Slow Scan Television (SSTV) Anwendungen über Inmarsat
Ein Bericht von © 2008: Joachim Paul, DJ7WL

Weiter oben unter „ Auf dem Weg zum GMDSS“  wurde bereits beschrieben warum ich mich mit SSTV in der Anwendung über Inmarsat beschäftigt habe und das die Realisierung dieser Betriebsart der Debeg  den Auftrag zur Lieferung aller Navigations- und Kommunikations- komponenten der Indischen Antarktisstation gebracht hat. Neben der sozialen Komponente die das SSTV System erfüllte wurden aber auch verletzte Mitglieder der Crew per Ferndiagnose aus Bombay diagnostiziert und behandelt. Dies war vermutlich das erste Ferndiagnose-System via Inmarsat. Auch die deutsche Georg von Neumaier Station wurde später für derartige Anwendungen damit ausgerüstet.
Training an der SSTV Anlage vor dem Einsatz
Training bei der Debeg in Hamburg
Mein Kollege Rainer Mau war ein Jahr nach der Inbetriebnahme zur Prüfung und Garantie- Überholung aller durch die Debeg gelieferten Komponenten zur  Antarktisstation Dakshin Gangotri gereist. Zur gleichen Zeit war ich mit einem Ausstellungscontainer auf der Nachrichtentechnik- Messe Mecom in Bahrein. Der Container war neben vielen anderen Geräten auch mit einer Debeg 3211a und einem SSTV System ausgerüstet. Wir haben über Telefonat vereinbart eine SSTV Übertragung in einer Schiff-Schiff Konstellation durchzuführen. 
Debeg Ausstellungscontainer auf der Mecom Messe Bahrein
Die SSTV und Wetterkartenecke im Container
Innenansicht des Messecontainers
Übertragenes Bild via „Schiff-Schiff Strecke“
Bei einer Schiff-Schiff Verbindung benutzt man zweimal die 
Satellitenstrecke (kostet auch doppelte Gebühr). In diesem Fall 
habe ich die Verbindung von Bahrein über den indischen 
Satelliten zur Bodenstation Eik in Norwegen aufgebaut. Hier 
wurde das Signal verknüpft mit einer zweiten Strecke von Eik 
über den indischen Satelliten zur Antarktisstation der Inder. 
Das Ergebnis  sieht man auf dem beigefügten Bild. Die 
Qualität des Bildes ist nicht sehr gut, hervorgerufen durch die 
erheblichen Echostörungen auf dieser Doppelstrecke, aber 
historisch gesehen war es die erste Schiff-Schiff Verbindung 
aus der Antarktis als SSTV Übertragung. Bei einer „normalen“ 
SSTV Übertragung waren die übertragenen SW oder 
Farbbilder von guter Qualität. Die Auflösung der Bilder hing 
nur von der Länge der Übertragung ab.

Links:
Teilansicht der indischen Antarktisstation mit 3211 Antenne

Auf der Messe Mecom in Bahrein hat sich ein Vertreter des Präsidenten der vereinigten arabische Emirate (VAE) unseren Container mit den verschieden Geräten und Techniken angesehen. Das führte dann zum Auftrag, eine Spezialversion eines derartigen Nachrichten- containers für den Präsidenten der VAE zu bauen. Die erste Bedingung war: Der Container muss auf einen vorgegebenen LKW passen und in den Privat-Jumbo des Präsidenten. Auch ein SSTV System gehörte zum Lieferumfang. Später wurde dieser Nachrichtencontainer bei Staatsbesuchen, aber auch zur Falkenjagd nach Pakistan immer mitgenommen und vermutlich wurde so manches „Beutebild“ über SSTV in den Präsidentenpalast übertragen.
Nachrichten Container für Präsidenten der VAE in Abu Dhabi
Fertig lackierter Mini Container auf dem LKW
Ca. 95% aller Seeleute fahren auf Schiffen ohne Arzt an Bord. Wenn ein Seemann auf einem derartigen Schiff erkrankt, verlässt er sich auf die Hilfe durch  fernmedizinische Beratung über Funk oder über eine Satcom Verbindung. 
Der neue Dienst über SSTV fand eine gute Resonanz und wurde später von einigen Schiffen und auf der indischen Antarktisstation Dakshin Gangotri und der deutschen Georg von Neymayer Station für diesen Zweck genutzt.
Im Mai 1985 hat das Bernhard Nocht Institut in Hamburg einen Kongress zu diesem Thema veranstaltet. Im von der Debeg neu eingeführten SSTV System sah man eine große Hilfe bei der Ferndiagnostik des Krankheitsbildes. Die Debeg wurde gebeten, anlässlich dieser Tagung das System live vorzuführen. Ich habe im Tagungssaal eine SSTV Station am Telefonanschluß betriebsbereit beigestellt. Die Gegenstation, also die „Schiffsseite“, habe ich im Debeg Labor eingerichtet. Hier wurden nun verschiedene Krankheitsbilder von entsprechend geschminkten Darstellern simuliert. Diese Farbstandbilder wurden live über die Debeg 3211a zur Bodenstation Raisting übertragen. Von hier lief das Bild weiter per Telefonleitung in den Kongresssaal. Die dort versammelten Schiffsärzte sowie Ärzte, die in einigen ausgewählten Krankenhäusern diesen Dienst betreuen, sollten anhand der Bilder und des Berichtes eine Diagnose und die Therapie erstellen. 
Unten Links:  SSTV Aufnahme eines „kranken Seemanns“ im Labor der Debeg
Beim Arbeiter Samariter Bund in Köln habe ich neben einer Kurzwellenausrüstung und einer transportablen Satcom Anlage auch ein SSTV System integriert. Das SSTV System kann über die Kurzwellenstation mit Richtantenne oder auch über die portable Satcom für weltweiten Betrieb genutzt werden. 
Oben:  Station in der Zentrale beim ASB in Köln

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Version: 07-Nov-08 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu