Der Panamákanal
Geographie, Beschaffenheit, Konstruktion und Zukunft
Fotos: Marianne Busch und PanCan-Behörde  - Bericht © 1999: Heinrich Busch, Berne

Geographie
Der Panamákanal verbindet den Atlantik mit dem Pazifischen Ozean durch den Isthmus von Panamá. Der Kanal verläuft von Cristóbal an der Bucht von Limón, einem Meeresarm des Karibischen Meeres, nach Balboa am Golf von Panamá. Er ist zwischen den Einfahrten 81,6 Kilometer lang, seine Mindesttiefe beträgt 12,5 Meter. Die Sohle des Kanals ist zwischen 90 und 300 Meter breit. Die drei Schleusenanlagen des Kanals, bei Gatun, Pedro Miguel und Miraflores, ermöglichen die Überwindung eines Höhenunterschiedes von 26 Metern. Die Fahrt durch den Panamákanal dauert 14 bis 16 Stunden.
1995 passierten über 13 000 Handelsschiffe den Kanal und beförderten mehr als 198 Millionen Tonnen Frachtgut: Damit hat der Kanal seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Befördert werden vom Atlantik zum Pazifik vor allem Erdöl, Steinkohle, Agrarprodukte und Erze, umgekehrt hauptsächlich Erze, Bananen und Metalle. Gemessen am Warenwert wird circa ein Prozent des Welthandels über den Panamákanal abgewickelt.
Grafik links: Höhenprofil des Panamakanals
Er erspart Schiffen von der amerikanischen Ostküste und Europa die Route über das Kap Hoorn an die amerikanische Ostküste und nach Ostasien. Der Seeweg von New York nach San Francisco wird durch den Panamákanal z.B. um über 15 000 Kilometer verkürzt.
Gatun-SchleuseCristobalMadden-Staudamm
Gatun-SeeGaillard Cut
Pedro Miguel- und Miraflores SchleusePanama City
Balboa und Kanal-Ausfahrt
Gesamtansicht des Kanals
(Erklärungen unter dem Mauszeiger)
Die 3 Kammern der Gatun-Schleusenanlage
Beschaffenheit
Die Zufahrt zum Kanal besteht am Atlantischen Ozean aus einer 7,2 Kilometer langen, ausgebaggerten Fahrrinne. Der erste Kanalabschnitt hat eine Länge von 11,1 Kilometern und endet mit einer geringen Richtungsänderung nach Westen vor den Schleusenanlagen von Gatun. In drei Kammern werden die Schiffe 26 Meter, bis zur Höhe des Gatunsees, gehoben. Der See entstand beim Aufstauen des Chagres durch den Gatundamm, der an die Schleusen angrenzt. Die Schleusen von Gatun gehen direkt ineinander über und sind wie alle anderen als Doppelschleusen gebaut, so dass ein Schiff gehoben und das andere gesenkt werden kann. Alle Schleusenkammern am Panamákanal haben eine Länge von 305 Metern und eine Breite von 33,5 Metern. Nach den Gatunschleusen verläuft der
Kanal in südlicher und südöstlicher Richtung durch den Gatunsee bis zum Anschluss an den Gaillard Cut, einem 13 Kilometer langen Kanalabschnitt, der im Bereich der kontinentalen Wasserscheide (93 Meter über dem Meeresspiegel) angelegt ist.
Am Ende des Gaillard Cut befindet sich die Schleuse Pedro Miguel mit einem Höhenunterschied von 9,4 Metern. Sie grenzt an den Mirafloressee, der 16,8 Meter über dem Meeresspiegel des Pazifischen Ozeans liegt. Der Kanal verläuft auf einer Strecke von 2,1 Kilometern durch den Mirafloressee und endet an den zwei Schleusenkammern von Miraflores. Diese Schleusen senken die Schiffe auf die Gezeitenhöhe des Pazifischen Ozeans.

Foto links: 
Schiff im Gaillard Cut

Der nächste Kanalabschnitt ist vier Kilometer lang und führt nach Balboa am Golf von Panamá. Von da erstreckt sich eine fast acht Kilometer lange, künstlich vertiefte Fahrrinne in die Bucht hinaus. 
Zum Kanal wurden folgende ergänzende Bauten geschaffen: der Maddendamm am Chagres, dessen Stausee den Wasserstand des Gatunsees während der Trockenzeit ausgleicht; Wellenbrecher, um die Fahrrinnen am jeweiligen Ende des Kanals zu schützen; Wasserkraftwerke am Gatun- und Maddendamm und die Panamá Railway, die von Colón am Atlantischen Ozean 76,6 Kilometer weit bis zur Stadt Panamá am Pazifischen Ozean fährt.

Vorn die Miraflores-, hinten die Pedro Miguel-Schleuse
Konstruktion
1905 entschloss sich die Isthmian Canal Commission, einen Kanal mit Schleusen zu bauen. Dieser Plan wurde vom Kongress der Vereinigten Staaten im darauf folgenden Jahr genehmigt. Präsident Theodore Roosevelt stellte die Konstruktionsarbeit unter die Leitung des US Army Corps of Engineers. Die Konstruktion des Kanals gehört zu den größten Ingenieursleistungen aller Zeiten. Es wurde eine Bauzeit von zehn Jahren veranschlagt. Der Kanal wurde jedoch schon im Sommer 1914 in Betrieb genommen. Die Konstruktion brachte nicht nur Erdbewegungen mit einem geschätzten Volumen von 143 Millionen Kubikmetern mit sich, sondern erforderte auch eine Sanierung des gesamten Kanalgebiets, das von Moskitos, die Gelbfieber und Malaria verbreiteten, verseucht war. Schwierigkeiten ergaben sich bei den Ausführungsarbeiten durch die Verbreitung von Bodenerosionen am Kanalufer, insbesonders im Gaillard Cut. Das wiederholte Ausgraben nach solchen 
Erdrutschen ergab einen Mehraushub von 25 Prozent der geschätzten Erdbewegungen. Die endgültigen Kosten des Kanals betrugen 336 Millionen US-Dollar. Im Rahmen von Ausbauarbeiten zwischen 1962 und 1971 wurde u. a. der Gaillard Cut von 91 Meter auf 150 Meter verbreitert und auf 14,3 Meter vertieft. Seither ist im gesamten Panamákanal eine Durchfahrt in beiden Richtungen möglich.

Neuere Entwicklungen
1977 einigten sich die Vereinigten Staaten und Panamá, ihr Abkommen von 1903 durch zwei neue Verträge zu ersetzen. Diese Verträge gewährleisteten die Souveränität Panamás über die Kanalzone kurz nach deren Ratifizierung und die alleinige Aufsicht über den Kanal ab dem 1. Januar 2000. Sie überließen aber den Vereinigten Staaten das Recht, die Neutralität des Kanals noch bis zum Jahr 2000 zu verteidigen. Entlastet wurde der Kanal 1982 durch eine in Puerto Armuelles (im Nordwesten Panamás) in Betrieb genommene Erdölleitung zum Atlantik, durch die jährlich circa 1 500 Tankerdurchfahrten entfallen.
Aus Misstrauen gegenüber der panamáischen Kontrolle im Jahr 2000 und, weil der Kanal für über 60 Prozent der Welthandelsflotte (Schiffe mit über zwölf Meter Tiefgang) nicht mehr nutzbar ist, beschloss die Regierung Nicaraguas 1996 einen „trockenen“ Kanal zu bauen. Quer durch den mittelamerikanischen Staat soll, mit Containerhäfen an den Küsten, eine Eisenbahnlinie entstehen. Ebenfalls auf dem Isthmus von Panamá, unweit der Grenze zu Panamá im Nordosten des Landes, plant die kolumbianische Regierung den Bau einer Wasserstraße zwischen dem Atlantik und dem Pazifischen Ozean.
Zur Geschichte des Panama-Kanals


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Version: 11-dec-99 / HBu  Rev.: 11-Dec-04 / 13-Jun-11 / HBu