26. September, wird auch die Cape Cod-Antenne im Sturm umgerissen und muss erneuert werden. 

26. September: Lloyds of London beendet die Suche nach dem besten Funksystem für die  eigenen Signalstationen und schließt mit Marconi einen Vertrag. Grund: Der Marconi Kohärer-Empfänger schneidet bei Versuchen als bestes Gerät ab. In diesem Vertrag wird festgelegt, dass:
Lloyds nur Signal-Funkverkehr betreiben darf,
Lloyds Agenten nur mit Marconi-Schiffen kommunizieren dürfen,
Lloyds darf nur Marconi Stationen installieren, 
Lloyds übermittelt auf Wunsch und Anweisung von Marconi Telegramme von und nach Schiffen (mit einer Marconi-Funkstation), falls dies notwendig ist („sea-telegraphy“ ist der Name für diese Betriebsart). 
Der Vertrag gilt für 14 Jahre mit dann einer 6-Monate-Kündigungsfrist. 
Lloyds verfügt zur Zeit über ca. 1.000 Agenten in den Häfen der Welt, die nun mit Funk ihre Reports von Schiffsbewegungen besser an die Zentrale in London abgeben können. 
Diese Vereinbarung bedeutet, dass das in England im Aufbau befindliche System Lodge-Muirhead kaum noch Aufträge bekommt. 

September: Dr. H. W. Eccles veröffentlicht im „Electrician“ seine Ergebnisse über die Empfindlichkeitskurven von Kohärern und anderen Empfangsbauteilen. Ihm wird auch die Verbesserung des „Jiggers“ zugeschrieben. 

September: Bei der Übertragung von der  Americas Cup-Segelregatta, die Marconi bereits zweimal erfolgreich mit Nachrichten- Übermittlung im Auftrag des New York Herald und Evening Telegram absolviert hat, kommt es zu einem Desaster. Nicht weniger als drei Nachrichten-Übertragungen geschehen zur gleichen Zeit von drei verschiedenen Beobachtungsschiffen und – weil alle Sender und Empfänger ohne Abstimmung arbeiten – ist das Ergebnis, dass gar keine Meldung zu gebrauchen ist. Marconi übermittelt  für Associated Press, de Forest übermittelt für die Wireless Telegraph Company of America und und die dritte Gesellschaft arbeitet mit Harry-Shoemaker-Apparaten – und alle senden zur gleichen Zeit. Man erinnert an die 1899 – Vorführung von Marconi – Apparaten an die US Navy, die genau aus diesem Grunde abgelehnt wurden. (“the interference tests were perfect – that is – the interference was perfect“)

1. Oktober: In Cuxhaven wird eine See-Telegrafenanstalt eröffnet. Sie soll Seetelegramme durch Semaphor oder Flaggensignale (Internationales Signalbuch) an vorbeifahrende Schiffe übermitteln. Der Signaldienst dauert von Sonnenaufgang bis zum Dunkelwerden. Diese Verfügung wird im Amtsblatt des Reichs – Postamts Nr. 57 vom 12. Oktober 1901 veröffentlicht. 

22. Oktober: Marconi genehmigt eine neue Antennenkonstruktion für Poldhu. Aufgebaut wird eine umgekehrte Pyramidenantenne (inverted wire pyramid) zwischen vier 60 m – Masten, die jetzt besonders abgestützt werden. Die Arbeiten beginnen am 1. November (Marconi Review) 

Oktober: Marconi rüstet den ersten französischen Passagierdampfer, die „Savoie“ mit einer Funkanlage aus. 

Dezember: Marconi, G. Kemp und P.W. Paget sind nach einer Überfahrt mit der SS „Sardinian“ am 6. Dezember in St. John (Kanada) angekommen. Drei Tage später erden sie eine provisorische Antenne, die zu einem Telegraphenmast führt und machen eine Drachen- und eine Ballon-Antenne, die an einem 14-Fuß-Hydrogengas-Ballon hängt, fertig. Mit einem Kabel-Telegramm wird Poldhu angewiesen, drei Stunden jeden Tag Morse S (Punkt – Punkt – Punkt) zu senden. Am 11. Dezember beginnen die Aussendungen in Poldhu, aber die Amerika-Antenne reißt im Sturm. Neuer Versuch mit einem Drachen. Dieser steigt ca. 400 Fuß (122 m, andere Quelle: 200 m). Damit gelingt am 12. Dezember um 12.30, 01.10 und 02.20 Uhr, wie das Protokoll zeigt, die erste Punkt-Übertragung von Poldhu/GB  nach Glace Bay/ Neufundland. Erst Marconi und dann auch sein Assistent Kemp hören zu drei verschiedenen Zeiten jeweils 3 schwache Klick (Morse S) im Rauschpegel der Atmosphäre. Damit wird von Poldhu eine Entfernung von 2.100 sm überbrückt. Am 13. Dezember wird das Wetter so schlecht, dass die Hörversuche abgebrochen werden müssen. Einen Tag später informiert Marconi die Londoner Zentrale und am 16. Dezember die internationale Presse. Inzwischen kehrt Paget mit der Ausrüstung nach England zurück. Bis zum 22. Januar, dem Tag der Abreise Marconis und Kemps nach England, folgen Glückwünsche, z.B. auch von A.G. Bell, Angebote, Ehrungen und je ein Gala-Essen in Kanada und den Vereinigten Staaten. Auch eine Besichtigung von Cap Breton (Nova Scotia) als eventueller neuer Standort der Atlantikverbindung gehört dazu. Kritiker, zu denen auch Prof. O. Lodge gehört, behaupten u.a., der jetzt 27-jährige Marconi habe atmosphärische Störung als Morse-S interpretiert. Nach Aitken wurde das Morse-„S“ deshalb gewählt, weil die neue Tastschaltung des Fleming-Senders das Tasten von (längere Zeit gemorsten) Strichen zu einer mühevollen Angelegenheit wird und der Sender kurze Impulse besser verträgt. 

Dezember: Prof. Braun macht mit Prof. Fleming den Vorschlag, Versuche auf tieferen Frequenzen zu machen (gefühlsmäßige Erkenntnis führt zum Erfolg). Er selbst benutzt Frequenzen von 150 bis 300 kHz. Braun führt anstelle der Erdung das Gegengewicht bei Antennen ein. 

Dezember:  Um das Nachwuchsproblem für seine Funkstationen zu lösen, gründet Marconi in Frinton-on-Sea (Essex) eine Funkschule, die später in Chelmsford nördlich von London betrieben wird und als Marconi College noch lange besteht. In vierwöchigen Kursen (erste Woche zum Erlernen des Morse-Codes) werden die Funkassistenten ausgebildet. Später dauern die Lehrgänge mit praktischer Unterweisung zur Pflege und Reparatur der Funkanlagen 6 Monate. Praktischer Funkverkehr wird mit Northforelandradio (40 Meilen) und La Panne (Belgien, Entfernung 80 Meilen) geübt. (andere Quelle: Eröffnung der Funkschule erst 1902)

Dezember:  Übergang der Marconi Stationen auf deutschen Schiffen in den Besitz der Compagnie de Télegraphie sans Fil, Brüssel. 

Dezember:  Slaby und Graf Arco erfinden die Abstimmspule und Koepsel erfindet (erneut) den Drehplattenkondensator. Telefunken verwendet erste Zwischenkreis-Empfänger.

Dezember:  Ferdinand. Braun macht Versuche mit Kristalldetektoren, die er Psilomelan nennt. Als Material eignen sich nach seinen Untersuchungen: Schwefelkies (Pyrit), Pyrolusit, Karborund, Anatas, Kupferkies, Kupferglanz, Eisenpyrit u.a. 

Dezember:  In den USA nimmt die Coast Guard den Telegrafie-Funkverkehr an der Ostküste auf. 

Dezember:  Der Norddeutsche Lloyd kauft bei Marconi eine neue Funkanlage für das Feuerschiff Borkumriff. 

Dezember:  Capt. Jackson, der später noch Admiral wird, stellt ein Abstimmungssystem vor und nimmt mit der gleichen Antenne gleichzeitig zwei Meldungen von zwei Schiffen (30 und 40 Meilen entfernt), die auf verschiedenen Wellenlängen senden, auf. 

Dezember:  Der Dampfer "Deutschland" erhält eine Funkanlage nach den Slaby/Arco-System und bei Manövern der deutschen See- und Landstreitkräfte finden die ersten Funkkontakte zwischen den Systemen Slaby/Arco/AEG (Marine) und Braun/Siemens (Heer) statt. Dabei erreicht die „Deutschland“ mit Cuxhaven eine sichere Funkentfernung von 150 km (andere Quelle: 17. Oktober Entfernung 120 km). Die Telefunken-Station auf der „Deutschland“ wird später wieder ausgebaut und durch eine Marconi-Anlage ersetzt, weil das Schiff wegen des Marconi-Monopols auf der USA-Route fast völlig isoliert ist. 

Dezember:  Oliver Heaviside stellt die Vermutung auf, dass oberhalb einer von der Sonneneinstrahlung mehr oder weniger ionisierten Schicht eine weitere Schicht sein muss, welche bei Tag und Nacht gleichmäßig ionisiert ist. 

Dezember:  Lizardradio nimmt den Dienst auf. 1913 wird die Station verlegt und heißt dann Landsendradio. 

Dezember:  Duddel untersucht das Phänomen der Schwingungserzeugung mittels Bogenlampe und veröffentlicht die Ergebnisse. In der Folge werden diese Arbeiten auch von Simon und Reich weitergeführt. Man verwendet Kupfer und Kohle als Elektrodenmaterial und kühlt die Elektroden. 

Dezember:  Die österreichische (k.u.k.) Marine hält nach Studienreisen, Vorführungen und Auswertung der Angebote das System Marconi für das zur Zeit beste Funksystem. Eine Ausrüstung damit wird aber wegen der „bekanntlich sehr harten Bedingungen“ der Fa. Marconi (Patentabgaben, sehr hohe Preise und Anmietung von Marconi-Personal, wie bei der italienischen Marine bekannt) nicht befürwortet. Deshalb werden acht Stationen der Systeme Siemens/Braun, Slaby/Arco und des französischen Hersteller Rochefort bestellt, um in der Adria eigene Versuche durchführen zu können. 

10. Dezember: Erste Verleihung des Nobel-Preises. Den Preis für Physik erhält Prof. W. K. Röntgen für die von ihm entdeckten Strahlen. 

19. Dezember: In Eggmühl/Bayern wird Rudolf Hell (Hell-Schreiber, Wetterkartenschreiber) geboren.

Dezember:  Marconi betreut in diesem Jahr 54 Schiffsstationen. Die Marconi Küstenfunkstellen Port Said und Suez sind im Bau. 


Neu auf dem Büchertisch 1901
Oktober 1901: Bei Veith und Co. Leipzig erscheint das Buch „Drahtlose Telegraphie durch Wasser und Luft“ nach Vorträgen, die Prof. Braun in Straßburg gehalten hat. Es kostet 2 M. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1902

30. Januar: Auf der von der Hamburg-Amerika-Linie bei Duhnen (Cuxhaven) errichteten Funkstation nach dem System Slaby-Arco werden Reichweitenversuche unternommen. Gegenstation ist die Slaby-Arco Station auf dem Leuchtturm Blaavands Huk (Esbjerg, DK). Über die Entfernung von ca. 220 km werden erste Telegramme übermittelt. Der typische Slaby-Arco-Empfänger besteht aus: Antenne, Fritter, Klopfer, Empfangsrelais, Schwächungswiderstand und Morseschreiber. 

Januar: In Deutschland macht die Marine-Torpedoversuchsanstalt neue Reichweitenversuche und überbrückt dabei eine Funk- Entfernung von 130 km

12. Februar: Geburtstag von W.H. Brattain, einem der drei Erfinder des Transistors. Sie (Shockley, Bardeen und Brattain) erhalten 1956 den Nobelpreis für Physik. 

16. Februar: Deutsches Reichspatent Nr. 155 528 "Verfahren und Vorrichtung zum Fernsichtmachen von Bildern bzw. Gegenständen unter vorübergehender Auflösung der Bilder in parallele Punktreihen" an Otto von Bronk (1872-1951). 

Februar:  Marconi nimmt Patente auf zwei Formen des magnetischen Detektors (magnetic or hysteris detector). In beiden wird die Primärspule vom Antennenstrom durchflossen und in der Sekundärspule eine Spannung induziert. Der magnetische (Weich-) Eisenkern besteht in der ersten Anordnung aus einem Bündel Weicheisenstäben, die vom Magnetfeld eines sich drehenden Hufeisenmagneten induziert werden. Im anderen Detektor wird ein isolierter Weicheisendraht in einer Endlosschleife (Geschwindigkeit 5 inches/s) an den Polen zweier gegeneinander geschalteter Hufeisenmagneten vorbeigeführt. Vor dem Marconi-Patent  gab es Vorarbeiten und Experimente von Rutherford (1895), Prof. E. Wilson (1897) und Dr. Erskine Murray (1900). Zur gleichen Zeit wie Marconi stellt Fessenden drei verschiedene Arten von Magnetempfänger vor, den er „Heterodyne Receiver“ nennt. .Auch Braun hat einen „magnetic coherer“ gebaut. Mit dem japanischen Patent 11 849 wird 1904 der Teppuri Detector des Japaners M. Saiki geschützt, der 1908 von Wichi Torikata verbessert wird. Auch Fessenden, Walter, Sella und Tieri  lassen sich ihre Magnetdetektoren schützen. Für den Empfang sehr schneller Übermittlungen benutzt Marconi später das „Einthoven String Galvanometer“, das mit einem Elektromagneten arbeitet und für die Aufnahme von Morsesendungen bis zu 100 WpM geeignet ist. 

Februar: Marconi hält einen vielbeachteten Vortrag vor der Royal Institution über Fortschritte in der drahtlosen Telegrafie. Der Ersatz des Kohärers durch den neuen magnetischen Detektor erhöhe die Reichweite der Funkverbindungen wesentlich. Denn der Kohärer kann zwar durch die Änderung seines Widerstandsverhaltens einen Morseschreiber ein- und ausschalten. Ein wesentlicher Nachteil ist jedoch, dass, wenn die Empfangssignale unter einen Schwellenwert absinken, gar nichts mehr registriert wird, während das menschliche Ohr mit dem neuen Detektor das Knacken des Senders noch wahrnehmen kann.  Der von ihm eingeführte magnetische Detektor wird als „Maggie“ über 20 Jahre in Gebrauch bleiben. Als Sender wird von seiner Firma der so genannte „Knallfunkensender“ verwendet, der anstelle der früher verwendeten Kugeln tellerartige Funkenstrecken hat. 

Februar:  17 Dampfer des Englischen Lloyd sind mit Marconi-Anlagen ausgerüstet. Dazu kommen 40 Telegrafiestationen an Land und 40 auf britischen Marinefahrzeugen. 

Februar:  Die kanadische Regierung will Marconi mit 340.00 Mk (andere Quelle: 80.000 $) unterstützen, um in Nova Scotia eine transatlantische Station zu errichten. Die Gegenstation Cornwallis arbeitet bereits. Reichweitenversuche ergeben tags ca. 1.000 und nachts ca. 2.300 km. Marconi nimmt an, dass die "Zerstreuung der elektrischen Ladung durch das Tageslicht" die Ursache ist. Die Gebühren über den Funkweg sollen sich auf ca. 60 % der Kabelgebühren belaufen. 

Februar:  Die amerikanische Marconi Gesellschaft "Wireless Telegraph Co. of America" (Grundkapital 6,5 Mio US-Dollar) übt die Kontrolle nicht nur in den USA, sondern auch in Kuba, Puerto Rico, den Sandwichinseln, den Philippinen, in Alaska und auf allen Marconi Schiffen der US Handelsmarine aus. Bereits ausgerüstet sind viele Schiffe der Reedereien: Lloyds in England, Cunard Line, Norddeutscher Lloyd, Compagnie Transatlantique, Beaver Line, Belgian Mail Packets und Schiffe der englischen und italienischen Marine. Verhandelt wird mit Japan. 

Februar: Neue Kontakt zwischen der österreichischen Marine und Marconi, um dessen Geräte auf Schiffen der k.u.k. Monarchie einsetzen zu können. Marconi nennt einen Preis von 40.000 Kronen pro Station und jährliche Patentabgaben von 100 Pfund auf zehn Jahre. Das ergibt einen Stückpreis von 52.000 Kronen. Preisvergleiche ergeben, dass die englische Marine lediglich 40.000 Kronen pro Station zahlt. Dagegen kann man eine Siemens Station schon für 8.000 Kronen erhalten. In Wien wird gerechnet. 

22. Februar: Marconi und einige seiner Mitarbeiter, darunter Wyvyan und Franklin, reisen auf der SS „Philadelphia“ in die USA. Mit Bambusstäben wird der Hauptmast des Schiffes auf eine Höhe von 45 m gebracht und kann so die Antenne tragen. Alle Morse-Aufnahmen während der Reise sollen auf einem Morseschreiber festgehalten werden und der Kapitän soll die Aufnahme der Zeichen bestätigen. Ergebnis: Aufnahme von kompletten Meldungen bei Tag 1.120 km und bei Nacht 2.500 km, Aufnahme von Morse „S“ (drei Punkte) bei maximal 3.380 km. Bei der Ankunft in New York kann Marconi den wartenden Reportern diese Ergebnisse vorlegen, die auch sofort in den Tageszeitungen veröffentlicht werden. . 

März 1902:  Bei Leonhard Simon in Berlin erscheint das Buch „Die Funkentelegraphie, gemeinverständliche Vorträge von A. Slaby“. Das Buch hat 119 Seiten, 30 Abbildungen und 2 Tafeln. Es handelt sich um Vorträge, die der Autor seit 1897 gehalten hat. Behandelt werden auch die Marconi – Vorführungen, 

März 1902:  Erfindung der später Schloemilch-Zelle genannten Detektoranordnung (welche unabhängig voneinander durch Ferrie, Fessenden und Schloemilch erfunden wind). Es handelt sich um einen elektrolytischen Detektor. Anordnung: Zwei Platinspitzen in einem mit verdünnter Schwefelsäure gefüllten Gefäß. Eine der Elektroden ist als feine Spitze ausgearbeitet. Die Zelle arbeitet mit einer kleinen Vorspannung. 

17. und 18. April: Kaiser Wilhelm II reist mit großem Gefolge auf D. „Kronprinz Wilhelm“ von Bremerhaven nach Norwegen. Dazu schreibt ein Lloyd-Chronist: „Vor dem Diner begab sich der Kaiser in das Zimmer der drahtlosen Telegraphie oben auf dem Sonnendeck, wo „Herr Marconi“, wie der dort arbeitende Beamte wohl genannt wurde, die Verbindung mit dem Lande herstellte. Der Kaiser sandte von See aus Telegramme nach der Station Bremerhaven und zwar auf 60 Seemeilen (110 Kilometer). Auf früheren Reisen hat Dampfer „Kronprinz Wilhelm“ im Verkehr mit Lizard in einer Entfernung von 275 Kilometern regelmäßig Depeschen abgesandt und empfangen.“ . Die Küstenfunkstelle Bremerhaven benutzt am Anfang das Rufzeichen „LL“, der „Kronprinz“ die Buchstaben DKP.

April 1902: Koepsel führt den (auch schon ohne sein Wissen im Ausland erfundenen) Drehkondensator vor. Damit sind erstmals Messungen von Frequenzen mit Hilfe von Steckspulen möglich. Bei Telefunken läuft sofort eine Produktion dieses neuen Bauteils an: Im gleichen Jahr erfindet Koepsel den Platin-Detektor. 

22. April: Der Schnelldampfer „Deutschland“ verliert (wohl aufgrund sehr starker Vibration; Spitzname bei Fahrgästen: Cocktail-Shaker) Ruder  und Achtersteven im Atlantik. Über Funk-Aktivitäten wird in der Presse nicht berichtet. 

April 1902:  In dem in der Tagespresse veröffentlichtem Jahresbericht des Norddeutschen Lloyd kann man lesen, dass man mit den Funk-Anlagen auf D „Kaiser Wilhelm der Große“ und auf Borkum gute Erfahrungen gesammelt hat. Der Vorstand will nun auch die Schnelldampfer „Kronprinz Wilhelm“ und „Kaiserin Maria Theresia“ mit (Marconi - ???) Funk-Anlagen aus- bzw. umrüsten und auch eine Reihe von Versuchen mit zwei deutschen Systemen in Bremerhaven vornehmen. 

1. Mai: Zwischen dem Leuchtturm Borkum und die Telegrafenamt Emden wird ein Schiffsmeldedienst eingerichtet. 

Mai 1902: Das kaiserliche Kanalamt in Kiel bestellt eine Funkstation nach dem System Siemens/Braun für den Nachrichtenaustausch zwischen Cuxhaven, Brunsbüttel und dem Feuerschiff Elbe I. 

16. Mai: In Newark/NJ meldet Peter Cooper-Hewitt den Quecksilber-Dampf-Gleichrichter zum Patent an. Damit gelingt die Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom bei hohen Spannungen und Strömen. 

Mai 1902: Der Kapitän des Dampfers "Kaiser Wilhelm der Große" berichtet über eine erfolgreiche Funkverbindung mit Lizard über Nebelsignale. Die Verkehrsaufnahme gelang bei 70 sm Abstand. 

14. Juni: Oliver Lodge, Muirhead und Robinson erhalten das britisches Patent (13.521) auf den Wheel- oder Disc Kohärer, der – ebenso wie andere Erfindungen – das lästige Klopfen zur Wiederherstellung des Aufnahmezustandes vermeidet. Prinzip: Eine von einem Uhrwerk angetriebene Stahlscheibe taucht mit dem unteren Ende in eine Quecksilber-Schicht ein, die durch eine oben schwimmende Paraffin-Öl-Schicht eine Isolation erhält. Die Anordnung wird durch eine Batterie leicht vorgespannt. Hochfrequenzimpulse machen den Kohärer für kurze Zeit leitend. Selbst der im Marconi-Konzern arbeitende Fleming findet für diese elegante Lösung anerkennende Worte. (Fleming-Principles) 

26. Juni/Juli:  Marconi setzt den neuen Magnetdetektor (sytonische Magnetanlage), der von den Funkern später liebevoll „Maggie“ genannt wird, ein. Hiermit ist es erstmals möglich, Morsegeschwindigkeiten bis zu 30 WpM (mit dem alten Morseschreiber waren nur 10 WpM möglich) aufzunehmen. Dieser Detektor bleibt bei einigen Stationen bis 1920 in Gebrauch. Erste Erprobungen machte Marconi damit auf dem italienischen Panzerkreuzer „Carlo Alberto“ und er empfängt damit vom 14. bis 16. Juli nachts Signale von Poldhu auf 3.200 km (andere Quelle: 2.574 km bei Nacht). Der Kreuzer unternimmt, nachdem König Viktor Emanuel III Marconi gestattet hat, seine Funkanlagen an Bord zu erproben, eine Reise von Italien nach Russland und zurück. Ursprünglich sollte die Reise des italienischen Monarchen nach London zur Krönung von Eduard VII gehen, aber der wurde krank und der König beschließt, den russischen Zaren Nicolaus II zu besuchen. Dabei erregt der Kreuzer mit seiner imponierenden Harfen-Antenne bei seinem Besuch in Kronstadt erhebliches Aufsehen. Hier wird die Funkanlage dem Zaren und dem Admiral Makaroff vorgeführt. Von Poldhu können auf der Reise Signale über eine Entfernung von 1.600 Meilen (2.575 km) aufgenommen werden. Auf der Rückfahrt (über London – weil im August die Krönung doch noch stattfindet) nach Italien wird Kiel angelaufen. Marconi verhandelt hier über den Einbau einer Funkanlage auf dem D „Deutschland“.

26. Juni: Fessenden erhält das US Patent  706.743 für die Aufzeichnung von aufgenommenen Funksignalen auf Fotopapier und etwas später am 1. Juli das US Patent 706.746 für eine künstliche Erde, deren äußerstes Ende mit dem Erdreich verbunden wird. 

13. Juni 1902: Marconi hält einen Vortrag vor der Royal Institution in London, in dem er über die Transatlantik-Stationen in Poldhu und auf Neufundland berichtet. Poldhu hat als Antenne 48 senkrechte Drähte von je 65 m Länge in einem Abstand von 1 m. In Neufundland wurde ein Draht von 120 m Länge von einem Drachen oder Ballon hochgezogen. Er beschreibt in seinem Vortrag eingehend das Phänomen der Nacht- und  Tages- Ausbreitung, berichtet von einem neuen Empfänger, der empfindlicher als der Fritter ist (eine Spule in einem drehbaren Magnetfeld), mit dem bisher Morsezeichen mit einer Geschwindigkeit von 35 WpM aufgenommen werden konnten. 

24. Juli: Die British Admiralty und Marconi schließen einen Vertrag über 11 Jahre (20.000 Pfund Sofortzahlung und jährlich 5.000 Pfund Sterling), nach dem Marinestationen nur Marconi-Stationen sind, Marconi stets die neuesten Geräte einbaut und Instruktionen für Marinepersonal gegeben werden. 

30. August: Die Funkstation des italienischen Kriegsschiffes „Carlo Alberto“ empfängt Funknachrichten der Station Poldhu im Hafen von El Ferrol (Marconigraph 8-1911)

5. September: Die Seetelegraphenanstalten in Bülk, Marienleuchte, Arkona und Rixhöft können von jetzt ab auch durch Vermittlung der Marine-Funkspruchstationen an diesen Orten mit Schiffen in See in Verkehr treten. Die auf diesem Wege zu übermittelnden Telegramme unterliegen den allgemeinen Bestimmungen über Seetelegramme. 

9. September: Die Marconi-Funkanlage überbrückt drahtlos 1.540 km von Poldhu zum italienischen Kreuzer "Carlo Alberto". Bei dieser Testfahrt gibt der italienische Gesandte in London ein Glückwunschtelegramm auf. Nach einem Bericht (ETZ 1903 S 103) soll dieses Telegramm vom 6. September 15.00 Uhr bis zum 9. September 04.00 Uhr (volle 55 Stunden) fast ununterbrochen gesendet worden sein, bis die Station auf dem Kreuzer es aufnehmen konnte. In Kronstadt besucht Zar Nikolaus das Schiff und lässt sich auch die Funkstation zeigen. Dabei wird ihm ein Radiogram mit einer Grußadresse aus Poldhu überreicht, das aber nach unbestätigten Meldungen gar nicht aus Poldhu, sondern von einer kleinen Station an anderer Stelle auf dem Kreuzer gesendet wurde (Aitken). 
Nach einer Notiz im Marconi Review bietet die italienische Marine Marconi an, den Kreuzer mit seiner 600-Mann-Besatzung als schwimmendes Labor für seine Fahrt nach Amerika zu nutzen. In Plymouth wird die Harfen-Antenne des Kreuzers durch eine Fächer (fan-shaped) Antenne ersetzt. Das Schiff kommt dann bei heftigem Schneefall am 31. Oktober in Sydney, Nova Scotia an. 

September:  General Ferrie installiert eine Empfangsstation auf dem Eiffelturm und verwendet eine kleine Antenne und das Stahlgerüst des Turmes als Erde (Gegengewicht). Später errichtet er eine  Station auf dem Marsfeld und verbindet sie mit einer Antenne zum Turm. 

September:  Der Physiker Dewar weist in einer Veröffentlichung auf eine Luftschicht in der Atmosphäre hin, die für die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen von Bedeutung werden wird. 

September:  Fessenden lässt sich mit einem US-Patent (Nr. 753 863) ein Verfahren schützen, welches einen Hochfrequenzstrom mit einer Steuerwicklung moduliert. Das Verfahren gerät aber in Vergessenheit bis sich Kühn 1913 eine technisch brauchbare Anordnung einer magnetischen Steuerung schützen lässt.  Weiter bekommt Fessenden Patentschutz für seinen elektrolytischen Detektor, den „Barreter“. (britisches Patent 17 705 und das US Patent 706 742). In einem evakuierten Silber-Glas-Gehäuse hat er eine extrem dünne Drahtverbindung mit einer sehr kleinen Hitze-Kapazität eingeschlossen, die sich in sehr kurzer Zeit erhitzen und abkühlen kann. 

Oktober: Der zwischen Lloyds in London und Marconi geschlossene Vertrag über weltweite Monopol-Installation von Funkstationen veranlasst die deutsche Regierung, die zuständigen Stellen in Großbritannien, Russland, Österreich/Ungarn und der USA für eine Konferenz über die weltweite Ausrüstung mit Funkanlagen verschiedener Systeme einzuladen. 

Oktober: Nach den Versuchen im Frühjahr baut Marconis Assistent Kemp eine Station auf dem Liner "Philadelphia" der American Line ein, die von Southampton in Richtung New York fährt. Es ist das erste Transatlantikschiff mit einer Funkanlage. Erste Reichweiten: 60-70 Meilen mit der Küstenstation der Insel Wight. Danach bleibt die starke Station Poldhu noch tagelang empfangbar. So kann das Schiff Poldhu-Signale  noch auf  2.099 Meilen (4.000 km) aufnehmen. Funkoffizier ist J.C. Weaver. Marconi zeigt damit, dass die transatlantische Verbindung auch mit Schiffen möglich ist. Sichtbarer Beweis sind die mitgebrachten Aufzeichnungen, die Kapitän Miles auf jedem Morseschreiber-Blatt auf Bitten Marconis mit der Schiffsposition gegenzeichnet. Ausführlich wird untersucht, wie sich die Reichweite bei Tag und Nacht unterscheidet. Der verwendete Sender hat 2 Abstimmungen: A-Abstimmung = 300 m-Welle und B- Abstimmung = 600 m-Welle. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse laufen mehr und mehr Bestellungen auf Funkanlagen bei Marconi ein. 

14. November: In der britischen Kap-Kolonie in Afrika tritt der  „Electric Telegraphs Amendment Act 1902“ in Kraft. Ab jetzt darf niemand ohne eine Lizenz des Governor Funkanlagen errichten und/oder betrieben. (Thurn) 

November: Die Funkstationen von Hoek van Holland und dem Feuerschiff Maas arbeiten seit ca. einem Jahr auf Entfernungen 30-40 km zufriedenstellend. Bereits 1898 untersuchte eine Kommission der niederländischen Marine die Möglichkeit, drahtlose Stationen einzusetzen. Wegen der übertriebenen Forderungen der Marconi-Gesellschaft hat man zur Jahrhundertwende beschlossen, Geräte des Systems Popoff zu installieren, die von Ducebet in Paris hergestellt werden. Diese Geräte werden auch in der französischen Kriegsmarine benutzt. Antennen heißen in dem Bericht noch "Fangdrähte". 

2. Dezember: Der Amerikaner John Stone erhält ein amerikanisches Patent auf eine Anordnung, die gekoppelte Filter (Resonanzkreise als Filter) als – und das ist wichtig: - als lose gekoppelte Selektivitätsmittel enthält. Durch dieses Patent kann man auf die Abstimmung der Antenne weitgehend verzichten. Den Patentantrag hat er am 8. Februar 1900 eingereicht. Die in seinem Patent beschriebenen Hochfrequenz-Sinus-Wellen kann er allerdings mit den Funkeninduktoren nicht herstellen. Ein weiteres Patent, das er im Januar 1901 eingereicht hat, (US Patent 716.955)  erhält er für eine Peilanordnung mit zwei – im Abstand einer Wellenlänge aufgestellten – Antennen. Als Empfangsanzeige verwendet er den Kohärer. 

5. Dezember: In Poldhu werden die ersten lesbaren Zeichen aus Amerika aufgenommen und auch die Antwort kann dort aufgenommen werden. Aber in der folgenden Nacht ist keine Verbindung möglich und auch Marconi weiß nicht, wie er das erklären soll (Marconi Review)

17. Dezember (andere Quellen: 15. bzw. 21. Dezember): Erste Transatlantik-Funk-Verbindung  England (Poldhu/Cornwall) - Kanada (Kap Breton, Glace Bay/Neuschottland). Fast ein Jahr nach dem ersten Morse-S wird das erste drahtlose Pressetelegramm an die Londoner Times über den Atlantik gesendet. Das Original-Telegramm soll G. Marconi persönlich gesendet haben. Später wird berichtet, dass der Inhalt des Funktelegramms schon auf beiden Seiten Atlantiks vorgelegen haben soll (ETZ 1903 S 205). Nach dem Marconi Review wird das erste 27-Worte-Grußtelegramm von Dr. George Parkin, dem Ottawa-Korrespondenten der London Times am 15. Dezember übermittelt.  In den folgenden Nächten werden Telegramme an den englischen und italienischen König  von Marconi und dem Gouverneur Kanadas gesendet. 

17. Dezember:  Marconi beobachtet wieder große Lautstärkeveränderungen zwischen der Tages- und Nachtaussendung. Mit diesem Tag wird auf der amerikanischen Seite das Provisorium beendet und eine richtige Funkstation eingeweiht. Von der Poldhu-Station wird noch bekannt: Ein Wechselstromdynamo erzeugt 2 kV und 25 A, die durch einen Transformator auf 20 kV hochgespannt werden. Dazu kommen eine Funkenstrecke, Kondensatoren und ein Tesla-Transformator, dessen Sekundärwicklung mit einem Schwingkreis und einem Antennenanschluss über Kopplungsspulen versehen ist. Getastet wird der Sender durch eine überbrückbare Drosselspule im Primärkreis. Ursprünglich ist der Sender für 50 kW ausgelegt, die Leistung wird in zwei Stufen auf 75 und dann (1904) auf 150 kW heraufgesetzt. Die Wellenlänge, die im Mai noch 1.100 m betrug, wird auf 1.650 m erhöht Zur gleichen Zeit sendet Glace Bay  auf der Welle 2.000 m. 

Am 19. Dezember wird Rudolf Hell in Eggmühl/Bayern geboren. Er stellt 1929 den Hellschreiber und später den Wetterkartenschreiber her. 

21. Dezember: Auf der kanadischen Atlantikseite wird die Funkstation Glace Bay auf Cap Breton Island offiziell eingeweiht und das Provisorium der Versuchsanlage beendet. 

Dezember: Die französische Kolonialverwaltung unternimmt Versuche mit drahtloser Telegrafie im Kongogebiet bei Libreville über 13 km. Dabei werden wegen der atmosphärischen Störungen an 9 von 10 Tagen nur unleserliche Zeichen empfangen. 

Dezember: Prof. Braun beschreibt, dass eine um 10 Grad gegen den Erdboden geneigte Antenne eine Richtwirkung besitzt. 

Dezember: Max Wien stellt durch theoretische Überlegung und Rechnung fest, dass mit maximal 100 Funken pro Sekunde die Durchschnittsleistung eines Funksenders die 1 kW-Grenze nicht wesentlich überschreiten kann. Eine Erhöhung der Funkenfolge ist aber zur Zeit nicht möglich, weil einerseits der Kohärer wieder entfrittet werden muss und die Funkenstrecke sonst einen Lichtbogen bildet und somit keine Hochfrequenzaussendung möglich ist. 

Dezember: Slaby und Graf Arco beschreiben in einer Arbeit den Antennendraht als ein schwingungsförmiges Gebilde, einen offenen Schwingungskreis. 

Dezember: Im Century Magazin (41/1902) wird ein Interview mit Marconi abgedruckt, in dem dieser über Konkurrenz zu den Atlantik-Kabel-Gesellschaften u.a. ausführt: Die Kosten für eine Funkverbindung über den Atlantik betragen ca. 1.000 Dollar pro Meile, dagegen kostet ein Kabel 100.000 Dollar pro Meile und dazu kommen noch die Reparaturschiffe. Ein Atlantikkabel kostet ca. 3 Mio. Dollar und eine Marconi-Funkstation kostet 60.000 Dollar. 

Dezember: Dömitz stellt seinen Wellenmesser mit Drehkondensator und auswechselbaren Spulen vor. Die Anzeige erfolgt durch ein Luftthermometer mit induktiv gekoppeltem Heizdraht. 

Dezember: Der Engländer Oliver Heaviside und der New Yorker Professor Arthur Edwin Kenelly sagen unabhängig voneinander eine elektrisch leitende Schicht oberhalb der Stratosphäre voraus. Sie wird als Ionosphäre, Heaviside- oder Kenelly-Heaviside-Schicht bezeichnet. 

Dezember: Marconi berichtet, dass jetzt 70 Schiffs- und 25 Küstenstationen mit Marconi-Anlagen zufrieden stellend arbeiten. 


Neu auf dem Büchertisch 1902
März 1902: Bei Leonhard Simon in Berlin erscheint das Buch „Die Funkentelegraphie, gemeinverständliche Vorträge von A. Slaby“. Das Buch hat 119 Seiten, 30 Abbildungen und 2 Tafeln. Es handelt sich um Vorträge, die der Autor seit 1897 gehalten hat. Behandelt werden auch die Marconi – Vorführungen, die Verwendung der Telegraphie in der Marine und der Mehrfach-Empfang. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  08-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

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Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1903

19. Januar. König Edward VII erhält ein Funktelegramm (Cape Cod – Poldhu) von Präsident Roosevelt, welches am 30 April in der „Times“ veröffentlicht wird. Das Antworttelegramm wird per Kabel geschickt . 

22. Januar: Seenotfall SS „St. Louis“. Das nicht mit einer Telegraphieanlage ausgerüstete Schiff hat Maschinenschaden und eine Abordnung der Fahrgäste verlangt ultimativ, dass eine Funkanlage an Bord kommt. Im Heimathafen wird auch sofort eine Marconi-Anlage installiert (Marconigraph1-1912)

4. Februar: Lt. Amtsblatt 7/1903  können die  Seetelegraphenanstalten in Cuxhaven und Helgoland von jetzt ab auch durch Vermittlung der Marine-Funkspruchstationen an diesen Orten mit Schiffen in See in Verkehr treten. Die auf diesem Wege zu übermittelnden Telegramme unterliegen den allgemeinen Bestimmungen über Seetelegramme. Am 30. Mai wird die Funken-Telegraphenstation Hörnum versuchsweise in Betrieb gesetzt und nimmt auch an diesem Dienst teil (Amtsblatt 29/03)

Am 8. Februar empfängt der Dampfer "Minneapolis" 36 Stunden vor dem Einlaufen in New York über die Marconi-Station Nachrichten, die unverzüglich an Bord veröffentlicht werden. Auch diese Veröffentlichung wird als die erste „Funk-Bordzeitung“ beschrieben. Die Nachrichten stammen vom Telegraphenbüro Reuter. 

9. Februar 1903: In Frankreich wird ein Dekret in Kraft gesetzt, welches die Funkentelegraphie im Lande unter die Aufsicht der Post- und Telegraphenverwaltung stellt und die eine Genehmigungsurkunde für den Betrieb vorsieht. 

16. Februar: Italien schließt mit Marconi einen Monopolvertrag und schränkt für 14 Jahre den Funkverkehr auf die Marconi-Stationen ein (Ergänzung 5. Mai 1904) 

23. Februar: Auf dem 34. Vereinstag des Deutschen Nautischen Vereins hält Dr. Blochmann, Kiel, einen Experimentalvortrag über "Strahlentelegraphie". Das ist eine Methode, Nachrichten nur in eine bestimmte Richtung abzustrahlen. Dieses Verfahren soll den Hauptnachteil, dass innerhalb der Funkreichweite immer alle Stationen alle Nachrichten mitlesen können, beheben. 

26. März: Simon erhält ein Patent auf die Erzeugung ungedämpfter Wellen mit einer unsymmetrischen Funkenstrecke und einem Schwingkreis. 

28. März: Der französische Ingenieur Jean Maurice Emile Baudot stirbt in Sceaux bei Paris nach langer Krankheit im Alter von 57 Jahren. Er wurde nach einem Selbststudium 1822 zum Prüfinspektions-Ingenieur ernannt, erhielt1878 eine Goldmedaille auf der Weltausstellung und 1879 das Ritterkreuz der Ehrenlegion, die ihn 1898 als Offizier aufnahm. Er hat im Jahre 1870 das später CCITT Nr. 1 genannte 5-Schritt (5-bit) Telegraphiesystem erfunden und nach ihm wurde die Schrittgeschwindigkeit in der Telegrafie benannt (1 Bd = 1 Schritt/s). Sein Code wird 1875 durch die französische Postverwaltung angenommen und nach der Einführung in Frankreich auch 1897 in Österreich und 1900 in Deutschland angewendet. Der 5-Tasten-Zeichengeber wird mit zwei Fingern der linken und drei Fingern der rechten Hand bedient, so können Geschwindigkeiten bis zu 180 Zeichen pro Minute erzielt werden. Wegen der auf 32 (2 Exp 5) begrenzten Zeichenzahl führt Baudot einen Umschaltcode ein, der die Zeichenanzahl fast verdoppelt. 

30 März: Marconi kann die erste komplette Serie von Meldungen über die Atlantik-Entfernung senden. Das erste Marconigram wird in der Times veröffentlicht. Ein Vertrag regelt die Einführung seines System in der British Navy. Einen Tag später - am 31. März 1903 - hält die Marconi Wireless Telegraph Co  im Cannon Street Hotel in London ihre sechste Aktionärsversammlung ab. Hier berichtet Marconi von seinen Reisen mit der „Carlo Alberto“ und der Absicht der italienischen Regierung, bei Coltano eine Übersee-Funkstelle für die Verbindung mit Amerika zu errichten. (Marconi Review)

1. April: Die englische Marine Verwaltung und Marconi schließen einen 11-Jahres-Vertrag, der es der Marine erlaubt, die Marconi- Patente zu nutzen und Funkmeldungen zu geringen Gebühren über die Marconi Stationen in aller Welt zu übermitteln. Im Vertrag werden 5 d pro Wort (das sind ca. 40 Pfg.) genannt. Dafür zahlt die Marine einmalig (umgerechnet) 432.000 M und bis 1914 jährlich 100.000 M an die Marconi Telegraph Co. 

5. April 1903: Die italienische Regierung stellt 800.000 Lire für den Bau einer sehr starken (ultrapotente) Funkstation bereit. Diese Station soll Marconi auf dem Monte Mario bei Rom errichten. Später wird der Monte Rosson als Standort ausgewählt. Zweck der Station ist der Funkverkehr mit Marconi-Schiffstationen, sowie mit einer von Marconi zu bauenden Station im Sudan und mit weiteren Stationen in den italienischen Kolonien. G. Marconi erhält ein persönliches Honorar von 25.000 Lire. Italien verpflichtet sich in diesem Vertrag ferner, für 14 Jahre keine andere als Marconi-Stationen zu benutzen, behält sich jedoch das Recht vor, auch Nachrichten von nicht- Marconi-Kriegsschiff-Stationen aufnehmen zu dürfen. 

6. April: Die Marconi-Antennenanlage in Glace Bay wird durch Eisbefall zerstört und die Firma beschließt, die Wellenlängen und die Sendemasten in beiden Atlantikstationen zu erhöhen

April 1903: Marconi nennt die Kosten für die Funkstationen auf Leuchttürmen, die er in England errichten möchte, mit ca. 6.000 bis 8.000 M pro Station. Seekabel kosten  dagegen ca. 4.000 M pro Seemeile. 

30. April: Veröffentlichung eines Funktelegramms von Präsident Roosevelt an König Edward VII, welches über Poldhu empfangen wurde, in der Londoner Times. Poldhu erhöht im gleichen Jahr die Wellenlänge von 1.650 m auf 2.000 m. 

April: Der britische Unterstaatssekretär A. Forster gibt bekannt, dass zur Zeit folgende Funkstationen in England betriebsbereit sind: Dover, Culver-Cliff**, Portland, Rame Head, Scillys** und Roches Point**. Im Laufe dieses Jahres werden dazukommen: Beve Island, Spurn Head**, Alderney, St. Abbs Head**, St. Anns Head**, Landguard, Port Patrick und Duncansby Head**. 
Die mit ** bezeichneten Stationen  sind auch für die Verbreitung von Nachrichten für Handels und Verkehrszwecke vorbereitet. Außerdem sollen eine Anzahl der zum Londoner Distrikt gehörenden Feuerschiffe mit Apparaten drahtloser Telegrafie ausgerüstet werden. 

Mai 1903:  Der Bruder des deutschen Kaisers, Prinz Heinrich von Preußen, kann über die (Telefunken) Bordfunkanlage des D „Deutschland“ auf der Reise von New York nach Deutschland keine Telegramme absetzen, weil Marconi-Stationen sich weigern, diese weiterzuleiten. (Marconi Review)

14. Mai 1903: In Toronto wird die de Forest Wireless Telegraph Co. eingetragen, welche eine funktelegraphische Abdeckung des Bereiches der Großen Seen beabsichtigt. 

Mai: Bei einem Essen im Quirinal-Palast in Rom begegnen sich Marconi und Kaiser Wilhelm II. Dabei drückt der Kaiser sein Missfallen über die Monopolpolitik der Marconi-Stationen aus, meine damit aber nicht Marconi persönlich. Dieser sagt in seiner Antwortrede, dass in seiner Firma er allein die Firmenpolitik bestimmt. Zwei Monate später, im Juli, besichtigt das englische Thronfolgerpaar die Poldhu-Station. (Marconi Review)

27. Mai: (andere Quellen 15. oder 17.Mai oder 15. Juli). In Deutschland findet auf ausdrücklichen Wunsch des deutschen Kaisers die Verschmelzung der Funksysteme Braun-Siemens und AEG-Slaby/Arco zum Telefunken-System statt. Das ist das Gründungsdatum der „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.“ durch AEG (System Slaby) und Siemens (System Braun). Der Name Telefunken wird zusammensetzt aus Tele(braun) und Funken(telegraphie). Bei der Gründung hat Telefunken 33 Angestellte. Erster technischer Direktor ist der Ing. Georg Graf von Arco (1869-1940), kaufmännischer Direktor wird Hans Bredow (andere Quelle: der Kaufmann Bargmann). Als Hauptzweck der Gesellschaft wird genannt: Lösung technischer Probleme, berufsmäßige Erfindung von technischen Komponenten und die Errichtung betriebsfertiger Funkstationen. Die Fertigung der Einzelkomponenten bleibt bei den Gründungs- bzw. Muttergesellschaften Siemens und AEG

Juni 1903: Nach einer Telefunken-Aufstellung werden die Küstenfunkstellen der Welt mit unterschiedlichen Systemen betrieben. 
Die Firma listet auf:
Deutschland:   11 Slaby/Arco, 1 Braun, 2 Marconi
Belgien:    1 Marconi.
Kanada:    3 Marconi, 1 de Forest.
Dänemark:   3 Slaby/Arco 
England:    6 Marconi (plus 22 im Bau befindlich).
Frankreich:    2 Branly Popp 
Niederlande:   2 Popoff Ducretet, 1 Marconi. 
Italien:    17 Marconi 
Japan:  7 Eigenbau, den europäischen Systemen nachgebildet.
Norwegen:   2 Branly-Popp.
Österreich-Ungarn:  1 Braun/Slaby/Arco
Schweden:   3 Slaby/Arco. 
Spanien:    2 Cervera, 1 Marconi, 5 Branly Popp
USA:    1 Fessenden, 7 Slaby/Arco/Marconi, 2 Marconi. 

26. Mai bis 8. Juli: Internationaler Telegraphenkongress in London. 

11. Juli: Poulsen erhält ein deutsches Patent (DRP 162.945) für ein Verfahren zur Erzeugung kontinuierlicher elektrischer Schwingungen beliebiger Frequenz für seinen Lichtbogengenerator mit Wasserstoffatmosphäre und magnetischem Feld. Mit diesem Patent baut die C. Lorenz AG seine Sender. 

Juli: Die Slaby-Arco-Gruppe meldet, dass man einige Kriegsschiffe und Signalstationen der Vereinigten Staaten mit drahtlosen Stationen ausgerüstet hat. Nun hat auch die mexikanische Regierung Funkstationen für die Stationsorte Cap Haro und Sta. Rosalia des Systems Slaby-Arco- bestellt. 

Juli:  Lee de Forest stellt seinen „Flame Detector“ vor, mit dem er die Funksignale der Schiffe im Hafen von New York aufnehmen kann. Diesen Detektor hat er 1900 durch Zufall entdeckt, als er beobachtet, dass die Gasbeleuchtung auf seiner Werkbank sich verändert, wenn er eine Spule einschaltet. Wenn also Gasflammen auf Hf-Signale reagieren, muss man sie auch als Empfangsnachweis bauen können (G.G. Blake) 

Juli: In einer Vorführung in der Royal Institution in London führt Prof. Fleming (Marconi) seine neuen Empfänger vor, die durch besonders scharfe Abstimmung störsicheren Empfang garantieren sollen. Zur Freude und zum Gaudium des Publikums sendet aber vom Dach des benachbarten Ägyptischen Theaters ein gewisser Mr. Neville Maskelyne mit einem unabgestimmten Funkensender das Wort „rats“ und andere unflätige Kommentare in die Übertragung. 

4. bis zum 13. August: In Berlin findet die erste Internationale Vorkonferenz für die Funkkonferenz im Herbst 1904 statt. Anwesend sind 40 Vertreter aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn (Korvettenkapitän L. Sellner) , Russland, Spanien und den Vereinigten Staaten. Der britische Vertreter bedauert, dass er den Beschluss der Konferenz nicht unterschreiben kann, weil es in seinem Land (noch) keine gesetzliche Regelung der Oberhoheit über alle Funkanlagen gibt. (siehe 15. August 1904). Als Marconi-Abgesandter nimmt sein alter Freund Luigi Solari an dieser wichtigen Vorkonferenz teil, die das Marconi-Monopol aufbrechen soll. In dieser Konferenz soll (nach G.G. Blake) die italienische Delegation vorgeschlagen haben, ein einheitliches Morse-Notsignal für die Schifffahrt zu benennen und dabei wird das SSSDDD benannt, welches wohl aber keine Mehrheit findet. 

10. August 1903: Bei den Übungen der britischen Flotte stört die Marconi-Station auf den Scilly Inseln den Funkverkehr der Schiffe derart, dass die Nachricht des Zusammenstoßes des (Kriegsschiffes ??) „Melampus“ mit dem D. „Rupert“ erst nach mehreren Irrtümern und nach 90 Minuten Verspätung richtig verstanden wird. 

22. August: G. Marconi geht an Bord der SS „Lucania“, um Reichweitenversuche zu unternehmen. Dabei veröffentlicht er an Bord die Nachrichten, die er mit der Station Cape Breton Nachrichten ausgetauscht hat. (Marconigram 8-1911)

19. September: Erste Siemens-Glühlampe mit einem Tantal-Glühfaden (94 Volt, 32 Kerzen). 

1. Oktober: Mit dem deutschen System "Telefunken" sind jetzt 163 Stationen weltweit ausgerüstet. 

Oktober:  In Frankreich geht die Station Eiffelturm in Betrieb (Datum??)

3. Oktober bis 3. November: Die erste internationale Funkkonferenz findet in Berlin (Leitung: Reichspost Unterstaatssekretär Sydow) statt. Sie dient u.a. auch als Vorbereitung der 1906-Konferenz. Teilnehmer: Neben Deutschland nehmen auch Österreich-Ungarn, Großbritannien, Frankreich, Italien, Russland, Spanien und die Vereinigten Staaten teil. Tagungsthemen: 
Beseitigung der Monopolbildung im Funkverkehr, 
Störung der drahtlosen Telegraphenstationen innerhalb der Funkreichweite. 
Tarife. 
Gegenseitige Verpflichtung zu gleichberechtigtem Funkverkehr und staatliche Aufsicht über das neue Kommunikationsmittel. 
Damit wird die Funktechnik erstmals in international gültigen Gesetzeswerken eingeführt. Italien schlägt (erneut ??) die Zeichen SSS DDD als Notsignal vor ( S = Ship. D = Danger). Eine endgültige Entscheidung wird vertagt, das Protokoll sagt aber: Funkstationen müssen einem Hilferuf Vorrang geben. 
Das Schlussprotokoll wird wegen der Bindung an das Marconi-System von Italien und Großbritannien nicht unterschrieben. Die Bestimmungen treten am 1. Juli 1908 in Kraft. 

Oktober:  Marconi gründet eine Schule für den Seefunkdienst in Seaforth/Liverpool. Unter dem Namen Marconi werden 62 Schiffs- und 25 Landstationen betrieben. Sie alle lehnen es ab, mit Stationen anderer Hersteller Funkverkehr durchzuführen (Marconi-Monopol). Die Stationen haben Anweisung, die Anrufe von Stationen fremder Systeme mit "sorry" zu beantworten. An anderer Stelle wird berichtet, dass Marconi mehrfach versucht hat, in Japan eine Erteilung auf seine Patente zu bekommen, wurde jedoch immer sehr höflich abgewiesen. Im Gegenzug arbeitet die japanische Marine seit 1896 daran, ein eigenes Funk-System zu entwickeln, welches, um Patentstreitigkeiten zu vermeiden, vom Marconi-System abweichen und trotzdem eine Reichweite von 80 km garantieren soll. 

Oktober: Das äußere Eider-Feuerschiff hat eine Anlage für drahtlose Telegrafie erhalten und benutzt das Rufzeichen EF. 

Oktober:  Der Telefunken-Empfänger E 4 wird mit einer elektrolytischen oder auch Schlömilch-Zelle ausgerüstet. Die Abstimmung erfolgt mit einem Drehkondensator und die Kopplung kann mit einer veränderbaren Spule erfolgen. 

Oktober:   Die Physiker H.F. Simon und M. Reich schalten Kondensatoren und Quecksilberbogenlampen zusammen und erzeugen damit elektromagnetische Wellen. 

Oktober:  Ein Lichtbogen-Telefonie-Sender von Koepsel erweist sich als nicht besonders effektiv, weil die Lichtbogen-Schwingungen sehr unstabil sind und am unteren Ende der Frequenzskala liegen. 

Oktober:  Die amerikanische Coast Guard rüstet den Cutter „Grant“ mit Funktelegraphie aus. 

Oktober:  In diesem Jahr werden die ersten Lodge-Muirhead-Funkstationen im Werk Elmers End in der Nähe von Beckenham/Kent produziert. Der Absatz gestaltet sich sehr schwierig, weil der europäische Bereich fast vollständig in Marconi-Hand ist. Neu im Programm ist ein System von schnell aufstellbaren Antennen für den militärischen und mobilen Einsatz 

Oktober:  Reichstelegrafenverwaltung und Reichsmarine beraten über die Errichtung einer Küstenfunkstelle (bei Norddeich), die für den Verkehr mit Kriegs- und Handelsschiffen bis zum Englischen Kanal geeignet sein soll. 

November:  Fessenden konstruiert eine Hochfrequenzmaschine (Maschinensender) und verwendet erstmals ein Mikrofon direkt in der Antennenleitung. Für den „High Frequency Alternator“ beantragt er sofort Patentschutz und erhält die US Patente 707.737 und 706.742 sowie die deutschen Patente 143.386 und 171.535. 

8. Dezember: Seenotfall D. "Kroonland" der Red Star Linie ca. 130 Meilen westlich von Fastnet mit einem Ruderschaden. Das havarierte Schiff kann eine Seenot-Funkverbindung mit Crookhaven herstellen und innerhalb von 90 Minuten empfängt das Schiff eine genaue Reparaturanweisung vom Reeder in Antwerpen (Marconigraph 12-1911)

Dezember: In England demonstriert de Forest sein Funken-Telegraphen-System zwischen Howth (Irland) und Holyhead über ca. 120 km. Die Telegraphiergeschwindigkeit wird mit 20 bis 30 WpM angegeben. In Gegenwart von Vertretern des Post-Office, der Marine und des Kriegsamtes werden willkürlich gewählte Telegramme zur vollen Zufriedenheit übermittelt. Nachdem Einzelheiten über die Schaltung der de Forest Anlage bekannt werden, kündigt die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie (Telefunken) in Deutschland an, dass sowohl der von de Forest verwendete Geber als auch der elektrolytische Empfänger durch ihre Patente geschützt sind und daher Patentklage erhoben wird. 

Dezember:  In der Welt gibt es nach einer Aufstellung 360 (andere Quelle: 260) Funkstellen nach dem System Marconi und zusammen ca. 220 nach den Systemen Slaby-Arco und Siemens-Braun.  Deutschland mit 88, die USA mit 61, Schweden mit 20 und Österreich mit 13 Stationen halten dabei die größten Anteile am deutschen System.  Nach einer Meldung in der Lloyds List hat Cunard jetzt acht Schiffe und der Norddeutsche Lloyd  fünf Schiffe ausgerüstet. Folgende Reedereien haben drei oder vier Schiffe mit Funk ausgerüstet: Allen Line, Atlantic Transport Line, America Line, Generale Transatlantique, Red Star Line und Hamburg-Amerika-Linie. Schiffe in der Küstenfahrt senden zumeist auf Wellenlängen um 100 m (Aitken)

Dezember: Im abgelaufenen Jahr haben die deutschen See-Telegraphen-Stationen Rixhöft, Arkona, Marienleuchte, Bülk, Cuxhaven, Helgoland, Borkum (Leuchtturm und Feuerschiff) insgesamt 1.508 Funktelegramme befördert.


Neu auf dem Büchertisch 1903
November: Im Verlag B.G. Teubner, Leipzig erscheint die Schrift "Die drahtlose Telegraphie in ihrer Verwendung für nautische Zwecke" von Dr. Rudolf Blochmann, Kiel zum Preis von Mk 0,60. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version:  08-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1904

Januar:  Der Liste der Durchschnittsheuern der deutschen Handelmarine kann man entnehmen: Kapitän > 250 Mk, 1. Offz. 210 Mk, 2. Offz. 150 Mk, 3. Offz. 120 Mk und 4. Offz. 100 Mk. Ein Telegraphist/Signalist taucht in der Übersicht der Heuern erstmals für das Vorjahr auf. Er verdient monatlich 65 Mk. Über den Anteil an den Bordgebühren macht die SBG Statistik keine Angaben. Diese Heuerübersicht ist von 1903 bis 1912 gleichbleibend. 

6. Januar: Die k.u.k. Kriegsmarine bestellt bei Siemens und Halske:
 4 Telegrafiefunkstationen komplett (13.310 Kronen/Stck)
 3 Empfänger (3.800 Kronen/Stck)
Dazu (Preise per Stück) : „Flaschenbatterien“ (610 Kronen), Funkenstrecken (50 Kronen), Wellenmesser (2.135 Kronen) und Kohärer (21,60 Kronen). 

13. Januar: Geburtstag des späteren AEG-Ingenieurs Eduard Schüller. Er wird 1935 das erste Magnetophon und 1953 das Schrägaufzeichnungsverfahren mit rotierendem Magnetkopf vorstellen. 

15. Januar: Wehnelt erhält das Patent Nr. 157 845 auf seinen im Vorjahr gebauten Wechselstrom-Gleichrichter nach dem Edison-Effekt (Stromfluss durch einen evakuierten Glaskolben). 

20. Januar: Erste Übermittlung eines Pressedienstes über die transatlantische Funkstrecke. 

1. Februar:  Marconi führt für seine Stationen verbindlich das Funkzeichen CQD als Notsignal ein. (CQ = Anruf an alle Stationen D=  distress, volkstümlich "come quick danger"). In der Marconi-Anweisung steht, dass das Signal nur auf Anweisung des Kapitäns gesendet werden darf und dass der Missbrauch die sofortige Entlassung des Funkers zur Folge hat. Auch die USA führen dieses Signal für ihre Schiffe ein. 

Am 11. März erprobt Hermann Anschütz - Kaempfe auf dem Dampfer "Schleswig" vor Kiel seinen Kreisel-Kompass, für den er etwas später das Reichs-Patent Nr. 182 855 erhält. 

12. März 1904: Die Western Union und Marconi schließen in den USA einen Vertrag, nach dem die Western Union die Marconi Funktelegramme überall in den USA zustellen und auch annehmen wird. 

15. März: Die belgische Telegraphenverwaltung öffnet den allgemeinen Telegraphendienst zwischen der Küstenfunkstelle Nieuport (Bain) und den belgischen Kanaldampfern. Zur normalen Telegraphengebühr kommt ein Zuschlag von 16 Pfg. pro Wort. 

1. April: In Cuxhaven wird eine militärische Funkstation (Marinefunkenstation) in Betrieb genommen, die auch für den öffentlichen Funkverkehr zugelassen ist. Die Station befindet sich in einem Schuppen an der Alten Liebe in der Nähe des Postamtes 2. Die wichtigste Gegenstation ist das Feuerschiff Elbe I, auf dem eine Funkanlage, die der Hamburger Senat bestellt hatte, installiert ist. Die Stromversorgung erfolgt durch Akkumulatoren, welche durch einen mit einem Benzinmotor angetriebenen Generator aufgeladen werden können. Als Antennenanlage wird eine Anordnung von drei Holzmasten (max. 42 m) mit Draht bespannt. Der längste Mast wird von der Marine als Signalmast benutzt. 

April: Die Reichsmarine gibt bekannt, dass im Bereich der Marineverwaltung als Notzeichen das Morse-SOS festgesetzt wird. "Die Morsegruppe ist andauernd zu geben, bis das Gespräch der anderen Stationen aufgehört hat". 

18. Mai : Chr. Hülsmeyer führt sein "Telemobiloskop" (Vorläufer des Radars) auf der Rheinbrücke vor. Seit dem 30. April hat er das Reichspatent Nr. 165 546 für "ein Verfahren, um entfernte metallische Gegenstände mittels elektrischer Wellen einem Beobachter zu melden". Er baut seine Geräte auf der Hohenzollernbrücke auf und bei der Annäherung eines Schleppzuges wird ein Klingelsignal ausgelöst. Die anschließenden Vorführungen in Rotterdam vor Fachleuten zeigen nicht den gewünschten Erfolg. Ein Fachmann: „Vom Prinzip her ein Irrtum, man wird nie wieder etwas davon hören.“ 

Mai: Die italienischen Marconi-Landstationen an der Ostküste Italiens (Venedig, Ancona, Lucca und Gargano) stehen vor der Inbetriebnahme. Aus diesem Anlass gibt die k.u.k. Marine für ihre Stationen die Anweisung, Funksprüche sorgfältig zu verschlüsseln. 

Mai: Das österreichische Handelsministerium hat Marconi aufgefordert, Kostenvorschläge für drei Küstenfunkstationen (Opcine bei Triest, an der Südspitze Istriens und auf der Insel Lissa) abzugeben. Diese Meldung wird später (ETZ 21/1904) durch die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie als unrichtig bezeichnet. 

4. Juni: Über die Marconi Funkstelle wird die erste tägliche Funkpresse (Cunard Daily Bulletin) auf das RMS „Campania“ übertragen und an Bord veröffentlicht (Marconigraph 1911 Juni). 

16. Juni: Die heute verkündetet Telegraphenordnung für das Deutsche Reich (Zentralblatt für das Deutsche Reich 1904 Nr. 28) tritt am 1. Juli 1904 in Kraft. Der § 15 befasst sich mit Seetelegrammen. Das sind Telegramme, die mit Schiffen in See mittels der an der Küste vorhandenen Seetelegraphen gewechselt werden. Der Absender kann durch den Vermerk „x-Tage“ vor der Adresse bestimmen, wie lange sein Telegramm durch die „Seetelegraphenanstalt“ bereitgehalten werden soll. Unzustellbare Funktelegramme werden am 30. Tag nach der Aufgabe als unbestellbar zurückgelegt, wenn der Absender es nicht anders bestimmt. Die Gebühr (für die Seetelegraphenanstalt) beträgt 80 Pf für jedes Telegramm zusätzlich zu den gewöhnlichen Telegrammkosten. . 

Juli: Die Eastern Telegraph Co. gibt bekannt, dass sie auf den Azoren drahtlose Telegrafen Stationen nach dem System de Forest einrichten wird. 

Juli: Scheveningen - Radio beginnt seinen Dienst. Die technische Ausrüstung stammt von Telefunken. 

1. Juli: Im Deutschen Reich treten eine Reihe von Änderungen zum Internationalen Telegraphenvertrag von Petersburg (7/1875) in Kraft. Neu bei den Geräten ist z.B. der Klopfer, der Baudot- und der Wheatestone Apparat. Dienstvermerke, z.B. D, TC usw. werden ab sofort zwischen Doppelstriche (-...-) gesetzt. Bisher waren hier Klammern üblich. Neu ist auch das Zeichen ...-.- (SK) für „aufgearbeitet“. Der Morse-Doppelstrich kennzeichnet auch die Trennung der einzelnen Telegrammteile. Künftig erhalten Telegramme von Schiffen in See die dienstliche Angabe „Seetelegramm“, bei Telegrammen nach See wird diese Angabe künftig weggelassen. 

1. August: Italien eröffnet den öffentlichen „Funkentelegraphendienst“ mit Schiffen an seinen Küsten. 

11. August: Die britische Postverwaltung und die Marconi Gesellschaft schließen einen Vertrag, der Erleichterung im Funkverkehr und Ausnahmen im Patentrecht vorsieht und außerdem die Übernahme der Marconi-Küstenfunkstellen durch die britische Postverwaltung ermöglicht. 

15. August: In England wird der "Wireless Telegraph Act, 1904" beschlossen. Dieses Gesetz sieht eine Lizenzierung aller in England betriebenen Funkanlagen vor. Davor hatte sich die drahtlose Telegraphie „ziemlich regellos entwickelt“. Der unkontrollierte Bau von Stationen, die Erfahrungen aus dem Berliner Funkvertrag von 1903 und der russisch-japanische Krieg bewirkten eine beschleunigte Inangriffnahme staatlicher Reglementierung. Am 18. Juli ging der Gesetzentwurf dem Parlament zu und schon am 15. August wurde er von Unter- und Oberhaus abgesegnet. Die Kernpunkte des Gesetzes: 
Niemand darf ohne Konzession des General Postmaster eine Funkanlage errichten oder betreiben. 
Strafandrohung: Geldstrafe, Gefängnis oder Zwangsarbeit. 
Für fremde Schiffe in britischen Gewässern erlässt der General Postmaster die Vorschriften, wie und wo die Funkanlage zu benutzen ist. Das Gesetz hat eine vorgesehene Laufzeit zunächst bis zum 31. Juli 1906. Im Folgejahr werden zu diesem Gesetz die Bestimmungen über Lizenznehmer veröffentlicht. Danach gibt es drei Arten von Lizenzen:
a. für geschäftliche Anlagen
b. für experimentelle Zwecke
c. für Privatanlagen.
Bei Küstenstationen nach a) dürfen nur britische Untertanen beschäftigt werden. Man rätselt in der englischen Presse jetzt, ob G. Marconi – weil er oft und gern in Poldhu an der Taste sitzt – die britische Staatsbürgerschaft annehmen wird. Das Fernmeldegeheimnis wird ebenfalls in den Zusatzbestimmungen geregelt. 
Zunächst wird in internationalen Kreisen gehofft, dass sich die britische Verwaltung vom Marconi-Monopol lösen wird, tatsächlich stärkt das Gesetz die Position Marconis gegenüber anderen Funksystemen, denn das General Post Office bindet sich über 11 (8) Jahre an das System Marconi. 

18. August: In der ETZ (1904 S 711) erscheint ein langer Artikel „Die Abstimmung funkentelegraphischer Sender (erste Mitteilung)“ von Prof. A. Slaby. Darin beschreibt er die technische Realisierung dieses Problems, welches den Weg für eine weltweit weitgehend störungsfreie Kommunikation ebnen und zur Verbreitung des Mediums Funkentelegraphie beitragen wird. Weitere Teile erscheinen in der ETZ 1904/S. 777, 915 und 1085. Die Themen dieser Fortsetzungen: Sender mit Transformator, die Dämpfung, direkt erregte Sender mit verstimmender Dämpfung usw. Später (Sept. 1906) wird die Artikelserie kritisch von Max Wien kommentiert. Dieser Kritik widerspricht Prof. Slaby in einem Leserbrief (ETZ 42/1906). 

27. August: Im Western Electrician wird berichtet, dass eine in der Gründung befindliche Gesellschaft drei Küstenfunkstellen mit dem System Marconi einrichten möchte, nämlich in Finisterre, Tarifa und Palos. 

27. August 1904: Auf der Weltausstellung in St. Louis hat die de Forest Gesellschaft sieben Funkstationen aufgebaut. Die größte davon befindet sich auf einem 91,5 m hohen Turm, der mit einem Personenaufzug und einer Plattform in 30,5 m Höhe sowie einer Glasfront ausgestattet ist.  Im November wird von hier aus erstmals ein Nachrichtenaustausch mit einem in 800 bis 1.500 Fuß Höhe befindlichem „Luftballon“ stattfinden. 

September: Admiral Jackson lädt Marconi auf das Schlachtschiff „Duncan“ ein, um Gast bei seinen Telegraphie-Tests über große Distanzen zu sein, bei dem es um Meldungen von und nach Gibraltar geht. 

27. September: Erstes Poulsen-Patent, das aber erst 1906 ausgestellt wird: „Afsendersystem til Telefonering ude Traad udsted den 18. Jan. 1906 beskyttet fra den 27.Sept.1904.“

28.September: Frankreich erlässt ein Funkentelegraphengesetz. Es bestimmt, dass neben staatlichen auch private Gesellschaften Funkbetrieb durchführen können und es enthält Sonderbestimmungen für den Mobilmachungsfall und den Funkbetrieb zwischen Stationen beliebiger Systeme. (Thurn) 

1. Oktober: Die russische Firma Siemens & Halske bildet eine eigene Abteilung für drahtlose Telegraphie. Vertrieben werden Geräte des Systems Popoff/Gesellschaft für drahtlose Telegraphie (Telefunken). 

Oktober:  Fessenden und Alexanderson führen ihre Hochfrequenzmaschinen vor. Das vorgeführte Modell sendet auf der Frequenz = 81 kHz und hat eine Leistung von 1 kW. Damit ist ein neuer Weg für die Aussendung ungedämpfter Funkwellen vorgezeichnet. 

27. Oktober: In einem Bericht in der ETZ wird berichtet, dass die neue italienische Funkstation Bari eine Reichweite von 600 km hat. Die übrigen 14 Stationen des Landes haben nur eine Reichweite von ca. 300 km. Alle Stationen sind für den Telegrammaustausch mit Marconi-Schiffsstationen offen. Als Zusatzgebühr werden 0,62 frcs. pro Wort angegeben. 

November: Die amerikanische Marineverwaltung beabsichtigt, die Einrichtungen drahtloser Telegrafie auf dem Nantucket Feuerschiff auszuwechseln. Anstelle der Marconi Anlage soll jetzt eine nach dem System Rochefort eingesetzt werden. Da aber die meisten Fahrgastschiffe Marconi-Anlagen an Bord haben, wird mit Störungen gerechnet. Die nächsten Marconi-Küstenfunkstellen sind in Liaconsett/Mass. und Sagaponack/Long Island. (andere Quelle): Die Marconi Station auf dem Nantucket Feuerschiff wird auf Anweisung der US Regierung entfernt und durch eine Telefunken Station ersetzt. Im Auftrag wird ausdrücklich vermerkt, dass die Station mit Funkanlagen eines jeden Systems Funkverkehr aufnehmen muss. 
Gleichzeitig wird gemeldet, dass die Topedobootstation Nantucket als Relaystation für Handelsschiffe zur Verfügung steht. Sie ergänzt das Netz der bereits für diesen Dienst geöffneten Marinestationen an der US Ostküste (Portsmouth, Cape Ann, Boston, New York, Cape Cod, Montauk, Navesink, Cap Henry, Dry Tortugas, San Juan (Culebra), Yerba Buena und Mare Island. 

17. und 18. November: (andere Quelle: 16. Februar 1905): Prof. Braun hält in Berlin eine Vorlesung für die Schiffbautechnische Gesellschaft über "Unsere Methoden und Ziele der drahtlosen Telegraphie". Unter den Gästen: Kaiser Wilhelm II und der Ehrenvorsitzende, der Großherzog von Oldenburg. Braun referiert u.a. über Richtwirkung durch richtige Phasenwahl bei der Abstrahlung. Danach wird ihm eine Professur in Berlin angeboten, die er ablehnt. 

16. November: Fleming erhält das britische Patent 24 850  auf die Verwendung einer Glühkathodenröhre als Detektor von Hochfrequenzsignalen (unter Ausnutzung des Edison-Gleichrichter-Effekts). Diese Dioden werden 1905 von der Edison Swan Electric Co. hergestellt. Nach einem Bericht im Marconi Review war es die zunehmende Schwerhörigkeit von Prof. Fleming, die ihn nach Wegen suchen ließ, empfangene Funksignale sichtbar zu machen. Er fand einige Glühlampen, die Edison ihm nach der Entdeckung des „Edison-Effektes“ 1889 geschenkt hatte, wieder und baute eine Metallplatte in die Glasröhre. Jetzt konnte er mit dem Galvanoskop nicht nur den Gleichrichtereffekt, sondern auch die Feldstärke aufzeigen. Am 30. November informiert er Marconi, der die neuen Röhren sogleich patentieren und fertigen lässt. Fleming hatte einen ähnlichen Effekt schon 1890 beobachtet, als er mit Lichtbögen arbeitete. 1909 wird er anregen, den Heizfaden aus Wolfram zu fertigen.

November: Telefunken führt den Zwischenkreis im Empfänger ein. 

November: In der amerikanischen Station Glace Bay und in Poldhu wird die Wellenlänge von 2.000 m auf 3.600 m geändert und im Dezember erhöht Poldhu noch einmal auf 4.250 m. 

November: Die Firma Lodge-Muirhead installiert eine Funkstrecke zwischen Burma und den Adamanen über ca. 300 Meilen. Obwohl die atmosphärischen Störungen erheblich sind, kann man mit Morsegeschwindigkeiten zwischen 17 und 20 WpM arbeiten.(G.G.Blake). Im gleichen Jahr beantragt die Firma, im Süden Englands eine Funkstrecke zu betreiben. Dies wird vom British Post Office abgelehnt. Grund: Die neuen Stationen würden die vorhandenen Marconi-Stationen stören. (Aitken)

17. November: In einem Bericht der ETZ (1904 S 977) beabsichtigt die französische Regierung die Errichtung einer starken Funkstation auf einer Insel vor dem Festland. Ferner wird berichtet, dass de Forest ein Netz von Küstenfunkstellen auf den Großen Seen (USA/Kanada) einrichten will. Sie sollen insoweit den Schiffen auch als Orientierungshilfe dienen, weil sie bei Sturm und Nebel ihre Ruf-Signale aussenden. Diese werden aus dem Namen gebildet. White Fish Point strahlt also bei Gefahr WFP ab und an Bord weiß man, dass man sich in der Nähe bzw. auf der Zielfahrt auf diese Station befindet. 

Dezember:  Gründung der Küstenfunkstelle San Francisco Radio / Bolinas mit dem ersten Rufzeichen PH, welches später in KPH umbenannt wird.

22. Dezember: In der ETZ (S 1096) wird berichtet, dass der auf der Ausreise von Bremerhaven nach Libau befindliche D „Lahn“ des Norddeutschen Lloyd das von seiner Position vertriebene Feuerschiff Elbe I antraf, mit seiner Telefunken Anlage sofort den Lotsenkommandanten in Cuxhaven benachrichtigt hat, der für schnelle Hilfe sorgte. Im gleichen Artikel steht der Bericht von der Rettung der 40 Menschen, die auf einer Eisscholle auf das Meer vertrieben waren. Der durch Funk alarmierte Eisbrecher „Jermack“ kann alle Personen retten. 

29. Dezember: Mit dem heutigen Datum erscheint ein Artikel von Dr. Georg Seibt (der gerade einen Schriftwechselstreit mit Graf Arco wegen diverser Patentverletzungen hinter sich hatte) in der ETZ (52/04). Der Titel: „Lässt sich in der drahtlosen Telegraphie der Empfänger auf den beiden Wellen des Senders abstimmen ?“ Er schlägt vor, für die zweite Welle einen Kondensator zuzuschalten, weist aber auf die Schwierigkeit hin, mehrere Kreise präzise abzustimmen. 


Neu auf dem Büchertisch 1904
Im Verlag C. Duncker erscheint: „Telegraphie ohne Draht, Röntgenstrahlen, Teslalicht“ von Heinz Bauer. Das 230 Seiten Buch hat 98 Abbildungen und kostet 4 M. 
„Die drahtlose Telegraphie“ von Ing. Adolf Prach, k.k. Regierungsrat a.D.  (Hefte 4 und 5 der Sammlung elektrotechnischer Vorgänge), Verlag Ferdinand Enk und vom gleichen Verfasser und Verlag: „Die Fortschritte auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie“. Darin werden die Vorarbeiten von Morse, Lindsay, Wilkins,  Rathenau, Strecker, Preece, Willougby Smith, Evershed, Phelps, Edison, Dolbear, Kitsee, Somzee, Lodge, Zickler, Nodon usw. vorgestellt. Im Hauptteil werden die Arbeiten von Righi, Sarasin, de la Rive, Lodge, Branley, Blondel, Schäfer, Marconi, Maxwell, Poynting und Hertz gewürdigt. Im Ergänzungswerk werden die Systeme Marconi, Braun, Slaby-Arco, Fessenden, de Forest, Lodge-Muirhead, usw. eingehend beschrieben. 
Im Verlag Julius Springer Berlin erscheint zum Preis von 6 Mark „Telegraphie und Telephonie ohne Draht“ von Otto Jentsch, kaiserlicher Ober-Postinspektor. In einer Buchbesprechung heißt es u.a: „Der Verfasser hat eine Darstellung gewählt, die es jedem Gebildeten ermöglicht, ohne besondere mathematische und physikalische Vorkenntnisse in die Geheimnisse der drahtlosen Telegraphie (und Telephonie) einzudringen“. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1905

Januar: Für die neu eingerichtete Funkentelegrafenstation bei Scheveningen ist das Anrufsignal SCH, für die Station bei Porquerones wird PQ und für die auf der Insel Quessant Q als Anrufsignal festgelegt. Die 200-km-Station Scheveningen wird gerade für den Betrieb auf eine Entfernung von 300 bis 400 km umgerüstet. 

7. Januar: Nach einer Meldung im Western Electrican hat ein Major Squier vom Signal Corps der USA mit lebenden Bäumen als Antennen experimentiert und dabei Entfernungen von 3,6 km überbrückt. Dazu bohrt er in Zweidrittel der Baumhöhe ein Loch, treibt einen Kupferstab hinein und verbindet diesen mit der Funkanlage. .Der Major lässt sich später (August 1905) patentieren, dass die Wurzeln des Baumes als Erdverbindung und die Zweige und Blätter die  (Dach)-Kapazität darstellen. 

25. Januar: Die britische White Star Line hat die Ausrüstung ihrer Dampfer mit Marconi Funkanlagen angeordnet. 

Januar: Die Marconi Gesellschaft veröffentlicht eine Broschüre, die für den neu eingerichteten Dienst Land-Schiff ein Verzeichnis aller Marconistationen und aller Fahrgastschiffe mit ihren Routen und ihrer Erreichbarkeit auflistet. Außerdem veröffentlicht die Firma jetzt einen eigenen Telegraphenschlüssel und ein Verzeichnis der Firmen, die den Schlüssel benutzen. Das Verzeichnis kostet 20 M. 

25. Januar: Die zwischen Schiffen auf See und französischen Küstenfunkstellen übermittelten Privat-Funktelegramme kosten pro Wort 75 Cent plus übliche Landgebühr. Die Gebühr für beide Richtungen (Land-See, See-Land) wird immer vom Landteilnehmer eingezogen. 

24. Februar: In der ETZ steht, dass die Erreichbarkeit der Nordatlantik-Schiffe von Poldhu aus noch begrenzt ist. Telegramme werden nur bis zum 3. oder 4. Tag nach der Abfahrt von Liverpool durch Poldhu ausgestrahlt. Für die verbleibenden 3 oder 4 Tage der Reise werden Funktelegramme über Kabel nach Amerika geschickt und von dort per Funk an die ankommenden Schiffe gesendet. 

28. Februar: Vreeland erhält das amerikanische Patent 829 447 zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen mittels Rückkopplung. 

Februar: In einem Vortrag G. Marconis vor der Royal Institution geht er auf die Probleme der unbefugten Aufnahme von offen gesendeten Funkmeldungen ein, er beschreibt seinen neuen Magnet-Detektor (wohl das Einthoven String Galvanometer für die Aufnahme sehr schnell gesendeten Meldungen mit einem sehr feinen versilberten Glasstab in einem sehr starken Magnetfeld)  und gibt sich optimistisch, dass der transatlantische drahtlose Depeschendienst bald zuverlässig arbeiten wird. Besondere Bedeutung hat hier, wie er sich ausdrückt „der schädliche Einfluss des Tageslichtes auf die Aussendung über große Entfernungen“. 

Februar:  Mittelmeer-Reise Kaiser Wilhelm II auf dem mit einer Telefunken-Anlage ausgerüsteten Dampfer "Hamburg" der HAPAG. Die Marconi-Station Borkum verweigert (weisungsgemäß) die Annahme von Nachrichten des Schiffes. 

Am 1. März wird eine erste "Funkentelegraphische Abteilung" im deutschen Heer gegründet. 

Am 30. März erscheint das Amtsblatt Nr. 16 des RPA (Reichspostamt). Es enthält u.a. Vorschriften für Seenot-Telegramme. Am gleichen Tage wird eine „Bekanntmachung“ im Zentralblatt für das Deutsche Reich abgedruckt (Seite 84), in der bestimmt wird, dass Telegramme zwischen dem Reichs-Telegraphennetz und den mit Funkentelegraphenstationen ausgerüsteten Seeschiffen durch Vermittlung von Küstenstationen ausgewechselt werden müssen. Funktelegramme von Schiffen tragen im Kopf zuerst die Küstenstation und dann den Schiffsnamen. Die 80 Pfennig Sondergebühr für Funkentelegramme heißt hier „Seezuschlag“. Als öffentliche Küstenstationen für Funkentelegraphie mit ununterbrochenem Dienst werden hier genannt: Rixhöft/KRX, Arcona/KAR, Marienleuchte/KMR, Bülk/KBK, Helgoland/KHG,  Cuxhaven/KCX,  Borkum Leuchtturm/KBM und   Borkumriff Feuerschiff/FBR
Küstenfunkstellen mit beschränktem öffentlichen Verkehr sind: Bremerhaven Lloydhalle/KBH, Weser FS/FWF und Elbe I FS/FEF.
Mit dem später erschienen Amtsblatt Nr. 46 kommt noch mit beschränkt öffentlichem Verkehr das Feuerschiff Außenjade mit dem Rufzeichen JA dazu. 
Es folgen die Anrufzeichen der 13 mit Telegrafiefunk ausgerüsteten deutschen Handelsdampfer (siehe Mai 1905).
Im Abschnitt H4 werden drei neue Morse-Sonderzeichen eingeführt:
------ (6 Striche): Ruhezeichen, darf nur von öffentlichen  Küstenfunkstellen gegeben werden.
…---… (SOS), das Morse Notzeichen. Es wird von einem Schiff in Seenot solange wiederholt, bis alle anderen Stationen den Verkehr abgebrochen haben..
…-. (SN) Suchzeichen, von Schiffen mit eigenem Rufzeichen gegeben, wird durch ein hier ist … mit Rufzeichen oder Name beantwortet. 

März:  Die C Lorenz AG gründet in den Berliner Werken eine Abteilung „Drahtlose Telegraphie“. Nach Versuchen mit den Geräten des De Forest-Systems entscheidet man sich im Folgejahr für das Poulsen-System, für das man die Lizenzen für Deutschland und Österreich-Ungarn erhält. 

März: Die Funkstationen auf Borkum Leuchtturm und  Borkumriff-Feuerschiff, die bisher dem Norddeutschen Lloyd gehörten, sind in den Besitz der Reichspostverwaltung übergegangen. Gleichzeitig werden die Apparate des Systems Marconi gegen solche des Systems Telefunken ausgetauscht. (ETZ 39/1905).  (Anm: Von der Kaiserreise und den abgewiesenen Kaiser-Funktelegrammen durch die Marconi Station Borkum erwähnt die sonst sehr gut informierte ETZ nichts)

Am 1. April  veröffentlicht das Reichspostamt die "Vorschriften für den Gebrauch der Funkentelegraphie im öffentlichen Verkehr". Es regelt u.a. den Funkverkehr zwischen Schiffen und Schiffen und Küstenfunkstellen, die Übermittlung von Funktelegrammen und die Bestätigung, dass die Vorschriften des Internationalen Telegrafenvertrags für das Deutsche Reich sinngemäß gelten. 

12. April: Mit dem DRP 186 084 und der British Priority 16.11.1904 lässt sich Fleming (Marconi) die Verwendung der Glühkathodenröhre als Empfangsgleichrichter schützen. Diese Röhrenanordnung beruht auf physikalischen Arbeiten von Wehnelt und hat einen geringen (Gleichrichter) Wirkungsgrad, weil sie Restgase enthält, d.h., es fließt neben dem Elektronen- auch noch ein Ionenstrom. Beim Einsatz zeigt sich, dass sie zur Zeit dem Detektor nicht überlegen ist. Auch Lodge benutzt Gleichrichterröhren. 

14. April 1905: Wie der Electrian Engineer berichtet, ist der Patentprozess zwischen Marconi und de Forest zugunsten Marconis entschieden worden. Es geht um den einseitig geerdeten Luftdraht und Sender und Empfänger. Später (19. März 1906) untersagt ein US Gericht de Forest die Verwendung geerdeter Antennen. Vorher hat Marconi seinen Assistenten W.W. Bradfield angewiesen, inkognito die de Forest Radio Station auszuspähen. Wie weiter berichtet wird, hat sich Marconi eine Vorrichtung patentieren lassen, die den Empfang mehrerer Wellen mit einem Luftdraht ermöglicht. Die Antenne wird dazu mit mehreren Erdverbindungen versehen, die je eine andere Kapazität und Induktivität erhalten. Damit ist nach Marconi ein selektiver Empfang möglich. 

Ab 14. April sollen alle in Deutschland eingesetzten Marconi-Funk-Apparate auf Veranlassung eines preußischen Ministers durch Telefunken-Geräte ersetzt werden. 

Mai:  Marconi macht Versuche zur Entwicklung einer (horizontal polarisierten) Richtantenne, die er „geknickte L-Antenne“ nennt, und erhält darauf ein Patent. Mit einer ähnlichen Antennenanordnung hat schon Jonathan Zenneck Anfang des Jahrhunderts eine Richtwirkung festgestellt. Eine entsprechende Antenne wird in Cliften (Irland) gebaut und soll Richtfunkverbindungen zu Schiffen ermöglichen. Am 16. März heiratet Marconi Beatrice O’Brian, die 19-jährige Tochter von Lord Inchiquin in der Mayfair Kirche (3 Kinder, Scheidung 1924)

27 - 28. Mai: Nach einem Angriff der japanischen auf die russische Flotte in der Seeschlacht von Tsushima beginnt der russisch-japanische Krieg. Sie gilt als die erste moderne Seeschlacht der Geschichte und endet mit der vernichtenden Niederlage der russischen Kriegsflotte. Nach einem Bericht im Marconi Review haben die Japaner Marconi Funkanlagen an Bord, und deren Überlegenheit gegenüber den Anlagen der Mitbewerber sei für den Ausgang der Schlacht entscheidend gewesen. Die Russen hätten zwar Marconi-Stationen bestellt, seien aber – so Marconi - von der Marineleitung mit weniger effektiven Apparaten eines oder mehrerer Mitbewerbers (Telefunken ??) ausgerüstet worden.
Eine andere Meldung: Für die mit de Forest-Anlagen ausgerüsteten Schiffe in dem russisch-japanischen Krieg hat sich der neue magnetische de-Forest-Detektor, der „Responder“ sehr bewährt. Nach Vorarbeiten von Neugeschwender, Schloemilch, Ferrie, Fessenden, Vreeland und Wehnelt haben Smythe und de Forest diesen elektrolytischen Detektor weiterentwickelt. Das Prinzip: Der Antennenstrom wird durch eine elektrolytische Paste/Flüssigkeit geführt, die sich zwischen zwei sorgsam in ihrem Abstand abzustimmenden Elektroden befindet. 

Mai:  Aus der Tagespresse und Telefunken-Unterlagen:
Erster kriegstechnischer Einsatz der Funktelegrafie im russisch-japanischen Krieg und beim Herero-Aufstand in Deutsch- Südwest-Afrika,. 
Die Flotte Russlands ist mit Funkstationen des Systems Telefunken ausgerüstet, während die Landstation Port Arthur nach dem System Popoff-Ducretet arbeitet. Nach Berichten der Telefunken-Ingenieure, die bis Suez bzw. Madagaskar an Bord sind, arbeiten die Anlagen einwandfrei. Später vorgebrachte Mängelberichte Russlands führt man bei Telefunken auf die schlecht ausgebildete Bedienungsmannschaft zurück. Telefunken meldet später, dass in diesem Krieg ca. 50 drahtlose Stationen des Systems Telefunken verloren gegangen sind. Die stärkste Station (Reichweite 750 km) wird auf dem früheren Lloyddampfer "Maria Theresia" (Österreichischer Lloyd), der als Hilfskreuzer "Ural" dem baltischen Geschwader angehört, eingebaut. Das Schiff soll als erste Station mit Wladiwostok arbeiten, was aber nicht gelingt, weil die "Ural" in der Seeschlacht von Tschuschima zerstört wird. Das erfolgreicher arbeitende japanische Funksystem wird dem Physiker Prof. Kimura zugeschrieben, der Einzelheiten des Marconi- und des Telefunkensystems verwertet. Die de Forest-Funkanlagen haben als Empfänger den neuen „Responder“, der auch „anti-coherer“ genannt wird, und zu den elektrolytischen Detektoren gehört. Das kommt wohl daher, dass die Elektroytpaste (eine Mischung aus Bleioxyd, Glyzerin und Wasser) in einer Glasröhre zwischen zwei einstellbaren Elektroden (Abstand 0,2 mm) befindet. 
Bei den Herero-Kriegen in Südwest-Afrika wird als großer Vorteil der Funketelegrafie angesehen, dass die Hereros weder Funkmeldungen aufnehmen noch diese stören können. 

Mai: Die im Heft 21/1905 der Zeitschrift "Hansa" abgedruckte Tabelle der Küsten-Telegrafen-Stationen auf der Erde listet 129 Stationen in 25 Ländern auf. Während bei den deutschen, dänischen, französischen, niederländischen, mexikanischen und  portugiesischen Stationen steht: Öffentlicher Verkehr mit allen Systemen", heißt es bei den Stationen Großbritanniens, Irlands, Italiens und Kanada "Öffentlicher Verkehr nur mit Marconi-Stationen". Einige Länder (z.B. USA) haben sich noch nicht festgelegt (Fragezeichen), andere (z.B. Paola/Österreich-Ungarn sind noch als Versuchsstationen gekennzeichnet. In Deutschland sind betriebsbereit: Rixhöft/KRX, Arkona/KAR, Marienleuchte/KMR, Bülck/KBK, Helgoland/KHG, Cuxhaven/KCX, Brunsbüttelkoog/KBR, Bremerhaven Lloydhalle/KBH (nur für Lloyd-Schiffe, dort arbeiten zwei Beamte im Schichtdienst), Borkum/KBM und drei Feuerschiffe. 
Die im gleichen Heft veröffentlichte Tabelle der Funkentelegrafen-Stationen auf Handelsschiffen umfasst 9 belgische, 14 deutsche, 5 französische, 11 englische, 4 holländische und 7 Schiffe der Vereinigen Staaten. In Deutschland sind danach mit Funk ausgerüstet:
Deutschland/DDL, Moltke/DDM, Blücher/DDB, Meteor/DMR, König Albert/DKA , Kaiser Wilhelm der Große/DKW, Kaiser Wilhelm II/DKM, Kronprinz Wilhelm/DKP, Großer Kurfürst/DKG, Cap Ortegal/DCO, Cap Blanco/DCB, Prinz Adalbert/DPA, Prinz Sigismund/DPS, Prinz Waldemar/DPW. 
Telefunken baut als erste Küstenfunkstelle in Südamerika Montevideo-Radio und rüstet einige Schiffe der Hamburg-Süd und der Hamburg-Amerika-Linie mit Funkanlagen aus. Damit kann wegen der geringen Präsenz von Marconi Schiffen hier eine Telefunken-QSP-Kette entstehen. Ferner meldet die Firma den Eingang einer Bestellung des deutschen Reichspostamtes auf eine öffentliche Küstenfunkstelle bei Norddeich mit einer Reichweite von 1.500 km. 

Juni: Erste Versuche mit Unterwasser Glockenschall Signalen an der deutschen Nordseeküste. Beteiligt sind das Aussenweser- Feuerschiff (Kennzeichen 5 Schläge), Feuerschiff Elbe I (7 + 4 Schläge) und der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm II/DKM, der die Signale schon in einer Entfernung von 7.5 sm deutlich ausmachen kann. Auf der Brücke des "Kaisers" kann man entweder den Backbord- oder den Steuerbord-Empfänger am Telefon hören. Auch die "Deutschland" der HAL und zwei weitere Schiffe des NDL sind inzwischen damit ausgerüstet. 

Juni: Telefunken baut in Tsingtau eine Funkstation für die kaiserliche Marine. Eine Nutzung durch die Handelsmarine wird ausdrücklich gestattet. Rufzeichen: KTS, später KBS. Wellenlänge 300 m, Leistung 1 kW, Reichweite bis ca. 340 km. Zur gleichen Zeit verbessert die Firma die Empfangsanlagen durch die Einführung eines Zwischenkreises und erreicht damit hohe Selektivität und große Störbefreiung. Prinzip: Ein schwach gedämpfter scharf abgestimmter Schwingkreis wird lose mit der 

Im Juli wird gemeldet, dass Telefunken in New Orleans eine neue Küstenfunkstelle mit einer Reichweite von 600 km bauen wird. Bei befriedigendem Betrieb soll die Reichweite auf 2.000 km ausgebaut werden. 

Juli: Noch in diesem  Sommer sollen die englischen Feuerschiffe East und South Goodwin, Cross Sand, Gull, Tongue und Sund mit Marconi-Funkanlagen ausgerüstet werden. 

19. Juli: Die Funkentelegraphenanstalt auf Borkumriff (FBR) wird vom 1. August an in ihrem Dienst beschränkt und darf nur noch mit der Küstenstation Borkum/KBM verkehren. Ausnahme: Seenotfall

Juli: Professor Max Wien beginnt an der Universität Danzig mit Untersuchungen, die das Ziel haben, die Mehrwelligkeit gekoppelter Sender zu überwinden.  Dazu untersucht er auch verschieden lange Funkenstrecken. 

20. Juli: In Kanada tritt „The Wireless Act (1905)“ in Kraft, das die Errichtung und das Betreiben von Funkanlagen regelt. 

Juli:  Telefunken verwendet die Schlömilch-Zelle als “Dreispitzendetektor“, bei dem drei um 120 Grad versetzte Schlömilchzellen drehbar angeordnet sind. Durch Drehung kann die Säure in die jeweils unten befindliche Zelle laufen, welche dann die aktive Detektorzelle ist. 

28. Juli: Der Electrical Engineer meldet, dass zur Zeit Versuche laufen, eine Nordatlantik-Funkverbindung nach dem System Fessenden zu errichten. Die Station in Boston ist bereits fertig und an dem 122 m hohen Turm in Europa (Hebriden) wird gearbeitet. Man rechnet mit praktischen Versuchen in etwa 3 Monaten. 

19. August: Nach einer Meldung in der ETZ (36/1905) hat Prof. Fleming, der Mitarbeiter Marconis, bei einem Vortrag seinen „Glühlampenindikator“ erläutert (siehe 12. April). Er hat in eine Glühlampe eine Plattenelektrode eingesetzt und sie in den Antennenkreis eines Empfängers eingeschaltet. Der gleichgerichtete Hochfrequenzstrom kann ein Galvanometer zum Ausschlag (und damit zur Anzeige der Empfangsenergiemenge) bringen. Das ist wohl das von Aitken beschriebene „neon-tube-cynometer „. Mit diesem Instrument kann nach 10 Jahren „try and error“ erstmals vor Ort die genaue Sendefrequenz gemessen werden. (Siehe auch die vielen Annahmen, auf welcher Wellenlänge der Poldhu-Sender bei der ersten Transatlantikübertragung der Morse „s“ gesendet hat. Die Schätzungen gehen von 366 m bis zu 3.000 m (und es ist zweifelhaft, ob dabei die Harmonischen mit erfasst sind). 

27. August: In der „Times“ erscheint ein Aufsatz, in dem die Tätigkeit eines britischen Journalisten während des japanisch-russischen Seekrieges beschrieben wird. Danach hat der Korrespondent den Dampfer „Haimun“ mit einer de-Forest-Station ausrüsten lassen und auf der Insel Liukungtau eine Landstation installiert. Vom 14. März bis 18. April beobachtete er den (verschlüsselten) Funkverkehr und orientierte sich nach der Lautstärke der Morsezeichen. So konnte er neben anderen Berichten während einer Torpedoboot-Zerstörer- Seeschlacht ein 1.000 Worte-Telegramm völlig richtig absetzen (lassen?). Als der Inhalt eines aufgefangenen Telegramms auf Port Arthur hinwies, fuhr man sofort dorthin und hörte u.a. dass die russischen Funker fortwährend das Alphabet sendeten, um den japanischen Funkverkehr zu stören. Nachdem er auch von diesem Seegefecht berichtet hatte, ließ Admiral Alexjeff verkünden, dass er Berichterstatter, die sich der drahtlosen Telegraphie bedienten, als Spione behandeln werde. Als auch die japanische Seite den Times-Dampfer behinderte, stellte der Korrespondent seine Tätigkeit ein. 

1. September: Die Reichs-Marine-Verwaltung errichtet in der Außenjade auf dem Feuerschiff eine Funkentelegraphenstation für den öffentlichen Verkehr. Außenjade Feuerschiff/FAU verkehrt vorläufig mit der Küstenstation Cuxhaven. 

9. September: Nach einem Bericht in World and Engineer hat der Kaiser von China angeordnet, dass die drahtlose Telegraphie und das Fernsprechwesen künftig als Staatsmonopol gelten. 

15. September: Das Kaiserliche Postamt Norden kauft für ca. 16 000 Mark ein ca. 3,5 ha großes Gelände hinter dem Deich. Beginn der Arbeiten für Norddeich Radio am 18. September. 

September: Die Internationale Meteorologische Konferenz in Innsbruck befasst sich mit der Problematik der Wettervorhersage über Seefunk und beauftragt das Internationale Meteorologische Komitee, Pläne dafür auszuarbeiten. 

26. September: Vorstellung der rotierenden Quecksilber Luftpumpe auf der Jahresversammlung Deutscher Naturforscher durch Wolfgang Gaede. Durch diese Pumpe können die Vakuumröhren bald fast luftleer gepumpt werden. 

1. Oktober: Im Deutschen Reich tritt die Bekanntmachung betreffend die Untersuchung von Schiffsleuten auf Tauglichkeit zum Schiffsdienste vom 1. Juli 1905 (RGBl Nr 29/05) in Kraft. In der Liste der Krankheiten, die Untauglichkeit attestieren, tauchen u.a. Schwerhörigkeit, Taubheit, Fettsucht, Geschlechtskrankheit usw. auf. Der §10 lautet: Auf die Schiffsoffiziere finden diese Vorschriften keine Anwendung. 

6. Oktober: Der D. „Lucania“ meldet, dass er auf der Reise nach New York in einem Abstand von 1.500 km mit der Station Nantucket Verbindung aufnehmen konnte. Darauf erwidert Telefunken in einem Leserbrief (ETZ 46/1905), dass Nantucket eine 200 km Station hat und dass diese Meldung daher sehr unwahrscheinlich sei. In einem weiteren Leserbrief schlägt de Forest der Marconi-Gesellschaft vor, nur noch Ausbreitungsmessungen und gleichen Bedingungen für alle Systeme zu unternehmen. Im Marconi Review wird berichtet, dass Marconi mit Vertretern der Admiralität, der italienischen Marine und zahlreichen Pressevertretern die Reise nach New York dazu benutzt hat, aufzuzeigen, dass ein Schiff während der gesamten Reise mit dem Land in Verbindung stehen kann. 

18. Oktober: Der australische Staatenbund erlässt ein Bundesgesetz (Wireless Telegraphy Act 1905), die das Monopol hinsichtlich der Funktelegraphie festlegt (Thurn) 

Oktober: Für entmastete Schiffe schlägt Fessenden eine Sendeantenne vor, bei welcher der Luftdraht durch einen senkrecht emporgebrachten Wasserstrahl ersetzt wird (ETZ 41/1905). Diese Antenne könne auch gute Dienste bei Festungsbauten, bei denen im Falle eines bewaffneten Angriffs immer erst die Antennenanlage das Ziel feindlicher Artillerie sei, leisten. In einem späteren Beitrag (ETZ 51/1905) berichtet das National Electric Signalling Corps der USA, dass mit einem Wasserstrahl von 5 cm Durchmesser und 50 m Höhe die Werte eines dünnen Kupferdrahtes erreicht werden. Nach einer heftigen Diskussion, wie man einen solchen Strahl bewerkstelligen kann, berechnet W. Hahnemann (Ing. bei C. Lorenz), diese Antenne habe einen Wirkungsgrad von nur 5 % und damit keine Aussicht auf eine praktische Anwendung. In der Antwort von Fessenden an die Zeitschrift ETZ (11/1905) hebt dieser noch einmal die Vorzüge als Festungsantenne hervor, weist aber darauf hin, dass diese Antennen bis zu einer Entfernung von ca. 160 km gut arbeiten und dass sogar eine Nordatlantik-Verbindung damit gelungen sei. 

4. Oktober: Die Reichs-Marine-Verwaltung hat auch auf dem Lotsendampfer Jade eine Funkstation eingebaut, die das Funkrufzeichen JA erhält. Wenig später, am 21. Oktober wird die Funkstation in Rixhöft geschlossen. Der Seetelegraphendienst wird wieder von den Leuchtturmwärtern wahrgenommen, welche die „Seetelegramme nach Maßgabe der Bestimmungen in der Telegraphenordnung für das Deutsche Reich vom 16. Juni 1904 mittels Flaggensignale befördern“. (Zentralblatt für das Deutsche Reich 1905 Seite 342). 

26. Oktober: Baronito und Muirhead lassen sich den „Buzzer“ mit dem britischen Patent 21.846 (Automatic Transmission) schützen.  Es handelt sich um einen sehr schnellen Unterbrecher für die Induktionsspule, der Unterbrechungsraten von 600/Min. schafft. Verwendet wird ein Kupferstab (rod), der in eine Quecksilberfläche taucht. Mit geschickter Anordnung der Stäbe lassen sich Morsezeichen (Stationskennungen) für lange Zeit aussenden. 

Oktober: Marconi meldet den Baubeginn für die neue Großstation Clifden in Irland. Im gleichen Jahr errichtet Telefunken die erste Küstenfunkstelle in Montevideo. 

1. November: Mit dem DRP 193 383 lässt sich Brandes (Telefunken) die Verbesserung der Detektorwirkung der Röhrendiode durch Anlegen einer (Hilfs-) Anodenspannung schützen. 

November: In Holland bringt Telefunken die Küstenfunkstelle Scheveningen, die ursprünglich für 250 km konzipiert war, auf eine Reichweite von 350 bis 500 km. Durch Änderung der Funkenfolge und der Antennenanlage erreicht die Station jetzt auch nachts das Mittelmeer. Anschließend meldet ein mit einer Funkstation der neuen Telefunken (Slaby-Arco) Gesellschaft ausgerüstete Dampfer des Norddeutschen Lloyd, dass er auf 330 km mit Scheveningen/SCH gearbeitet hat. 

4. November 1905: Nach einer Meldung des Electrical World & Engineer plant Marconi auf den im Bau befindlichen 25-Knoten-Cunard- Linern eine Funkstation für große Reichweiten einzurichten, die ca. 100.000 M kosten werden. 

7. Dezember: Oliver Lodge lässt sich mit dem britischen Patent 25.490 die Anordnung einer Gleichrichterröhre zwischen Oszillator und Induktionsspule schützen. 

10. Dezember: Erster Funk-Notruf in den USA. Das Nantucket Shoals Feuerschiff (Relief Ship Nr. 58) sendet, da kein besonderes Funksignal festgesetzt war, das Wort "HELP" im amerikanischen wie im internationalen Morsealphabet. 13 Besatzungsmitglieder werden gerettet. 

14. Dezember:  Neu in der Liste der mit Funk ausgerüsteten Handelsdampfer ist die „Bremen“ mit dem Rufzeichen DBR. 

Am 31. Dezember (13. Januar 1906 nach neuer Zeitrechnung) stirbt Alexander Stepanowitsch Popoff in St. Petersburg im 46. Lebensjahr. Als Sohn eines Priesters sollte er zunächst auch Geistlicher werden. Nach dem Physikstudium 1893 sind seine wichtigsten Erfindungen: Schwingungsgenerator, Antenne, Gewitteranzeiger. Der „Tag des Radios“ am 7. Mai wird in Russland ihm zu Ehren gefeiert. 

Dezember:  Der englische Physiker Duddell baut einen Wechselstromerzeuger für 120.000 Perioden, dessen Ausgangsleistung aber lediglich 200 mW beträgt. 

Im Jahre 1905 sind 116 Schiffe global mit Funkanlagen registriert, davon 14 deutsche. Dabei sind: "Kaiser Wilhelm der Große" / DKW (Marconi) und "Kap Ortegal" / DCO (Telefunken). Marconi meldet zur gleichen Zeit, dass ca. 70 Schiffe mit Funkanlagen des Marconi-Systems ausgerüstet sind (Atlantikfahrt 50, Mittelmeerfahrt 12 und Belgische Postdampfer Ostende-Dover: 8)

Dezember:  Portpatrick Radio wird als Teilzeit - Funkstation der britischen Admiralität mit dem Rufzeichen BYS eröffnet. 1921 gerät ein Schiff in der Zeit in Seenot, als die Station nicht Dienst hat. Darauf wird die 24-Stunden Wache eingeführt und das Rufzeichen in GKP geändert. Im Zweiten Weltkrieg empfängt Portpatrick Radio den ersten Seenotruf dieses Krieges ("Athenia/GFDM" sinkt nach Torpedotreffer). 

Dezember: Arthur Wehnelt verbessert die Braunsche Röhre durch den Wehneltzylinder und eine Glühkathode aus Oxigenmaterial. 

Dezember:  Die ägyptische Suezkanalverwaltung hat bei Marconi eine Station für drahtlose Telegrafie bestellt, die Ende 1905 in Port Said den Betrieb aufnimmt. Telefunken meldet zur gleichen Zeit, dass weltweit 508 Stationen ihres Systems zufriedenstellend arbeiten. 

Dezember:  Valdemar Poulsen erzeugt vollständig ungedämpfte Schwingungen mit einem Wasserstoff-Lichtbogen unter Benutzung des Duddellschen Phänomens in Kopenhagen. 

1905:  Die Telefunken GmbH gerät in diesem Jahr (1905) unter starken wirtschaftlichen Druck, als Lorenz die ersten Poulsen Lichtbogen Sender liefert, welche zunehmend beim Heer und bei der Marine eingesetzt werden. So weist die Telefunken Bilanz für die Jahre 1905 bis 1910 keinen Reingewinn aus. Auch der Umsatz geht zurück, wie die nachfolgende Tabelle zeigt. 

1903
195.302 RM
1904 1.327.318 RM 1905 2.166.833 RM 1906 1.797.422 RM 1907 1.501.445 RM 1908 1.831.540 RM
1909 1.620.385 RM 1910
3.064.418 RM
1911
6.219.231 RM
1912
8.327.912 RM 
1913
9.151.039 RM
1914 9.508.817 RM
Zwei Dinge sind deutlich zu erkennen: Erst mit der Erfindung des Löschfunkensenders (1910/11) und dem Vorfeld des Weltkrieges geht es bergauf.

Neu auf dem Büchertisch 1905
Das Buch "Elektromagnetische Schwingungen und drahtlose Telegraphie" von Dr. J. Zenneck, Privatdozent für Physik an der Universität Straßburg,  erscheint in der ersten Auflage im Ferd. Enke-Verlag, Stuttgart. Der Preis für das 1019 Seiten-Werk ist 28 Mk. Es enthält u.a. die Ergebnisse der Versuche mit dem System Braun in Cuxhaven. In einer Rezension im Archiv für Post und Telegraphie wird das Buch als großartiges Lehr und Lernbuch („daher angelegentlich den höheren Telegraphenbeamten zum Studium empfohlen“) beschrieben. Bemängelt wird lediglich, dass „die Arbeiten Professor Slabys nicht genügend Würdigung“ finden.  (Ursache ist wohl der Patentstreit Braun-Slaby). 

Das Buch „Drahtlose Telegraphie und Neutralität“. Autor ist Dr. Franz Scholz. Es ist ein Sonderabdruck aus der Festgabe für Professor Huber und erscheint im Fran Vahlen Verlag, Preis 1,40 Mk, 46 Seiten. Es enthält die Lehren aus dem russisch-japanischen Krieg und befasst sich u.a. mit der Telegrammzensur von Kriegsdepeschen, Code-Telegrammen und Offenlegung von Codes,  Funkanlagen auf Konsulatsgebäuden, Störung und Zerstörung von Fernmeldeanlagen, Prisenrecht und Konterbande, Funkverkehr in nationalen Gewässern, Störung durch „Dazwischentelegraphieren“ usw. 

Im Verlag Julius Springer erscheint „Die drahtlose Telegraphie und ihr Einfluss auf den Wirtschaftsverkehr unter besonderer Berücksichtigung des Systems Telefunken“ von Dr. Eugen Nesper. Das 157 Seiten Werk kostet 3 Mk. 

Als Band III der Reihe „Die Fortschritte auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie“ (Verfasser Ing. A. Prasch, k.k. Regierungsrat) erscheint im Verlag Fr. Enke eine Fortsetzung für 8,40 Mk. Im Folgejahr erscheint dann der Band IV. Die Bände I und II, welche je 4,80 Mark kosten, sind schon 1903 bzw. 1904 erschienen. 

„Die elektromagnetische Wellentelegraphie“ von Theodor Kittl (Oberingenieur der k.k. priv. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn) erscheint im Verlag Albert Raustein, Zürich und kostet 6 Mark. Das Buch behandelt die Grundlagen, die Bauteile und die zur Zeit gebräuchlichen Funksysteme


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  09-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

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Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1906

5. Januar: Auf dem Feuerschiff Gabelsbach in der Kieler Bucht wird eine erste Unterwasser-Glocken-Anlage endgültig in Betrieb genommen. 

18. Januar: L. de Forest in Amerika und der österreichische Physiker Robert Lieben erfinden unabhängig voneinander die Dreielektrodenröhre (Triode). Robert von Lieben erhält das Kaiserliche Patent 179 807 am 3. (andere Quelle: 4.) März 1906 auf die Erfindung einer Verstärkerröhre, die er "Glühkathoden-Relais" nennt und de Forest ein amerikanisches Patent (836 070) am 18. Januar (andere Quelle: 26. Juni, Patent Nr. 1427/08) 1906. Dabei soll sich de Forest über die Anordnung des Gitters im Unklaren gewesen sein. Wohl weil in den ersten Röhren die Anode und das Gitter aus Platten bestehen, und der Elektronenstrom so zeitweise die Glashülle und nicht die Anode erreicht. In einem Patent 1907 nennt er die dritte Elektrode „Gitter“ (grid) und beantragt auch ein englisches Patent („Three Electrode Valve“, britisches Patent 1427 von 1908) dafür. 

18. Januar: Poulsen-Patent für seinen Funktelephon-Sender (siehe 27. Sept. 1904). 

27. Januar: Die Marconi-Gesellschaft hat mit der Inbetriebnahme der Küstenfunkstelle Seagate/Coney Island einen Schlusspunkt in der Kette der Stationen gesetzt, mit denen die aus New York auslaufende Schiffe noch über 60 bis 70 Stunden arbeiten können. Seagate bekam eine 46 m hohe Antenne. Einlaufende Dampfer arbeiten umgekehrt, nämlich mit Cap Race/Neufundland, Sable Island, Siasconsett, Sagaponak, Babylon und Seagate. 

8. Februar: Die Marconi Co. lässt sich den „Marconi Compass“ – eine Peileinrichtung mit dem britischen Patent Nr. 3127 schützen. 

Februar: Die kanadische Regierung gibt bekannt, dass an der Ostküste 10 Küstenfunkstellen mit hoher und drei mit niedriger Spannung arbeiten. Sie haben 35.700 bzw. 21.000 M je Station gekostet. Die Kosten für eine Marconi-Funkanlage auf einem Regierungsschiff beziffert man auf ca. 6.500 M je Schiff. 

3. März:  Robert von Lieben meldet ein deutsches Patent auf eine Glühkathodenröhre mit Verstärkerwirkung an. 

März: Der mit einer Marconistation ausgerüstete Schnelldampfer "Deutschland" / DDL meldet auf der Reise von Genua nach New York, dass er fast ununterbrochen Verbindung mit den Marconistationen Cap Cod (USA) und Poldhu/HH (England) gehabt hat. 

April: Eine erste Station Norddeichradio wird betriebsfertig gemeldet, die Abnahme aber abgelehnt, weil die Leistungen nicht den vertraglichen Bedingungen entsprechen. Über zwei Sender hat man vergeblich versucht, eine Funkverbindung mit dem Kreuzer „München“ herzustellen. 

14. April 1906: Das neue Hotel Belmont in New York wird das erste Hotel der Welt sein, das für die Vermittlung von Funktelegrammen der Gäste eine eigene Funkstation installiert. Dazu wird auf dem Dach des 100 m hohen Wolkenkratzers eine 45 m hohe Antenne montiert. 

5. Mai: Der englische Cunard D. „Campania“ meldet auf seiner Rückfahrt von New York, dass er von  Poldhu auf 3.760 km Funkmeldungen aufnehmen konnte und ab 2.960 km in beiden Richtungen Nachrichten ausgetauscht hat. 

25. Mai: In Cullercoats an der Nordostküste Englands wird eine Küstenfunkstelle errichtet, deren Reichweite 320 km betragen soll. Sie wird nach dem System de Forest arbeiten. Im November 1906 wird ein Poulsen-Empfänger installiert und im Frühjahr 1907 kommt noch ein Poulsen-Sender dazu. Damit ist Cullercoats die einzige Küstenfunkstelle auf der Welt mit einer Poulsen- und einer de Forest- Anlage. Man arbeitet meistens auf der Normalwelle 600 m. 

26. Mai: Weltpostvertrag von Rom. 

Mai:  Die italienische Regierung erlässt Bestimmungen für den funkentelegraphischen Verkehr, die in den „Nachrichten für Seefahrer“ veröffentlicht werden. Diese gelten – wegen des Marconi-Monopols – nur für Schiffe und Stationen mit Marconi-Apparaten. Folgende Stationen der Marine sind z.Zt. auch für den privaten Handelsverkehr geöffnet: Kap Mele, Palmaria, Campo alle Serre, Ponza, Asinara, Kap Sperone, Monte San Guiliano (Trapani), Fort Spuria, Cozzo Spadoro, Santa Maria di Leuca, Vieste, Monte Capuccini und Venedig (Arsenal). Obwohl die Reichweite teilweise mit 70 sm angegeben wird, darf Funkverkehr erst ab 45 sm aufgenommen werden, dann sind sofort Abstand, Position usw. anzugeben. Schiffe in Seenot senden CQD, bei Störungen wird das Wort in offener Sprache oder mit den Morsezeichen VS (...-...) gegeben.

Mai:  Die Telefunken GmbH errichtet in Nauen eine Versuchsfunkstelle mit einem Knallfunkensender (10 kW). Dieser soll nach einem Bericht eine Funkenlänge von 100 cm gehabt haben. Mit den ersten 100-m-Masten erreicht man eine Funkentfernung von 3.600 km, später werden dann 11.000 km gemeldet. 

1. Juni: Die Niederlande erlassen Bestimmungen für die Übermittlung von Funkmeldungen von Schiffen (Standortmeldungen, Ein- und Auslaufmeldungen sowie Notzeichen) an Interessenten im Inland. Als Gebühr wird vorläufig festgesetzt: Küstentaxe 1 Gulden ( 1 M. 70 Pf.) und 50 Cents ( = 85 Pf) für kurze Telegramme. 

8. Juni: Erste Vorführung der Braunschen Röhre als Bildschreiber für die elektrische Übertragung von Fernsehbildern mit der Nipkow-Scheibe. Max Diekmann, ein Assistent von Prof. F. Braun, erhält darauf des DRP 190 102. 

Juni: Bei den weltweiten Manövern der britischen Flotte arbeiten die Marinefunkstationen Sydney, Singapore, Colombo, Kap der guten Hoffnung, Aden, Malta, Gibraltar, Portsmouth und Halifax mit dem Oberkommando in Whitehall als Befehlsübermittlungsstationen zufriedenstellend zusammen.

Juni: Während des Erdbebens in San Francisco sind auch die Funkeinrichtungen schwer zerstört worden. Vor dem Zusammenbruch konnte man noch das Kriegsschiff  “Chicago“, welches sich bei San Diego befand, über Funk informieren. Es dampfte sofort als Hilfsschiff in die zerstörte Stadt und arbeitet als Relay-Station mit der Funkstelle des Weißen Hauses in Washington. Das Verkehrsaufkommen wird mit ca. 1.000 Funktelegrammen in zwei Wochen angegeben. 

Juni:  In den Publikationen tauchen Handelsschiffe auf, die neben einer Marconi- auch eine Telefunken-Station an Bord haben. Grund: Die von Marconi wegen Patentverletzung angestrengten Prozesse ziehen sich immer länger hin. 

Juni:  Im kgl. geodätischen Institut Potsdam (Prof. Dr. Albrecht) werden Versuche angestellt, Zeitsignale für Kriegs- und Handelsschiffe auszusenden. 

4. Juli: Erstes Patent auf die Verwendung einer Drei-Elektroden-Röhre als Rückkopplungsschaltung zur Schwingungserzeugung (Fessenden DRP 207 329). Fast gleichzeitig lassen sich Franklin (Marconi) mit dem britischen Patent 13 636 vom 12. Juli und Meißner mit dem Telefunken-Patent 290 256 vom 16. Juli Hochfrequenz-Rückkopplungsschaltungen zum Empfang elektrischer Schwingungen patentieren. Später beschreibt Franklin als erster die Dämpfungsreduktion des rückgekoppelten Audions. 

13. Juli: Die englische Regierung hat eine Liste der Funkanlagen veröffentlicht, welche nach dem Wireless Telegraph Act von 1904 genehmigungspflichtig sind. Sie besteht im wesentlichen aus des Marconi-Stationen Poldhu (für große Entfernungen) und den kleineren Stationen Caister, Niton, Lizard, Rosslare, Crookhaven, Holyhead, North Foreland, Haven, Withersea und nennt auch zahlreiche Schiffsstationen. 

31. Juli: Ende der zunächst vorgesehenen Gültigkeitsdauer des „Wireless Telegraphy Act“ London, 1904. Nach einer Mitteilung des General Postmaster hat sich das Gesetz bewährt, sodaß es in neuer Fassung bis zum Dezember 1909  gültig bleibt. Als Ziel wurde mit dem Gesetz erreicht, dass
1. die Funkentelegraphie aus strategischen Rücksichten unter die Kontrolle der Regierung kam,
2. die Regierung in die Lage versetzt wurde, die Beschlüsse eines internationalen Kongresses durchzuführen, und 
3. die Errichtung der Stationen derart zu regeln, dass gegenseitige Störungen zwischen benachbarten Stationen begrenzt werden. 
Wünschenswert  erachtet der General Postmaster einen Wettbewerb der Systeme und teilt mit, dass bisher ca. 100 Konzessionen erteilt worden sind. Die zur Zeit im Bau begriffenen Stationen Tobermory (Schottland),  Hunstanton und Skegness am Wash-Busen werden von der Marconi Co und der britische de-Forest-Gesellschaft gebaut. 

Juli: Telefunken garantiert bei der Lieferung von Funk-Telegrafie-Stationen an die österreichische Marine Reichweiten von 300 km und Störungsfreiheit für drei Wellen der großen und eine Welle der kleinen Antenne, wenn die Distanz der korrespondierenden Schiffe zwischen 5 und 150 km beträgt und das störende Schiff mindestens 1/15 der Distanz von dem empfangenden Schiff entfernt ist. Dabei sollte die Wellenlänge des Störers, wie sich bei den Versuchen herausstellt, um ca. 20 Prozent von der des anderen Schiffes abweichen. 

August: Nachdem sich die Telefunken-Stationen auf den D. „Cap Ortegal“ und „Cap Blanco“ bewährt haben, hat die Hamburg-Süd jetzt auch die „Cap Villano“ mit einer Telefunken-Anlage ausgerüstet. 

September: Auf dem Naturforscherkongress in Stuttgart stellt Professor Wien seine Entdeckung der Stoßwellenerregung vor. Telefunken reagiert sofort, baut im Labor das Experiment nach, macht Versuche mit kleineren Funkenstrecken und bereitet eine Patentanmeldung vor. Vor Prof. Wien hatten schon Thomsen, M. Child, Fleming, W. Duddell, J. S. Stone,  V Poulsen, Nikola Tesla, Koepsel, Eisenstein, Campos, Q. Majorana und R.A. Fessenden auf diesem Gebiet gearbeitet. 

8. September: Telefunken lässt sich mit dem britischen Patent 19 794 einen thermischen Detektor schützen, bei dem eine Kombination Kupfer-Aluminium (oder Platin)  unter erhitztem Schutzgas und einstellbarem Druck als Hochfrequenz-Gleichrichter arbeitet. Eine ähnliche Anordnung (mit Quecksilber) lässt sich Lee de Forest in den USA schützen. Die Poulsen Company nimmt ein Patent (DRP 178.867) auf den „Tikker“ oder „Ticker“. Das ist kein Gleichrichter, sondern ein sehr schnell oszillierender Schaltkontakt, der bei eintreffenden Hf-Signalen einen hörbaren Ton in einem Telefonhörer erzeugt. Das Grundprinzip war schon 1901 durch Tesla mit dem britischen Patent 11 293 geschützt worden. 

26. September: Im Amtsblatt 56/1906 veröffentlicht die Reichspost das Stationsverzeichnis aller mit einer Funkeinrichtung für den öffentlichen Dienst ausgerüsteten Land- und Schiffsstationen mit ihren Funkrufzeichen: 
a. Öffentliche Küstenstationen:
Arkona/KAR, Borkum Leuchtturm/KBM, Bülck/KBK, Cuxhaven/KCX,  Marienleuchte/KMR, Cuxhaven/KCX, Helgoland/KHG, dazu kommt Tsingtau (Signalberg)/KTS.
b. Küstenstationen mit beschränkttem öffentlichen Verkehr:
FS Außenjade/FAU, FS Borkumriff/FBR, Bremerhaven Lloydhalle/KBH und FS Weser/FWF.
c. Handelsdampfer (Fahrgastschiffe)
Bremen/DBR, Kaiser Wilhelm der Große/DKW, Kaiser Wilhelm II/DKM,  Kronprinz Wilhelm/DKP, Blücher/DDB, Deutschland/DDL, Meteor/DMR, Moltke/DDM, Cap Blanco/DCB, Cap Ortegal/DCO,  Cap Vilano/DCV,  Prinz Adalbert/DPA, Prinz Sigismund/DPS, Prinz Waldemar/DPW.
d. andere Dampfer:
Lotsendampfer Jade/JA, Kabeldampfer Großherzog von Oldenburg/DGO.

September 1906: In Genf tagt die Vereinigung für internationales Recht und verabschiedet 10 Leitsätze, die sich mit der drahtlosen Telegraphie in Kriegs- und Friedenszeiten sowie den Rechten neutraler Staaten befassen. (ETZ 43/06)

September 1906: Nach einer Aufstellung der US Marine beträgt die Anzahl der Küstenfunkstellen in Belgien 1, in Dänemark 4, in Deutschland 13, in Frankreich 6, in Großbritannien/Irland 43, in den Niederlanden 8, in Spanien 4, in Portugal 1, in Gibraltar 2, in Italien 18, in Malta 1, in Montenegro 1, in Norwegen 1, in Österreich/Ungarn 2, in Rumänien 2, in Russland 8, in Schweden 3, in der Türkei 6, in Argentinien 5, in Brasilien 5, in Kanada 5, in Chile 1 in Costa Rica 1, in Mexiko 2, in Panama 2, in Uruguay 1, in den USA 88, in Trinidad 1, in Tobago 2, in Birma 1, in Hong Kong 1, in China 5 in Hawaii 6, in Japan 2 in Niederländisch-Ostindien 5, im asiatischen Russland 1, in Ägypten 2, in Marokko 2, in Mozambique 2 und in Tripolis 1. Dazu kommen noch ca. 250 Schiff-Stationen. 

30. September David Sarnoff beginnt seine Tätigkeit bei der Marconi Gesellschaft in New York. 

3. Oktober bis 3 November: Zweite Internationale Funkkonferenz in Berlin (auch manchmal als "Telefunken-Konferenz" bezeichnet). Diese Konferenz sollte schon 1904 stattfinden, die Verzögerung entstand durch den russisch-japanischen Krieg.  Eröffnet wird die Konferenz, zu der Kaiser Wilhelm II eingeladen hatte,  im Berliner Reichstag durch Reinhold Kraetke. 
Themen und Ergebnisse: 
Funktelegramm-Annahmepflicht, Gebührenausgleich, Störungsverhütung, Bruch des Marconi-Monopols durch "Schutz vor willkürlicher Ausbeutung des neuen Verkehrsmittels Funk durch private Betreiber". (Artikel 3: Die Küstenstationen und Bordstationen sind ohne Unterschied des von ihnen benutzten funkentelegraphischen Systems zum wechselseitigem Austausch der Funktelegramme verpflichtet). Besonders die deutsche Delegation hatte die Befürchtung, dass zur Monopolstellung Englands auf dem Gebiet der Seekabel eine solche im Seefunk dazukommen könnte. 
Seenotzeichen: Die amerikanische Delegation schlägt NC (wie Flaggensignal (call for help without delay) vor. Deutschland beantragt, die Buchstabenkombination SOE als Notsignal einzuführen. Dieses Signal war vorher schon bei der deutschen Marine als Suchzeichen verwendet worden. Versuche ergeben, dass der letzte Buchstabe oft nicht gehört wird, daher Abänderung in SOS (auch als VTB, IJS oder SMB, die als Morsebuchstaben zusammengezogen, das gleiche Signal ergeben). Dieses Morse SOS wird im Artikel XVI festgeschrieben. Volkstümlich wird (später) SOS als Save our Souls, Save our Ship oder Send out Succour interpretiert. Nach der Ratifikation soll das neue Notsignal 1908 verbindlich sein. 
Weiter werden Mindestkenntnisse für Seefunker vorgeschrieben und ein Zeugnis, welches auf Verlangen vorgezeigt werden muss. 
Die Gleichberechtigung aller Funksysteme Schiff-Küste mit Ausnahme militärischer und Marinefunkstationen (der Artikel 21 sichert dem Heeres- und Marinefunk volle Freiheit zu) wird allgemein akzeptiert, beim Verkehr Schiff-Schiff gibt es erhebliche Differenzen.
Teilgenommen haben die Vertreter von 30 Ländern. 
Der Vertrag tritt aber erst am 1. Juli 1908 in Kraft und Marconi kann weiter die Annahme, Übermittlung und Weitergabe von Funkmeldungen verbieten. Wegen der geringen Reichweite der Stationen ist eine Schiff-Schiff Weitergabe auf dem Atlantik also auch über 1908 hinaus nur über Stationen des gleichen Systems (Marconi) möglich. 
Teilnehmerstaaten: Außer Deutschland haben noch Delegationen aus 29 Ländern die Konferenz beschickt, nämlich: Vereinigte Staaten von Amerika, Argentinien, Österreich, Ungarn, Belgien, Frankreich, Bulgarien, Chile, Dänemark. Ägypten, Spanien, Frankreich, Großbritannien,  Griechenland, Italien, Japan,  Mexiko, Monaco, Montenegro, Norwegen, Niederlande,  Persien, Portugal,  Rumänien,  Russland, Schweden, Siam, die Türkei und Uruguay. China und Peru, die ebenfalls eingeladen waren, hatten auf die Teilnahme verzichtet. Italien hat sich im Hinblick auf die Vertragsverhältnisse zu Marconi die Unterzeichnung vorbehalten. Um England und Italien die Unterzeichnung doch noch zu ermöglichen, wird im Vertrag ein besonderer Passus aufgenommen. Danach haben die Vertragsstaaten das Recht, einzelne Küstenfunkstellen von der Pflicht des freien (Funk-) Verkehrs auszunehmen, jedoch nur unter der Bedingung, dass eine andere Küstenfunkstelle den uneingeschränkten Verkehr anbietet. Der freie Schiff-Schiff Verkehr war im deutschen Entwurf ebenfalls vorgesehen, ist aber nicht zur allgemeinen Annahme gelangt. Diese Sondervereinbarung haben unterschrieben: Deutschland, die USA, Argentinien, Österreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland, Monaco, Norwegen, die Niederlande, Rumänien, Russland, Schweden, die Türkei und Uruguay. 
Als Zeitpunkt für die nächste Konferenz wird der 1. Juli 1911 genannt. 

11. und 12. Oktober: Die Teilnehmer der Berliner Konferenz besuchen Bremen und Bremerhaven (D. "Kronprinz Wilhelm"). 

18. Oktober: Auf Einladung von Telefunken besichtigen die Teilnehmer der Internationalen Funkkonferenz die Großstation Nauen. Dabei führt Telefunken seine neuen  Entwicklungen auf dem Gebiet der ungedämpften Wellen vor. Zur Zeit der Konferenz gibt es auf der Welt 400 Küstenfunkstellen und 250 mit Funk ausgerüstete Schiffe (v. Weiher)

Oktober: Der mit einer Telefunken-Station ausgerüstete Dampfer "Bremen" hat auf der Ausreise nach New York bis zu einer Entfernung von 2.500 km täglich das einstündige "Zeitungstelegramm" von Nauen klar empfangen. Gleichzeitig mit der „Bremen“ wird der NDL-Dampfer „Großer Kurfürst“ mit einer (Telefunken-) Funkanlage ausgerüstet. 

Oktober: In einer Aufstellung in der "Hansa" steht, dass Marconi 69 Küstenfunkstellen betreibt. Davon sind 2 in Deutschland, 25 in England und 5 in den Vereinigten Staaten. Telefunken meldet 107 ausgerüstete Stationen, davon 26 in Deutschland, 1 in Deutsch-Ostafrika, 2 in Österreich-Ungarn, 26 in den Vereinigten Staaten. Die amerikanische Gesellschaf de Forest hat 41 Stationen ausgerüstet, davon 34 in den USA, 2 in England und 5 in Frankreich. Daneben gibt es aber noch eine Anzahl kleinerer Gesellschaften, die auch See- und Küstenfunkstellen ausgerüstet haben. Die Zahl der Küstenfunkstellen auf der Erde wird mit 217 gemeldet, die Anzahl der mit Funk ausgerüsteten Handelsschiffe wird in dieser Publikation nicht genannt. Marconi gibt an, dass die Gesellschaft seit 1904 bereits 40 englische Kriegsschiffe ausgerüstet hat. In einer anderen Aufstellung wird die Zahl der Funkstationen weltweit mit ca. 1.500 angegeben, davon sind ca. 250 Küstenfunkstellen, 250 Stationen auf Handelsschiffen und 900 auf Kriegsschiffen. Der größte Teil dieser Stationen befindet sich im Bereich Nordsee, Englischer Kanal und Nordatlantik. 

Oktober:  Im Telefunken Konzern wird eine Abteilung „Internationaler Telefunkenbetrieb“ gegründet, die sich – ähnlich wie die entsprechende Marconi-Abteilung – mit dem Betrieb der Schiffsanlagen befassen soll. Im Folgejahr betreut die neue Abteilung lediglich acht Bordstationen auf Schiffen. 1910 werden es 41 sein. 

Oktober:  Seibt stellt einen Wellenmesser mit drei Messbereichen und aufsetzbaren Spulen für Wellen über 6.000 m mit Summer, Detektor, Tikker  und Glühlampe vor. 

25. Oktober: Der Berliner Physiker Ernst Ruhmer (1878-1913) telephoniert mit Hilfe von Lichtbogen (Duddell-Schaltung) und Detektor über 3 km weit (v Weiher). 

25. Oktober: Lee de Forest meldet ein Patent (US Patent Nr. 879 532 von 1907) an, in dem er die „Verstärkung schwacher elektrischer Ströme“ beschreibt. Es schützt die Einführung einer dritten Elektrode in eine Glühkathoden-Röhre für diese Schaltung. Der erhoffte Auftrag einer US Telefongesellschaft, die einen Niederfrequenzverstärker sucht, bleibt aber aus. 

3. November 1906: Abschluss des ersten internationalen "Funkentelegraphenvertrages". (Convention Radiotélégraphique Internationale) und Ausführungsübereinkunft, der am 1.Juni 1908 in Kraft treten soll. Zweck des Vertrages ist es, durch Zusammenfassung der verschiedenen Verträge und Bestimmungen einzelner Länder ein internationales (Funk)-Fernmelderecht zu schaffen und zu verhindern, dass das neue Verkehrsmittel durch Privatgesellschaften willkürlich ausgebeutet und zum Schaden der Allgemeinheit in der Entwicklung gebremst wird. 
Der Vertrag enthalt 23 Artikel, das Zusatzabkommen drei Artikel und das Schlussprotokoll 7 Artikel. Die Ausführungsübereinkunft ist in 13 Kapitel mit insgesamt 42 Einzelunterteilungen (I – XLII) aufgeteilt.  Der gesamte Text ist in der ETZ 49/1906 abgedruckt. 
Wichtige Inhaltspunkte:
Vertrag:
Art. 1: Anwendung auf Funkverkehr zwischen Land- und Bordstationen, gilt auch für Privatunternehmen. 
Art. 2: Definition Küsten- und Bordstation. 
Art. 3 Austausch von Funktelegrammen zwischen Bord- und Küstenstationen jeden Systems. 
Art. 5. Küstenstationen sollen mit dem Landtelegraphennetz verbunden sein. 
Art. 8: Stationen sollen sich nicht stören. 
Art. 9: Vorrang von Seenotmeldungen. 
Art. 10: Definition Bord-, Küsten- und Landgebühr. 
Art. 13: Gründung eines Internationalen Bureaus für Belange der Funktelegrafie. 
Art. 21: Militärische Funkanlagen sind nur den Art. 8 und 9 unterworfen. 
Art. 22. Der Vertrag tritt am 1. Juni 1908 in Kraft und wird im Reich Gesetzblatt Nr. 38/1908  Seite 411 in der französischen Originalfassung und in der deutschen Übersetzung abgedruckt. 
Zusatzabkommen. : 
I: Bordstationen jeden Systems sind untereinander zum Funkverkehr verpflichtet. 
Schlussprotokoll: 
II: Ausnahmen von Art. 3 des Vertrages sind möglich. 
VI Italienischer Vorbehalt bis nach Erlöschen der Marconi-Verträge. 
Ausführungsübereinkunft:
1/I: Freie Wahl der Funkeinrichtung bei den Stationen. 
1/II: Wellenlängen 300 und 600 m, Ausnahmen zwischen 600 und 1.600 m möglich. 
1/III: Normalwellenlänge ist 300 m. 
1/IV Internationales Verzeichnis aller Stationen enthält: Name, Nationalität, Rufzeichen aus drei Buchstaben, Reichweite, System, Wellenlänge(n), Art des Verkehrs, Dienststunden, Küsten- bzw. Bordgebühr. 
1/V: Austausch überflüssiger Zeichen ist untersagt. 
1/VI Keine Station ohne Lizenz, Eingangsleistung max. 1 kW. Bedienung nur durch Telegraphisten mit gültigem Zeugnis, welches nach Prüfung (Gerätekunde, Morse 20 WpM, Gesetzeskunde und Fernmeldegeheimnis) durch eine Regierungsstelle ausgestellt sein muss. 
2. Dienststunden der Küstenstationen (ununterbrochen, beschränkter Dienst ist möglich, Dienstschluss aber erst nach Aufarbeitung vorliegenden Funkverkehrs). 
3. Funkentelegramme: 
3/X: Funktelegramme erhalten im Kopf den Dienstvermerk „Radio“. 
3/XI: Adresse der Funktelegramme (Empfänger, Schiffsnahme, Küstenfunkstelle). 
4. Gebührenberechnung: 
4/XII Küstengebühr maximal 60 und Bordgebühr maximal 40 Cent, für Funktelegramme kann ein Mindestwortsatz festgelegt werden. 
6. Übermittlung der Funkentelegramme: 
6/XVI: In Seenot befindliche Schiffe gebrauchen das Zeichen ...---... (SOS), das in kurzen Zeiträumen zu wiederholen ist. Fügt das Schiff in Seenot am Schluss der Reihe von Notzeichen das Rufzeichen einer bestimmten Station an, so hat nur diese den Ruf zu beantworten. Fehlt diese Angabe, hat jede Station die Verpflichtung, sich zu melden. 
6/XVII Der Zusatz PRB bedeutet, dass die Station  unter Benutzung des Internationalen Signalbuches zu verkehren wünscht. 
6/XIX: Anrufe in der Regel erst bei Annäherung an 75 % der Normalreichweite der Küstenstation auf der Normalwelle. (Anruf: KA 3 x Rufzeichen  DE 3x eigenes Rufzeichen. Wiederholung dreimal, dann eine halbe Stunde Wartezeit. 
6/XXII: Zu Beginn des Funkverkehrs gibt die Bordstation: Entfernung in sm, wahre Peilung und Kurs in Grad, Geschwindigkeit und Anzahl der zu übermittelnden Wörter. 
6/XXV und 6/XXVI Anfangszeichen KS, Endzeichen AR, bei langen Telegrammen in Blöcken a 20 Wörtern übermitteln und mit dem Fragezeichen die Bestätigung einholen. 
6/XXIX Schlusszeichen ist das SK. 
9/XXXIV Telegramme werden unter Geheimhaltung 12 Monate aufbewahrt. 
12/XXXVII: Ein Internationales Bureau in der Schweiz übernimmt die internationale Koordination der Funkangelegenheiten und wacht u.a. darüber, dass Rufzeichen nicht mehrfach vergeben werden. 
Internationales Verzeichnis der „Funkentelegraphenstationen und ihrer Verhältnisse“.
Im Verzeichnis der Bordstationen (getrennt nach 1. Kriegs- und 2. Handelsschiffe) wird aufgenommen:
Namen – Nationalität – Unterscheidungszeichen des Internationalen Signalbuchs – Heimathafen – Rufzeichen – Normale Reichweite – FT-System – Art der Empfangsapparate (Schreib-, Hörapparat o.a.). – Wellenlängen (die Normalwelle ist zu unterstreichen) – Art des Verkehrs, dem die Station dient – Dienststunden – Bordgebühr mit Angabe der Mindestgebühr – Bemerkungen. 
Im Verzeichnis der Küstenstationen ist die geographische Lage und die Küstengebühr angegeben. 

Dieser Vertrag bestimmt im Artikel III: Küsten- und Bordstationen sind ohne Unterschied des von ihnen benutzten Ft-Systems zum wechselseitigem Austausch der Funkmeldungen verpflichtet. . Der Artikel IX sagt: Funkstationen sind verpflichtet, Anrufe von Schiffen in Seenot mit unbedingtem Vorrecht anzunehmen, zu beantworten und ihnen gebührend Folge zu geben. Über den Nachrichtenaustausch zwischen Bordstationen unterschiedlicher Systeme kann keine Einigkeit erzielt werden. Ein entsprechender Antrag der USA wird von England und Italien abgelehnt. Das darauf beschlossene Zusatzabkommen wird von Deutschland, den USA, Argentinien, Österreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland, Monaco, Norwegen, den Niederlanden, Rumänien, Russland, Schweden, der Türkei und Uruguay unterschrieben, England, Italien, Portugal, Japan, Mexiko und Persien unterschreiben nicht. (Anm.: Da die Reichweite der Bordstationen mit Knallfunkensendern nur einige hundert Kilometer beträgt, ist eine schnelle Übermittlung von Funktelegrammen nur über eine Kette von Schiffen möglich, die das gleiche System verwenden. Weil fast alle Nordatlantik-Schiffe Marconi-Anlagen an Bord haben, wird der Vertrag in diesem Punkt als ein Sieg Marconis und seiner Monopol-Bestrebungen angesehen).Für den Austausch von Funkmeldungen zwischen Küsten- und Bordstationen sagt das Schlussprotokoll, dass die Vertragsstationen das Recht haben eine Küstenstation von der Interkommunikationspflicht auszunehmen, jedoch nur unter der Bedingung, dass an Stelle der auszunehmenden Station eine andere, den Bedürfnissen des allgemeinen Verkehrs genügende Station für uneingeschränkten Nachrichtenaustausch bereitgestellt wird. Während 18 Staaten auch diesen Passus unterschreiben, schließen sich England, Italien, Griechenland und Portugal wegen des Vertragsverhältnisses zu Marconi aus, behalten sich aber vor, später zu ratifizieren. Die nächste Konferenz wird für das Jahr 1911 festgelegt, findet dann aber auf Wunsch der britischen Regierung erst im Juni 1912 statt. Der Vertrag enthält auch die Anweisung, eine Liste passender Abkürzungen für den Seefunk zu erstellen. 
Ergebnisse:
Ein zwischenstaatlicher Funkvertrag
Ein Schlussprotokoll
Die Funkverkehrsregeln
Ein Zusatzabkommen

November: Auch vor dem Inkrafttreten des Internationalen Funkentelegraphenvertrages vom 3. November 1906 haben zahlreiche Länder sich schon mit der Frage des Telegraphenrechts der drahtlosen Telegraphie befasst. Dabei wurden und werden die Funkanlagen den bereits vorhandenen Telegraphenanlagen gleichgesetzt. Dabei ist nach Thurn ein Telegraph jegliche Vorrichtung, die eine Nachrichtenbeförderung dadurch ermöglicht, dass der an einem Ort zum sinnlichen Ausdruck gebrachte Gedanke an einem entfernten Orte wahrnehmbar wieder erzeugt wird, ohne dass der Transport eines Gegenstandes mit der Nachricht erfolgt. 

November:  Der Kristalldetektor wird eingeführt und löst den Morseschreiber und die Schloemilch Zelle als Empfangsanzeige ab. Die Schwierigkeiten mit dem Fritter zeigten sich schon beim Braun-Sender. Er (der Fritter) kann nämlich durch die Klingel nur ca. 20 mal pro Sekunde erschüttert werden, die Funken springen jedoch ca. 100-mal pro Sekunde über. Mit dem Detektor kann man die 100 Hz des Braun/Marconi-Senders gut und die die 1.000 Hz des Wien-Senders besonders gut hören. An die Stelle Schreibempfangs mit Morseschreiber tritt deshalb zunehmend Hörempfang. Die Erfindung gelingt Braun, der erste Grundlagen dazu schon 1901 beschrieb. Als Material wird Pyrit (Schwefelkies, auch Katzengold genannt), Silizium, Molybdän und Karborund genannt. Gleichzeitig wird der Kontakt- oder Kristalldetektor 1906 durch Dunwoody und Pickard erfunden. Als Nachteil stellt sich heraus, dass hohe Schiffsantennen (die wechselweise zum Senden und zum Empfang verwendet werden) bei atmosphärischen Störungen sehr hohe Spannungen aufnehmen. Das führt zur Zerstörung von Kondensatoren und Kristalldetektoren. Hierbei erweist sich der Karborund – Detektor als widerstandsfähiger als die übrigen Materialien. Detektorempfänger werden auch als Primärempfänger bezeichnet. Der Name erklärt sich so: In der Antennenleitung liegt der durch Variometer oder später durch Drehkondensator abgestimmte (Primär-) Schwingkreis. Im Sekundärkreis (durch den Kristalldetektor stark bedämpft) liegen dann nur der Detektor und der mit einem Block- oder Siebkondensator überbrückte Kopfhörer. 

November:  Die Großfunkstelle Nauen nimmt den Probebetrieb mit dem 100-m-Mast auf. Reichweite mit dem Knallfunkensender 3 600 km. Besichtigung durch Kaiser Wilhelm II am 7. November. Endgültige Inbetriebnahme am 15. Dezember. und Verbindungen mit Seefunkstellen im Atlantik auf Langwelle, z.B. Reichweiten bis Tenerife (3.600 km).. Die Funkstelle arbeitet mit einem Knallfunken-Sender mit Wechselstrom 150 kV und 360 Leydener Flaschen. Nachteil dieser Kondensatoren ist das große Volumen. Als Vorteil wird aber die hohe Durchschlagsfestigkeit und die kleinen dielektrischen Verluste betont.

November:  Die C. Lorenz AG, jetzt unter der Leitung von Robert Held (1862-1924), gründet eine Abteilung für drahtlose Telegrafie. Man baut mit einem Lizenzvertrag mit der Amalgamated Rdo. Telegraph Co (USA) Lichtbogensender. Damit hat die Firma die Rechte für Deutschland und Österreich-Ungarn erworben, Poulsen-Lichtbogensender zur Erzeugung ungedämpfter Hochfrequenzschwingungen zu fertigen und zu vertreiben. Die neue Abteilung wird bald zu einem Schwerpunkt in der Lorenz AG. In diesem Zweig werden jetzt und später Wissenschaftler wie W. Hahnemann, Rein, Pungs, Harbich, Schelle, Nesper und R. Goldschmid arbeiten. 
Die Tastung dieser Sender – bei dem der Lichtbogen ja nicht verlöschen darf - ist auf drei verschiedenen Arten möglich und wird praktiziert:
1. Tasten im Tastkreis. Bei nicht gedrückter Taste wird die Energie in einem zweiten Schwingkreis in Wärme umgesetzt, der bei Tastung kurzgeschlossen wird. 
2. Tasten mit Verstimmung: Man verstimmt mit der Tastung den frequenzbestimmenden Schwingkreis und stört (in den Tastpausen) dabei natürlich auf einer anderen Welle, vornehmlich in den USA angewendet. 
3. Tasten zwischen Voll- und Leerlast. Erreicht wird das durch Vergrößerung der Dämpfung z.B. durch magnetische Steuerung einer Tastdrossel (Pungs-Drossel). Dieses Verfahren verwendet Königswusterhausen. 

November: Präsident Roosevelt wird auf seiner Panama- und Puerto Rico-Reise auf dem Kriegsschiff „Louisiana“ einen Stab von Telegraphisten mitnehmen und hofft, seine Regierungsgeschäfte durch ständige Verbindung mit der neu errichteten Funkstelle im Washington aufrecht erhalten zu können. 

November:  In der Funkstation Broadway 42, New York/NY arbeitet die erste Funkerin Amerikas, Miss Anna Nevins. Die amerikanische Marine löst die Brieftauben Abteilung auf und beginnt die Umstellung auf Telegrafiefunk. 

November:  Die Küstenfunkstelle Poldhu (GB) sendet Presseberichte an Marconi – Fahrgastschiffe. Im gleichen Jahr geht Cullercoats Radio/GCC in Betrieb. Die Station wird von 1909 bis 1912 durch die Poulsen Company aus Dänemark betrieben. Vor der Öffnung der Station Cullercoats experimentierte dort und in Hartland Point  der Amerikaner de Forest. 

November:  Prof. Albrecht führt in Potsdam das erste drahtlose Zeitzeichen ein. 

Dezember  Die amerikanische Firma De Forest Co. (Vizepräsident Lee de Forest) steht wegen mehrerer Patentverletzungen vor Gericht. Marconi klagt wegen Verletzung seines Jigger (HF-Transformator) Patents, Telefunken wegen Verwendung der Braunschen Senderanordnung, Fessenden wegen der Kopie seines Elektrolyt-Detektors. 

November: Marconi und Lloyds in London schließen einen Vertrag, der das Marconi-Monopol auf Stationen der British Admiralty und von Lloyds sichert und dafür alle Schiffsdaten an die Lloyds Zentrale weiterleitet. Das Geschäft mit der Funktelegrafie bleibt bei Marconi. Später werden aufgrund des Telegraphy Wireless Act die Stationen unter staatliche Kontrolle gebracht und die Lizenz nur an Marconi vergeben. 

6. Dezember  Nach einer Meldung in der Zeitschrift „The Electrician“ ((58/06) hat Poulsen mit seiner 1 kW (Lichtbogen)-Station eine Verbindung von Kopenhagen nach Newcastle on Tyne aufgebaut. Sein Sender mit Kupfer-Kohle-Elektroden hat eine Antenne mit der Masthöhe von 30 m und die Entfernung wird mit 900 km angegeben. Wegen der unklaren Patentlage werden aber keine näheren Angaben gemacht. Seine amerikanischen Patente hat er für 2 Mio. Mark an Armstrong und Bojesesn verkauft. 

4. Dezember: Der amerikanische General H. H. Dunwoody lässt sich mit britischem und amerikanischem Patent einen Kristalldetektor schützen Zur gleichen Zeit arbeiten F. Braun in Deutschland und W Torikata und E. Yokohama in Japan ebenfalls an diesem neuen Detektortyp. Auch E. von Lepel erhält ein Patent auf seinen „compressed dialectic detector“. 

11. Dezember: Fessenden überbrückt bei einer Vorführung für einen Kreis von Wissenschaftlern funktelefonisch die Strecke Brant Rock nach Plymouth/Mass/USA (200 Meilen) mit seiner Hochfrequenzmaschine. Dabei beginnt und endet die Telefonverbindung über einen gewöhnlichen amerikanischen Anschluß sozusagen von Haus zu Haus. Ein Bericht darüber erscheint in dem „American Telephone Journal“. Seine Hochfrequenzmaschine vom „Mordey“-Typ kann jetzt 50 kHz senden, 360 Polpaare rotieren mit 139/s, die Ausgangsspannung beträgt 63 V und die Leistung 300 Watt. Im Folgejahr wiederholt er diese Übermittlung über 320 km mit drahtloser Telephonie von Brant Rock nach Jamaica/Long Island-New York mit einer eigens dafür gebauten Hochfrequenzmaschine. Später wird der 200 kHz-Maschinensender 2 kW leisten. 

Dezember: Prof. M. Wien veröffentlicht in der Physikalischen Zeitschrift die Erscheinung der Löscherregung. 

18. Dezember: Auf der Vereinsversammlung des Elektrotechnischen Vereins berichtet der Vorsitzende, der Unterstaatssekretär Sydow, von einer Vorführung, die am 14. Dezember in den Geschäftsräumen der Fa. Telefunken stattfand. Dort wurde demonstriert, dass mit einer Lichtbogen Anlage funktelefonisch willkürliche Zahlen, Musik und Sprache übertragen wurden. Die Übertragung geschah von Nauen nach Berlin (40 km) wund war ein voller Erfolg (ETZ 52/06)

Dezember: Marconi erhält den Auftrag, im astronomischen Observatorium des Vatikans eine Funkstation zu errichten (ETZ 50/06).

24. Dezember: Erste Radio Aussendung mit Sprache und Musik durch die amerikanische Küstenfunkstelle Bryant Rock/Mass. (andere Quelle: Brant Rock) für den Bordempfang. Abgestrahlt werden eine Violinversion von Gounods "O Holy Night", Gospelgesang sowie Weihnachtsgrüße durch den Initiator Fessenden. Die Sendung wird von Schiffen bis zu einer Entfernung von 100 Meilen gehört. 

Dezember:  Dem Reeder Adolph Woermann wird folgendes Statement zur Einführung der drahtlosen Telegraphie auf seinen Schiffen zugeschrieben: „Ich gebe keine 50.000 Mark pro Jahr aus, damit sich meine Kapitäne auf See gegenseitig „Guten Morgen“ sagen können“. 

Dezember: Nach einer Aufstellung im „Archiv für Post und Telegraphie“  gibt es zur Zeit weltweit 220 Küstenstationen (nach Systemen: 99 Telefunken, 74 Marconi, 7 Fessenden, 37 de Forest und 3 Lodge-Muirhead). Die 113 Stationen auf Handelsschiffen verteilen sich wie folgt: 13 Telefunken, 76 Marconi, 8 Fessenden, 16 de Forest und keine Station nach dem System Lodge-Muirhead. Für deutsche und fremde Kriegsschiffe hat Telefunken bisher 309 Stationen geliefert. 

Dezember: Italien meldet eine Verdopplung der Anzahl von (Funk-) Telegrammen gegen das Vorjahr. Insgesamt wurden im abgelaufenen Jahr von den Küstenstationen 1.230 Telegramme mit 21.003 Wörtern abgegeben und 2.698 Telegramme mit 45.557 Wörtern aufgenommen. Den größten Anteil daran hatten die Küstenstationen Ponza, Capo Sperone und Forte Spuria wegen ihrer günstigen Lage zu den Dampfschifflinien. Ponza und Capo Sperone sollen durch die neuen Stationen Neapel und Cagliari ersetzt werden. Die Station San Cataldo (Bari), die bisher für die Rechnung von Marconi arbeitete, ist vom italienischen Staat gekauft worden. Neben den öffentlichen Stationen gibt es in an Italiens Küsten noch 13 Stationen, die der Marineverwaltung gehören. 

Dezember:  Der Jahreswechsel 1906-1907 gilt als die Zeit der Erfindung des tönenden Löschfunkensenders von Prof. Wien (er lehrt zu dieser Zeit in Danzig) mit mehrzelliger Funkenstrecke durch Telefunken. Dieser Sender vermeidet durch Teilung der Funkenstrecke die Wiederzündung des zwischen den Elektroden befindlichen Plasmas und sendet schwach gedämpfte Wellen aus. Um das Zusammenfritten der Funkenstrecken (kleiner Abstand) zu verhindern, kann man die Anzahl der Serienstrecken erhöhen. Damit verteilt sich die Gesamtleistung und durch (gesteckte) Kurzschlüsse kann man die Leistung verändern. Er gestattet andere Funkenzahlen als die der Knallfunkensender, die (freischwingend) zwischen 50 und 150 Hz liegen, nämlich ungefähr 1000 Hz . Der Generator liefert 500 Hz, die durch Halbwellen-Zündung des Senders einen 1000 Hz-Ton im Empfänger bewirken. Dazu kommt noch eine Resonanz der Kopfhörermembran, die man bei 1 kHz ansiedelt, was eine gewisse Verstärkerwirkung darstellt.  Dieser Ton ist besser hörbar als das Marconi - Knacken bei ca. 50 Hz (Knallfunkensender lassen nur eine geringe Tastgeschwindigkeit - ca. Tempo 50 - zu). Der Abstand jeder der (z.B. 8 - 12) hintereinander geschalteten Löschfunkenstrecken ist ca. 0,1 mm. Außerdem wird die (geringere) Wärme der Funkenstrecken (Material Kupfer und/oder Silber, oft silberplattiertes Kupfer) über Kühlrippen besser abgeführt. Der Abstand der Funkenstrecke wird durch einen Glimmerring von ca. 0,3 mm bestimmt, der neben der Isolation noch die Aufgabe hat, die Funkenstrecke von der Umgebungsluft zu trennen, d.h. er begrenzt die Funkenstrecke nach außen. Bei einem B-Sender ergeben ca. 40 Impulse einen Morsepunkt und ca. 200 Impulse einen Morsestrich. Dieser Sender beseitigt den Hauptnachteil des Braun- und des Marconi - Senders, die Zweiwelligkeit und erzeugt einwellige Schwingungen. Die Zahl der Funkenfolgen wird gesteigert und der Wirkungsgrad wird erhöht (von ca. 16 auf max. 75 %). Wirkungsweise: Die Funkenstrecke muss schnell nichtleitend gemacht werden, dann kann keine Energie mehr in den Primärkreis zurückfließen (Stoßerregung) und die in sehr kurzer Zeit in den Antennenkreis induzierte Schwingung wird nur noch schwach gedämpft. Der Funke besteht praktisch nur während der allerersten Hochfrequenzschwingungen und nicht - wie beim Knallfunkensender - während der ganzen Periode des abklingenden Wellenzuges. Die Kopplung zum Antennenkreis kann bis auf 20 % steigen. Nachteil: Wenn die zweite Funkenentladung einsetzt, bevor die erste auf unter 37 % abgeklungen ist, wird durch das Hineinlaufen der zweiten Schwingung in die erste ein unsauberer Ton erzeugt und der Wirkungsgrad sinkt. Diese Partialfunken kann man als krächzende Nebengeräusche beim Abstimmvorgang hören. Das Prinzip der Stoßerregung kann so beschrieben werden, dass die vom Primärkreis im Sekundärkreis (Antenne) angeregten Schwingungen von längerer Dauer als die des Primärkreises sind. Durch Unterbrechung des Primärkreises(schnell abklingende Funken) vermag das Sekundärsystem nicht mehr auf den Primärkreis zurückwirken und die in der Antenne gespeicherte Energie klingt allmählich ab. Außerdem wächst die umgesetzte Energie durch die bis auf 2.000/s steigerbaren Funkenzahlen. 
Anmerkung zur Tastgeschwindigkeit:
Marconi/Braun-Knallfunkensender 50 – 150 Hz und Löschfunkensender 1.000 Hz.
Nun gilt zwischen Morsetempo und Länge eines Morsepunktes:
40 BpM = 8 WpM: Punktlänge 140 ms. 
60 BpM = 12 WpM: Punktlänge 90 ms
80 BpM = 16 WpM: Punktlänge 80 ms. 
100 BpM = 20 WpM: Punktlänge 60 ms.
Die Dauer eines Funkens in Millisekunden ist bei den verschiedenen Funkenfolgen:
50 Hz: 20 ms, 100 Hz: 10 ms, 150 Hz: 7 ms, 1.000 Hz: 1 ms.
Damit ergibt sich
Funkenfolge, Funkendauer und Funken pro Morsepunkt bei einer  Morsegeschwindigkeit 
    40 BpM 60 BpM 80 BpM 100 BpM
    50 Hz  20 ms     7   5    4    3
  100 Hz  10 ms   14    9    8    6
  150 Hz    7 ms   20  13  12    9
1.000 Hz   1 ms  140  90  80  60

31, Dezember: Nach einer Mitteilung von Marconi (ETZ 8/07) haben die mit Funkanlagen ihrer Firma ausgerüsteten Schiffe im abgelaufenen Jahr insgesamt 1.261.000 Wörter gesendet und empfangen. Im Vorjahr waren es nur 783.950 Wörter. 

Dezember: In der (deutschen) Presse wird das abgelaufenen Jahr besonders durch die drei Tatsachen: Einführung des Kristalldetektors, Beginn das Aufbaus von Nauen und der Einführung der Schirmantenne gefeiert. 
Zur Einführung des Kristalldetektors, der den Kohärer, Magnet- und elektrolytischen Detektor ablöst.
An der Entwicklung des Kohärers waren beteiligt: S.A Varey, Prof. Calzecchi-Onesti, G. M. Minchin,  Prof Lodge, Prof. Branley, Tesla, Schäfer, Marconi, Popoff, Capt. Jackson Signor Rovelli, Chunder Bose, Prof. Jervis-Smith, General Ferrie, Shoemaker, Pickard, Prof. Thomas Tommasima Luigi Solari und Dr. Slaby. 
Der Magnetdetektor wurde entwickelt, eingesetzt und z. Tl. durch Patente geschützt durch: Prof. E. Wilson, Fessenden, Marius Latour, Marconi (Hysteresis Detector und Einthoven-Galvanometer),  Prof. Braun, Saiki Teppuri, Wichi Torikata, Walter und Ewing, Sella und Tieri und Evershed
Wesentliche Arbeiten über den elektrolytischen Detektor stammen von: Neugeschwender, de Forest und Smythe, Ferrie, Fessenden und Vreeland, Wehnelt, Schloemilch, Shoemaker, Tissot, L.H. Walter, S.G. Brown, Wichi Torikata und Rayleigh. 
Die Zukunft gehört dem Kristalldetektor und an diesem Bauteil haben mitgewirkt und werden bedeutende neue Materialkombinationen erfinden und sich z. Tl. auch durch Patente schützen lassen: Ferdinand Braun, H.H.C. Dunwoody, W.H. Eccles, A.W. Bridges, Wichi Torikata, E. Yokohama, G.W. Pickard, Thompson H. Lyon, Pierce, L.W. Austin, Lepel, Marchant, G.G. Blake und  H.P. Donle. 


Neu auf dem Büchertisch 1906
In den USA erscheint „Manual of Wireless Telegraphy“ von A.F. Collins. Verlag: Wiley and Sons, New York. 
“Aetheric or Wireless Telegraphy” erscheint bei Biggs and Sons, London und der Autor ist R. G. Blaine. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version:  09-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1907

1. Januar: Beginn der Tätigkeit der Seekasse, die zur Zeit der Gründung Invaliden-, Witwen- und Waisenkasse heißt. Damit wird 5 Jahre vor der RVO Gründung eine allgemeine Hinterbliebenenrente der Seeleute und ihrer Hinterbliebenen eingeführt. 

Januar: Telefunken nimmt ein erstes Patent auf ein allgemeines Verfahren zur Stoßerregung

Januar: In einer Übersicht werden für Nordamerika 49 Küstenfunkstellen gemeldet (USA Westküste: 27, USA Ostküste 10 und Kanada 12), darunter: Navy Boston/PG, Nantucket/PI, Navy New York/PT, Naval New Orleans/RO, Colon/SL, Cape Race/CE, Sable Island/SD und Point Loma (Calif)/TM. 

Am 20. Januar wird in Hamburg Manfred von Ardenne geboren. Als Autodidakt wird er zum bedeutenden Hochfrequenz-Physiker. 1923 erhält er - im 16. Lebensjahr - sein erstes Patent auf ein "Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion für drahtlose Telegrafie". Er entwickelt 1926 mit S. Loewe eine NF-Mehrfachröhre und baut später Fernsehübertragungs- (1930) und medizinische Geräte. Nach einer Forschertätigkeit in der Sowjetunion (1945-1955) wirkt er in Dresden u.a. auf dem Gebiet der Krebs-Therapie. 

20. Januar: Der Dampfer "Preston" strandet 170 Meilen vor Puerto Rico. Nach dem Seenotruf werden alle Personen gerettet.

24. Januar: Telefunken meldet, dass die Gesellschaft auf Kuba acht Küstenfunkstellen liefern und in Betrieb nehmen wird. Die Reichweite soll zwischen 300 und 1.500 km liegen. 

29. Januar.: Der amerikanische Physiker Lee de Forest lässt sich die Verstärkerröhre mit US Patent 879 532 schützen. Er hat diese Erfindung aber schon 1906 gemacht und seine Erfindung veröffentlicht. Beschrieben wird eine Röhre mit Gitter (Zickzack- Steuerelektrode) zur Gleichrichtung von Hochfrequenz (andere Quelle: Gitter-Audion-Röhre, ohne jedoch die Dichtemodulation zu kennen und zu erwähnen). L. de Forest will aber schon die Verstärkerwirkung erkannt haben, was später bestritten wird (für die Triode hat v. Lieben seit 1906 ein Patent). Er nennt das Bauteil "Audione" und erhält am 23 Januar 1908 das DRP 217 073. Nach anfänglichen Erfolgen der de Forest-Röhre wird sie zunehmend durch den Kristalldetektor ersetzt, der den Vorteil hat, keine Hilfsspannung zu benötigen. Auch bei den frühen Telefunken-Knallfunken-Stationen wurden schon Kristalldetektoren eingesetzt, allerdings nur, um den Sender genau abzustimmen. Danach wurde durch einen Schalter der Kohärer zum Schreibempfang eingeschaltet. 

Januar: Die vier Schnelldampfer „Kronprinzessin Cecilie“, „Kaiser Wilhelm II“, „Kronprinz Wilhelm“ und „Kaiser Wilhelm der Große“ erhalten eine Marconi Anlage des Typs „Long Distance“  Schon am 26. Januar meldet :"Kaiser Wilhelm II" eine funktelegrafische Verbindung mit dem Cunard Liner "Coronia" über 1.200 Seemeilen. 

Januar: Das englische Unterhaus setzt eine Kommission ein, die prüfen soll, ob Großbritannien dem Internationalen Vertrag zur Regelung der drahtlosen Telegraphie jetzt beitreten kann. Im Juli wird dann gemeldet, dass sich der Ausschuss mit 5 gegen 4 Stimmen für die Annahme ausgesprochen hat. 

Januar 1907: Nach einer Statistik von Eskine-Murray (ETZ 4/08) gibt es zur Zeit 1.550 Stationen für drahtlose Telegraphie. Davon sind 195 öffentliche Land- und Küstenfunkstellen, 170 Handelsschiffs-Stationen, 150 Stationen auf Leuchtschiffen, 670 Marinestationen, 55 fahrbare Militärstationen und 310 Versuchsanlagen. Fragt man nach dem verwendeten System, so geben die Autoren an: Telefunken 41 %, Marconi 20 %, de Forest 6 %, Lodge-Muirhead 3 %, Fessenden 3 % und andere 27 %. An den Landstationen ist Marconi mit 32 % und an den Stationen auf Handelsschiffen zu 56 % beteiligt. 

29. Januar: A. Muirhead erhält das britische Patent 2283 für eine Verbesserung des Disc-Kohärers. Er ersetzt die rotierende Scheibe durch eine dünne Nadel und bewegt dafür die Isolierflüssigkeit (Öl oder Glyzerin). 

14. Januar: R.A. Fessenden erhält das britische Patent Nr 28.412 „Directional Wireless“, einem Funkpeilverfahren, bei dem waagerechte Antennen von einem zentralen Mast gespannt arbeiten und mit einem Rundumschalter eingeschaltet werden können.

23. Februar: Norddeichradio ist nach Verbesserung der Anlage (Erhöhung und bessere Isolierung der Antennenmasten) nach zweijähriger Bauzeit erneut betriebsfertig. Ausbreitungsversuche im März mit dem Kreuzer "Vineta".: Kleiner Sender (Fehler! Textmarke nicht definiert. = 300 m) Reichweite 300 km, großer Sender (Fehler! Textmarke nicht definiert. = 2000 m) Reichweite 1200 bis 1500 km für Schreib- und 1200 bis 1500 km für Hörempfang. Am 1. Mai nimmt Norddeichradio/KND den Funkverkehr mit Marineschiffen und am 1. Juni den öffentlichen Funkverkehr auf, nachdem die Station am 30. April durch die Kaiserliche Reichspost abgenommen wird. Im Zentralblatt für das Deutsche Reich wird auf Seite 233 bekannt gegeben: „In Norddeich ist eine Küstenstation für Funkentelegraphie mit unbeschränktem öffentlichen Verkehr eröffnet worden. Die Station hat ununterbrochenen Tages- und Nachtdienst.“
Technische Anlage: Großer Sender für 2.000 m (10 kW Knallfunkensender) , kleiner Sender für 300 m, (kein Sender für 600 m ???), Empfänger: Fritter, Sendeantenne an 4 Großmasten ca. 75 m hoch. Hörwache auf 600 m und erste Versuche mit Pressedienst und Zeitzeichen. 

März: Telefunken erhält ein Patent auf das allgemeine Verfahren der Stoßerregung nach Professor Wien (System „tönende Funken“). Das Prinzip dieses patentgeschützten Senders ist zu diesem Zeitpunkt nicht neu. Schon 1893 hatten Elihu Thomsen und Nikola Tesla, 1898 Oliver Lodge, 1899 Reginald Fessenden 1904 Jonathan Zenneck mit Anordnungen zur Stoßerregung gearbeitet. Wien hat dieses Prinzip aber nicht nur wissenschaftlich exakt erklärt sondern nach seinen Vorarbeiten kann Telefunken einen Löschfunkensender (System „tönende Funken“) bauen, der eine neue Ära der Schiffssender einläutet und noch bis zum weltweiten Verbot der B-Wellen  (1965) als Notsender Verwendung findet. 

März: Erste Experimente, um eine Verbindung zu einem Flugzeug oder Luftschiff aufzunehmen.

März: K. Vreeland benutzt zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen eine Quecksilber-Dampf-Lampe mit einer Quecksilber-Kathode  und zwei Anoden. Die Frequenz hängt von der Beschaltung der Anoden ab, die bei dieser Anordnung abwechselnd Strom führen. (ETZ 12/07)

März: In den USA demonstriert R. Fessenden mit einem Maschinensender zu einem als Empfänger dienenden Dampfer über 16 km eine Funk – Fernsprech – Übertragung. Die Frequenz beträgt ca. 60 bis 80 kHz und die Entfernung ist 16 km (ETZ 13/07). 

7. und 10. April: In Italien werden Versuche mit einer Poulsen-Funk-Fernsprech-Anordnung über 4 km (Rom-Monte Mario) durchgeführt. 

10. April: Der Dampfer "Arapahoe" (Clyde Line) verliert die Schraube bei Cap Henlopen. Zwei Schiffe reagieren auf den telegrafischen Notruf und schleppen den Havaristen ab. Das gleiche Schiff gerät am 11. August 1907 erneut in Seenot und wieder wird Beistand mit Hilfe der Funkanlage herbeigeholt. Am 25. September 1909 wird die "Arapahoe"  Notraketen des D. "Zeeberg" sehen, sendet mit der Funkanlage Notsignale und sorgt für Hilfe. 

11. April  Marconi erhält sein britisches Patent (das amerikanische folgt im nächsten Jahr) auf seinen „high speed rotating disc discharger“, mit dem er schon im Vorjahr Wellen großer Leistung erzeugt hat. Eine drehbare isolierte Scheibe rotiert dabei zwischen zwei feststehenden Scheiben. Eine Entladung findet abhängig von der Drehzahl der Drehscheibe statt (rotierende Stoßerregung), und er  erreicht damit eine gute Einwelligkeit der Aussendung. Durch kleine Stifte auf der rotierenden Scheibe kann die Aussendung dieses Senders von Empfängern mit Kristalldetektoren aufgenommen werden. Marconi stellt in der Folge verschiedene Variationen seines Unterbrecher-Senders vor, so kann eine Version auch mit Wechselspannung betrieben werden, eine andere Version hat kleine Erhebungen auf der rotierenden Scheibe und kann so die Hochfrequenz unterbrechen und für Kristalldetektoren lesbar machen. Eine spätere Version heißt „Synchronous Disc Discharger , weil die rotierende Scheibe synchron mit einer Welle des Niederfrequenzgenerators läuft. Mit dieser Anordnung kann Marconi Sender bis 300 kW bauen und 1918 gelingt ihm damit die Verbindung England-Australien (right round the world).
Hier die Liste der Patente, mit denen sich Marconi dieses Gerät schützen lässt: Britische Patente 8462 und 8463 (April 07), 20110 (9/07), 8581, 8582, 18524 und 18524 (1909) sowie 16546 und 17505 (8/08). Dazu kommt das US Patent 935.382 von 1908. 

19. April: Das dänische „Gesetz über die drahtlose Telegraphie“ regelt die Errichtung und das Betreiben von Funkanlagen an Land und auf See bzw. in Häfen. Das Gesetz sieht Strafen bis 400 Kronen vor und gilt auch für Island (Thurn)

April: Die italienische Telegraphenverwaltung baut für 90.000 Lire drei Funkstationen nach dem System Marconi in Neapel, Palermo und Cagliari. 

April: Im Haushalts-Voranschlag des Reiches ist der Posten von Mk 5.000 für die Einrichtung einer Zeitsignalaussendung der Großfunkstelle Norddeich enthalten. 

April: Der Außen- und Verkehrsminister Chinas hat Bestimmungen erlassen, wonach Telegraphenbeamte, die den Inhalt geheimer amtlicher Telegramme verraten, mit dem Tode durch Enthauptung bestraft werden. Für den Verrat des Inhalts gewöhnlicher amtlicher Telegramme wird eine Gefängnisstrafe von 10 Jahren angedroht. (ETZ 16/07). 

1. Mai: Norddeichradio nimmt den Funkdienst mit Schiffen der kaiserlichen Marine auf, nach dem die Station am Vortage durch die kaiserliche Reichspost die Betriebsgenehmigung erhalten hatte. Vorausgegangen waren erfolgreiche Funktests mit Funkverbindungen zum Kreuzer „Vineta“. (D. Brand) 

Mai:  Der Detektor hat jetzt eine Empfindlichkeit von U >= 250 mV. Mit der Einführung dieses Bauteils verschwindet die beim Fritterempfang noch vielfach eingesetzte Glocke, die den Empfang von Morsezeichen (aber auch atmosphärischer Störungen) anzeigt. Detektoren werden aus verschiedensten Materialien gebaut und erprobt. So wird von Zinnstein, Eisenkies, Pyrit, Bleiglanz, Jamesonit, Bournomit, Freieslebenit, Tellurblei und anderen Materialien berichtet. Dabei sind auch der Kontaktdruck und das Kontaktmaterial besonders wichtig. Harte Kristalle wie Silizium Karbourund arbeiten mit hartem Stahl oder Phosphorbronze, weiche Kristalle (z.B. Bleiglanz, Molybdänglanz) sind mit weichen Metallen wie Gold, Silber oder Platin effektiv. Der Kontaktwiderstand wird mit ca. 1-2 k? angegeben. Dieser Widerstand steigt bei losem Druck (Verbesserung der Empfindlichkeit) auf 10 k ? an.

8. Mai: Der Dampfer "Prinz August Wilhelm" strandet bei Middle Ground (Kingston/Jamaica). Durch Funk werden alle Personen gerettet. 

Mai:  Aufstellung einer ersten Funkerkompanie im deutschen Heer. Neben akustischen, optischen und drahtgebundenen Meldungen erfolgt jetzt auch die Befehlsübermittlung mittels drahtloser Wellen. 

23. Mai: Die Fessenden Gesellschaft hat nach einem Bericht in der ETZ bisher für Patente und Versuche rund 1,8 Mio. M gezahlt und nur 85.000 M eingenommen. An diesem Ergebnis sind besonders die zum Teil sehr hohen Patentgebühren einzelner Staaten schuld. 

24. Mai: Prof. Fleming hält vor der Royal Institution of Great Britain einen Vortrag über die Neuerungen auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie. Dieser ist im „Electrician“ (59/1907) abgedruckt und wird in der ETZ 5/08 besprochen. Themen: Wellenmessgeräte, Wellenerzeugung mit Funken und Lichtbogen. Detektoren (elektrolytische, Ventilröhren), gerichtete Aussendung und Empfang von Funkwellen (von den Anfängen 1903 (Prof. Braun) bis heute).

Mai: In der Presse wird berichtet, dass Marconi in Clifden (Westküste Irland) eine neue transatlantische Station als Ersatz oder Ergänzung der Poldhu-Station bauen lässt. Sie soll für 300 kW zugeführte Leistung ausgelegt werden. Neuartige Generatoren sollen Spannungen von 20.000 V zur Verfügung stellen, die entweder die Sender direkt oder in große Akkumulatoren speisen. Bei einer Betriebszeit von 16 Stunden pro Tag und zeitweise reduzierter Leistung kann die Anlage auch mal nur aus den Akkus gespeist werden. Anders als bei den Sendern in Poldhu (Spannungs- und Frequenzerhöhung mit zwei Funkenstrecken) wird hier die Sendefrequenz 200 kHz – und später 45 kHz (6.666 m) direkt mit einer Funkenstrecke erzeugt. Die Antenne wird eine umgekehrte L-Antenne oder „bent-antenna“ – wie Marconi sie sich durch Patent (1905) hat schützen lassen, wobei die Länge der parallelen Luftleiter mit einer Meile angegeben wird. Dazu kommt ein ausgedehntes Erdkabelnetz, welches mit für die Richtcharakteristik sorgt. Neue Kondensatortypen und eine rotierendes Unterbrechersystem mit rotierenden Bällen, welches durch das Patent 25.383 von 1903 geschützt war, vervollständigen die Installation. In der Folge wird er durch den rotieren 3-Scheiben-Unterbrecher nach Marconi ersetzt. 
Später wird berichtet, dass die amerikanische Gegenstation Breton (später Glace Bay, Kanada) schon Ende August fertig ist, während die Clifden Anlage nach der Fertigstellung im September offiziell in Betrieb gehen soll. Die Wortgebühr wird mit 40 Pfg. je Wort angegeben, Pressetelegramme kosten die Hälfte. Im Oktober wird gemeldet, dass die Station Clifden zunächst nur für Presse-Funk-Telegramme in Betrieb geht. Im November erscheint in der Presse ein Bericht von Prof. Fessenden (ETZ 50/07), in dem er von seinen Beobachtungen bei der Inbetriebnahme von Clifden berichtet. Aus seinem Bericht: Pro Minute sind nicht 20 (wie Marconi meldet) sondern nur 3 bis 4 Worte telegrafiert worden. Auch seien am Tage nicht 14.000 sondern ca. 1.400 Worte übermittelt worden. Besonders erwähnt er, dass Marconi gar nichts zum Schutz des Fernmeldegeheimnisses getan hat, als er den neuen Dienst anbot. Die Station Glace Bay hat vier hölzerne Türme von je 90 m Höhe und westlich davon vier Masten von je 58 m Höhe. Beide Gebilde sind mit 50 Luftdrähten verbunden (nach dem Marconi Patent über gerichtete Wellen). Eine 500 PS Maschine treibt einen Dynamo, der 3-Phasen-Strom 2 kV/350 kW liefern kann. Benötig werden aber nur 70 kW. Als Personal gibt Marconi an: 1 Vorsteher, 4 technische Assistenten, 4 Telegraphisten, 2 Ingenieure, 2 Maschinisten, 2 Heizer, 2 Zimmerleute und 2 Arbeiter. Die Station Glace Bay sendet seit dem Vorjahr auf der Welle 8.000 m, die Station Clifden  wird von 7.500 m (1906) auf jetzt 6.666 m gebracht. 

Mai: Aus Australien wird bekannt, dass die dortige Regierung ein Angebot Marconis, die gesamten Funkstellen des Kontinents zu übernehmen und weiter auszubauen, abgelehnt hat. 

Mai: Der Dampfer „Tagus“ ist das erste mit einer de Forest Funkanlage ausgerüstete Schiff und meldet gute Funkkontakte zur Station Hartland Point. 

Mai : Auf Vorschlag der französischen Akademie der Wissenschaften prüft zur Zeit eine Kommission, ob ein Sender auf dem Pico de Teide in Tenerife, welcher Zeitsignale ausstrahlen würde, auf dem größten Teil der befahrenen Weltmeere hörbar sein würde. 

1. Juni: Im Amtsblatt Nr. 35 des Reichs-Postamts wird veröffentlicht, dass drei neue Stationen für den öffentlichen Funkdienst zugelassen sind. Es handelt sich um die Küstenfunkstelle „Norddeich“ mit dem Rufzeichen KND und die Handelsdampfer „König Friedrich August", Rufzeichen DKF sowie den Kohlendampfer „Helene Blumenfeld“ mit dem Rufzeichen DHB. 

13. Juni 1907: Nach einem Bericht in der „Electrical World“ (49/07) gibt es bei der Marine in Washington zunehmend Ärger mit unbefugt (aber legal, da es in den USA keine einschränkenden Gesetze und Vorschriften für den Funkbereich gibt) errichteten und betriebenen Funkstationen. So wird von einem jungen Amateur berichtet, der Funktelegramme mit dem Absender entfernter Stationen oder Kriegsschiffe sendet und von der Polizei wegen Fehlens entsprechender Strafvorschriften nicht belangt werden kann. 

1. Juli: Nach einer Pressemitteilung haben zur Zeit 32 deutsche Handelsschiffe eine Funkstation an Bord. 

26. Juli: Norddeichradio beginnt mit der Aussendung von Tagesnachrichten des Wolffschen Telegraphenbüros Berlin für die Schifffahrt. (Andere Quelle: Sendung erst ab 1909)

Juli: Fessenden meldet in den USA einen neuen Reichweitenrekord seines Telephonie-Senders. Er überbrückt die Strecke von 200 Meilen auf Long Island (Jamaica/LI) bei Tageslicht. In einem Brief sagt er ca. 425 Meilen für Schiffstationen mit einer 40 m hohen Antenne voraus 

Juli: Die jährliche Mietgebühr für einen Unterwasser-Hörapparat richtet sich nach der Größe des Schiffes. Sie beträgt z.B. für ein 8.000 BRT großes Fahrgastschiff 3.360 Mk/Jahr und für ein Frachtschiff unter 1.000 BRT nur Mk 420/Jahr. Hersteller und Ausleiher der Geräte: Submarine Signal Company. Die Hamburg-Amerika-Linie hat 14 und der Norddeutsche Lloyd 13 Schiffe damit ausgerüstet. Die Schiffe können Feuerschiffe und Landmarken damit aus Entfernungen von 3-9 Seemeilen hören und peilen. 

Juli: Erste praktische Erprobung einer Funk-Fernsprech-Übertragung nach dem System de Forest bei einer Segelregatta auf dem Eriesee. Die Entfernung ist 6,5 km. Zur gleichen Zeit erhält er ein amerikanisches Patent (841.387)  auf die Erfindung der Drei-Elektroden -Röhre mit einem Gitter. 

Juli:  Marconi wird für den Physik-Nobel-Preis vorgeschlagen. In diesem Jahr erhält er ein Patent (British Patent 12960/07, ausgestellt auf die Marconi Co und C.S. Franklin) ) auf einen Abstimmsatz, den „multiple tuner“, der Wellenlängen zwischen 89 und 2.600 Metern genau einstellen kann. Es handelt sich um einen abstimmbaren Parallelschwingkreis zwischen dem Antennen- und dem Empfängerschwingkreis. 

August: An Bord der "Kaiserin Auguste Victoria" werden versuchsweise Wettermeldungen von Schiffen gesammelt, Wetterkarten gezeichnet und über die Marconistation Clifden und die Funkstation Cape Cod (kostenfrei) übermittelt. Dabei werden Entfernungen bis 3.000 km einwandfrei überbrückt. 

20. August: Egbert von Lepel  (Oberingenieur bei Telefunken) erhält ein Patent auf eine Funkenstrecke zwischen ebenen Metallplatten, die einen Abstand von 0,5 mm haben . Die ringförmige Papierisolation zwischen den (polierten) Platten erweist sich aber als Nachteil und wird später durch einen Glimmerring ersetzt. Damit kann der Plattenabstand auf 0,2 mm verringert werden. Eine eingefräste Nut am Rand der Funkenstrecke bewirkt, dass der Funkenübergang nicht mehr am Rand. sondern gleichmäßig über die Plattenoberfläche geschieht. Die erste Version war mit wassergekühlter Kupfer- und davon isolierter Messingplatte versehen. Die Funkenstrecke kann mit Gleich- oder Wechselstrom mit einer Spannung von 500 Volt betrieben werden, wobei die Gleichstromversion durch einen zusätzlichen Oszillator noch „tönend“ gemacht werden kann. Wenn man mit diesem Oszillator gut vertraut ist, kann man sogar einfache Melodien spielen. Blake erwähnt, dass er damit „God save the King“ und andere Lieder gehört hat. 
Auch im Ausland lässt sich Lepel seine Erfindung patentieren und erhält 1913 für seine „Apparatus for producing rapid electrical oszillations“ das US Patent 104.3117 und das britische Patent 17 349. 

31. August:  Der Passagierdampfer "Cap Arcona" (10.000 BRT) macht Probefahrten und erprobt u. a. die neue Telefunken-Anlage. 

August: In Japan geht die Küstenfunkstelle Choshiu mit einer Entfernungsangabe von 160 km in Betrieb. 

August:  Wick Radio wird als Küstenfunkstelle eröffnet. Das Rufzeichen GKR erscheint erst 1920. Die Station wird wichtig für die Fischerei bis Grönland und Neufundland. Cullercoats Radio und Clifden (bei Knockroe/Irland) bekommen einen 25 kW-Poulsen-Sender. In Australien sind Küstenfunkstellen in Sydney und Freemantle im Bau und aus Bombay wird gemeldet, dass eine erste Küstenfunkstelle demnächst in Betrieb gehen soll. 

August:  W. Hahnemann (C. Lorenz AG) stellt seinen Universal Wellenmesser mit Ölkondensator und auswechselbaren Spulen vor. Das Gerät hat Summererregung, Hitzdrahtinstrument und Heliumröhre als Anzeige. Neben diesem Gerät wird auch er „Große Wellenmesser“ von Telefunken bekannt. Von der gleichen Firma gibt es noch den „Kleinen Wellenmesser. Aber auch andere Firmen bauen Geräte, mit denen die Wellenlänge der Aussendungen eines Senders genau bestimmt werden kann. 
So gibt es: Kleiner Wellenmesser von Marconi, sowie Geräte von Pierce, Culver, Tissot, Hirsch, Peri, Fleming, Ferrie und Boas. 

August: In einem Aufsatz in der „Electrical World“ (50/07) stellen Bellini und Tosi ihre Peilantennen in Dreiecksform vor. Sie nennen sie „geschlossenen Oszillatorkreis“ und ihre Ähnlichkeit mit der Braun-Anordnung von 1902/1903 wird in der Fachwelt lebhaft diskutiert. Die Peilrahmen sind in Dreieckform aufrecht angeordnet und eine Suchspule ist drehbar in der rechteckigen Anordnung der Peilspulen im Empfänger platziert. E.Bellini und A. Tosi erhalten Patentschutz durch die britischen Patente: 211.299 „directional wireless“ vom 25. Sept. 1907 und Nr. 4801 „directed wireless“ vom März 1908. 

1907:  In diesem Jahr erfindet v. Bronk den Thermodetektor und erhält dafür das DRP 216.559 „für eine Anordnung aus zwei sich punktförmig berührenden Leitern, die in der thermo-elektrischen Spannungsreihe möglichst weit voneinander entfernt sind. 

September: Während der Beschießung von Casablanca setzt Frankreich erfolgreich die Station Eiffelturm zur Nachrichtenübermittlung an den französischen Kreuzer „Gloire“ ein. 

September: R.A. Fessenden löst das Problem der tageszeit-abhängigen Dämpfung von Funkwellen dadurch, dass er als Nachtwelle 200 kHz (Reichweite 3.200 bis 6.500 km) und als Tageswelle 81,7 kHz (Reichweite 2.700 km) benutzt (ETZ 38/07).

9. Oktober: Die k.u.k. (österreichische) Marine bekommt eine eigene Telegrafen-Abteilung. Aus dem Text: „Seine kaiserliche und königlich Apostolische Majestät haben mit der Allerhöchsten Entschließung vom 9. Oktober 1907 allergnädigst geruht, für den Telegraphendienst eine eigene .... Spezialität ..... 184 Mann ....“

1907:  In diesem Jahr erwirbt die C. Lorenz AG in Berlin die Lichtbogen-Patente von Poulsen und Feddersen. 

1907:  Die preußischen Telegraphen-Bataillone erhalten als vierte Kompanie eine Funkentelegraphen-Abteilung. Auch die bayerischen, sächsischen und württembergischen Truppen werden durch Funkerabteilungen verstärkt. 

Ab 10. Oktober beobachtet Norddeichradio ohne Unterbrechung bis zur Schließung der Mittelwellenbeobachtung auch durch beide Weltkriege hindurch die Seenotfrequenz 500 kHz (600 m). Schiffe in der großen und kleinen Fahrt haben zumeist Sender mit den Wellen 300,  450 und 600 m an Bord. 

Oktober:  Fessenden und Alexanderson führen die Hochfrequenzmaschine im Betrieb vor. Mit einem Maschinensender wird erstmals eine 320 km Sprechfunkverbindung (Brent Rock/Massachusetts nach Jamaica/Long Island/NY) hergestellt. (81 kHz, 1 kW). 
Poulsen meldet zur gleichen Zeit eine Funk-Telefonieverbindung zwischen Lingby/DK und Weißensee über 370 km. 

Am 18. Oktober überträgt die von dem Ingenieur Enwistle errichtete Funkstation Clifden die erste Funkpresse nach Nordamerika

19. Oktober: Clifton und Glace Bay werden in beschränktem Umfang für den öffentlichen Funkverkehr freigegeben. In den ersten drei Monaten werden nach Marconi-Angaben 100.000 Worte über den Atlantik gesendet. Wobei die Kunden wegen zahlreicher Verzögerungen nicht immer glücklich über diese Verbindung sind. 

25. Oktober: de Forest lässt sich mit dem US Patent 841 387 die Wirkung der Triode (Audion Röhre)  als Verstärker schützen. 

November: Zahlreiche US-Kriegsschiffe werden mit Funk-Fernsprech-Anlagen für kleine Entfernungen nach dem System de Forest ausgerüstet. Zu diesem Zweck werden bei de Forest 27 Anlagen im Gesamtwert von 147.000 M bestellt. 

15. November: Die erste von Marconi in Amerika gebaute Funkstation Siasconset ist durch ein Feuer vernichtet worden. Der Schaden wird auf ca. 30.000  M geschätzt. 

November: Die englische Postverwaltung meldet, dass im abgelaufenen Betriebsjahr 15.853 inländische und 1.140 ausländische Funktelegramme bearbeitet worden sind. Die Zahlen des Vorjahres betrugen 11.094 bzw. 558 (ETZ 45/07)

17. Dezember: In Netherhall zu Largs in der Grafschaft Ayrshire (Schottland) stirbt im Alter von 83 Jahren Lord Kelvin, der früher William Thompson hieß und ab 1892 zum Baron Kelvin of Largs geadelt wurde.  Zwischen 1856 und 1899 war er Professor für theoretische  Physik in Glasgow. Im Jahr 1848 führt er die Kelvin-Skala als Wärmeeinheit ein, die ab 1968 als gesetzliche Einheit der Temperatur gilt. Er hatte maßgeblichen Anteil an den ersten Versuchen, funktionsfähige Unterwasserkabel zwischen England und Amerika zu installieren (1857 , 1858 ). Die Kabelschiffe  Niagara und Agamemnon und 1865/66 Great Eastern gehören in diese Periode. 1858 verbesserte er das Gauß’sche Spiegelgalvanometer und hatte 1883 bereits 262 Abhandlungen unter seinem Namen veröffentlicht, darunter die  Sammlungen mathematischer Anhandlungen. Zu seinen Erfindungen zählten u.a. das Thomson-Tiefseelot, eine Gezeiten-Rechenmaschine und der Kelvin-Trocken-Kompass. Bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten stand er in Kontakt mit Faraday, Maxwell, Joule, Helmholz und Stokes. 1890 wird er Präsident der Royal Society. 

Dezember: Obwohl bis heute fast ausschließlich Fahrgastschiffe mit Funk ausgerüstet werden, meldet Lloyds, dass in diesem Jahr die ersten Öltanker, nämlich die „Iroquoi“ und die „Navahoe“ der Anglo American Oil Co. eine solche Anlage an Bord haben. 

Dezember: Französische Kriegsschiffe melden Funkkontakte über 840 km untereinander und solche mit der Station Eiffelturm über 900 km. 

Dezember: Ein Teil der US-amerikanischen Flotte beginnt eine Weltreise unter Admiral Evans und erprobt bei Hampton Rds/Va die neue Lichtbogen Telefonie Station von de Forest. Vorausgegangen waren Reichweitenversuche auf Schlachtschiffen, Torpedobootszerstörern und Hilfskreuzern. In einem Bericht heißt es u.a.: „Die Geräte arbeiten sehr zufriedenstellend, wenn sie von kundiger Hand bedient werden.“. Die Reichweite wird  maximal 40 Meilen angegeben, wobei die Marine-Forderung nur 5 Meilen beträgt. 

Dezember: In den Vereinigten Staaten arbeiten fünf Gesellschaften auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie, welche 117 Landstationen unterhalten. Die Zahl der Funktelegramme wird mit 154.614 für das letzte Abrechnungsjahr angegeben. 

15. Dezember: Aus Kanada verlautet, dass folgende mit Shoemaker-Anlagen ausgerüstete Küstenfunkstellen an der British Columbia Küste 24-stündigen Dienst für alle Systeme anbieten: Victoria, Burrard Inlet, Cape Lazo, Pachena Point, Estevan Point und Hole. Die Reichweite beträgt 230 km und anzuwenden ist die Normalwellenlänge oder die 300 m Welle. An der US Küste sind folgende Stationen der Pacific Wireless Telegraph Co. betriebsbereit: Santa Catalina Island, San Pedro, Los Angeles, Fort Casey, Port Townsend, San Juan Island, Seattle (Washington), Victoria (BC) und Chicgo (ILL). 

Dezember: In Australien wird ein Netz von Küstenfunkstationen eingerichtet, zunächst sollen 5 Stationen gebaut werden. 

21. Dezember (andere Quelle: 15. November): Telefunken gelingt eine drahtlose Funk-Telephonie-Verbindung über 75 km von Berlin nach Rheinsberg. Das Experiment wird mit einem Lichtbogensender mit einer Hochfrequenzlampe nach Prof. H.T. Simon durchgeführt, nachdem die Verhandlungen mit Poulsen über die deutschen Patentrechte des Lichtbogenverfahrens nicht zum Ziel geführt haben. Graf Arco soll danach den verantwortlichen Entwicklungsingenieur angewiesen haben „von solch brotlosen Experimenten Abstand zu nehmen, da Telefunken Wichtigeres zu tun habe, als derartige „Telephonspielerei“. Bei der öffentlichen Vorstellung seines neuen Systems „tönende Funken“ demonstriert Telefunken, dass mit einem 8 kW Sender mit Reichweiten von 2.000 km eine dreimal so große Entfernung überbrückt werden kann, wie mit einem Knallfunkensender gleicher Leistung.  1907 beginnt Telefunken mit dem Bau einer Serie von Empfängern, die unter dem Begriff „MUZE“ bekannt werden. Das ist die Abkürzung von Marine-Universal-Zellen-Empfänger und die Zahl dahinter ist dann das Konstruktionsjahr. Mit Zelle ist der Kristalldetektor gemeint und der Frequenzbereich liegt z.B. zwischen 20 und 750 kHz. 

Dezember:  Die aus ca. 1.000 Fahrzeugen bestehende Flotte der Großen Seen hat im abgelaufenen Jahr 70.000 Funktelegramme aufgenommen bzw. abgegeben. Die beiden ersten Landstationen in Detroit und Cleveland wurden im Laufe des Jahres durch die Stationen Port Huron, Buffalo und Toledo ergänzt. Alle Küstenfunkstellen arbeiten nach dem System Clark. 

Dezember: Für einen Reichweitenversuch erhält der auf der Ausreise befindliche Dampfer „Cap Blanco“ tägliche Funkmeldungen von Nauen. Das letzte Telegramm erreicht den Dampfer in Tenerife (3.700 km). 


Neu auf dem Büchertisch 1907
September: Das Buch "Drahtlose Telegraphie und Telephonie" von Parthei erscheint in der 2. Auflage und kostet 4 Mk 
(Luxusausgabe Mk 6,50). 
Dr. H. Barkhausen ist der Autor des Buches „Das Problem der Schwingungserzeugung“, welches bei H. Hirzel, Leipzig erscheint.
„Die elektrische Wellentelegraphie“ Einführung in die Theorie und Praxis (Verfasser: O. Ahrend) erscheint bei Vieweg, Braunschweig. Das 169-seitige Werk kostet 6 (gebunden 7) Mark.
Das „Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie“ erscheint in zwei Heften. Verschiene Autoren behandeln darin die Kapitel: Gerichtete drahtlose Telegraphie, ungedämpfte Schwingungen, Entwicklung der Telegraphie, gekoppelte Schwingkreise, Detektoren, Messung der Wellenlänge usw. 
Bei Fr. Vieweg und Sohn, Braunschweig erscheint: „Die Telegraphie ohne Draht“ von Augusto Righi.
„Die drahtlose Telegraphie und Telephonie nach Geschichte, Wesen und Bedeutung für Militär, Verkehr und Schule“ von Gustav Partheil, Oberlehrer in Dessau, in 2. Auflage im Verlag Gerdes und Hödel, Beerlin. Es kostet 4 Mark und als Luxusausgabe 6 M 50 Pf. 
Im Verlag G. Reimer (Berlin) erscheint das „Handbuch für die deutsche Handelsmarine“. Das Buch kostet 9 Mark.

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  09-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1908

1. Januar: Das Reichsmarineamt gibt Richtlinien zum Signalverkehr zwischen Kriegs- und Handelsschiffen unter deutscher Flagge heraus. Telefunken liefert erste Marine-Empfänger. Es handelt sich um alte Fritter-Empfänger, die für den Detektor-Empfang umgerüstet sind. 

7. Januar: Antrag im Reichstag, um das "Gesetz über das Telegraphenwesen im Deutschen Reich" vom 6. April 1892 dem Internationalen Telegraphenvertrag von 1906 anzupassen (Genehmigungspflicht). 

Aus der Tagespresse:  Während bis 1908 Knall- oder Knarrfunkensender und Morseschreiber Verwendung fanden, wird jetzt Hör- statt Schreibempfang eingeführt. Dazu verwendet man den Marconi - Detektor, den Schlömichen elektrolytischen Detektor oder den Kristall – Detektor.  Die Diskussion auf der Senderseite kreist um die Frage: Erzeugt man drahtlose Energie am effektivsten durch den Dynamo, mit Funken oder per Lichtbogen?

Januar: Marconi meldet, dass die Gesellschaft insgesamt 107 Schiffe mit Funkanlagen ausgerüstet hat, davon 26 mit Apparaten für weitere Entfernungen. Beispiele (in Klammern: Anlagen für Weitverkehr): Cunard 14 (8), Hamburg-Amerika-Linie 12 (6), Norddeutscher Lloyd 5 (4). 

23. Januar: Lee de Forest in New York bekommt ein deutsches Patent auf seine Glühkathodenröhre (DRP 217.073 vom 23. Jan. 1908). 

24. Januar: Spanien erklärt die Funkentelegraphie zum Staatsmonopol. Dabei steht der Handelsmarine die Wahl des Funksystems frei (Thurn). 

3. Februar: Clifden und Glace Bay werden für den öffentlichen Funkverkehr zwischen Großbritannien und Kanada freigegeben. Die Transatlantik Funkverbindung hat nach Marconi-Angaben ca. 5.000 bis 6.000 Worte pro Tag übermittelt. Ein großer Teil der Meldungen waren Presse-Funk-Telegramme. 

20. Februar: In Russland werden funktelegraphische Anlagen unter staatliche Oberaufsicht gestellt. Vier Jahre später (6. Juni 1912) werden diese Vorschriften noch einmal ergänzt bzw. angepasst (Thurn). 

2. März: Geburtstag des „Vaters des PAL-Fernsehens“, Walter Bruch. 

7. März: Im Reichstag wird das (abgeänderte) "Telegraphengesetz vom 6. April 1892 mit einer Anweisung für den Funkentelegraphendienst" (Reichsgesetzblatt Nr. 13, S 79) beschlossen. Das Gesetz wird am 21. März im RGBl Nr 13 „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen .....verordnen im Namen des Reichs....“ veröffentlicht. Es regelt u.a. die Genehmigungspflicht für Seefunkanlagen. Der § 3 erhält einen Absatz 2: Elektrische Telegraphenanlangen, welche ohne metallische Verbindungsleitungen Nachrichten vermitteln, dürfen nur mit Genehmigung des Reichs errichtet und betrieben werden. Neu sind danach die § 3a „Auf deutschen Fahrzeugen für Seefahrt oder Binnenschifffahrt dürfen Telegraphenanlagen, welche nicht ausschließlich zum Verkehr innerhalb des Fahrzeugs bestimmt sind, nur mit Genehmigung des Reichs errichtet und betrieben werden“ sowie § 3b „Der Reichskanzler trifft Anordnungen über den Betrieb von Telegraphenanlagen auf fremden Fahrzeugen für Seefahrt oder Binnenschifffahrt, welche sich in deutschen Hoheitsgewässern aufhalten.“. Damit werden alle Ausnahmen vom Telegrafenhoheitsrecht des Reiches auf dem Gebiet der Funkentelegrafie beseitigt. 

13. März: Marconi hält vor der Royal Institution einen Vortrag über seinen rotierenden Löschfunkensender (high speed rotating disc discharger). Zu dieser Zeit arbeiten auf dem Gebiet der einfachen Löschfunkenstrecke, der Löschfunken-Serien-Strecke und der rotierenden Funkenstrecke zahlreiche Wissenschaftler, Tüftler und Erfinder: M. Child, J.S. Stone, W. Duddell, Koepsel, Campos, Eisenstein, Q. Majorana, R.A. Fessenden, M. Wien, Fleming, Richardson, Koehler, N. Tesla, W. Dublier, W. Peukert, J.A. Fleming, E.L. Chaffee, B. Washington, Ditcham, de Forest, W. Torikata, E. Yokohama, Jackson, Eccles, Makower, W. Dubilier, B. Thime, P.R. Coursey, O. Scheller, Poulsen, S.G. Brown, Schwerin, Colin, Jeance, C. Fischer, E. Rühmer, Dubilier,  Cooper, Hewitt, T. Simon, M. Reich, B. Liebowitz, Vreeland, Ferrie u.a. 

März: In Deutschland sind neben Norddeich noch weitere 10 drahtlose "Funkspruchstationen" in Betrieb, darunter Helgoland, Elbe I FS, Cuxhaven, Weser FS usw. Die Gesamtzahl aller Funkstellen der Welt wird Ende des Jahres die Zahl 500 erreichen. 

März: In der Südatlantikfahrt wird Klage geführt, dass Brasilien - anders als Argentinien und Uruguay - immer noch keine Küstenfunkstelle betreibt. Die Hamburg-Süd beabsichtigt, neben "Cap Frio" (Telefunken 1 kW), "Cap Ortegal" und "Cap Vilano" alle anderen Fahrgastschiffe in der Südatlantikfahrt mit Funkanlagen auszurüsten. 

28. März: Mit dem Amtsblatt 25/1908 werden drei neue Seefunkstellen genannt und zwar: Cap Frio/DCF, Cap Roca/DCR und Cap Verde/DCE. Weiter wird bekannt gegeben, dass die Küstenstation in Arkona im öffentlichen Verkehr die Welle 600 m benutzt. 

März: Poulsen berichtet von einer regelmäßigen Funk-Fernsprech-Verbindung zwischen Lyngby und Esbjerg (270 km). Die Esbjerg- Station wird mit 6 kW primärer Energie angegeben. 

März: Reichweiten-Meldungen. Der mit einer Poulsen-Anlage ausgerüstete dänische D. „United States“ berichtet von einem Funkkontakt mit Cullercoats über 2.200 km. Ein mit einer Telefunken-Anlage ausgerüstetes amerikanisches Kriegsschiff berichtet von einer Funkverbindung über 2.400 km und am 10. März meldet der ebenfalls mit einer Telefunken-Anlage bestückte D. „Cap Arkona“ von einer 1.400 km Verbindung mit Scheveningen, bei der 5 fehlerfreie Telegramme ausgetauscht wurden. Von der Dampferstation wird berichtet: Funkenlänge 15 mm, Erregerkapazität 288 Siemens-Flaschen-Kondensatoren, Gesamt-Kapazität ca. 14.500 cm. 

März: Nach einer von der Reichspost zusammengestellten Liste gibt es 174 Küstenfunkstellen für den öffentlichen Funkverkehr in der Welt. Davon sind 67 in Europa, 92 in Amerika, 3 in Afrika, 5 in Asien und 7 in Australien. Nach dem System Marconi arbeiten 72, nach dem deutschen Telefunken-System 55 und nach dem System de Forest 13. 

April: Zwei Meldungen aus der ETZ 16/08: In Britisch-Indien werden erstmals weibliche Telegraphisten eingestellt und ausgebildet.. Das Anfangsgehalt von 28 M steigt später auf ca. 42 bis 126 M/Monat. Die zweite Meldung besagt, dass von den 1.200 Telegraphisten, die im amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt waren, noch ca. 200 in teilweise sehr bedürftigen Verhältnissen ohne ausreichende Rente leben. 

30. April: Marconi gibt bekannt, dass man die Stationen Poldhu und Cap Cod aufrüsten will und so mit den vier Stationen Poldhu-Cap Cod und Clifden und Glace Bay in der Lage sein wird, 20 Worte in der Minute über 12 Stunden pro Tag zu senden. Das würde zu einer Einnahme von 150.000 Pfund (nach heutigem Wert 7,75 Mio Pfund Sterling) führen. Mitte Juni soll mit den Arbeiten begonnen werden und – um New York besser anbinden zu können, soll auch dort eine kleine Empfangsstation errichtet werden. (Marconi-Review)

4. Mai bis 11. Juni: In Lissabon tagt die Internationale Telegraphenkonferenz. Eine Ausführungsübereinkunft zum Internationalen Telegraphenvertrag St. Petersburg 1975 wird beschlossen und in Deutschland im Amtsblatt des Reichspostamtes 1909 S. 133 veröffentlicht. Es handelt sich um eine Konvention zur Revision des Weltfunkvertrages. Aus dem Inhalt: 
Die Seefunktelegramme werden in das internationale Telegrafenreglement übernommen. In Deutschland werden Seetelegramme  ab jetzt Semaphortelegramme heißen zum Unterschied gegen die neu definierten Funktelegramme. 
Wiederholung der Anweisung, eine Liste passender Abkürzungen für den Seefunk zu erstellen. 
Die britische Postverwaltung veröffentlicht eine Liste von Zwei-Buchstaben-Kurzsignalen, die  auf der Konferenz 1912 anerkannt und mit dem vorangestellten Buchstaben Q zur Liste der Q-Gruppen werden.
Der Beschluss, dass der Welttelegraphenverein seine nächste Zusammenkünfte 1915 in Paris (Jubiläumsfeier) und 1917 in Washington abhalten soll, wird durch den 1.Weltkrieg verhindert. 
Für Schiffe gilt: Wellenlängen zwischen 300 und 600 m für den allgemeinen Schiffsverkehr und der Bereich 500 bis 1.600 m für Behördenfunkverkehr. 

Mai: Marconi verwendet jetzt eine Sendeeinrichtung, bei der eine große Metallscheibe zwischen zwei senkrecht dazu drehenden Scheiben angeordnet ist. Die Frequenz ist ca. 200 kHz und die Entladungen finden zwischen der Haupt- und den Nebenscheiben statt. 

Mai: Nachdem die Beschwerden über donnerartige Geräusche aus der Senderbaracke am Eiffelturm und damit die Möglichkeit, den Telegrammverkehr in der Nähe mitzulesen, zugenommen haben, plant man jetzt eine Verbesserung und will die Sendestation unterirdisch unterbringen. 

25. Mai: In Madison (Wiconsin/USA) wird John Bardeen, einer der drei Erfinder des Transistors, geboren. 

27. Mai 1908: Für den am 1. Juli in Kraft tretenden Vertrag von Berlin (1906) werden vom k. u. k. Handelsministerium Richtlinien herausgegeben. Dazu gehört die Pflicht zu wechselseitigem Funkverkehr mit Stationen aller Systeme. Eine Bestimmung besagt, dass alle Funktelegraphisten die österreichische Staatsbürgerschaft haben und ein gültige Funkzeugnis mit sich führen müssen. Ferner wird u.a. der neue internationale Notruf SOS offiziell als Notsignal vorgeschrieben. Für die Kriegsschiffe gelten Sonderregelungen („Radioverkehrsregeln der k. u. k. Kriegsmarine“).

2. Juni: In Berlin eröffnet der deutsche Kaiser die Deutsche Schiffbau Ausstellung, welche einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Schiffbauindustrie zeigt. Der Kaiser steuert seine Sammlung silberner Schiffsmodelle bei. Ein großer Teil der Ausstellung ist der Elektrotechnik gewidmet. Lorenz und Telefunken zeigen ihre neuen Funk-Telefon-Anlagen für  Schiffe mit dem Lichtbogen-Sender. Neu ist auch der Drehplattenkondensator von Lorenz. Dazu kommt ein Lichtbogensender von Poulsen und ein neues Variometer. Auch der Drei-Wellen-Schaltapparat mit einer Empfangsantenne ist neu bei Lorenz. 

29. Juni: In Österreich-Ungarn werden die o.e. erwähnten  „Radioverkehrsregeln der k. und k. Kriegsmarine“ genehmigt. Auch in dieser Verordnung wird u.a. der neue internationale Notruf SOS offiziell als Notsignal vorgeschrieben. 

Juni: Die Reichspost führt mit den Fischdampfern „Senator Holthusen“ und „Senator Refard“ von der Cuxhavener Hochsee Fischerei Funkversuche durch. Diese scheitern an den unzureichenden Reichweiten der Bordanlagen. 

Juni: Nachdem sich sowohl Marconi als auch Fessenden gegen einen  Beitritt der USA zum Internationalen Funkentelegraphenvertrag (Berlin 1906) ausgesprochen haben, beschließt der zuständige Senatsausschuß, zunächst gar nichts zu tun. Dagegen will Großbritannien dem Vertrag am 1. Juli beitreten (ETZ 24/08) 

1. Juli: Der Berliner Funkvertrag (Internationaler Funkentelegraphenvertrag vom 3. November 1906 – Convention Radiotelegraphique International) wird im Reichs-Gesetzblatt Nr. 38/1908 S 411 in der französischen Originalfassung und der deutschen Übersetzung veröffentlicht und tritt in Kraft. Er besteht aus dem Vertrag, dem Zusatzabkommen, dem Schlussprotokoll und der Ausführungsübereinkunft zum Internationalen Funkentelegraphenvertrag sowie einem Vordruck für ein Verzeichnis der Funkstationen mit ihren Hauptdaten (mit ihren „Verhältnissen“). Siehe auch Nov. 1906. 
Wichtigster Vertragsinhalt: 
Verkehrspflicht Küsten- mit Seefunkstellen unterschiedlicher Systeme. Gilt (noch) nicht für Verbindungen zwischen Seefunkstellen. 
Die Wellen 300 und 600 m werden für den öffentlichen Funkverkehr freigegeben.
Ausgabe eines Verzeichnisses aller Küstenfunkstellen. 
Genehmigungspflicht für Funkanlagen, Telegraphisten benötigen ein Befähigungszeugnis, (Prüfung 20 WpM, Bedienung, Telegrafengeheimnis). 
Funktelegramme mit Kopfvermerk "Radio", Maximalpreise für Funktelegramme (QSJ cc max 60, QSJ bb max 40 ctm). 
Seenotsignal ist das zusammenhängend gemorste SOS. 
Der Internationale Funkentelegraphenvertrag, das Zusatzabkommen, das Schlussprotokoll und die Ausführungsübereinkunft haben bisher ratifiziert: Deutschland, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Spanien, Norwegen, die Niederlande, Rumänien und Schweden. 
Ohne Zusatzabkommen haben Japan und Mexiko ratifiziert. 
Nur dem Funkentelegraphenvertrag sind beigetreten: Großbritannien für Canada, Australien, Neuseeland, die Kapkolonie, Natal, Transvaal, Indien und die übrigen Kolonien und Protektorate. 
Der Beitritt der USA ist immer noch unklar und Italien sind durch den Vertrag mit Marconi die Hände gebunden

1. Juli: Belgien erklärt die Funkentelegraphie durch ein Gesetz (Loi sur la telegraphie sans fil et la telephonie sans fil par les radiations electriques....) zum Staatsmonopol. (Thurn) 

Juli: Die Deutsche Reichspost erlässt eine Abänderung der Telegraphenordnung vom 16. Juni 1904 und veröffentlicht sie im Amtsblatt Nr. 38. Sie enthält alle wichtigen Bestimmungen für Funktelegramme (Funkentelegramme). Dazu gehören: Die richtige Adresse (Name Schiff, Küstenfunkstelle), Bestimmungen über Telegramme (vorausbezahlte Antwort, telegraphische Postanweisungen, Vergleichung dringende Telegramme usw.), die Gebühren (Bordgebühr 35 Pfennig für das Wort, mindestens 3,50 Mark für das Telegramm, Küstengebühr 15 Pfennig das Wort, mindestens 1,50 Mark für das Telegramm, Landtelegrafengebühr in der jeweils geltenden Höhe der deutschen Inlandgebühr, diese Gebühren gelten bis zum Jahre 1920), sowie Bestimmungen über die Gebührenerstattung. Die Reichspost prüft die Bordtelegraphisten vor ihrem Einsatz und stellt Funkzeugnisse aus. 

1. Juli: Als erste norwegische Küstenfunkstelle wird Sövägen Radio eröffnet. 

1. Juli: Das vom internationalen Büro in Genf herausgegebene Verzeichnis der FT Stationen soll jeden Schiff mitgegeben werden. Für deutsche Schiff gibt es dazu die „Anweisung für den Funkentelegraphendienst“. 

Juli: Die Telefunken-Station im Telegrafenamt Emden geht in Betrieb: Aufgabe: Weiterleitung aller Funktelegramme der "Riesenfunkstation" Norddeich, mit der sie in ständiger Verbindung steht. In diesem Telegrafenamt werden auch fortan "alle Beamten, die eine Funkstation auf einem Ozeandampfer bedienen, nach einer neuen Ordnung eine Prüfung abzulegen haben." (Hören, Geben, Bedienung der Apparate, Bestimmungen des internationalen Funkspruchverkehrs). Erster Prüfer ist der Telegrapheninspektor Dreisbach. 

Juli:  In einem Bericht vom 12. Juli 1908 (es geht um die Geheimhaltung in einem möglichen Kriegsfall der k.u.k. Marine und die Unterstellung der Handelsschiffe unter das Kommando der Kriegsmarine) werden die Schiffe mit Marconi-Funkanlagen besonders genannt. Danach haben derzeit folgende Schiffe der Vereinigten Österreichischen Schifffahrtsgesellschaft (vorher Austro-Americana) und des Österreichischen Lloyd Marconi-Anlagen und -Funkbeamte an Bord: „Alice“, „Marta Washington“, „Argentinia“, „Oceania“, „Laura“ und „Thalia“.

16. Juli: Im Reichgesetzblatt Nr. 43 S 476 erscheint die "Bekanntmachung über Schiffstelegraphie".  Darin wird bis auf weiteres genehmigt, für die Vermittlung von Nachrichten Anlagen zu errichten und betreiben, die mit Flaggen, Semaphoren, Kunstfeuern Lichtanlagen sowie durch Unterwasserschallsignale betrieben werden. 

Juli:  Der amerikanischen Regierung in Washington gelingt keine Telegrafieverbindung zu ihrem Parlamentspräsidenten, der auf einem Schiff in der Karibik unterwegs ist. Grund: Die Küstenfunkstelle Key West hat einen anderen Betreiber als die Schiffsstation, welche die Annahme ablehnt. 

Juli:  Übertragung einer Funkpresse von Poldhu und von Cap Cod (USA). Die Aufnahme an Bord erfolgt in einem besonders lärmgeschützten Raum der Schiffe. Erste Ergebnisse wurden als Schwindel angezweifelt. 

August: Bei Manövern bei Kobe wird auf japanischen Kriegsschiffen eine Telefonie-Anlage nach dem Teishinsho-System mit gutem Erfolg eingesetzt und erprobt. 

August: Die von der Schweizer Kriegsverwaltung betriebenen drei Funkstationen (auf dem Rigi, dem St. Gotthard und bei St. Moritz) berichten, dass sie wiederholt Telegramme von weit entfernten Schiffen und Stationen aufgenommen haben, während sie umgekehrt Schwierigkeiten bei der Verbindungsaufnahme mit der Schweizer Nachbarstation hatten. 

August: Die Firma Telefunken stellt der kaiserlichen Heeresverwaltung zwei komplette Sender nach dem System „tönende Funken“ (Wiensches Stoßerregungssystem) für Versuchszwecke zur Verfügung. Vorausgegangen war, dass Heer und Marine bei Lorenz als dem deutschen Patentnehmer der dänischen Firma Poulsen immer mehr Lichtbogensender angeschafft hat.

September 1908: Die komplette funktechnische Ausrüstung der Küstenfunkstelle Pola wird von Siemens und Halske (Wien) geliefert.  Der Preis beträgt 143.140 Kronen einschließlich der Montage. Zum Lieferumfang gehören u.a. 250 Leydener Flaschen und ein 95 m (andere Quelle 80 m) hoher Stahlgittermast. Die Hochspannung beträgt 120 bis 150 kV. Die Lieferfirma erhält eine Option auf die Lieferung zweier weiterer Landstationen, die in Sebenico und Cataro errichtet werden sollen. 

September 1908: An Bord der „Kaiserin Auguste Victoria“ stellt der Direktor des Aachener Meteorologischen Observatoriums Versuche an, mit den täglich erreichbaren Wettermeldungen Wetterkarten zu zeichnen. Dabei kann er Wetterberichte von Amerika über 1.300 und von Europa über 2.300 km aufnehmen und verwerten. 

September:  In Belgien eröffnet die Küstenfunkstelle Nieuport ihren Dienst für den öffentlichen Funkverkehr und in Großbritannien werden die Küstengebühren der Marconi Funkstellen auf 6 Pence (51 Pfg.) festgelegt. 

September: Die Compagnie Francaise sans fil erhält von der spanischen Regierung den Auftrag,  24 Küstenfunkstellen zu errichten. Die ersten Stationen sollen in Cadiz, in Barcelona, in Vigo und auf den Kanaren errichtet werden. Es soll das Telefunken System Verwendung finden. Später wird gemeldet, dass als erste Stationen Almeria und Melilla (300, 600, 900 und 1.200 m) sowie Chamarin (350, 500 und 1.050 m) und Guadalajara (nur 600 m) in Betrieb gehen. Als Antennenhöhe wird genannt: Almeria 58 m, Melilla 51 m, Chamarin 51 m und Guadalajara 27 m. 

24. September: Das Reichs-Postamt gibt ein Verzeichnis der deutschen Küstenfunkstellen heraus. Darin wird Norddeich mit einer Reichweite von 500 – 600 km aufgeführt. Die übrigen 10 Küstenfunkstellen haben eine Reichweite von 200 – 300 km. 

6. Oktober: Rudolf Grötsch erwirbt nach seiner Marconi-Ausbildung und Fahrzeit das erste Seefunkzeugnis Deutschlands. Es wird im Archiv des Deutschen Museums in München aufbewahrt. 1925 übernimmt R. Grötsch die Leitung der DEBEG Funkschule in Berlin. Er verstirbt im 80. Lebensjahr am 25. August 1968 in Bremerhaven. 

18. Oktober: Der Dampfer "Moltke" (Marconistation) meldet eine gute Verbindung mit Scheveningen über 1.000 Seemeilen aus dem Mittelmeer. 

Oktober: Mit seiner Versuchsanlage auf dem Eiffelturm hat de Forest Telegramme nach Glace Bay (Nova Scotia, Amerika) im Tastfunk übermittelt. Seine funktelefonischen Aussendungen werden in einigen hundert Kilometern gehört. Es wird geplant, die Leistung auf 30 kW zu erhöhen. Im Anschluss an die französischen Versuche reist de Forest nach London, um der britischen Regierung Funk-Telefon- Apparate mit einer Reichweite von ca. 120 km anzubieten. Später wird gemeldet, dass bei den Vorführungen 90 km bei guter Verständigung überbrückt werden. 

Oktober: Marconi meldet für das abgelaufene Berichtsjahr, dass seine Funkstellen 1.725 ausländische und 20.067 inländische Funktelegramme (Vorjahr  1.140 bzw. 15.583) übermittelt haben. Im Dezember berichtet die Gesellschaft, dass über die Nordatlantik- Verbindung jetzt täglich ca. 5.000 Worte übermittelt werden. Man hofft, diese Leistung in Kürze auf 30.000 Wds/Tag steigern zu können. 

Oktober 1908: L. H. Walter stellt seinen neuen Tantal Wellendetektor vor, bei dem eine feine Tantalspitze auf einer Quecksilber- oberfläche aufgesetzt wird. Die Widerstandsänderung wird mit 1.200 bis 1.800 auf 250 – 80 angegeben. Der Strom beträgt 50 bis 100 A. 

Oktober 1908:  10 deutsche Fahrgastschiffe arbeiten mit dem Telefunken-System. Die "Cap Blanco" der Hamburg- Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft erhält den ersten Löschfunkensender von Telefunken, später folgen "Kleist" und zwei Woermann-Schiffe. Mit diesen Sendern werden allgemein größere Reichweiten gemeldet. Das ergibt sich, weil der klare 1.000 Hertz-Ton sich noch gut vom Hintergrundrauschen und den atmosphärischen Störungen abhebt, wenn die Knack-Geräusche des Knallfunkensenders schon nicht mehr wahrgenommen werden können. Weiterhin kann ein Löschfunkensender mit verschiedenen Funkenfolgen betrieben werden. Dies ermöglicht eine akustische Selektion, d.h. ein geübter Funker kann bei der gleichzeitigen Aussendung von mehreren Funkstellen auf den zwei Wellenlängen  (300 und 600 m) seine Gegenfunkstelle an der Tonhöhe identifizieren und die Morsezeichen richtig aufnehmen. 
Anm: Zu den beiden Seefunkwellenlängen 300 und 600 m kommt später eine dritte, nämlich die 1.800 m dazu. 
Telefunken gibt die Vorzüge des Löschfunkensenders so an:
Kleinere Apparate.
Niedrige Antennen (Masthöhe)
Hohe Telegrafiergeschwindigkeit möglich
Tonresonanz und 1 kHz Ton
Einwelligkeit des Signals
Erhöhung der aufnehmbaren Reichweite um den Faktor 3

1908:  In diesem Jahr erfolgte die Internationale Einführung des Seenotrufes SOS. Dazu wird die erste Aussendung eines CQD Rufes durch ein amerikanisches Schiff gemeldet (SS Santa Rosa vor Kalifornien)

Oktober 1908:  Die erste öffentliche deutsche Fernsprech-Vermittlungsstelle wird in Hildesheim in Betrieb genommen. 

Oktober 1908:  Bei der Marokko-Expedition der französischen Streitkräfte wird der Funkverkehr über die Station Eiffelturm abgewickelt. Die vor der Küste stationierten Kriegsschiffe übermitteln die Nachrichten drahtlos an die Landtruppen weiter. 

Oktober 1908:  Telefunken baut auf "Admiral von Tirpitz" (Linie Shanghai - Tsingtau) eine Funkstation mit dem Rufzeichen TP ein, um die Funktelegrafie im ostasiatischen Raum zu beleben. Das Marine-Linienschiff "Deutschland" hat bis Vigo gute Verbindung mit Kiel. An Bord ist ein 4-kW-Poulsen-Sender. 

Oktober  In Amerika wird die Wortgebühr für Übersee Funktelegramme mit 15 Cent je Wort festgelegt. 

Oktober  Die kaiserlich deutsche Marine lässt sich von den Vorzügen des Hörempfangs mit einem Detektor überzeugen  und erlaubt neben dem Schreibempfang mit dem Kohärer auch die Höraufnahme mit dem Detektor. 

17. November: In Bernburg – Saale wird Leo Brand geboren, welcher später die Empfänger Ulm und Köln bauen wird. 

26. November: Nach einer Meldung im „Electrical Review“ hat der D. „North Western“ auf 2.100 km mit der Küstenfunkstelle 
Cordova /Alaska gearbeitet. 

5. Dezember: Das Deutsche Reich tritt auch für seine sämtlichen Schutzgebiete dem Internationalen Funkentelegraphenvertrag vom Nov. 1906 bei (RGBl Nr 59/1908)

8. Dezember: Der japanische Physiker Wichi Torikata arbeitet auf dem Gebiet der mineralischen Detektoren und führt Untersuchungen mit mehr als 200 Stoffen durch, um ihre Detektorwirkung zu prüfen. Für seinen „Kosiki“ - Detektor erhält er ein japanisches Patent (15 345). Ein weiteres Patent erhält er für den „Tantalum-Detector“  (15238). 

Dezember: In Göttingen entsteht eine Versuchsstation, welche Reichweiten – Versuche mit dem auslaufenden Kriegsschiff „Vineta“ durchführen will. Vorversuche mit Norddeich werden zur Zeit erfolgreich durchgeführt. 

Dezember: Diplomatische Verwicklungen werden aus dem Mittelmeerraum gemeldet. Die im adriatischen Meer übende Flotte Österreich – Ungarns stört mit ihrem Funkverkehr erheblich die Funkverbindung zwischen Bari (Italien)  und Antivari (Montenegro). 

Dezember: Das Internationale Bureau des Welttelegraphenvereins in Bern teilt mit, dass die Zahl der gemeldeten Funkentelegraphen- stationen in der Welt 508 beträgt, davon sind 92 Küsten- und 416 Bordstationen. Für den öffentlichen Funkverkehr sind davon 52 Küsten- und  157 Bordstationen verfügbar. Der Rest ist sind amtliche, private oder Versuchsstationen. Den größten Anteil an den Funkstellen hat Großbritannien mit  32 Küsten- und 227 Bordstationen. 

Dezember: Marconi gibt bekannt, dass Funk sehr wohl eine Alternative zum Nachrichtenaustausch über Kabelleitungen darstellt. Marconi allein verfügt über 600 Patente und besitzt ca. 500 Funkstationen und stellt damit einen Großteil der drahtlosen Nachrichtenübermittlung sicher. (Marconi Review). 

Dezember: Die österreichische Handelsmarine ist zum größten Teil in den drei Häfen/Regionen Triest (214 Schiffe, 4.393 Mann), Istrien (620 Schiffe, 2.063 Mann) und Dalmatien (796 Schiffe, 2.037 Mann) beheimatet. 

Dezember: Telefunken erhält Patente auf eine neue Art der Funkenstrecke, bei der die Funkenstrecken und die Kühlkörper zu einer Einheit verschmolzen sind. ( deutsche Patente 27.164, 27.483 und 28.198). Diese Form der Funkenstrecke wird mit einigen Verbesserungen der Isolierschichten bis zum Ende der Löschfunken Bauweise verwendet. Die Anordnung wird sofort in Deutschland und in England (the Telefunken quenched spark gap, british Patent 64 24 of 1909) im nächsten Jahr patent-geschützt. Wenn der isolierende Ring 0,1 mm dick ist, rechnet man mit 600 V pro Plattenpaar. Aufbau: Silberbeschichtete Kupferscheiben werden durch Mica-Ringe isoliert

Dezember: Bis heute hat die im Jahre 1903 gegründete Telefunken Gesellschaft insgesamt 834 Funkstationen weltweit ausgeliefert. Darunter sind 234 Landstationen, 421 Kriegs- und 81 Handelsschiff-Stationen.
In einer anderen Veröffentlichung gibt Telefunken gibt die Zahl der bis Ende 1908 gelieferten Funkstationen nach Ausfuhrland und Verwendung bekannt. Die Zahlen in der Tabelle geben den Stand vor der Einführung des Löschfunkensenders wieder. Deutlich erkennbar ist die Bedeutung des Exports und die Ausrüstung von Kriegsschiffen.

Kriegsschiff-
Stationen
Land-
Sationen
mobile
Stationen
Handelsschiff
Stationen
Deutsches Reich
90
48
12
62
Österreich-Ungarn
30
9
8
4
Andere Länder
301
177
79
15
gesamt
421
234
99
81

Dezember:  Nach einer Aufstellung in der ETZ sind in den Hauptschifffahrtsländern 508 Stationen für drahtlose Telegrafie in Betrieb, davon sind 92 Küsten-. Und 416 Bordstationen. Küstenfunkstellen gibt es in: Großbritannien 32, Italien 16, Deutschland 15 und Russland 13. Spanien und Japan haben je 4, die Niederlande 3 und Norwegen 2. Die Anzahl der Bordstationen beträgt in Großbritannien 227, in Deutschland 122, in den Niederlanden 25 und in Belgien, Italien und Japan je 10. 

1908:  Was sonst noch geschah:
Nauen erhält erste Löschfunkensender und meldet Reichweiten von 2.200 km. 
Alexanderson baut eine erste Hochfrequenzmaschine für 100.000 Perioden.
Goldschmidt baut die nach ihm benannte Hochfrequenzmaschine.
Bellini und Tosi erfinden das Goniometer
Fessenden konstruiert eine Hochfrequenzmaschine mit 70.000 Perioden.
Poulsen meldet eine drahtlose telephonische Verbindung in Kalifornien über 1.550 km und führt erstmals bei ungedämpftem Sendebetrieb eine Tonerzeugung durch einen Unterbrecher (Morsebetrieb??) ein. 
Von der Ostküste der USA eine ebensolche Funk-Telefon-Verbindung zwischen Brant Rock (Mass.) und Washington (JC) über 1.200 km gemeldet. 

1908 wird als das Einführungsjahr der Flachspule in der Hochfrequenztechnik genannt. 


Neue Geräte 1908
Im Telefunken-Katalog werden folgende Löschfunkensender und Empfänger aufgeführt und angeboten: 
Sender:
0,2 LK:  200 Watt,  500 - 1 000 kHz,  Reichweite 300 km
1,5 TK:  1,5 kW,  500 - 1 000 kHz,  Reichweite 700 km
2,5 TK:  2,5 kW,  188 - 500 kHz,  Reichweite 1 000 km
5 TK:   5 kW,   250 -  500 kHz,  Reichweite 1 800 km
Empfänger:
E 5, 100 kHz bis 1,5 MHz, Einkreis-Detektorempfänger, auch als Pultgerät lieferbar.
E 5 c: Zweikreis-Detektor-Empfänger
Der „universale Hörempfänger“ E 5  ist ein Detektorempfänger mit Drehkondensator, 6 Spulen, Kopplungsklappspule, einem oder zwei Kontaktdetektoren und einem Telefonhörer mit dem Blockkondensator. 

Neu auf dem Büchertisch 1908
„Praktisches Handbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“ von Joh. Zacharias und H. Heinicke im A. Hartleben Verlag, Wien und Leipzig, Preis: 4 Mark. Es enthält u.a. eine eingehende Beschreibung des (Funk-) Systems Heinicke für den Wellenbereich 250 bis 1.000 m mittels eines besonderen Transformators, dessen Wicklungen so angeordnet sind, dass er gleichzeitig als Kapazität dient. 
„Die deutsche Post- und Telegraphengesetzgebung“ von Dr. P.D. Fischer erscheint in 6. Auflage bei der Verlagsbuchhandlung  J. Guttentag und kostet 4 Mark. In dieser Ausgabe wird erstmals auf den Funkentelegraphenvertrag eingegangen. 
Das Buch „Drahtlose Telephonie“ von E. Ruhmer erscheint im Selbstverlag, Berlin und kostet 6 M. 
Ein Buch aus der Schweiz: „Die drahtlose Telegraphie im internen und im Völkerrecht“. Der Autor ist Dr. F. Meili, der Verlag ist Orell/Füssli in Zürich und der Preis ist 4,50 M.
Bei Hirzel in Leipzig erscheint die zweite Auflage des Buches „Telegraphie und Telephonie“ von J. Noebels, A. Schluckebier und O. Jentsch. Es kostet 30 M. 
Das Buch „Telegraphie und Telephonie“ von F. Hamacher kostet 1,25 M und erscheint bei Quelle und Meyer in Leipzig. 
In den „Proceedings of the Royal Institution“ erscheint der Artikel „High Speed Rotary Disc Discharger“ von G. Marconi. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  09-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1909

1. Januar: In der Handelsflotte des Deutschen Reiches fahren 72.462 Personen zur See. 

Januar: An der Devon-Küste in Großbritannien wird die Station Bolt Head eröffnet. Die mit dem Marconi-System arbeitende Küstenfunkstelle hat 200.000 M gekostet, besitzt einen 60 m-Mast und eine Reichweite von 450 km. 

23. Januar: Kollision "Republic" (White Star Liner, GB, ca. 15 000 BRT, 440 Fahrgäste) mit dem italienischen Dampfer  "Florida" (830 Auswanderer mit dem Ziel New York) 20 sm südwestlich von Nantucket Feuerschiff. Jack Binns, der einzige Funker der "Republic", sendet ohne Anweisung CQD, die "Florida" hat keine Funkausrüstung. Die amerikanische Küstenfunkstelle Siaconset (Nantucket) wiederholt die CQD-Meldung der "Republic", die von den Schiffen "Lucania", "New York", „Lorraine“, "Gresham" und "Seneca" beantwortet wird. Die Fahrgäste der "Republic" werden zunächst auf die "Florida", dann alle 1650 (andere Quelle: 1700 bzw. 1500) Fahrgäste und Besatzungsmitglieder  auf die "Baltic", die den Notruf direkt aufgenommen hatte und die Havaristen im Nebel gefunden hat, evakuiert. Das war ein zweimaliges Ausbooten ohne Verlust von Menschenleben. Die "Republic" sinkt 39 Stunden nach der Kollision. Der Kapitän der "Baltic " berichtet später über den Wert der Unterwasser-Schallanlage bei der 12-stündigen Suche nach dem Havaristen und der Ansteuerung Ambrose Feuerschiff in dichtem Nebel. Der Havarist hatte keine Unterwasserschallanlage an Bord und konnte nicht in Zielfahrt angesteuert werden, aber Feuerschiff und Suchschiffe konnten damit im dichten Nebel navigieren. Jack Binns wird in New York, in Liverpool und in seiner Heimatstadt Petersborough als ein Held gefeiert und erhält von Marconi eine goldene Uhr. 

2. Februar: Der deutsche Dampfer "Kronprinzessin Cäcilie" meldet eine Funkverbindung mit seiner Marconi-Long Distance Anlage mit der "Caronia" über 837 Seemeilen. Auch die „George Washington“ bekommt jetzt solch eine Anlage. Für die Schiffe „Prinz Friedrich Wilhelm“, die „Berlin“ und die Schiffe der „Barbarossa“-, „König Albert“- und „Rhein“- Klasse wird eine Marconi „Short Distance“ Funkanlage angemietet. 

8. Februar (andere Quelle: 1. März): Der Pressedienst von Norddeichradio wird gebührenpflichtig. Kosten pro Schiff und Reise 200 Mark. (Anm: Der Durchschnittsverdienst eines deutschen Arbeitnehmers liegt 1909 bei 82 Mark monatlich). Zweimal täglich werden gesendet: 100 (andere Quelle 200) Worte, später 400 Wörter. Der Text wird von der Wolffschen Presseagentur zusammengestellt. Sendegeschwindigkeit ist Tempo 50 und die Sendezeit:  7.00 und 23.00 Uhr auf der Welle 2.000 m. Zunächst werden 10 teilnehmende Schiffe registriert. 

16. Februar: Als Folge des "Republic"-Unterganges wird im US-Kongress eine Vorlage eingebracht, die vorsieht, dass alle Ozeandampfer mit Fahrgästen eine Funkanlage haben müssen, wenn sie amerikanische Häfen anlaufen. Die Zustimmung des Repräsentantenhauses fehlt noch. In Deutschland bestellt der Norddeutsche Lloyd 9 Funkanlagen bei Marconi (Companie sans fil Brüssel) für die Fahrgastschiffe. Damit haben alle großen deutschen Schifffahrtsgesellschaften Marconi-Anlagen an Bord. Ausnahme sind die "Kap (Cap)"-Dampfer der Hamburg-Süd. 

Februar: Die Handelsflotte Österreich/Ungarns besteht z. Zt. aus 146 Schiffen (320.218 NRT) in großer Fahrt. Davon sind 65 Schiffe beim Österreichischen Lloyd und 32 bei der Austro Americana registriert. Im gleichen Jahr wird der Funkentelegraphendienst der Kriegsmarine des Kaiserreiches  neu organisiert und dem Inspekteur des Torpedowesens in Wien unterstellt. 

Februar:  In der Nähe von Kopenhagen wird eine Küstenfunkstelle demnächst  ihren Dienst aufnehmen . Die Reichweite wird mit 300 km angegeben. 

Februar: In der Presse wird vom Telegraphisten-Krampf berichtet. So treten nach einem Bericht folgende Fehler auf: R wird zu O, O zu G, J zu P, H zu IE usw. Dr. Sinclair diagnostiziert die Krankheit als Beschäftigungsneurose und beklagt, dass die Berufskrankheit besonders die tüchtigsten, d.h. die am „angestrengtesten“ arbeitenden Funker befällt, während die normal arbeitenden Telegraphisten weniger gefährdet sind. 

1. Februar bis 30. April und 1. August bis 30. September: Erster Großversuch, meteorologischen Schiffsbeobachtung zu einer besseren Wettervorhersage für den Atlantik zu nutzen, wird mit deutschen und englischen Handelsschiffen durchgeführt. Der Versuch wird wegen der geringen Reichweite der Schiffsstationen als nicht erfolgreich gewertet, weil die Beobachtungsdaten zu spät bei den Meteorologen ankommen. Das Beobachtungsgebiet liegt zwischen 10 und 30 Grad westlicher Länge und zwischen 40 und 60 Grad nördlicher Breite. Neben 49 englischen Dampfern beteiligen sich 23 Schiffe der HAPAG und des Norddeutschen Lloyd

März: Die Reichstelegraphenverwaltung richtet einen Zeitsignaldienst ein, der zunächst nur für die Kriegsmarine bestimmt ist. 

März: Wer als Funktelegraphist in der deutschen Marine seinen Dienst beendet hat, soll sich nach einer Meldung in der ETZ  als Telegraphist in die Reserverolle eintragen lassen. Er soll aber auf jeden Fall auf dem Funkgebiet weiter arbeiten und möglichst sein Funkpatent für die Handelsmarine anstreben. 

1. April: Bis zum heutigen Tage sind 410 Stationen für Kriegs- und 31 Stationen für Handelsschiffe von Telefunken geliefert worden. Die Gesamtzahl der in Betrieb befindlichen Funkstationen beträgt ca. 1.600. In dieser Zahl sind ca. je 700 Stationen von Telefunken und von Marconi enthalten. 

1. April: In der Lloyds List steht, dass die Orient Steam Navigation Co (London) ihre Schiffe mit Funktelegrafie ausrüsten will, weil das Commonwealth Government an den Küsten Australiens Funkstellen einrichten wird und die Schiffe dieser Linie die neuen Verbindungen von Anfang an nutzen möchte. 

April: Die amerikanischen Schiffs-Funkentelegraphisten wollen eine Berufsvereinigung (Trade Union) bilden, in der sich ca. 700 Berufsfunker zusammenschließen sollen. 

Mai: Nach einer Aufstellung in der ETZ hat von den 16 deutschen Küstenfunkstellen Norddeich eine Reichweite von 3.000 km, die Reichweite der übrigen Stationen wird mit 65 bis 250 km angegeben. Zur Zeit sind 80 Kriegsschiffe Deutschlands mit Telefunken- Stationen ausgerüstet. 

Mai 1909: Die mit Funk ausgerüstete kaiserliche Yacht „Hohenzollern“ beteiligt sich auf der Fahrt vom österreichischen Kriegshafen Pola nach Kiel an der Messung der Ausbreitungsbedingungen der neuen Küstenfunkstelle Pola. Sie meldet, dass sie die Küstenfunkstelle während der ganzen Reise gehört hat. Gute Verbindungen werden auch mit Norddeich und Nauen gemeldet. 

Juni: Von den Fahrgastschiffen, die den Nordatlantik befahren, gehören 19 der Hamburg-Amerika-Linie, 17 dem Norddeutscher Lloyd, 14 der Cunard Line, 12 der White Star Line.  Der Österreichische Lloyd hat ein Fahrgastschiff mit Telegrafiefunk auf dem Nordatlantik und die Reederei Austro Americano hat 6 Schiffe mit Telegrafiefunk ausgerüstet. 

27. Mai: Im Zentralblatt für das Deutsche Reich wird auf Seite 230 eine „Abänderung der Telegraphenordnung vom 16. Juni 1904“ veröffentlicht und in Kraft gesetzt. Sie enthält die Änderungen, die in die neue Telegraphenordnung (siehe September 1909) einfließen werden. 

Juni: Telefunken berichtet von einem neuen System "Tönende Funken" des Grafen Arco. Vorteile: Kleinere Apparate, bei Anruf ertönt eine Glocke, "damit muss der Telegraphist nicht dauernd das Ohr am Hörrohr haben". Hiermit soll die Anlage auch für kleinere Schiffe ohne Telegrafenbeamten geeignet sein. Nachteil: Einer der Nautiker muss ein Funkpatent haben. 

10. Juni: Seenotfall "Slavonia" (299 Fahrgäste, 1902 als "Yamuna" gebaut, Cunard Line) Strandung in dichtem Nebel 2 Meilen bei Largento Point im Westteil der Insel Flores/Azoren auf der Reise New York - Triest. Auf der Insel ist keine Telegraphenstation und so wird der über lange Zeit (eine Meldung sagt 12 Stunden) der Seenotruf nur von Schiffen gehört. Nach der telegrafischen Notmeldung steuern 2 Schiffe ("Princess Irene" (Norddeutscher Lloyd Bremen, Entfernung 280 km) und "Batavia") die Unglücksstelle an und retten Fahrgäste und Teile der Besatzung, insgesamt 410 Personen. Eine Restbesatzung bleibt an Bord und wird nach Flores gebracht, als das Schiff sinkt. Das Cunard Schiff war erst 1904 in Dienst gestellt worden. Nach einer Rundfunkmeldung soll dies der erste Seenotfall gewesen sein, der nur das neue Notzeichen SOS verwendet hat. Andere Quellen nennen als erste SOS-Aussendung  den Seenotfall "Araphoe" im August 1909. Als Ursache für die Strandung der „Slavonia“ wird der Wunsch der Fahrgäste, die Inseln der Azoren aus der Nähe zu betrachten, genannt, dem der Kapitän auf wohl etwas unvorsichtige Weise nachgekommen ist. 

Juli: Die Cuxhavener Hochseefischerei AG, die bereits zwei ihrer Fischdampfer mit Funkanlagen ausgerüstet hat, berichtet, dass die Masten – um die Reichweite zu erhöhen – um eine Stange erhöht worden sind. Die zunächst eingebauten Schreibapparate konnten durch die Praxis, die Morsezeichen direkt abzuhören, ebenfalls mit dem Vorteil einer größeren Reichweite, ausgebaut werden. Jedoch stieß die Morse - Ausbildung der Besatzungsangehörigen (Kapitäne und Steuerleute) zunächst auf einige Schwierigkeiten. 

Juli:  Norddeichradio erhält zwei Telefunken-Sender für tönende Löschfunken und einen Lorenz Sender für ungedämpfte Schwingungen. 

Juli: In Washington/DC soll eine Funkstation mit einer Reichweite von ca. 5.400 km errichtet werden. Das Telefunken Angebot liegt bei 709.190 Mark. Marconi gibt ein Angebot für 1.047.039 Mark (bessere Ausführung 1.516.595 Mark) ab. Weitere Angebote liegen teils darüber, teils darunter. 

Juli:  Die britische (später auch die irische) Postverwaltung übernimmt eine Reihe von Küstenfunkstellen von Marconi. So z.B Crookhaven (Rufzeichen GCS) als Folge des Parliament Act (1909). Die Station wird später Valentiaradio/EJK. Die Küstenfunkstelle Malin Head, erst GMH, danach EJM  wird später gegründet. Die Übernahme aller anderen britischen Küstenfunkstellen und der mit Funk ausgerüsteten Signalstationen von Lloyds (London) wird noch in diesem Jahr vollzogen. Die Stationen Poldhu (Cornwall) und Clifden (Irland) bleiben bei Marconi. Die Übernahme hing wesentlich von der Stellungnahme von Lloyds (London) ab, weil die Versicherung mit 300.000 Mark an Marconi beteiligt ist. Für die von der britischen Regierung übernommenen Küstenfunkstellen gilt ausdrücklich: Sie müssen mit Funkstellen jeden Systems arbeiten. Viele ausländische Regierungen folgen dem britischen Beispiel und übernehmen die von Privatfirmen betriebenen Küstenfunkstellen. 

Juli:  In einem schweren Sturm sinkt vor der Südostküste Afrikas der 10.000-t Dampfer „Waratah“ der Blue Anchor Line. Es wird von 200 Toten berichtet. Das Schiff hatte keine Telegrafiefunkanlage. In diesem Zusammenhang werden wieder Forderungen laut, Küstenfunkstellen an der Südküste Afrikas zu errichten. In Kapstadt soll demnächst eine Marconi Station in Betrieb gehen. 

Juli:  Vancouver Radio / VAI geht - zunächst nur mit einem Operator - in Point Gray in Betrieb. 

Juli:  Es gibt 1.500 kommerzielle Funkstellen auf der Welt.

Juli: Nach einer Meldung in der ETZ soll eine neue Marconi-Küstenfunkstelle in Bulgarien 96.000 Mark kosten. 

Juli:  Lorenz stellt den neuen Tikker-Zwischenkreis Empfänger MATZ/I für 300 bis 10.000 m vor. Der Tikker geht auf eine Erfindung von Tesla (1901) und P. O. Pedersen (1906) zurück und wird vornehmlich von der Fa. Poulsen vermarktet. Der Tikker selbst ist ein Kontakt, der durch die Entladungszeit eines 10 nF Kondensators öffnet und schließt. Diese Anordnung ist robust aber weniger empfindlich als ein Kristalldetektor. 

11. August: Erster SOS-Ruf eines amerikanischen Schiffes. Funkoffizier T.D. Haubner sendet das neue Notzeichen, als das SS "Aeraphoe" bei Diamond Shoals die Schraube verliert. Der Ruf wird durch Hatteras Radio/HA quittiert. Als zwei Monate später die "Iroquois" SOS funkt, ist T.D. Haubner der erste Amerikaner, der das SOS als Absender und als aufnehmende Funkstelle benutzt.

11. August: Telefunken schreibt an alle deutschen Navigationsschulen und bietet unentgeltliche Kurse für Navigationslehrer und -Schüler an, um die Telegrafiestationen bedienen zu können. 

12. August: Im Zentralblatt für das Deutsche Reich 1909 S. 753 wird die „Anweisung für den Funktelegraphendienst von 1908“ veröffentlicht, die am 1. September in Kraft tritt. Im § 3 wird die Verpflichtung zum „funkentelegraphischen Verkehr“ unabhängig vom System festgeschrieben. Der § 4 beschreibt den Inhalt des vom „Internationalen Bureau der Telegraphenverwaltungen“ (Bern)  herausgegebene Verzeichnis der Funkstationen. Darin sind die Rufzeichen noch 3-stellig. Das Seenotzeichen SOS (...---...) wird im Abschnitt VI (§ 6, 7 und 8) beschrieben und die § 9 bis 15 befassen sich mit den Funktelegrammen. Darin wird u.a. die Bordgebühr mit 35 Pf und die Küstengebühr mit 15 Pf pro Wort (Mindestgebühr für 10 Worte) geregelt. Im Abschnitt IX „Technische Einrichtung der Funkentelegraphenstationen werden die beiden Wellenlängen 300 und 600 m festgeschrieben, wobei die 300 m die Normalwelle ist. Andere Wellenlängen dürfen benutzt werden, ein Sperrbereich von 600 bis 1.600 m wird jedoch festgeschrieben. Für genehmigte Bordstationen gilt ua. (§ 18 und 19), dass die Morsegeschwindigkeit nicht kleiner als 12 WpM sein sollte und die aufgenommene Leistung ca. 1 kW beträgt. Kein Telegraphist darf eine Station ohne Zeugnis bedienen. Es gibt nur ein Zeugnis. In der Prüfung ist nachzuweisen: 
1. Einstellung der Apparate, 
2. Morseaufnahme und –Abgabe mit einer Geschwindigkeit von 20 WpM und 
3. die Kenntnis der Bestimmungen über den funkentlegraphischen Nachrichtenaustausch. 
Eine besondere Form dieses Zeugnis ist nicht vorgeschrieben.  Einen großen Raum in dieser Anweisung (§ 21 bis 47) ist den Funktelegrammen gewidmet. Hier steht u.a., dass der Dienstvermerk „Radio“ am Schluss des Telegrammkopfes zu stehen hat. Unter den Sonder(Morse)zeichen für deutsche Stationen fällt das Ruhezeichen (6 Striche ------), welches nur von Küstenfunkstellen und Schiffen, welche die Flagge „Seiner Majestät des  Kaisers“ führen, auf. Das Suchzeichen (...---.) klingt fast wie ein missglückter Seenotruf und die Gruppe PRB heißt, dass man mit Hilfe des Signalbuches arbeiten möchte. Auf die dreimalige Wiederholung eines (nicht beantworteten) Anrufes muss eine halbe Stunde gewartet werden, bevor ein neuer Anruf gesendet werden darf. Bei längeren Telegrammen ist nach ca. 20 Wörtern eine Pause einzulegen, in der die aufnehmende Station das letzte richtig aufgenommene Wort sendet. Unzulässig sind u.a. Telegramme mit vorausbezahlter Antwort, telegrafische Postanweisungen, Telegramme mit Vergleichung oder Empfangsanzeige und dringende Telegramme. Die Telegramm-Urschriften werden mindestens 12 Monate aufbewahrt, Schiffe liefern monatlich ab. Bordstationen führen einen Telegrammnachweis in doppelter Ausfertigung. 

21. August: Ein Brand zerstört die Marconi-Station Glace Bay (Nova Scotia) teilweise. Die Stationen Cape Cod/Mass. übernimmt den transatlantischen Verkehr. 

26. August: Der Dampfer "Ohio" der Alaska Steamship Co auf der Reise von Seattle/Wash. nach Valdez kollidiert bei Steep Point mit einem Felsen. Das Schiff sinkt in 30 Minuten. Der Funker Eccles sendet Notsignale und die Schiffe "Humboldt" und "Rupert City" können 200 Personen retten. Unter den 5 Vermissten des Seenotfalls ist der Funker Eccles. 

August:  Die Zeppelin GmbH und Telefunken starten eine Versuchsreihe mit Funkanlagen an Bord der Starrkörper Luftschiffe. Dabei werden Reichweiten von 500 km gemeldet. 

August:  Der Amerikaner Greenleaf W. Pickard erfindet einen Kristall-Detektor und nennt ihn „Perikon“. Diesen Namen lässt er sich als Handelsname mit der 70 587 Marke schützen. Der Detektor besteht aus einer Messing-Silizium-Verbindung und wird durch das US Patent 886 154 geschützt. Später vertreibt er auch andere Detektoren unter dem Markennamen „Perikon“.

1. September: Die öffentliche Küstenstation für Funktelegraphie in Marienleuchte wird am heutigen Tage geschlossen. Das steht im Zentralblatt für das Deutsche Reich 57/09

10. September: Der Dampfer "Eleonore Woermann" verlässt Hamburg, um mit der Funkstation Reichweitenversuche in Afrika zu machen. Nauen (30 kW) wird bis ca. 3000 (tags) und 4600 km (nachts) gehört, aber schon vor Kamerun ist keine Verbindung mehr möglich. Hintergrund: Deutschland möchte von (vorwiegend englischen) Kabelverbindungen unabhängig werden. 

September: Die 20 kanadischen Küstenfunkstellen waren im Vorjahr gut ausgelastet. So wurden 1908 13.549 Privattelegramme von und zu Schiffen, 13.526 Telegramme im Marinefunkverkehr und 38.532 Telegramme für Regierungsdampfer und Leuchtfeuerstationen abgefertigt. 

September: Eine Küstenfunkstelle mit einer Reichweite von 500 km ist in Willemstad (Curacao) errichtet und in Betrieb gegangen. Die Wortgebühr wird mit 4 Cent angegeben. Für die Zustellung eines Telegramms werden zusätzlich 10 bzw. 20 Cent (Land/Schiff) erhoben. 

1. Oktober: Der tönende Löschfunkensender nach Prof. Wien setzt sich durch. Telefunken hat bis heute für 19 Handelschiffe Aufträge erhalten. Als erster deutscher Dampfer wird der Südamerikafahrer „Cap Blanco“ noch in diesem Monat mit einer neuen Telefunkenanlage „tönender Funken“ mit einer Primärenergie von 2 kW ausgerüstet. Das Schiff meldet von der Reise eine gute Funkverbindung mit dem D. „Corcovado" (normale Telefunken-Station) über 2.440 km. Weiter wird berichtet, dass ein Funkverkehr zwischen Cap Blanco bei Tenerife mit St Marie de la Mer über 2.250 km von der Station Helgoland (3.300 km) vollständig aufgenommen worden ist. Gleichzeitig erfolgt auf den Telefunken-Schiffen die Einführung des vom Schiffsnetz unabhängigen Notsenders. Auf den Fahrgastschiffen wird diese Anlage zusätzlich an die auf dem oberen Deck befindliche Notstromversorgung angeschlossen. Damit ist ein Betrieb vom Schiffsnetz, vom Notgenerator und von der Ersatzstromquelle (Akkumulator) möglich.

Oktober:  Das Flaggschiff der Cunard Linie, die 32.000 tons große und 240 m lange „Mauretania“ gewinnt das blaue Band des Nordatlantik. 

Oktober: Branly wird Ritter der Ehrenlegion. In der Verleihungsurkunde heißt es (nicht ganz richtig) ...."weil er die Grundlagen der drahtlosen Telegraphie erfand..."

November: Im Nautischen Verein Hamburg hält Hr. Ulderup einen Vortrag "Die drahtlose Telegraphie im navigatorischen Betriebe", der im Wortlaut in der "Hansa" abgedruckt wird. Er plädiert für den Wegfall der Funkmonopole, weitgehende Ausrüstung mit Funk, Ausbildung der Schiffsoffiziere, Reserveantennen, Notsender, Notstrom-Anlage und Wettermeldungen von und zum Schiff. Auf die Veröffentlichung gehen zahlreiche Leserbriefe von Nautikern mit Zustimmung und Ablehnung ein. 

November:  Nauen erzielt mit einem tönenden Löschfunkensender eine Reichweite von 4.600 (andere Quelle: 5.000 km) mit einer Antennenleistung von 30 (andere Quelle: 35)  kW. 

November:  Colin und Jeance, zwei französische Marineoffiziere, überbrücken 51 km mit drahtloser Telephonie zwischen dem Eiffelturm und Melum. Dabei verwenden sie – wie auch bei den Versuchen mit Marineschiffen – einen Lichtbogen-Sender  mit einer Kohlenwasserstoff-Atmosphäre. Die positive Elektrode besteht aus Kupfer und die negative aus Kohle. Die Anzahl der Flammenbögen kann nach gewünschter Leistung erhöht oder vermindert werden. Die Kupferanode wird gekühlt und der dünne Kohlestift kann von außen eingestellt werden. Da die Kohlenstoffteilchen der verdampfenden Schutzgasfüllung sich an der Kohleelektrode niederschlagen, wird die Abnutzung des Stiftes klein gehalten. So kann man 6 bis 8 Stunden ohne Unterbrechung arbeiten. Die Mikrofone (mit Schalltrichter) sind für einen „Stromfluss“ von 800 mA ausgelegt und über einen Transformator an den Sender geschaltet. Bei Versuchen auf See werden Reichweiten von 160 km für geübte Hörer und 120 km für Personen mit mittlerer Gehörfähigkeit genannt. Zunächst wird das Mittelmeergeschwader mit den neuen Telefonie - Stationen aufgerüstet. 

November:  Ein Teil der amerikanischen Kriegsflotte befindet sich auf einer Weltreise. Dabei werden auch die Funkanlagen getestet und Reichweiten bis zu 1.000 sm erzielt. 

November: Der US-Truppentransporter „Blueford“ meldet, dass er im Stillen Ozean ein Telegramm über eine Entfernung von 6.000 km richtig aufgenommen hat. 

November: F.A. Collins stellt in den USA eine Schaltungsanordnung für die drahtlose Telefonie vor, die nach den Vorschlägen von Rathenau und Strecker mit einem Lichtbogen im Sender und im Empfänger arbeitet. 

20. November: Festvortrag von Graf Arco anlässlich der Verleihung der Siemens-Stefan-Medaille an Prof. Dr. E. Warburg im Elektrotechnischen Verein. Er demonstriert die Tonaussendung der neuen Wien-Löschfunken-Sender mit verschiedenen (einem Wecker entnommenen , und mit verschiedenen Geschwindigkeiten sich drehenden) Zahnrädern, gegen die er eine Visitenkarte hält. Im Hauptteil erläutert er die Funktion der neuen 8 kV Station für tönende Funken. Diese hat eine Induktorspannung von 20 kV und eine variable Hochspannungs-Eisendrossel zur Korrektor der Resonanzlage (der Ton kann in mehreren Oktaven eingestellt werden). Der Sender hat eine 12 teilige luftgekühlte Serien-Funkenstrecke mit einem Ventilator. Das Kopplungsvariometer ist mit einer Gradskala versehen. Ein Hitzedrahtinstrument zeigt den Antennenstrom an. Als Frequenzbereich nennt er 300 bis 2.500 m kontinuierlich. Der Sender hat einen Wirkungsgrad von 72,5 %. Passend zu der tönenden Aussendung hat Telefunken einen neuen Ton-Resonanz-Verstärker (mit 3 Resonanzrelais mit der Resonanzfrequenz 1.000 Hz) und einen Schallgeber, das ist ein akustischer Resonator mit ausziehbarer Röhre. Der Tonverstärker erlaubt die Wieder-Einführung des Morseschreibers (als Dokumentation der aufgenommenen Morsezeichen), der mit dem Kohärer schon seit einiger Zeit aus dem Funkwesen verschwunden war (ETZ 20/1910). 

November:  Bordtelegraphisten berichten, dass sie einige Küstenfunkstellen schon am Ton der Aussendung bestimmen können, ohne das Rufzeichen zu hören. So wird die Station Eiffelturm als schnarrend, Nauen als dumpf, Malta als trompetenartig und Cypern als flötend empfunden. 

November: Koebenhavn Radio/GRA geht als erste dänische Küstenfunkstelle für den Bereich Ostsee in Betrieb. Das Rufzeichen wird später in OXA geändert. 

7. Dezember: Leo Hendrik Baekeland, ein belgischer Chemiker (1863 – 1944) erhält ein erstes US Patent  (942 699) auf den von ihm entwickelten Werkstoff „Bakelit“, der bald als Isolationsstoff seinen Siegeszug in der Elektroindustrie antritt. Schon ein Jahr später läuft die Produktion industriemäßig an (F. Erkner, Berlin u.a.) 

12. Dezember:  Die „Bestimmungen über den Betrieb von Telegraphenanlagen auf fremden Schiffen in deutschen Hoheitsgewässern“ vom 12. Dezember 1909 erscheinen im Reichsgesetzblatt S. 977. Darin wird fremden Kriegs- und Handelsschiffen der Gebrauch der Funkanlagen generell gestattet, wenn u.a. Kriegsschiffe den Funkverkehr der kaiserlichen Marine und der öffentlichen Küstenfunkstellen nicht stören und Handelsschiffe für den Gebrauch der Funkanlagen im Hafen eine schriftliche Genehmigung des zuständigen Reichs-Postamtes vorher einholen. Wird dagegen verstoßen, können Anlagen eingezogen bzw. stillgelegt werden. Die Anordnung wird später ergänzt durch Bestimmungen vom 14. Dez. 1913. 

Dezember: Der britische Generalpostmeister gibt bekannt, dass alle Telegrafenstationen des Vereinigten Königreiches Telegramme an Schiffe annehmen, wenn diese eine der in der Bekanntmachung genannten Küstenfunkstellen im Telegrammkopf enthalten. In der Aufstellung werden auch die deutschen Stationen Borkum-Leuchtturm, Cuxhaven, Helgoland und Norddeich genannt. Hintergrund: Die englische Postverwaltung kauft von Marconi Küstenfunkstellen und gibt diese dann für den allgemeinen Verkehr gemäß Weltpostvertrag frei. 

9. Dezember: Guglielmo  Marconi (35) erhält den Physik - Nobel Preis zusammen mit F. Braun (59) zu gleichen Teilen: "In recognition of their contribution to the development of wireless telegraphy". 
Der Präsident der königlichen Akademie der Wissenschaften, Hans Hildebrand, weist in seinem Einführungsvortrag besonders auf die Verdienste Faradays (Licht und Elektrizität), Maxwells (Ausarbeitung in mathematischer Sprache) und Hertz (klassische Experimente, Wellenausbreitung) hin. Er nennt als Verdienst Marconis, dass er die Komponenten (den Sender Heinrich Hertz' mit dem Empfänger (Fritter) von Branly, dem Kugelfunken-Oszillator von Righi, den Luftleiter von Popoff und dem eigenen Beitrag: der geerdete Antenne) zu einem System gefügt hat. Dieses hat allerdings zwei entscheidende Nachteile, nämlich die gedämpften Wellen und die Störungen, die beim Empfang mehrerer Sender auftreten. Braun führt Wellen mit geringer Dämpfung ein, die mit Resonanzkreisen klar getrennt werden können und wird für die wissenschaftliche Leistung der theoretischen Erklärung der Funktelegrafie geehrt.
Der mit vielen Illustrationen versehene Vortrag Marconis am 11. Dezember) beginnt damit, dass er gesteht, nicht Physik oder Elektrotechnik im herkömmlichen Sinn studiert zu haben, sondern Kurse bei Prof. Rosa in Livorno besucht habe. In frühen Versuchen habe er zunächst den Branly Kohärer durch eine Silber-Nickel-Füllung verbessert, ein Telegrafenrelais benutzt und mit dem Righi-Oszillator, der Morsetaste und Reflektoren gearbeitet. Im August 1895 erdet er seine Antenne. Im März 1897 überbrückt er 4 und im Mai 1897 9 Meilen, beide Ergebnisse sind offiziell aufgezeichnet und im „Journal of the Institution of Electrical Engineers, London 1899“ veröffentlicht. Er beschreibt die Überbrückung des Engl. Kanals 1899 und die Patente 12.326 und 6.982. Die Resonanz betreffend weist er auf zeitliche Übereinstimmung seiner Untersuchungen mit Braun, ohne voneinander gewusst zu haben, hin. Er erwähnt, dass Prof. Slaby seine Theorie der aufgerichteten Antenne und Prof. Fleming seine Theorie der sich über die Erdkrümmung ausbreitenden Wellen wissenschaftlich bestätigt haben. Weiter hat Prof. Zenneck die Probleme der geerdeten Antennen untersucht und erklärt. Zur Vorbereitung seiner Überbrückung des Atlantiks mit Funkwellen macht er 1901 einen Ausbreitungsversuch zwischen The Lizard (Cornwall) und Niton (Catherines Point, Isle of Wight) über 186 Meilen. Für eine geradlinige Ausbreitung der Funkwellen hätte er Antennenhöhen von 1.600 Meter benutzen müssen. Am 12. Dezember 1901 wurden die Funksignale von Poldhu „clearly and distinctly received at ... St. Johns”.. Auf der Rückreise mit SS “Philadelphia” der American Line von New York nach Cherbourg hört er Poldhu Signale ab ca. 42 N 48 W über 2.099 Meilen. Auf dieser Reise beobachtet er erstmals die Lautstärkeunterschiede zwischen der Tages- und der Nachtausbreitung. Weitere Punkte seines Nobel-Vortrages: 1902: Ausbreitungsversuche mit dem Kreuzer „Carlo Alberto“, erste Depeschen zwischen Poldhu und Glace Bay. Die Aufnahme des regelmäßigen Depeschendienstes über den Atlantik (Poldhu und Clifden) und seine Versuche mit Richtantennen. Weiter beschreibt er seinen neuen Sender, der mit rotierenden Scheiben wenig dämpfte Wellen erzeugen soll sowie seinen Magentempfänger, der die Hysteresekurve des Weicheisens benutzt. Dann geht er ausführlich auf die durch die Tageszeit auftretenden Schwankungen des Weitverkehrs und die unterschiedliche Ausbreitung in Ost-West bzw. Nord-Süd-Richtung ein. Zum Schluss seines in englischer Sprache gehaltenen Vortrages hebt er die große Bedeutung des Funks für die Seefahrt hervor. 

11. Dezember: Ferdinand Braun beschreibt in seinem Festvortrag mit dem Titel: "Elektrische Schwingungen und drahtlose Telegraphie" seine Vision von einem funkenlosen Sender, von dem er schon 1900 sagte, dass der „Funke, welcher die Wellen erzeugt, er verzehrt sie auch wieder, wie Saturn seine eigenen Kinder“. So vermerkt er mit Befriedigung, dass die Löschfunken von Wien, die Quecksilberfunkenstrecke von Rendahl und die Arbeiten Graf Arcos zu den tönenden Funken führen und damit der richtige Weg zum endlich funkenlosen Sender aufgezeigt ist. Den Hauptteil seines Vortrages widmet er der Arbeit am gekoppelten Antennenkreis und der Vermeidung der dämpfenden Rückwirkung der Energie, die doch abgestrahlt werden soll. Er beschreibt ausführlich die Wirkung der engen und losen Kopplung und der Zweiwelligkeit. Auch seine Arbeiten, die zur Konstruktion eines handlichen Wellenmessers führen und die mit den Detektoren sind Teil seines Vortrages. Ein weiterer Punkt ist der Richtwirkung geneigter Antennen und der Mehrfachantennen, die er mit phasenverschobener Sendeenergie versorgt, gewidmet. Zum Schluss referiert er über polarisisierte Wellen (horizontal, vertikal und zirkular) in der Optik und der Hochfrequenztechnik.
In seiner Rubrik Diary of Events (The Marconigraph December 1911) wird die Nobelpreis Verleihung kurz so beschrieben: “Mr. Marconi was awarded the Nobel Prize for Physics, and on the following day delivered a lecture at the Royal Academy of Science, Stockholm. 
G. Marconi teilt am Rande der Nobel-Preis-Verleihung mit, dass seine Gesellschaft bis heute 298 Schiffe mit einer Marconi-Funkanlage ausgerüstet hat. In einer anderen Quelle heißt es, in diesem Jahr sind ca. 60 Schiffe in der Welt mit Funktelegrafie (anderer Systeme als Marconi ??) ausgerüstet. Von der italienischen Regierung erhält Marconi den Auftrag, weitere 10 Schiffstationen zu liefern. Dazu kündigt die Gesellschaft an, dass sie beabsichtigt, einen funktelegraphischen Wetterdienst einzurichten. Ein dreimonatiger Versuch, an dem auch der Deutsche Seewarte in Hamburg mitwirkte, sei so weit gediehen, dass im Februar 1910 mit den ersten Versuchsaussendungen begonnen werden könne. 

Dezember:  In Paris beginnt General Ferrie mit der Eiffelturm-Station die Versuche, ein regelmäßiges Zeitzeichen für Schiffe auszusenden. Auch in Amerika beginnt eine Marinestation mit den gleichen Versuchen (G.G. Blake) 

Dezember:  In einer Telefunken-Veröffentlichung heißt es, dass immer mehr Schiffe, die das östliche Mittelmeer befahren, sich für das System Telefunken entscheiden, weil bei den Landstationen dort das System Marconi in der Minderzahl ist. Nach Telefunken Angaben kann erst durch die Einführung des Löschfunken-Senders das Marconi Monopol bei der Handelsmarine teilweise gebrochen werden. 

Dezember: Um mehr Kunden für die Telegrammübermittlung Kontinent - Amerika zu gewinnen, setzt Marconi die Gebühr für Telegramme auf dem Funkweg auf die halbe Wortgebühr der für eine Kabelübermittlung zu zahlenden Taxe. Technische Probleme, atmosphärische Störungen und tageszeitliche Einrüche sind die Nachteile dieser Übermittlung, die aber vom Kapitaleinsatz dem Kabel deutlich überlegen sind. Nach einer Veröffentlichung kostet ein neues Atlantikkabel ca. 20 Millionen Mark. 

Dezember: Als erstes Schiff der Flotte des Norddeutschen Lloyd erhält der Dampfer „Kleist“ eine Funkanlage des Systems Telefunken. Auf seiner ersten Reise meldet er mit seiner 2 kW Anlage folgende Weitverbindungen: Von Norderney bis Algier 1970 km, von Holland nach Sizilien 1820 km, von Gibraltar nach North Foreland 1920 km und von Alexandrien nach Marseille 2490 km. Anfang des nächsten Jahres werden auch die übrigen Schiffe der Feldherrenklasse und die Dampfer „Prinz Eitel Friedrich“, „Prinz Ludwig“ und die „Bremen“ mit Funkanlagen des deutschen Telefunken-Systems ausgerüstet. Die Kleist hätte – da sie in der Nähe der Havarieposition ( ca. 50 sm ) war – leicht die 150 Fahrgäste und die Besatzung des Dampfers „General Chancy“ retten können, der ohne Funkausrüstung im Sturm spurlos unterging und verschwand. 

Dezember: Die spanische Regierung wird die Küstenfunkstellen in Cadiz, Vigo, Barcelona, der Balearen und der Kanaren (Sta Cruz/Tenerife Radio ist bereits fertig) nach dem französischen System Bethenod errichten. 

Dezember: Der Bericht des Internationalen Bureaus des Welttelegraphenvereins erscheint in der 12. Ausgabe und kostet 4 frcs 40 cts. In ihm sind die 111.000 Telegraphenanstalten der Welt aufgelistet. Für den Funkbereich gibt es einen besonderen Jahresbericht. In ihm steht u.a., dass die Zahl der Staaten, die dem Berliner Funkentelegraphenvertrag beigetreten sind, sich von 28 auf 33 erhöht hat.. Darunter sind u.a. Österreich, Portugal, Russland und Persien. Die Gesamtzahl der Funkentelegraphenstationen wird mit 755 (gegen 508 im Vorjahr) angegeben. . Davon sind 136 Küsten- und 619 Bordstationen (Vorjahr 92/416). Bei den Küstenstationen sind 72 für den öffentlichen, 27 für den amtlichen, 2 für den privaten und 9 für den besonderen Nachrichtenaustausch eingerichtet.  25 Stationen sind nur zur Aufnahme und Abgabe von Notzeichen vorgesehen.  Bei den Bordstationen sind 234 für den öffentlichen, 372 für den amtlichen, 3 für den privaten und 9 für den besonderen Funkdienst vorgesehen, Eine Station wird als Versuchsstation gemeldet.. 
Einige Zahlen geben die Anzahl der Küsten und Bordstationen für folgende Länder an: Deutschland 15/158, Österreich/Ungarn 3/20, Belgien 1/10, Brasilien 8/16, Chile 3/7, Dänemark 7/14, Großbritannien 42/286, Italien 23/15, Japan 5/10, Mexiko 4/0, Niederlande 3/31, Norwegen 4/13, Rumänien 1/5, Russland 13/2, Schweden 0/27, Spanien 2/5 und Uruguay 2/0.

Dezember:  In der Amtliche Liste der deutschen Seeschiffe sind zahlreiche Schiffe mit einer Funkanlage und/oder einer Unterwasser-Schall-Anlage aufgeführt. Hier als Auszug die Liste der Schiffe mit einer Funkanlage, dem Heimathafen Bremen und dem Unterscheidungssignal:
Friedrich der Große/QGHR, 
Barbarossa/QGJC, 
Königin Luise/QGJR, 
Bremen/QGKH, Kaiser 
Wilhelm der Große/QGLF, 
König Albert/GQTB, 
Großer Kurfürst/QGWK, 
Prinzess Irene/QHCJ, 
Neckar/QHFT, 
Kronprinz Wilhelm/QHJM, 
Kaiser Wilhelm II/QHNL, 
Seydlitz/QHNW, 
Gneisenau/QHPK, 
Prinz Eitel Friedrich/QHVN, 
Bülow/QJFB, York/QJFP, 
Kronprinzessin Cecilie/QJLC, 
Lützow/QJNS, 
Derfflinger/QJNT, 
Prinz Friedrich Wilhelm/QJPF, 
George Washington/QJRH, 
Birkenfels/QJTV. 
Weiter sind als Feuerschiff mit einer Funkanlage verzeichnet:
Elbe I/ADTP, 
Weser/ADVL, 
Außen-Jade/ADWM, 
Norderney/ADXW und 
Borkumriff/ADYP. 
Die Unterscheidungssignale der deutschen Handelsschiffe reichen von HBCD bis WVTS. 

31. Dezember 1909: Im Zeitraum vom 1. April 1909 bis heute sind über englische Küstenfunkstellen 34.496 Funktelegramme abgefertigt worden. Aus den Küsten- und Landgebühren flossen der Staatskasse davon 44.700 M zu. Weiter meldet Marconi aus Großbritannien, dass aufgrund der beiden Ereignisse, bei denen die Telegraphie eine Schlüsselrolle gespielt hat, nämlich der Untergang der „Republic“ vor Nantucket und die erfolgreiche Jagd nach dem Mörder Dr. Crippen, die Zahl der Schiffe mit (Marconi)-Telegraphiefunk an Bord von 143 auf 250 gestiegen ist. 


Neu auf dem Büchertisch 1909
J. A. Fleming ist der Autor des Buches „Principles of Electric Wave Telegraphy and Telephony“, das bei Longmans, Green & Co. erscheint. 
Das Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie wird vom Verlag Johann A Barth in Leipzig vom S. Hirzel Verlag in Leipzig übernommen. Für einen Bezugspreis von 20 M werden in Zukunft 6 Hefte pro Jahr erscheinen, vorher gab es jährlich 4 Ausgaben. 
Im Verlag Franz Vahlen, Berlin erscheint das Buch "Radiotelegraphie und Völkerrecht" von Dr. G. Schneeli. 
Als 7. Band der Reihe „Telegraphen- und Fernsprechtechnik in Einzeldarstellungen“ erscheint bei Fr. Vieweg und Sohn, Braunschweig das Buch „Theoretische Telegraphie“ von Prof. Dr. F. Breisig. Es kostet 19 Mark. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 08-Sep-12 / HBu