Misheard - Falsch verstanden
Aus dem Magazin „As The Broadcaster Sees It“, 1925 - Übersetzung: Rolf Marschner DL9CM

Kurz nach 5:00 Uhr am Morgen des 17. November 1924 steckte, von Niemandem gesehen, ein Dampfschiff mit unbekanntem Namen seine Nase in die Gewässer des New Yorker Hafens und rief mit seinem Funksender eine Landstation. Das Rufzeichen mit dem es seinen Anruf beendete war SWS, eine Kombination, die, änderte man nur einen Punkt in einen Strich, sich in das Notzeichen SOS verwandelte. In das internationale Notzeichen, das Vorrang hat vor allen anderen  Aussendungen im Äther an Land und auf See.
Ob es nun ein leichter Stotterer im Anruf des Schiffsfunkers war oder eine Ungenauigkeit der sonst aufmerksam hörenden Funker der Brooklyn Navy Yard/NAH ist nicht bekannt. Fest steht, daß das SWS als SOS gehört wurde.
NAH schmetterte ein QRT heraus, was im Funkkauderwelsch eine Aufforderung an alle bedeutet, jegliche Aussendungen sofort oder noch schneller einzustellen. Um 5:15 Uhr gingen mitten in ihren Jazz-Sendungen, ihren Marktberichten und Ihren Interviews mit berühmten Alkoholschmugglern, alle Rundfunkstationen aus der Luft. Ein Mantel der Stille hing über dem Hafen. Tausende von Telefonen wurden an Blumenkohlohren gepresst und Millionen von Gehörnerven lauschten gespannt, um zu hören, welches Schiff wo sinkt. 
Die Ungewißheit wurde unterbrochen, als der Dampfer anfing zu pfeiffen, und meldete, daß alles in Ordnung und sein Anruf im Äther kein SOS-Signal gewesen sei. NAH zog sich sofort aus der Szene zurück, um 5:21 Uhr wurde der allgemeine Funkverkehr wieder aufgenommen. 
SWS war - laut Aufzeichnungen - das Rufzeichen des griechischen Dampfers „Chelatros“.
Man schrieb an den griechischen König und fragte ihn, ob er nicht weniger bedenkliche Kombinationen von Buchstaben für die Rufzeichen seiner Handelsflotte finden könne. SGS, SMS oder SWS und einige Andere seien denkbar ungeeignet.
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Version: 27-Jan-05 / HBu