Wenn auch nicht wie das alte NAA, so arbeitet NSS doch weiterhin auf Längstwellen. Tatsächlich ist es die älteste ohne Unterbrechung arbeitende Längstwellenstation auf der Welt. NSS hat seinen Standort auf einer schmalen Halbinsel, auch bekannt unter dem Namen Greenbury Point am nordöstlichen Ufer des Severnflusses, direkt gegenüber der US-Marine-Schule Annapolis, Maryland. Das Gelände auf dem die Station errichtet wurde, war Teil eines privaten Familienbesitzes, auch bekannt unter dem Namen „Hammonds Familienerbe von 1737“. Im Jahre 1910 kaufte die US Marine diese 500 Morgen Land für einen Milchbetrieb der Akademie für den Preis von 49.500 US-Dollar. Ein Teil dieses Geländes benutzte man von 1911 bis 1917 auch für den ersten Marine-Luftwaffenstützpunkt. NSS wurde erst gegen Endes des Ersten Weltkriegs eröffnet. Früh in diesem Krieg hatte man erkannt, daß zusätzliche verläßliche Funkverbindungen nach Europa unentbehrlich waren. Deshalb plante man neue Stationen für die USA und Frankreich. Das auserwählte Gelände für die Ostküsten-Hochleistungssender war Greenbury Point. Unter der Belastung der Kriegszeit errichtete die Marine sechs selbststrahlende 600-Fuß-Antennenmasten, und installierte das Erdungssystem bestehend aus 35 Meilen Kupferleitung. Die gewaltige „flat top Antenne“ wurde mit einer zentralen HF-Einspeisung zwischen den Masten aufgehängt. Sender, Kraftwerk und Quartier-Gebäude wurden fertiggestellt, ein Hafen für die Belieferung mit Kohlen gebaut, alles in weniger als 18 Monaten. Die Station konnte am 6. August 1918 in Dienst gestellt werden. Um einen ununterbrochenen Betrieb zu gewährleisten, errichtete man zwei Sender. Es waren 350-kW- Lichtbogensender, von der Federal Telegraph Company entwickelt und gebaut für das Ingenieursbüro des Marineministeriums. Die Empfangseinrichtungen und das Betriebszentrum baute man ungefähr 30 Meilen entfernt, in Washington, D.C., in der Nähe des Marine-Verbindungsbüros nahe dem Potomac Fluss. Die beiden Lichtbogensender waren bis 1931 ununterbrochen in Betrieb, dann entfernte man einen von ihnen und ersetzte ihn durch einen 500-kW-Röhrensender des Typs TBJ von General Electric. Später kamen Langwellensender hinzu, und mehrere starke Kurzwellensender mit zusätzlichen Gebäuden und Antennen, verstreut angelegt über das Gelände und dem angrenzenden Gebiet, das bis dahin von der Marineschule als Golfplatz benutzt wurde. Die lebenswichtigen Sendungen auf den Längstwellen endeten nie, und viele Funker werden sich noch gut an die Zeitsignale, Wettervorhersagen, Hurrican-Warnungen und Zeitungsnachrichten erinnern, die von NSS gesendet wurden. 1969 begannen entscheidende Änderungen und Verbesserungen am Längstwellen-Antennen-System. Ein neuer mit Drähten abgespannter 1200-Fuß Antennenturm wurde errichtet und von neun 600-Fuß-Türmen umgeben, drei davon waren identisch mit denen, die 1917 errichtet worden waren. Die verbesserte „Goliath“-Antenne bestand aus dem 1200-Fuß-Mast mit der „top hat“-Montierung unterstützt von den 600-Fuß-Türmen, die ungefähr 200 Morgen Land bedeckten. Ein einzelner Keramikisolator stützte das gesamte System das soviel Gewicht hatte wie ein Zerstörer. Der Ausgang der Senderkopplungsspulen wurde dem mittleren Sendemast auf einer Höhe von 300, 600 und 900 Fuß zugeführt, und diese Einführung war Teil des gesamten Antennensystems. Zur Versorgung und zum Betrieb der VLF-Antenne, wurde im ursprünglichen Sendergebäude ein 1000-kW-AN/FRT87-Sender installiert. Dieser gewaltige Sender, gekauft bei der Electronics Manufacturing Compagny, nahm den gesamten Platz des Gebäudes ein, das 75 Fuß breit und 145 Fuß lang war, mit der Ausgangsversorgung in die Koppelspulen im daneben liegenden „helix haus“, das 75 Fuß im Quadrat und 65 Fuß hoch war. Diese gewaltigen Variometer, zwei von ihnen in Serie, nahmen den größten Raum in diesem großen Gebäude ein, von denen jeder 35 Fuß hoch war. Sie waren aus einer Litze von 4,4 inch Durchmesser gewickelt und übertrugen 1300 Ampere. Die AN/FRT87-Sender enthielten vier 250.000 Watt-Röhren im Gegentakt in der Endverstärkerstufe. Daneben waren zusätzliche Röhren in Reserve, jedes Paar war vorgeheizt, so daß sie sehr schnell hinzugeschaltet werden konnten, wenn sie gebraucht wurden. Diese Röhren, hergestellt von der Firma Eimac, kosteten damals 11.000 Dollar pro Stück. Die 17.500 Volt Anodenspannung wurde durch feste Gleichrichter gewährleistet. Durch die Zirkulation von 2649.5 Liter destilliertem Wasser in der Minute, wurden die Röhren auf der richtigen Betriebstemperatur gehalten. Obwohl vor einigen Jahren auch auf Kurzwelle gesendet wurde, blieb die Aussendung auf Längstwellen ununterbrochen in Betrieb. Zusätzlich zur Längstwelle wurden drei starke Langwellensender, ein 850-Fuß-Vertikalstrahler und zwei „flat top“-Antennen in Betrieb genommen, ein vierter 300-Fuß-Sendemast für Dezimeterwellen benutzt. Zwei Hilfsdiesel, jeder mit 200 kW Wechselstrom, garantierten eine konstante Stromversorgung. Diese Hilfsdiesel waren übrigens die gleichen, die auch in Lokomotiven eingebaut werden. Die heutige Aufgabe von NSS ist die Sicherstellung der Nachrichtenversorgung zu den U-Booten im Atlantik und im Mittelmeer. Als alter Funker und Ingenieur bin ich stolz, wenn ich sehe, wie eine große Funkstation weiterhin unserem Land effizient und wirkungsvoll dient. Der Bericht stammt aus dem Jahre 1982 und wurde gedruckt im „Sparks Journal“. Das
Ende einer Ära
nss
nss bt ii
part
three ii
Es
gab immer einige Kollegen, auch auf ausländischen Schiffen, die auf
der letzten Hörwache um diesen Wetterbericht baten, ich kann es nicht
mehr an einer Hand abzählen, so oft habe ich diesen WX auf der Mittelwelle
wiederholt. Vorbei sind die Zeiten, aber immer, wenn man zurückdenkt,
meint man es könne gar nicht sein. Wieviel wunderbare Technik ist
einfach so verschrottet worden. Hätte man nicht genauso gut diese
Stationen „einmotten“ können, wie vieles andere auch?
Übersetzung: R. Marschner DL9CM |