Bergen Radio / LGN
Ein kurzer historischer Bericht
Bericht © 2003: Rolf Marschner, DL9CM

In der Zeit vom 22.11. bis zum 08.12. 2002 veranstaltete die "Bergen"-Gruppe des Norwegischen Amateurradioclubs zum 90. Geburtstag von "Bergen Radio" einen "special event" um an die Geschichte dieser Küstenfunkstelle zu erinnern.
Die Rufzeichen waren LGN, LA1LGN und LM1LGN. Unter den Amateurfunkern befanden sich auch Mitarbeiter der Küstenfunkstelle. Ich hatte für diese Funkverbindung ein Telegramm entworfen wie früher an Bord, also: 

DL9CM nr 1 ck 36/31 22 2000 =

und wurde damit sofort als ehemaliger Seefunker erkannt, was auch beabsichtigt war!

links:
QSL-Karte zum "special event"

Die Geschichte von "Bergen Radio" hängt mit vielen historischen Ereignissen in der Entwicklung der Funktechnik und des Betriebsdienstes zusammen, die diese Funkstelle besonders hervorheben.
Man erkannte die Notwendigkeit, mit Schiffen und anderen maritimen Gruppen zu verkehren und wollte den Schiffen auf See mehr Sicherheit geben. Einen geeigneten Standort fand man auf dem "Rundemanan", einem der sieben Berge, die die Stadt Bergen umgeben. Mit seinen 565 Metern über dem Meeresspiegel, lag die Station dort außerhalb der Reichweite feindlicher Kanonen aber innerhalb der städtischen Verteidigungsanlagen.
"Bergen Radio" wurde im September 1912 eröffnet. Mehr als 20 Mitarbeiter arbeiteten im Schichtbetrieb, viele von ihnen lebten mit ihren Familien und Kindern auf diesem Berggrundstück -  in völliger Isolation zur Stadt Bergen.
Der erste Sender war ein tönender 5kW-Telefunken Löschfunkensender, heute steht er zur Besichtigung im Naturwissenschaftlichen Museum in Oslo. Der Verkehr in der Anfangszeit war sehr gering, so übermittelte die Station von 1912-1913 1400 Telegramme. Im Vergleich dazu, waren es 50 Jahre später 530.000 Telegramme und 21.000 Gespräche.
rechts:
"Bergen Radio" auf dem Rundemanen
Heute ist "Bergen Radio" eine der 8 verbliebenen Küstenfunkstellen auf dem Festland Norwegens. Sie arbeitet immer noch für den kommerziellen Verkehr, aber das Volumen hat sich vermindert. Hauptaufgabe ist die 24stündige Überwachung der Sprechfunk Notfrequenzen auf der Grenzwelle, 2182 kHz und im UKW-Bereich auf 156.8 MHz, sowie die Beobachtung der zugeteilten Frequenz 2631 kHz aber auch der Frequenzen im DSC-Bereich. Die Telegrafie wurde am 1. Juni 1989 eingestellt.
 Betriebszentrale in Helleneset
v.l.n.r. Raguhild Lodden, Gunnar Larssen, Reidar Thomassen (Chief)
Historische Ereignisse bei "Bergen Radio":
"Bergen Radio" war 1923 die erste Station in Europa, die einen Röhrensender einsetzte. Damit wurde die Reichweite erheblich erhöht und erlaubte Funkverkehr mit Schiffen bis zur Küste Neufundlands. Im gleichen Jahr wurde der Sender umgebaut und für den Sprechfunk erweitert, die Funkstelle konnte jetzt Wetterberichte in Telegrafie und Telefonie verbreiten. Im Mai desselben Jahres wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Myhre vom Hauptkrankenhaus, dem "Haukeland Sykehus", eine kostenfreie medizinische Hilfe angeboten.
Die Funker von "Bergen Radio" waren sehr innovativ. Im Jahre 1927 entwickelten sie ein Konzept für den Kurzwellenverkehr. Nachdem sie ihre "selbstgebauten" Geräte mit dem Funker an Bord des norwegischen Walfangschiffes "Sir James Clark Ross" in der Antarktis getestet hatten, stellten sie am 11. Februar die erste offizielle Funkverbindung auf dem 32-Meter-Band her. Die Ära der Kurzwellen hatte begonnen.
1946 wurde die Empfangs- und Relay Station auf ihrem heutigen Standort Helleneset nördlich des Stadtzentrums errichtet. In diesem Jahr des Jubiläums wird die Betriebsfunkstelle erneut verlegt. Als ich mein QSO mit LA1LGN hatte, war es der letzte Tag in Helleneset. Am nächsten Tag nahmen die Funker ihre neue Betriebsstelle in Sandsli in der Nähe des Flughafens in Betrieb.
Die heutigen Sender von "Bergen Radio", befinden sich auf der Insel Marøy nördlich von Bergen auf 60°42'N 04°53'E, die Empfänger in Bulandet auf 61°17'N 04°53'E und werden von Sandsli aus fernbedient.
 

Am 12 Dezember schrieb Hans Chr. Haaland, LA2EG:
Wir hoffen, daß wir das alte Gebäude und die Antennen von "Bergen Radio" als ein maritimes Museum erhalten können, Gespräche in dieser Hinsicht werden geführt. 

Heute schreibt er, daß das Gebäude verlassen, die Ausrüstung entfernt und die Antennen abgebaut wurden. "An era has endet from a location, where I still can feel the air is full of sounds from maritime communication"

"Bergen Radio" heute, tfc wird über PC's abgewickelt.
OP: Einar Holm

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Version: 02-Mar-03 / RMa / Rev.: 11-Aug-06 / 11-Jun-11 / HBu