130 Jahre Suezkanal
Quellen: "Weser Kurier" und MS "Encarta 99"   -  Alle Fotos: Marianne Busch
Zusammengestellt von Heinrich Busch

Der Suezkanal
Am 17. November 1869 wurde der Suezkanal mit grossem Pomp und in Anwesenheit von 5000 prominenten Gästen aus aller Welt eröffnet, er verkuerzte den Seeweg von Europa nach Indien um ca. 7000 Kilometer. An der Spitze von Schiffen verschiedener Nationen fuhr die franzoesische Yacht "L'Aigle" mit Kaiserin Eugenie und Kanalerbauer Ferdinand de Lesseps von Port Said südwärts durch die 160 Kilometer lange Wasserstrasse ins Rote Meer. Das bis dahin grösste Projekt des maritimen Weltverkehrs kostete drei Mal soviel wie ursprünglich geplant. Tausende von ägyptischen Zwangsarbeitern liessen ihr Leben. Die europäischen Nationen erkannten bald die strategische und wirtschaftliche Bedeutung des Kanals. 1875 sicherte sich Grossbritannien die Aktienmehrheit der Suez-Gesellschaft. 1956 verstaatlichte Ägypten die Wasserstrasse.

Geschichte
Der erste Kanal zwischen dem Nildelta und dem Roten Meer wurde etwa im 13.Jahrhundert v.Chr. entweder auf Anordnung des ägyptischen Herrschers SethosI. oder RamsesII. gegraben. In den folgenden 1000Jahren wurde der Kanal immer wieder für längere Zeit vernachlässigt. Zwischenzeitlich ließen mehrere Herrscher Wiederausgrabungen oder Veränderungen durchführen. Alle Bemühungen, den Kanal in einem guten Zustand zu erhalten, wurden schließlich im 8.Jahrhundert n.Chr. aufgegeben. 

Von Zeit zu Zeit wurden Vorschläge für die Anlage eines Kanals durch die Landenge von Suez gemacht, aber nie in die Praxis umgesetzt. 1854 gelang es dem französischen Diplomaten und Ingenieur Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps, das Interesse des ägyptischen Vizekönigs Said Pascha für dieses Projekt zu gewinnen.
Schiff im Ballah Loop 
Was hier aussieht wie ein "Wüstenschiff" liegt in der Ausweichschleife Ballah Loop zwischen Port Said und Ismailia.

1858 wurde die Suez-Gesellschaft gegründet und erhielt die Befugnis zur Anlage eines Kanals sowie eine Konzession für 99 Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit sollten die Eigentumsrechte an die ägyptische Regierung zurückgehen. Die Gesellschaft war ursprünglich ein privates ägyptisches Unternehmen, dessen Kapital in erster Linie aus französischen und ägyptischen Quellen stammte. 1875 erwarb die britische Regierung die ägyptischen Anteile.
Die Ausführungsarbeiten für den Kanal begannen am 25.April 1859. Am 17.November 1869 wurde er für die Schifffahrt eröffnet. Die Gesamtkosten betrugen etwa 65Millionen Pfund (heutiger Wert). Etwa das Dreifache dieser Summe wurde für spätere Reparaturen und Verbesserungen aufgewendet. Ursprünglich hatte der Kanal an der Sohle eine Breite von 22 Metern und an der Wasseroberfläche eine Breite von 58 Metern. Die Tiefe betrug acht Meter.

Kanalkontrolle
Die 1888 unterzeichnete völkerrechtliche Regelung garantierte die freie Durchfahrt für Schiffe aller Nationen in Kriegs- und Friedenszeiten. Großbritannien betrachtete aber den Kanal als lebenswichtig für die Aufrechterhaltung seiner Seemacht und Kolonialinteressen, vor allem für die Verbindung nach Indien. Durch die Bestimmungen des anglo-ägyptischen Vertrags von 1936 erwarb Großbritannien das Recht, Streitkräfte in der Suezkanalzone zu stationieren und übernahm damit die Kontrolle über die Kanalzugänge. Nach der Gründung des israelischen Staates in Palästina 1948 untersagte die ägyptische Regierung Schiffen von und nach Israel die meiste Zeit die Durchfahrt.
Ägyptische Nationalisten verlangten wiederholt, dass Großbritannien die Suezkanalzone verlassen solle. 1954 unterzeichneten die beiden Länder schließlich einen Vertrag mit siebenjähriger Laufzeit, der das Abkommen von 1936 ersetzte und den allmählichen Rückzug aller britischen Truppen aus der Kanalzone beinhaltete, was bis zum Juni 1956 geschehen war. Ägypten übernahm die britischen Anlagen.

Radarbild
des Tonnenweges in die 
neue Einfahrt  des Suez-
kanals östlich  von Port 
Said (Kurs: 180º) 

Deutlich zu erkennen ist 
auch die alte Einfahrt 
entlang der 2250 Meter 
langen Mole und 
die frühere Kanalführung 
durch Port Said.

Nationalisierung
Am 26. Juli 1956, kurz nachdem die Vereinigten Staaten und Großbritannien ihr Angebot auf eine Finanzierungshilfe für den Bau des Assuan-Staudammes zurückgezogen hatten, übernahm die ägyptische Regierung gemäß einer von Präsident Gamal Abd el-Nasser erlassenen Nationalisierungsverordnung den Suezkanal. Nasser erklärte die Absicht Ägyptens, die Einnahmen aus der Betreibung des Kanals zur Finanzierung des Staudammes zu verwenden. Am 29. Oktober 1956 fiel Israel in Ägypten ein. Zwei Tage später griffen britische und französische Militäreinheiten Ägypten an, um die freie Durchfahrt durch den Kanal zu sichern. Als Vergeltungsmaßnahme ließ Ägypten 40 Schiffe versenken und erreichte damit eine Blockade des Kanals. Durch die Intervention der Vereinten Nationen wurde im November ein Waffenstillstand vereinbart. Zum Jahresende wurden die israelischen, französischen und britischen Truppen aus dem Gebiet abgezogen. Nach der Hebung der versenkten Schiffe durch eine Bergungsmannschaft der UN öffnete die ägyptische Regierung im März 1957 den Kanal erneut der Schifffahrt. 
1958 einigten sich Ägypten und die verstaatlichte Kanalgesellschaft über die Bedingungen eines finanziellen Ausgleichs für den Kanal. 1962 erfolgten die letzten Zahlungen an die ursprünglichen Teilhaber. Der Suezkanal spielte während der sechziger und siebziger Jahre in den Konflikten zwischen Ägypten und Israel weiterhin eine wichtige Rolle. Im Sechstagekrieg von 1967, als mehrere Schiffe im Kanal versenkt wurden und somit die Fahrrinnen blockierten, wurde er geschlossen. Nach der Beseitigung der Schiffe durch internationale Sondereinheiten wurde er am 5. Juni 1975 wieder geöffnet. Am Ende des gleichen Jahres gestattete Ägypten die Durchfahrt von nichtmilitärischen Gütern von und nach Israel. Die uneingeschränkte Nutzung des Suezkanals wurde den Israelis im Friedensvertrag mit Ägypten 1979 zugesichert.
Verwaltungsgebäude der Suezkanal-Behörde
(in Port Said)
Kanaleinfahrt in Suez
Hansa-Dampfer im Suezkanal (1975)
Der Suezkanal heute (1999)
Die Mindestbreite der Kanalsohle misst 60 Meter. Schiffe bis zu 20 Meter Tiefgang und 150 000 Tonnen Gesamtgewicht können den Kanal passieren. Es gibt keine Schleusen, da der Kanal zwei Orte in Meereshöhe verbindet und dazwischen keine Erhebungen sind. In die Kanaltrasse wurden der Mensalesee, der Timsahsee und die Bitterseen (heute ein zusammenhängendes Gewässer) eingeplant. Der überwiegende Teil des Kanals ist auf eine einzige Fahrrinne mit mehreren Ausweichstellen beschränkt. Zweispurige Fahrrinnen befinden sich in den Bitterseen und zwischen El Kantara und Ismailia.

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Version: 17-nov-99 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu