Queen Mary / GBTT
Fotos: Fritz Raeder, Funkschau und Nauticus 1937  - 

Diese Funkstation wurde 1936 nach jahrelanger sorgfältiger Planung und Analyse des zu erwartenden Funkverkehrs von der International Marine Radio Company in den Neubau "Queen Mary"/GBTT eingebaut. Sende- und Empfangs-/Bedienungsanlage wurden etwa 120 Meter voneinander entfernt auf dem gleichen Deck untergebracht. Die Stromversorgung bestand aus einer 50 Hz Wechselspannung die vom (Gleichspannungs-) Schiffsnetz völlig getrennt war, zwei 45 KVA-Generatoren standen im Maschinenraum.
Das Foto links zeigt die Empfangs- und Bedienungsanlage mit vier Funkarbeitsplätzen an der rechten Seite, zwei Plätzen für Schnelltelegrafie links und dem Platz des "Supervisor" hinten links. An den Arbeitsplätzen können die Sender mit Hilfe einer Wählscheibe ausgewählt, ferngesteuert und beliebigen Sendeantennen zugeordnet werden. Ein Band- oder Frequenzwechsel dauert lediglich 5 Sekunden.
Insgesamt stehen im "Operating Room" vier Kurzwellen-, drei Mittelwellen- und zwei Langwellenempfänger. Die Kurzwellenempfänger sind Einfachsuper für den Bereich 545 kHz - 22,2 MHz, das Band ist in fünf Teilbereiche aufgeteilt. Die Mittelwellenempfänger sind Geradeaus- empfänger für den Bereich 100 bis 600 kHz in zwei Teilbereichen, die Langwellenempfänger sind vom gleichen Typ und decken das Band von 15 bis 170 kHz in drei Teilbereichen ab. An den 4 Arbeitsplätzen rechts im Bild werden alle Funkgespräche von und nach Nordamerika und Europa und ausserdem der Telegrafiefunk mit bis zu 40 WPM abgewickelt und sofort in die Schreibmaschine getippt. An den Plätzen für Schnelltelegrafie links im Bild stehen Geräte zum Stanzen von Lochstreifen und zum Tasten der Sender.
Im Foto oben ist der Arbeitsplatz für den Notbetrieb nicht sichtbar, er befindet sich vorn rechts im Anschluß an das Foto. Hier stehen ein aus der Batterie betriebener Geradeausempfänger für den Bereich 150 kHz bis 2700 kHz mit 5 Röhren, ein ebenfalls batteriebetriebener Röhrensender für die Betriebsart A2 und die Frequenzen 500, 425 und 375 kHz, sowie ein Alarmzeichentastgerät und eine Morsetaste. Ausserdem wird von hier aus der Ladezustand der Notbatterien kontrolliert. Diese Notbatterie liefert 120V Gleichspannung, eine weiterer Batteriesatz liefert 24V als "letzte Reserve". 
Das Foto rechts zeigt den Senderraum der "Queen Mary"/GBTT. Rechts im Bild der Mittelwellensender und Kurzwellensender I, an der gegenüber- liegenden linken Seite der Langwellensender und Kurzwellensender II. Am hinteren Ende des Raumes steht eine Schalttafel. Alle Sender werden vom "Operating Room" aus angewählt und abgestimmt.
Beide Kurzwellensender leisten 500 Watt und sind quarzgesteuert. Im Bereich 2 bis 18,1 MHz ist jeder Sender mit 10 Quarzen bestückt. Von diesen 20 Frequenzen wurden 4 für Funktelefonie mit der Station Baldock in England mit Kurzwellensender I und 5 für Funktelefonie mit Kurzwellensender II im Verkehr mit der AT&T-Station in Forked River N.J. benutzt. Ähnlich wurden die 11 Telegrafiefrequenzen mit Sender I für den Funkverkehr mit Europa - haupt- sächlich mit Portishead Radio in Burnham - und mit Sender II für den Betrieb mit Sayville, Long Island oder Chatham Radio eingesetzt.
Der Langwellensender leistete 3 kW und war für die Betriebsart A1 auf sieben verschiedenen Frequenzen ausgelegt.
Die gleiche Leistung brachte auch der Mittelwellensender, er konnte auf fünf Frequenzen abgestimmt werden. Er arbeitete auch in der Betriebsart A2. Dabei wurde der Sender mit 700 Hz aus einem 2kW-Umformer moduliert (Anodenmodulation). Diese 700 Hz gaben dem Sender seinen markanten Ton. Jeder Funkoffizier auf dem Nordatlantik erkannte schon bei den ersten Zeichen - also bevor das Rufzeichen GBTT gegeben wurde - daß hier die "Queen Mary" ruft. 700 Hz war gewählt worden, weil sie angeblich ein angenehmes und weniger ermüdendes  Aufnehmen von lange andauernden Telegrafiesendungen gestatten.
Zwei Rettungsboote der "Queen Mary" waren mit Mittelwellensendern und zusätzlich mit einem Telefoniesender kleiner Leistung ausgerüstet. Die Handhabung der Sprechfunksender war einfach und auch von ungeübtem Personal durchführbar.
Mit der hier beschriebenen Funkanlage konnten 4 Funkwege gleichzeitig bedient werden, z.B. je ein Funkgespräch nach Nordamerika und Europa auf Kurzwelle, Schnelltelegrafie auf Langwelle und Telegrammverkehr auf Mittelwelle. Während der ersten Heimreise des Schiffes im Juli 1936 wurden 1808 Telegramme mit mehr als 95000 Worten gesendet und 1351 Telegramme mit mit rund 36000 Worten empfangen. Es wurden 149 Funkgespräche mit einer Gesamtdauer von 14 Stunden geführt. Dazu mußten die Passagiere ihre Kabinen nicht verlassen: Von jedem der rund 500 Telefone an Bord konnten Funkgespräche angemeldet und geführt werden.
Bereits 1930 hatte Cunard die "Queen Mary" bei der Werft John Brown & Co. in Glasgow bestellt, der Bau wurde am 1. Dezember 1930 begonnen. Der zukünftige Names des Schiffes blieb jedoch geheim, man sprach und schrieb nur vom "Neubau Nr. 534". Aus wirtschaftlichen Gründen ließ die Reederei den Bau im Dezember 1931 stoppen. Erst im April 1934 wurde der Bau fortgesetzt und im September von Königin Mary auf den Namen "Queen Mary" getauft. Am 12. Mai 1936 wurde das Schiff an Cunard White Star abgeliefert und lief am 27. Mai von Southampton zur Jungfernfahrt nach New York aus. Die Daten des Schiffes: 80774 BRT (Ab 1937  81235 BRT), Länge: 310,3 Meter, Breite: 36 Meter. 24 Wasserrohrkessel (24,6 bis 28 Bar) erzeugten den Dampf für 4 Satz Getriebeturbinen und brachten zusammen max. 200000 PSW auf die 4 Schrauben. Mit einer Geschwindigkeit von 29 Knoten wurden bis zu 2139 Passagiere in Kabinen und etwa 1000 Personen als Besatzung befördert. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde die "Queen Mary" in New York aufgelegt, diente von 1940 bis 1946 als Truppentransporter und kehrte 1947 in den Nordatlantikdienst zurück. 1967 außer Dienst gestellt begann sie eine neue Karriere als Hotel, Museum und Kongresszentrum in Long Beach Ca., wo das Schiff noch heute besichtigt werden kann.
Die "Queen Mary" / GBTT als Museum, Hotel und Kongresszentrum an ihrem Liegeplatz in Long Beach (Kalifornien)
Benutzte Quellen / Souces used: 
Herrnkind in: "Die Funkeinrichtungen der 'Queen Mary' " in: Funkschau Nr. 13 / 1937
Geoff Arnold: "Wireless on RMS Queen Mary" in "Radio Bygones" No.16 - April/May 1992
Tom Hughes in:  "The Blue Riband of the Atlantic"
"Nauticus" Ausgabe 1938

Bildnachweis:
Bild 1 und Bild 2  Quelle: Herrnkind in "Funkschau" Nr. 13 / 1937
Bild 3  Quelle: Nauticus 1938, Tafel XI, St.256ff
Bild 4, Bild 5, Bild 6, Bild 7 und Bild 8  Urheber gem. §7 UrhG: Fritz Raeder (Mit freundl. Genehmigung 2000)
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Version: 11-May-05 / Rev.: 05-Feb-07 /  01-Okt-09 / 26-Feb-11 / 22-May-11 / HBu