Katapultschiff Westfalen / DODB
Fotos: Debeg (3), Telefunken (3), NDR-TV (3), Ina Heim (1) und Lufthansa (1)  - *

Oben:  Die Empfangsanlage des Katapultschiffes "Westfalen" / DODB  diente in der Hauptsache der Kommunikation mit den Flugbooten vom Typ "Do Wal".Die Geräte von links nach rechts: Hinten in der Ecke steht ein Kurzwellenempfänger E 801Gr von Telefunken (Baujahr ab 1934), er deckt den Frequenzbereich von 1,5 MHz bis 23 MHz ab. Dann ein E 390Gr für den gleichen Frequenzbereich, Hersteller ist ebenfalls Telefunken (ab 1936). In der Mitte mit dem Lautsprecher darüber steht ein Langwellenempfänger Telefunken E 436S für die Frequenzen zwischen 75 und 1500 kHz, rechts daneben ein Allwellenempfänger E 381S . Der Zweikreis-Geradeausempfänger deckt in 10 Teilbereichen das Frequenzspektrum von 10 kHz bis 20 MHz ab. Das Gerät ganz rechts ist mir nicht bekannt. Man beachte die Schreibmaschinen, Kopfhörer und Morsetasten an den beiden Arbeitsplätzen. 
Oben links:   Die Sendeanlage in Funkstation der "Westfalen"/ DODB besteht aus einem 700-W-Kurzwellensender S 300S und einem 3-KW-Langwellensender S 290S ("verstärkter Orinocco-Sender"). Beide Sender wurden von Telefunken hergestellt.
Oben rechts:   Die Empfangsanlage in der Funkstation der "Westfalen" / DODB Das Bild ergänzt das linke Foto nach rechts. Am Arbeits- platz links steht ein Empfänger aus der Serie E 363 - E 365, darüber ein Filtervorsatz. Daneben ein Kurzwellen-Empfänger E 362.
Der Umfang des Funkverkehrs auf einem Südatlantik-Flugzeugmutterschiff ist mit ca. 50.000 Worten pro Monat dem der großen Fahrgastschiffe"Bremen" und "Europa"  gleichzusetzen.
Links:   Der Peilraum an Bord der "Westfalen" / DODB
Rechts neben dem Fenster hängt der Peillempfänger E 358N, den Telefunken ab 1927 baute und bis zur Einführung des E 374N im Jahr 1930 ständig verbesserte. Der mit 8 Röhren vom Typ RE 144 bestückte Empfänger arbeitete im Bereich von 230 bis 520 kHz. Alle - reichlich vorhandenen - Bedienungselemente und die Gerätesicherungen sind von der Frontseite aus zugänglich. Rechts neben dem Empfänger befindet sich die Drehvorichtung für die Rahmenantenne.
Auf dem Kartentisch liegt eine Seekarte für den Südatlantik, man erkennt deutlich die Kontinente Afrika und Südamerika. 
Auf dem Regal am rechten Bildrand steht ein Barograph - ein meteorologisches Messgerät, das den zeitlichen Verlauf des Luftdrucks - im Normalfall während einer Woche - auf einer mit Papier bespannten Trommel aufzeichnet.
Die "Westfalen"  wurde 1905 von der Werft Joh. C. Tecklenborg AG als Bau-Nr. 208 in Geestemünde (heute Bremerhaven) gebaut. Der Stapellauf fand am 14. November 1905 statt, am 20. Dezember wurde das Schiff an den Norddeutschen Lloyd übergeben. Die Vermessung: 5122 BRT / 8200 tdw,  Länge 130,54 m,  Breite 16,08 m. Eine 4fach Expansions-Dampfmaschine mit vier Zylindern brachte 3200 PSi auf eine Schraube, das Schiff lief damit gut 11 Knoten. Vier Kesselanlagen versorgten die Maschine mit Dampf. Die "Westfalen" wurde im Australiendienst eingesetzt. Bei Kriegsausbruch im August 1914 suchte das Schiff Schutz in Valparaiso, 1920 kehrte nach Deutschland zurück und fuhr ab 1922 im Ostasiendienst des NDL
Ab Sommer 1932 wurde die "Westfalen" an die Lufthansa verchartert, zum Katapultschiff umgebaut und als Flugsicherungsschiff für den Südamerika-Postdienst (siehe MS "Schwabenland") im Südatlantik stationiert. Die Katapultanlage befand sich auf dem Vorschiff, die Flugboote starteten also - im Gegensatz zur "Schwabenland" - über das Vorschiff. Am Achterschiff war ein grosser Kran montiert worden, der die neben dem Schiff gewasserten Flugboote an Deck hob und auf einem Ragiergleis auf dem Achterschiff absetzte.
1938 verkaufte der NDL die "Westfalen" an die Lufthansa, stellte aber weiterhin die Besatzung und sicherte die Versorgung des Schiffes. Bei Ausbruch des Krieges 1939 beschlagnahmte die Luftwaffe das Schiff. Am 9. September 1944 war das Schiff auf dem Weg von Trondheim in Norwegen nach Deutschland, als es vor Stora Pölsan, etwas nördlich von Göteborg, auf zwei Minen lief. Wegen des schlechten Wetters sank das Schiff schnell, von den etwa 240 Personen an Bord kamen 150 ums Leben.
Oben links:   Das Flugboot "Boreas" / DAGAT befindet sich auf dem Schleppsegel hinter der "Westfalen", hat eine Leine am Schiff festgemacht und wartet auf das "anpicken" durch den Kran, der es auf das Rangiergleis auf dem Achterschiff  setzen wird.
Oben rechts:   Übernahme bzw. Übergabe der Post  durch die vordere Luke im Kabinendach der "Do Wal". Pro Flug wurden auf der 15300 km langen Strecke von Frankfurt am Main bis zum Endpunkt in Santiago de Chile bis zu 80000 Briefe befördert. Bei Benutzung der wöchentlichen Flüge war ein Brief z.B. von Berlin nach Rio de Janeiro zwei bis zweieinhalb Tage unterwegs. 
Oben links:   Der Reiseweg der "Do-Wal".  Als erste Luftverkehrsgesellschaft hatte die Lufthansa 1934 einen planmäßigen Luftpostdienst nach Südamerika begonnen. Die Post wurde mit normalen Flugzeugen von Deutschland aus über Barcelona und Sevilla in Spanien die afrikanische Atlantikküste entlang bis nach Bathurst (heute Banjul) in Gambia gebracht. Die umgebauten Frachtschiffe "Westfalen" und "Schwabenland" (Diese gehörte vorher der DDG Hansa in Bremen) ermöglichten als schwimmende Flugstützpunkte den zwischen Bathurst und Fernando Noronha an der brasilianischen Küste eingesetzten 10-to-Flugbooten "Do-Wal" eine Unterbrechung der mit 3050 km für sie zu langen Flugstrecke. Die Aufnahme eines Flugbootes auf hoher See durch einen Kran und der Start mit einer dampfbetriebenen Katapultanlage waren damals neuartige Verfahren. 
Oben rechts:   Ein 10to "Wal" an Deck der "Westfalen" / DODB Die Maschine steht zwischen Schornstein und Mast des Schiffes auf dem Rangiergleis. So kann eine zweite Maschine in der Katapultanlage auf dem Vorschiff stehend für den Start vorbereitet werden.
Oben links:  Der "Finger Gottes" auf der Insel Fernando Noronha vor der Küste Brasiliens ist die Landmarke am südamerikanischen Kontinent, die den Piloten zeigte, dass sie die Reise über den Atlantik überstanden haben. Im Vordergrund sieht man die Rahmenantenne auf dem Kabinendach der "Do-Wal". Sie ist mit dem Funkpeiler des Flugzeuges verbunden und kann aus der Kabine heraus gedreht werden. So wird die Richtung bestimmt, aus der ein empfangenes Funksignal kommt (Eigenpeilung). Links im Bild eine Hälfte des vorderen Propellers.
Oben rechts:  Der "Finger Gottes" im Mai 2010, aufgenommen von Bord eines Kreuzfahrtschiffes.

*Benutzte Quellen:
"Nauticus 1940" und "Nauticus 1938", Verlag Mittler und Sohn
Arnold Kludas, 1991 "Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd  1857 - 1970", Bechtermünz Verlag,  ISBN 3-86047-262-3
Paul Kuntze, 1939: "Volk und Seefahrt"
Fritz Trenkle, 1989: "Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945", Band I "Die ersten 40 Jahre", Hüthig Verlag ISBN 3-7785-1952-2
Fritz Trenkle, 1982: "Die deutschen Funkpeil- und Horch-Verfahren bis 1945", AEG-Telefunken Aktiengesellschaft, ISBN 3-87087-129-6
DEBEG 1986 "75 Jahre DEBEG"  und  DEBEG 1936 "25 Jahre DEBEG" 
Bildnachweis:

Bild 1 und Bild 5  Quelle: Debeg  in "75 Jahre Debeg" (1986) Seite 25 (Urheber dort nicht genannt)
Bild 2, Bild 3 und Bild 4  Quelle: Telefunken in "Telefunken-Zeitung" Nr. 65 (1933) Seiten 53 und 54 (Mit freundl. Genehmigung des DTM Berlin im Sept. 2009)
Bild 6  Quelle: Deutsche Lufthansa in "Volk und Seefahrt" (Paul Kuntze, 1939)
Bild 7, Bild 8 und Bild 9: NDR-Fernsehen in "Die Dinosaurier der Luftfahrt" (2000)
Bild 10  Quelle: Debeg  in "25 Jahre Debeg" (1936) Seite 35 (Urheber dort nicht genannt)
Bild 11  Urheber gem. §7 Urh.G.: Ina Heim, Berne  (Mit freundl. Genehmigung 2010)
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Version:19-Jan-08 / Rev.: 08-Oct-09 / 22-May-11/ 27-Jul-11 / HBu