Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth

Jahrgänge 1600 - 1699

30. November 1603: Todestag von William Gilbert aus Trinity (bei Colchester), der sich intensiv mit der neuen Elektrotechnik beschäftigt hat und als erster die Bezeichnung Elektrizität (in lateinischer Form) in seinen Schriften verwendet. Er hat um 1600 entdeckt, dass neben Bernstein noch viele andere Materialien durch Reibung „elektrisierend“ gemacht werden können. Von ihm stammt ein Buch über Magnetismus und die Anziehungskraft zwischen Körpern

21.Mai 1684: Der britische Physiker Robert Hooke legt der Royal Society in London einen Plan vor, der den Titel „Seefahrt-Telegraphie“ trägt. Er meint damit aber ein System von Stationen mit Fernrohren, die Zeichen von Schiffen auf große Entfernungen lesen können. 

1662: Otto von Guerike (geb. am 20. 11. 1602, gest. 11. 05. 1886 in Hamburg) ) erfindet die erste Elektrisiermaschine. Dazu reibt er eine drehbare Schwefelkugel. 
Auch Gottfried Wilhelm Leibnitz beschäftigt sich 1672 mit dieser Elektrisiermaschine. 
1705 ersetzt der Engländer Hawskbee die Schwefel- durch eine Glaskugel. 
Diese wird 1743 von Litzendorf wieder erfunden. 
Zur gleichen Zeit stellt Bernoulli in Basel Hufeisenmagnete vor. 
Ein Jahr später wird die Elektrisiermaschine durch eine Blechröhre und ein Reibkissen verbessert. 
1755 ersetzt Planta die Kugel durch eine Glasscheibe. 
In der Nähe einer solchen Maschine beobachtet Galvani 1756 das Zucken der Froschschenkelbeine. 
Richtig gedeutet hat den Effekt 1792 Alessandro Volta, dem wir auch die Spannungsreihe der Metalle verdanken und der zur Jahrhundertwende die ersten galvanischen Batterien baute. 

1687:  Newton veröffentlicht das erste seiner Hauptwerke „Philosophiae naturalis principia mathematica“


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgänge 1700 - 1799

10. Juni 1700: Geburtstag von Ewald Jürgen von Kleist. Der Pfarrer ist der eigentliche Erfinder der Leydener Flasche (Oktober 1745), die er „elektrische Verstärkungsflasche“ nennt und seinen Freunden in Leyden, die die Flasche in der wissenschaftlichen Welt bekannt machen, genau beschreibt. 

1704: Newton veröffentlicht sein zweites Hauptwerk „Optics or a Treatise of the Reflections, Inflections & Colours of Light“. 

17. Januar 1706: Geburtstag des Staatsmannes Benjamin Franklin, der 1750 die Theorie des Blitzableiters veröffentlicht und 1752 seinen berühmten Drachenversuch unternimmt.

2. Juli 1729: Stephen Grey (1696-1736) beschreibt als erster den Unterschied zwischen elektrischen Leitern, Nichtleitern oder Isolatoren. 

1730: Der englische Kapitän Robert Hamblin erhält das britische Patent 517 auf das erste Feuerschiff, welche zur Unterstützung der bis heute vorhandenen Leuchttürme und -Feuer an Land der Sicherheit der Seefahrt dienen sollen. 

9. November 1737: Geburtstag des italienischen Mediziners und Naturwissenschaftlers Luigi Galvani. Er wird 1762 Professor der Medizin in Bologna und entdeckt dort 1786 die „tierische Elektrizität“ bei seinen Froschschenkelversuchen. Der Ausdruck „galvanischer Strom“ nach A. Volta erinnert an den Entdecker. 

16. Juli 1739: Todestag des französischen Offiziers und Wissenschaftlers Charles Francois de Cisternay im 41. Lebensjahr. Er hat nach seinen Versuchen mit dem Stromfluß durch nasse Bindfäden als erster die Plus-Minus-Elektrizität, die er „Glas- und Herz-Elektrizität“ nennt entdeckt.

1740: Der Hamburger Organist Andreas Sorge entdeckt, dass man – wenn man zwei Töne gleichzeitig spielt – drei Töne hören kann (Interferenz/Schwebung). Die gleiche Entdeckung macht vier Jahre später der Violinist Tartini in Italien. 

18. Februar 1745: In Como wird Alessandro Volta geboren: 1774 wird er Physikprofessor in Como und Pavia, 1786 baut er seine „Volta’sche Säule“, die er später Napoleon vorführt. 

20. April 1746: Pieter van Muskenbroeg (1691-1761) erwähnt in einem Brief an Reumuer seine Experimente und dass er die Elektrizität seiner Elektrisiermaschine in einer Flasche gespeichert hat. Seine Experimente werden danach oft kopiert, aber die von van Muskenbroeg erfundene Flasche wird nach dem Heimatort des Erfinders, Leyden, fortan Leydener Flasche genannt. G.G- Blake schreibt, dass die Erfindung einem Schüler Muskenbroegs (Muschenbroek), nämlich Cuneus gelang. Er bekam einen elektrischen Schlag, als er Experimente mit Wasser, Gefäßen und einer Elektrisiermaschine machte. Das war der erste Kondensator. 

7. Mai 1746: Der Physiker Joh. Heinrich Winkler (1703-1770) experimentiert mit der ersten Kondensator-Batterie der Welt, die er aus 5 Leydener Flaschen zusammensetzt und die er wohl für seine Gewitterforschungen einsetzt. 

1752: Benjamin Franklin wird durch sein Experiment, eine geerdete Leydener Flasche durch eine geladene Wolke mittels eines Drachens und eines Drahtes aufzuladen, bekannt. Er beweist damit, dass die Energie eines Reibungsgenerators und die einer Gewitterwolke identisch ist. 

6. August 1753: Todestag des baltischen Physikers Georg Wilhelm Richmann (1711-1753), der als Professor für Physik in St. Petersburg lehrte. Er ist das erste Todesopfer der Elektrotechnik, als er in seinem Arbeitszimmer versucht, Leydener Flaschen durch einen Blitz aufzuladen

25. Dezember 1763: Geburtstag des Geistlichen und Physikers Claude Chappe, der 1791 den ersten optischen Telegraphen vorstellt. 

22. Januar 1775: In Polemieux bei Lyon wird André Maria Ampère geboren. Als Professor wird er ab 1820 bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet der Elektrotechnik (Wechselwirkungen zwischen Strom und Magnetfeld) leisten (siehe auch 10. Juni 1836). 

28. Januar 1775: Geburtstag des Arztes und Naturwissenschaftlers Samuel Thomas Soemmering in Thorn/Westpreußen. Er wird 1809 den ersten elektrischen Telegraphen bauen

30. April 1777: Geburtstag von Carl Friedrich Gauß, der 1833 mit seinem Kollegen Wilhelm Weber in Göttingen den ersten elektromagnetischen Telegraphen der Welt in Betrieb nehmen wird. 

Am 14. August 1777 wird Hans Chr. in Oerstedt in Rudkjöbing (Langeland/Dänemark) geboren. Er untersucht später experimentell die Beziehungen zwischen Elektrizität und Magnetismus. Nach ihm war zeitweise die Feldstärkedimension benannt (1 Oe = 79,577 A/m). 
Er stirbt am 9. März 1851 in Kopenhagen. 

1781: Die österreichisch-ungarische Marine errichtet erste Semaphor Stationen bei Pola und auf der Insel Lissa. 

Am 26. September 1786 berichtet Luigi Galvani über Muskelkontraktionen an Froschschenkeln, sobald er diese mit seinem Seziermesser berührt. Er nimmt irrtümlicherweise an, dass er „tierische Elektrizität" entdeckt habe. Andere Quelle: Er demonstriert einen ersten „Funkaufbau“, als er zwölf im Kreis aufgehängte Froschschenkel im Takt einer zentralen Funkenstrecke zucken lässt. 

Am 16. März 1789 wird Georg Simon Ohm in Erlangen geboren. Im Jahr 1825 (1826??) veröffentlicht er das "Gesetz über den quantitativen Zusammenhang zwischen verschiedenen elektrischen Größen einer galvanischen Kette", das später "Ohmsches Gesetz" genannt wird. Er stirbt am 7. (andere Quelle: 6.) Juli 1854 65-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls in München. 

4. August 1790: Die US Coast Guard wird als Revenue Cutter Service gegründet. Hauptaufgabe im Gründungsjahr: Überwachung der Zolleinkünfte (Schmuggler und Piraten). Ab 1915 aufgrund eines Act of Congress als Coast Guard mit Lebensrettungsdienst, Hafenkontrolle, Eisüberwachung usw. Dazu kommen Aufgaben, wie sie z.B. das Seeamt in Deutschland wahrnimmt.

2. März1791: Claude Chappe, ein französischer Geistlicher, lässt sich die Erfindung seines optischen Telegraphen bescheinigen, beantragt aber kein Patent. 
 
Am 27. April 1791 wird Samuel Finley Breese Morse als Sohn eines Geistlichen in Charlestown/Ma (USA) geboren. Studium der Physik in Yale. Er stirbt im 81. Lebensjahr am 2. April 1872 in Poughkeepsie/NY. Morse war ein vielseitiges Talent. So malte er als Professor der graphischen Künste und Gründer der „National Academy of Design“ den amerikanischen Präsidenten Monroe. Er war Mitglied der Archäologischen Gesellschaft Belgiens und der Amerikanischen Naturwissen- schaftlichen Vereinigung. Die Universität Yale verlieh im die Ehrendoktorwürde. 
Sein Anteil an der Erfindung des (Morse-) Schreibtelegrafen und des Morsecodes ist nicht ganz unumstritten. Vor ihm haben auch schon Gauß und Weber in Göttingen auf Drahtleitungen telegrafiert. Er hat weder den ihm patentierte Morseschreiber noch das nach ihm benannte Morsealphabet erfunden. Dies taten für ihn die Ingenieure Joseph Henry und Alfred Vail, die bei ihm beschäftigt waren und denen er die Grundzüge dafür erläutert hatte. Die ihm zugeschriebene Erfindung besteht aus der Zusammenschaltung von Taster, Stromversorgung, Drahtleitung und Morseschreiber sowie dem Code, der die getasteten Zeichen in Buchstaben bzw. Zahlen wandelt und für die er Patente anmeldet und erhält. 1856 zählt er zu den Gründern der Transatlantischen Kabelgesellschaft. 

Am 22. September 1791 wird Michael Faraday als drittes Kind des Hufschmiedes James Faraday in Newington Butts (London) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolviert er eine Buchbinderlehre und liest dabei viele wissenschaftliche Bücher. Im Frühjahr 1811 (andere Quelle: 1813) bietet Sir Humphrey Davy ihm eine freigewordene Assistentenstelle an. Am 12.6.1821 heiratet er Sarah Bernard. Höhepunkt seiner experimentellen Forschungen ist die Entdeckung der Induktion elektrischer Ströme im Jahre 1831. Im Jahre 1858 legt er seine Professur am Royal Institute nieder und bezieht ein Haus außerhalb Londons, das er von der Königin geschenkt bekam. Er stirbt in Hampton Court im 76. Lebensjahr am 25. August 1867. Nach ihm ist die Einheit Farad [F] für die Kapazität benannt. 

1792:  Alessandro Volta liest von den Frosch-Experimenten des Luigi Galvani, lehnt aber die Idee der „tierischen Elektrizität“ ab. Bei seinen Experimenten mit Leitern erster und zweiter Klasse stellt er Tabellen mit Spannungsreihen auf, die zur Entwicklung der Voltaschen Säule führen werden. 

12. April 1793: Erste Telegramme auf der 70 km langen französischen optischen Telegrafenlinie zwischen St. Fargeau und St. Martin du Thertre. Darauf wird die Strecke Paris-Lille (225 km mit 22 Stationen) gebaut und 1974 eröffnet. 

22. November 1794: Der deutsche Physiker Johann Lorenz Boekmann (1741-1802) benutzt den französischen Chappe Telegraphen und übermittelt das erste Telegramm Deutschlands (ein Glückwunschgedicht) von Durlach nach Karlsruhe an den Markgrafen von Baden. Das im Ausbau befindliche Chappe-System verbindet jetzt Paris mit Lyon mit 116 Stationen. . 

16. Dezember 1795: Der Physiker Salva aus Madrid referiert vor der Akademie zu Barcelona über elektrische Telegraphie ohne Draht. 

Am 1. August 1796 beschreibt Alessandro Volta die elektromotorische Kraftwirkung des elektrischen Stromes und deutet die Galvani- Versuche als das Auftreten einer „elektromotorischen Kraftwirkung“ richtig. 

1798: Erster optischer Telegraph in Deutschland zwischen Berlin und Frankfurt/M. Im gleichen Jahr verbinden die Gebrüder Chappe 29 französische Städte mit 534 Stationen. 

1799: Claude Chappe (1763-1805) erprobt einen optischen Signal-Telegrafen, der mit drei geradlinigen Signalflügeln bestückt ist. 

1799: In Bremen wird die erste Bremer Navigationsschule gegründet. Sponsoren ermöglichen einen unentgeltlichen Unterricht. Erster Lehrer: Daniel Braubach. Am 25. April pünktlich um 10.00 Uhr beginnt der Unterricht.


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Jahrgänge 1800 - 1809


20. März 1800: A. Volta beschreibt in einem Brief an Sir Joseph Banks, den Präsidenten der Royal Society von London, über seine galvanischen Säule (Element, Batterie, Voltasche Säule), die er „Elektromotor“ nennt.
 
22. Januar 1801: Geburtstag des Autodidakten und späteren späteren Inspektors der optischen Telegraphenlinie Hamburg-Cuxhaven Friedrich Clemens Gerke. (Foto rechts)  Er entwickelt 1851 das noch heute weit verbreitete Morseschrift-Alphabet, das am 1. Juli 1852 beim Deutsch- Österreichischen Telegraphenverein eingeführt wird und im Prinzip noch heute gilt. 1868 wurde Gerke im Alter von 67 Jahren als höherer Beamter des Norddeutschen Bundes in den Dienst des gerade gegründeten Telegraphenamtes in Hamburg übernommen.

Am 12. Oktober1891 wird C.A. Steinheil in Rappoltsweiler (Elsaß) geboren. Er entwickelt (unabhängig von Morse) im Jahre 1837 einen Schreibtelegrafen mit der Erde als Rückleiter und gründet eine astronomisch-feinmechanische Fabrik in München. 

Am 7. November 1801 hält Prof. A. Volta im Nationalinstitut in Paris einen Vortrag über Galvanismus (Spannungsreihe, Voltasche Säule). Unter seinen Zuhörern ist auch der Konsul Napoleon Bonaparte. Zum Andenken an dieses Ereignis lässt dieser eine Gedenkmünze prägen. 

Clemens Gerke

1802: In Wien konstruieren die Offiziere Hellwig, Tihavsky und Leyteny eine erste galvanische Zink-Kohle-Batterie. (andere Quelle: 1801)

1803: Der deutsche Forscher  J.W. Ritter in Gotha  erfindet das Prinzip des Akkumulators baut einen Prototyp mit Kupferscheiben und Leder. 
S. Thomas von Sömmering
12. Februar 1804: Geburtstag des Physikers Heinrich Lenz in Dorpa. 1834 wird er Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften und stellt die nach ihm benannte „Lenz’sche Regel“ auf, nach der die Richtung eines induzierten Stromes so verläuft, dass Arbeit geleistet wird. Später entwickelt er eine Formel für die Abhängigkeit des elektrischen Widerstandes von der Temperatur. 

24. Oktober 1804: Geburtstag von Wilhelm Weber in Wittenberg. Er baut mit Gauß den ersten elektromagnetischen Telegraphen. Seine 1846 veröffentlichten elektrodynamischen Maßbestimmungen werden in Paris 1881-1882 zum c-g-s System bestimmt. 

1805:  Todestag von Claude Chappe, der 1791-1792 den optischen Telegraphen entworfen und weiter entwickelt hat, welcher in den Revolutionskriegen große Bedeutung erlangte. Der 42-jährige Chappe begeht in Paris Selbstmord, weil man ihm nachweisen wollte, dass er nicht der Erfinder seines Telegraphen sein könne. 

8. Juli 1809: Samuel Thomas von Sömmering (Abb.links) erfindet den ersten elektrochemischen Telegraphen, mit dem er im August eine Entfernung von 700 m überbrückt.


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Jahrgänge 1810 - 1819
23. Januar 1810: Todestag des erst 33-jährigen Apothekers und Arztes Johann Wilhelm Ritter, der 1798 die Thermoelektrizität und die Speicherung elektrischer Energie in Akkumulatoren entdeckt hat. 

3. März 1811: Geburtstag des späteren Gründer des Wolff’schen Telegraphenbüros, Benda Wolff, in Berlin. 

31. März 1811: In Göttingen wird der spätere Erfinder des Zink-Kohle-Elementes, Wilhelm Eberhard Bunsen, geboren. 1859 erarbeitet er mit G. Kirchhoff die Spektralanalyse. 

29. Mai 1813: Die erste deutsche Chappe-Telegraphenlinie von Metz nach Mainz wird in Betrieb genommen. Sie bleibt nur 1 Jahr in Betrieb, weil sie durch den Vormarsch der verbündeten Truppen gegenstandslos wird. 
1813: H. Davy entdeckt den zwischen zwei langsam getrennten Kohlestäben entstandenen (und wieder verlöschenden) Lichtbogen.

30 Juli 1813: Geburtstag von Georg Halske in Hamburg, dem späteren Partner von Siemens. 

13. Dezember 1816: Geburtstag von Werner Siemens als Sohn eines Gutspächters in Lenthe bei Hannover. Er wird 1866 das elektrodynamische Prinzip entdecken und 1879 die erste elektrische Bahn vorstellen. 1888 wird er durch Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand erhoben. Im Oktober 1847 gründet er die Telegraphen Bauanstalt von Siemens und Halske und mit der Verbesserung des Wheathestoneschen Zeigertelegraphen 1846 gelingt ihm der Einstieg in das Telegraphengeschäft.

1819: Die Bremer Navigationsschule wird Staatsinstitution. 

1819: Oerstedt (Foto rechts) beobachtet, dass bewegte Elektrizität von einem Magnetfeld umgeben ist und dass der elektrische Strom die Magnetnadel ablenkt.

Hans Christian Oerstedt


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Jahrgänge 1820 - 1829

21. Juli 1820: Hans Christian Oerstedt  berichtet vom Einfluss des elektrischen Stromes auf eine Magnetnadel. In seiner Schrift „Experimenta circa effectum Conflictus Electricity in Acum Magneticam“ beschreibt er seine Versuche in Kopenhagen und die Kraftwirkung auf eine Magnetnadel in der Nähe eines stromdurchflossenen Leiters und damit die elektromotorische Kraft. Er selbst nennt diese Verbindung von Elektrizität und Magnetismus einen „elektrischen Konflikt“. Man bezeichnet diesen empirischen Befund allgemein als Beginn der Elektrodynamik, einen Begriff, der allerdings erst später durch A.M. Ampère eingeführt wird. 

August 1820: F.D. Arago bringt die Nachricht von Oerstedts Entdeckung nach Paris, wo er,  Biot und Savart und später auch Ampère auf diesem Gebiet weiterarbeiten. Dabei wird auch die  die magnetische Kraft des elektrischen Funkens entdeckt. 

August 1820: F.D. Arago bringt die Nachricht von Oerstedts Entdeckung nach Paris, wo er,  Biot und Savart und später auch Ampère auf diesem Gebiet weiterarbeiten. Dabei wird auch die  die magnetische Kraft des elektrischen Funkens entdeckt. 

18. September 1820: Ampère (Abb. rechts) berichtet in einer öffentlichen Sitzung der Pariser Akademie über seine erste Entdeckung aus der Elektrodynamik, die sich mit der Kraftwirkung  zwischen zwei stromdurchflossenenen Leitern beschäftigte. Dabei zeigt er auch die unterschiedliche Kraftwirkung als Funktion der Stromrichtung. 

1820: Laplace folgert, dass die von Ampère  beschriebene Kraft proportional dem reziproken Abstandsquadrat sein muss. Aufgrund der vier grundlegenden Experimente (Kraftwirkung, äquivalent Wirkung eines gradlinigen  und eines sinusförmigen Leiters, keine Kraft parallel zum Leiter und dem Beweis der  Kraftwirkung) stellt Ampère das Elementargesetz der Wirkung zweier Stromelemente auf, das für quasistationäre Vorgänge noch heute seine volle Gültigkeit hat. 

Andre Marie Ampère
21. Juli 1821: Geburtstag von Paul Julius Reuter in Kassel. Er wird sein mit Brieftauben betriebenes Depeschennetz auf Anraten Werner Siemens in ein telegraphisches Depeschennetz umwandeln und wird mit seiner Nachrichtenagentur Reuter weltberühmt. 1871 wird er in den Freiherren-Stand erhoben. 

Am 31. August 1821 wird Hermann  Ludwig  von Helmholtz geboren. Er ist zunächst Militärarzt und erfindet 1850 den Augenspiegel. 1870 wird er Professor für Physik in Berlin und dann erster Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Er nimmt später als erster Physiker die Existenz von Elektronen an. 

25. Dezember 1821: M. Faraday zeigt seiner Frau am Weihnachtstag, wie ein stromdurchflossener Draht, der sich unter dem Einfluss des erdmagnetischen Feldes dreht und notiert 1922: „verwandle Magnetismus in Elektrizität“. 

4. April 1823: Sieben Jahre nach seinem Bruder Werner wird in Lenthe bei Hannover Wilhelm Siemens (später Sir William) geboren. 1844 wird er nach England übersiedeln und wirkt dort am Bau der 11.000 m langen Indo-Europäischen Telegraphenlinie London-Teheran- Kalkutta und an der Verwirklichung mehrerer Atlantikkabel mit. 

26. Juni 1824: In Belfast wird William Thompson, der spätere Lord Kelvin geboren. Er folgte seinem Vater nach Glasgow, wo dieser eine Professur in Mathematik übernahm. Bereits im Alter von 11 Jahren wird er an der dortigen Universität eingeschrieben und geht nach seinem Studienabschluss nach Cambridge. 

1824: Der französische Physiker Francois Arago (26.02.1786-02.10.1853,  Meridianmessungen, chromatische Polarisation usw.) entdeckt und beschreibt, dass eine in Umlauf versetzte horizontale Kupferscheibe eine frei schwebende Magnetnadel mitzudrehen versucht. Dieser heute hauptsächlich in Kurzschlussläufern, Wirbelstrombremsen und Elektrizitätszählern verwendete Effekt konnte erst durch Faraday als Induktion erklärt werden. Arado selbst nannte diesen Effekt Rotationsmagnetismus. Der Physiker wird durch eines der Namensschilder auf dem Eiffelturm geehrt. 

1825: In Köln findet Georg Simon Ohm die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Strom Spannung und Widerstand (Ohmsches Gesetz). Seine Definition: Die Stromstärke ist proportional der elektromotorischen Kraft und umgekehrt proportional dem Widerstand. Im Folgejahr veröffentlicht er dann die nach ihm benannte Formel, das „Ohmsche Gesetz“. 

1825: Im gleichen Jahr erfindet der ehemalige Schuster und jetzige Militärlehrer W. Sturgeon den Elektromagneten, indem er beschreibt, dass ein von Drahtwindungen umgebener weicher Eisenkern „vorübergehend stark magnetisiert“ wird. 

1825: Im Oktober wird erstmals Bogenlicht mit Kohlestäben verwendet.

1826: Samuel Morse, der bis dahin sein Geld als Künstler (Maler) verdient hat, studiert bei Professor Dana in New York die Gesetze der Elektrizität. 

21. Juli 1826: In Oppenheim (New York/USA) wird Mahlom Loomis geboren, welcher 1868 – rund 25 Jahre vor Marconi – eine drahtlose Nachrichtenverbindung in Virginia über 18 Meilen vor einigen Wissenschaftlern demonstriert und darauf ein amerikanisches Patent erhält. 

5. März 1827: Todestag von Alessandro Graf von Volta. Er stirbt im 82. Lebensjahr in Camnago bei Como. Der im Jahre 1778 zum Professor für Physik an der Universität zu Padua berufene Volta hat um 1800 die Voltasche Säule, die erste funktionierende Batterie entwickelt und wird 1810 durch Napoleon in den Grafenstand erhoben. 70 Jahre nach seinem Tode wird die Einheit der Spannung offiziell ihm zu Ehren als Volt deklariert. 

10. Mai 1827: Georg Simon Ohms Buch „Die galvanische Kette“ erscheint bei Riemann in Berlin. Es enthält u.a. das Grundgesetz des elektrischen Ströme von 1826. 

3. März 1829: In Menzendorf bei Lübeck wird der dritte der Siemens Brüder, Carl Siemens, geboren. Nach dem Bau der russischen Telegraphenlinien gründet er ein Filialunternehmen in St. Petersburg. 1895 wird er vom letzten russischen Zaren in den Adelsstand erhoben.


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Jahrgänge 1830 - 1839

2. März 1830: In Frankfurt am Main stirbt im 76. Lebensjahr der Arzt und Anatom Samuel Thomas von Soemmering. Er hat den ersten elektrochemischen Telegraphen mit einer Voltasäule gebaut, der seine Zeichen einige hundert Meter übertragen konnte. 
David Edward Hughes
16. Mai 1831: Geburtstag von David Edward Hughes (Abb. links), welcher 1855 den ersten brauchbaren Typendruck- Telegraphen bauen wird. 

13. Juni 1831: (andere Quelle: 13. November): Geburtstag von James C. Maxwell (Abb. rechts) als Sohn eines Juristen in Edinburgh. Im Alter von 15 Jahren reicht er der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Edinburgh eine geometrische Abhandlung ein. Danach beginnt er ein Studium in Edinburgh und Cambridge. Zwischen 1856 und 1866 hatte er eine Professur in Aberdeen und (Cambridge) London, danach zog er sich auf sein Gut zurück, um seine wissenschaftlichen Arbeiten niederzuschreiben. 1873 schreibt er sein grundlegendes Werk „A treatise on Electricity and Magnetism“ und stellt darin die Grundgleichungen der Elektrodynamik auf. 

James C. Maxwell
29. August 1831: M. Faraday beschreibt in seinem Tagebuch die Entdeckung der Induktionswirkung des elektrischen Stromes. Damit wird der schon länger vermutete Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus experimentell nachgewiesen und bestätigt. 

24. November 1831: M. Faraday beschreibt vor der Royal Society, dass Magnete wie Stromkreise induzierend wirken können. 

26. März 1832: In Schleswig wird Wilhelm Feddersen geboren. Nach dem Studium in Göttingen, Berlin und Kiel, arbeitete nach der Promotion (Thema: Beiträge zur Kenntnis des elektrischen Funkens) in Leipzig und wies dort als erster die Existenz elektrischer Schwingungen auf Fotopapier mit Hilfe eines drehbaren Spiegels nach. Er starb im 86. Lebensjahr am 1.Juli 1918 als Privatgelehrter in Leipzig. 

21. Juli 1832: Der preußische König Wilhelm II genehmigt den Bau einer Telegraphenlinie zwischen Berlin und Koblenz über Magdeburg, Halberstadt, Höxter, Paderborn und Köln. 

Oktober 1832: Der Historienmaler Samuel F. Morse beginnt seine Telegraphieversuche nachdem er auf einer Schiffsreis durch einen Mitpassagier auf die Möglichkeiten des elektrischen Signalisierens aufmerksam gemacht wurde. 

1833:  Erster Zeitball in Greenwich. 

Ostern 1833: Die Göttinger Professoren Gauß und Weber nehmen ihren elektromagnetischen Telegraphen zwischen der Sternwarte und dem physikalischen Institut über ca. 1 km in Betrieb. 

7. Januar 1834: Johann Philip Reis wird als Sohn eines Bäckers bei Frankfurt geboren. Nach einer Ausbildung als Kaufmann studiert er Physik und arbeitet als Lehrer an einer Knabenschule. Etwa 1860 beginnt er mit seiner Arbeit am Telefon. Sein Apparat nimmt Töne aller Art als Membranschwingungen auf. Die Membran steuert einen elektromechanischen Schalter, der Ein-Aus-Signale über die Leitung schickt. Am Empfangsort werden auf umgekehrtem Wege einfache Töne erzeugt. Die "Annalen der Physik" lehnen die Veröffentlichung eines beschreibenden Artikels ab. 1864 nimmt W. Siemens als Gutachter an einer seiner Vorführungen teil. Seine damals negative Beurteilung hat er später bedauert. 

15. Februar 1834: Geburtstag von Henry Preece in Caernavon (Wales). Nach einer Assistentenzeit bei Faraday wird er Chefingenieur der englischen Postbehörde und ein Förderer Marconis.

1834: Erste Schätzung der Ausbreitungsgeschwindigkeit des elektrischen Stromes durch Charles Wheatestone. Er kommt auf 460.000 km/s.

10. Juni 1836: In Marseille stirbt im 61. Lebensjahr nach einer Lungenentzündung Andre Maria Ampère. Er war der Sohn eines Kaufmannes und hat in seiner Jugend keine Schule besucht, weil sein Vater ihn zu Hause unterrichtet hat. Nachdem dieser 1793 auf dem Schafott hingerichtet wurde, nimmt er eine Stelle als Mathematik-Lehrer in Bourg an. Hier entsteht seine erste bedeutende Arbeit „Mathematische Betrachtungen über die Theorie des Spiels“. Im Jahre 1803 wird er darauf als Lehrer an das Lyzeum in Lyon berufen. 1804 folgt eine Berufung nach Paris als Lehrer für Mathematik und dann als Titularprofessor an die Ecole Polytechnique. Durch Napoleon folgt 1808 seine Berufung als Generalinspekteur für den Unterricht. Mitglied der Akademie der Wissenschaften wird er 1814. 1822 veröffentlicht er die Forschungsergebnisse über das elektrodynamische Grundgesetz und 1826 erscheint sein Hauptwerk „Theorie der elektrodynamischen Erscheinungen“. Im Jahre 1824 wird er als Professor für Experimentalphysik an das College de France berufen. In seine Arbeiten folgt er den Spuren von Hans Christian Oerstedt, erklärt Spannung und Strom und legt die Stromrichtung von plus nach minus fest. Er stellt Überlegungen an, wie das Erdmagnetfeld funktioniert. Ihm zu Ehren wird die Stromstärke in Ampere gemessen und angegeben. Sie wurde zunächst mit einer Silbernitratlösung festgelegt, dann ab 1948 mit der Kraft zweier stromdurchflossener Leiter definiert. Manchmal wird auch die Anzahl der Elementarladungen pro Sekunde genannt. Im Jahr 1869 werden seine sterblichen Reste nach Paris überführt

1837: J. Ph. Wagner erfindet den „Hammer-Unterbrecher“ und zeigt ihn am 25. Februar vor dem physikalischen Verein in Frankfurt/Main. Das Bauteil geht später als „Wagnerscher Hammer“ (z. B. bei Alarmklingeln) in die Geschichte der E-Technik ein. 

4. September 1837: Samuel Morse führt den ersten magnetischen Schreibtelegraphen einigen Freunden vor. Er übermittelt dabei die Worte: „successful experiment with telegraph september 4th 1837“. Der Sender war dabei an einer Maler-Staffelei befestigt. 

1838: P.S. Munk af Rosenskjöld erkennt, dass ein mit Metallfeilspänen gefülltes Röhrchen bei Stromfluss und nach dem Klopfen unterschiedlichen Widerstand annimmt. 

1838: Professor Steinheil in München weist als einer der ersten Physiker auf die Möglichkeit hin, Elektrizität für die Übertragung elektrischer und drahtloser Signale zu nutzen. Bei seinen Versuchen entdeckt er die gute Leitfähigkeit der Erde und weist auf die Entbehrlichkeit des zweiten Drahtes bei Telegraphenleitungen hin. Außerdem hat er ein Telegraphenalphabet erfunden, das wie bei Morse aus unterschiedlich langen Zeichen in verschiedenen Kombinationen bestand. 

11. Dezember 1838: Geburtstag von Emil Rathenau, der später die AEG gründen wird. 

1939: Das Buch „Annals of Electricity“ erscheint als englische Übersetzung der deutschen Originalausgabe in London


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Jahrgänge 1840 - 1849

20. Juni 1840: Morse benutzt anstelle der kurzen und langen Holzstücke zum Erzeugen seiner Zeichen einen Taster, die Geburt der Morsetaste. Auf diese Taste und seinen Telegraphen erhält er ein Patent. 

1. Mai 1840: Werner Siemens reicht sein erstes Patent ein. Geschützt wird ein Zeigertelegraph, den die Mechaniker Boettcher und Halske angefertigt haben. 

1840: Der Amerikaner Joseph Henry (1797-1878), Professor am Princeton College (New Jersey) erzeugt zum ersten Mal hochfrequente elektrische Schwingungen. Er beschreibt vor der American Philosophical Society, dass die Entladung einer Leydener Flasche (Kondensator) mit Induktionsrollen (Spulen) einen Schwingungsvorgang auslöst. (.....principal discharge in one direction, and then several reflex actions backwards and forwards .....)

1840: In Wustrow wird die “Großherzogliche Navigationsschule” eröffnet. Sie bekommt in den Jahren 1847 bis 1849 das erste eigene Schulgebäude. Die Bausumme wird mit 11.410 Talern angegeben. 

1840: Robert W. Bunsen entdeckt und konstruiert in Marburg das Zink-Kohle-Element mit verdünnter Schwefelsäure als Elektrolyt. 

1842: W. Montgomerie entdeckt und beschreibt die isolierende Wirkung des Guttapercha. 

1842: Auf Anforderung des American Institute of New York demonstriert Morse eine Telegraphenverbindung über eine Meile zwischen Governors Island und Castle Garden. Als ein Schiff den Anker lichtet, zerreißt sein Kabel und er hat die Idee, dass man auch das Wasser als Leiter benutzen kann. Noch im Dezember des gleichen Jahres demonstriert er dies in Washington.

1842: Joseph Henry beschreibt, wie man magnetisierte Stahlnadeln mit Hilfe von Entladungen Leydener Flaschen demagnetisieren kann. 

1843: Heinrich Schwab findet den Elfjahreszyklus der Sonnenflecken, nachdem schon D. Fabricius, Galileo und Andere darüber berichtet haben, 

3. März 1843: Der US Kongress bewilligt Samuel Morse den Betrag von 30 000 $ zum Bau einer 64 km langen Telegrafenversuchslinie  zwischen Washington und Baltimore, die im Mai 1844 eröffnet wird. 

1843: Der Zeigertelegraf von Coole und Wheatestone wird als erster elektrischer Telegraf zwischen Aachen und Ronheider in den deutschen Eisenbahnbetrieb eingeführt. 

24. (andere Quelle: 27.) Mai 1844: Eröffnung der ersten Telegraphenlinie zwischen Washington/DC nach Baltimore durch Samuel Morse. Übermittlung des Satzes "what hath God wrought". Samuel Morse veröffentlicht gleichzeitig sein Strich-Punkt-Alphabet für Morsezeichen.  Das amerikanische Morsesystem gleicht in vielen Zeichen dem später vorgestellten internationalen Morsecode, weist jedoch einige Abweichungen und Besonderheiten auf. Zum Beispiel: Pausen innerhalb eines Zeichens (Morse C .. ., d.h. zwei Punkte, Pause, ein Punkt) oder unterschiedliche Strichlänge. Beispiel: Morse M - ein normaler Strich, Morse L ein langer Strich und Morse 0 (Null) ein sehr langer Strich. Die Erkenntnis, dass man die Erde als Rückleiter benutzen kann, war schon seit vielen Jahren bekannt, Morse benutzt aber hier noch eine Zweidrahtleitung. 

Edouard Branly
Am 23. Oktober 1844 wird Edouard Branly in Amiens (Frankreich) geboren. Er führt 1890/91 (andere Quelle: 1892) den Kohärer oder Fritter als Wellenanzeiger ein. Branly erwirbt 1873 den Doktortitel einer technischen Disziplin und dazu 1882 den medizinischen Doktorgrad. Später (1906) wird er durch seine Fernlenkversuche mit Torpedobooten bekannt. 

14. Februar 1845: Die Patentierung des Morse-Schreib-Telegraphen wird in Preußen abgelehnt, weil die „Erfindung zu unwesentlich ist“. 

6. Mai 1845: Der 1-Nadel-Telegraph von Charles Wheatstone und William F. Cooke wird in England patentgeschützt. Der ein Jahr später produzierte Telegraph bleibt viele Jahrzehnte in Betrieb. 

4. August 1845: Erstes Kabelpatent in England: William Young und Archibald McNair lassen sich ihr Bleikabel schützen. 

1845: Alexander Bain macht in London Versuche mit drahtloser Telegrafie. 

Am 11. September 1845 wird Maurice Baudot, der spätere Erfinder des fünfstelligen Binär Codes (5-er Alphabet) für Telegrafie in Magneaux (Frankreich) geboren. Nach ihm wird später die Telegrafiergeschwindigkeit benannt ( 1 [Bd] = 1 Stromschritt/Sekunde).(siehe auch 28. März 1903)

1845: Erste Privatdepeschen in Amerika. Die South Western Railway Co. stellt ihren elektrischen Telegraphen dem Publikum gegen Gebühr zur Verfügung. 

November 1845: Faraday entdeckt, dass polarisiertes Licht durch einen Magneten abgelenkt wird. 

1846: Werner Siemens lässt seinen Zeigertelegrafen von der Firma Böttcher & Halske in Berlin bauen. 

1846: Im August (andere Quelle: November) nimmt der Bremer Telegrafen-Verein die erste optische Telegrafenlinie zwischen Bremen und Bremerhaven in Betrieb. Sie führte über Oslebshausen, Vegesack, Rekum, Elsfleth, Brake (siehe Fotos unten) und Dedesdorf und stand neben dem Schiffsmeldedienst dem allgemeinen Verkehr zur Verfügung. Sie wurde schon 1839 vom Bremer Senat genehmigt, die Verhandlungen mit Hannover und Oldenburg sorgten für erhebliche Verzögerungen. Hauptzweck war die schnelle Übermittlung der Ankunftszeiten von Schiffen in der Wesermündung. 

Der "Telegraf" in Brake (Untw)
(Foto: 2000)
Das Bedienteil des "Telegraf" in Brake (Untw.)  Der "Telegraf" war Bestandteil der optischen  Telegrafenlinie von 1846 zwischen Bremen und Bremerhaven

16. November 1846: Die "Staatlich Mecklenburgische Navigationsschule" in Wustrow nimmt den Schulbetrieb auf. 

11. Februar 1847: Geburtstag von Thomas Alva Edison, Geburtsort ist Milan/Ohio USA. Der gelernte Telegraphist kann bald von den Erträgen seiner Erfindungen (am Ende seines Lebens sind es einige hundert) leben: Kohlekörner-Mikrophon, Phonograph und Kohlefaden -Glühlampen sind seine bedeutendsten Werke. 

3. März 1847: In Edinburgh wird Alexander Graham Bell geboren, der im Februar 1876 ein erstes Patent auf die Übertragung menschlicher Sprache über Draht erhält (siehe auch dort und August 1922). 

1. Oktober 1847: Der Artillerie-Leutnant Werner Siemens und der Mechaniker Johann Georg Halske gründen die Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske in Berlin. Der von Siemens entwickelte Zeigertelegraph mit Selbstunterbrechung (geschützt durch deutsche und britische Patente) bilden die Grundlage der Fabrikation. 

1847: Erster Einsatz des Morse Telegraphen in Europa bei der Hannoverschen Staatsbahn. 

1847: Prof. von Helmholtz postuliert, dass die plötzliche Entladung einer Leydener Flasche oszillierende Schwingungen verursachen müsste, Lord Kelvin beweist diese Vermutung mathematisch mit Hilfe der Maxwellschen Gleichungen und erst Feddersen kann dies auch mit einem Experiment 1859 zeigen. 

1848: Werner Siemens baut eine Schraubenpresse, um Kupferdraht mit einer Guttapercha-Umhüllung zu versehen. 

24. Juli 1848: Friedrich Wilhelm IV veranlasst den Bau elektrischer Telegrafenlinien von Berlin nach Frankfurt/M. und Köln. Es wird die erste Telegraphenlinie, die mit den Siemens Zeigertelegraphen arbeitet. 

28. März 1849: Die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche weiht die kurz zuvor fertig gestellte Telegraphenlinie Frankfurt-Berlin mit der Nachricht, dass man den preußischen König zum deutschen Erbkaiser gewählt habe, ein. 

Am 18. April 1849 wird Adolf Slaby in Berlin geboren. Er wird 1884 Professor für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Um die Jahrhundertwende experimentiert er, nachdem er einer Vorführung Marconis in England beiwohnte, mit Graf Arco auf dem Gebiet der drahtlosen Telegrafie. (siehe auch 6. April 1913)

14. Juni 1849: Erste Veröffentlichung einer Wetterkarte (in der Daily News), die auf telegraphischem Wege übermittelt wurde. 

3. Oktober 1849: Preußen und Österreich treffen ein Abkommen über den telegraphischen Austausch von Staatstelegrammen. Die Übermittlung von Privatdepeschen darf eine Wortzahl von 100 nicht überschreiten. 

Am 29. November 1849 wird John Ambrose Fleming in Lancaster geboren. Er gilt als einer der Erfinder der Elektronenröhre, auf die er 1904 ein Patent erhält. 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Jahrgänge 1850 - 1859
18. April 1850: Werner Siemens hält einen Vortrag vor der Pariser Academie des Sciences über die neue Telegraphenlinien Berlin-Frankfurt und Berlin-Köln-Viviers, welche mit seinen Geräten arbeiten. 

Am 18. Mai 1850 wird Oliver Heaviside in London geboren. Der Mathematiker und Physiker wirkt nach 1873 als Privatgelehrter. Er vermutet 1902 gleichzeitig mit Kenelly die nach ihm benannten Schichten der Ionosphäre. Er stirbt am 3. Februar 1925 in Torquay (Devonshire/GB) . 

Am 6. Juni 1850 wird Ferdinand Braun in Fulda geboren. Er gilt als der Erfinder des Schwingungskreises in einer Senderanordnung, der Rahmenantenne und der "Braunschen Röhre" sowie als Entdecker des Halbleiter-Effekts. 1909 erhält er mit Marconi den Nobelpreis für Physik. Im Jahr 1914 reist er als Sachverständiger in einem Patentstreit durch die englische Blockade nach Amerika. Nach der Kriegserklärung der USA ist eine Rückkehr nicht möglich. Er stirbt am 20. April 1918 in Brooklyn/NY. Er findet seine letzte Ruhestätte im Grab seiner Eltern in Fulda. 

25. Juli 1850: Wien: Erster internationaler Telegraphenkongress. Im Anschluss erfolgt die Gründung des deutsch-österreichischen Telegraphenvereins (DÖ TV) in Dresden. 

27. August 1850: Geburtstag von Augusto Righi, der später als Professor in Bologna der Lehrer von G. Marconi wird. (siehe 8. Juni 1920)

1850: H. D. Rühmkorff stellt einen Funkeninduktor vor, der größere Funken abgeben kann. 

1850: H. Guitard beobachtet, wie sich Staub-Partikel in der Nähe einer Elektrisiermaschine zusammenfritten und beobachtet so als erster die Kohärereigenschaften von Teilchen, die sich zu kleinen Gruppen zusammenziehen. 

28. August 1850: Erstes Seekabel durch den Englischen Kanal und über den Atlantik. Durch Fehler in der Isolierung und der Armierung des Kabels fällt es allerdings bald aus und wird 1851 durch ein neues besseres Kabel ersetzt. 

4. Dezember 1850: Der Schuhmacher, Soldat und Physiklehrer (in dieser Reihenfolge) William Sturgeon stirbt im 67. Lebensjahr in Prestwich (England). Er hatte 1825 den Elektromagneten erfunden. 

9. März 1851: In Kopenhagen stirbt Hans-Christian Oerstedt. Ihm gelang der Nachweis zwischen elektrischem Strom und Magnetismus durch seine Magnetnadelversuche von 1820. Ab 1829 war er Leiter des Polytechnikums in Kopenhagen. 

1. Mai 1851: Auf der ersten Welt-Industrieausstellung im Hyde-Park in London erhält der Siemens Zeigertelegraph die Council Medal. 

20. Mai 1851: Geburtstag von Emil Berliner in Hannover. Er wird 1870 nach den USA auswandern und dort das Schallplatten-Grammophon entwickeln. 

12. Juni 1851: In Penhull (Penkhall) wird der später durch seine Auseinandersetzung mit Marconi bekannte britische  Physiker Oliver Lodge geboren. Er studiert am University College in London und legt nach 5 Jahren seine Doktorarbeit vor. Den Großteil seiner wissenschaftlichen Arbeiten entsteht an den Universitäten von Liverpool und Birmingham. Neben seinen wissenschaftlichen Erfolgen schreibt er zahlreiche Bücher und Artikel. So erscheint 1894 „The Work of Hertz and some of his Successors“. Und um die Jahrhundertwende “Electric Theory of Matter”. 

27. September1851: Im Land Elsaß-Lothringen wird ein Gesetz über das Telegraphenwesen erlassen. 

13. November 1851: Inbetriebnahme des neu konzipierten und verbesserten Seekabels zwischen Dover und Calais.

6. April 1852: In Amerika wird das Wort „Telegramm“ als Ersatz für das vorher benutzte Wort Fernschreibung vorgeschlagen und benutzt. 

1. Juli 1852: Das heute noch gültige Gerkesche Morsealphabet  (Morse-Schrift Alphabet) wird vom deutsch-österreichischen Telegraphenverein offiziell eingeführt. 

1853: William Thompson (später Lord Kelvin) veröffentlichet die nach ihm benannte Formel für die Resonanzfrequenz eines Schwingkreises.

1853: H. L. Fitzeau erfindet den Stanniol-Plattenkondensator. 

1853 ist das Jahr, in dem die Ära der optischen Telegraphenlinien endet und sie durch die neuen elektrischen Telegraphen ersetzt werden. So werden in diesem Jahr die optische Telegraphenlinie Köln-Koblenz und auch die letzte französische Linie durch die neue Technik ersetzt. 

1854: Der russische Zar Alexander II erteilt der Fa. Siemens und Halske den Auftrag zum Bau einer Telegraphenleitung von Petersburg nach Sewastopol

10. März 1854: In New York wird unter der Mitwirkung von Cyrus West Field die „Atlantic Telegraph Co.“ gegründet. Aber erst 1858, 1865/66 werden die ersten Kabel von Europa nach Amerika verlegt. 

6. Juli 1854: In München stirbt im 65. Lebensjahr der Physiker Georg Simon Ohm, welcher 1826-27 das nach ihm benannte Gesetz entdeckt und veröffentlicht hatte. 

4. Oktober 1854: Geburtstag des amerikanischen Professors und Physikers Michael Pupin. Er wird in Panvevo (Serbien) geboren, studiert in Deutschland bei Prof. Helmholtz und wandert in die USA aus. Gemeinsam mit der Fa. Siemens entwickelt er die nach ihm benannte „Pupin-Spule“ welche die Selbstinduktion von Fernsprechleitungen erhöht. 

1854: In Pasewalk erfindet der Militärarzt Wilhelm J. Sinsteden den Akkumulator mit Bleiplatten. Das Bauteil  wird 1859 von dem Franzosen G. Planté in die Praxis eingeführt. 

23. Februar 1855: In Göttingen stirbt im 78. Lebensjahr der Mathematiker und Physiker Carl Friedrich Gauß. 

1855: Vortrag des 24-jährigen J. C. Maxwells vor der Cambridge Philosophical Society  "On Faraday's Lines of Force" (andere Quelle: “Lines of Force”). Die Bedeutung dieses Vortrages liegt darin, dass Maxwell die Experimente und Gedanken Faradays in mathematisch präziser Form vorträgt und damit die gelehrte Welt auf die Arbeiten eines mathematisch unbegabten Forschers, Assistenten und Laboranten Michael Faraday aufmerksam macht. Dieser hatte den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus experimentell nachgewiesen. 

21. September 1855: Das Königreich Sachsen erlässt ein Gesetz über das Telegraphenwesen im Lande. 

16. Oktober 1855: Mit Hilfe des Typendruck-Telegrafen von Hughes gelingt es erstmals, anstelle von kodierten Zeichen telegrafische Druckbuchstaben niederzuschreiben. 

1855: Göbel  zeigt die erste Glühlampe mit einem Kohlefaden. 

7. November 1855: Geburtstag des amerikanischen Physikers Edwad Hall in Gorham (Maine). Der Harvard-Professor wird 179 den nach ihm benannten Hall-Effekt entdecken, der in elektrischen Leitern unter Einwirkung eines Magnetfeldes auftritt und zu einer Spannungsdifferenz im Querschnitt des Leiters führt. 

1855: Das britische Board of Trade veranlasst den Entwurf eines Signalbuches mit 70 000 Signalen für 18 Flaggen, das bis 1932 gilt. 

29. Dezember 1855: Zum zweiten großen Telegraphenverein (neben dem deutsch-österreichischen) Europas schließen sich Frankreich, Belgien, Sardinien, die Schweiz und Spanien zusammen. Später werden Portugal und Holland beitreten 

26. März 1856: In Berlin wird Adolf Koepsel geboren. Der spätere Assistent von Prof. Helmholz und Privatassistent von Werner v. Siemens erfindet u.a. den Drehplattenkondensator (Drehko) neu. Die Urfassung wurde 1892 von D Korda erfunden (DRP 72 447), aber das wusste Koepsel nicht. 

29. Mai 1856: Werner Siemens beschreibt in einem Brief an seinen Bruder William die erfolgreiche Konstruktion des Doppel-T-Ankers, mit dem es erstmals möglich ist, kontinuierlich elektrischen Strom zu erzeugen. 

Am 10. Juli 1856 wird Nicola Tesla in Smiljan (Dalmatien) geboren. Er wird 1882 in die USA auswandern und dort bei Thomas A. Edison arbeiten. Er gilt als bedeutender Pionier der Wechselstrom (Drehstrom- und besonders der hochfrequenten- Wechselstromtechnik) Technik in den USA., ist der  Erfinder des Drehstrommotors, des Hochspannungstransformators und des Hochfrequenzgenerators (10 kHz) sowie der Geräte für die Hochfrequenz-Therapie. . 

1856: Peddersen zeigt, dass die Entladung einer Leydener Flasche (Kapazität) in Schwingungen erfolgen kann. 

Am 21. August 1856 wird auf Weisung  Friedrich Wilhelm IV von Preußen die drahtgebundene Kriegstelegrafie eingeführt

Am 22. Februar 1857 wird Heinrich Rudolf Hertz in Hamburg geboren. Er stirbt, erst 37 Jahre alt, in Bonn am 1. Januar 1894. Durch seine experimentellen Versuche zum Nachweis elektromagnetischer Wellen gilt er als der Vater der Funktechnik. Mit seinen Versuchen demonstriert er Ausbreitung und Reflexion dieser Wellen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit bestimmt er durch einen Fehler mit ca. 200 000 km/h. 

7. August 1858: Ein erstes Telegramm wird über ein transatlantisches Kabel befördert. Nach der Übermittlung von ca. 400 Depeschen versagt das Kabel am 3. September seinen Dienst. 

5. November 1858: Erstes deutsch-englisches Seekabel zwischen Emden und Cromer. 

4. März (andere Quelle: 9. März oder 16. März) 1859: Der russische Physiker und Funkpionier Alexander S. Popoff wird in Turjinski Rudniki (andere Quelle: Perm, Ural oder Bogoslavsk/Ural) geboren. Er stirbt am 31. Dezember 1905 (andere Quelle: 13. Jan 1906) in St. Petersburg. Er verwendet erstmalig eine Antenne zur Aufnahme elektromagnetischer Wellen. (Anm: Die unterschiedlichen Daten beruhen auf der Angleichung des (alten) russischen Kalenders an den westlichen). 

13. August 1859: Der Physiker Wilhelm Berend Feddersen legt eine Doktorarbeit über „elektrische Wellenbewegung“ vor und gilt damit als der Begründer der Lehre der elektrischen Schwingungen. 

1859: Raimund Louis Gaston Planté, Physikprofessor in Paris, entwickelt einen gebrauchsfertigen Bleiakkumulator, der sich in der Praxis bald sehr bewährt. (siehe 1854)


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Jahrgänge 1860 - 1869

29. Februar 1860: Geburtstag von Hermann Hollerith in Buffalo am Eriekanal (USA). Als Sohn deutscher Einwanderer erfindet er 1880 die nach ihm benannte Zählkarte (später Lochkarte). 

1860: Der Franzose Laborde bringt Eisenstäbe durch elektrische Ströme zum Schwingen. 

22. August 1860: In Lauenburg (Pommern) wird Paul Nipkow geboren. In seinem Patent 30 105 beschreibt er im Jahre 1884 die Zerlegung eines Fernsehbildes mit Hilfe einer Spiral-Lochscheibe, die später als Nipkow-Scheibe die Punkt- und Zeilen-Zerlegung von Fernsehbildern  ermöglichen wird. 

12. Oktober 1860: Geburtstag von Elmer A. Sperry in Cortland/NY. Nach der Erfindung einer Dynamomaschine erhält er 1908 ein Patent auf den Schiffskompass und hat bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet der Regelungstechnik geleistet und in den Geräten seiner Firma Sperry Gyroscope Ltd. (später Sperry Rand Corporation) verarbeitet.

1861: B.W. Feddersen baut einen geschlossenen Schwingkreis aus Spule und Leydener Flasche und untersucht Resonanzerscheinungen (damals Syntonik genannt). 

24. Oktober 1861: Die erste Telegraphenlinie, die über 6.000 km den amerikanischen Kontinent von New York nach San Francisco überspannt, geht in Betrieb. 

Am 26. Oktober 1861 führt der Lehrer Joh. P. Reis (1834-1874) dem Physikalischen Verein in Frankfurt/M. seinen Telefonapparat für eine Entfernung von 100 m vor. Er hat keine Kenntnis, dass andere Erfinder ein gleiches Gerät bauen. Sein erstes Mikrofon besteht aus einer Tiermembran mit einer sehr dünnen Platinscheibe, sein Hörer ist eine Stricknadel mit isolierter Spule und als Resonanzkörper dient eine Violine. Der erste Satz, der durch das Reis-Telefon gesprochen wird, lautet: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“. 

27. März 1862: Erstes Patent auf eine drahtlose Telegrafieanlage „An improved Method of conveying Electric Signals and Telegrams without the Intervention of any continuous artificial Conductor“ an John Harworth. Ein Berliner Unternehmer, Henry B. Strousberg, der auf dieses amerikanische Patent ein deutsches (preußisches) Patent beantragt, wird vom Patentamt abgewiesen, weil er keine genaue Beschreibung des Verfahrens beibringen kann. 

1862: Th. Alva Edison wird Telegrafist.

1862: Gründung der Deutschen Seemannsschule in Waltershof (Hamburg) 

November 1863: Das Telefon des Philipp Reis wird in diesem Monat gleich zweimal vorgeführt: In Frankfurt tagen die Naturforscher und Ärzte und die zweite Vorführung ist vor dem österreichischen Kaiser Franz Josef und dem bayerischen König Max II.

8. Dezember 1864: James Clerk Maxwell liest vor der Royal Society seine Arbeit „A Dynamic Theory of the Electro-Magnetic Field“. In ihr beschreibt das Medium Äther (erstmals im 16. Jahrhundert durch Huygens postuliert) und darin die Existenz und Ausbreitung elektromagnetischer Wellen. 
Im Jahre 1923 fasst Sir Oliver Lodge dieses Papier in vier Punkten so zusammen:
1.- Elektromagnetische Wellen, wenn sie jemals entdeckt werden, bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit.
2.- Licht ist ein elektromagnetisches und nicht mechanisches Phänomen.
3.- Der Brechungsindex  eines Materials hängt mit dem dielektrischen Koeffizienten zusammen.
4.- Leiter für Elektrizität sind keine Lichtleiter. 

10. Februar 1865: Todestag von H. F. Emil Lenz im 61. Lebensjahr in Rom. Der Elektrophysiker ist der Schöpfer der „Lenz’schen Regel“. 

1. März bis 17. Mai 1865: Erster internationaler Telegraphenkongress in Paris. Der "Internationale Telegraphenvertrag" wird von 22 Nationen unterzeichnet und regelt erstmals zwischenstaatliche Gemeinsamkeiten in der Draht-Telegrafie. Folgekonferenzen Wien 1868, Rom 1872 und St. Petersburg 1875 werden vorgeplant. Der Kongress beschließt die Gründung der Internationalen Telegraphen-Union mit Sitz Paris, die im Folgejahr auch gegründet wird. Die europäischen Postverwaltungen erkennen den Morsecode als internationales Telegraphier-Alphabet an.

29. Mai 1865: Gründung der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger", nachdem sich schon Rettungsgesellschaften in Emden, Hamburg und Bremen gebildet hatten.

1865: J.C. Maxwell übergibt der Royal Society in London die theoretische Abhandlung über das Vorhandensein elektromagnetischer  Wellen.

27. Juli 1866: Inbetriebnahme des Transatlantikkabels, welches von dem Riesenschiff „Great Eastern“ (27.000 BRT,  Schaufelrad- und Propellerantrieb, sowie Hilfsbesegelung) ausgelegt wurde. Von diesem Datum an ist die transatlantische Kabelverbindung nie wieder unterbrochen worden. 

Am 6. Oktober 1866 wird Reginald  Aubrey  Fessenden in Milton (Kanada) geboren. 
1904: Mit Alexanderson Erfinder des Löschfunkensenders mit rotierender Funkenstrecke (81 kHz, 1 kW). Die Hälfte der Elektroden befinden sich auf einem in der Drehgeschwindigkeit veränderbaren Rad (Veränderung der Tonhöhe). 
1902 erfindet er unabhängig von Schlömilch den Elektrolyt-Detektor. 
Gemeinsam mit E.F.W. Alexanderson baut er in den Jahren 1905-1910 eine Hochfrequenzmaschine mit hoher Polzahl und erhöhter Umlaufgeschwindigkeit (100 kHz, andere Quelle: 81 kHz, 1 kW), mit der er 1907 erfolgreiche Telephonieversuche über 320 km (Massachusetts-Long Island) durchführt. Das Problem des Empfanges ungedämpfter getasteter Signale löst er durch Überlagerung mit einem gering verstimmten Hilfssender. Er stirbt am 22. Juli 1932 auf den Bermudas. 

1866: In Portugal wird das Telegraphenmonopol so formuliert, dass es auch die Funkentelegraphie einschließt. Später (Dezember 1901 und 28. Juni 1902) muss nur noch die Funktelegraphie zu diesem Monopol dazu gehörig erklärt werden. (Thurn) 

1866: S. A. Varley füllt eine Röhre mit einer Mixtur aus Kohlepulver und nichtleitendem Puder und stellt dies als Blitzschutz für Telegraphenanlagen vor. Vier Jahre später (1879) stellt er diese Anordnung vor der Britisch Association in Liverpool vor und zeigt, dass erst bei höheren Spannungen ein Strom durch seine Röhre fließt. 

4. Dezember 1866: Siemens entdeckt das elektrodynamische Prinzip und beschreibt es erstmals in einem Brief an seinen Bruder William in London. 

Am 25. Dezember 1866 wird Max C. Wien in Königsberg geboren. Er studiert und arbeitet bei Helmholtz und Röntgen, wird 1903-1911 Dozent in Danzig und erhält 1911-1934 eine Professur in Jena. Im Labor arbeitet auf den Gebieten Hochfrequenz, Funktelegrafie, Elektrolyte bei hohen Feldstärken und Schaltungstechnik (Wien-Brücke). Bedeutende Entdeckungen: Tönender Löschfunkensender (1905)  und Drehvariometer mit innen drehbar angeordneter Sekundärspule, In Berlin promoviert er – erst 22-jährig – mit der Arbeit „ Über die Messung der Tonstärke“. 

17. Januar 1867: Der deutsche Physiker Prof. Heinrich Gustav Magnus (1802-1870) hält in der Akademie der Wissenschaften (Berlin) einen Vortrag mit dem Titel: Die Umwandlung von Arbeitskraft in elektrischen Strom („Über die Umwandlung von Arbeitskraft in elektrischen Strom ohne Anwendung permanenter Magneten, das elektrodynamische Prinzip des Werner Siemens"). Der Vortrag gilt als die Geburtsstunde des von Siemens im Vorjahr entdeckten elektrodynamischen Prinzips. Wheatestone, der später Ansprüche auf die Erfindung erhebt, zeigt seine Maschine am 15. Februar 1867 vor der Royal Society in London. 

1867: In Paris stellt der Chemiker Leclanché ein galvanisches Element mit Zink, Kohle und Braunsteinpulver als Depolirisator vor. 

25. August 1867: In Hampton Court bei London stirbt im Alter von 76 Jahren Michael Faraday, ohne jemals ein Patent angemeldet zu haben. (siehe 22.09.1791)

12. Juni bis 21. Juli 1868: In Wien findet der Telegraphenkongress statt. Man beschließt die Gründung eines internationalen Büros in Bern und weiter, das "Journal Télégraphique" herauszugeben. 

27. Juni 1868: Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes beschließt auf seiner Sitzung (in Hamburg ??) die Einführung eines auf vier Buchstaben bestehenden Unterscheidungssignals, welches auch beim Wechsel des Eigentümers für das Schiff kennzeichnend bleiben sollte. (Anmerkung: Offensichtlich hat dieses Zeichen aber als Funkrufzeichen später bei der Einführung des Telegraphiefunks nicht durchgesetzt). 

9. August 1869: Großbritannien erklärt den Telegraphenbetrieb, der bisher auch in Händen von Privatgesellschaften war, zum staatlichen Monopol. (Thurn) 

Am 30. August 1869 wird der deutsche Funkpionier Georg Wilhelm Graf von Arco in Groß Gorschütz bei Ratibor (Oberschlesien) geboren. Er wird Assistent bei Prof. Slaby und ist von 1903-1931 technischer Leiter bei Telefunken. Nauen und das deutsche Überseefunknetz sind mit seinem Namen verbunden. 

Am 23. November 1869 wird Waldemar Poulsen in Kopenhagen geboren. Er erfindet 1902/03 den Lichtbogensender zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen, der vorher theoretisch von Duddell und Simon beschrieben wird. 1909 wird er Ehrendoktor der Universität Leipzig. 

25. November 1869: In Bern erscheint die erste Ausgabe des "Journal Télégraphique". Der Leitartikel befasst sich mit der Entwicklung des Telegrafennetzes im Königreich Norwegen. Weiteres Thema u.a.: Definition der elektrischen Verbindungen nach dem Ohmschen Gesetz.

1869: Mower macht am Ontario-See Versuche mit drahtloser Telegrafie. 


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Jahrgänge 1870 - 1879

1. Februar 1870: Die Telegraphenlinie London-Teheran wird als erste Teilstrecke der Indo-Europäischen Linie London-Kalkutta versuchsweise in Betrieb genommen. Insgesamt wird die Linie später 11.000 km überbrücken und bis 1931 in Betrieb bleiben. 

17. Juni 1870: Der französische Ingenieur Jean-Maurice Baudot erhält ein Patent (103 899) zur schnellen Telegraphie mit einem 5-Tasten-Geber (5-bit-Code). Dieser Code wird wenig später  (1875) durch die französische Postverwaltung übernommen. 

Am 19. September 1870 wird Wilhelm Schlömilch in Leipzig geboren. Nach seinem Eintritt in die Slaby-Arco Gruppe erfindet er (erneut) die Schlömilch-Zelle, die jedoch bald durch die Lieben-Röhre (1906: gesteuerte Glühkathoden-Röhre) abgelöst wurde. Weitere bedeutende Erfindungen bzw. Entdeckungen: Sprachmodulation von Lichtbogen- Sendern, Empfangs-Rückkopplung und die Reflexschaltung. Wilhelm Schlömilch stirbt am 8. Juli 1939. 

4. April 1871: In Rio de Janeiro wird als Sohn deutscher Eltern am 4. April Arthur Wehnelt geboren. Er ist bis 1939 ordentlicher Professor in Berlin. Seine wichtigsten Erfindungen: Wehnelt-Zylinder (1902-03) , Elektrolyt-Unterbrecher( 1899)   und Oxydkathode (1905). 1926 gelingt ihm als Erstem der experimentelle Nachweis der Raumladung in Elektronenröhren. Er stirbt am 15. Februar 1942 im 73. Lebensjahr in Berlin. Hier einige Stationen seiner Laufbahn: 1901 Privatdozent und 1904 Physikprofessor in Erlangen und Berlin. 1899 Erfindung des Wehnelt-Unterbrechers, welcher schnelle Gleichstrom-Unterbrechungen ermöglicht (Anwendung im Knallfunken- und Löschfunken-Sender). 1926 liefert er den experimentellen Nachweis der Raumladung in Elektronenröhren (Sättigungsstrom). Er hat auf die persönliche Auswertung seiner Erfindungen immer verzichtet und keinen Patentschutz beantragt. 

Am 15. April 1871 wird Jonathan Zenneck in Rupertshofen/Württemberg geboren. Nach seiner Promotion zum Dr. rer.nat  1894 wird er 1895 Assistent von Ferdinand Braun und arbeitet zunächst mit bei der Entwicklung der Braunschen Kathodenstrahlröhre. Er führt als Nachfolger Cantors zwischen 1898 und 1900 die wesentlichen Versuche mit dem Braun-Sender in Cuxhaven durch. Später Professor in Braunschweig (1906), Danzig (1911-1913),  und München (1913-1936)  sowie Direktor des dortigen Deutschen Museums. 1956 nimmt er 
an der Aufstellung des Zenneck-Gedenksteins  in Cuxhaven noch persönlich teil. Nach ihm ist eine der Brücken zum Museum benannt. Seine bekanntesten Schriften sind 1906 „Elektromagnetische Schwingungen und drahtlose Telegraphie“, 1912  das „Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie“ und 1924 „Die Störungen der Ionosphäre“.. 

Am 6. Oktober 1871 wird Frederic George Creed in Mill Village/Neuschottland-Kanada geboren. Er beginnt seine Laufbahn 1885 als Angestellter der Western Telegraph Co. und erfindet 1895 einen Schnell-Morse-Apparat. Im Jahre 1912 gründet er in Großbritannien dann seine eigene Firma, die Creed and Company Ltd. Für seine Lochstreifen-Geber und -Leser erhält er 1946 ein britisches Patent. Er stirbt am 4. Oktober 1957 in London.

1. Dezember bis 14. Januar 1872: Internationale Telegraphenkonferenz in Rom. 

2. April 1872: Im 81. Lebensjahr stirbt in Poughkeepsie (New York) Samuel F. Morse. Als Kunstmaler, Konstrukteur von schreibenden Telegraphen und Gründer von Land- und See-Telegraphen-Linien  bleibt er in der Erinnerung. 

30. Juli 1872: Der amerikanische Zahnarzt Mahlon Loomis erhält ein US Patent auf ein von ihm seit einiger Zeit praktiziertes Verfahren drahtloser Telegraphie. Er benutzt für die Sender- und Empfänger-Anordnung erstmals senkrechte Stäbe. 

12. Oktober 1872: Geburtstag des dänischen Telegraphen Beamten Karl Emil Krarup in Kopenhagen. 1902 wird er das von ihm entwickelte und nach ihm benannte Selbstinduktions-Fernsprechkabel vorstellen. 

Lee de Forest
1873: In England erscheint das zweibändige "Treatise on Electricity and Magnetism" von James Clark Maxwell, in dem er die elektromagnetische Feldtheorie darstellt. Darin weist er durch reines Denken nach, dass elektromagnetische Wellen existieren müssen. Deshalb wird er oft als der geistige Vater der drahtlosen Telegrafie bezeichnet. 

Am 26. August 1873 wird in Council Bluffs/Iowa/USA Lee de Forest (Abb.links) geboren. In den USA wird er später "Vater des amerikanischen Rundfunks" genannt. 1899 erwirbt er den Doktorgrad. Nach grundlegenden Arbeiten in der Hochfrequenztechnik erfindet er den metallischen und den Vakuum-Detektor. 1907 erfindet er das „Audion“ (die Röhren-Triode) und demonstriert damit Verstärkung in Verbindung mit der Meissnerschen Rückkopplung. Er erhält das Patent 841 387 vom 25. Oktober 1907 für diese Dreielektrodenröhre. Er gilt als der Vater der Audionschaltung mit Koppelkondensator und Gitterableitwiderstand (Demodulation und Verstärkung). Mit einem Röhrensender überträgt er später Sprache und Musik. Er stirbt im Juni 1961 in Hollywood.

14. Januar 1874: Im 40. Lebensjahr stirbt in Friedrichsdorf (Taunus) der Physiker Philipp Reis, welcher 1861 das Ur-Telephon erfand, welches zwei Jahre nach seinem Tode durch A.G. Bell allgemein eingeführt werden konnte. 

17. Februar 1874: Stapellauf des ersten Spezialschiffes für die Verlegung von Seekabeln auf der Werft Mitchell und Co-. in Newcastle on Tyne (GB). Die SS „Faraday“ hat 4.917 BRT, ist 111 m lang und das Doppelschrauben-Schiff erreicht eine Dienstgeschwindigkeit von 10,5 Knoten. Es wird in seinem fast 50-jährigem Einsatz ca. 60.000 km Seekabel verlegen. Es führt die Compagnieflagge der Siemens Brothers. 

Am 25. April 1874 wird Guglielmo Marconi in Piazza San Salvatore, (Mezzabotta) bei  Bologna geboren. Der Vater ist ein wohlhabender Bankier, die Mutter Anne irisch-aristokratischer Abstammung aus der Whisky-Familie Jameson. Erziehung in Privatinstituten in Italien und England, wo er für zwei Jahre (1879-81) die Grundschule besuchte. Mit 16 Jahren besucht er das Technik-Institut in Leghorn und mit 18 Jahren schreibt er sich bei Prof. Righi in Bologna ein. 

1874: Emile Baudot stellt seinen Fernschreib-Apparat vor. 

3. September 1874: In Meseritz wird Georg Seibt geboren (Seibt-Radio). 

15. September bis 9. Oktober 1874: Internationaler Postkongress in Bern. 

1874: Ferdinand Braun untersucht in diesem und in den folgenden Jahren Abweichungen vom Ohmschen Gesetz und entdeckt die Ventilwirkung von Schwefelkies, Bleiglanz und Selen. Als Folge veröffentlicht er eine Arbeit über die Leitfähigkeit von Bleiglanz. 

9. Januar 1875: Gründungstag der „Deutschen Seewarte“ in Hamburg durch ein Reichsgesetz. Vorläufer dieser zentralen Reichsbehörde war die hamburgische Norddeutsche Seewarte. Die Abteilung III bündelt alle Aktivitäten Telegraphie, Wetter, Sturm- und Eiswarnungen. 

1. Juni bis 19. Juli 1875 (andere Quelle 10. bis 22. Juli): Der Internationale Telegraphenvertrag von St. Petersburg regelt grundlegende Bestimmungen für die zwischenstaatlichen Beziehungen auf dem Gebiet des Telegraphenwesens und enthält die Definition des Telegraphengeheimnisses. Im Artikel 21 heißt es: "Die hohen vertragschließenden Teile verpflichten sich, alle Maßregeln zu ergreifen, welche notwendig sind, um das Geheimnis der Korrespondenz zu sichern." Der Artikel 8 bestimmt das Recht der Staaten, Zensur und Sperrung von Telegrammen anordnen zu können. In den Ausführungsbestimmungen werden Fragen der Betriebsmittel, Betriebsformen, Verkehrsregelung, Tarife, Abrechnung usw. geregelt. Der Vertrag enthält auch Bestimmungen über den optischen Nachrichtenaustausch zwischen Seeschiffen und Stationen an der Küste bzw. Lotsenschiffen und Semaphor-Telegramme. In Deutschland wird der Vertrag  im Amtsblatt der Reichs Telegraphen Verwaltung 1875 Nr. 45 veröffentlicht. Der Vertrag enthält keine Bestimmungen, die sich auf den Funkbereich anwenden lassen und Marconi kann um die Jahrhundertwende, indem er diese Lücke ausnutzt, sein Imperium als Monopolbetrieb planen und aufbauen.
Nach Thurn sind die wesentlichen Inhaltspunkte:
1. Jedermannrecht über öffentliche Fernmeldeanlagen
2. Telegraphengeheimnis
3. Vorrang von Staatstelegrammen.
4. Geheime Sprache.
5. Ausschluss von der Beförderung.
6. Recht auf Einstellung des Dienstes und die Frage der Verantwortlichkeit. 

1875: Ferdinand Braun entdeckt den Gleichrichtereffekt in Halbleitern. In seinem Aufsatz "Über die Stromleitung durch Schwefelmetalle" in den "Annalen der Physik" beschreibt er diesen Effekt. Er arbeitet zur Zeit an der Entwicklung eines Wellenmessgerätes und forscht über die Richtwirkung von Rahmenantennen. 

1875: In Philadelphia gelingt Professor Elihu Thomson erstmals die Übertragung elektromagnetischer Wellen, die Maxwell 1864 mathematisch postuliert hatte. Er hat einen Generator (eine geladene Leydener Flasche mit einem Taster???)  mit der Gasleitung und am anderen Ende mit einem isoliert aufgestellten Destillierapparat verbunden. Er erzeugt Funkenüberschläge und kann in anderen Stockwerken des Gebäudes kleine Funkenüberschläge zwischen einem Bleistift und den metallischen Türschlössern beobachten. 12 Jahre später kann Hertz dieses Phänomen wissenschaftlich einwandfrei vorführen und erklären. 

15. September 1875: Die „Faraday“ legt erfolgreich das erste Direktkabel von Irland nach New York, welches durch die Siemens Brothers in Woolwich (London) gefertigt wurde. 

19. Oktober 1875: Im 73. Lebensjahr stirbt in Paris Sir Charles Wheatestone. Der Physikprofessor arbeitete seit 1823 auf dem Gebiet Telegraphiesystemen und Nadeltelegraphen. 

20. Oktober 1875: In Cuxhaven bei der „Alten Liebe“ wird die nach amerikanischen Vorbildern errichtete Zeitball-Station in Betrieb genommen. Der Zeitball (Durchmesser 1,5 m, Fallhöhe 3 m) arbeitet bis 1929, wird dann durch eine 1.000 Watt Leuchte ersetzt und geht 1934 außer Betrieb. 

17. bis 27. Januar 1876: Postkongress in Bern. Anfang des Monats werden im Deutschen Reich Post und Telegraph unter der Leitung von Generalpostmeister Heinrich Stephan vereinigt. 

7. März 1876: Der Amerikaner Alexander Graham Bell meldet – zwei Jahre nach dem Tod von J. Ph. Reis - ein Patent für einen Apparat an, mit dem es möglich ist, die menschliche Stimme nach Höhe, Fülle und Klangfarbe ausreichend genau wiederzugeben. Entscheidender Vorteil gegen das Reis-Telefon: Er ersetzt den Reis-Schalter durch eine Spulenanordnung und kann so komplizierte Frequenzspektren und nicht nur einzelne Töne übertragen. Noch im gleichen Jahr wird es in der Centenial Exhibition in Philadelphia vorgeführt und Lord Kelvin (Sir William Thompson) ist einer der Juroren. Im Abstand von nur 2 Stunden meldet am gleichen Tage Elisha Gray ein Patent auf einen Telefonapparat an. Bell erhält das Patent 174 465 am 14. Februar für sein „Bell Speaking Telephone“ und baut im Folgejahr eine 50 km lange Telefonleitung in Boston. Ein vorher existierendes vorläufiges Patent von Antonio Menucci konnte dieser aus Geldmangel nicht verlängern, sodass es kurz vor der neuen Patentanmeldung ablief. 

15. Januar 1877: Alexander Graham Bell reicht einen Patententwurf für sein Telephon mit einer Metall-Membran ein. 

30. Juli 1877: Th. A. Edison erhält ein britisches (und im Dezember noch ein amerikanisches) Patent auf seinen Phonographen mit Stanniol-Walze. Die erste Aufnahme ist das Kinderlied „Mary had a little lamb“. 

2. September 1877: Geburtstag von Walter Burstyn in Admont (Österreich). Er wird im russisch-Japanischen Krieg 1904/05 für die Flotte die Telegraphiestationen (an Land) bauen und dafür die klassische Eindraht-Antenne, deren Entwicklung (oder Weiterentwicklung) ihm zugeschrieben wird, benutzen. 

Oktober 1877: Die Deutsche Reichspost macht Versuche mit dem Bellschen Telefon und errichtet eine erste Versuchsleitung von Berlin nach Schöneberg und Magdeburg. Den 26. Oktober erklärt der Generalpostmeister Stephan als den „Geburtstag des Fernsprechers in Deutschland“. 

12. November 1877: Die Draht-Telegraphie-Strecke Paris-Bordeaux wird als erste weltweit mit dem neuen 5-Schritt-Baudot-Code betrieben. 

14. Dezember 1877: Werner Siemens erhält das Patent DRP 2399  für  seine „Telephone und Rufapparate mit magnetischer Gleichgewichtslage der schwingenden Teile“. 

19. Dezember1877: Todestag des 75-jährigen deutschen Erfinders Daniel Rühmkorff, welcher 1850 den Funkeninduktor zur Erzeugung hoher Spannungen erfand. 

Am 25. Januar 1878: wird Ernst Frederik Werner Alexanderson in Upsala (Schweden) geboren. Nach der Vorstellung der mit Reginald A. Fessenden entwickelten 100 kHz Hochfrequenzmaschine baut er aus Gründen der Betriebssicherheit 25 bzw. 81 kHz Hochfrequenzmaschinen mit Luftspalten um 0,6 mm und Leistungen bis 200 kW für Küstenfunkstellen. Im Jahre 1925 wird in seiner schwedischen Heimat in Varberg eine Großfunkstelle mit seinen Geräten in Betrieb genommen. Weiter stellt er umfangreiche Untersuchungen zur Impedanz von Antennen und Gestaltung der Erdungsanlagen an und erhält 1955 im Alter von 77 Jahren sein 321. Patent. Viele Jahre war er Präsident der American Institution of Radio- Engineers. Er stirbt am 1. Mai 1975 in Schenectady/New York

15. April 1878: In Berlin wird Ernst Walter Ruhmer geboren (Trägerfrequenz, Funkeninduktor) 

2. Mai bis 4. Juni 1878: Postkongress in Paris. 

8. Mai 1878: Prof. David E. Hughes beschreibt in einer Abhandlung an die Royal Society unter dem Namen „Mikrophon-Röhre“ das elektrische (Widerstands- ) Verhalten einer mit Feilspänen aus Zink und Silber gefüllte Glasröhre. Er hat – wie er beschreibt – damit auch schon elektromagnetische Strahlung nachweisen können, dies aber nicht weiter verfolgt. So war der Kohärer lange vor Lodge und Branly schon verfügbar und weder Hertz noch Lodge haben ihn bei ihren Versuchen 1888/89 benutzt. Die bedeutendste Entdeckung von Prof Hughes ist das Kohlemikrophon, für das er das Wort „Mikrophon“ wirklich benutzt. 

25. Mai 1878: In Lehe bei Bremerhaven wird Wolgang Gaede geboren. Der spätere Physiker und Professor in Karlsruhe wird 1905 die Hochvakuum-.Quecksilber-Luftpumpe erfinden, die für die Fertigung von Rundfunkröhren entscheidend wichtig wird. 

15. Juni 1878: Thomas A. Edison erhält ein US Patent auf seinen batterie-elektrischen Fernsprecher. 

Am 5. September 1878 wird in Wien Robert von Lieben geboren. Er erfindet unabhängig von de Forest die Verstärkerröhre. Er stirbt im Alter von nur 34 Jahren  am 20. Februar 1913 in Wien (siehe dort). 

1878: Auf der Pariser Weltausstellung kann man das von D.E. Hughes erfundene Mikrofon und Telefon sehen. 

15. Oktober 1878: In New York wird die „The Edison Electric Light Co.“, aus der später (1892) die „General Electric Company“ hervorgehen wird, gegründet. 

1878: Oliver Lodge und Fitzgerald erläutern auf einem wissenschaftlichen Kongress (in London ???) die Erzeugung elektrischer Wellen. George Francis Fitzgerald (1851-1901.ist einer der wenigen Physiker, die Maxwells Theorien restlos verstanden haben. Als Professor am Trinity College, Dublin legt er der Royal Society eine Arbeit vor, mit der er Maxwells Schrift um die Bereiche Reflexion und Refraktion ergänzt.

10. Juni bis 22. Juli 1879: Internationale Telegraphenkonferenz in London. 

1879: Preußen bildet Telegraphisten in einer besonderen Schule in Berlin aus. 

25. Juli 1879: In Meiningen wird Eugen Heinrich Josef Nesper geboren (Handbuch der drahtlosen Telegraphie u.a.) 

14. Oktober 1879: Heute beginnt der Unterricht in der Navigationsschule Geestemünde (Bremerhaven). Die Seemaschinistenschule wird später (1893) gegründet und 1934 werden beide Fachrichtungen zusammengefasst und führen dann für einige Zeit den Namen: „Vereinigte Seefahrt- und Seemaschinistenschule Wesermünde“. 

9. Oktober 1879: Geburtstag des späteren Professors Max von der Laue in Koblenz. Er entdeckt 1912 die Interferenzstrahlen der Röntgenstrahlen bei der Durchdringung von Metall und erhält dafür 1914 den Nobelpreis für Physik. 

Am 5. November 1879 stirbt  J.C. Maxwell im Alter von 48 Jahren, zehn Jahre vor dem Experiment von Heinrich Hertz, mit dem dieser dessen Theorie der elektromagnetischen Wellen in der Praxis demonstriert. Nach Maxwell wird später zeitweise (bis 1970) die Einheit des Magnetflusses benannt (1 Wb (Weber) = 1 Vs = 10 EXP 8 M (Maxwell)). Er war Professor in Aberdeen, London und Cambridge. Seine zwischen 1861 und 1864 veröffentlichten Arbeiten sagen die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen ohne Leiter voraus und beschreiben das Licht als elektromagnetische Welle. 

26. November 1879: Geburtstag von Hans Bredow. Der in Schlawe/Pommern geborene Hans Bredow studiert in Kiel und Köthen Physik und Elektrotechnik und beginnt seine berufliche Laufbahn als Projektingenieur bei der AEG 1903. Im Jahr 1908 wird er neben Graf Arco technischer Direktor bei Telefunken.  Auf der Funkkonferenz in London (1912) setzt er sich entscheidend für das Zustandekommen des internationalen Seefunks ein. In der Zeit des ersten Weltkrieges arbeitet er mit Alexander Meißner auf dem Gebiet der Röhrensender für den See- und Überseefunk. Nach seiner Berufung als Ministerialdirektor im Reichspostministerium 1919 baut er ab 1921 das Reichsrundfunknetz mit auf und wird 1926 Reichs-Rundfunkkommissar. Im Jahr 1926 erhält er zusammen mit Graf Arco die Heinrich-Hertz-Medaille. Er wird nach der Machtergreifung (1933) durch die Nationalsozialisten zu 6 Monaten Haft verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt betrachtet werden. Bredow erhält Berufsverbot und siedelt nach Wiesbaden über, wo er ein Rundfunkarchiv aufbaut. Nach dem zweiten Weltkrieg wird er noch einmal (von 1949 bis 1951) durch den Hessischen Rundfunk berufen und erhält 1954 das Bundesverdienstkreuz. Hans Bredow stirbt am 9. Januar 1959 an den Folgen eines Schlaganfalls in Wiesbaden. 

1879: Thomas A. Edison stellt seine Glühlampe mit einem Bambusfaden vor. Im gleichen Jahr  wird die „Columbia“ durch J.C. Henderson mit einem elektrischen Leitungsnetz für die neue Beleuchtungstechnik versehen. Unter der Leitung von Edison werden dann 115 Glühlampen installiert. Man ermittelt eine durchschnittliche Brenndauer von 400 Stunden pro Lampe. 

Dezember 1879: Im abgelaufenen Jahr wurden im Deutschen Reich 14,9 Millionen Telegramme aufgenommen bzw. abgegeben. In Betrieb sind dazu ca. 10.000 Morseapparate, 177 Hughes Typendrucker und 314 Siemens Zeigertelegraphen. Dazu kommen noch 1.471 Fernsprechapparate. (ETZ 1/1930)

1879: Werner  Siemens bezeichnet in einem Brief an Heinrich Stephan die Telegraphie „als das aristokratisch konservative Element der Elektrotechnik“. 

20. Dezember 1879: Gründungsversammlung des „Elektrotechnischen Vereins“ im Reichpostamt in Berlin. 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 18-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgänge 1880 - 1889
20. Februar 1880: David Edward Hughes, der Erfinder des Mikrofons und des Typendruckers für Telegraphen, damals Professor für Musik, berichtet vor einer Kommission einiger Mitglieder der Royal Society von einer Funkübertragung über 60 Yards, die sie als “Conduction through the air” anerkennen, aber nicht erklären können. 

13. August 1880: Erlass der ersten Telegraphenordnung in Deutschland

9. Oktober bis 3. November 1880: Postkongress in Paris. 

1880: In London wird der Transformator durch Lucien Gaulard und John Dixon erfunden. Die Erfinder nennen das Gerät „Sekundär-Generator“. 

1880: Carl Lorenz gründet in Berlin eine Telephonfabrik. 

Am 2. Dezember 1881 wird in Bremen Heinrich Barkhausen geboren. Nach seiner Promotion 1906 in Göttingen (Das Problem der Schwingungserzeugung mit besonderer Berücksichtigung schneller elektrischer Schwingungen) nimmt er ein Angebot von Siemens an. 1910 habilitiert er sich Berlin und wird 1911 Professor in Dresden. Einer seiner ersten Studenten ist dort Hidelsugu Yagi, der später in Japan Antennen konstruiert. 1914 entdeckt er die nach ihm benannten Barkhausen-Kurz-Schwingungen, die zur Entwicklung der Laufzeitröhren führt. 1925 führt er das Phon als Maß für die Lautstärke ein und ab 1923 veröffentlicht er sein vierbändiges Standardwerk über Elektronenröhren, das in 7 Auflagen erscheint. Ab 1946 nimmt er seine Lehrtätigkeit in Dresden wieder auf. 1949 wird er mit dem Nationalpreis der DDR geehrt und zu seinem 100. Geburtstag gibt die DDR eine Briefmarke mit seinem Bild heraus. Er stirbt am 20. Februar 1956 in Dresden.

1881: Das erste deutsche Telegrafen-Ortsamt wird mit 8 Teilnehmern in Berlin eröffnet. Vor den Vermittlungsschränken mit bis zu 50 Leitungen stehen bärtige Beamte in prachtvollen Uniformröcken. 

1881: In Paris findet ein erster Elektriker-Kongress statt, auf dem auf Vorschlag von Gauß und Weber die Einheiten Volt, Ampere, Ohm, Farad und Coulomb festgelegt werden. 

25. Dezember 1881: In Eydelsted bei Bremen wird Christian Hülsmeyer geboren. Er wird 1904 ein Patent auf ein erstes Radargerät erhalten, aber erst 1955 dafür öffentlich gewürdigt. 

15. Juli 1882: Emil Rathenau (Electricitätsgesellschaft, später AEG) kauft die Glühlampenpatente Edisons für Deutschland. Schon im Folgejahr wird für Berlin ein Plan für künftige Elektrizitätswerke vorgelegt. 

1882: Durch die Edison C. werden eine Reihe von Schiffen mit Glühlampen ausgerüstet, so erhält die „Queen of the Pacific“ 146 Lampen. Im Oktober meldet Edison, dass von 22.000 installierten Lampen 2.000 an Bord von Schiffen einsetzt wurden. 

1882: In England regt FitzGerald an, Wege zu finden, um Wechselströme mit hohen Frequenz zu erzeugen. Durch Kondensatorentladungen in Kreisen mit geringem (Wechselstrom)-Widerstand müsste dies gelingen, aber für das Problem, solche Schwingungen nachzuweisen, sah er noch keine Möglichkeit. 

1882: Sir William Preece, der Chief Engineer of the British Post Office, beginnt seine Versuche mit drahtloser Telegraphie mit Erdströmen und führt dies erstmals am Bristol Channel (3,3 Meilen) vor. 

1882: In den USA beantragt Prof. A.E. Dolbear (Tufts College, Boston) ein Patent  für die drahtlose Telegraphie. Als Empfänger  beschreibt er eine Reihenschaltung von Telefon, Kondensator und einer 100 V-Batterie.  Diese wird an einem Ende mit der Erde und am anderen Ende mit einem Luftleiter verbunden. Als Sender  dient eine Spule zwischen Antenne und Erde, deren Sekundärwicklung eine Batterie und ein Mikrofon (in den ersten Versuchen eine Morsetaste) enthält. Zuerst überwindet er eine Strecke von einer halben Meile, doch in der Dezember-Ausgabe des „Scientific American“ von 1884 wird von einer 13-Meilen-Übertragung berichtet. 1887 wird er sein System vor der "American Association fort the Advancement of Science" vorstellen. 

27. Februar 1883: In Klausberg/Oberschlesien wird Hans Rukop geboren (Hochvakuumröhre) 

1883: Der deutsche Dampfer „Hammonia“ erhält als erster Passagierdampfer des Reiches eine elektrische Beleuchtung in den Fahrgastkabinen. Am 14. März geht der Schnelldampfer „Fulda“ – das erste mit einer elektrischen Beleuchtungsanlage ausgerüstete Schiff des Norddeutschen Lloyd – auf die Jungfernfahrt nach New York. 

31. Mai 1883: Edison meldet, dass er bisher 24 Schiffe mit insgesamt 4.850 Lampen ausgerüstet hat. 

6. August 1883: In Moskau wird Leo Wilhelm Julius Pungs geboren, der später durch seine Amplitudenmodulation von Maschinensendern bekannt wird. 

Am 14. September 1883 wird Alexander Meißner in Wien geboren. Er erhält den Doktorgrad mit einer Arbeit über Flachspulen. Weitere bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet des Erdungswiderstandes und der Anordnung entkoppelter Antennen für verschiedene Frequenzen auf einer einzigen Mastanordnung. Bekannteste Entwicklung ist die Meißner-Schaltung (phasenrichtige Rückkopplung in Röhrensendern- und -Empfängern). 1925 erhält er als erster Preisträger die goldene Medaille der Heinrich-Hertz-Gesellschaft. 

1883: Erste Glühlampen-Beleuchtungsanlage auf einem amerikanischen Kriegsschiff. Die Fa. Edison liefert für das USS Trenton für 5.500 US Dollar den Dampfdynamo (110 Volt 120 Ampere), der für die Speisung von 238 Lampen vorgesehen ist. Die Leitungen werden zunächst auf Holzleisten verlegt, bis später die amerikanische Marine auch Bleikabel nach deutschem Vorbild einführt. 

1884: Edison beobachtet, dass in einer Kohlefadenlampe Strom durch den evakuierten Kolben fließt.

2. Juli 1884: In Zaborze/Oberschlesien wird Otto Böhm geboren, welcher später u.a. die Kurzwellen-Tannenbaum-Antenne erfinden wird 

Oktober 1884: Der italienische Professor Calzecchi Onesti beschreibt zwei seiner Experimente in „Il Nuevo Cimento“. Zum einen hat er gefunden, dass Kupferfeilstaub (filings) zwischen zwei Messingplatten bei geringem Druck nichtleitend ist, bei hohem Druck aber leitend wird. Sodann füllt er eine 35-mm-lange Glasröhre mit verschiedenen Stäuben und zeigt, dass diese Anordnung bei Spannungsspitzen (Zusammenbrechen eines magnetischen Feldes) elektrisch leitend wird. 

1884: Erich Rathenau mit seinen Assistenten Rubens und W. Rathenau wiederholen die Versuche von Preece am Wannsee bei Potsdam. 

23. Mai 1885: T.A. Edison reicht eine Patentschrift über „Ferntelegrafie ohne Draht“ ein. Das Patent 465 971 wird erst am 29. Dezember 1891 erteilt und von ihm 1903 an die Marconi Wireless Telegraph Co. verkauft. 

10. August bis 17. September 1885: Internationaler Telegraphenkonferenz in Berlin. 

11. September 1885: In Hameln an der Weser wird Friedrich Wilhelm Banneitz geboren. Er wird einmal als Spezialist auf den Gebieten Radio, Schnelltelegraphie und Fernsehen arbeiten. 

1885: S.Z. de Ferranti erfindet ein Kabel mit konzentrischer Anordnung der Leitungen (Koaxkabel). 

6. November 1885: In Berlin wird Siegmund Loewe, geboren, der später mit M. von Ardenne die Dreifachröhre entwickeln wird. 

1886: Am 23. Juli wird Walter Schottky geboren. In seinen letzten Lebensjahren widmet es sich besonders der Halbleiterphysik. 1915 entwickelt er die Gitter-Verstärkerröhre nach dem Raumlade- und Schutznetz-Prinzip (Schirmgitter-Röhre). 1918/19 beschreibt er den Schottky- und den Schrot-Effekt. Auch die Schottky-Diode (mit den auf Halbleitern aufgedampften Metallkontakten) stammt aus seinem reichhaltigen Schaffen. Er stirbt im 90 Lebensjahr im März 1976. 

1886: Mahlom Loomis führt (ein Vierteljahrhundert vor Marconi) eine drahtlose Nachrichtenverbindung über 18 Meilen vor (US Patent 1872). In der Praxis erweist sich das System als erfolglos. 

1. Oktober 1886: In Flensburg wird die königliche Maschinistenschule eröffnet, die ab ca.1910 auch Telegraphisten ausbilden wird. 

13. November 1886: Heinrich Hertz schreibt in sein Tagebuch: Geglückt die Induktion zweier ungeschlossener Stromkreise darzustellen, Abstand 1,5 Meter. Es folgen Versuche im Hörsaal mit einer Zinkplatte als Reflektor. Die Wellenlänge 9 m, das sind ca.  33 MHz erhält Hertz, indem er mit dem Reflektor stehende Wellen erzeugt. Erst danach schreibt er an Hermann Helmholtz, der ja die Aufgabe gestellt hat, den praktischen Beweis für die von Maxwell berechneten Wellen zu liefern. . 

5. Dezember 1886: Heinrich Hertz berichtet in einem Brief an Prof. von Helmholtz über seine Versuche mit elektromagnetischen Wellen. Mit einem Sender mit Funkenstrecke und Dipol und einem Empfänger mit einer Funkenstrecke und Dipol (Hertzscher Resonator) hat er im Prinzip den Nachweis der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen nachgewiesen. Die Fünkchen, die auf der Empfangsseite zwischen Kugeln eines Dipols übersprangen, nennt er "Nebenfunken". Bei seinem Versuch beträgt der Abstand zwischen Sende- und Empfangsantenne 2,5 Meter. Erstes Experiment mit Sender und Empfänger. Das Wort "Antenne" wird von den Zoologen (Fühler der Gliedertiere) übernommen, sonst wird von einem "Luftleiter" gesprochen. 

1887: Zwölf Seekabel sind zwischen Europa und der Neuen Welt verlegt. Die Gesamtlänge aller Seekabel wird mit ca. 113 000 Seemeilen angegeben.

11. April 1887: Geburtstag von John (Jack) Phillips, in Godalming/Surrey/GB.  Nach seiner Funkerausbildung bei Marconi 1906 in Liverpool arbeitet er auf verschiedenen White Star Linern und in der Küstenstation Clifden. Nach einem Kommando auf der „Adriatic“ wird er 1912 als Chief Wireless Operator Bord der „Titanic“ abkommandiert. Sein Körper wurde nie gefunden und in seiner Geburtsstadt wird später ein Gedenkstein errichtet. 

1887: In diesem und im nächsten Jahr zeigt Oliver Lodge in einer Reihe von Experimenten, die im Wesentlichen auf die Entladung Leydener  Flaschen zurückgehen, dass Wellen produziert und gemessen werden können. Er zeigt auch Wellenberge und -Täler mit stehenden Wellen. 

13. Juli 1887: In Hamburg wird die See-Berufsgenossenschaft gegründet. Das Deutsche Reich hat damit als erstes Land der Welt einen Schutz fahrender Seeleute gegen die Folgen von Arbeitsunfällen. Später kommen andere Aufgaben dazu. 

12. Oktober 1887: In Offenburg führt F.A. Haselwander seine Drehstrom-Anlage praktisch vor. Im gleichen Monat meldet Tesla in den USA  sein erstes Drehstrompatent an. 

1887: In England schlägt Willoughby Smith eine Verbindung mit Unterwasser-Signalübertragung zu den Feuerschiffen vor, baut eine solche Anlage und kann sie für einige Jahre erfolgreich betreiben. 

1888: In diesem Jahr findet die "Washington"-Konferenz über Sicherheitsfragen in der Seeschifffahrt statt, deren Ergebnisse erst acht Jahre später von den Mitgliedsstaaten ratifiziert werden. 

1888: In England macht Oliver Lodge weiter Versuche zur Erzeugung  elektromagnetischer Wellen. Dabei arbeitet er mit zwei Funkenstrecken, einer Batterie von Leydener Flaschen (die er sich extra aus Chemnitz mitgebracht hat) und einer Drahtschleife (eine Art Lecher-Leitung), in die er die zweite Funkenstrecke verschiebbar anordnet. 

Sir Oliver Joseph Lodge
Ergebnis: An einigen Stellen der (Lecher-) Leitung ist der zweite Überschlag besonders heftig und er schreibt u.a.: „the best effect should be observed when each wire is half a wavelength, or some multiple of half wave length...“. Mit 95-feet-Leitungen erreicht er Resonanz bei 5 MHz. Sobald er aber zum Jahreswechsel von den Hertz-Experimenten hört, baut er diese nach und beginnt, seine Apparaturen als Sender zu benutzen. Im Augustheft des „Philosophical Magazine“ und in einem Vortrag vor der British Assiciation in Bath erläutert er seine Experimente. 

Am 13. Dezember 1888 berichtet Heinrich Hertz vor der Berliner Akademie der Wissenschaften über "Strahlen elektrischer Kraft" und beweist die Existenz der elektromagnetischen Wellen. Er führt bei seinen Experimenten Ausbreitung, Resonanz, Beugung, Brechung, Reflexion, Polarisation und Interferenz vor. Die Wellenlänge der Sende-Empfangsanlage beträgt ca. 70 cm (andere Quelle: 66 cm). Hertz selbst gibt die Wellenlänge seiner ersten Experimente mit 5,31 m (ca. 56 MHz). Errechnet hat er


Heinrich Hertz
dies mit einer Formel, die Hertz von Helmholtz aus den Maxwell-Gleichungen abgeleitet hat. Für die Versuche mit stehenden Wellen 
war Hertz auf die Maße seines Hörsaales bzw. Labors (15 x 14 x 6 m (mit einem großen Eisen-Ofen) oder 12 x 8 m) beschränkt und wusste, dass er Wellen im – wie wir heute sagen – VHF-Bereich wählen muß. 
Für seine Versuche hat er auch verschiedene Antennen mit unterschiedlich großen Blechen am Ende des Dipols verwendet, deshalb kommt z.B. Appleyard auf eine Wellenlänge von 3 m, während Poicare 6 bzw 5,6 m annimmt. Aitken kommt zu dem Ergebnis, dass H. Hertz in verschiedenen Experimenten Wellenlängen zwischen 6 m und 60 cm (50-500 MHz) benutzt hat. Außerdem weist er darauf hin, dass die mechanische Länge und die elektrische Länge einer Dipolantenne in einem kleinen Raum nicht identisch ist. 

1888: Die Kabelgesellschaften einigen sich auf einen Wort-Preis von 1 Shilling oder 25 Cents. Das sei, sagt man, genug, um 25 bis 30 Millionen Worte zu übertragen und andererseits Investoren abhalten kann, neue Kabel zu installieren. Das wird später Marconi ermutigen, in dieses lukrative Geschäft einzubrechen. 

1889: In den "Annalen der Physik" und Chemie erscheint "Über Strahlen elektrische Kraft" von Heinrich Hertz. Inhalt: Elektrische Wellen verhalten sich wie Licht. Mit 70 cm Wellen hat Hertz experimentell nachgewiesen: Polarisation, Reflexion, Brechung.. Bei einer Vorführung in Bonn zeigt er den „Gitterversuch“ und weist die Transversalität elektromagnetischer Wellen  nach. Auch die Brechung der Wellen zeigt er mit einem Prisma aus Asphalt. Ein weiterer Aufsatz im gleichen Jahr stellt Übereinstimmung mit Maxwells mathematischer Darstellung fest. Anstelle des Ausdrucks Wellen benutzt er den Ausdruck: Ausbreitung elektrischer Kraft“. Lord Kelvin, der Hertz’s Aufsatz ins Englische übersetzt, spricht von „Ether Waves“. - Ein Ing. Huber fragt darauf bei Hertz an, ob seine Feststellungen für „leitungslose Telephonie“ verwendet werden können und erhält eine ablehnende Antwort. Die Antwort ist insofern richtig, als zu der Zeit eine direkte Aussendung von Tonfrequenzen (Hertz rechnete dafür eine Wellenlänge von ca. 300 km aus) wohl unmöglich (und auch wohl wenig effektiv) sei. Von einer Modulation war 1889 noch nicht die Rede. 

28. Februar 1889: Das Deutsche Reichsgericht in Berlin  definiert Telegrafie als unkörperliche Nachrichtenübertragung. Im R.G.St. Bd 19 Seite 55 kann man lesen: „.....fällt jede Nachrichtenbeförderung, welche nicht durch den Transport des körperlichen Trägers der Nachricht von Ort zu Ort, sondern dadurch bewirkt wird, dass der an einem Ort zum anderen zum sinnlichen Ausdruck gebrachter Gedanke an einem andern Orte sinnlich wahrnehmbar wieder erzeugt wird, dem Wesen der Telegraphenstation anheim.......“. (Anm: Wann ist später ein Tätigkeitsmerkmal des Funkoffiziers wieder so schön definiert worden?). 

11. Mai 1889:  Sir Oliver Lodge  (1851-1940) zeigt in einer Arbeit mit dem Titel „The Oscillatory Discharge of a Leyden Jar“ vor der Physical Society, dass elektromagnetische Wellen nicht nur erzeugt, empfangen und umgelenkt werden können, sondern auch (wie Lichtwellen)  durch geeignete Spiegel und Linsen fokussiert werden können. In einer anderen Arbeit (The Syntonic* Jars) demonstriert er mit Leydener Flaschen und Spulen Abstimmung und Resonanz mit zwei Schwingkreisen. Damit hat er als erster erkannt, dass die neuen Wellen nur sinnvoll genutzt werden können, wenn durch Abstimmung Ordnung in das Wellengemisch gebracht werden wird. 

1889: Sir Oliver Lodge stellt den Kohärer vor und eröffnet damit eine neue Seite der jungen Funktechnik. Das Prinzip war schon 1850 durch Guitard beschrieben worden, der die Kohärenzkraft von Staubteilchen, die sich zu kleinen Häufchen zusammenballten,  in der Nähe einer Hochspannungsmaschine beobachtet hatte. 1866 hatte S.A. Varley diesen Effekt benutzt, um eine Schutzröhre gegen Gewitterstörungen auf einer Telegraphenleitung zu haben und so seine kostbaren Spulen zu schützen. 1870 stellt er diesen Effekt vor der British Association vor. 


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Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1890

Februar 1890: In einem Brief in der Zeitschrift „Nature“ beschreibt Oliver Lodge sein Experiment, welches lange zum Standardprogramm der Physik gehört und das Wesen der Resonanz aufzeigt. 

1890: Lodge forscht in England an Kohärern. Von ihm stammt das Wort "coherer", da nach seinen Forschungen die lockeren Metallteilchen durch die Wellen kohärent werden. Ihm wird die Entdeckung zugeschrieben, dass er als erster den Einfluss elektromagnetischer Wellen auf den Kontaktwiderstand zwischen den Metallspänen entdeckt hat. Slaby führt für das Bauteil später die nach Prof. Reuleaux verdeutschte Benennung "Fritter" ein. 

16. Mai bis 21. Juni 1890: Internationaler Telegraphenkongress in Paris. 

24. November 1890: Der französische Arzt und Funkpionier  Edouard Branly erfindet (unabhängig von Onesti, Lodge und Hughes, der diese Erfindung 1879 macht, aber nicht praktisch nutzt), den Kohärer (Coherer) oder Fritter, der später anstelle des Resonators als Empfangseinheit eingesetzt wird. Auch Tesla wird später ein Patent auf einen Kohärer beantragen. Im Lehrbuch von Righi wird berichtet, dass Calzecchi-Oresti schon früher (Veröffentlichungen im „Il Nuevo Cimento“ 1884 und 1885) Frittererscheinungen beobachtet und beschrieben hat. Dessen Glasröhrchen waren 35 mm lang und hatten einen Durchmesser von 10 mm. Zur Funktion des Branly-Kohärers: Für eine Gleichstrombatterie besitzt das Eisenpulver einen sehr hohen Widerstand, dieser sinkt auf einige hundert bis tausend Ohm, wenn elektromagnetische Wellen angelegt werden. Der Metallstaub in der Glasröhre frittet beim Anlegen einer Hochfrequenzschwingung zusammen, schließt einen Kontakt und ein Schreiber zeichnet den Empfang auf. Durch Klopfen wird der Fritter wieder hochohmig. Der später verwendete Marconi Kohärer besteht z.B. aus 96 % Nickel und 4 % Silberspänen. Von Gold bis Stahl wird damals viel experimentiert. Wichtig ist auch Größe und Form der Körner. Später werden auch Quecksilber-Kohärer gebaut. Branly stirbt in Paris am 24. März 1940 im 96. Lebensjahr. Anmerkung: Nach einer anderen Quelle macht Branly die Wiederentdeckung erst 1892. Alle jetzt und später gemachten Erklärungen der Wirkungsweise des Kohärers gelten im nachherein als falsch. Die tatsächliche physikalische Wirkungsweise wird auch im Jahre 2000 nicht restlos geklärt sein. 

Am 18. Dezember 1890 wird in New York/NY Edwin H. Armstrong geboren. Er stellt 1918 das Überlagerungsprinzip beim Empfänger und 1935 das neue Modulationsverfahren FM (Frequenzmodulation) vor. Er stirbt im Februar 1954. 

1890: Die Tonnage der maschinengetriebenen Schiffe im Deutschen Reich übersteigt erstmals die Tonnage der Segler. 

1890: Lecher stellt ein System von parallelen Leitern vor, mit dem stehende Wellen nachgewiesen werden können. 


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Jahrgang 1891
Mai 1891: In der Mai- und Juni-Ausgabe der Zeitschrift „La Lumiere Electrique“ erscheinen die Beschreibungen des Branly-Kohärers und die Experimente, die der Erfinder im Vorjahr präsentiert hat. 

1891: David Edward Hughes benutzt erstmals einen Detektor zum Nachweis elektromagnetischer Wellen. Seine Vorrichtung mit Kohle und Stahlnadel arbeitet ohne Hilfsspannung. Zur gleichen Zeit demonstriert Branly, dass sein Kohärer auf 50 Meter elektromagnetische Wellen anzeigt. Marconi übernimmt sofort diese Anordnung in seine Funkanlage. Und ebenfalls zur gleichen Zeit (Juni /August) erscheint ein Artikel mit den Branly-Cohärer-Versuchen im Londoner Electrician. Niemand kann das „Ein-Aus-Widerstands-Verhalten“ des Kohärers erklären, die Notwendigkeit, ihn mit Hilfe eines „tappers“, eines Uhrwerks oder einem Klingelklöppel wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen, war allen Experimentatoren klar. Als Schwierigkeit wird bemerkt, dass das neue Bauteil die Eigenfrequenz von Sende- und Empfangsanlagen verstimmt. 

Am 20. September 1891 wird in Lissa bei Posen der spätere Nachrichten-General Dr. Wolfgang Martini geboren. Im 2. Weltkrieg ist er Chef einer eigenständigen Luft-Nachrichten-Truppe und gilt als Förderer von Funk und Radar. Der 1944 mit dem Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern Ausgezeichnete  stirbt 1963 in Ebenhausen. Ab 1950 arbeitet er im Rahmen der Deutschen Gesellschaft für Ortung und Navigation (DGON). Der 1959 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Martini hat nach dem Weltkrieg auf Fachtagungen auch Sir Watson-Watt kennen und schätzen gelernt. 


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Jahrgang 1892
Februar 1892: Professor  William Crookes schreibt in einem Artikel für den „Fortnightly Review“ mit dem Titel „Some Possibilities of Electricity“, dass alle Voraussetzungen, drahtlos zu kommunizieren, vorhanden sind. Crookes nennt dies „etherial vibrations“. Viele Wissenschaftler haben gezeigt, dass man elektromagnetische Schwingungen erzeugen kann, Hertz hat gezeigt, wie sie fokussiert und reflektiert werden können und mit dem Morse-Code habe man die Möglichkeit, Nachrichten zu übertragen. Ferner sei es sicher bald möglich, durch „tuning“ verschiedene Sendungen zur gleichen Zeit zu senden und zu empfangen. Dieser Artikel wird später als die „Wasserscheide“ zwischen der wissenschaftlichen Arbeit, die Maxwell-Theorien zu beweisen und der Möglichkeit, kommerzielle Funkdienste – geschützt durch Patente – zu betreiben und Geld damit zu verdienen. 
Fünf Jahre später kann Sir Oliver Lodge genau dies experimentell zeigen. 

6. April 1892: Das Gesetz über das Telegraphenwesen im Deutschen Reich wird erlassen. Wesentliche Inhaltspunkte: Das Recht, solche Anlagen zur errichten und zu betreiben, steht dem Reich zu. Dieses Recht kann an andere Parteien verliehen werden. Es gelten Sonderbedingungen für Behördenanlagen und für Anlagen auf einem Grundstück. Die Gebühren für die Benutzung von Fernmeldeanlagen werden festgelegt. Das Telegraphengeheimnis ist unverletzlich. Die Kostenfrage bei gegenseitigen Störungen wird festgelegt. Es gibt Sonderregelungen für Bayern und Württemberg. 

Am 8. Juni 1892 erhält Desider Korda ein französisches Patent auf den Drehkondensator, der 1901 durch H. Koepsel neu erfunden und in die Funktechnik eingeführt wird. 

1892: In England eröffnen William Preece und  Prof. Oliver Lodge eine Funklinie zwischen Lavernock und Flatholm (Bristol Channel) über 3,3 Meilen. Als Empfänger benutzt er den Cohärer von Branly. Die zunächst versuchsweise betriebene Funkverbindung arbeitet dann ab 1897 mit militärischem Personal, bis 1900 ein Gewährsmann von Lloyds (London)  die vorbeifahrenden Schiffe sofort nach London weitermeldet. 

1892: Nicola Tesla untersucht Wechselströme hoher Frequenz und Spannung und veröffentlicht Schaltungsskizzen, die später tatsächlich in der Funktechnik angewendet werden. 

1892: Die amerikanische Firma Strowger Automatic Telephone Exchange Co. eröffnet in La Porte (USA) das erste Selbstanschluss- Versuchsamt. 

6. Dezember 1892: Im Alter von 76 Jahren stirbt Werner von Siemens. In seinen Lebenserinnerungen hat er geschrieben: "Naturwissenschaftliche Forschung war meine erste, meine Jugendliebe, und sie hat standgehalten bis in das hohe Alter ........ Daneben habe ich freilich immer den Drang gefühlt, die naturwissenschaftlichen Errungenschaften im praktischen Leben nutzbar zu machen.“ 


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Jahrgang 1893
1893: Der Elektriker-Kongress tagt anlässlich der Weltausstellung in Chicago und legt einige neue elektrische Maßeinheiten fest: Watt, Joule und Henry. 

1893: Righi erzeugt kurze (3 cm) Wellen mit einer besonderen Funkenstrecke. Er benutzt eine isolierende Petroleum-Funkenstrecke mit zwei, drei oder vier  großen und kleinen Kugeln, welche infolge der Isolationswirkung des Öls kräftigere Funken generieren. Die gleiche Anordnung hat auch Marconi bei seinen ersten Versuchen benutzt. Als Empfänger benutzt Righi seine Neuentdeckung, eine Glasplatte mit einer dünnen Folie, die er in sehr kleinen Abständen durch präzise Schnitte durchtrennt. 

1893: Elihu Thomsen demonstriert, dass in einem Schwingkreis (L und C) elektrische Schwingungen entstehen, wenn man die Enden dieses (Serien-) Kreises an die Elektroden einer Gleichstrom-Bogenlampe anschließt. 

1893: In diesem Jahr werden durch den französischen Arzt und Funkpionier d’Arsonval erste Untersuchungen über die Wirkung von Hochfrequenz auf Menschen durchgeführt  Er hat dabei die Harnabsonderung, den Gasaustausch und die abgegebene Wärmemenge untersucht und keine signifikanten Einflüsse feststellen können (ETZ 1915)

1893: Das Buch „ Electric Waves, being Researches on the Propagation of Electric Action with Finite Velocity Through Space” von Heinrich Hertz erscheint bei Macmillan in London. 


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Jahrgang 1894
1. Januar 1894: Todestag von Heinrich Rudolph Hertz, dem Verfasser der Abhandlung „Über Strahlen elektrischer Kraft“, welche er am 13. Dezember 1888 der Berliner Akademie vorlegt, im Alter von nur 37 Jahren. 1880 promoviert er mit einer Arbeit „Über die Induktion in rotierenden Kugeln“ und 1883 habilitiert er sich. Heinrich Hertz beginnt seine Funk-Versuche mit der Absicht, das in der elektrodynamischen Theorie von Maxwell geforderte „induzierte magnetische Feld“ experimentell nachzuweisen. Erste theoretische Arbeiten hat Hertz zu diesem Thema schon 1884 veröffentlicht, im November 1886 beginnt er in Karlsruhe mit seinen Versuchen, und kann zur Jahreswende 1887/88  die Theorie Maxwells beweisen und die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen nachweisen. 1887 erscheint seine Schrift „Über sehr schnelle elektrische Schwingungen“. Danach untersuchte er die elektrischen Wellen entlang von Drähten und im Luftraum und er wies die Interferenzfähigkeit und Ausbreitungsgeschwindigkeit  nach. Am 20. September 1889 hält er auf der Heidelberger Naturforscherversammlung seinen Vortrag mit dem Titel “Über die Beziehungen von Licht und Elektrizität“. Seine letzte Arbeit ist das Werk „Prinzipien der Mechanik“ In Würdigung seiner fundamentalen Entdeckung erhielt die Maßeinheit der Frequenz die Bezeichnung „Hertz“, abgekürzt Hz.

1894: Der 20-jährige G. Marconi  taucht nach einer vornehmlich durch Privatlehrer genossenen Schulbildung in Bologna auf, hört Vorlesungen und unternimmt private Studien z.B. mit Vincenco Rosa. Er will (kann???) sich nicht in der Universität einschreiben, aber Prof. Righi, ein Freund der Familie Marconi, erlaubt ihm, seine Vorlesungen zu besuchen und sein Labor zu benutzen. Im Urlaub in den Alpen liest Marconi den Artikel, den Prof. Righi nach dem Tod von Heinrich Hertz geschrieben hat und in dem er die Versuche Hertz’s genau beschreibt. Danach gilt sein ganzes Interesse nur noch der Funktechnik, und wie man diese neuen Erkenntnisse nutzen kann. Righi selbst wiederholt die Herzschen Versuche in seinen  Vorlesungen und demonstriert mit 3-cm-Wellen (andere Quelle: 10-cm-Wellen ca. 3 GHz) Spiegelung, Polarisation und  Brechung. Als Empfänger benutzt er z.B. eine Glasscheibe mit einem Silber-Rechteck, das er an einer Stelle mit einem ganz feinen Diamanten durchschneidet und den Empfangs-Funken mit einem Mikroskop betrachten kann. Marconi  baut im Herbst im elterlichen Garten die Hertzsche Versuchsanordnung nach und gewinnt die Erkenntnis, dass zur kommerziellen Nutzung viel größere Entfernungen überbrückt werden müssten. Das überzeugt auch seinen Vater, der zunächst kein Geld dafür ausgeben will, dass er ein seinem Garten auf Rufweite eine Klingel durch Funkwellen einschalten kann. Erst die Idee, auch hinter dem Horizont Nachrichten zu senden und zu empfangen, überzeugt ihn. Jetzt müssen, wie Marconi erkennt, drei Dinge aus dem Laborstadium nach und nach verbessert werden: Empfänger, Sender und Antenne, wie Righi sie (im Labor) benutzt, sind ungeeignet. Die Righi-Empfangsanordnung wird sofort durch den 1890/91 bekannten Kohärer ersetzt, allerdings in verbesserte Ausführung. Der Marconi Kohärer ist kleiner und wird unter Hitze verschlossen, so daß ein Teil-Vakuum im Inneren herrscht. Die Antenne als geerdeter Draht ist seit Franklin (1752) bekannt. Sie wurde ferner von Elihu Thomsen, Thomas Edison, Amos Dolbear und David Hughes benutzt. Zuletzt macht Popoff mit seinen Versuchen auf diese Antennenform aufmerksam. Hieraus entsteht die geerdete Kombination Metall-Platte und Draht mit einer vergrabenen Erdplatte. Dazu kommt noch ein Reflektorblech. Diese Antennen mit ihrer höheren Eigenwelle strahlen Wellen ab, die der Erdkrümmung folgen können. Nach Aitken kann Marconi diesen Effekt nicht erklären, weiß aber, dass es funktioniert. In seinem Vortrag 1909 nach der Nobel-Preis-Verleihung sagt Marconi u.a. „Wenn ich die Antennenanordnung in 2 m Höhe montiere, höre ich Signale aus 30 m, hänge ich sie 8 m hoch, ist die Reichweite 800 m.“ Am Sender ist nicht viel zu ändern: Ein Unterbrecher, ein Hochspannungstransformator und eine Funkenstrecke und eine Morsetaste sind üblich und werden so übernommen. 
Vor ihm mag der Gedanke, ohne Draht zu telegrafieren, schon entstanden sein, aber es hatte sich noch keine Hand gerührt, diese Idee in die Praxis umzusetzen. Seine Sorge ist, dass andere ihm zuvorkommen.. 

1.Juni 1894: Oliver Lodge hält vor der Royal Institution nach dem Tode von Heinrich Hertz eine Vorlesung mit dem Titel „The Work of Hertz“ mit praktischer Vorführung. Am 14.August hält Lodge einen ähnlichen Vortrag vor der British "Association.for the Advancement of Science" in Oxford. Im praktischen Teil demonstriert er, dass Funksignale dicke Wände und offene Flächen zwischen Labor und Hörsaal über 180 feet überwinden können. Dabei werden lange und kurze Striche richtig empfangen. Diese werden später beim Rechtsstreit mit Marconi 1897 als Morsezeichen gedeutet, obwohl bei diesen Versuchen keine konkreten Nachrichten übertragen werden. **) 
Als Empfänger benutzt Lodge einen verbesserten Kohärer  und ein Galvanometer oder einen Morseschreiber und als Sender eine verbesserte Funkenstrecke, die von einer Morsetaste aktiviert wird. 
**) In Lodges Bericht steht u.a.: „these long and short signals obviously correspond  to the dashes and dots of the morse code and thus it was easy to demonstrate the signalling of some letters of the alphabet, so that they could be read by any telegraphist in the audience...“
Professor J. A. Fleming (schon als Berater bei Marconi) schreibt 1908 dazu, daß weder konkrete Signalübertragung stattgefunden hat und diese auch nicht angekündigt und erwähnt wurde. 1937 schreibt er jedoch u.a.: „...he was able to transmit a dot or a dash signal.... but as he wished  the audience to see the actual signals he preferred to use the mirror galvanometer…”Auch der Reporter des „Electrician“ erwähnt keine Kommunikation. Aber Dr. Alexander Muirhead, der ebenfalls diesen Vorführungen beiwohnt, wird 1901 mit Lodge zusammen die Kommerzialisierung der Funktechnik in Angriff nehmen. 

1894: Im gleichen Jahr erscheint ein Buch Lodges mit dem Titel „The Work of Hertz and some of his Successors“. Nach dem Erscheinen des Buches schlägt Muirhead vor, die immer noch als physikalisches Experiment demonstrierte Ausbreitung elektromagnetischer Wellen als Verfahren zur Kommunikation zu nutzen. Zugleich berichtet Lodge, dass er bei Liverpool eine halbe Meile erfolgreich überbrückt habe

1894: W. Duddel weist nach, dass man mit einem Kondensatorkreis und einem an eine Gleichstromquelle angeschlossenen Lichtbogen ungedämpfte Schwingungen ungefähr von der Eigenfrequenz des Kondensatorkreises erhalten kann. Nachteil: Funktioniert nur für niedrige Frequenzen unterhalb des Radiobereiches. Poulsen verbessert die Anordnung später mit einem Lichtbogen in wasserstoffhaltiger Atmosphäre. 

4. Juli 1894: In der Zeitschrift „The Electrical Engineer“ (Vol18 Nr.322) erscheint ein Artikel O. Lodges mit dem Titel „The Work of Hertz“. 

8. September 1894: Todestag des Physikers Hermann von Helmholtz. Sein Hauptwerk „Die Lehre von den Tonempfindungen“ hat ihn international bekannt gemacht und er war es, der die Aufgabe gestellt hat, die Theorie der Maxwellschen Gleichungen zu beweisen. 

Oktober 1894: Am Wannsee bei Berlin wiederholen E. Rathenau und Dr. Rubens die Versuche von Henry W. Preece (London), Stevenson und anderen  im Auftrag des Reichs-Marine-Amtes und erreichen eine Übertragungsweite von 4,5 km. 


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Jahrgang 1895
Am 7. Mai 1895 (andere Quelle: i m April) führt Popoff (Popow), der sich in der Abteilung für praktische Physik mit Wettervorhersagen und Gewitterwarnungen beschäftigt, der Physikalischen Gesellschaft von St. Petersburg sein "Grosoometschik", (Gewitterwarngerät) mit einem "elektrischen Auffangdraht" vor. Er zeigt damit alle Blitzentladungen in der Umgebung auf. Ein empfindliches Relais schaltet eine Klingel ein. Der Klöppel der Anzeige-Klingel entfrittet den Kohärer. Das Jahr wird als das Erfindungsjahr der Antenne und der ersten praktischen Benutzung des Fritters durch Popoff genannt und am 7. Mai feiert die Sowjetunion später den "Tag des Radios". Dort wird der Ausspruch Popoffs,  „dass sich so wohl der drahtlose Nachrichtenverkehr entwickeln werde, wenn nur jemand einen geeigneten Schwingungserzeuger (Sender) baut“ nicht zur Kenntnis genommen. Popoff kennt aus der Literatur die Versuche von Hertz, Branly und Lodge. Die Gewitterforschung hat in Russland Tradition. 1753 kam Prof.  Richmann hier an einem Versuchs-Blitzableiter ums Leben.

10. Juni 1895: Geburtstag des Physikers Wilhelm Tolme Runge. Nach der Promotion tritt er in die Dienste von Telefunken. Von ihm stammen wesentliche Verbesserungen der Radargeräte („Würzburg“) für die Luft- und Seefahrt. Weitere Arbeitsgebiete waren die Dezimeterwellentechnik und die Einseitenbandtechnik. 

1895: Marconi demonstriert in Italien im Sommer 21-jährig, dass mit geerdeten Antennen die Reichweite einer Funkverbindung erweitert werden kann. Gleichzeitig erhöht er durch diese Erdung die der Funkenstrecke zugeführte Leistung. Empfangsmäßig verwendet er erstmals den Kohärer (96 Prozent Nickel und 4 Prozent Silberfeilspäne in einer Vakuumröhre (1/1.000)) anstelle des Lodge-Detektors. Er macht Versuche mit Hintereinanderschaltung von Kohärer, Telefon und/oder Schreiber). Marconi erprobt in den Folgejahren verschiedene Arten von Antennen. Sein wesentlicher Beitrag ist die Verwendung des Luftdrahtes (Antenne) nicht nur am Empfänger, sondern auch am Sender. Im Spätsommer führt er seine "drahtlose Station" vor und überbrückt 190 m (andere Quelle: eine Meile, Marconi Review: 2 km). Eine Eingabe an das italienische Post- und Telegraphenministerium wurde ablehnend entschieden, man hätte kein Interesse an drahtloser Kommunikation. 

1895: Das Buch "The Work of Hertz and his Successors" von Prof. O. J. Lodge erscheint in London. In diesem Buch wird der Kohärer beschrieben. 

1895: Im Verlag Engelmann, Leipzig erscheint das Buch „Über Faradays Kraftlinien“, Autor ist  J.C. Maxwell

1895: Die englischen Marineoffiziere Capt. Jackson (später Sir Henry Jackson und erster Seelord) und Capt. Hamilton bauen Funkanlagen und experimentieren bis ca. 1897 mit Schiffen der britischen Flotte. Ihre Experimente unterliegen der Geheimhaltung und sie wissen nur wenig über die (Funk-) Aktivitäten von Lodge, Hughes oder Marconi. Ihre auch als Vernon-Funkanlagen bezeichneten Geräte werden später neben den (besseren) Marconi-Anlagen auf englischen Kriegsschiffen eingesetzt und bei den Sommermanövern benutzt. 

1895: Nach dem Ausfall der Kabelverbindung zwischen der Isle of Mull und der schottischen Küste errichten William Preece und seine Mannschaft eine provisorischen Funklinie, welche für 3 Wochen die Kommunikation sicherstellt. Angewendet wird hier - und wurde wohl auf bei dem Versuch 1892 - das Verfahren „inductive telegraphy“, bei dem an der Sende- und Empfangsstation lange Drähte parallel ausgelegt werden. 

1895: Rutherford experimentiert in England mit der Demagnetisierung von Stahl, wie es bereits 1842 durch Joseph Henry beschrieben hat. Seine Idee: Mit diesem Effekt elektromagnetische Wellen nachzuweisen. Dies gelingt ihm auch auf eine Entfernung  von einer Viertel Meile – allerdings nur als Ein.-Aus-Effekt. Fünf Jahre später schlägt er Dr. Erskine Murray, der auf dem gleichen Gebiet arbeitet, vor, doch einmal ein laufendes Magnetband für diesen Effekt einzusetzen. 

8.November 1895: Prof. Wilhelm Röntgen entdeckt in Würzburg die von ihm „X-Strahlen“ genannten Röntgenstrahlten. 

12. Dezember 1895: In den "Proceedings of the Royal Society" erscheint ein Artikel, der die Ausbreitungsversuche mit elektromagnetischen Wellen der Wellenlänge 6 mm beschreibt, den Jagadis Bose in Kalkutta durchgeführt hat. 

1895: In Italien baut Prof. Righi eine Drei-Kugel-Funkenstrecke. 


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Jahrgang 1896
Januar 1896: Popoff veröffentlicht seine Arbeit über den Kohärer als Blitz/Gewitter-Anzeiger. In dieser Arbeit drückt er die Hoffnung aus, dass – wenn die Geräte weiterentwickelt werden und einmal genügend Sendeenergie zur Verfügung stehen wird – dieses Verfahren zur Signalübertragung geeignet sein wird. 

2. Februar 1896: Marconi und seine Mutter, eine geborene Annie  Jamesson, reisen nach England, um zunächst ein Patent auf seine Funkanlage (in der Patentschrift ist schon die Reichweite erwähnt) zu erhalten und sie danach dort vorzuführen. Im Marconi Review wird berichtet, dass ein übereifriger Zollinspektor seine „black box“ bei der Einreise zerstört hat. Mit der Hilfe seines Cousins Henry Jameson-Davis wird die Apparatur repariert. Der 22-jährige Marconi wird mit einem Empfehlungsschreiben von A.A.Campbell Swinton von W. H. Preece (Engineer in Chief of the General Post Office) empfangen, der ihm weitere Unterstützung zusichert. In England wurde vor einiger Zeit ein Geldpreis für eine drahtlose Schiffs-Verbindung ausgesetzt. Als Preisgeld winken 60.000 engl. Pfund (ca. 1,2 Mio. Goldmark).

Am 12. oder 24. März 1896 (andere Quelle: Im Jahre 1895) gelingt Professor Popoff die erste drahtlose Verbindung mit Funkzeichen (Entfernung 250 m). Übertragen werden die Worte "Heinrich Hertz". Aufbau von Sender und Empfänger wie das Experiment Hertz. Als Empfänger dient allerdings ein Kohärer, der seit 1890 bekannt ist. Da Marconi sein erstes Patent am 2. Juni (British Patent Nr. 12.039 überschrieben „Wireless Telegraphy“) erhält, gibt es viele Diskussionen um das Vorrecht der Erfindung der drahtlosen Telegrafie. 

In einem Brief vom 20. Mai 1896 an „The Right Honourable Lord, Her Majesty’s Principal Secretary of State for War Affairs” schreibt Marconi, dass er eine Erfindung gemacht habe, mit der man Torpedos drahtlos steuern kann. Er bittet um eine schnelle Entscheidung, weil er sonst seine Erfindung patentieren lassen will und kommerziell nutzen möchte.

2. Juni 1896: Marconi fertigt in der von seiner Mutter angemieteten Wohnung in Bayswater eine mit 11 technischen Zeichnungen versehene Patentanfrage an, die er schon im März vorlegen wollte, und die er (wohl nach Konsultation bedeutender Patentanwälte) am heutigen Tage als weltweit erstes Funkpaten beim Patentamt ein. Der Titel: Improvements in transmitting electrical impulses and signals and an apparatus therefor. In der Einleitung heißt es u.a. “According to this invention, electrical actions or manifestations are transmitted  through the air, earth or water by means of electrical oscillations of high frequency”. Darauf erhält er am 2. März 1897 das britische Patent 120.39/96 (die komplette Spezifikation wird im März 1897 geschützt und das Patent wird endgültig erteilt am 2. Juli 1897.
(Marconi Review). 

Juni 1896: In den Marconi-Patenten 12.325 und 12,326 lässt sich Marconi einen Antennentransformator mit einem Übersetzungsfaktor schützen. Er verwendet dazu mit Stanniol abgeschirmten Draht. Sein Transformator enthalt 129 Windungen eines 0,34 (cm ???, mm ???) Drahtes. Weiter lässt er sich den Einbau des Empfängers in einem Metallgehäuse schützen, um so diesen besser vor den Strahlen des eigenen Senders zu schützen. 

16. Juni bis 22. Juli 1896: Internationaler Telegraphenkongress in Budapest. 

Juli 1896: Nachdem Marconi im Juni seine Anlage im Labor (er kann dazu das Labor von Preece benutzen) einigen Fachleuten der Post und des Kriegsministeriums vorführt, wird mit Hilfe von Preece eine 400 m-Funkstrecke zwischen zwei Dächern in London installiert. Dabei taucht das erste Mal George Kemp als Assistent auf. Was William Preece, der ja selbst schon einige Erfahrungen mit Funksystemen gemacht hat, veranlasst hat, Marconi so spontan zu unterstützen, ist wohl die Tatsache, dass man zum einen ein neues komplettes System lieber unter Kontrolle des Post Office haben will und dass hier eine Möglichkeit besteht, mit den vielen Inseln, Feuerschiffen und Kriegs- und Handelsschiffen (zunächst in Küstennähe) ein funktionierendes Funksystem aufzubauen und zu betreiben. 

August/September 1896: Captain (später Admiral Sir Henry Bradwartine) Jackson kann erste gelungene Funkverbindungen zwischen Schiffen herstellen. Seine Anlage auf HMS "Defiance" besteht aus Induktor, Hertz-Oszillator und Kohärer und er kann eine 3,5 Meilen- Strecke zum Kanonenboot  HMS "Scourge" drahtlos überwinden. Später, am 1. September trifft er auf eine Order seines Admirals mit Marconi zusammen. Sie stellen fest, dass sie an den gleichen Problemen arbeiten und vereinbaren eine Zusammenarbeit unter der Leitung des Post Office zur Vorbereitung der Manöver 1898, wo sie Reichweiten von 60 Meilen demonstrieren wollen. 

2. September 1896: Marconi demonstriert seine Anlage bei Salisbury Plain. Dabei waren Beobachter des GPO (General Post Office), der Armee und der Marine. Mit drei Meter hohen Antennen wurden nur 500 m überbrückt. Mit nachgeschalteten Parabolreflektoren wurden dann 2,5 km erreicht, eine Entfernung, die die meisten Beobachter nicht zufrieden stellte. (Marconi Review). Die Wellenlänge wird bei Aitken mit 2 m (150 MHz) angegeben. 

1896: Tesla überbrückt mit den später von Marconi benutzten Komponenten eine Entfernung von 32 km, erfährt jedoch keine wissenschaftliche Anerkennung. Mit dem britischen Patent 1027 lässt er sich eine rotierende Funkenstrecke schützen, die der später von Marconi eingesetzten (Synchronous Gap) sehr ähnlich sieht. 

1896: Der deutsche Elektrotechniker Strecker berichtet von einer Versuchsanordnung, bei der bei parallel gespannten Drähten großer Länge (Primärdraht 3 km und Sekundärdraht 1,2 km) er mit Primärströmen, die er mit 14-19 A angibt, Zeichen über ca. 17 km  überbrückt hat. Diese Versuche wurden vor ihm schon in England und Frankreich durchgeführt. 

Am 12. Dezember 1896 hält William Preece einen öffentlichen Vortrag über Marconis Erfindung in Toynbee Hall (historic public lecture). Dabei hat Marconi den Empfänger im Saal herumgetragen. Sowohl Sender als auch Empfänger (mit einer Glocke) werden als „black box“ vorgeführt, und immer, wenn Preece die Taste drückt, erklingt bei Marconi irgendwo im Saal die Glocke. Am nächste Tag wird Marconi in der Presse als „inventor of wireless“ beschrieben, worüber andere Experten, wie z.B. Prof. Lodge, nicht sehr begeistert waren 
(Maconi Review). 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1897
19. Januar 1897: Geburtstag des Funkkonstrukteurs Otto Griessing. Von ihm stammt der 1933 für den Preis von RM 75.- auf dem Markt gekommene Volksempfänge VE 301.

1897: Ferdinand Braun erfindet die nach ihm benannte Braunsche Röhre. Am 15. Februar erscheint in den "Annalen der Physik und Chemie" eine Arbeit, über eine schnell reagierende Anzeige- und Beobachtungsröhre mit dem Titel „Über ein Verfahren zur Demonstration und zum Studium des zeitlichen Verlaufes variabler Ströme“. 

2. März 1897: Marconi reicht die vollständige Spezifikation (eine vorläufige hat er im Vorjahr (2. Juni) eingereicht) für sein erstes britisches Patent ein, das wenig später  (2. Juli 97) erteilt wird. Es vereint den Sender von Hertz/Righi und den Empfänger nach Branley. Dazu kommen ein elektrischer Hammer, Kapazitäten und Widerstände. Sein Beitrag ist der senkrechte Luftleiter. Darauf wird er sofort von einigen Beobachtern des Plagiats an den Arbeiten von Prof. Lodge beschuldigt. 

24. März 1897: Marconi demonstriert erneut seine Anlage in Salisbury Plain. Er erreicht ohne die vorher benutzten Reflektoren aus Kupfer mit Drahtantennen eine Maximalreichweite von 7 Meilen und eine Normalreichweite von 4 Meilen. Dabei werden die 40 m- Antennen von einem Luftballon getragen. (Marconi Review). Das Problem der Abstimmung glaubt er durch Streifen oder Platten, deren Länge verändert werden können,  an den beiden Enden des Kohärers gelöst zu haben.

8. April 1897: Todestag des Generalpostmeisters des Deutschen Reiches, Heinrich von Stephan. Zu seinen Verdiensten zählen die Vereinigung von Post und Telegraphie im Deutschen Reich (1876), die Gründung des Elektrotechnischen Vereins mit W. von Siemens (1879) und die Einführung der Postkarte (1870). 

6. bis 29. Mai 1897: Marconi gelingt mit der tatkräftigen Mitwirkung von G.S. Kemp und der ersten geerdeten Antenne eine 3,3 Meilen (5-km) -Funkverbindung zwischen der Wales-Küste (Penarth bei Lavernoch Point) und der Insel Flatholm und später über den gesamten Bristol Kanal. (8,7  Meilen = 14 km). Beobachter dieser Vorführungen sind 5 Herren des Post Office, zwei Teilnehmer der Armee und ein Professor aus Cardiff.  Auf Drängen des deutschen Kaisers, dem eine Einladung des Chefingenieurs der englischen Post W. Preece folgt, nimmt auch Prof. Slaby an diesem Versuch teil. Übertragen nach Kemps Erinnerung zunächst eine Reihe von Morse v (...-), danach "let it be so" und danach (auf Anregung von Slaby) „it is cold here and the wind is up“. Nachmittags werden einzelne Wortkombinationen wiederholt gesendet, wie „how are you?“, „Marconi“, „tea here is good“ usw.. Prof. Slaby beschreibt den Aufbau so: Auf einer 20 m hohen Klippe (Lavernoch Point) ist ein 30 m-Mast. Ein Kupferdraht zur Mastspitze, ein anderer zum Meer. Funkenstrecke, kleiner Induktor und achtzelliger Akkumulator. Erste Telegrafieversuche bringen kein Ergebnis. Verlängerung von Sende- und Empfangsantenne (auf 92 m)  ergibt: Brauchbare Signale werden am dritten (vierten) Tag der Versuche empfangen. Nach einer englischen Beschreibung waren an den Mastspitzen Zink-Hohlkörper (Dachkapazitäten, Maße: Durchmesser 90 cm und Höhe 1,80 m) befestigt. Dazu kommen beim 9-Meilen Versuch noch Drachen. 

10. Mai 1897: Oliver Lodge erhält das Patent 11.575 mit dem Titel „Improvements in syntonized telegraphy without wires“. Er beschreibt,  dass Sender und Empfänger mit exakt gleichen Kegelantennen, Spulen (Transformatoren) und Leydener Flaschen arbeiten und so eine selektive Übermittlung gestatten. Etwas später erhält er das Patent 18.644, in dem er die Dipolanordnung durch eine Dachkapazität und eine Erdplatte ersetzt. Diese Patente hat Lodge 1911 für sieben Jahre noch einmal verlängert und sie dann an Marconi verkauft. 

Am 4. Juni 1897 hält der Chefingenieur der englischen Post, W. H. Preece, einen grundlegenden Vortrag über Marconis drahtloses Telegrafensystem vor der Royal Institution in London. 

15 Juni 1897: Weltpostvertrag von Washington

Juni 1897: Slaby und Graf Arco überbrücken bei Funkversuchen zwischen Charlottenburg und dem Salzufer eine Strecke von 500 m und gründen das System Slaby-Arco. Bei weiteren Versuchen von der Pfaueninsel zur Sakrower Heilandskirche erreichen sie im Folgemonat 1,6 km und zur Matrosenstation Potsdam 3 km. 

Juni 1897: Auf Einladung italienischer Beobachter  der Bristol Kanal-Versuche demonstriert Marconi in Rom vor Parlamentariern, Admiralen und Generälen mit improvisierten Besenstiel Antennen die Übermittlung von „Viva Italia“. (Marconi Review)

2. Juli 1897: Marconi erhält sein erstes britisches Patent 120.39/96. Nach der Veröffentlichung melden sich sofort Kritiker zu Wort. Man rechnet vor, dass von den 1.300 Worten des Patents ca. 200 dem Oszillator und Sender, 150 den Antennen und die restlichen Zweidrittel dem Kohärer und dem Entfritt-Mechanismus gewidmet sein. Die einzige Neuigkeit sei ein drehbarer Unterbrecher am Induktor. Drei Antennenformen werden im Patent beschrieben, der Hertzsche Dipol, der Dipol mit Reflektor für Aussendung in eine Richtung und die geerdete Antenne mit (vergrabener) Bodenplatte. Alle drei Typen lassen kein Element zur Abstimmung erkennen. Auch die geheimnisvolle Empfänger-Black-Box wird kritisiert, sie diene, wie Marconi erklärt, als Abschirmung gegen starke eigene Sendersignale. Dem Patentamt liegen in kurzer Zeit 19 Einwände gegen dieses Patent vor. Dies hat aber zunächst keine Nachwirkung, denn in England müssen Gerichte bei Patentverletzungen entscheiden. Der „Electrician“ beschreibt in seiner September-Ausgabe das Patent als „Product of another man’s brain“. 
Seine Befürworter argumentieren, dass hier Laborarbeit erstmals in ein technologisches System mit praktischem Nutzen umgewandelt wurde und dass zudem die Finanzierung bisher komplett von den Familien Marconi und Jameson getragen wurden. 

3. Juli 1897: Marconi meldet die Überbrückung einer 7,5 km-Strecke in La Spezia. Bei weiteren Versuchen an der Küste (Arsenal) und auf dem Schiff „San Martino“ werden 11 Meilen = 18 km überbrückt und dabei demonstriert, dass die Funkwellen auch hinter dem sichtbaren Horizont noch empfangen werden können. Am 6. Juli führt er seine Apparate dem italienischen Königspaar vor, die ihm zu Ehren im Quirinal-Palast ein Essen geben.  (Marconi Review). 

Am 13. Juli 1897 wird Marconi das US-Patent 586 193 für einen "Funkentelegraphen" erteilt.

20. Juli 1897: Die im Mai gegründete „Marconi Wireless Telegraph and Signal Company“ (Marconi Co) wird ins Handelsregister eingetragen. Zweck: Bau und Vertrieb von Funkanlagen. Henry Jameson-Davis wird Managing Director. Das Gründungskapital wird mit 100.000 Pfund Sterling angegeben. Marconi überträgt der Firma die Rechte an seinen Patenten außerhalb Italiens und erhält dafür 15.000 Pfund Sterling in bar und  60 Prozent des Gründungskapitals, der Rest wird als Aktien ausgegeben. Das Arbeitskapital der Firma beträgt 25.000 Pfund. Dieses Gründungkapital soll durch Ausgabe von Aktien zu 1 Pfund = 20 M auf 400.000 M erhöht werden. Dies führt zu Auseinandersetzungen mit dem Post Office, das sich weigert, weiterhin Geld und Apparate für Versuche einer Privatfirma bereit-zustellen und ankündigt, im September Versuche in Dover ohne Marconi durchzuführen. Als diese nicht zufrieden stellend laufen, wird Marconi dann doch noch gerufen. (Marconi Review).  Nach Aitken hat Marconi noch vorher versucht, seine Patente für 10.000 Pfund dem Post Office zu verkaufen, war aber am langen Instanzenweg durch die englischen Behörden gescheitert. Das Gründungskapital der Firma kommt ausschließlich von den Whiskey-Dynastien Jameson, Haig und Ballantine, also aus der Familie der Mutter Marconis. 

1897: Popoff beschreibt, dass Luftleiter geeignet sind, elektrische Energie "aufzusaugen". Er überbrückt eine Strecke von 640 Metern funktelegrafisch. In der Festung Kronstadt wird eine Sende- und auf dem Kreuzer "Afrika" eine Empfangsstation gebaut. 

27. August 1897:  In Sakrow bei Berlin gelingt Slaby/Arco die drahtlose Überbrückung einer 500-m-Strecke nach der Rückkehr aus England, wo Slaby Marconis Bristol-Kanal-Versuch beigewohnt hat. Einsetzender Regen erzwingt das Aufwickeln von Antennendraht und führt so zur Entdeckung der Antennenverlängerungsspule (Antennenabstimmung). Im Spätsommer werden bei den Pfaueninsel-Versuchen 1,6 und später 3 km drahtlos überbrückt. Am 7. Oktober 1897 werden in Berlin 21 km (vom Tempelhofer Feld nach Rangsdorf) überbrückt. Bei diesem Oktoberversuch wird die Antenne von einem Fesselballon (andere Quelle: Drachenluftschiffe mit Wasserstofffüllung / System v. Sigsfeld) getragen. Eine Steigerung der Antennenhöhe auf 30 m (andere Quelle 200, oder auch 300 m) ergibt bald eine Reichweite von 48 km. Das ist die erste Demonstration des Systems Slaby-Arco. 

September/Oktober 1897: In England werden in Bath über 70 km von Salisbury Funksignale aufgenommen.

Oktober 1897: Bei Versuchen, die Strecke von Salisbury  mit Bath funktechnisch überbrücken, erzielt Marconi, assistiert von G. Kemp und Soldaten der Royal Engineers, eine neue Entfernungs-Weite von 34 Meilen (54 km) (Marconi Review)

1. November 1897: Marconi errichtet erste Stationen in Needles, Alum Bay und Wight (Reichweite 30 km). Im Dezember erreicht man 35 km zu einer Schiffsstation. 

19. November 1897: Neben anderen Mitarbeitern wechselt George Kemp vom Post Office als „Chief Assistant“ zu Marconi. 
(Marconi Review). 

November 1897: Marconi errichtet die erste feste Landstation an der Westküste der Insel Wight am Royal Needles Hotel. 
(Marconi Review)

1897: Österreichische Gesandschaftsattches berichten der Marine Sektion der k.u.k. Armee von den Versuchen des Systems Marconi in Großbritannien

1897: Oliver Lodge erhält in diesem Jahr vier britische Patente. Zwei davon (16.405 und 18.644) betreffen Verbesserungen am Kohärer. Die beiden anderen (11.575 und 29.069) sind überschrieben „Improvements in Syntonized Telegraphy“. Lodge hat klar erkannt, dass geschlossene Schwingkreise weniger und offene Schwingkreise (also Antennen) sehr stark gedämpft sind. Generatoren, die Hochfrequenzenergie dauernd liefern können, gibt es 1897 nicht, so bleibt der Funkeninduktor als Generator. Grundidee der Lodge Patente ist – im Gegensatz zum Marconi-Patent des Jahres 1896 – dass Sender eine einzige Frequenz ausstrahlen und der Empfänger genau auf diese Frequenz abgestimmt sein muss (electrical oscillations at a particular frequency). Aus diesem Grund bevorzugt Lodge die abgestimmte Dipolantenne (mit auswechselbaren Spulen oder veränderten Flächenstrahlern) anstelle der geerdeten Marconi-Antenne (ohne Erdradials). In diesen Lodge-Patenten wird auch der Antennentransformator – allerdings nur auf der Empfängerseite – beschrieben, was später zum Patentstreit mit Marconi und seinem „four-seven“-Patent führen wird. Nach Aitken sind die drei grundlegenden Dinge in den Lodge-Patenten: Antennen auf Resonanz abstimmen, Gebrauch von abstimmbaren Spulen, um die Resonanzfrequenz zu ändern und der Einsatz eines Hochfrequenztransformators, um die Antennenenergie auf den Detektorkreis zu koppeln. 

1897: Dr. Carl Schilling wird Bremer Seefahrtsschuldirektor. In seine Amtszeit fällt der erste Unterricht zur Einführung in die drahtlose Telegrafie. 

1897: In Japan wird durch Asona berichtet, dass er erfolgreiche Telegraphie-Versuche über mehrere Kilometer durchgeführt hat. 

Dezember 1897: Nachdem Marconi bei Needles einen 120 Fuß Antennenmast erricht hat, rüstet er einige Küsten-Fährschiffe mit Antennen aus und beginnt mit Reichweiten-Versuchen. Dabei werden Signalgeschwindigkeiten von vier Worten pro Minute bei manchmal scheußlichen Wetterbedingungen und einige Male hinter dem Horizont bei maximal 18 Meilen (29 km) erreicht. (Marconi Review)

1897: Max Wien stellt bei der Untersuchung von gekoppelten Systemen (Braun-Sender) fest, dass durch die Rückwirkung beider Kreise zwei Eigenschwingungen auftreten, die wiederum eine Funktion der Kopplung dieser Kreise sind. 

20. Dezember1897: In einem Patent, das Oliver Lodge später (US Patent Nr. 674 846 am 21. Mai 1901) erteilt wird, tauch zum ersten mal das Wort „detector“ auf. Er lässt sich hier das Widerstandsverhalten extrem dünner Luftschichten bei verschiedenen Spannungen schützen. 


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Jahrgang 1898
5. Januar 1898: Erste Funktelegrafieverbindung in Österreich-Ungarn im Rahmen eines Vortrages von Dr. Tuma, nachdem im Vorjahr die Marine des Landes 500 Kronen für Funkversuche bereitgestellt hatte. Die k.u.k. Marine beabsichtigt, bei Marconi zwei Stationen für die Schiffe der kaiserlichen Marine zu bestellen. Ein Auftrag kommt jedoch wegen der hohen Kosten für die Marconi-Anlagen nicht zustande. Weiter entscheidend für das Nichtzustandekommen des Auftrages ist auch, dass Marconi es ablehnt, Geräte zu liefern, die nicht durch eigenes Fachpersonal bedient werden. 

23. Januar 1898: Oliver J. Lodge erhält ein britisches Patent auf „die  drahtlose Telephonie“. 

Januar 1898: Marconi errichtet eine feste Funkstation im Hotel Madeira House im Küstenbadeort Bournemouth. Die Entfernung zu der Needles Funkstelle beträgt 14 Meilen (23 km). Im selben Monat, am  14. Januar: Der frühere Premierminister und große alte Mann der Victoria-Politik, W. E. Gladstone stirbt in Bournemouth im Alter von 89 Jahren. Ein Pressebericht nach London kann wegen eines Schneesturms und dem Ausfall der Telegraphen-Leitungen nicht erfolgen. Marconi bietet seine Verbindung nach Needles an, und demonstriert damit wieder publikumswirksam seine drahtlosen Verbindungen. (Marconi Review). 

18. Februar 1898: Das neue Reichs-Post-Museum in Berlin wird eröffnet und bietet einen Überblick über das Post- und Fernmeldewesen. 

22. Februar 1898: Auf der Sitzung des Elektrotechnischen Vereins in Berlin zeigt K. Strecker in einem Versuch die Marconische Funkentelegraphie. Er benutzt dazu u.a. einen Hughes’schen Typendrucker.

Februar 1898: Die Gesamtlänge aller Fernsprech- und Telegraphenleitungen der Erde beziffert das Journal Telegraphique (Bern) mit 13.205.307 km. Darin sind 301.930 km Unterseekabel enthalten. Von den 14 Atlantik-Kabeln sind 12 in Betrieb. 

7. Mai 1898: Marconi führt der britischen Navy seine neue Station am Needles Hotel (Alum Bucht, Insel Wight) vor und demonstriert Nachrichtenaustausch mit der 14,5 Meilen entfernten Station Madeira House, Bornemouth. Er benutzt eine 120 Fuß hohe Antenne und den noch nicht patentierten Antennentransformator. Eine dritte Station wird auf dem The Haven Hotel, Poole und eine vierte in Ballycastle, Antrim gebaut. 

10. Mai 1898: Oliver Lodge reicht ein Patent ein, das einige Grundzüge moderner drahtloser Stationen umfasst, nämlich eine variable Induktionsspule und eine Anordnung zur Stoßerregung. 

Mai 1898: Die italienische Marine führt als erste Marine der Welt die neue Funktechnik ein und entscheidet sich für das Marconi-System. In Westminster  führt dieser seine Geräte im Unterhaus vor und sendet Test-Telegramme über den Fluss Themse an eine Empfangsstation im St. Thomas-Hospital. Zur gleichen Zeit installiert G. Kemp auf Rathlin Island (Westküste Irland) eine Station im Auftrag von Lloyds in London, um zu testen, ob Schiffe im Nebel damit erreichbar werden. (Marconi-Review)

1. Juni 1898: In Deutschland werden die neuen elektrischen Maßeinheiten, welche 1881 auf dem ersten internationalen Elektrotechnik-Kongress auf die Vorschläge von Gauß und Weber festgeschrieben wurden, gesetzlich eingeführt. Es handelt sich um die Einheiten Volt, Ampere, Ohm, Farad und Coulomb. 

4. Juni 1898: Die Erben des heute mit dem Dampfer "Bourbogne" ums Leben gekommenen H. Pollock setzen  im Folgejahr einen Preis von 100.000 Franken für die beste Vorrichtung zur Rettung von Menschenleben bei Seeunfällen aus. Im September 1900 wird dann gemeldet, dass keinem der 435 Bewerber die Prämie zugesprochen werden konnte. Lediglich ein Teilpreis von 10.000 Franken wird für die Erfindung eines neuen Rettungsbootes ausgezahlt. 

Juni 1898: Marconi erhält das britische Patent 12 326 1898 für den Antennentransformator, der mit dem Nicknamen "jigger" bekannt wird. Er erdet die Antenne über eine Spule mit einem variablen Abgriff, koppelt die Energie auf einen zweiten, den Kohärer-Kreis. Nachteil: Sind beide Kreise nicht in Resonanz, funktioniert die Schaltung nicht. Erst zwei Jahre später im four-seven-Patent, wird dies Problem gelöst. 

3. Juni 1898: Lord Kelvin besucht die Funkstation Needles und sagt (wohl mehr im Scherz) „ wireless is all very well, but I’d rather send a message by a boy on a pony“. Er war aber wohl mehr beeindruckt, als diese Bemerkung aussagt, denn er hat nicht nur ein paar Telegramme aufgegeben, sondern bestand darauf, sie auch zu bezahlen. So gilt er als der Absender der ersten bezahlten Funktelegramme (Radiograms) von der Insel Wight. (Marconi-Review)

12. Juli 1898 (andere Quelle: 13. Juli) : Prof. F.Braun erhält das deutsche Patent Nr. 115.081 "Telegraphiersystem ohne fortlaufende Leitung". (Telegraphie über die Ausbreitung im Erdreich). Er verwendet Erdplatten als Antennen. 

Juli 1898: Bei Berlin unternimmt Prof. Slaby seine Versuche, die unter dem Namen „Müggelsee-Versuche“ Aufsehen erregen. Als Sender verwendet er einen Rühmkorffschen Induktionsapparat mit 50 cm Funkenlänge mit einem Motorunterbrecher, der 20 Unterbrechungen pro Sekunde liefert. Die Morsetaste schaltet diesen Unterbrecher ein. Als Empfänger dient ein Kohärer mit einer Rotguss- und Nickel-Späne-Füllung und einem Klopfer. Der Kohärer schließt einen Stromkreis mit einem Galvanometer-Relais und einer Schreibfeder. Die Entfernung zwischen der Sende- und der Empfangsapparatur beträgt 5,7 km. Übertragen werden alle 10 Sekunden ein Morsestrich. Das Ergebnis lässt sich auf einem Papierstreifen mit einer 10-Sekunden-Einteilung gut betrachten. Aufgrund des sehr regnerischen Wetters werden die Versuche allerdings bald abgebrochen. 

20. bis 22. Juli 1898: Die Vorgänge bei der Kingston Regatta in Dublin werden vom Dampfer "Flying Huntress" einer Dubliner Zeigung drahtlos berichtet. 

Juli 1898: Marconi führt seine Funkanlagen wieder bei La Spezia vor. Den Sender postiert er bei San Bartholomao am nördlichen Ende des Golfes. Der Empfänger ist auf dem Kreuzer "San Martino" installiert. Auch bei diesen Versuchen ist das Schiff zeitweilig hinter dem Berg Monte de Castellana oder auch hinter der Insel Isola Palmira im Funkschatten

4. August 1898: Vom Schlepper „Flying Huntress“ übermittelt Marconi im Auftrag einer Zeitung (Dublin Express) einen Bericht von der Kingston-Regatta (bei Dublin) über Funk. Unter der Überschrift “Marconis Wellentelegraphie im praktischen Betrieb“ berichtet auch die ETZ (1898 S 526) von dem erfolgreichen Einsatz der Funkanlage bei der Regatta von Kingston. In den Marconi-Nachrichten kann man lesen, dass er den Schlepper mit einer 75-Fuß-Antenne bestückt und dass George Kemp die Empfangsstation bedient hat. Ungefähr 700 Meldungen wurden über eine Entfernung von 10 bis 25 Meilen (16-40 km) gesendet. Danach erhält Marconi die Anfrage vom New York Herald, ob seine Gesellschaft im folgenden Oktober in den USA beim America’s Cup wieder drahtlos von der Strecke berichten könne. 

4. August 1898: Eine Funkverbindung zwischen der Queen Victoria (Station Ladywood Cottage auf der Insel Wight) und dem Prince of Wales an Bord der königlichen Yacht HMS „Osborne“ im Solent wird von den Zeitungen ausführlich kommentiert. In 16 Tagen werden 150 verschiedene Telegramme ausgetauscht. Die Sendegeschwindigkeit wird mit 15 WpM (75 BpM)  angegeben. Außerdem wird eine Funkverbindung mit der Station Alum Bucht aufgenommen. 

1898: Im Sommer wird zwischen dem Kreuzer "Afrika" und dem Schulschiff "Europa" eine 5-km-Strecke nach dem System Popoff überbrückt. 

27. August 1898: Prof. Slaby und Graf Arco unternehmen Funkversuche in Berlin, die von Kaiser Wilhelm II besichtigt werden. Überbrückt wird die Strecke Schöneberg - Rangsdorf mit einer Wechselstrommaschine anstelle des Marconi Induktoriums. Sie verwenden dabei erstmals Schleifen-Antennen zum Senden und zum Empfang. 

1898: Die italienische Marine führt das Marconi System in der Praxis ein. Bei einem Erprobungs-Seemanöver, bei dem Marconi auf dem Kreuzer „Juno“ teilnimmt, sind auch das Flaggschiff „Alexandra“ und der Kreuzer „Europa“ mit einer Funkanlage ausgerüstet. 

September 1898: Marconi-Techniker sind nicht sehr erfolgreich, eine drahtlose Verbindung zwischen der Rathlin Island und dem Festland zu installieren. Die zuvor mit Brieftauben betriebene Verbindung wird danach mit einem Magnetsystem des General Post Office betrieben. Nach Aitken wird im Sommer 1898 auf Rathlin Island (Irland) eine Versuchsanlage in Betrieb genommen, die das Ziel hat, Meldungen von passierenden Schiffen auf das Festland zu übertragen. Diese Versuche haben den gewünschten Erfolg. 

Am 20. September 1898 demonstriert Prof. F. Braun in Straßburg die von ihm gefundene „drahtlose Telegrafie durch Luft“, bei der erstmals die Antenne induktiv an den Schwingungskreis mit der Funkenstrecke angekoppelt wird. (14.10.1898 Reichspatent 111 578). Die damit erzielte Verringerung der Dämpfung bewirkt gegenüber der Marconi-Anordnung eine Vergrößerung der Entladungszeit auf den doppelten Wert. Benutzt wird eine große Schwingkreis-Kapazität und eine kleine Selbstinduktion. Die Vorteile: Größere Entladungsmenge an der Antenne und scharfe Abstimmung. Als Nachteil erhält man eine Zweiwelligkeit durch die Rückwirkung des offenen (Antennen-) auf den geschlossenen Schwingungskreis. Mit diesem so genannten „Knarrfunkensender“ erzielt Braun Schwingungszahlen von ca. 200 gegenüber ca. 100 der Marconi-Anordnung. Erst der später erfundene Wiensche Löschfunkensender (Tonfunkensender) ermöglicht Funkenzahlen bis ca. 2.000. Nach Reichweitenversuchen in der Nähe des Physikalischen Instituts folgt eine Funkstrecke von Straßburg nach Mutzig über 30 km 

14. Oktober 1898: Prof. F. Braun erhält ein deutsches Patent ( Nr. 111 578 ) „Schaltungsweise des mit einer Luftleitung verbundenen Gebers für Funkentelegraphie gekennzeichnet durch einen eine Leydener Flasche und eine Funkenstrecke enthaltenen Schwingungskreises, an den die die Wellen aussendende Luftleitung  entweder unmittelbar oder unter Vermittlung eines Transformators angeschlossen ist, zum Zwecke mittels dieser Anordnung größere Energiemengen in Wirkung zu bringen“. Als Erdung verwendet er isoliert aufgestellte Metallplatten. Während also im Marconi-Sender die Schwingungen nach 5 – 6 Zyklen ausklingen, erreicht der schwach gedämpfte Braun-Sender 20 bis 30 Schwingungszüge je Funken und erreicht eine Selektivität. 

20. Oktober 1898: Die Wireless Telegraph Co., welche die Marconi-Erfindung ausnutzt, hat eine neue Versuchsanlage bei Poole (Dorset) errichtet. Von hier aus hat man auf eine Entfernung von 30 km mit der Station Needles (Isle of Wight) erfolgreich korrespondiert 
(ETZ 42/1898). 

Dezember 1898: In einer alten Seidenfabrik in der Hall Street in Chelmsford eröffnet Marconi die erste Fabrik für Funkgeräte. 

Dezember 1898: Auf dem "East Goodwin"-Feuerschiff wird eine Marconi-Station eingebaut. Die Landstation wird auf dem South Foreland Leuchtturm installiert. Im Januar kann auch die Besatzung die Anlage bedienen. Der Marconi -Mann - so heißt es in einem Bericht - ist nicht so seefest wie die Funkanlage. 

1898: Aufbau der Anlagen für die Funkversuche von der Kugelbake (Cuxhaven) nach Neuwerk und Helgoland. Sie beginnen mit Funkverbindungen zum Helgolanddampfer "Silvana". (Seebäderschiff des „Nordsee-Dienstes" (Ballin), Baujahr 1897, 804 BRT, 13 Knoten). Dieses Schiff war so das erste deutsche Schiff, welches eine Funkanlage an Bord hatte. Die Antenne wird am 17-m-Mast befestigt. Im Winter werden die Elbe-Feuerschiffe als Gegenstation benutzt. Erst am 25. November 1900 schaffen Braun und Zenneck eine Verbindung zur Insel Helgoland. 

1898: H.Th. Simon macht Experimente mit dem Voltaschen Lichtbogen. Er entdeckt, dass ein durch Gleichstrom betriebener Lichtbogen nicht ganz konstant brennt. Als er einen Schwingkreis parallel schaltet, kann er eine um 180 Grad verschobene Strom- und Spannungskurve beobachten. Sein Ziel ist ein „sprechender Lichtbogen“. 

1898: Pupin gibt ein Bauteil an, das später als Schlömilch-Zelle zum Nachweis elektromagnetischer Wellen dient. Unabhängig von Schlömilch wird dieses Bauteil auch von Ferrié und Nernst erfunden. Wirkungsweise: In einem mit Schwefeldampf gefüllten Glasgefäß befinden sich zwei Platinelektroden, wobei eine (die positive) von Glas umgeben ist und nur wenig aus dem Glasrohr ragt. Schließt man das Bauteil an eine Batterie an, fließt ein geringer Strom, der merklich ansteigt, wenn elektromagnetische Schwingungen an die Zelle gelegt werden. Die Empfindlichkeit steigt, wenn die positive Elektrode sehr klein gemacht wird (Drahtdurchmesser 0,03 mm)

1. Dezember 1898: In der ETZ 48/98 wird unter der Überschrift „Teslas neueste Erfindung?“ berichtet, dass man in den USA in den oberen Schichten der Atmosphäre (elektrische) Leistungen ohne Draht übertragen will. 

13. Dezember 1898: Beim Hannoverschen Elektrotechniker Verein hält der Ing. Kosak einen Experimentalvortrag über die Marconische Wellentelegraphie. Als Sender verwendet er einen Funkeninduktor mit 25 cm Funkenlänge und einer Antennenanordnung nach Righi. 

15. Dezember 1898: In Köln wird die Funkentelegraphie GmbH mit einem Kapital von 330.000 Mark gegründet, um Prof. Brauns Versuche zu finanzieren. Unter den Geldgebern ist der Schokoladenfabrikant Stollwerck mit einer Einlage von 95.000 Mark. 

23. Dezember 1898: Oliver J. Lodge nimmt ein erstes deutsches Patent auf drahtlose Telegraphie. 

24. Dezember 1898: Erste Schiff-Küste-Funkverbindung zwischen dem South Foreland Lighthouse bei Dover und dem Feuerschiff East Goodwin am Heiligen Abend. Die Entfernung wird mit 12 Meilen angegeben. Vorausgegangen war eine Vorführung in Trinity House, dem Hauptsitz der Leuchtturmverwaltung Großbritanniens. (Marconi-Review)

Dezember 1898: Die österreichische Marine führt in Pola Versuche mit drahtloser Telegrafie durch. Dabei werden Geräte nach Max Kohl (Funkeninduktor 300 mm mit rotierendem Unterbrecher und Klopfer), nach Dr. Tuma und von Marconi eingesetzt. Es wird von Schiff-Schiff Verbindungen über 11 km und Schiff-Land-Verbindungen über 8 km berichtet. 

1898: Fessenden baut einen ersten 15-kHz- (15.000 Perioden - ) Maschinensender. 


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Jahrgang 1899
Januar 1899: Das mit einer Popoff-Anlage ausgerüstete Schlachtschiff "Admiral Apraxin" gerät auf der Fahrt von Petersburg nach Libau in Seenot (Grundberührung). Über die Funkverbindung 50 km (andere Quelle 72 km) werden in 2 Monaten 440 Funksprüche übermittelt. Zu diesem Zeitpunkt meldet Marconi nur 35 km mit Funk überbrückte Entfernung.

26. Januar 1899: Prof. Braun erhält das deutsche Reichspatent Nr. 109.378 (A Circuit to Strengthen Electrical Waves). In seinem Sender – auch Knarrfunkensender genannt – verwendet er einen Schwingkreis mit großer Kapazität zwischen Funkeninduktor und Antenne und erreicht gegenüber dem Marconisender (Funkenstrecke direkt in die Antenne geschaltet und damit ist die Wellenlänge proportional der Antennenhöhe und kann nicht verändert werden), dass die Sendefrequenz mit diesem Schwingkreis verändert werden kann. Außerdem sorgt der Schwingkreis für längere Schwingungszeiten der abklingenden Welle. Den Nachteil der Zweiwelligkeit kann er vermeiden, indem er die Kopplung nicht fester als 5-6 % macht. Zum Namen: Die Funkenfolge von ca. 200 Überschlägen pro Sekunde bewirkt im Kopfhörer des Empfängers ein knarrendes Geräusch. Die österreichische Bezeichnung für diesen Sender ist „Roller“. Aber auch der laute Überschlag der Funkenstrecke kann zur Namensgebung beigetragen haben. 
Am gleichen Tag erhält Prof. Braun das britische Patent 1862 für die Schaltung, die er sich im Vorjahr mit dem deutschen Patent 111.578 schützen ließ.

25. Februar 1899: Todestag des Freiherrn Julius von Reuter. Der durch sein gleichnamiges Telegraphenbüro von 1851 bekannt gewordene Reuter hatte die Leitung bei der Atlantik-Kabel-Legung von 1870. 

2. März 1899: G. Marconi hält einen Vortrag vor der Institution of Electrical Engineers. Da der Versammlungsraum für die große Anzahl der interessierten Zuhörer nicht ausreicht, wird dieser Vortrag wiederholt. Marconi nennt die Entfernung 30 km, die er mit seinen Apparaten sicher überbrückt. Ist sein senkrechter Antennendraht 6 m lang, überbrückt er 1,6 km, bei 12 m Höhe werden es 6,4 km und bei 24 m Höhe sind es schon 25,5 km. Für die geplante Verbindung Folkestone nach Boulogne (51 km) will er eine Antenne von 35 m Höhe benutzen. Die Station auf dem FS Goodwin hat sich bewährt und sendet ca. 1.000 Wörter pro Tag, einige Male wird die Morsegeschwindigkeit von 15 WpM erreicht. Die Funkverbindung zwischen Alum Bay (Isle of Wight) und Bournemouth (zuerst 23 dann 29 km) arbeitet seit 14 Monaten zufriedenstellend. Jeden Tag werden ca. 1.000 Worte übermittelt. Die im Mai 1889 von seinen Assistenten Kemp und Glanville zwischen Ballycastle und Rathlin im Norden Schottlands über 12 km, davon 6,5 km über Land, wird durch die Leuchtturmwärter betrieben. Als Antennenhöhen werden hier 30 bzw. 24 m genannt. Bei der Regatta bei Kingston (Irland) wurden im Juli 1889 ca. 700 Telegramme übertragen. Mit einer 24 m Antenne überbrückte man dabei 40 km. Bei der Verbindung zwischen  der königlichen Yacht „Osborne“ mit dem kranken Prince of Wales an Bord  und dem Osborne House auf der Insel Wight gab es an 16 Tagen eine  Funkverbindung und es wurden dabei 150 Depeschen übermittelt. Die Morsegeschwindigkeit war ca. 15 WpM. Zu der Funkanlage zwischen South Foreland und dem FS East Goodwin sagt Marconi, dass die Entfernung 19, 5 km sei, die 24 m Antenne durch den Eisenmast und einem 18 m Holzaufsatz realisiert wurde, der Induktionsapparat eine 25 cm Funkenstrecke habe und  als Akkumulatorleistung 14 V und 8 A benötigt wird.

17. März 1899: Der deutsche Dampfer „Elbe“ strandet auf den Goodwin Sands in dichtem Nebel. Das mit Funk ausgerüstete Goodwin Feuerschiff alarmiert sofort das Ramsgate Rettungsboot. Diese Meldung ist wohl die erste, die lebensrettende Maßnahmen nach einem Schiffsunglück per Funk einleitet. Vorher, im Januar, hat das Feuerschiff nach einem Sturm, der Teile des Schanzkleides weggerissen hat, dies ebenfalls sofort per Funk gemeldet. (Marconi-Review)

27. März 1899: Marconi baut zwischen South Foreland und Boulogne (Chalet d'Artois, Wimereux, 2 Meilen vor Boulogne) eine Funkverbindung  zwischen zwei Stationen auf, die den englischen Kanal überbrückt. Entfernung: 32 Meilen. Am 28. März veröffentlicht die Times in London einen mit der Marconi-Anlage über den Kanal gesendeten Text. Als Antennenhöhe wird 45 m angegeben. Im Anschluß erhält Marconi Anfragen von englischen und amerikanischen Marinebehörden, seine Anlagen auch dort vorzuführen. 

Am 8. April 1899 begrüßen sich französische und englische Behörden drahtlos, obwohl ein heftiger Sturm herrscht. Marconi leitet die Versuche selbst in Gegenwart hoher englischer und französischer Marineoffiziere. Bei dieser Gelegenheit soll er auch bei der französischen Regierung angefragt haben, ob er den Eiffelturm für seine Versuche benutzen darf. 

April 1899: Die Hamburg-Amerika-Linie lässt in Cuxhaven und New York größere Brieftaubenschläge einrichten. Damit sollen Versuche mit Briefzustellung per Taube erprobt werden. Auch der Bremer Brieftaubenclub "Telegraph" beteiligt sich am HAL-Versuch. Die Idee ist nicht neu. Am 30. März 1898 wird durch Brieftauben der Schiffbruch des englischen Dampfers "Bothnia" gemeldet. 

24. April 1899: Erste Ausrüstung eines französischen Kriegsschiffes mit einer drahtlosen Funkanlage auf einem Kanonenboot in Boulogne-sur-Mer. 

25. April 1899: Prof. Slaby und Graf Arco lassen sich mit dem Patent 113.285 eine Schaltungsvariante am Empfänger patentieren. Es beschreibt die Unterbrechung des Empfangskanals bei der Klopferbewegung gegen die Fritter-Röhre. 

28. April 1899 (andere Quelle: 3. März): Erster Seenoteinsatz nach einer Funkmeldung: Am frühen Morgen kollidiert bei dichtem Nebel der Dampfer „R F Matthews“ mit dem East Goodwin Feuerschiff, welches eine funktionsfähige Marconi-Funkanlage an Bord hat. Kapitän Clayton sendet den ersten Seenotruf über Funk: "we have just been run into by the steamer r f matthews of london - steamship is standing by us - our bows very badly damaged. Die Landstation South Foreland Lighthouse nimmt die Meldung auf und leitet sie sofort weiter. Glücklicherweise gibt es weder Tote noch Verletzte

April 1899: Nach der Winterpause beginnen die Funkversuche an der Kugelbake Cuxhaven. Dr. Cantor, der erste Assistent von Prof. Braun übernimmt die Leitung. Im Juni werden 12 km erreicht. 

1. Mai 1899: Die Firma Neufeldt und Kunhnke – die spätere Hagenuk – wird gegründet. Aufgabenbereich: Schiffsinstallationsarbeiten. 

1899: Der Unternehmer Carl Lorenz stirbt im 55. Lebensjahr. 1880 gründete er die Telegraphenanstalt  (Fabrik für elektrisches Licht, elektrische Eisenbahnen, Kunst und Industrie) und baute zunächst u.a. Morseapparate für die Post und die Eisenbahn. Erst 1906 beginnt mit dem Lizenzvertrag für den Poulsen-Lichtbogensender die Zeit der Seefunkaktivitäten der Firma Lorenz. 

30. Mai 1899: Patentanmeldung des Schäferschen Empfangsapparates (Schäfer, Penz und Lippolt), der im Gegensatz zu Marconis Kohärer einen Detektor verwendet. Dieses System ist bei Versuchen auf vibrierenden Schiffen erfolgreicher, weil die Erschütterungen der Schiffe das Fritten der Kohärer negativ beeinflusst. So wird bei Versuchen auf Schiffen des Österreichischen Lloyd und der k.u.k. Marine anstelle des Morseschreibers mit Relais ein Detektor eingesetzt. Denn auch die Einstellung des Klopfers, der den Entfrittiervorgang des Kohärers bewirkt ist sehr kritisch (er wird von „sanft“ bis „kräftig rasselnd“ beschrieben). Dabei hämmert die Klopferkonstruktion mit bis zu 50 Schlägen pro Sekunde an das Frittierglas. 

2. Juni 1899: Internationaler Telegraphistenkongress in Como. Als Sieger wird ein Herr Geromini genannt, der mit dem Morseapparat 520 Worte in 42 Minuten und 42 Sekunden übermittelt hat. Für die beste Leistung mit dem Hughes-Apparat erhält Herr Gruber aus München den ersten Preis. Er übermittelte 1040 Worte in 32 Minuten und 38 Sekunden. 

13. Juni 1899: Marconi erhält ein Patent (Nr. 118.716) für einen Transformator seiner Empfangsapparate der Funkanlage. Bei ihm sind die Windungen auf verschiedenen Kammern aufgewickelt. 

6. Juli 1899: In Fiume (Pola/Adria) werden drahtlose Versuche mit dem Schäfer-Apparat gemeldet. Sendestelle ist das in Fiume liegende Schiff "Sprito" und Reichweiten bis zu den bis 61 km entfernten Empfangsstationen auf den Schiffen Stephanie, Volosa und Liburnia werden mit der so genannten "Schäferschen Platte" festgestellt. 

1899: Marconi beweist, dass die Erdkrümmung kein Hindernis für die Ausbreitung der Funkwellen ist. Vorher hatten bedeutende Wissenschaftler Marconi Beweise vorgelegt, dass eine Funkwelle nie der Erdkrümmung folgen könne. 

1899: Nach einem Bericht im Marconi Review demonstriert Marconi in Aldershot die Funkverbindung zweier Ballons, die mit einer herunter hängenden Antenne versehen sind. Aber erst 1907 beginnt man mit der Ausrüstung von Flugzeugen mit Funkanlagen.

7. Juli 1899: Gründung der Firma Telebraun in Hamburg. Kapital 2.000.000 Mark. Mitte des Monats wird Kaiser Wilhelm II auf seiner Helgolandreise auf die Antennenanlagen in Cuxhaven aufmerksam. 

1899: Versuche der kaiserlichen Marine an der Nordsee zeigen die Vorteile des Slaby-Senders (Tankkreis, angekoppelte Antenne, Anordnung dem Braun-Sender nachempfunden) gegenüber der von Marconi benutzten Schaltung. Erzielte Reichweite 48 km (andere Quelle: 38 km). Im deutschen Heer wird das erste Telegraphenbataillon aufgestellt. 

12. und 14. Juli 1899: Offiziere des österreichischen Heeres erproben erfolgreich in der Nähe des Arsenals in Wien mit einem 20 m-Draht von der Gondel eines Ballons eine Funkverbindung, die bei Ballonhöhen von 1.600 m und einer Entfernung bis zu 10 km als gut bezeichnet wird. 

10. August 1899: Marconi und Capt. Jackson entwerfen den Lehr- und Lernplan für einen 10-Tage-Kurs für Marine Funker, die bereits Morsekenntnisse besitzen. Aus dem Lehrplan: Serien- und Parallelschaltung von Spannungsquellen, Kurzschlüsse, Isolationen, Pflege von Funkenstrecken, Justieren von Relais, Antennen, praktisches Signalwesen usw. 

August 1899: In Cuxhaven erprobt Dr. Cantor im Auftrage Telebrauns die Braun-Sendeanlage und vergleicht sie mit der Marconi-Anordnung. Ab Herbst übernimmt Dr. Jonathan Zenneck die Versuchsreihen, die mit der Verbindung Cuxhaven-Helgoland und der Ausrüstung der Feuerschiffe endet. Im Labor gelingt Zenneck in diesem Jahr eine Frequenzvervielfachung mit Hilfe von Gleichrichtern (Graetz-Zellen)  und Transformatoren. 

August 1899: Bei den Sommermanövern der britischen Flotte in der Irischen See sind drei Kriegsschiffe (Alexandra, Juno und Europa) mit Marconi Anlagen ausgerüstet. Größte Reichweiten: 60 Meilen im direkten Funkverkehr (nach Land) und 2 x 45 Meilen (72 km) über ein Relay Schiff. (Nach G:G. Blake:  Funkverkehr über 60 nautische Meilen und Funkempfang über 74 nautische Meilen, Anlagen sind mit dem neuen „jigger“ ausgerüstet). Diese Anlagen werden von Marconi ausgeliehen. Haupthindernis bei der Beschaffung von Marconi-Funkanlagen für die Marine ist die von Marconi geforderte Summe von 100 Pfund per Schiff und Jahr als Nutzer seiner Patente (royalty charge). Die Geräte selbst kosten (Preise in Pfund Sterling): Sender 33, Empfänger 28 und sonstiges 60.

21. September 1899: Eine Sturmflut zerstört die Braun-Funkanlagen in Cuxhaven. Schaden ca. 10.000 Mark. Beginn der Versuche Land-Schiff (Seebäderdampfer "Silvana"). Im Dezember beginnt Telebraun mit der Ausrüstung der Feuerschiffe Elbe I, II und III. Zum Jahreswechsel wird Schuckert (Electrizitäts.AG) Partner von Telebraun. 

September/Oktober 1899: Über das Yachtrennen Shamrock - Columbia wird für den New York Herald über Funk berichtet und sofort als Pressemeldung veröffentlicht. Nach der Demonstration seiner Geräte beim Americas Cup Yacht-Wettbewerb scheitert Marconi beim Versuch, seine Geräte an die amerikanische Marine zu verkaufen. Bei Vorführungen mit den US Kriegsschiffen „New York“ und „Massachusetts“ werden 70 km überbrückt. Eine der Forderungen der US Marine ist, dass Signale einer Küstenfunkstelle hörbar bleiben müssen, wenn gleichzeitig eine Seefunkstelle sendet. Marconi verspricht Abhilfe, will aber erst die Patenterteilung auf sein "tuning system" abwarten. Die Marine wird bei der Nachrichtenübermittlung zunächst weiter Brieftauben einsetzen. Marconi gründet in Amerika die Marconi Wireless Telegraph Company of America, die am 22. November 1899 in New Jersey eingetragen wird. Sie wird aber erst am 2. April 1902 den Betrieb aufnehmen, weil vorher die Marconi-Patente in den USA nicht geschützt werden können. Später wird die Firma als RCA firmieren. Am 22. September 1899 bekommt Marconi einen Brief von einem Dr. Lee de Forest, der ihn um eine Anstellung im Marconi-Imperium bittet. Dieser erhält eine ablehnende Antwort. Damit beginnt für beide Seiten eine lange und für beide Teile bittere Zeit der Patentstreitigkeiten. Berühmte Wissenschaftler und Techniker arbeiten bereits jetzt oder später für die Marconi Co., z. B.:  J.A. Fleming, W.W. Bradfield, Dr. W.H. Eccles, Dr. Erskine Murray, C.S. Franklin, A.  Gray, G. Isted, H.J. Round und R.N. Vyvyan. 

September 1899: Die Anlage, die im Frühjahr den englischen Kanal überbrückt hat, stellt die Firma Marconi als Nachrichten-Austausch-Station zwischen zwei Konferenzen in Boulogne und Dover zur Verfügung. Dabei wird beobachtet, dass die die Signale der französischen Station in Chelmsford,  80 Meilen, also 130 km entfernt, gehört werden. Dies war erneut ein Beweis, dass die Funkwellen entweder umgelenkt, gekrümmt oder reflektiert werden. Marconi glaubt, dass die Funkwellen der Erdkrümmung folgen und denkt darüber nach, wie stark man die Sender wohl machen muss, um den Atlantik zu überbrücken. (Marconi-Review)

September 1899: In einem Vortrag vor der Royal Society in London  mit dem Titel „Über sich selbst wieder einstellender Fritter und über das Verhalten verschiedener Metalle als Fritter“ beschreibt Prof. J. Chunder Bose den Einfluss verschiedener Alkalimetalle (K, Li, Na)  und Metalle  der alkalischen Erden (Ca, Sr) sowie Zink, Wismut, Eisen, Blei Thallium und Metalle der Platingruppe (Au, Ag, Pt) auf die Frittereigenschaften bei Hochfrequenzeinfluss. 

1899: Der Kreuzer "Afrika" überbrückt mit einer Popoff-Anlage 72 km drahtlos nach Petersburg. 

Herbst 1899: In den USA stellt das US Marineamt Versuche mit Marconi Funk-Telegraphen an Bord von Kriegsschiffen (US Kreuzer New York und USS Massachusetts) an. Infolge eines Streiks in Liverpool kann Marconi dabei nicht seine neuesten Geräte einsetzen. Es werden Ausbreitungsversuche bei Fahrt, Wind, Nebel Regen usw. durchgeführt. Als Ergebnis notiert man: Nur Empfang gelang auf maximal 137 km, ein Nachrichtenaustausch zwischen zwei Einheiten überbrückte maximal 26,5 km 

11. Oktober 1899: Ausbruch des Buren-Krieges in Südafrika. Dies ist der erste Krieg, in dem die Funktelegrafie eine Rolle spielt. Im November landen die Marconi-Ingenieure mit ihrer Ausrüstung in Afrika. Dies war nach Aitken der erste große Verkauf von Apparaten, den die Marconi Co. tätigen konnte. Ob die von den Buren bei Telefunken bestellten Funkanlagen rechtzeitig eingetroffen sind, wird nicht berichtet. 

15. November 1899: Nachdem Marconi seine amerikanischen Geschäfte abgeschlossen hat, schifft er sich am 8. November an Bord des amerikanischen Dampfers "St. Paul" nach Southhampton ein. Vorher wurde an Bord eine Empfangsantenne installiert, die es erlauben sollte, Nachrichten vor der Ankunft zu empfangen. Am 14. November kommt eine Marconi-Delegation aus London bei der Station The Needles an und am 15. November wird ein ersten Willkommens-Gruß per Funk über 50 Meilen (80 km) übermittelt. Als danach Nachrichten vom Südafrika-Krieg an Bord aufgenommen wurden, beschließt der Kapitän, diese in Form einer „Transatlantic Times, Volume 1 Number 1“ zu veröffentlichen. Kopien mit der Signatur Marconis werden zugunsten der Seemanns-Mission für 1 Pfund/Stück verkauft. Damit demonstriert Marconi pressewirksam, dass Funk nicht nur für Notfälle, sondern auch für die Unterhaltung der Fahrgäste nützlich sein kann. (Marconi-Review)

1899: Mit Unterstützung von Captain Henry Jackson werden Funkstationen auf drei Schiffen der Royal Navy installiert. Sie sollen in Manövern und im Südafrikakrieg erprobt werden. 

1899: Der irische Physiker Duddel macht Versuche mit Lichtbogen, welche ungedämpfte elektromagnetische Wellen  aussenden (Vorläufer des Poulsen-Lichtbogensenders). Prinzip: Der Lichtbogen hat einen negativen Widerstand, d.h. bei steigendem Strom sinkt die Spannung und umgekehrt. Schaltet man parallel zu einem solchen Widerstand einen Serienschwingkreis, wird durch die Wechselwirkung Kondensatorumladung und Selbstinduktionsspannung der Spule eine Schwingung aufrecht erhalten, denn eine Gleichstromquelle liefert dauernd Energie nach. Poulsen benutzt später lediglich eine abgeschlossene Lichtbogenkammer, tröpfelt Spiritus hinein und verlängert den Lichtbogen durch einen Elektromagneten (zwei Drosselspulen). Bei den 1899-Versuchen verbindet Duddell einen Lichtbogen mit einer Abstimmspule und einem Kondensator, schließt eine Antenne an und sendet damit die ungedämpften Wellen. 

November 1899: Bei den Ausbreitungsversuchen am Mont Blanc wird ein Fritter mit Goldfeilspänen eingesetzt. 

November 1899: S. G. Brown erhält ein britisches Patent (Nr.  14.449 „Directional Wireless“) und damit den ersten Patentschutz für ein Funkpeilverfahren. 

1899: Tesla überträgt mit einem Maschinensender (200 kW für 5.100 und 15.000 Perioden) in Colorado/USA Morsezeichen über eine Entfernung von 1 000 km. 

Dezember 1899: In einer Aufstellung über die Welthandelsflotte steht Großbritannien mit 10,9 Mio tons an erster Stelle. Auf den weiteren Plätzen folgen Deutschland mit 1,4 Mio tons, Russland mit 1,2 Mio., Italien mit 1,1 Mio. und Norwegen mit 0,85 Mio. tons. 

Dezember 1899: Prof. Braun baut einen Kristalldetektor, hat aber keine Verwendung dafür, bis 1901 der Hörempfang eingeführt wird. Bis dahin werden von der Post und dem Militär obligatorisch der Schreibempfang gefordert. 

Dezember 1899: Der Norddeutsche Lloyd bestätigt der Zeitschrift "Hansa" auf Anfrage, dass in Aurich Verhandlungen zur Erstellung einer telegrafischen Verbindung von Borkum bzw. Borkum-Feuerschiff aus stattgefunden haben. Teilnehmer: Regierungsvertreter aus Aurich, mehrere geheime Räte der Post, Mitglieder des NDL und ein Vertreter von Marconi. Nach erfolgreichen Versuchen soll die Station der Schifffahrt zur Verfügung stehen. In einer Lloyd-Publikation heißt es: Der Norddeutsche Lloyd hat von der Königlich Preußischen Regierung die Ermächtigung erhalten, auf dem Feuerschiff Borkum und der Insel Borkum Apparate für die drahtlose Telegraphie aufzustellen. Das ist dann die erste regelmäßig arbeitende Anlage für drahtlose Telegraphie an der deutschen Küste. 

1899: Vor der Einführung der Funktelegrafie gab es eine Reihe von schweren Schiffsunglücken und unerklärtem Verschwinden von Schiffen, die nach der Abfahrt nie wieder gesehen wurden. Beispiele: 
1715: Am 31.7. sinkt die Capitania vor Florida, ca. 1.000 Tote
1732: Ca.  500 Tote beim Untergang der Nuestra Sra. de la Conception vor Veracruz
1749: Die Pembroko sinkt am 13. April vor Porto Novo, 330 Tote.
1758: Vor Gibraltar sinkt die Prince George mit 400 Menschen an Bord.
1770: Die L’Orriflame sinkt vor Valparaiso, 700 Tote.
1783: Vor Cap Cod sinkt die Erbprinz, 303 Tote, und vor Cap Henlopen verschwindet mit 200 Menschen die Faithful Steward. 
1787: Das Sklavenschiff Sisters sinkt in der Mona Passage (500 Tote)
1792: Mit 900 Menschen an Bord verschwindet die Royal George bei Spithead/GB.
1797: Vor Halifax sinkt am 16. November die La Tribune mit 300 Menschen.
1798: Im Nildelta sinkt am 1. August die L’Orient mit 1.000 Menschen an Bord. 
1798: Die Resistance verschwindet in der Straße von Banca mit 290 Menschen.
1799: Am 5. November sinkt die Scaptre am Kap der Guten Hoffnung mit 291 Menschen an Bord.
1800: Die Queen sinkt bei Trefusis Point am 14. November mit 369 Menschen.
1800: Ca 700 Tote bei Untergang der Queen Charlotte vor Livorno.
1801: Am 16. März sinkt die Invincible vor Harborough Sands (400 Tote)
1802: Vor Cap May sinkt am 27. Oktober die Jono mit 425 Menschen an Bord. 
(Angaben 1715 bis 1892 nach Nussbaum: Tragödien)
1841 verschwindet „President“ mit 136 Menschen an Bord . 
März 1854 „City of Glasgow“ verschwindet mit 480 Menschen auf der Reise nach New York. 
Im Januar 1855 verschwindet die „Pazific“ mit 186 Menschen spurlos. 
1875 sinkt der deutsche D. „Schiller“. 331 Tote.
1878 Seenotfall des britischen D. „Alice“, 600 Tote.
1885 sinkt der spanische D „Reina Regente“, 435 Tote.
1894 sinkt das chinesische Küstenschiff „Kow Shing“, 1.150 Tote.
1895 sinkt der deutsche D. „Elbe“, 356 Tote
1896 sinkt der deutsche D „Salier“, 279 Tote
1902 wird der französische D „Camorta“ verunglücken, 739 Tote. 

18. Dezember 1899: In Deutschland wird das Telegraphen-Wegegesetz veröffentlicht. Die Reichspost gibt ferner bekannt, dass die Zahl der (durch Draht verbundenen) Telegraphenämter im Deutschen Reich auf 1.600 angestiegen ist, die z. Teil schon mit Schnell- und Mehrfachtelegraphie ausgerüstet sind. 

1899: In Amerika (Philadelphia) meldet ein Mr. Collins erfolgreiche Reichweiten-Versuche über 5 km mit drahtloser Telephonie. 

1899: Zum Ende des Jahrhunderts befindet sich die Marconi Gesellschaft in einer finanziell bedrückenden Lage. Aufträge bleiben aus und die Fabrik in der Hall Street in Chelmsford ist nicht ausgelastet und die Einnahmen gehen zurück.  (Marconi Review) 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 19-Jun-12 / HBu