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Die Geschichte der deutschen
Bohrinsel-Versorgungsschifffahrt ist schon detailliert an verschiedenen
Stellen im Internet dokumentiert.
Meine Aktivitäten in der Versorgungsschifffahrt, die ich hier beschreiben werde, beschränken sich deshalb auf Schiffe der DDG Hansa und der VTG die mit Debeg-Technik ausgerüstet waren. In den Jahren von 1960 bis zum Ende der 70er hatten die beiden genannten Firmen große Flotten in der Nordsee aber auch weltweit in Betrieb. Im Normalfall waren die Versorgungsschiffe mit einer Grenz-Kurzwellenstation ausgerüstet. Dazu war meistens ein Funkpeiler vorhanden. Ein UKW Gerät gab es auf allen Einheiten. Die Grenz-Kurzwellenstation wird über eine Umschaltbox entweder aus dem Schiffsnetz oder aus der Notbatterie betrieben. Bis zum Ende der 60er Jahre wurde im Grenzwellenbereich die Betriebsart A3 genutzt. Ein Beispiel hierfür ist das von Debeg häufig eingesetzte Lorenz S 509 Gerät. Die Reichweite und Qualität im Grenz- und Kurzwellen Telefonie Betrieb wurde wesentlich durch die Einführung der Einseitenband Technik verbessert. Die Debeg hat 1962 Einseitenband Geräte an Norddeich Radio für erste Versuche geliefert und die Erprobung begleitet. 1967 wurde die Einführung der Einseitenbandtechnik im Kurzwellen Seefunk beschlossen. 1969 folgte danach auch die Einführung der SSB Technik im Grenzwellenbereich. |
Auf den Versorgungsschiffen
wurden verschiedene Einseitenbandstationen genutzt, am häufigsten
war aber der SE 748 im Einsatz.
In der Anfangszeit der Einseitenbandtechnik gab es hin und wieder spezielle Probleme mit dieser neuen Technik. Z. B. zerlegten sich die mechanischen Einseitenbandfilter in diesen Geräten bei starker Vibration des Schiffes und mussten durch eine verbesserte Version ersetzt werden. Im fernen Ausland gab es noch keine geschulten Fachkräfte also wurde der nötige Service durch Debeg ausgeführt. Von Dubai aus fuhren viele Versorger in den Persischen Golf. Mein erster Einsatz führte mich dann auch nach Dubai. Der Liegeplatz für die Versorger befand sich am Ende des Dubai Creek. |
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Dort angekommen
wurde ich auf dem Versorger Ferdinandtor vom Kapitän begrüßt.
Nach dem Begrüßungsdrink kam der Kapitän gleich zur Sache:
Der "Funkkram" ist erst einmal Nebensache weil wir gleich aus der Charter
fliegen, wenn wir unser Problem nicht lösen. Unsere Zementpumpe läuft
nicht und du verstehst doch hoffentlich auch was von Pumpen??
Naja so hatte ich mir den Einsatz nicht vorgestellt. Also Schutzkleidung angezogen und dann in den Zementraum. Gemessen, geprüft und letztlich festgestellt, dass die Spule vom Motor der Pumpe durchgebrannt war. Ersatz war auf die Schnelle nicht zu besorgen. Also habe ich einen Holzkeil geschnitzt. Mit diesem Holzkeil habe ich den Schütz mechanisch geschlossen. Die Zementpumpe lief und die Ladung wurde übernommen. Danach hatte ich in der VTG Flotte am Golf gute Karten. Zu dieser Zeit hat die Debeg die Funkausrüstung meistens noch vermietet. Die Debeg war auch Mitglied in der RAMAC. Ein weltweiter Zusammenschluss von Firmen aus der Branche, die gegenseitig Service durchführten. Z. B. Marconi, SAIT etc. waren in der RAMAC vertreten. Links: RAMAC-Urkunde, ausgehängt an Bord eines Schiffes Auch am Golf gab es RAMAC
Vertreter aber der technische Stand war damals noch nicht ausreichend.
Wenn man also dort war wurden nacheinander alle Versorger von VTG und DDG
Hansa besucht.
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Bei einem weiteren Einsatz
bin ich über Kuwait angereist. Dort lag auch ein Essberger Tanker
mit Problemen an seinem Hauptsender und danach wartete die Lübeckertor
auf mich. Bei der Einreise wurde ich am Flughafen äußerst sorgfältig
nach Alkohol durchsucht. Um in das Hafengebiet zu kommen muss man eine
weitere Kontrollstelle am Eingang des Bereiches passieren. Der freundliche
Mitarbeiter dort hatte aber eine starke Fahne! An Bord angekommen
führte mich der Agent zum Kapitän. Dort saß eine fröhliche
Runde beisammen: Makler, Lotse, Zoll etc. und trank ALKOHOL. Später
habe ich den Agenten gefragt, wie das zusammen passt.
Antwort: Wir sitzen doch unter einem Stahldeck! Da sieht Allah nicht durch. |
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Die VTG Versorger fuhren
damals noch unter der deutschen Flagge. Da sie lange Zeit nicht vom Golf
wegkamen, musste die fällige Funksicherheitsprüfung dort erledigt
werden. Normal musste das Funkamt diese Prüfung durchführen aber
hier gab es eine Ausnahmegenehmigung und ich führte die Prüfung
durch. Dazu gehörte allerdings auch eine Funkbeschickung. Wo in dieser
Gegend kann man eine Funkbeschickung durchführen? Nun, wir sind dann
zum Kharg Island gefahren. Dort gab es ein permanent laufendes Flugfunkfeuer
und optisch war der Antennenmast gut zu sehen.
Durch die häufigen Servicebesuche am Golf aber auch durch die Teilnahme an einer Messe in Bahrain war die Debeg dort bekannt. Das führte zum Auftrag für einen Satelliten-Kommunikations-Container für den Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Es gab allerdings zwei wesentliche Bedingungen zu erfüllen. Der Container musste auf einen speziellen LKW passen (einfach) aber auch in den Jumbojet des Präsidenten (schwierig). Wir haben einen Nato Container gefunden welcher die Bedingungen erfüllte. Die Einweisung und Übergabe habe ich in Abu Dhabi durchgeführt. "So nebenbei" habe ich dann auch noch eine Reihe von transportablen Inmarsat Standard-A-Anlagen an Behördenvertreter übergeben. |
Oben: Das fertiggestellte Fahrzeug Links: Bereit zur Übergabe an den Präsidenten |
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Eine deutsche Gesellschaft
bohrte vor Trinidad Tobago nach Öl.
Zur Versorgung der Bohrinsel wurden zwei VTG Versorger eingesetzt. Ein Versorger lag jeweils im Hafen Port of Spain und der Zweite lag Standby an der Bohrinsel. Jede Woche wurde gewechselt. Die Nordertor meldete Probleme mit dem SE 748 zur Debeg nach Hamburg. Unbedingt und schnell sollte die Reparatur erfolgen. Ein Visum für Trinidad & Tobago dauerte typisch 14 Tage. Ich habe mein Seefahrtsbuch aus der Schublade geholt und damit ging es umgehend. Links: Der Eintrag im Seefahrtsbuch Das Problem waren auch hier
die Einseitenbandfilter.
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Auch in anderen Teilen der Welt wurden Versorger benötigt. Z. B. im Roten Meer vor Hurghada - am Südausgang des Golfs von Suez. Ein Bohrinsel hatte Probleme mit dem Funksystem. Für die Logistik war dieses System lebenswichtig. Von Hurghada aus sollte mich ein DDG Hansa Versorger hinbringen. Das hätte aber einige Stunden gedauert. Alternativ gab es dann einen Helicopter welcher unter einer großen Staubwolke direkt neben dem Hotel landete. In relativ kurzer Zeit landeten wir dann direkt an Deck. |
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Die Nordsee darf man bei der Betrachtung nicht vergessen. Im deutschen Festlandsockel, dem sogenannten Entenschnabel, wurde an verschiedenen Stellen nach Erdöl oder Erdgas gebohrt. Vor der holländischen Küste bohrte die Bohrinsel "Neddrill 7" nach Öl. Auch hier erfolgte der Hauptteil der Logistik per Versorger. .......................... Unten: OSA-Versorger an der "Neddrill 7" |
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Links:
Leih-Container auf einer Bohrinsel
Manchmal sollten Bohrinseln schnell mit der benötigten Kommunikation ausgerüstet werden. Für diesen Zweck haben wir bei der Debeg einen Standard 20 Fuß Container mit Funk- und Satellitentechnik ausgerüstet. Dazu noch Wetterkartenschreiber und weitere Elektronik. Diesen Container haben wir im Bedarfsfall vermietet. Zur Bohrinsel transportiert wurde er per Versorger. Als Projektleiter habe ich dann die Einweisung des Personals durchgeführt. |
Die Debeg hat auch diverse
größere Versorger und Taucherbasis-Schiffe, wie die oben rechts
abgebildete "Shearwater Topaz" oder die "Seabex 1" /
DJTK, die "Stephaniturm" / DEGU oder die "Deepwater
2" / PDNV ausgerüstet.
Die Versorger der VTG und der DDG Hansa wurden später in die OSA mit Sitz in London eingebracht. Im Internet findet man die Historie. Einige dieser Versorger fahren auch heute noch, allerdings schon lange nicht mehr unter deutscher Flagge. |
Bericht: Urheber gem. Urh.G.: Joachim Paul DJ7WL, im November 2012 (Mit freundl. Genehmigung im November 2012) Bildnachweis: Abb.1: Quelle: Kalenderblatt (1978) der DDG Hansa (Urheber dort nicht genannt, Firma erloschen) Abb.3: Urheber gem. § 7 Urh G: Peter Klein, DEL (Mit freundl. Genehmigung 2001) Abb.2, Abb.4 bis Abb.13 und Abb.15 bis Abb.25 Urheber gem.§7 Urh.G.: Joachim Paul DJ7WL (Mit freundl. Genehmigung im November 2012) Abb. 14 und Abb. 26 Quelle: "Debeg-Mitteilungen" (Urheber dort nicht genannt) Version: 15-Nov-12 / HBu |