Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth

Jahrgang 1940

1. Januar: Als Folge des Washington-Abkommens (1927) sind ab heute alle Löschfunkensender verboten. Ausnahme: Leistung kleiner als 300 Watt als Notsender. 

12. Januar: Fünf Besatzungsangehörige des internierten TS „Windhuk“, darunter der FO Leineweber, kommen mit einem Rettungsboot des Schiffes auf den Kanaren an. Sie hatten das Boot ohne die Schiffsleitung zu unterrichten, klargemacht und waren von Lobito (West Afrika) auf die Reise gegangen. 

21. Januar: Seenotfall "Orazio". Das italienische Fahrgastschiff (11.669 BRT, 412 Fahrgäste, 231 Besatzung) hat auf der Reise von Genua nach Barcelona auf ca. 42 N 005 O einen Brand im Maschinenraum, der sich schnell über das Schiff ausdehnt. Weil das Feuer sehr schnell den Bereich der Funkstation erreicht, kann das Schiff nur einen kurzen Seenotruf aussenden. Durch 6 Schiffe kann ein Großteil der Menschen gerettet werden, am Ende werden 102 Menschen vermisst. 

22. Januar: Auf Anordnung der Kriegmarine werden bei Elbe-Weser-Radio die hohen Antennenmasten gekappt, um nicht als Ziel für Bombenangriffe zu dienen. Die neuen Empfangsantennen werden von niedrigen Masten getragen. Die Stationsmeldungen der vor der Küste operierenden Seenotrettungsbooten wird auf 1650 kHz durch Elbe-Weser-Radio abgewickelt. Während Norddeichradio vornehmlich Aufgaben im Rahmen des U-Boot-, Kriegmarine- und  Handelsschiffahrt-Funkverkehrs übernimmt, ist Elbe-Weser-Radio während des gesamten Weltkrieges für den Bereich Seenot tätig. So werden z.B. Seenotmeldungen von DHS mit dem Vorsatz „following received from…“ von Cullercoats-Radio verbreitetet. Dies geschieht natürlich auch umgekehrt. 

Januar:  Im Reichsarbeitsblatt 3/40 wird die neue "Tarifordnung für die deutsche Seeschifffahrt im Kriege" veröffentlicht. Hier wird erstmals ein Heuersatz für hauptamtliche Funker aufgenommen, da die Kriegsverhältnisse es erforderlich machen, die in Fahrt befindlichen Schiffe mit mehr Funkoffizieren zu besetzen, als es in Friedenszeiten notwendig ist (nebenamtliche Tätigkeit von Nautikern und Zahlmeistern). Die TO setzt den Heuersatz auf RM 265.- fest. 

21. Februar: Heute führen Harry Boot und John Randall in Großbritannien ein erstes Hohlraum-Magnetron (10 cm, P ca. 400 W) im Laborbetrieb vor. 

1. März: Im Amtsblatt 1/1940 des RPM wird die Verordnung über die Einführung des Fernmelderechts in der Ostmark und im Reichsgau Sudetenland vom 1. Dezember 1939 verkündet, welche am heutigen Tage in Kraft tritt. Mit dieser Verordnung werden das Gesetz über Fernmeldeanlagen vom 1. Januar 1928 (RGBl I S 8), die Bekanntmachung über Schiffstelegraphie vom 1. Juli 1908 (Amtsblatt RPM S. 7, RGBl S. 476) und die Bestimmungen über Fernmeldeanlagen auf fremden Schiffen in deutschen Gewässern vom 8. Juni 1931 (Amtsblatt RPM S 254) für diese Gebiete gültiges Recht und die entsprechende österreichischen und tschechischen Gesetze außer Kraft gesetzt. 

24. März: Ein heftiger magnetischer Sturm führt zu zahlreichen Störungen des Funkverkehrs. Dieser war, begleitet von Nordlichtern, in der Nähe der Polregionen die Ursache vieler ausgefallener Funklinien. In der Äquatornähe war die die Wirkung am geringsten. Aus einer Tabelle in der ETZ (1941/6) geht hervor, dass die Häufigkeit so heftiger Stürme nicht einem Schema, wie z.B. der Sonnenaktivität im Sonnenfleckenzyklus folgt. Die Tabelle nennt folgende Jahreszahlen: 1859, 1872, 1882, 1903, 1909, 1921, 1938, 1940. 

24. März: In Paris stirbt im 96. Lebensjahr Prof. Dr. Dr. Edouard Branly, der mit der Erfindung des Kohärers (Fritter) im Jahre 1890 einer der Wegbereiter der drahtlosen Telegrafie war. Er studierte Physik und Medizin und war einer der Schüler von Louis Pasteur. 1868 wurde er Professer in Bourges und 1875 am Institut Catholique de Paris. Das Telegrafiefunksystem Branly-Popp trug in den Anfangsjahren der drahtlosen Technik lange seinen Namen. 1909 ernannte man ihn zum Ritter der Ehrenlegion und 1911 wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften Frankreichs aufgenommen. 

29. März: Der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei verkündet den Erlass „Einrichtung einer zentralen Ermittlungsstelle für Seeleute und einer Zentralkartei der Auslandsdeutschen“. (O-VuR R III 3051/40), mit dem der Polizeipräsident von Hamburg in Zusammenarbeit mit der Seeberufsgenossenschaft mit der Einrichtung und Führung einer zentralen Ermittlungsstelle für Seeleute beauftragt wird. 

2. April: Im Reichsgesetzblatt I S 823 wird die Verordnung über den Nachrichtenverkehr veröffentlicht, die mit zahlreichen später erscheinenden Durchführungsverordnungen den Nachrichtenverkehr innerhalb Deutschlands und nach dem Ausland erheblich einschränkt. 

9. April: Seit Kriegsausbruch sind 76 (andere Quelle: 82 Handelsschiffe mit zusammen 380.000 BRT) Handelsschiffe als Blockadebrecher in deutschen Häfen eingetroffen. Der Funkverkehr war auf das Allernotwendigste beschränkt und alle Nachrichten durften nur chiffriert übermittelt werden. Der Positionsmeldefunkverkehr von "Bewachern" wird oft durch Störsendungen mit größter Leistung unwirksam gemacht. Das Schiff "Togo" funkt z.B. in Klartext "Schiff torpediert, wir sinken" und täuscht so ein der Kongomündung liegendes französisches U-Boot. Seit Kriegsbeginn gingen 28 Handelsschiffe durch Selbstversenkung verloren, 26 wurden durch englische und französische Seestreitkräfte aufgebracht (z.Tl. mit zerstörten Maschinen oder Hilfsmaschinen) und ca. 200 Schiffe suchen in neutralen Häfen Schutz. Weitere 20 Handelsschiffe gehen bei der Besetzung Norwegens (9. bis 13. April) verloren. 

5. Mai:  Heute stirbt in Berlin im 71. Lebensjahr nach langer Krankheit Dr. Ing. e.h. Georg Graf von Arco. Der Funkpionier war fast 30 Jahre technischer Direktor der Telefunken-Gesellschaft. Höhepunkte seines Lebens sind die Gründung der Großfunkstelle Nauen und die nach ihm benannte Hochfrequenzmaschine. In Berlin wurde er früher „der rote Graf“ genannt, weil seine mehr als 12 Autos alle knallrot lackiert waren. Lange Jahre hatte der Autoliebhaber das Amt des Präsidenten der Automobil-Gesellschaft inne. 
Nachtrag im Januar 2016: Ein Ehrengrab für Graf von Arco befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf (b. Berlin-Zehlendorf/Süd). Dieses Ehrengrab wurde 2011 vom Land Berlin entwidmet. Der Stahnsdorfer Friedhof verfügt über zahlreiche Ehrengräber, die aus Kostengründen nun langsam aufgegeben werden sollen/müssen. Es gibt dort einen Förderverein, der hervorragende Arbeit leistet. Aufgrund eines Vorschlags von OM Peter Keul (DL7AAQ) hat sich nun der Friedhofsträger (Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz) an die Museumsstiftung Post und Telekommunikation gewandt, um den jährlichen Kostenrahmen zum Erhalt dieser Grabstätte abzudecken. Eine Entscheidung steht noch aus.
 
Mai: Im Reichsgesetzblatt I Nr. 95 Seite 823 ff wird verkündet:
1. „Verordnung über den Nachrichtenverkehr“ vom 2. April 1940.
2. „Bekanntmachung der Verordnung über den Nachrichtenverkehr“ vom 28. Mai 1940
3. „Erste Durchführungsverordnung zur Verordnung über den Nachrichtenverkehr“ vom 13. Mai 1940.
In 1) heißt es u.a.: Nachrichtenverkehr (Post- Fernmelde- und Funk-, Güter-, Fracht- und Brieftaubenverkehr sowie Verkehr mit optischen, akustischen und anderen Verständigungsmitteln) mit dem feindlichen Ausland ist verboten, mit dem nichtfeindlichem Ausland mit Einschränkungen erlaubt. 
Als feindliches Ausland werden in 2) genannt: England und Irland mit allen Kolonien, und überseeischen Besitzungen, Kanada, der Australische Bund, Neuseeland, Südafrika, Frankreich und seine Kolonien, Ägypten, Sudan und Irak..
In 3) heißt es u.a. Seefunkgespräche sind nicht zugelassen. Seefunktelegrammverkehr ist grundsätzlich Auslandsverkehr mit der Einschränkung, dass für den  Seefunk-Telegrammverkehr mit deutschen Schiffen außerhalb der Ostsee Sonderregelungen bestehen. 

Im Mai haben 80 Prozent aller deutschen Haushalte ein Rundfunkempfangsgerät

14. Juni: Im Amtsblatt Nr. 57/1940 des RPM wird angeordnet, dass der Funkentelegraphendienst mit italienischen Schiffen vorläufig eingestellt wird. 

27.-29. Juni: In Boston findet die 15. Tagung des Institute of Radio Engineers (RNE) statt. Themen u.a.: Mikrowellen, Messtechnik, Luftfahrtfunk und Fernsehen.

12. Juli: Inbetriebnahme der Funk-Fernsprech-Verbindung Bern-New York mit der Sendestelle Schwarzenbourg und der Empfangsstelle Chatonnaye auf der schweizer Seite. Auf dem Funkweg findet eine Inverter-Verschlüsselung statt. Dabei wird das Frequenzband durch Modelung von 3.000 Hz umgedreht, ein Seiteband entfernt und dem Sender zugeführt. Auf der Empfangsseite wird das Signal ähnlich aufbereitet. (NTZ 1941/25)

22. August: Todestag des britischen Physikers Oliver Joseph Lodge. Der 89-jährige Radiopionier, welcher 1894 sein Standardwerk „The work of Hertz and some of his successors“ herausbrachte, war Mitglied der Royal Society, hat mit bedeutenden Arbeiten bei der Entwicklung früher Sende- und Empfangsanlagen mitgewirkt und hat auf den Gebieten Vakuumröhre und Lautsprechern gearbeitet. Sein Experimentalvortrag im Mai 1894 vor der Royal Institution in London zur Würdigung des Lebenswerkes von Heinrich Hertz soll A.S. Popow und G. Marconi wichtige Impulse für ihre Arbeiten gegeben haben. Er stirbt in Lake bei Salisbury/Südengland. 

24. August:  Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag stirbt in Berlin Dr. h.c. Paul Nipkow. Er war einer der Pioniere des Fernsehens und ist hauptsächlich durch seine Spiral-Lochscheibe, die „Nipkow-Scheibe“ (DRP 30 105) bekannt geworden. 

August:  Das in Großbritannien durch John Randall und Harry Boot von der Universität Birmingham entwickelte 10-cm Magnetron für 400 Watt Impulsleistung wird von den Entwicklern in Amerika vorgeführt, wo die Serienproduktion innerhalb von Wochen beginnt und die Fa. Bell ihr SRC-584 Flugzeug-Radargerät entwickeln kann. 

August: Der Langwellensender Rugby sendet für die britische Admiralität auf 16 kHz alle vier Stunden Nachrichten für die Handelsmarine und warnt vor Hilfskreuzern, Kriegsschiffen und Unterseebooten. 

29. September: In der italienischen Gazetta Ufficiale Nr., 221 wird bekannt gegeben, dass die Kontrolle aller Funkeinrichtungen auf Handelsschiffen und auf Küstenfunkstationen an die Marine übergeht. 

In den Jahren 1940 bis 1942 weltweite Operationen der zu Hilfskreuzern umgebauten Handelsschiffe. Aufgebrachte Schiffe werden aufgefordert, nicht die Funkanlage zu benutzen. Falls dies doch der Fall ist, wird versucht, die Funkstation zu beschießen, den Notruf mit starken Sendern zu stören oder später den Notruf zu widerrufen. Notrufe beginnen mit:
RRRR (raider, Hilfskreuzer), QQQQ ((Kriegsschiff), oder, wenn U-Boote beteiligt sind: SSSS (submarine, Unterseeboot) sowie AAAA (Angriff durch ein Flugzeug). Beispiel: 
QQQQ 2937 s 4550 e stopped by unknown vessel
RRRR gbfa 07.24 n 24.30 w gunned.
Notrufe werden zumeist auf der Seenotwelle 600 m (500 kHz) abgesetzt. Diese, aber auch Meldungen z.B. auf der englischen Bereichswelle Nord (81,08 m, ca. 3,7 MHz) oder der englischen Flottenkurzwelle, auch Heimatkurzwelle genannt (36,19 m, ca. 8,29 MHz) werden durch betriebsbereite starke Sender an Bord der Angreifer gestört. 
Für die Kommunikation zwischen Hilfskreuzern und U-Booten wird z.B. die Welle 946 m (ca. 317 kHz) vorgeschrieben und benutzt. 

25. Oktober: Mit der zweiten Verordnung zur Durchführung und Ergänzung des Einsatz-Familien-Unterhaltsgesetzes (EFU-DB) vom Juni 1940 (RGBl S. 911) werden u.a. die Angehörigen der Besatzungsmitglieder deutscher Handelsschiffe, die an der Rückkehr aus dem Ausland  verhindert sind, denen der zur Wehrmacht einberufenen Wehrpflichtigen gleichgestellt und entsprechend versorgt. 

12. November:  Die Auflagen für den Handel mit Funksendeanlagen werden von besonderer Genehmigung der Reichspost abhängig gemacht (Amtsblatt RPM 110/1940)

5. Dezember: In Dresden stirbt Dr. F. Banneitz im 55. Lebensjahr. Er hat zahlreiche Beiträge über den frühen Seefunk geschrieben. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er auf dem Gebiet des Fernsehens und der Breitbandtechnik. 

Dezember: Aus Holland und aus der Sowjetunion wird die Entwicklung eines automatischen Seenotrufsystems gemeldet. 

Dezember: Der mit 1,3 Millionen Reichsmark versicherte Dampfer "R" einer Hamburger Reederei (Versicherung gegen alle Gefahren außer Kriegsgefahr) ist auf der Fahrt von Leningrad nach Oscarsham verschollen. Am 10. Dezember hat er noch eine funktelegrafische Anweisung der Reederei über Rügenradio bestätigt. Der Reeder klagt gegen die Versicherung. Die Klage wird vom Landgericht Hamburg abgewiesen, weil das Schiff mit großer Wahrscheinlichkeit durch Kriegseinwirkung verloren gegangen ist, denn in allen anderen denkbaren Fällen hätte das Schiff eine Seenotmeldung abgegeben. 


Neue Geräte 1940
Hagenuk fertigt jetzt Funkgeräte für die Wehrmacht, darunter den Wellenanzeiger „WANZ“ und die Lorenz AG in Berlin Tempelhof feiert ihr 60-jähriges Bestehen. 
Im Sommer erfolgt erstmalig die Erprobung des vom Engländer Dippy entwickelten Hyperbelnavigationsverfahrens "GEE", dem Vorläufer des DECCA-Verfahrens mit zunächst einem Mutter- und zwei Tochtersendern und einer Genauigkeit von +/- 3,5 km in einem Abstand von 560 km vom Muttersender
In den USA wird der neue Grenz- und Kurzwellen-Empfänger hallicrafters SX 25 (Defiant) vorgestellt. Der Frequenzbereich überstreicht 5,5 bis 42 MHz in vier Teilbereichen mit einer Bandspreizung. Haupteinsatzgebiete: Seefunk, Luftfunk und Amateurfunk.

Neu auf dem Büchertisch 1940
"Das große Kurzwellen- und Ultrakurzwellen-Empfänger-Schaltungsbuch" von W. Diefenbach erscheint bei Schneider (Berlin) und kostet 7,80 RM. 
In der Franck’schen Verlagsanstalt (Stuttgart)  erscheint das vierbändige Werk „Die Mathematik des Funktechnikers“. Autor ist O. Schmidt und jeder Band kostet 4,50 RM
"Hilfsbuch für Elektropraktiker" erscheint bei Hachmeister u. Thal in Leipzig in der 31. Auflage und kostet 4 RM. Autoren: Krieger, Hahn, Schwandt und Bornemann.
Dipl.-Ing. H. Monn ist der Verfasser des „Taschenkalender für Rundfunktechniker“. Das 344-Seiten-Buch erscheint im Funkschau-Verlag, München, und kostet 4,25 RM.
„Ausbreitung elektromagnetischer Wellen“ erscheint als Druckschrift Nr. 745  der Lorenz AG Berlin. Verfasser ist  Dr. A. Kofes. 
Mit dem gleichen Titel „Die Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen“ erscheint bei der Akademischen Verlagsgesellschaft Becker und Erler in Leipzig ein Buch von Dr. B. Beckmann als Band 1 der Bücherei für Hochfrequenztechnik. Die Reihe wird von Prof. J. Zenneck herausgegeben. Das Buch kostet 25,60 RM. Die Bände 2-4 folgen im gleichen Jahr. Band 2: "Grundlagen und Kennlinien der Elektronenröhren" (20 RM), Band 3: "Elektronenröhren als Anfangsstufen-Verstärker" (19 RM), Band 4: "Elektronenröhren als End- und Sendeverstärker" (11 RM).
"Funktechnik", bearb. vom Reichsinstitut für Berufsausbildung erscheint im Verlag Teubner/Leipzig und kostet 3 RM 
Aus dem Hause Telefunken kommt das Sonderheft „Antennenfragen“  als Telefunken Mitteilung Nr. 21/1940. Die Verfasser: Moser, Berndt, Brückmann, Schleyer, Fränz und Jachnow. 
N. v. Korschenewsky ist der Herausgeber  des „Lehrbuch für drahtlose Nachrichtechnik“ Band 2: „Ausstrahlung, Ausbreitung und Aufnahme elektromagnetischer Wellen“. Das Buch wurde bearbeitet von des Drs: Bergmann und Lassen, der Verlag: J. Springer, Berlin und der Preis: 25,80 RM. 
Das amerikanische Bureau of Standards in Washinton/DC  bringt als Letter Circular LC 615 ein Rundschreiben mit dem Titel „Distance Ranges of Radio Waves" heraus. Darin werden die Ausbreitungsverhältnisse der Funkwellen zwischen 10 Hz und 30 MHz für das Jahr 1941 vorhergesagt und mit Kurven dargestellt. (ETZ 1941/42)

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1941

10. Januar: Im Reich wird die "Verordnung über die Einführung einer Disziplinargerichtsbarkeit für Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine" verkündet. (Reichsgesetzblatt I S. 38) Der § 1 lautet: Den Kapitänen und Offizieren der deutschen Handelsmarine obliegt aufgrund ihrer Aufgaben und ihrer Stellung die Pflicht, im In- und Auslande durch verantwortungsbewusstes, achtbares und einsatzbereites Verhalten jederzeit die Anforderungen zu erfüllen, die das Ansehen des Standes und die Ehre der Flagge erheischen. Wer dagegen verstößt, wird disziplinar bestraft. Als Strafen drohen nach § 2 die Warnung, der Verweis, die Geldbuße bis zu 3.000 RM, die Entziehung des Befähigungszeugnisses und der Ausschluss aus dem Offiziersstand der Handelsmarine. Unter den vom Reichsverkehrsminister eingesetzten Beisitzern der Seedisziplinarkammern (Hamburg, Bremerhaven, Flensburg, Stettin und Danzig) werden auch die Funker Carstensen, Paul, Findeisen und Renken berufen. Über die Verfehlungen der von diesen Gerichten Verurteilten wird in der Presse nicht berichtet. 

1. April: Im Reichsgesetzblatt I S. 235 erscheint die Verordnung über die Verleihung eines Abzeichens für Blockadebrecher (Entwurf: Bildhauer Placzek). Diese Auszeichnung wird auf Antrag des Reeders oder des Kapitäns eines Handelsschiffes, welches die britische Seeblockade durchbrochen hat, durch den Reichsverkehrsminister verliehen. Das Abzeichen zeigt einen mit Adler und Hakenkreuz verzierten Schiffsbug, der eine den Rand des Abzeichens bildende Sperrkette durchschneidet. In den Durchführungsbestimmungen heißt es u.a., .......“Verleihung setzt Würdigkeit und gute Führung voraus“ ... und ...“ist im Seefahrtsbuch zu vermerken“. So lautet die Eintragung im Seefahrtsbuch von Paul Feder „Inhaber des Blockadebrecherabzeichens, verliehen am 15. Sept. 1943 durch Sbv. Emden als Funkoffizier 1. Klasse“, gez. Siegel und Unterschrift

15. April: In München begeht der Geheimrat Prof. Dr. G. Zenneck seinen 70. Geburtstag. Nach seiner Eremitierung übt der Jubilar die Position des Direktors des Deutschen Museums ehrenamtlich aus. Er betreibt ein eigenes Institut und ein Ionenforschungsinstitut und ist Inhaber zahlreicher internationaler Auszeichnungnen, wie der Medal of Honour (USA), der goldenen Heinrich Hertz-Medaille, der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft  und der Gauß-Medaille der Universität Göttingen. 

8. Mai: Das deutsche U-Boot U 110 wird vor Grönland von englischen Kriegsschiffen aufgebracht. Einem Enterkommando fallen das Enigma Gerät mit 8 Chriffierwalzen, gültige Signalhefte und Kerngruppenbücher unbeschädigt in die Hände. Mit diesen Unterlagen gelingt es der Dechriffiergruppe in Bletchley, den deutschen Marinecode zu knacken.

12. Mai: Konrad Zuse präsentiert seinen ersten programmgesteuerten elektromechanischen Rechner einigen Beoachtern der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (Prof. Teichmann, Prof Schmieden, Stud-Rat Mayer). Im Rechenwerk arbeiten 600 und im Speicherwerk 1.400 Relais. Der Rechner mit der Bezeichnung Z 3 wird später bei einem Luftangriff zerstört. 

16. Mai: Für Handelsschiffe, die sich „hervorragende Verdienste um die Kriegsführung“ erworben haben, wird der Kriegsverdienstwimpel gestiftet, der am Vortopp geführt wird (RGBl. I S. 285). 

Mai: Die Reichsausgleichstelle für den Arbeitseinsatz in der Seeschifffahrt ruft Schiffsoffiziere und Seeleute im Ruhestand auf, sich für einen Einsatz in der Handelsflotte zu melden. 

Norddeichradio wickelt Teile des Funkverkehrs mit Hilfsschiffen der Kriegsmarine und Handelsstörern ab. Auch die Ausstrahlung des Blindfunks für die deutsche Handelmarine gehört dazu. Handelsschiffe werden mit Bewaffnung (z.B. Kanone auf Deck) im Ostseehandel mit Schweden, Norwegen und Finnland und anderen Fahrtgebieten eingesetzt. Der h-24-Funkdienst wird z.B. von 2 Funkern der Kriegsmarine, die zusätzlich an Bord sind, wahrgenommen. Schiffsoffiziere mit dem Seefunkzeugnis 2. Klasse beurteilen die Fähigkeiten dieser "neuen Kollegen" sehr unterschiedlich. 

6. Juni: Im Amtsblatt 53/1941 weist das RPM noch einmal dringend darauf hin, dass bei der Aufnahme und Beförderung von Staatstelegrammen der DRP (SS-Telegramme) die Wortzahl festzustellen, einzusetzen und bei der Übermittlung zu kontrollieren ist. 

14. Juli: Nach einer Ergänzungsanordnung über die Funkausrüstung, Besetzungsordnung mit Funkern und Funkdienstzeiten der Bordfunkstellen werden die Schifffahrtsbevollmächtigten des Reiches mit der Ausnahmeregelung und die technischen Aufsichtsbeamten der See-Berufsgenossenschaft mit der Kontrolle beauftragt. 

23. August:  Auf der Thompson-Werft (Sunderland/USA) läuft das erste Liberty-Schiff (Typ EC-2-Schiff), die „Empire Liberty“ (7.157 BRT) vom Stapel. Das Schiff tritt im November 1941 die Jungfernfahrt an, übersteht den Weltkrieg und wird 1960 als „Mentor“ in Osaka verschrottet. Insgesamt wurden dann noch ca. 2.650 Schiffe dieses Typs gebaut. Bis 1965 hat die US-Regierung noch ca. 1.600 Frachter dieses Typs „eingemottet“ zur Verfügung. 
Diese Schiffe erhielten je nach Schiffstyp eine Bezeichnung (w.o. EC 2). Der lange unter der Lloyd-Flagge gefahrene Frachter „Nabob/D???“ wurde 1943 als eines von 37 Standardschiffen des Typs C3-S-A1 gebaut. C = Cargoship, 3 = Schiffsgröße, S = Steam (Antrieb), A = erster Entwurf und 1 = Sondereinrichtungen, hier Hilfsflugzeugträger. 

September: Das EKT (Eidgenössische Kriegs Transportamt) der Schweiz kauft für das Land sieben Handelsschiffe mit 39.210 BRT. Damit wird die bisher aus gecharterten griechischen Schiffen bestehende Handelsflotte zur Versorgung des Landes und zum Transport der Exportgüter ausgebaut. Die unter der Flagge der Schweiz fahrenden Schiffe hatten Besatzungen aus neutralen Ländern. Die Kommunikation oblag Funkoffizieren, welche die Schweizer Staatsangehörigkeit haben mussten und welche ihren Funkverkehr vornehmlich über die ebenfalls neu konzipierte Küstenfunkstelle Dübendorf (Rufzeichen HBZ, Kurzwelle 8 und 6 MHz) abwickelten. Für das Gründungsjahr werden 265 und für das Folgejahr schon über 5.000 Telegramme über HBZ vermittelt. 

1. Oktober: Die 1903 gegründete Telefunken GmbH geht zu 100 Prozent in den Besitz der AEG über. 

7. Oktober: In Bologna findet die feierliche Überführung des Sarges des Begründers der drahtlosen Telegraphie, Guglielmo Marconi, in das auf Wunsch des Duce gebauten Mausoleum in Pontteccio statt, an der zahlreiche Vertreter des In-und Auslandes teilnahmen

Oktober: Das OKW erkennt den Besatzungen der Handelsschiffe, die im Auftrag der Kriegsmarine fahren, ohne von ihr gechartert zu sein, das Recht auf die Gebührenvergünstigungen der Feldpost zu. Der Name des Schiffes wird zunächst in der Anschrift noch offen genannt, später (Juni 1942) aber durch eine Z-Nummer verschlüsselt. 

12. November: Todestag des Erfinders der Gaetz-Zelle (elektrolytischer Gleichrichter mit vier Anschlüssen), Professor Leo Graetz. Sein Standardwerk „Die Elektrizität und ihre Anwendungen“ erschien erstmals im Jahre 1883. Prof. Graetz wurde  81 Jahre alt. 

2. Dezember: Prof. Dr. H. Barkhausen feiert in Dresden seinen 60. Geburtstag. 


Neue Geräte 1941
Einer der bekanntesten Empfänger der Kriegs- und Nachkriegszeit, der Kurzwellenempfänger E 52 a "Köln" wird eingeführt. Frequenzbereich: 1,5 bis 25 MHz, Motorabstimmung, 10 Röhren RV 12 P 2000, 2 Röhren RG 12 D 60. Regelbares Quarzfilter für 200 Hz bis 5 kHz, als 52 b mit Handabstimmung. Der Empfänger hat 6 Hf- und 11 ZF-Kreise, die ZF beträgt 1 MHz. Er wird in ca. 6000 Exemplaren gefertigt. Typenreihe E 52a bis E 52d, bei der Marine als T 8 K 44 bezeichnet. 

Hallicrafter stellt den Kurzwellen Super „Super Skyrider“ SX 28 vor. Das Ursprungsmodell heißt SX 28 A davon werden viele Geräte an Russland geliefert und auf russische Röhrentypen umgerüstet. Die US Version hat 6 (andere Quelle 15) - Röhren, z.B.: 6 AB7, 6SK7, 6SA7, 6L7 usw. Frequenzbereich 550 kHz bis 43 MHz, ZF = 455 kHz. Bereiche: 550 – 1.600 kHz, 1,6 – 3 MHz, 3 – 5,8 MHz, 11 – 21 MHz, und 21 – 43 MHz. Einfachsuper mit zuschaltbarem BFO.


Neu auf dem Büchertisch 1941
„Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens"  Im Verlag für Wissenschaft und Leben, Berlin, der Jahrgang 1940. Es kostet 22 RM. 
„Kartei für Funktechnik“ ist eine Reihe von Karteikartenlieferungen überschrieben, die im Funkschau-Verlag München erscheinen. Die 1. und zweite Lieferung liegt nun vor und kosten 9,50 RM, weitere Lieferungen sollen folgen und kosten dann 3 RM.
Juli: Das Buch „Einführung in die elektrische Nachrichtentechnik“ von W. Hering erscheint in neuer Auflage. 
„Fortschritte der Hochfrequenztechnik“, herausgegeben von F. Vilbig und J. Zenneck erscheint bei der Akademischen Verlagsgesellschaft , Becker und Erler in Leipzig und kostet 43,80 RM. 
Im Funkschau-Verlag München erscheint die „Funkschau-Röhrentabelle“ in der dritten Auflage. Das Büchlein kostet 1 RM. 
„Drahtloser Überseeverkehr“   heißt das Buch von p: Kotowski und H. Wisbar. Es erscheint im Verlag S. Hirzel und kostet 14,50 RM. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1942

1. Januar: Die Leitvermerke im festen deutschen Funkdienst „via Transradio“ und „via Radio Austria“ werden durch den einheitlichen Leitvermerk „via Deutschfunk“ ersetzt. 

3. Januar: Die Schlacht im Atlantik spitzt sich zu. Auf eine Anordnung aus dem Führerhauptquartier sollen jetzt alle feindlichen Handelsschiffe ohne vorherige Warnung versenkt werden. Da ab jetzt auch keine Überlebenden mehr von den Angreifern aufgenommen werden dürfen, setzt man auf britischen Schiffen Rettungsbootsender ein, die einen Notruf und eine Zielfahrt ermöglichen sollen. 

1. bis 5. März: In Leipzig findet die Leipziger Frühjahrsmesse statt. 700 Aussteller werden erwartet. 

März:  Baubeginn der Funksendestelle Elmshorn. Die Funkstelle wird im Jahr 1943 mit zwei 50 kW Kurzwellensendern in Betrieb genommen

Am 12. September torpediert und versenkt das deutsche U-Boot U 156 das britische Passagierschiff "Lakonia" (19 695 BRT). Das mit 16 (andere Quelle: 8) Geschützen bewaffnete Schiff hat an Bord: 436 Mann Besatzung, 268 britische Urlauber, 1 800 italienische Kriegsgefangene und 160 polnische Soldaten als Gefangenenaufseher. Die "Lakonia" sendet sofort einen offenen SSS-Funkspruch. 
U 156 nimmt 193 Personen auf und hat 200 Personen in Rettungsbooten im Schlepp und sendet auf 12 MHz (andere Quelle 12 kHz???) sowie auf 500 kHz: "if any ship will assist the shipwrecked lakonia crew i will not attack her providing i am not being attacked by ship or airforce i picked up 193 men in 4.52 south 11.26 west, german submarine". Als U 506 und U 507 eintreffen, erfolgt ein Bombenangriff eines amerikanischen Liberator Bombers auf das mit Rote-Kreuz-Flagge markierte U 156. Die Boote tauchen. Bei einem erneuten Rettungsversuch werden die Boote wieder angegriffen. Französische Kriegsschiffe übernehmen die Überlebenden später. Die Zahl der Toten wird mit 1.600 angegeben. 

März:  Bern Radio/HEB wird auf Posn 47.00.52 N 026.37.00 E eröffnet. Die wirtschaftliche Isolierung während des Zweiten Weltkrieges zwingt die Schweizerische Eidgenossenschaft, für die Sicherung der Landesversorgung Schiffe zu erwerben bzw. zu chartern. Die Schweizer Flagge zur See wird eingeführt und gleichzeitig das Eidgenössische Seeschifffahrts- und Schiffsregisteramt in Basel gegründet. 1941 wird die Radio Schweiz AG aufgrund eines Vertrages mit der Eidgenossenschaft mit den erstmals unter Schweizer Flagge fahrenden Hochseeschiffen betraut. Da der Flugsicherungsdienst Zürich während des Krieges brach liegt, erfolgt der Funkverkehr mit den Schiffen von der Funkstation Dübendorf aus. 

2. Oktober: Gegen 14.00 versenkt die „Queen Mary/GBTT“, die mit ca. 10.000 US-Truppen von New York kommend und mit ihren 28,5 Knoten Geschwindigkeit einen Zick-Zack-Kurs fahrend, das Begleitschiff Curacao von der Donegal Küste. 

12. – 24. Oktober: Auf Einladung des Reischspostministers Dr.-Ing. Ohnesorge findet in Wien der Europäischer Postkongress  statt, an  dem 14 europäische Postverwaltungen teilnehmen. Sie beschließt die Gründung einer europäischen Post- und Fernmeldeverwaltung, unter deren Dach erstmals alle Zweige des Nachrichtenwesens  (Post, Telegraphie, Fernsprechen, Funk und Fernsehen) organisatorisch zusammengefasst sind. 

Oktober: Die türkische Regierung bestimmt, dass alle Handelsschiffe >=1600 BRT mit einer Telegrafiestation ausgerüstet werden müssen. Da aber wegen des Weltkrieges solche Stationen nicht beschafft werden können, wird die Ausrüstung zunächst zurückgestellt. 

19. November: Die Reichsseefahrtschule Danzig feiert das 125-jährige Jubiläum. 


Neue Geräte 1942
Elektromekano hat seinen Löschfunkensender Tx 0,25 neu konzipiert. Das 250 Watt – Gerät wird als Notsender eingesetzt. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1943
1. Januar: Die See-BG verzeichnet in ihrer Übersicht eine Heuererhöhung für deutsche Funkbeamte. Statt 335 erhält ein Funkbeamter I jetzt 414 RM und ein Funkbeamter III statt vorher 145 Mark jetzt 306 Mark. Dieser Satz wird bis zum Kriegsende nicht mehr geändert.

7. Januar: In New York stirb im 82. Lebensjahr der aus Kroatien stammende Physiker Nicola Tesla. Nach seiner Arbeit bei Edison arbeitete er aus dem Gebiet die Hochfrequenztechnik und schuf den nach ihm benannten Transformator. 

28. Februar: Die Küstenfunkstelle Memelradio wird geschlossen. Der Funkverkehr wird über Libau Radio und Reval Radio weitergeführt. 

4. März: Auflösung der Reichspostdirektion Oldenburg. Der Bezirk wird der Reichspostdirektion Bremen angegliedert. (Brand) 

1. April: Die „Verordnung zur Vereinfachung der Vorschriften über Privatfernmeldeanlagen“ vom 1. Dezember 1942 tritt in Deutschland in Kraft. Sie ergänzt das Fernmeldeanlagengesetz vom 14. Jan. 1928 und schränkt die Rechte daraus ein. 

Mai: Die Besatzung des Hamburg-Süd Schiffes "Bahia" wird für nicht näher bezeichnete Taten mit Orden ausgezeichnet. Dabei erhält u.a. der 1. Funkoffizier O. Westdorp das EK II

Um die Schiffsverluste in der Handelsmarine auszugleichen, beschließt die deutsche Regierung das "Hansa-Programm". Es handelt sich um eine Neubau-Initiative von Typschiffen (1.920, 2.800 und 5.900 BRT). In diesem Jahr werden 43 und im nächsten Jahr 73 Handelsschiffe neu in Dienst gestellt. Seit 1942 hat die deutsche Handelsschifffahrt neben vielen anderen Gütern (Holz, Getreide) z.B. allein ca. 25 Mio. Tonnen Eisenerz befördert. 

19. Oktober: Die Fernmeldeverwaltungen von Albanien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Italien, Kroatien, der Niederlande, Norwegen, Rumänien, San Marino, Slowakei und Ungarn beschließen ein „Übereinkommen über den europäischen Post- und Fernmeldeverein“ (Wiener Vertrag). Ziel ist eine einheitliche Vorschriften- und Gebührensstruktur in Europa durch die Gründung eines Europäischen Post- und Fernmeldevereins. Die Bestimmungen des Weltpost- und Weltnachrichtenvertrages und der dazugehörigen Vollzugsordnungen bleiben durch die Neugründung unberührt. Das Vertragswerk soll am 1. April 1944 in Kraft treten. 

Die Amerikaner übernehmen das im Radiation Laboratory des Massachussets Institute of Technology entwickelte passive Navigationssystem GEE zur Standortbestimmung im Nordatlantik. Sie arbeiten auf Frequenzen um 20 MHz und nennen es LORAN (long range navigation). Unter günstigen Bedingungen liegt die Reichweite bei fast 2 000 km und die Genauigkeit bei bis zu 200 m. Als größter Vorteil wird hervorgehoben, dass zur Standortbestimmung keine Aussendung erforderlich ist. Die Freigabe für die zivile Schifffahrt erfolgt erst um 1957)

Späte Rechtfertigung: Das berühmte Marconi  7777-Patent (four-seven-patent), das auch mit dem US Patent 763 772 geschützt war, wird vom US Supreme Court für ungültig und das originale Lodge-Patent (US Nr. 609 154) für gültig erklärt.Damit endet ein langer Rechtsstreit zwischen Lodge und Marconi. 

Im Dezember wird in Dollis Hills/GB eine Großrechenanlage mit 1 500 Röhren und dem Namen "Colossus MK 1" für Dechriffierzwecke aufgestellt. Die Aufgaben von zehn Dechriffierwalzen werden dabei von zehn mit Thyratron-Dreielektrodenröhren bestückten Ringschaltungen übernommen. Das ist die Geburtsstunde des ersten elektronischen Computers, der die Morsefunksprüche deutscher Kommandostellen und Schiffe entschlüsseln wird. 

Die C. Lorenz AG liefert den 1.000 kW Längstwellen-Sender “Goliath“ an die deutsche Kriegsmarine ab. Er dient zur Befehlsübermittlung an die deutschen U-Boote. Als Standort wurde nach umfangreichen Untersuchungen der Leitfähigkeit des Erdbodens Kalbe bei Stendal ausgewählt. Mit Rahmentiefen unter Wasser werden mit diesem Sender Reichweiten von bis zu 9.800 km erreicht (750 km südlich von Kapstadt, Malakkastraße, im Golf von Mexiko bei Tauchfahrt in 36 m Wassertiefe  usw). 
Frequenzbereich: 15 kHz bis 60 kHz, Sendearten: Telegrafie, Fax und Telephonie. Gesamtwirkungsgrad ca. 50 Prozent. Der selbsterregte oder quarzgesteuerte vierstufige Steuersender hat eine Ausgangsleistung von 500 Watt. Der dreistufige Hauptsender ist in der letzten Stufe mit 4 bis 6 parallel geschalteten 300 kW Senderöhren der Type RS 301 bestückt. Die Antennenanlage in Form einer großen Dachantenne besteht aus 3 Rohrmasten (200 m Höhe) und 15 geerdeten Gittermasten (175 m Höhe) welche drei verbundene Sechsecke bilden, mit den Rohrmasten im Mittelpunkt. Die Antennenkapazität wird mit 113 nF und das Erdnetz mit 4 Quadratkilometern angegeben. Wegen des Kleine Strahlungswiderstandes und der großen Blindleistung sind Variometerspulen mit sehr großen Dimensionen vorgesehen (Scheinleistung 500 MVA, I- 2,5 kA, U = 200 kV, P = 800 kW, Höhe = 5 m, Durchmesser = 3,5 m, Leitungsquerschnitt = 350 mm²). Zur Ausrüstung (Frequenzwechsel und Abstimmung ohne Strahlung) gehört auch eine künstliche Antenne (1 MW). Die Stromversorgung erfolgt aus dem Dreiphasennetz oder mit einem Dieselaggregat von 2.000  PS, das durch eine Reinwasserkühlanlage mit Kühltürmen vor Überhitzung geschützt ist. Als Gleichrichter werden 12 Oxydkathoden Quecksilber Gleichrichter der AEG (S 15/1501) verwendet, die eine Restwelligkeit von 1 Promille. Die wesentlichen Bau- und Installationsphasen wurden unter der Leitung des am 10. März 1901 in Berlin geborenen Dr.-Ing. Fritz Gutzmann ausgeführt. 

1943: In diesem Jahr liefern die amerikanischen Werften 1.238 Liberty Einheits-Frachtschiffe ab. Besatzung: Deck: 22, Maschine: 15 und Service/Küche: 7. Dazu kommt noch Bedienungspersonal für die Bewaffnung. Bauzeit ca. 13 Tage pro Schiff. Die ab 1944 gefertigten Victory-Schiffe benötigen eine Bauzeit von 30 Tagen. 

31. Dezember: Im Reichsgesetzblatt I S 28 wird die Neufassung der „Verordnung über den Luftschutz auf Schiffen“ veröffentlicht. Sie löst die Verordnung vom 7. Oktober 1939 ab. Neu ist u.a., dass Schiffe mit Ft-Anlagen im Alarmfall die Fliegerwarnflagge zeigen müssen. Seeschiffe, die Hilfe benötigen, bedienen sich u.a. des SOS-Signals, jedoch nicht mittels Funkentelegraphie. 


Neue Geräte 1943
Marconi/GB  stellt den neuen Einfach Superhet Yeaoman CR 300/2 vor. Das 8-Röhren-Gerät mit den Betriebsarten A1-A2-A3 überdeckt den Bereich 15 kHz bis 25 MHz mit Ausnahme des 85 – 210 kHz Fensters und hat Eichpunkte zur Skaleneichung. 

Neu auf dem Büchertisch 1943
Das „Mathematikbuch für den Fernmeldeunterricht“  (Autor: Rinkow) erscheint für 6 RM im Verlag Beamtenpresse in Berlin-SW-68.
"Einführung in die Funktechnik" heißt das im Springer-Verlag in der 2. Auflage erscheinende Buch von Dipl.-Ing. Dr. F. Benz. Es kostet 15 RM.
"Grundlagen und Kennlinien der Rundfunkröhren" von H. Rothe und R. Kleen erscheint bei Becker und Erler.Es kostet 18,40 RM
Im Amtsblatt 47/1943 des RPM wird die 2. Auflage des Buches „Einführung in die elektrische Nachrichtentechnik von W. Hering angekündigt. Verlag: Drucksachenstelle des RPZ in Berlin. Preis: 4,70 RM. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1944

1944: In Deutschland werden pro Jahr (fast ausschließlich für militärische Zwecke) 17,8 Millionen Elektronenröhren gefertigt. 

15. Februar: Todestag des Berliner Physikers Arthur Wehnelt. Der 73-jährige wurde durch seine Forschungen auf den Gebieten Wehnelt-Unterbrecher, Röntgentechnik, Oxydkathode Elektronenlinse usw. bekannt. 

März: Alle deutschen Seeleute werden mit einer Erkennungsmarke ausgerüstet. Sie trägt die Bezeichnung SBG und eine laufende Nummer, die auch im Seefahrtsbuch vermerkt wird. 

März: Kapitän Paul Hellmann (MS „Osorno“ der Hamburg-Amerika-Linie) erhält als erster Offizier der Handelmarine das Ritterkreuz für drei erfolgreiche Fahrten nach Japan, die als Versorgungsfahrten wertvolle Rohstoffe nach Deutschland transportieren. 

15. Mai: Die Reichsseefahrtschule Bremen meldet nach dem durch Bombeneinwirkung bedingten Umzug nach Wustrow die erste bestandene Prüfung. Unter den Prüflingen sind auch Kandidaten mit dem Seefunksonderzeugnis und dem Seefunkzeugnis 2. Klasse. Gleichzeitig wird der Beginn eines neuen Funkerlehrganges (1. Mai) angekündigt. Eintritt kann jederzeit erfolgen. 

15. April: An der DEBEG-Funkschule in Stettin bestehen 15 Funkoffiziersanwärter die Prüfung zum Seefunkzeugnis 1. Klasse. Einer der Prüflinge ist Klaus Duhme (VDFO Elsfleth). 

September: 20 Beamte der Hauptfunkstelle Norddeich werden zum aktiven Wehrdienst eingezogen. 

16. September: Im Reichsgesetzblatt I S. 233 wird die „Polizeiverordnung über das Betreten von Seeschiffen in deutschen Häfen“ veröffentlicht und in Kraft gesetzt. Sie verbietet u.a. schiffsfremden Personen das Betreten von Seeschiffen in deutschen Häfen und droht Strafen (Geldstrafe bis 150 RM oder Haft bis zu sechs Wochen) an. 

Oktober: Der Reichspostminister Dr.-Ing. eh Ohnesorge erhält das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern. 

Oktober:  Das Leningrader Schifffahrtstechnikum (Seefahrtschule) wird in Leningrader Höhere Seefahrtschule umbenannt. Sie erhält nun vier Fakultäten, eine nautische, eine schiffsmaschinenbetriebstechnische, eine elektrotechnische und eine funktechnische. 

Dezember: Die Überseefunkempfangsstelle Lüchow wird in Betrieb genommen.


Neue Geräte 1944
Marconi (London) stellt dem Kriegministerium die Systeme „Bagful“ und Carpet vor, die Funkfrequenzen überwachen und Radarsignale ablenken können. 

Neu auf dem Büchertisch 1944
"Lexikon der Funktechnik" erscheint im Verlag Franck’sche Buchhandlung, Stuttgart. Das Buch der Autoren H. Günther und H. Richter kostet 27 RM

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1945

30. Januar:  Um 21:08 (andere Quelle 21.16) Uhr Ortszeit wird das deutsche Fahrgastschiff „Wilhelm Gustloff/DJVZ“ (andere Quelle: DJNZ), (25 484 BRT, 1938 für 1.460 Fahrgäste und 417 Besatzung als Einklasse-Schiff der Deutschen Arbeitsfront (KdF) gebaut) mit ca. 8.000 Menschen (Verwundete, Flüchtlinge, U-Boot-Ausbilder, Besatzung  usw.) durch das russische U-Boot S 13 (Kommandant Marinesco) angegriffen und sinkt nach drei Torpedotreffern um ca. 22.18 Uhr. Das Schiff hat Rettungsmittel für 400 (andere Quelle: für 5.000) Personen an Bord. Oberfunkmeister Rudi Lange (21) sendet mit einem Tornisterfunkgerät (Reichweite ca. 2 km), weil der Sender und das Notaggregat ausgefallen sind, „SOS de wilhelm gustloff sinken in posn querab stolpmuende 55:07 n 17:42 o erbitten hilfe“. Das Begleitschiff „Löwe“ sendet auf der U-Boot-Lehrdivision-Frequenz den Seenotruf erneut aus. Die geschätzte Zahl der Toten liegt bei 7 000 (andere Quelle: 5.348), es werden 964 (andere Quelle: 1.252) Personen gerettet. Das gleiche U-Boot versenkt in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar vor Stolpmünde die „General Steuben“ (14 660 BRT, 1923 als „München“ gebaut) um 0:53 Uhr mit schätzungsweise 3000 Personen an Bord (andere Quelle: 4.267 Menschen, davon ca. 1.600 Schwerverwundete), von denen 300 überleben. Um 00.52 feuert das U-Boot S 13 zwei Torpedos, die „Steuben“  sinkt um 01.26 Uhr. Die meisten Überlebenden werden durch den Tender T 196 aus der eiskalten Ostsee gefischt und nach Kolberg gebracht. Das Wrack des ehemaligen Fahrgastschiffes, welches im Krieg als OP-Schiff diente, liegt in 25 m Wassertiefe

März: Die nach Wustrow ausgelagerte Seefahrtschule Bremen wird geschlossen.

29. März: Das letzte im Reichsgesetzblatt verkündete Gesetz ist überschrieben „Gesetz über die Haushaltsführung im Reich“ für das Rechnungsjahr 1945. Damit endet dieses Gesetzeswerk und wird erst wieder mit dem Gesetzblatt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftgebietes (später Bundesgesetzblatt und Gesetzblatt der DDR) fortgeführt. 

16. April: Das norwegische Beuteschiff „Goya“  (7.000 BRT, Stapellauf 1940 in Oslo) mit ca. 7.000 Menschen (Flüchtlinge und Schwerverwundete) an Bord sinkt innerhalb von 3 bis 4 Minuten nach Torpedotreffern vor Stolpmünde. Nur 195 (andere Quelle 172) Überlebende.. Das für die Südamerikafahrt konzipierte Schiff diente im Krieg von Memel aus als Torpedozielschiff und ab Sommer 1944 als Transportschiff. Vor der letzten Reise hatte das Schiff schon ca. 19.000 Flüchtlinge über die Ostsee gebracht. Von den 4 Torpedos des sowjetischen U-Bootes L 3 (Kommandant Konovalov) treffen zwei die Goya. Zu dem 5 Schiff-Konvoy gehört auch die „Kronenfels“, die wegen eines Maschinenschadens das Geleit um 20 Minuten aufhält. Das Wrack liegt in ca. 76 m Wassertiefe auf der Position 55.13 N und 18.20 O. Damit gehören die Untergänge der „Gustloff“, der „Steuben“ und der „Goya“ mit mehr als 20.000 Toten zu den größten Schiffskatastrophen der Welt. Weitere ca. 80 Schiffe gehen in der Ostsee bei Evakuierungsmaßnahmen (Minen, U-Boote, Luftangriffe) verloren. 

26. April: Befehl Nr. 1 der sowjetischen Militärbehörde sagt u.a., dass alle Personen, die Radioempfänger besitzen, diese innerhalb 72 Stunden bei den militärischen Bezirkskommandos abliefern müssen. Dieser Befehl wird später wieder aufgehoben, um die Bevölkerung der SBZ auch auf diesem Wege schnell informieren zu können. 

6. Mai: Die Sendefunkstelle Norddeich und der Rundfunksender Bremen in Osterloog  werden durch kanadische und britische Truppen besetzt. Utlandshörn wird am 12. Mai besetzt. Eine für Juni vorgesehene Sprengung der Anlagen der Küstenfunkstelle findet nicht statt. Am 5. Mai stellt der Reichssender Bremen/Osterloog nach einer letzten Reichssendung um 20.15 aus dem Studio Wilhelmshaven den Sendebetrieb ein. 

7. Mai: Die sowjetische Fachpresse propagiert auf höheren Befehl Alexander Popoff als den Erfinder des Radios, was von westlichen Historikern heftig bestritten wird. In den Folgejahren wird in der Sowjetunion der 7. Mai als der „Tag des Radios“ gefeiert. Auch die Erfindungen des Fernsehens und des Flugzeuges werden in der russischen  Fachpresse für die Sowjetunion reklamiert. 

8. Mai: Kapitulation und Kriegsende. Die deutsche Handelsmarine beklagt einen Gesamtverlust von 810 Schiffen im Zweiten Weltkrieg. Nur noch 34 Prozent der Handelsflotte sind in einem mehr oder weniger betriebsklaren Zustand verfügbar. Von den verbleibenden Schiffen ist das älteste der Dampfer „Pionier“ (Baujahr 1873). Die Handelsmarine Deutschlands beklagt ca. 3.000 und die Großbritanniens ca. 24 100 Tote seit Kriegsausbruch. Die DEBEG beendet die seit 1911 durchgeführte Ausbildung von Funkoffizieren für die Handelsmarine. 

9. Mai: Ein Marine-Nachrichtenoffizier der Royal Navy besichtigt die Küstenfunkstelle Elbe-Weser-Radio in Sahlenburg und Berensch. Der Militärfunkdienst wird eingestellt und der Betrieb der Küstenfunkstelle als Koordinator des Seenot-Rettungsdienstes weiter gestattet. Damit ist nach dem Ausfall von Norddeich- und Rügen-Radio nur noch eine deutsche Küstenfunkstelle aktiv. So wurden im gleichen Monat noch zwei Seenotfälle (Dornier-Seenotflugzeug und gestrandetes rückkehrendes deutsches U-Boot bei Amrum) von hier koordiniert und mit der DGzRS abgewickelt.

13. Mai: Der Rundfunk im sowjetisch besetzen Berlin wird mit einem 100 kW Sender, der die Kämpfe um die Stadt heil überstanden hat, in Berlin-Tegel auf der Welle 356 m  mit dem Wortlaut der Kapitulationsurkunde, den Nationalhymnen der vier Besatzungsmächte und einer Rede Stalins wieder aufgenommen. 

Juni: Von den 401 deutschen Fischereifahrzeugen bei Ausbruch des Weltkrieges stehen jetzt noch 58 Einheiten mehr oder weniger betriebsbereit zur Verfügung. Durch Rückbau von Vorpostenbooten kann diese Zahl bis zum Jahresende auf 87 Schiffe für den Fischfang vergrößert werden. 

Juni: Die Verluste auf  der Seite der Alliierten und der Neutralen wird bis zum Kriegsende mit mit ca. 5.200 Handelsschiffen angegeben. 

1945: Während des Zweiten Weltkrieges war der Eispatrouillendienst der US Coast Guard eingestellt. An seine Stelle traten Eis-Erkundungsflüge. Die Ergebnisse wurden den Konvois verschlüsselt mitgeteilt. 

Juni: Internationale Funkkonferenz mit allgemeinen Aufgaben auf den Bermuda-Inseln. Sieben Teilnehmerstaaten (USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Indien, Südrhodesien). 

5. Juni: Der Viermächte-Kontrollrat verfügt, dass vorerst alle deutschen Kriegs- und Handelsschiffe in den von den Alliierten verfügten Häfen bleiben müssen. 

5. Juni: Der Sender Osterloog strahlt als BLA I (British Liberation Army I, Field Broadcasting Unit, British Forces Network (BFN)) mit 100 kW Leistung auf 658 kHz.

11. Juni: Elbe-Weser-Radio verbreitet die ersten Wetterberichte in englischer Sprache, die aber von den ersten auslaufenden Fischdampfern nicht genutzt werden können, weil sie die Funkanlage nur in Seenotfällen einschalten dürfen. 

17. Juli bis 2. August: Dreimächte-Konferenz in Potsdam. Sie bestimmt u.a., dass die ablieferungspflichtige Handelsmarine (Ausnahme Binnen- und Küstenschiffe) zu gleichen Teilen unter der UdSSR, Großbritannien und den USA aufzuteilen ist. Abgeliefert werden 446 Handelsschiffe und 51 Fischdampfer, von denen 38 rückgechartert werden. 34 Handelsschiffe werden mit Gasmunition in der Nordsee und in der Biscaya versenkt. Auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone verbleiben als einzige Seeschiffe der 1903 gebaute D. „Grete Cordes“ (1.250 BRT, später in „Johann Ahrens“ und danach in „Vorwärts (DALF oder DUCF ???)“ umbenannt) und ein Seeleichter. Die UdSSR übernimmt alle beschlagnahmten Schiffe in die eigene Handelsmarine auf. 

Juli: Die preußische Seefahrtschule Altona und die Seefahrtschule Hamburg werden vereinigt. 

September: Die Küstenfunkstelle Cuxhaven wird in das Gebäude der Royal Navy im Minensuchhafen verlegt.

1945: Nach Kriegsende müssen alle Schiffe >= 1500 BRT abgeliefert werden. Der deutschen Handelsflotte werden für die Küstenfahrt 200.000 BRT zugebilligt, die aber aus vorhandenen Schiffen nicht abgedeckt werden können. Als Nationalitätsflagge wird der Stander „C“ des Internationalen Signalbuches gesetzt, am Bug wird ein X mit vierstelliger Nummer geführt. Gemäß Kapitulationsurkunde und Alliierter Kontrollratsbeschlüsse wird für alle vier Besatzungszonen in Deutschland das Verbot wirksam, Funkanlagen mit größerer Leistung als 10 Watt sowie Funkpeilempfänger zu bauen. Nach der Ablieferungsaktion beträgt der Schiffsbestand der deutschen Handelsflotte 132 Schiffe mit ca. 80.000 BRT, davon 40.000 BRT Motorseglertonnage. Zum Vergleich: 1939 waren in Deutschland 4 Millionen BRT registriert. Die älteste Einheit der Resthandelsflotte ist der D. „Pionier“ mit 415 BRT aus dem Jahr 1873, der 1953 abgewrackt wird

Oktober: Sieben Sender der Sendefunkstelle Norddeich sind nach einer Reparatur für die Besatzungsmacht wieder betriebsbereit. 

8. Dezember: Elbe-Weser-Radio strahlt auf einer Grenzwellenfrequenz das Zeitzeichen der britischen Großfunkstelle Rugby aus. Dieser Dienst wird  im Juli 1950 eingestellt und durch die Aussendung eines Zeitzeichens vom DHI in Hamburg ersetzt, welches über Kiel- und Norddeichradio ausgesendet werden. 

12. Dezember: Der Alliierte Oberste Kontrollrat genehmigt die Wiedereröffnung des Deutschen Hydrographischen Instituts in Hamburg (DHI), das seit der Kapitulation geschlossen war. Das DHI ist die einzige Dienststelle Deutschlands, die für alle vier Besatzungszonen zuständig ist. 

14. Dezember: Wiederaufbau der Peilfunkstelle Norderney (Brand) 

Dezember: 20 Beamte der Hauptfunkstelle Norddeich werden der britischen Nachrichteneinheit „Golden Arrow Detachment“ in Berlin und Herford unterstellt. 

Dezember: Die Peilfunkstelle Norderney geht wieder in Betrieb. 

Dezember: Elbe-Weser Radio ist weiterhin eine eine Funkstelle der Royal Navy und betreut neben den Nachschubschiffen auch vermehrt deutsche Fischereifahrzeuge. 


Neue Geräte 1945
Die US-Firma Hallicrafters stellt den Grenz-Kurzwellen-Empfänger  S 38 vor. Das Gerät ist als Einfach-Superhet gebaut und deckt den Frequenzbereich 540 kHz und 32 MHz in 4 Schaltstellungen ab. Dazu kommt eine mit „Bandspread“ bezeichnete Frequenzlupe (0-100). Betriebarten AM und CW mit regelbarem Überlagerer. Netzspannung 110 V.
Das für die Standortbestimmung der Allierten wichtige LORAN-A-System wird durch die Coast Guard betrieben. Es zählt zum Kriegsende 70 Sendestationen und an Bord alliierter Schiffe befinden sich ca. 7.500 Empfangsstationen

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1946

1.Januar: Wer das Glück hat, als Funkoffizier zur See fahren zu können, erhält eine Heuer, die nach Angaben der See-BG bei monatlich 315 (Funkbeamter I) und 110 Mark (Funkbeamter III) liegt. 

10. Januar: Die britische Wache verlässt die Sendefunkstelle Norddeich. 

1. April: Der Allierte Kontrollrat genehmigt die Errichtung eines Wetterdienstes. So kommt es heute zur Gründung eines Meteorologischen Amtes für Nordwestdeutschland (MANWD). Die Aufsicht hat ein Meteorological Officer. Hier werden u.a. die von den Küstenfunkstellen ausgestrahlten Wetter-, Eis- und Sturmwarnungen bzw. –Meldungen verfasst. Dieses Amt wird später (1952) Bestandteil des „Deutschen Wetterdienstes“

Mai: Abzug des British Officer Commanding (BOC) von der Empfangsfunkstelle Utalndhörn, der Sendefunkstelle Norddeich und dem Großrundfunksender Osterloog. Alle drei Funkstellen sind damit wieder in deutscher Hand. (Brand) 

18. Juni: Die ehemalige Funkstelle der Kriegsmarine in Kiel - Friedrichsort (später Koppelsburg und Scharnhagen mit acht Sendern von insgesamt 16 kW und fünf Antennen mit 45-m-Masten, Empfangsstelle Kiel-Schilksee mit vier Arbeitsplätzen) geht als Kielradio in Betrieb. Nach Wegfall der Kontrollbehörden - Aufsicht wird am 18. Mai 1948 der öffentliche Seefunkverkehr aufgenommen. Kielradio nimmt als erste deutsche Küstenfunkstelle den Seenotwachdienst in der Ostsee auf. Auch Norddeichradio und Elbe-Weser-Radio (nach dem Umzug nach Altenwalde am 8. April) werden wieder der deutschen Postverwaltung übergeben. Nach Sprengung aller Anlagen von Rügenradio wird eine sowjetische Küstenfunkstelle (Mittel und Kurzwelle, Rufzeichen UJI2) in Rostock errichtet. 

1. September: Heute nimmt das Peilfunknetz „Nordsee“ auf der neuen Peilfrequenz 375 kHz mit den Stationen Norderney/DAY, Neuwerk/DAK und St. Peter Ording/DAG seinen Betrieb wieder auf. Peilleitfunkstelle ist Elbe-Weser-Radio. Hauptaufgabe: Standortbestimmung der für die Minenräumung eingesetzten Schiffe und Navigation auf den geräumten Zwangswegen. Diese wickeln ihren Funkverkehr auf der Frequenz 3015 kHz ab. 

15. September: Osterloog stellt die Aussendungen als britischer Soldatensender ein. 

26. September: Die Kontrollratsdirektive Nr. 37besagt u.a.: Die deutsche Handelsflotte darf folgende Maximalwerte nicht überschreiten: 1500 BRT, Geschwindigkeit 12 kn, 2000 sm Fahrtbereich, Ladebäume max. 3 to. Schiffe über 35,5 m Länge dürfen nur mit 
Dampfmaschinen mit Kohlenfeuerung betrieben werden. 

September: Unter den beim Arbeitsamt gemeldeten Arbeitslosen sind 32.000 Seeleute.

September: Internationale Funkkonferenz mit allgemeinen Aufgaben in Moskau. Vorkonferenz für die Internationale Fernmeldekonferenz Atlantic City 1947. Fünf Teilnehmerstaaten (USA, Großbritannien, Frankreich, China, UdSSR). 

16. Oktober: Die „Queen Elizabeth/GBSS“ macht nach dem Umbau ihre erste Reise als Fahrgastschiff. Im Zweiten Weltkrieg war das Schiff als Truppentransporter eingesetzt. 

12. November: Kontrollratsbestimmung: (Gesetz Nr. 39 des Alliierten Kontrollrats)....Sämtliche deutschen oder ehemals deutschen Schiffe ..... haben jederzeit ..... die Erkennungsflagge der Alliierten Kontrollbehörden zu führen. Diese besteht aus der internationalen Signalflagge „C“, aus der ein Dreieck .... herausgeschnitten wird. Dieser Flagge sind keine Ehrenbezeigungen zu erweisen und sie ist nicht zum Gruß von Kriegs- und Handelsschiffen irgendeiner Nation zu dippen. Es ist nie richtig geklärt worden, warum die Flagge C ausgewählt wird. Die Deutungen gehen von C = Capitulation bis C = Control Commission.

22. November: Norddeichradio arbeitet wieder auf Mittel- (445 kHz) und Grenzwellen (2395 kHz, die sogenannte „Karstadt-Welle“). Wetterberichte: Mittelwelle 08 und 20 UHR MGZ im Anschluss an den noch auf 500 kHz gesendeten Sammelanruf auf 445 kHz mit Tempo 80  BpM. in englischer sowie 08.10  und 20.10 MGZ auf 2395 kHz in deutscher Sprache. Dieser Wetterbericht wird erst gesprochen und danach (08.25 und 20.25 MGZ) in Morsezeichen wiederholt. 

16. Dezember: Die Seefahrtschule Bremen (amerikanische Besatzungszone) nimmt die seit 1945 ruhenden Lehrtätigkeit wieder auf. 
Ziel des ersten Lehrgangs ist das Patent A6

19. Dezember: Die Funksendestelle Plön wird nach einem Umbau für den Küstenfunkdienst in Betrieb genommen. 


Neue Geräte 1946
Siemens fertigt für die DEBEG 100 Stück Grenzwellen-Telephonie-Sender Funk send 25a. Leistung: 10 Watt, 1,5 - 3,3 MHz, vier gerastete Betriebsfrequenzen, 5 Röhren ( c 3 spez.), Kohlemikrophon und Umformer. Dieser Sender konnte die verschärften Frequenztoleranzgrenzen des Vertrages von Atlantik City (1947) nicht einhalten und hat daher nur eine kurze Betriebsdauer.
Der aus dem Telefunken-Grenz- und Kurzwellen-Sender 40/70 abgeänderte DEBEG S 321 für die Frequenzbereiche 300 - 600 kHz und 1,5 - 3 MHz
Bei Hagenuk läuft die Produktion des Einkreisers (Type??) mit einer RV 12 P 2000 an, von dem fast 1.500 Stck. verkauft werden.
Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)

Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1947

Januar: Die deutschen Küstenfunkstellen nehmen den drahtlosen Dienstverkehr wieder auf.

6. Februar: Norddeichradio nimmt zusätzlich den Überseefunkverkehr mit Südamerika auf. 

Januar:  Max Grundig liefert einen Radio Baukasten „Heinzelmann“ (ohne Röhren, die kann man auf dem Schwarzmarkt kaufen). Der Bausatz kostet 215 RM, aufgrund des Besatzungsrechts ist der Verkauf von kompletten Radios verboten. Als Gemeinschaftsentwicklung aller Rundfunkhersteller in Deutschland entsteht in den Entwicklungsabteilungen der sogenannte „Standardsuper“. 

August: Die Besatzungsmächte erlauben unter gewissen Voraussetzungen die Auslandsfahrt deutscher Schiffe nach Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Belgien, Frankreich und den Niederlanden. 

8. September: Das Funkbetriebsamt Hamburg wird gegründet. 

September: Die britische Militärregierung genehmigt die seit 1945 ruhende Lehrtätigkeit für die Seefahrtschulen in Niedersachsen und Hamburg. 

September:  Die DEBEG betreut 200 Bordfunkstellen und 226 Peilanlagen. N

2. Oktober: Internationale Funkverwaltungskonferenz in Atlantic City. Der Weltnachrichtenvertrag wird zum Internationalen Fernmeldevertrag mit Neufassung der Vollzugsordnungen. Wichtige Ergebnisse: 
Regionen I, II und III, 
Neuverteilung des Frequenzplanes, 
verschärfte technische Anforderungen an Sender und Empfänger, 
Gründung des CIRM (Comité International Radio Maritime), 
Bereitstellung des Frequenzbandes 156 - 162 MHz für den UKW-Seefunk. 
Der Goldfranc wird als Verrechnungseinheit der UIT eingeführt. 
Neben den Not- und Anruffrequenzen 500 kHz und 2182 kHz werden noch folgende Anruffrequenzen, die keine Notfrequenzen sind, ausgewiesen und geschützt: 143 kHz allgem. Anruffrequenz für Funkstellen des Seefunkdienstes im Bereich 90 - 160 kHz. 
333 kHz Allgemeine Anruffrequenz für Luftfunkstellen in der Region I und II. 
156,8 MHz (K 16): Frequenz für den Seefunkdienst für Anruf, Sicherheit und Verkehr zwischen  Seefahrzeugen und zwischen Seefahrzeugen und Hafendienststellen. 
Deutschland ist auf dieser Konferenz nicht vertreten.

1.November: Norddeichradio nimmt den Überseefunkdienst mit Argentinien, Brasilien, Chile, Peru und Venezuela auf. 


Neue Geräte 1947
Sender: SO 5717 (keine weitern Angaben bekannt). Ende des Jahres werden 160 Einheiten für den Fischfang zur Verfügung stehen. 
Bei Elektromekano gibt es den Löschfunken-Notsender Tx 0,25 jetzt mit 3 Festfrequenzen durch steckbare Spulenabgriffe. Der mit einer Betriebsspannung von 110 V 500 Hz aus einem Umformer gespeiste Sender sendet auf den Wellen 600, 800 und 706 m – das sind 500, 375 und 425 kHz. 
Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)

Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1948

1. Januar: Letzte Erwähnung der Monatsheuern für deutsche Funkoffiziere in der D-Heuern Übersicht der See-BG mit der Nennung Funkbeamter I (357 Mark) und Funkbeamter III (152 Mark)

6. März: In London wird das Übereinkommen über die Zwischenstaatliche Beratende Seeschiffahrts - Organisation (IMCO, später IMO) unterzeichnet. Es wird am 7. Januar 1959 in New York von der Delegation der Bundesrepublik unterzeichnet und tritt dann in der BRD in Kraft. 

23. April bis 10. Juni: Schiffssicherheitskonferenz in London. Vertreter von 30 Ländern (für Deutschland nehmen Vertreter der Besatzungsmächte teil) und 7 zwischenstaatlicher Organisationen nehmen teil. Der neue Schiffssicherheitsvertrag (Convention for the Safety of Life at Sea (SOLAS 48) soll den von 1929 ablösen. Die Arbeitsgruppe 3 (Radio) tagt unter dem Vorsitz von Mr. Webster (USA). Neu ist: Funkdienstzeiten, ständige Betriebsbereitschaft für Schiffe >= 1600 BRT oder Einbau eines Autoalarmgerätes. Bei der ununterbrochenen Betriebsbereitschaft werden keine geprüften Hörmänner zugelassen. Für die Funktelephonie Anlage wird ein Sicherheitszeugnis gefordert. Der Funkpeiler wird für Schiffe >= 1600 BRT gefordert.  Ausrüstungspflicht mit Funk für Schiffe >= 500 BRT ( 500 bis 1599 BRT Telephonie, darüber Telegrafie), getrennte Haupt-  und Notsendeanlage für Schiffe >= 1600 BRT. Neu vorgeschrieben wird auch die zweipolige Verlegung von Stromleitungen auf Fahrgastschiffen (Erstes Beispiel soll später die „Liberté“ ex „Europa“ vom NDL sein.). Der Vertrag wird im Dezember 1953 für die BRD in Kraft gesetzt.

10. Mai: Mit dem Amtsblatt Nr. 31/1948 der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes  wird der Funktelegraphendienst zwischen deutschen Schiffen und Orten Deutschlands und etwas später (am 18. Mai 1948) zwischen ausländischen Schiffen und Orten im Vereinigten Wirtschaftsgebiet zugelassen. 

Mai: Funkkonferenz mit begrenzten Aufgaben (Mittel- und Langwellen) in Kopenhagen verbunden mit der Europäischen Seefunkkonferenz. Legt u.a. Arbeitsfrequenzen im Mittelwellenbereich für die europäischen Küstenfunkstellen fest. So werden für den Bereich der SBZ (später DDR) nur zwei Mittelwellenfrequenzen (1053 und 1570 kHz) mit der Leistungsbeschränkung auf maximal 70 kW freigegeben. 

18. Mai: Norddeichradio nimmt seine Tätigkeit als Küstenfunkstelle für die (noch nur ansatzweise existierende) deutsche Handelsmarine, ausländische Schiffe und die US-Nachschubschiffe wieder auf, zunächst nur auf Kurzwelle. 

Mai: Die Grenzwellen Notfrequenz ist 1650 kHz. 
Auch Elbe-Weser-Radio nimmt den Telegrafiefunk wieder auf. 
Privater Telegramm-Verkehr von deutschen Bordfunkstellen wird zugelassen. 
Der Rheinfunkdienst geht in Betrieb. 

1.Juni: Das neue Gebührenbuch für den Funktelegraphendienst mit Schiffen auf See enthält u.a. alle in den Westzonen jetzt zugelassenen Dienstvermerke: Neben SOS-, XXX-, und TTT-Telegrammen sind zur Zeit zugelassen:
OBS = Wetterfunktelegramme, Halbe Landgebühr,
ST = gebührenpflichtiger Dienstspruch
RST Antwort auf einen gebührenpflichtigen Dienstspruch
D = dringendes Telegramm (doppelte Landgebühr)
CDE = Codefunktelegramm,  6/10 der Gesamtgebühr eines gewöhnlichen Telegramms
RPx  = bezahlte Antwort
TC = Vergleichung
jour = Tageszustellung
nuit = Nachtzustellung
TM = Mehrfachtelegramm
Die Bezahlung an Land ist teilweise mit Militärgeld möglich
Als verabredete Sprache (Geschäftscode) sind zur Zeit zugelelassen:
ABC six edition
ACME commodity and phrase and supplement
Bentleys complete
Bentley second edition
Bunting international code, edition second
Lombard general
Lombard shipping
Lombard shipping and transport plus appendix
New standrard half word
New standard three letter
New Boe plus the “Q” – list
Petersons International plus
International Cable Address Directory. 

Die Gebühr wird in RM, in Dollar, Sterling und Goldfrank angegeben.

1. Landgebühr:  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,20  0,06  -/3-1/2  0,175 

2. Küstengebühr
Elbe-Weser und Norddeich
a. mit deutschen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,30  0,135  -/8  0,40
b. m. ausländischen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank)  0,60  0,135  -/8  0,40

Kielradio
a. mit deutschen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,20  0,085  -/5  0,25
b. m. ausländischen Schiffen   (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,40  0,085  -/5  0,25

3. Bordgebühr
Elbe-Weser- und Norddeichradio
a. mit deutschen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,30  0,135  -/8  0,40
b. m. ausländischen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,60  0,135  -/8  0,40

Kielradio
a. mit deutschen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,20  0,085  -/5  0,25
b. m. ausländischen Schiffen  (Angabe in: RM  Dollar  Sterling Goldfrank) 0,40  0,135  -/8  o,40

7. Juni: Der Befehl Nr. 103 der sowjetischen Besatzungsmacht erlaubt den Aufbau einer Werftindustrie in der SBZ. 

20. Juni: Währungsreform in Deutschland. Der amtliche Dollarkurs wird auf DM 3,30 pro Dollar festgesetzt. 

22. Juni: Der Funktelegraphendienst zwischen deutschen Schiffen (gilt nicht für Schiffe, die in der sowjetischen Zone beheimatet sind) und Orten in Großbritannien, Holland, Italien, Norwegen und Schweden wird zugelassen. 
Ab 7. Juli kommt noch die Schweiz und am 1. August Surinam dazu. 

25. Juni: Die amerikanischen Physiker Bardee und Brattain  veröffentlichen die Entdeckung des Spitzen-Transistors. Shockley beantragt ein US Patent auf den Transistor - Effekt und eine damit aufgebaute Verstärkerschaltung. 

Juni:  Neugründung der RAMAC (Radio Marine Associated Companies) in London. 

Juli: An der Seefahrtschule Leer werden Auffrischungskurse für Inhaber abgelaufener Seefunkzeugnisse (Nautikerfunker) und später Lehrgänge zum Allgemeinen Seefunkzeugnis 2. Klasse angeboten. Funklehrer: „Joke“ Janssen. Vor dem Funklehrer Janssen waren an der Seefahrtschule Leer die Funklehrer Heinrichs und de Vries tätig. Wer kennt Einzelheiten?

September: Gründung der "Fachtechnischen Lehranstalt für Schiffbau“ an der Seefahrtschule Wustrow, aus der später die Ingenieurhochschule für Schiffstechnik „Ernst Thälmann“, Warnemünde, hervorgeht. 

1948: Christian Hülsmeyer wird in diesem Jahr offiziell als der Ur-Erfinder der Funkmesstechnik (RADAR) anerkannt und geehrt. 

Oktober: Deutsche Schiffe dürfen vermehrt in das benachbarte Ausland fahren. So erhalten zwei Neptun Schiffe die Sondergenehmigung für eine Fahrt nach Sizilien. In der „Hansa“ wird geklagt, dass in Holland nur der Kapitän an Land gehen darf. Dieses Landgangsverbot wird dann aber im Dezember aufgehoben. 

1.Oktober: Das Post- und Fernmeldetechnische Zentralamt des Vereinigten Wirtschaftsgebietes setzt die Peilgebühr (QTE und QTF) auf DM 6,40 fest. 

11. Oktober: Der Überseefunkdienst wird bei Norddeichradio eingestellt und an die Überseefunkstellen Lüchow/Elmshorn zurückgegeben (Brand) 

Oktober: Die Durchschnittsheuer eines amerikanischen Seemannes liegt nach einer Meldung im „Weserlotsen“ bei US Dollar 300.-

1. November: Übergabe des Großrundfunksenders Osterloog an den Nordwestdeutschen Rundfunk. (Brand) 

2.November: Die erste Gebührenübersicht für Funktelegramme in der neuen Währung DM wird im Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes veröffentlicht. An den Gebühren in Dollar, Sterling und Goldfrank ändert sich nichts. 
Die Landgebühr ist jetzt für Telegramme in das Inland 0,15 (Ausland 0,22) DM. 
Küstengebühr Elbe-Weser- und Norddeichradio 0,30 (0,45) und Kielradio 0,20 (0,30) DM. 
Bordgebühr über Elbe-Weser- und Norddeichradio 0,30 (0,45) DM und über Kielradio 0,20 (0,45) DM. 

November: Die 23. Auflage des Nautischen Funkdienstes erscheint mit Ermächtigung des Alliierten Kontrollrats für Deutschland mit dem englischen Untertitel „List of Radio Signals“. Herausgeber ist das Deutsche Hydrographische Institut (DHI) in Hamburg. Als Anlage wird ein Berichtigungsheft zum Beiheft 1944 beigelegt. 

November: Im Lager der STEG in Osterholz bei Bremen sind größere Bestände amerikanischen Nachrichtenmaterials (Funksender, Empfänger, Antennen usw.) eingetroffen. Interessierte Reeder werden zum Kauf eingeladen. 

20. (andere Quelle: 22.) November: Norddeichradio nimmt (zusätzlich zum bereits genehmigten Kurzwellen-Funkverkehr) den Seefunkdienst auf Mittel- und Grenzwellen wieder auf. 

Dezember: Weltweit gibt es 15.500 Schiffe, die mit Telegrafiefunk und 225.000 Schiffe, die mit einer Telephonieanlage ausgerüstet sind. 6000 Telephonieschiffe sind im Bereich der Nord- und Ostsee registriert. 

Dezember: Der Kontrollrat genehmigt zum Jahresende den Neubau von 34 Einheits-Fischdampfern von je 400 BRT. Sie sollen bei einer Maschinenleistung von 650 PS eine Geschwindigkeit von 12 Knoten erreichen und 3.300 Korb Fisch fassen können. 

Dezember: Die deutschen Küstenfunkstellen bieten Sonderdienste zu festen Gebührensätzen an: Wetter-, Eis- und nautische Auskünfte sowie fünkärztliche Ratschläge kosten für deutsche Schiffe 4 DM (für ausländische Schiffe 5 Gf). Eine Funkeilung kostet 6,40 DM (8 Gf) und QTG-Signale (Funkpeilsignale) kosten 4 DM (5 Gf). 


Neue Geräte 1948
Sender: SS11 Telefunken 20 Watt Mittelwellen-Sender. Fu send 25, 25a, 25 b (Siemens) 1,6 - 6,8 20 Watt GW-KW Sender (A3). S 309 und S 317 Telefunken  Mittel-Grenzwellen-Sender 100 Watt A1, A2, A3. S 318 Telefunken 10 Watt Grenzwellen-Sender A3. S 321, SR 729 und S 16 274. Den Johnson/Dänemark Grenzwellen Telephonie-Sender 20 W und den Pedersen/Dänemark Grenzwellen-Telefonie- Sender 20 Watt A3. Außerdem den TK Telefunken Löschfunkensender 200 - 512 kHz und den S 417 Lorenz Mittelwellen-Sender A1, der bei Lorenz Lo 200 KL 27 heißt. 
Empfänger: Den Lorenz Versuchs-Empfänger, den Pedersen B 385 und den H 2 L/7 von Philips. Das ist ein Allwellen Notempfänger 15 bis 21.000 kHz. Ferner drei Rundfunk-Empfänger mit den Bezeichnungen Spez 125, Sep 124 und DAS 126. Zum E 360 sind mir keine weiteren Angaben bekannt.. Weiter der E 381, Allwellen-Notempfänger 15 bis 20.000 kHz und E 521 Allwellen Notempfänger 12 - 20.000 kHz. Als Autoalarmgerät das E 0509/1 von Lorenz, ein selbsttätiges Telegrafiefunk Alarmgerät, Vorläufer zu E 534/0,5/A. Als Peiler sind im Programm: AE 16, E358, E 388, drei Mittelwellen-Drehrahmen-Peiler von Telefunken. Dazu der E 374, ein  Mittelwellen-Drehrahmen- Peiler von Telefunken (Vorkriegsentwicklung von 1934) und E 404 N und EP 2a I: Richtungsempfindlicher Mittelwellen-Empfänger, Vorkriegsentwicklung, sowie der T 3 Pllä 38 Telefunken Mittelwellen-Empfänger mit Plath Gonio Vorsatz. Bei Siemens in der Entwicklung ist der Empfänger Siemens E 66a auf Anregung der DEBEG. Frequenzbereich 120 kHz - 26 MHz, 7 Bereiche, 500 kHz- Schnellschaltung, Allstrombetrieb (also auch für Gleichstromschiffe geeignet). Dieser Empfänger kommt im Jahr 1950 auf den Markt und wird für einige Jahre einer der Standard-Empfänger der Seefunkstellen. Frequenzbereich 120 kHz bis 26 MHz in 7 Teilbereichen, eine 500 kHz Schnellschaltung und Allstrombetrieb. 
Zwei neue Großempfänger für Übersee-Einseitenband-Telefonie und Telegrafie werden von Lorenz (Typbezeichnung 6P2) und Siemens (Lüchow) vorgestellt. 

Seefunkzeugnisse 1948
Nach bisherigen Informationen haben im abgelaufenden Jahr 1948 in der BRD ein Seefunkzeugnis erworben:
Seefunk-Sonderzeugnis in Leer:
13.10.48 Gerold Rantzen und Eiler de Wall und am
10.11.48: Karl Meise

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1949

1.Januar: Der Internationale Fernmeldevertrag von Atlantic City 1947 tritt in Kraft.

1.Januar: Die UNO erkennt den Internationalen Fernmeldeverein (IFV) als Sonderorganisation an. 

1.Januar: Für Funkoffiziere gilt für dieses Jahr lt. Heueraufstellung der See-BG für Inhaber des Seefunkzeugnisses 1. Klasse 342 DM und für Inhaber des Seefunkzeugnis 2. Klasse 243 DM pro Monat. Diese Sätze schließen den Sachbezugswert mit ein. 

1. Januar: Die Prüfungsbestimmungen für den Erwerb Funkzeugnisse 2. und 1. Klasse (veröffentlicht im Amtsblatt der Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Nr. 12/1949) treten in den Westzonen in Kraft. 
Funkzeugnis 2. Klasse. 
Die Anwärter müssen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und an einem Lehrgang an einer zugelassenen Ausbildungsstätte teilgenommen haben. U.a. ist auch eine Bescheinigung vorzulegen, aus der hervorgeht, dass „nicht zu erwarten ist, dass er in absehbarer Zeit arbeitslos wird“. Der Prüfungsrat des PFZ (Post- und Fernmeldetechnisches Zentralamt des Vereinigten Wirtschaftsgebietes in Frankfurt/Main) besteht aus drei Beamten des höheren und gehobenen Fernmeldedienstes, von denen mindestens einer über ausreichende praktische Erfahrungen im Funkdienst verfügen soll. Das Zeugnis gilt für drei Jahre (Verlängerung möglich). 
Funkzeugnis 2. Klasse:
Hören und Geben (Abgabe max. 5 Irrungen) 
Offene Sprache: 20 WpM mit 40 Wörtern (2 Minuten Tempo 100 BpM)
Code: 16 WpM mit 42 Gruppen (2:30 Min. Tempo 80 BpM).
Zeit für die Durchsicht der Höraufnahme 3 Minuten. Weitere Prüfungsinhalte: Aufnahme und Abgabe eines 30-Wörter-Telegramms mittels Fernsprecher. 
Fünf Aufgaben aus der Gebührenberechnung. 
Allgemeine Kenntnis der englischen und französischen Sprache. 
In der theoretischen Prüfung: Gesetzeskunde, Elektrizitätslehre, Nachrichtentechnik und Erdkunde. 
Funkzeugnis 1. Klasse:
Nach 2 jährigem Funkdienst vor einem Prüfungsrat des PFZ. Die Prüfung dauert zwei Tage und kostet 15 DM. Gültigkeitsdauer des Zeugnisses 3 Jahre (verlängerbar). 
Prüfung 1. Tag: 
Abgabe und Aufnahme (fehlerfrei, keine Erwähnung von Irrungen im Fach Morseabgabe).
Offene Sprache: 74 Worte mit Tempo 25 WpM (3 Minuten Tempo 125 BpM)
Code: 60 Gruppen mit Tempo 25 WpM ( 3 Minuten 100 BpM)
Diktat in englischer bzw. französischer Sprache mit nachfolgender Übersetzung. 
Fehlerfreie Aufnahme und Abgabe über Fernsprechgerät. 
2. Tag.
Theoretische Prüfung in Gesetzeskunde und Vorschriften für den Funkdienst, Elektrizitätslehre (umfassende Kenntnisse) , Funktechnik und Gerätekunde. Erdkunde mit den wichtigsten Linien des Weltfernmeldenetzes. 
Lesen und Übersetzen eines Fremdsprachentextes und Unterhaltung  in der o.a. Sprache.

8. Januar: Der Sammelanruf von Norddeichradio wird auf der Grenzwelle h+05 (5 Minuten nach jeder vollen Stunde) auf 2395 kHz nach der Ankündigung auf 1650 kHz sowohl in Telephonie als auch in Telegrafie ausgestrahlt. 

Februar: In Holland laufen Versuche, per Sprechfunk mit Schiffen auf dem Rhein zu kommunizieren (Radio Holland/Ymuiden). Wellen: 26 bis 75 m bzw. 200 m. 
Im Februar beginnt in Deutschland der UKW Rundfunk mit den Sendern München und Hannover.

14. März: Das Gesetz über den Amateurfunk (Gesetzblatt der Verwaltung des vereinigten Wirtschaftsgebietes 1949 Nr. 7 Seite 20) tritt in Kraft. 

1.April: Die Funkraumuhren erhalten neben dem roten Sektor zur Beachtung der Mittelwellen-Funkstille noch einen weiteren  Sektor für die Zeit der Funkstille auf Grenzwelle h+00/03. 

April: Das Washington-Abkommen erlaubt Deutschland den Bau von Schiffen (Frachtschiffe und Tanker, jedoch keine Passagierschiffe) bis zu 7.200 BRT und Geschwindigkeit bis 12 Knoten. (Diese Geschwindigkeit wird von Fachleuten als absolut unwirtschaftlich angesehen). Vor dem Bau solcher Schiffe soll eine Küstenflotte (Kümos 300 BRT, Frachter 1.500 BRT) entstehen (Beispiel: „Vorwärts“ (ex enteignet Ahrens, 13.6.55 in Dienst, durfte keine westlichen Häfen anlaufen), „Martha Russ“, „Brook"/DHFD usw.) und alte Schiffe (Beispiel „Clara Blumenfeld“, „Käte Grammertorf“, „Argenfels“, „Hamburg“ (2.400 BRT) usw.) repariert werden. 

April: Mit behördlicher Genehmigung darf die DEBEG in Bremerhaven, Cuxhaven und Kiel kleine Peilsender für die Beschickung der Bordfunkpeiler der Fischdampfer einsetzen. Damit wird eine Fahrt um ein Feuerschiff – wie bisher praktiziert – überflüssig. 

25. April: Seenotfall “Magdalena”. der Royal Mail Line (GB). Das (schon) mit Radar ausgerüstete Schiff (347 Fahrgäste, 237 Besatzung) läuft auf der Jungfernfahrt auf der Reise von Santos nach Rio de Janeiro bei ruhiger See und guter Sicht auf ein Riff. Auf den SOS-Ruf hin kann das Schiff ohne Menschenverluste evakuiert werden. Die Seeamtsverhandlung stellt menschliches Versagen fest. Bemerkenswert: Die Versicherungssumme beträgt 2,5 Mio. engl. Pfund (zum Vergleich: Die Titanic war nur mit 1,5 Mio. Pfund versichert). 

1. Mai: Funkgespräche in die Bi-Zone (britische und amerikanische Besatzungszone) sind über die deutschen Küstenfunkstellen Norddeich-, Kiel- und Elbe-Weser-Radio wieder erlaubt. Am gleichen Tage wird auch der Sonderfunkdienst mit dem Minenräumdienst über deren ortsfeste Stationen eingestellt und von Elbe-Weser-Radio übernommen. Im Mai nimmt Norddeichradio den öffentlichen Seefunksprechdienst auf Grenzwellen auf. 

6. Mai: Die ehemalige Reichsseefahrtschule Wustrow eröffnet den Schulbetrieb wieder. Neu ist die Ausbildung von Schiffsingenieuren und Seefunk-Aspiranten. 

23. Mai: Im Bundesgesetzblatt Nr. 1 wird das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschenland verkündet und in Kraft gesetzt. Der Art. 37 ist einer der kürzesten und lautet: „Alle deutschen Kauffahrteischiffe bilden eine einheitliche Handelsflotte“. 

1.Juni: Norddeichradio verbreitet wieder nautische Warnnachrichten auf Mittel- und Grenzwellen. Gebührenfreie Funkarztgespräche (Medico-Gespräche) werden eingeführt, Erster Funkarzt bei Norddeichradio ist Dr. Winter aus Emden. 

1.Juni 1949 bis 30 Juni 1950: Das ist die Gültigkeitsdauer für das „Notgesetz für die deutsche Hochseefischerei (BuGBl S. 44). 

29. Juni: Der öffentliche Seefunksprechdienst im Nahdienst über die Küstenfunkstellen Norddeich-, Elbe-Weser- und Kielradio zwischen deutschen Schiffen und Orten in der britischen, französischen und amerikanischen Besatzungszone sowie den entsprechenden Sektoren in Berlin wird zugelassen. Als Gebühren gelten zunächst die im Gebührenbuch vom 1. August 1939 angeführten Beträge als DM Wert. 

1. Juli: Nach Problemen in der Peilstation Neuwerk des Peilnetzes Nordsee(Transport über vereiste See, Beschaffung von Lebensmitteln  (es gab ja noch Lebensmittelkarten und keine Geschäfte auf der Insel), Probleme mit der Stromversorgung usw.) wird die Station nach der Holter Höhe bei Altenwalde verlegt. 

7. Juli: Die Seefahrtschule Bremen zieht aus ihrem Notquartier (zwei Baracken in der Bürenstraße, davor in einem Klassenzimmer in der Hermann-Böse-Schule) in das wieder hergerichtete Schulgebäude in der Elsflether Straße. 

Juli: In der britischen Besatzungszone und in Hamburg sind 30.452 Seeleute registriert, aber erst 8.580 haben das große Dauerpermit erhalten. 

Juli: Genf: Besondere Funkverwaltungskonferenz für den Nordostatlantik (LORAN-Konferenz) sowie Internationale Funkverwaltungskonferenz für die Regionen I und III. 
Die Küstenfunkstelle Elbe - Weser - Radio nimmt den Sprechfunkverkehr mit Schiffen auf. 

28. Juli: Die See-Berufsgenossenschaft veröffentlicht die neuen Durchschnittsheuern für die deutsche Handelsmarine. 
Als Pos. 32: Bordfunker 1. Kl. DM 330.-, Pos. 34 Bordfunker 2. Kl. DM 231.-
Zum Vergleich: 1. Offz. DM 411.-, 2. Offz. DM 342.-.-
Die Funkerzulage für Nautiker beträgt DM 66.- bzw. DM 30.-, wenn ein Funker an Bord ist. 

1.August: Norddeichradio nimmt den einseitigen Telegrafiefunkdienst (Blindfunk) wieder auf. Programmzeiten: 07.00-, 15.00- und 22.00 Uhr MGZ auf 445 kHz, 8470 kHz und einer weiteren Kurzwellenfrequenz. Anruf mit DAAA. Grenzwellen-Blindfunk um 07.40-, 14.40- und 20.40 Uhr MGZ. Beginn des „Wecker“-Abstimmzeichens. 

10. August: Aufgrund des am 1. Januar 1947 in Kraft getretenen Weltnachrichtenvertrages Atlantic City gelten ab 00.00 Uhr die neuen Rufzeichen (Unterscheidungssignale). 

25. August: Einweihung der neuen Bremer Seefahrtschule in der Elsflether Straße. 
Auch die Seefahrtschule Wustrow nimmt den Betrieb zur Ausbildung von Steuerleuten für die Fischerei wieder auf. 

August: Die DEBEG wird Mitglied der RAMAC (Radio Marine Associated Companies), der Antrag der Hagenuk, ebenfalls Mitglied zu werden, wird negativ beschieden.

August: Das erste Küstenmotorschiff (Kümo), die „Krautsand“, wird mit einer Funkanlage ausgerüstet. Dem Wunsch der Frau des Eigners, auch ein Sprechfunkzeugnis zu erwerben, konnte die Prüfungsbehörde der Post nicht entsprechen. Die Prüfungsbestimmungen sahen nur männliche Bewerber vor. 

19. September: Die Abwertung der DM bewirkt einen neuen Dollarkurs von DM 4,20 je Dollar. 

22. September 03.00 Uhr: Rügenradio wird wieder in Betrieb genommen, das Rufzeichen ist DKM. Erster Sender: Grenzwelle 60 W.

13. Oktober: Heute, am „Tag des Aktivisten“ wird das erste Handelsschiff der DDR die 1.350 BRT große „Vorwärts“ in Fahrt gebracht. Es soll später auch als Schulschiff für die Ausbildung von DDR-Seeleuten dienen. Etwas früher, am 1. Oktober, erfolgt die Gründung der „Deutschen Schiffahrts- und Umschlagzentrale" (DSU) und damit die Gründung der ersten Staatsreederei in der sowjetischen Besatzungszone mit Sitz in Berlin und Stralsund. 

2.November: Wiedereinführung des Schiffsbrieftelegramms (SLT). 20 Wörter kosten DM 5.-ausländische Schiffe zahlen DM 7,50 oder 2,14 Dollar oder -/10/8 Sterling oder 6,50 Gf. Außerdem werden LC-Telegramme (zurückgestellte Seefunktelegramme, halbe Landgebühr) zugelassen. Das sind Funktelegramme, die auf dem Landweg nach der Übermittlung aller vollbezahlten Telegramme an die Reihe kommen. 
Als gebührenpflichtige Dienstvermerke sind zur Zeit im Seefunk außerdem zugelassen: 
XP = Eilbote 
GP = Postlagernd 
GPR = Postlagernd eingeschrieben
TR = Telegraphenlagernd 
GPR Telegraphenlagernd eingeschrieben
Jx = Xx Tage bei der Küstenfunkstelle 
MP = eigenhändig zustellen
Ouvert = offene Zustellung 
poste = Zustellung mit der Post
TFx = Zustellung durch Fernsprecher 
RM = Vermittlung durch Seefunkstellen
reexpedie de x = nachsendung
Im zwischenstaatlichen Verkehr ist für Seefunkstellen der Gebrauch von handelscode zugelassen, wenn der Schlüssel im Telegrammkopf angegeben wird. 

19. November: Die Seefahrtschule Hamburg feiert das 200-jährige Jubiläum. 

22. November: „Petersburg Abkommen“. Mit diesem Abkommen treten die Abmachungen des Washingtoner Abkommens vom April in Kraft. Es erlaubt deutschen Reedern, Schiffe für die Auslandsfahrt bauen zu lassen. 

Dezember:  Nach einer Anregung durch das Fernmeldetechnische Zentralamt wird bei der Küstenfunkstelle Elbe-Weser-Radio eine UKW-Versuchsanlage aufgebaut. Diese wird mit Anlagen, die auf dem Feuerschiff Elbe I und auf den Fahrzeugen der Seezeichenbehörde probehalber mitgeführt werden, mit sehr guten Ergebnissen erprobt. Der UKW Hafenfunk geht 1951 in Betrieb. 1957 wird dann das Regionale Abkommen über den internationalen Sprech-Seefunkdienst auf Ultrakurzwellen von den Haag beschlossen und dieser Dienst dann später in der Vollzugsordnung für den Funkdienst Genf 1959 weltweit festgeschrieben. 


Neue Geräte 1949
Hagenuk baut das erste nach dem Krieg gefertigte Grenzwellen-Telefon SE 30 W (1.605-3.800 kHz, 40 Watt A1 und 30 Watt A3)) auf dem Fischkutter „Marie Luise“ des Eigners Rebehn ein und erprobt es dort. Der Sender arbeitet mit der Wehrmachtsröhre LS 50 in der Endstufe. Die Leistung wird mit 20 Watt (Telefonie) und bis zu 45 Watt (Telegrafie) angegeben. Der Empfänger E 30  hat einen Frequenzbereich von 530 bis 5.100 kHz in drei Bereichen und 6 Kreise.. Weil die praktischen Erfahrungen zufriedenstellend verlaufen, wird sofort der Serienbau beschlossen und die FTZ-Zulassung beantragt.  1950 wird die Anlage auf zwei Fischdampferneubauten (Paul J Müller und Claus Möller) nach Island und dem Rosengarten mit Reichweitenversuchen erprobt. Dabei wird auch der Goniometer-Vorsatz der Fa. Plath eingesetzt. Dazu kommt der 7-Kreis-Seefunk-Empfänger E 50, der den Frequenzbereich 160 kHz bis 5,1 MHz in drei Bereichen abdeckt. Betriebsarten: A3, A2 und A1 (mit Bandbreitenschalter).

Bei der DEBEG gibt es in diesem Jahr folgende Geräte neu:
Sender: SS 11/40 Telefunken Mittelwellen-Sender 40 Watt
Empfänger: Johnson (Dänemark) Allwellen-Rundfunkempfänger. E 382 A, keine weiteren Angaben bekannt.

Marconi Marine  baut den Mittelwellen-Schiffs-Hauptsender Reliance. Der durchstimmbare Sender hat Raststellungen für die Seefunkfrequenzen. 
Ein Grenzwellen-Funktelefon mit 6 Quarzen und dem Umschalter Senden/Empfangen heißt Marconi Seamew


Seefunkzeugnisse 1949
Nach bisherigen Informationen haben im abgelaufenen Jahr 1949 in der BRD ein Seefunkzeugnis erworben:
Seefunksonderzeungis in Leer:
02. 02.1949 Herbert Riebensee und
21. 04.1949 Erwin Jaudszus.

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 03-Jun-12 / HBu